: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 1. August 2011

Uneinig

Meine Erfahrung besagt ja, dass es gar nicht so leicht ist, grössere regionale Unterschiede zu unterbrücken. Sicher, der Preusse als ein solcher ist nicht zwingend niederträchtig wie der Bewohner von Neuburg an der Donau, aber doch: Die Unterschiede sind riesig. Allein schon bei der Sprache.

Der Mensch nördlich des Mains sagt nämlich Schtainpülz bis im hohen Norden in etwa ßteiinpiltz. Und wir in Bayern sagen Schdoahbuidsl. ßteiinpiltz und Schdoahbuidsl, ausser einen "i" gibt es für ein und die selbe Sache keine Gemeinsamkeit. Und während der ßteiinpiltz im Norden als Delikattes gilt, sind die Schdoahbuidsl in Bayern fast schon ein Unkraut, das in eine Tarte gefüllt wird, wei, statt der 150 Gramm Gorgonzola wurden es 250, und Schdoahbuidsl müssen schnell weg, sonst werden sie matschig:



Zu mehr hat es heute kaum gereicht. Sicher, draussen ist Sommer, aber der Tag war unplanbar zerhackt. Zwischendrin Silberputzen, Zeug abholen, Post verpassen. Ich habe nichts zu sagen, ausser: Mehr Steinpilze. Und Vorsicht bei den Neuburgern.

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Donnerstag, 28. Juli 2011

Sweet 16

Erstmals in Deutschland zugelassen im Juli1995.

Zweiter Motortod im Juli 2011.

Und, auch das sei gesagt, nach menschlichem Ermessen zum dritten mal Totalschaden. Zweimal der Motor, einmal ein Ford von hinten.

Aber wer mit einem nach menschlichem Ermessen vernünftigen Opel Astra Kombi in Rostrot auf der Überholspur dümpelt, hat nicht genug Zeit, sich über solche Petitessen Gedanken zu machen.



Jetzt, wo sie wieder 200 geht. Doch, doch, meinte der Schrauber, das können sie schon gleich machen. Na dann. Noch 14 Jahre bis zum Oldtimerstatus, und die kriegen wir auch noch locker rum.



Es war, als hätte man mir einen Arm abgehackt. Es ist, als wäre er wieder angewachsen.

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Mittwoch, 27. Juli 2011

Danke, DB

Als ich in den Zug eingsteigen bin, dachte ich noch: Naja, wenn es bei dem Betrag für die Reparatur bleibt, dann ist es so lala, weil, neue Kupplung und so. Dann schlief ich ein.

In Nürnberg, als ich eine halbe Stunde warten musste, waren alle Sitze krumm. Da dachte ich mir schon: Nicht billig, aber wieder Ledersitze! Dann kam diese Familie, deren Tochter neben mir McDonalds-Zeug, nun, ass. Und sich dabei netterweise in Ermangelung von Manieren von ihren Eltern abwandte. Und mir zuwandte. Hm, dachte ich, so teuer ist das wirklich nicht. Sie hatten der Tochter wirklich viel gekauft. Der Zug wurde später dann getrennt, und ich musste am Bahnsteig von Teil 1 zu Teil 2 laufen, weil bei der Bahn die Teile D-F vorne und A-C hinten sind. Ach, passt schon, achte ich mir, und überlegte, wieviel Trinkgeld ich gebe.

Einen kaputten Stuhl, eine Familie mit daddelnden Kindern, ein aus der Papiertütesandwichindenmundpresser und viel Aussicht auf die Gegenwartskunst deutscher Sprayer später ruckelte der Zug dann durch Ecken von Frabnkfurt, die sogar ein Frankfurter als scheusslich empfinden dürfte. Ich halte den Schrauber für den nettesten Menschen der Welt, und wenn es auch für einen Motoreinbau nicht ganz billig ist: Für mein Seelenheil war es ein Sonderangebot. Und hätte man mich in Frankfurt nicht mit einer Barchetta abgeholt, hätte ich gar mit der S-Bahn fahren müssen: Dann würde hier der schon lange fehlende Beitrag über Jens Best und seine vergeigte Hausknipserei stehen. So aber: Alles wird gut. Nur noch morgen nach Würzburg.

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Mittwoch, 27. Juli 2011

Was immer auch passiert

Augen schliessen, einen Moment an diesen Blick denken und erinner, dass einem das keiner nehmen kann.



Die Verdammten, das sind die anderen.

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Redividus

"Könnten Sie bitte mal das Telefon hinhalten?"

önönönön kchrrwr WRWRÄNGÄNGÄNGW RAAHAHAHAMMMMM.

In 48 Stunden habe ich sie wieder.

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Samstag, 23. Juli 2011

Es werden Wetten angenommen

für die nächste Eurokrise nach dieser erneuten, wievielten Rettung Griechenlands auch immer. Ich sage: Maximal vier Wochen, und ich tippe auf Probleme in Spanien oder Italien.

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Donnerstag, 21. Juli 2011

Einvernehmlich

Überraschend leicht geht die Kommode aus der Schweiz die bayerische Stiege nach oben, Teil für Teil, und dass sie das Schlafzimmer vollmacht: Mei. Wer bis hierher vordringt, hat vermutlich anderes im Sinn, als einen Disput über geflammtes Kirschholz aus der Zeit um 1820 oder die römischen Bezugsquellen für Kardinalsquasten.



Und dass Männerzeitschriften andere Vorstellungen von Männerschlafzimmern haben, ist mir auch bewusst. Männerzeitschriften ergehen sich ja auch in Fleischkonsum beim Essen und präferieren einen Typus meist knochiger Frau, der mir gar nicht zusagt. Dagegen gibt es allerdings Mittel: Eine Lektüre von Büchern aus nichtaktueller nichtdeutscher Produktion, eine gesunde Distanz zu jeder Art von Journalismus und letztlich, nachhelfenderweise, gute Beziehungen zum lokalen Konditorenhandwerk.



Natürlich könnte man - gerade in Zeiten von Strauss-Kahn und Assange - fragen, ob das noch "consensual", also einvernehmlich ist, dieses Unterheben von Frauen mit Kalorien, einfach nur aus jenem eigennützigen Grund, sie gut gelaunt und süss angeregt zu erleben. Ist es vermutlich nicht immer so ganz; würde ich sagen, was da alles drin ist, wäre die Verabreichung nur so mittelgewollt, wenn überhaupt. Schnell also verfällt man in ein Verhalten, das die Spitzinnen der Genderdebatten im Netz als "nonconsensual" brandmarken, was vernehmlichin Richtung Gewalt und Unterdrückung geht - letztere haben viele Gesichter, und warum nicht auch die Form eines Tortenhebers?

Gut, das war jetzt gegenüber den Genderbewegten noch etwas unfreundlicher als das Verschweigen der Kohlehydrate, das gebe ich zu. Ich bin ja der höflichste Mensch von der Welt und als solcher eigentlich immer nett, allein, in den letzten Tagen kam ich zufällig wieder auf so ein paar Seiten, bei denen ich den Verdacht nicht los werde, dass sich auch in diesem Diskurs diejenige am besten profiliert, die das Verwerflichste am Schnellsten und kleinsten Anlass sieht. Dieser barocke Strauss-Kahn, der, wie wir wissen, sich wohl nicht zu schade ist, für einvernehmlichen Sex zu bezahlen, ist ihnen von der Schippe gesprungen und entfleucht, also wird jetzt die Schippe hinterhergeworfen, um doch noch Recht zu bekommen. Wie soll es einvernehmlichen Sex zwischen einer armen Frau und einem reichen, alten Sexprotz geben, wird gefragt. Ist da nicht der Standesunterschied auch ein Mittel, ein Ausdruck der Gewalt, würde die Frau, so sie auf gleichem Status wäre, darin einwilligen? Natürlich nicht. Die Gewalt, die tatsächliche Nichteinvernehmlichkeit, die kommen durch die Hintertür der Sozialen Frage wieder in die Debatte.

Und was soll ich sagen? Natürlich wird man geleimt und belogen und betrogen und hinters Licht geführt und bekommt am Ende oft nicht das, was man am Anfang erwartet hat. Wie soll das auch ohne Enttäuschung laufen; etwa mit einem Vertrag? Eine Pause nach der ersten Annäherung, schriftlicher Abgleich (mit Beglaubigung) der Präferenzen, eidesstattliche Erklärung über die Einkommenssituation, Vereinbarung über die Vergleichbarkeit der beruflichen Aussichten, Anheuerung zweier Anwälte zum Übersetzen der jeweiligen Tabus, so in der Art könnte man peu a peu der Genderdebatte Rechnung tragen. Oder man probiert es aus und versucht zu erkennen, wo die Grenzen sind. Das ist nicht immer einfach und vielleicht OH MEIN GOTT hat man auch mal schlechten Sex. Und tut Dinge, auf die man vorher keine Lust hatte und nachher auch nicht, aber es ist nun mal ein Geben und Nehmen auf dieser Welt. Natürlich kann man dort, weil es emotional ist, ganz einfach neue Grenzen definieren und Verbote aussprechen, ideologische Gräben ziehen und zwar gleich so, dass man sie für den Rest des Lebens geifernd besetzt halten kann, weil sich keiner auf eine Debatte einlassen möchte.

Man liest da so einiges an bescheidenen Einlassungen, die dümmste Idee ist meines Erachtens jedoch die aus den skandinavischen Ländern stammende Idee, soziale Unterschiede mit Protogewalt in der Beziehung gleichzusetzen. Vorverurteilung und Generalverdacht in einem: Der ist sozial überlegen, der nutzt das aus. Mal abgesehen davon, dass die real existierenden Kasten ohnehin selten einen Chefarzt mit der Bandarbeiterin einen, wüsste ich nicht, wieso Sexualität da so bedeutungsschwer sein sollte: Wer wirklich soziale Macht ausleben will, macht eine Orgie und ruft dann eine Putzfrau. Oder macht Leute in der Firma rund. Aber genausowenig, wie man beim Apfelkäsekuchen denkt: Ha! Die polnische Hilfsarbeiterin, die die Äpfel pflückte, kommt nie auf einen grünen Zweig, und ich stopfe das in meine Bekannte, weil ich es mir leisten kann! - genausowenig denkt man in Beziehungen, und sei es nur für eine Nacht, über Standesunterschiede nach. Und selbst, wenn es anders wäre: Ärmere Begehrenswerte können sich ja immer noch andere, standesgemässe Partner suchen und, nehme ich an, vielleicht mehr einvernehmlichen Spass dabei haben. Oder gleich in Kreisen bleiben, die das auf Genderart einzig richtig sehen. Auch in Ordnung. Dann passt es für die Ideologie, und die klassischen besseren Mütter sind auch froh, wenn der 2. Heiratsmarkt keine Abgänge nach Unten hat. Es ist ganz in der Hand der Genderbewegten aus Berlin.

Der Rest wird das tun, was er schon immer getan hat: Versuchen, probieren, scheitern, leiden, nicht aufgeben, hoffen, finden, Erlösung oder auch nicht, und wirklich, ehrlich, absolut einvernehmlich wird es, wenn es sich beide Seiten nur gut genug einbilden. Man benehme sich, führe sich anständig auf, habe Rücksicht auf die Wünsche der anderen, habe stets Pralinen neben dem Bett und denke an die Gesundheit. Und keinesfaslls an das, was im Netz aus dieser Sache gegendert wird.

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Sonntag, 17. Juli 2011

Neuer Motor gekauft

Nicht billig.

Aber mir geht es gleich bedeutend, wirklich bedeutend besser. Als ob mir ein Arm wieder anwachsen würde. Als ich auf den Kaufen-Knopf drückte, war mir, als wehte Schweizer Alpenpassluft vorbei, und ein wütendes Grummeln ertönte von Ferne.

Wir alle gehen zur Hölle. Aber manche kommen zurück.

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Samstag, 16. Juli 2011

Zeiten der Enthaltung

Jemand war so freundlich, eine Gratiszeitung an die Tür zu stecken. Vermutlich ist der Heimatzeitung aufgefallen, dass dieses Haus von 5 Abos mittlerweile auf 0 herabgesunken ist, und möchte nun, dass sich die Bewohner erneut mit Neuigkeiten über 50 Jahre Schuhgeschäft Huber in Geisenfeld von vor drei Tagen infizieren und bestellen.



Nachdem es mir gerade nicht so besonders übertoll geht - es kommt gerade einiges zusammen - ist das vor der Abfahrt noch einmal eine nette Geste: Sicher, ich brauche einen neuen Motor. Aber hey! Immerhin bin ich nicht zum würdelosen Untergang verdammt. Zeitungen vergehen, aber Leute wie mich, die für die Bindung sorgen, die sonst dauerhaft verloren ist, wird man immer brauchen. Mirabellen sind ja auch immer da und werden immer gegessen.



Daneben hängen übrigens Steinäpfel: Sehen aus wie Äpfel, sind aber ungeniessbar, man kann sie höchstens zur Dekoration herumliegen lassen, oder - deshalb wurden sie früher auch gepflanzt - an Tiere verfüttern. So kommen mir mitunter Versuche vor, dezidiert für solche Zwecke vollkommen untaugliche Leute irgendwie zu Marken aufzubauen, weil irgendwelche Berater das sagen: Man muss zur Marke werden. Einen Scheissdreck sagen die: Entweder ist man eine Persönlichkeit, oder eine Wurst. Und Journalismus geht, man betrachte die Erfolge von Sun und News of the World, die sicher nicht einzigartig sind, eher in Richtung Wurstbetrieb denn in Richtung Persönlichkeitsschule. Man gebe den Maulaufreissern ein Blog, dann sieht man ja, wie sie den Medienwandel beherrschen, von dem sie reden. Die meisten sind platt wie geplatzte Schläuche.



Oder anders: Wenn sie es so toll könnten, wie sie sagen, dass andere es betreiben müssten - dann würden sie ihre tolle Kompetenz doch längst selbet unter Beweis stellen, wie es es bei Carta und the European mehr oder weniger tun. In Wirklichkeit sind sie nur gross, wenn es darum geht, anderen das Offensichtliche zu sagen: Dass sie es falsch machen. Haben sie sich dann irgendwo eingenistet, gehen sie das alles erst mal ganz langsam an, orientieren sich absolut nicht nach oben, sondern schauen, dass sie minimal besser sind als das, was der untere Durchschnitt leistet. Der untere Durchschnitt macht Bleiwüste? Macht man eben ein Bild. Der untere Durchschnitt packt das mit der Leseransprache nicht? Sagt man halt mal "Ich". Der untere Durchschnitt reitet Steckenpferde, die sonst keine alte Sau interessieren? Schreibt man halt was über ein populäres Thema.



Vermutlich wissen sie, dass an Bäumen voll mit unreifen Äpfeln am ehesten jene genommen werden, die nicht ganz so unreif aussehen. Man ist dann gespannt auf den nächsten Rülpser gegen andere Medien - zu gern wüsste man, wie so ein Nixkönner und Keineanstrengungmöger es dann begründet, warum andere schlecht sein sollen. Und ich verstehe mittlerweile besser, warum hintenrum so viele Augen verdreht werden, wenn mal wieder eine ganz tolle Ideen mit diesem neuen Internet aufkommt: Das bringt dann halt Leute an die Oberfläche, die besser den Rest ihrer Tage irgendwo den Stuss erzählen, der ansonsten keinen in seinen Lesegewohnheiten stört. Es reicht halt nicht zu sagen, dass die anderen zu lahm sind: man muss schnell sein und wissen, wie man diese Geschwindigkeit kontrolliert.



So denkt man eben, Kilometer für Kilometer, und auch an anderes und daran, dass man in Zukunft vielleicht noch ein wenig besser aufpassen und genauer hinschauen sollte. Nicht, weil die Welt schlecht ist und genauer Prüfung bedarf, sondern um das Schöne zu entdecken: Das Miese zeigt sich leider schnell genug ganz von allein. Sicher, ich habe gerade nur einen Leihwagen, aber eben auch mehr als nur ein Rennrad, sicher, ich werde ein paar Einschnitte vornehmen müssen, aber ich weiss auch, wo all die guten Apfel- und Mirabellenbäume stehen. Man muss nur die Augen offenhalten. Und ab und zu anhalten, um etwas mitzunehmen.



Ich mag diese Zeit der frühen Reife sehr; bald wird man sogar die Bäume stützen müssen, denn sie tragen schwer, sehr schwer an ihrer Last. Ich denke, ein erfolgreiches Projekt sollte wie so ein Baum aussehen, und das geht am besten, wenn man dazwischen nicht zu viel Gestrüpp hochkommen lässt in der Hoffnung, dass sich daran schon irgendwas einfinden würde, was irgendwem schmecken könnte. Es gibt schöne, alte Sorten und andere, die ebenso gut wie modern sind, und dann noch welche, die durchaus als Hecke einen Lebensraum darstellen: Aber nur, weil ein Garten zugewuchert ist, ist er noch lange nicht natürlich oder einladend. Das vesteht jeder Bauer. Aber in den Medien wirft man eine Handvoll Brenesselsamen an Hagebuttensträucher und wundert sich, warum der Steinapfelbaum nicht endlich bessere Früchte trägt, obwohl man ihm doch eine schöne Bewässerung gebaut hat.



Spätestens bei der Ernte, sollte man meinen, erkennt man, was da gut funktioniert hat, und was man besser nicht angebaut hätte. Das hat dann auch ein klein wenig mit einem Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen zu tun. Nehmen wir nur einmal die alten Birnensorten, die nicht im Mindesten so knackig und frischestrahlend sind, wie es die Ideologie vorschreibt. In solchen Fällen muss man eben dazu sagen, dass es gar nicht schadet, wenn man daraus einen famosen Birne-Baiser-Kuchen macht: Das vestehen die Leute dann auch, wenn die Gabel durch das saftige Fruchtfleisch wie durch warme Butter gleitet, und man die Frucht mit der Zunge zerdrücken kann, so süss, wie sie ist. Was sie gar nicht verstehen, wäre eine andere Ansprache, wenn man sich an den Weg stellen würde und sie anblaffen, dass sie verschwinden sollen, wenn sie nicht mal wissen, wann dieser Baum gepflanzt wurde und welche Rolle er in der Biographie eines lang vergessenen Pflanzenforschers spielt.



Auch das ist etwas, was die Bauern bei uns aufgrund der Bewusstseinswandels begriffen haben. Die Kundschaft ist ja nicht dumm, die Kundschaft würde schon etwas anderes als nur die Lady Gagas des Obsthandels wollen, man muss es eben zusammen entdecken und vermitteln. Es gelingt den Bauern, es gelingt einer Zeitschrift wie Landlust, alle gaffen das an, kratzen sich am Kopf, und dann gehen sie mit Debbie Harris im Ohr in den Supermarkt, diskutieren darüber, was in den untersten Regalen ist, schauen auf schreiend aufgemachte Sportillustrierte und Modejournale ohne Inhalt, lästern über Vegetarier und reden darüber, was letzte Woche im TV war, wo sie sich über Ballettgequatsche gezappt haben. Und irgendwann merken sie, dass es nichts bringt, so Zeug den Leuten vor die Haustür zu legen, die einfach etwas anderes haben wollen.



Dann aber ist es schon reichlich spät. So wie heute auch. Nur bin ich bald daheim, und die Zeitung klemmt immer noch an der Tür.

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Freitag, 15. Juli 2011

Es gibt etwas Positives zu berichten

So weit, so schlecht. Selbst wenn ich das ja mittlerweile mehr als gewohnt bin, und mich gar nicht mehr besonders aufrege, und es auch diesmal besser als die schlechteste Option war.



Bei der Autovermietung standen:

1 Opel Astra Caravan 4 Türen 1,8 Diesel in Silber

1 Toyota Riesenirgendwas für Turbomütter mit Benzinmotor.

Es wurde der Toyota.

Fast alles andere war schrecklich: Der gerissene Zahnriemen riss nicht irgendwo, sondern beim Überholen neben einem Laster. Der war auf der Autobahn. Nicht irgendwo, was schon unerfreulich genug gewesen wäre, sondern einen Hügel hinauf. Und nicht nur einen Hügel hinauf, sondern an einer Stelle mit nur zwei Spuren. Und es waren nicht auch nur zwei Spuren, sondern das einzige, was an Strasse da war - es war nämlich eine längere Baustelle. Oder, wie der Meister dann sagte: Die längste Baustelle einer bayerischen Autobahn. Und da war natürlich auch kein Standstreifen. Und da war nicht nur kein Standstreifen, sondern auch noch eine lange, lange Strecke mit Betonabsperrungen an der Stelle, wo es normalerweise zum Standstreifen geht. Schlimmer geht immer, ich hätte auch in einen Abgrund fallen können. Man muss es positiv sehen: Es ist nicht die schlimmste Stelle der Welt, um einen Motorschaden zu haben. Man denke nur an die Sahara. Oder Brandenburg.



Ich bin immer noch fasziniert von Leuten, die im Stau stehen, dann auf der Höhe meines Autos auf der verbliebenen Spur anhalten, um sich über den Stau zu beschweren. Doch. das gibt es alles in Franken, neben Zahnriemenriss und Autobahnbaustellen ohne Standstreifen. Die zwei Stunden Warterei auf den Abschleppwagen waren nicht angenehm, aber lehrreich. Do san'S ned da Easte und ned da Letzte, sagte der Meister. Und von da an wurde es auch besser, und alle waren nett zu mir. Der Polizist schüchterte, die Hand stets am Pistolenhalfter halten, die Huper ein.



Die Abschlepper brachten mich nicht zu irgendeiner Werkstätte, sondern zu einer, vor der ein top restaurierter Fiat 1500 stand - zu jemandem, der sich mit dem Problem auskannte und dann auch einen neuen Motor fand, der gerade mal 60 Kilometer entfernt herumsteht. Jemand, der es verstand, als ich sagte, man sähe zwar nichts, aber von Würzburg bin hierher würde die Strasse in meinem Herzblut schwimmen, und dass ich alles tun würde, aber nicht diese Barchetta aufgeben. Der Taxifahrer munterte mich mit Rostgeschichten seines Alfa Spiders auf. Und als ich sagte, ich würde das Ding nehmen, das eher ein Auto und kein Verkehrshindernis ist, bekam ich auch lachend den Toyota.

Wie gesagt: Es hätte schlimmer kommen können.

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