Samstag, 16. Juni 2007
Der west-nord-süd-östliche Diwan für Klimakatastrophe und die angeschlossene Dachterasse
Reisen bildet bekanntlich, und zwar Bauchansatz und Vorurteile. Meistens. Aber mitunter findet man auch etwas, das einen verblüfft, und dann nimmt man es mit und nutzt es daheim. Ich meine jetzt weniger die Holzmorgenstern, die mir meine Eltern einmal im Urlaub im damaligen Jugoslawien kauften, wenngleich ich mich mittlerweise frage, wo der eigentlich ist, weil ich dank der Bloggerei dreckige Schnüffelschwei, sondern Dinge, die dem täglichen Leben dienen und angesichts der Klimaverschiebung auch bei uns hilfreich sind. Überhaupt ist mein Leben aus den Trümmern und Spolien der vielen Reisen zusammengesetzt.
Die Teekanne kommt von einem weitgereisten Herrn, der sie mir in Berlin vermachte, die Silberschale wollte einer in Belgien nicht mehr haben, den Salzstreuer brachte ein Amerikaner von der Ostküste mit, das Teegeschirr verdanke ich der Ahnungslosigkeit einer nicht proletarischen Berliner Erbenfamilie, der weg der englischen Teller zu einem völlig heruntergekommenen Flohmarkt an der Donau ist mir bis heute nicht erklärlich, die Barockgabel stammt aus Polen, das geschliffene Glas aus Böhmen, den Bugholzstuhl von J.&J. Kohn habe ich in Wien in der schlehten, bösen, nicht ganz so alten Zeit des blauschwarzen Regimes gefunden, und die Karaffe im Weinkühler stammt von der Feira da Ladra in Lissabon.
Bleiben noch Hut, Fächer und Weinkühler. Der Hut war eine Nebenentdeckung in Vallegio sul Mincio, wo ich eigentlich eine Roadsterkappe kaufen wollte. Aber der Strohhut war nun mal da, sah gut aus und passte. Und ich frage mich inzwischen ernsthaft, wie ich es eigentlich auf der Dachterasse ohne Strohhut ausgehalten habe. Ebenfalls sinnvoll, und früher völlig ausserhalb meiner Vorstellungswelt, war ein Fächer. Wozu ein Fächer? Nun, der kommende Rekordsommer wird das erklären. Gekauft habe ich ihn in Verona auf Anraten der Copilotin an einem Tag mit lässigen 37 Grad. Im Schatten. Was es im sommerlichen Verona praktisch nicht gibt. Aber dafür Fächer. Höchst sinnvoll in der brutenden Mittagshitze. Momentan ist es hier so heiss, dass es mich an Kindertage in Sizilien erinnert. Gestern war es noch kalt, heute knacken hier schon wieder die Balken unter dem glühenden Kupferblech.
Und dann ist da noch der Weinkühler. Ein Mitbringsel aus Kloster Eberbach am Rhein. Die haben noch welche von ihrer 850-Jahr-Feier, und aus einer Laune heraus kaufte ich ihn. Das Prinzip ist denkbar einfach: Mit Wasser füllen, der Ton zieht sich voll, ausleeren, dann tritt das Wasser wieder aus und sorgt an der Innenwand für Verdunstungskälte. Extrem praktisch, und energiesparend. Die altrömische Antwort auf die amerikanische Eismaschinen. Man kann auch Wasserkaraffen darin kühlen.
Vor ein paar Wochen hätte ich mich noch über Fächer und Weinkühler gewundert, aber sehen wir den Fakten ins Auge: Wir alle werden schmoren. Ich dank meiner levantinischen Gene weniger als die blassen Nordlichter, doch ob das noch eine grosse Rolle spielen wird, ist fraglich. Aber wenn wir schon selbstverschuldet das Schicksal der Spanferkel am Grill teilen, dann wenigstens mit alteuropäischer Linderung.
Am Rande: Zum ersten Mal heute wieder genug Zeit gehabt, durch die Altstadt zu spazieren. Völlig erschlagen von der Schönheit. Dann noch einer koreanischen Reisegruppe, die den Stadtpalast ablichtete, etwas vom Hausgeist (weisse Frau) erzählt. Dadurch auf das Gruppenphoto vor dem Weinstock gekommen. Reisen bildet einen selbst und andere.
Die Teekanne kommt von einem weitgereisten Herrn, der sie mir in Berlin vermachte, die Silberschale wollte einer in Belgien nicht mehr haben, den Salzstreuer brachte ein Amerikaner von der Ostküste mit, das Teegeschirr verdanke ich der Ahnungslosigkeit einer nicht proletarischen Berliner Erbenfamilie, der weg der englischen Teller zu einem völlig heruntergekommenen Flohmarkt an der Donau ist mir bis heute nicht erklärlich, die Barockgabel stammt aus Polen, das geschliffene Glas aus Böhmen, den Bugholzstuhl von J.&J. Kohn habe ich in Wien in der schlehten, bösen, nicht ganz so alten Zeit des blauschwarzen Regimes gefunden, und die Karaffe im Weinkühler stammt von der Feira da Ladra in Lissabon.
Bleiben noch Hut, Fächer und Weinkühler. Der Hut war eine Nebenentdeckung in Vallegio sul Mincio, wo ich eigentlich eine Roadsterkappe kaufen wollte. Aber der Strohhut war nun mal da, sah gut aus und passte. Und ich frage mich inzwischen ernsthaft, wie ich es eigentlich auf der Dachterasse ohne Strohhut ausgehalten habe. Ebenfalls sinnvoll, und früher völlig ausserhalb meiner Vorstellungswelt, war ein Fächer. Wozu ein Fächer? Nun, der kommende Rekordsommer wird das erklären. Gekauft habe ich ihn in Verona auf Anraten der Copilotin an einem Tag mit lässigen 37 Grad. Im Schatten. Was es im sommerlichen Verona praktisch nicht gibt. Aber dafür Fächer. Höchst sinnvoll in der brutenden Mittagshitze. Momentan ist es hier so heiss, dass es mich an Kindertage in Sizilien erinnert. Gestern war es noch kalt, heute knacken hier schon wieder die Balken unter dem glühenden Kupferblech.
Und dann ist da noch der Weinkühler. Ein Mitbringsel aus Kloster Eberbach am Rhein. Die haben noch welche von ihrer 850-Jahr-Feier, und aus einer Laune heraus kaufte ich ihn. Das Prinzip ist denkbar einfach: Mit Wasser füllen, der Ton zieht sich voll, ausleeren, dann tritt das Wasser wieder aus und sorgt an der Innenwand für Verdunstungskälte. Extrem praktisch, und energiesparend. Die altrömische Antwort auf die amerikanische Eismaschinen. Man kann auch Wasserkaraffen darin kühlen.
Vor ein paar Wochen hätte ich mich noch über Fächer und Weinkühler gewundert, aber sehen wir den Fakten ins Auge: Wir alle werden schmoren. Ich dank meiner levantinischen Gene weniger als die blassen Nordlichter, doch ob das noch eine grosse Rolle spielen wird, ist fraglich. Aber wenn wir schon selbstverschuldet das Schicksal der Spanferkel am Grill teilen, dann wenigstens mit alteuropäischer Linderung.
Am Rande: Zum ersten Mal heute wieder genug Zeit gehabt, durch die Altstadt zu spazieren. Völlig erschlagen von der Schönheit. Dann noch einer koreanischen Reisegruppe, die den Stadtpalast ablichtete, etwas vom Hausgeist (weisse Frau) erzählt. Dadurch auf das Gruppenphoto vor dem Weinstock gekommen. Reisen bildet einen selbst und andere.
donalphons, 22:12h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 9. Juni 2007
Ach Du heiliges Kanonenrohr
Sollte es einen Himmel für atheistische Hebräer geben, dann müsste er eine Buchhandlung haben. Eine gigantische Buchhandlung mit Säulen und mehr als 10 Meter hohen Regalen und Leitern und es müsste voll sein mit drallen Himmelsbewohnerinnen und einer schier unendlichen Auswahl.
An deutschsprachigen Büchern. Die hier in Maastricht sind glücklicherweise auf Niederländisch. Sonst wäre ich beim Eintritt in diese in einer Dominikanerkirche eingebaute Buchhandlung tot umgefallen, und ein paar Kommerzratten hätten was zu lachen gehabt.
Aber hey, Maastricht, das hat jede meiner Erwartungen weit, weit übertroffen. Aber hallo.
An deutschsprachigen Büchern. Die hier in Maastricht sind glücklicherweise auf Niederländisch. Sonst wäre ich beim Eintritt in diese in einer Dominikanerkirche eingebaute Buchhandlung tot umgefallen, und ein paar Kommerzratten hätten was zu lachen gehabt.
Aber hey, Maastricht, das hat jede meiner Erwartungen weit, weit übertroffen. Aber hallo.
donalphons, 22:20h
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Ueber die Grenze
Ich werde immer erstaunt sein, wie klein dieses Holland und alles darin ist. Wie eine Puppenstube, oder eine Modelleisenbahn.
Edit: Ich mag dieses Land. Zumindest die limburgische Ecke, in der ich bin. Klein und fein.
Edit: Ich mag dieses Land. Zumindest die limburgische Ecke, in der ich bin. Klein und fein.
donalphons, 12:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 8. Juni 2007
Noch ein Reiseblog
unter anderem von Thomas Knüwer findet sich hier. Na dann, alles Gute für unterwegs.
donalphons, 05:11h
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Mittwoch, 6. Juni 2007
Altes vom unaufgeklärten Despotismus
Er hatte zweifellos früher die schöneren Gitter, Zäune und Sicherungsmassnahmen.
Und er hatte da, wo das Merkel heute die Grüssaugustine darstellen will, auch Figuren, die man ohne grössere Debatten als Frauen am Portal erkennen kann.
Und er hatte da, wo das Merkel heute die Grüssaugustine darstellen will, auch Figuren, die man ohne grössere Debatten als Frauen am Portal erkennen kann.
donalphons, 14:01h
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Samstag, 2. Juni 2007
Reale Geschwindigkeit
Nachdem ich heute gezwungenermassen mit einem Haifisch einen Termin ausserhalb hatte und wir sein Auto nahmen, das zwischenzitlich bei schwerem Regen weniger als 10 Meter von einem vor uns auch schon mit 160 rasenden BMW entfernt war, bevor ich dann wirklich "BREMS!" schrie und mir der Haifisch eröffnete, dass es gut sei, wenn ich etwas sagte, denn er habe seine Kontaktlinsen nicht drinnen und sehe kaum was -
nachdem ich heute also einen Haufen verbale Kündigungsgründe in hässlicher Landschaft los geworden bin, erscheint es mir richtig und angemessen, nochmal auf mein Verhältnis zu Geschwindigkeit und Automobilnutzung unter Berücksichtigung von Wägen hinzuweisen, denen dankenswerterweise trotz traumhaften Aussehens bei 140 die Puste ausgeht. Ich bin für Tempolimit 120 auf der Autobahn und 90 auf der Landstrasse ohne Gnade und falsche Rücksicht auf Raser.
nachdem ich heute also einen Haufen verbale Kündigungsgründe in hässlicher Landschaft los geworden bin, erscheint es mir richtig und angemessen, nochmal auf mein Verhältnis zu Geschwindigkeit und Automobilnutzung unter Berücksichtigung von Wägen hinzuweisen, denen dankenswerterweise trotz traumhaften Aussehens bei 140 die Puste ausgeht. Ich bin für Tempolimit 120 auf der Autobahn und 90 auf der Landstrasse ohne Gnade und falsche Rücksicht auf Raser.
donalphons, 19:45h
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Dienstag, 29. Mai 2007
Asien, mal wieder
Mit einer gewissen Regelmässigkeit, die manchen inzwischen auch auffällt, schreibe ich hier nicht allzu nette Dinge über das heutige Asien, seine Mentalitäten und seine Produkte. Tatsächlich erscheint mir dieser ferne Kontinent noch weniger bereisenswert als der tiefste Balkan vor, in und um Wien, und das, obwohl es dort weitaus weniger Antisemiten, kaum mehr als 1,5 Millionen, gibt. Auch erscheint mir Berlin an die Russen verkaufbar, doch beim Gedanken, es als Give Away zum Transrapid an Peking zu verschenken, kommen mir doch gewisse Zweifel.
Kurz, obwohl meine Wohnung voller alter Asiatika ist und ich gerade süchtig bin nach Imariporzellan, Khmerbronzen und japanischen Seidenmalereien, wird der Kontinent der Fälscher, der fehlenden Qualität und der Geschichtslosigkeit, der ich letztlich meinen hierzulande verschleuderten Besitz an Altem verdanke, in seiner aktuellen Form nicht wirklich laut bejubelt. Doch auch ich habe meine schwachen Momente, und einen hatte ich in Verona, als die Copilotin, wissend um mein Ziel, mir zurief: Asiatin auf 11 Uhr voraus! - und es war ein echtes Prachtexemplar, eine todesverachtende Schönheit, deren Realitätsverleugnung und Willen zur Rettung unserer Kultur ich hier im GT-Blog ein Denkmal setzen möchte.
Und unter all den 1400 Bildern, die ich in Italien in den letzten zwei Wochen gemacht habe, unter all den Kunstschätzen, Ferraris und Landschaften, unter all den Schönheiten der Küche und der Mille Miglia enthält es das Bild, von dem ich sagen würde: Das ist es. Das ist das Bild, für das sich die ganze Reise allein schon gelohnt hat.
Kurz, obwohl meine Wohnung voller alter Asiatika ist und ich gerade süchtig bin nach Imariporzellan, Khmerbronzen und japanischen Seidenmalereien, wird der Kontinent der Fälscher, der fehlenden Qualität und der Geschichtslosigkeit, der ich letztlich meinen hierzulande verschleuderten Besitz an Altem verdanke, in seiner aktuellen Form nicht wirklich laut bejubelt. Doch auch ich habe meine schwachen Momente, und einen hatte ich in Verona, als die Copilotin, wissend um mein Ziel, mir zurief: Asiatin auf 11 Uhr voraus! - und es war ein echtes Prachtexemplar, eine todesverachtende Schönheit, deren Realitätsverleugnung und Willen zur Rettung unserer Kultur ich hier im GT-Blog ein Denkmal setzen möchte.
Und unter all den 1400 Bildern, die ich in Italien in den letzten zwei Wochen gemacht habe, unter all den Kunstschätzen, Ferraris und Landschaften, unter all den Schönheiten der Küche und der Mille Miglia enthält es das Bild, von dem ich sagen würde: Das ist es. Das ist das Bild, für das sich die ganze Reise allein schon gelohnt hat.
donalphons, 23:10h
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Dienstag, 22. Mai 2007
Urlaub
Dieses seltsame, doch delikate Gefühl, dass in diesem Moment Eric Rohmer seine Schauspieler für den nächsten Sommerfilm über die Gardesana zum See geschickt hat.
(Hier gepostet wegen Themenueberfluss im GTBLOG, heute unter anderem mit einer Leichenspeisenliste, Essen und mal wieder tollen Autos)
donalphons, 17:16h
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Sonntag, 20. Mai 2007
Arbeitsurlaub.
Man sollte Urlaub und Arbeit trennen. Es war nie eine glückliche Entscheidung, Leuten etwas vom Urlaub mitzubringen, und Tucholsky hat Schloss Gripsholm auch nicht daselbst geschrieben - die Prinzessin hätte ihm vermutlich etwas an den Kopf geworfen und Karlchen gefickt. So gesehen verdanken wir dieses Meisterwerk der Weltliteratur dem Umstand, dass es eine saubere Trennung gab zwischen Pflicht und Vergnügen. Vergnügen ist kann, Pflicht ist Muss. Mille Miglia ist diesmal ein Muss. Ich wäre gestern so oder so nach Modena gefahren, normalerweise des Spasses wegen, und ich hätte ein paar Bilder gemacht. So musste ich nach Modena fahren und ablichten, was Kamera und Licht hergab.
Grossbild
Grossbild
Da ging einiges. Oder auch nicht.
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Da ging einiges. Oder auch nicht.
donalphons, 18:26h
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Freitag, 18. Mai 2007
Mille Miglia
donalphons, 17:14h
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