: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 8. September 2008

Empfehlung heute - Prima!

Seit Freitag sitze ich innerlich an einem Text über zur Schau getragenen Nachwuchs. Nicht die Softcoreversion im Netz, sondern das echte Kindergenutte im realen Leben. Das Guck mal ich habe jetzt auch einen Lebenszweck Getue. Die Natürlich könnte ich es auch zuhause lassen aber ich will ja auch dass wirklich jeder der es schon aus anderen Quellen gehört hat auch wirklich wirtklich mitbekommt Nummer. Und der Ich weiss genau was Du denkst aber das ist nicht der Platz und die Zeit es auszusprechen Anspruch. Die Sex ist jetzt endlich nicht mehr so wichtig Ausrede und die Mutter sein ist wirklich toll und war eigentlich schon immer mein Ziel Angeberei. Übersetzt: Früher war ich nur unreif und asexuell aber heute wird bei uns zuhause gebrüllt und es gibt Kotspiele.

Ich sitze also an einem brettharten Hasstext und weiss auch, dass die Empfängerinnen das hier mitunter lesen, aber es fällt mir nichts ein, was einerseits adäquat und andererseits allgemein genug bliebe. Ausserdem möchte ich absolut nicht, dass jemand im Nachhinein denkt, es würde mir allzuviel ausmachen, wo doch alles und jeder wusste, dass es über kurz oder sehr kurz so kommen würde. Es ist nicht die Tatsache, es ist ihre Instrumentalisierung, es ist kein Gift, nur eine Verstimmung. Aber - dank Itha habe ich ein Mittel dagegen.

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Dienstag, 2. September 2008

Empfehlung heute - Der geendete Endkampf

Man kennt allgemein das Gedicht von Tucholsky, in dem mit Tigern gerungen und mit Löwen geschlafen wird, fressen aber tun einen die Läuse. Daran wird Marx wohl gedacht haben, als er ausgerechnet wegen drittklassiger Dienstleistungen Hegel in wichtigen philosophischen Streitpunkten Zugeständnisse machen musste, wie Modeste zu berichten weiss.

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Sonntag, 31. August 2008

Empfehlung heute etwas länger

Es gibt heute eine etwas seltsam anmutende Tendenz bei vielen, sich von der Familie in Allem loszusagen. Komischerweise auch bei jenen, die im Gegensatz zu mir alles andere als Kinderhasser sind, also antreten, die Fehler vergangener Generationen zugunsten neuer Untaten zu umgehen. Ich finde Familie im Grossen und Ganzen a) undvermeidlich und deshalb b) dazu angetan, das Beste daraus zu machen. Was bedeutet, dass man eben nicht in Bausch und Bogen alles ablehnen sollte, was früher einmal gemacht wurde. Ich gebe zu: In meiner Kindheit hätte es mit Bonanzarädern und Panninibildern auch etwas Cooleres gegeben, als an den M.-Schwestern das perfekte Tischdecken zu üben. "Kleiner Cavalier" genannt zu werden galt unter meinen Altersgenossen absolut nicht als Privileg, und manche von denen haben tatsächlich auch alles vergessen und fressen heute wieder wie - nun.

Heute jedoch verstauben die Fussballeralben im Speicher, und die minderwertigen Bonanzaräder sind als typische Vertreter der frühen Clobalisierung auf den Müll gewandert, wie es üblich war in der Zeit, als ein widerliches Möbelhaus eines Naziunterstützers noch mit der Auffassung "Benutze es und wirf es weg" reüssieren konnte. Familie, das lernen wir daraus, ist erheblich langlebiger als Trends, zäher als Moden und in der ein oder anderen Art auch in uns drin. Familie ist wie Judentum: Man kann sie ablehnen, aber nicht davonlaufen. Und ich denke, dass man sich, so sie nicht allzu schlimm ist und aus zu vielen Politikern, Lobbyisten, rechtsextremen Bloggern, Kurienkardinälen, Werbern und anderen Wendepunkten der menschlichen Entwicklung besteht, damit - arrangieren sollte.

In meinem Fall muss ich halt damit leben, dass ich gefragt werde, wieso ich des Sonntags nicht im Wald Tiere abknalle wie mein Grossvater, und anderes, was den Erwartungshaltungen der Umwelt entspricht. Auf der anderen Seite habe ich das Glück, nebenbei zwei alte Familientätigkeiten am Leben erhalten zu können: Die der Bäcker und Vermieter; zwei Professionen, von denen ich denke, dass sie in meinem Blute sind und die mir wirklich Freude bereiten - unter anderem dann, wenn ich den Subjekten der Vermietung die Objekte meiner Backrohrbemühungen reiche, wie das nun mal üblich ist. Es sind zwei ursprüngliche Professionen, die die Welt immer brauchen wird, denn nie wird sich jeder selbst eine Behausung erbauen, und immer weniger Menschen verstehen sich auf den Umgang mit Gasherd und Backrohr. Man muss nur mal schauen, wie viele Leute heutzutage 2 Euro - 4 Mark! - für ein lumpiges Stück Zwetschgendatschi bezahlen, das selbst gemacht 10 Cent kostet, wenn man den richtigen Baum an der richtigen Strasse kennt. (Die Familengeschichte erzählt nichts von Strauchdieben, aber ich tippe hier auf eine unvollständige Überlieferung)



Ich bin also in der angenehmen Lage, angesichts des Sonnenunterganges auf der Dachterasse mir über den Fortbestand meines Tuns keine Sorgen machen zu müssen. Neben den Massenmärkten, den Verwaltungsgesellschaften und optimierten Immobilien wird es immer welche geben, die es anders wollen. Und nachdem das alles auch in einer pittoresken Altstadt spielt, die hierzulande ein Vorreiter bei der Gentrifizierung ist und mit Denkmalschutz-AFA Preise wie in besseren Münchner Lagen nimmt -

bin ich der Meinung, dass es sowas wie eine Denkmalschutz-AFA auch für historische Handwerker geben sollte. Es gibt Derartiges in Deutschland indirekt beim Thema automobiles Kulturgut, mit dem 30 Jahre alte Dreckschleudern ohne Katalysator im Betrieb billiger als jedes moderne Fahrzeug werden, was ein Heer von Schraubern, Sattlern und Schweissern Auskommen und Kundschaft sichert. Instrumentenbau ist so ein Thema, bei dem ich gerne den Staat helfend sehen möchte. Tendenziell wäre ich auch nicht dagegen, wenn man auf Glotzen aus Fernost 10% Deppensteuer erhöbe, die sich angesichts von 9live und Ähnlichem prima begründen liesse, und das Geld zur Unterstützung von hochwertigen High-End-Produkten im Bereich Audio und Buch verwendete. Es gibt in diesem Land zu viele dumme Gaffer und zu wenige, die sich auf Hören und Lesen verstehen, und wenn Raucher Steuer für ihre Lungenkrankheit zahlen, sollen bitte auch Dauerglotzer die Folgekosten für ihre Verblödung zumindest teilweise selbst tragen. Es kann ja wohl nicht sein, dass der Buchdruck in Deutschland verschwindet und Leute, die Wannen voller Geld und kostenlose Klingeltöne versprechen, Gewinne machen.



Für manche mag das alles wenig liberal klingen, und das ist es wohl auch nicht. Manche werden sagen, dass die Zeiten so sind, und dass man nicht zurück kann in das Mittelalter. Dass man so etwas hinnehmen muss als Randerscheinung eines Fortschritts, höre ich von Zynikern, ein Fortschritt, der immerhin auch Typhus und spanische Grippe ausgerottet hat, damit wir später alle an Altersdemenz verdämmern. Was aber, möchte ich entgegnen, bringt der Liberalismus, wenn er jede Freiheit bringt ausser der, sich für das Gute zu entscheiden? Jeden Dreck gibt es in tausendfacher Ausführung mit unterschiedlichem Branding. Es wird einem so leicht gemacht, anzurufen, anzuklicken und sich betrügen zu lassen, und so schwer, das Gute unter all dem Müll noch zu finden.

Und deshalb habe ich grosse Hochachtung vor denen, die das Gute bewahren und sich bemühen, es dem Vergessen zu entreissen. Über einen davon, den Druckereyblogger, bin ich jetzt auf das Tagebuch eines Bleisetzers gestossen, das leider keine Permalinks hat, weshalb ich hier auch zum Scrollen raten möchte, bis hinab zum Holzkajak. Ich denke, wenn ich so ein Holzboot hätte, und dann auf dem See ein schön gedrucktes Buch lesen könnte, wäre ich sehr, sehr zufrieden, zumal wenn ich wüsste, dass es mit Strafzöllen für Verdummungsleistungen subventioniert wurde. Auch könnte ich mir 2 Stunden Sozialdienst für jede Stunde Mitarbeit bei Zoomer.de als segensreich für unsere Gesellschaft vorstellen, wenn wir schon dabei sind.

Geschrieben, das sei hier noch erwähnt, zur Musik der CD Boccherini Madrid mit der Cellistin Ophelie Gaillard und Sandrine Piau, die ich gerne verlinken würde, aber so gut die Aufnahme ist, so miserabel ist die Website von naive.fr.

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Freitag, 29. August 2008

Empfehlung heute - Stalins Fünfjahresplan vs. Honeckers Planwirtschaft

und zwar in der kapitalistischen Version: In der instabilen Diktatur Pakistan, wo vor kurzem bürgerkriegsähnliche Zustände vor der Börse herrschten, legt man quasi schon vorher fest, mit welcher Geschwindigkeit und in welche Richtung Börsenwerte steigen müssen. Unter Stalin nannte man sowas den Fünfjahresplan.

Unter Honecker musste bekanntlich Franz Josef Strauss der chronisch illiquiden DDR Kredite zuschieben lassen, mit denen dann ein Wirtschaftswachstum erfälscht wurde, obwohl der Staat wirtschaftlich am Ende war, um so die Genossen bei der Stange zu halten. Amerikanische Banken und Institutionen betteln heute in China und Mittelasien, das Land ist vollkommen überschuldet, und mit Einbeziehung der exzessiven Staatsverschwendung, Haldenproduktion und Inflationstricks erfinden Beamte der Bush-Administration vor der Wahl ein solides Wirtschaftswachtum.

Der Kampf der Systeme ist vorbei, statt dessen heisst vom Kommunismus lernen überleben lernen, zumindest für ein paar Wochen oder Monate. (Und über den Unwillen der Medien, solche Zahlen zu hinterfragen, sage ich jetzt mal lieber nichts)

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Mittwoch, 27. August 2008

Empfehlung heute - Rekonstruktionsprobleme

Es gibt Leute, die die meinung vertreten, dass man historische bausubstanz genauso neu hinklatschen kann, wie jedes neue Einfamilienhaus. Bei Schlossdebatte kann man in einem vorzüglichen Interview nachlesen, warum das absolut nicht so ist - und ich darf hinzufügen, dass die gleichen Probleme auch entstünden, wollte man heute generell so bauen wie im Barock.

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Dienstag, 26. August 2008

Empfehlung heute - Sicherer Boden

Ich bin inzwischen so weit, dass ich gar keinem mehr traue. Es sind ganz schlechte Zeiten für Vertrauen. Ich würde nichts kaufen, was man nicht anfassen und selbst überprüfen kann. Itha jedoch hat sich mal diverse börsennotierten Immobilienunternehmen und Wertpapiere angeschaut und die Besseren von den nicht Besseren - um das mal vorsichtig zu formulieren - getrennt. (Bei British Land jedoch wäre ich mehr als nur vorsichtig, egal welche Dividende die bieten. Allein schon wegen der Währungsrisiken des britischen Pfundes.)

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Montag, 25. August 2008

Empfehlung heute - Etwas bleibt

an oder besser auf oder noch besser letztlich dann doch nicht auf Patois zurück.

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Sonntag, 24. August 2008

Empfehlung heute - Nike ist das neue Yahoo

In der Residenz in München werden momentan Tapisserien des 18. Jahrhunderts ausgestellt, die die damalige Sicht des unaufgeklärten Bayern, so eine Art theokratische Gewaltdiktatur, auf ein für diese Staatraison idealisiertes China zum Thema haben. Es ist nicht das China der Philosophen, das die Aufklärer ebenso fälschlich erkennen wollten, sondern eine dreckige Diktatur absolutistischer Prägung, die Unterdrückung und Ungleichheit als zentraken Bestandteil der Machtrepräsentation begreift. Dieses China ist, was bayerische Despoten gerne gewesen wären:



Man sollte denken, dass solche Zeiten zumindest bei uns im Westen so halbwegs vorbei sind, aber der Sportartikelhersteller Nike scheint, wie der Werbeblogger berichtet, immer noch ein grosser Fan solcher Massnahmen zu sein - und davon zu profitieren, dass das heute China exakt so ein dreckiges Mörderregime ist, wie es bayerischen Potentaten gefallen hätte. Als nämlich ein chinesischer Werbepartner von Nike nicht zu seinem Hürdenlauf antrat und Spekulationen aufkamen, es könnte sich dabei um eine Schiebung zugunsten von Nike handeln, die ihren Mann nicht als Verlierer sehen wollten, schaltete Nike die chinesischen Machthaber ein. Und die reagierten prompt. Nike sagt zu den von ihnen in Auftrag gegebenen Repressionen:
We have immediately asked relevant government departments to investigate those that started the rumour. (…) We want to act to protect our brand reputation in the same way as any corporation would want to if people were posting or writing false accusations. This isn’t about a debate on freedom of speech. It’s simply helping us to identify the person who posted it.
Was man halt so von einer Firma erwarten kann, deren Schuhe unter anderem in Indonesien von Kindern genäht werden, für 19 Cent Stundenlohn.

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Freitag, 22. August 2008

Empfehlung heute - Wieder was gelernt

Internet macht klug. Heute noch vor dem Frühstück ein neues englischer Wort gelernt, dem eine grosse Karriere bevorsteht: Foreclosure Prevention and Resource Fair. Privatinsolvenzvermeidungsmesse.



Es geht mir gut. Oder anders: Mir - geht es gut. Noch. Vermutlich ziemlich lange sogar. Aber ich darf nicht zuviel darüber nachdenken, wie schmal die sichere Seite des Lebens geworden ist, und wo es gerade weiterbröckelt, siehe HochTief und deren fragwürdige Zerschläger. Nach dem Motto, wenn man als Hypeabzocker in Spanien schon verdienstermassen in der eigenen Krise ersäuft, kann man wenigstens noch in Deutschland ein paar Anständige krepieren lassen.

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Donnerstag, 21. August 2008

Empfehlung heute - Lehman nach Asien verschleudern

Ich melde mich so gut wie nie irgendwo an. Ich habe keine Lust, bei irgendwas Mitglied zu sein, Ziel für Werbung zu werden oder Teil einer Gemeinschaft von Klickinkontinenten. Heute Nacht habe ich mich seit langer Zeit wieder bei einer Website angemeldet, und zwar bei der Financial Times - wegen dieses Berichts. Der besagt nicht weniger, als dass sich die Investmentbank Lehman Anfangs dieses Monats zur Hälfte an einen südkoreanischen oder chinesischen Staatsfonds verkaufen wollte. Beiden Fonds war der Kaufpreis - 50% über dem Buchwert - dann doch zu hoch. Und so muss Lehman weiter suchen, und man kann abwarten, wann der Buchwert nach immer neuen Abschreibungen Null erreicht - ich würde meinen, dass Lehman nach diesen Verzweiflungstaten spätestens bis Ende September etwas ganz Unschönes zustösst.



Wie man oben sieht, habe ich übrigens den Header gegen ein Bild ausgetauscht, das jemandem beim Verwalten seiner Edelmetallbesitztümer zeigt. Und nachdem Lehman auf dem Schmerzensweg nur vorankriecht, ist es gar nicht so dumm, sich an Beständigeres als an Bankaktien zu halten. Es muss sehr, sehr schlimm sein, wenn sich eine Firma wie Lehman zum asiatischen Sklaven macht. Schlimmer, als irgendjemand in den Banken bislang zuzugeben bereit ist.

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