Montag, 14. Juli 2008
22 Meter für Altötting an der Spree
Den nächsten Volltrottel, der München lächrlich macht, weil hier den Bonzen per Bürgerentscheid das Verschandeln der Stadt mit Hochhausmausolen wie dm Roland Berger Memorial küntig verboten hat, sobald sie höher als die Frauenkirche bauen wollen - den nächsten dergestalten Volltrottel verweise ich an die mit seinesgleichen bevölkerten, nördlichsten europäischen Favelas Monte de la Cruz und und Vico Frederico nahe Marzahn, in denen nun per Bürgerentscheid eine maximale Gebäudehöhe von 22 Meter nachhaltig empfohlen wird. 22 Meter ist noch nicht halb mal so hoch wie der Kirchturm von Gmund am Tegernsee, und um so niedrig zu werden, müsste ich bei meinen nun doch schon 408 Jahre alten Haus der Strahlenkranzmadonna auf dem Giebel die Strahlen absägen.

Berliner Boom, dortselbst aufgenommen im kalten März 2004.
Deshalb mein Vorschlag an die Slumbewohner: Im malerischen Altötting im schönen Niederbayern gibt es enorm viel Innufer, an denen man tolle Strandparties machen kann, krassere Geschichten wie Komasaufen, Messerstechereien und alkoholisierte Autorennen ab 16 gehören dort zur gelebten Tradition, einen Mediapark und anderes modernes Gerümpel will man dort auch nicht, und die lokalen Machthaber, mit denen man mit den 22 Meter offene Türen einrennt, sind genauso strukturkonservativ und wollen in ihrem von vielen abgezockten Wallfahrern am Leben erhaltenes, anachronistische Soziobiotop so leben, wie es schon ihre Eltern und Grosseltern getan haben. Das ist euer gelobtes Land. Altötting in Niederbayern. Do seids de Mehran.
(Wie hiess nochmal die Gruppe, die den passenden Titel dazu geschrieben hat "Ihr seid Altöttinger"?)

Berliner Boom, dortselbst aufgenommen im kalten März 2004.
Deshalb mein Vorschlag an die Slumbewohner: Im malerischen Altötting im schönen Niederbayern gibt es enorm viel Innufer, an denen man tolle Strandparties machen kann, krassere Geschichten wie Komasaufen, Messerstechereien und alkoholisierte Autorennen ab 16 gehören dort zur gelebten Tradition, einen Mediapark und anderes modernes Gerümpel will man dort auch nicht, und die lokalen Machthaber, mit denen man mit den 22 Meter offene Türen einrennt, sind genauso strukturkonservativ und wollen in ihrem von vielen abgezockten Wallfahrern am Leben erhaltenes, anachronistische Soziobiotop so leben, wie es schon ihre Eltern und Grosseltern getan haben. Das ist euer gelobtes Land. Altötting in Niederbayern. Do seids de Mehran.
(Wie hiess nochmal die Gruppe, die den passenden Titel dazu geschrieben hat "Ihr seid Altöttinger"?)
donalphons, 20:36h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 13. Juli 2008
Bayerisch St. Tropez
Es gibt in Tegernsee sogar einen Polizisten, der aussieht wie Cruchot alias Louis de Funes. Das ist insofern bemerkenswert, als ich Mitte der 80er nach Südfrankreich geradelt bin und irgendwie schon etwas enttäuscht war, dass die Polizisten in St. Tropez ganz anders aussahen. Ganz im Gegenteil zu Norditalien, wo es in den 70ern (und in Mantua auch noch heute) grobschlächtige, radelnde Soutanenträger a la Fernandel zu betrachten gibt.



Manchmal ist das alles wegen seiner harmlosen Oberflächlichkeit kaum zu ertragen. Manchmal wache ich aber auch nur auf und lache schallend, weil es so schön ist.
Übrigens: Das könnte ein spannendes Blog werden.
Und die FAZ gibt Ratschläge zum krisengestützten Booterwerb in den USA



Manchmal ist das alles wegen seiner harmlosen Oberflächlichkeit kaum zu ertragen. Manchmal wache ich aber auch nur auf und lache schallend, weil es so schön ist.
Übrigens: Das könnte ein spannendes Blog werden.
Und die FAZ gibt Ratschläge zum krisengestützten Booterwerb in den USA
donalphons, 19:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 11. Juli 2008
6153
Auf diesem Niveau macht sich nun der DAX bereit zum Sprung in tiefere Regionen. Ausserdem meldet man Rekordpreise für Öl, und in England haben die Immobilienpreise innerhalb eines Monats 2% nachgegeben - was nicht so schlimm wäre, wären die Häuser nicht mit Konsumkrediten belegt.

Was die Kreditversicherer Fannie Mea und Freddie Mac angeht: Natürlich sind sie pleite. Natürlich kann man auch sagen, dass nur ein Bruchteil der 5 Billionen Kredite keine ausreichenden Sicherheiten in Form von Häusern hat. Nur sollte man sich dann bewusst machen; Ein Haus in Deutschland ist etwas anderes als die billigen, massengefertigten Bretterbuden, die man in Amerika fälschlicherweise als "Haus" bezeichnet. Jenseits der Wolkenkratzer sind die USA architektonisch ein Schwellenland, und so ein Holzhaus ist im Unterhalt - gerade, wenn es in der Insolvenz leer steht - möglicherweise teurer als das, was man nach Abzug aller Kosten bei einer Versteigerung noch erwarten kann.

Wie man es dreht & wendet, am Ende wird man überein kommen, dass die USA als Gesellschaft den ganzen Berg der Lasten übernehmen werden. Und da gibt es dann mehrere Optionen, sei es, dass sie wegen der Schulden und der "Stabilisierung" ihres Systems mit frischem Geld durch Inflation krepieren, oder sie gehen im Sinne eines Staatsbankrotts drauf, weil sie für das alles wirklich einstehen müssen, ohne dass sie reale Gegenwerte jenseits unverkäuflicher Spritschlucker und grosser Glotzen haben. Oder sie zahlen einfach die Schulden nicht, lassen ein paar dummen Staatsfonds anderer Länder die Luft raus und nuken ihre eigenen Banken, die so unkug sind, auf den Forderungen zu bestehen.

Dieses dritte Szenario, das man eventuell auch mit einer Revolution von oben durchführen könnte - Einmauerung der Wallstreet, "making a Guantanam0", ausserhalb der Gesetze stellen, wo sich die Nutzniesser des Systems ohnehin schon wähnten, eine Weile die freie Marktwirtschaft nur dort zulassen, wo Banken krepieren, ein wenig Sozialismus bei den Dingen, die zu den Grundbedürfnissen gehören und anschliessend als "New Deal reloaded" verkaufen - dieses dritte Szenario wäre vielleicht gar nicht so dumm.
Wenn man sich mal die Alternativen anschaut.
pardon, ich bin heute etwas von der rolle. am morgen hatte ich ein telefonat mit jemanden, der am nachmittag, als ich bei ihm in münchen war, mehr für sich und seine kunden verloren hat, als meine wohnung am tegernsee gekostet hat. und manchmal frage ich mich auch, was aus den angeblich so sicheren anlagen des führerbunkercchefs a.d. e.d. aus berlin geworden ist.

Was die Kreditversicherer Fannie Mea und Freddie Mac angeht: Natürlich sind sie pleite. Natürlich kann man auch sagen, dass nur ein Bruchteil der 5 Billionen Kredite keine ausreichenden Sicherheiten in Form von Häusern hat. Nur sollte man sich dann bewusst machen; Ein Haus in Deutschland ist etwas anderes als die billigen, massengefertigten Bretterbuden, die man in Amerika fälschlicherweise als "Haus" bezeichnet. Jenseits der Wolkenkratzer sind die USA architektonisch ein Schwellenland, und so ein Holzhaus ist im Unterhalt - gerade, wenn es in der Insolvenz leer steht - möglicherweise teurer als das, was man nach Abzug aller Kosten bei einer Versteigerung noch erwarten kann.

Wie man es dreht & wendet, am Ende wird man überein kommen, dass die USA als Gesellschaft den ganzen Berg der Lasten übernehmen werden. Und da gibt es dann mehrere Optionen, sei es, dass sie wegen der Schulden und der "Stabilisierung" ihres Systems mit frischem Geld durch Inflation krepieren, oder sie gehen im Sinne eines Staatsbankrotts drauf, weil sie für das alles wirklich einstehen müssen, ohne dass sie reale Gegenwerte jenseits unverkäuflicher Spritschlucker und grosser Glotzen haben. Oder sie zahlen einfach die Schulden nicht, lassen ein paar dummen Staatsfonds anderer Länder die Luft raus und nuken ihre eigenen Banken, die so unkug sind, auf den Forderungen zu bestehen.

Dieses dritte Szenario, das man eventuell auch mit einer Revolution von oben durchführen könnte - Einmauerung der Wallstreet, "making a Guantanam0", ausserhalb der Gesetze stellen, wo sich die Nutzniesser des Systems ohnehin schon wähnten, eine Weile die freie Marktwirtschaft nur dort zulassen, wo Banken krepieren, ein wenig Sozialismus bei den Dingen, die zu den Grundbedürfnissen gehören und anschliessend als "New Deal reloaded" verkaufen - dieses dritte Szenario wäre vielleicht gar nicht so dumm.
Wenn man sich mal die Alternativen anschaut.
pardon, ich bin heute etwas von der rolle. am morgen hatte ich ein telefonat mit jemanden, der am nachmittag, als ich bei ihm in münchen war, mehr für sich und seine kunden verloren hat, als meine wohnung am tegernsee gekostet hat. und manchmal frage ich mich auch, was aus den angeblich so sicheren anlagen des führerbunkercchefs a.d. e.d. aus berlin geworden ist.
donalphons, 22:12h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 8. Juli 2008
Einsparpotenziale
Derzeit werden die Daumenschrauben im Journalismus noch etwas weiter angezogen. Was unter der Ägide von Mecom bei der Berliner Zeitung und der Netzeitung geschieht, ist nur ein mildes Vorspiel für das, was der ganzen Branche droht: Ein Wegbrechen der Anzeigenerlöse, Kostenreduktion, Entlassungen. Dabei könnte man es sich ganz einfach machen, und dabei garantiert keinen Falschen erwischen:

Ich bin der Meinung, dass jeder Journalist, der in den letzten drei Monaten die Subprimekrise für abgehakt, überwunden, an ihrem Tiefpunkt angelangt oder sonstwie bewältigt erklärt hat, sofort seinen Job verlieren sollte. Und fünf Jahre Berufsverbot für verschärfte Dummheit, Rechercheunfähigkeit und nachweisliche Unfähigkeit, eine banale, allumfassende Krise zu erkennen. Dito mit den Leuten, die behauptet oder unkritisch "Studien" zitiert haben, eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke würde die Strompreise, die die Stromkonzerne eben erst erhöht haben, für die Verbraucher signifikant sinken lassen. Das sind zwei Beispiele von journalistischem Komplettversagen angesichts einfach in Erfahrung zu bringender Informationen, solche Leute verdienen keinerlei Presseprivilegien, sondern als Ergänzung zur Kriminalität der weissen Krägen ein paar Jahre die Pflicht, den Dingen sauber auf den Grund zu gehen. Den Grund, der sich in Toiletten unterhalb des AbwasserSpiegels befindet, und das gerne auch an der Reeperbahn.

Ich bin der Meinung, dass jeder Journalist, der in den letzten drei Monaten die Subprimekrise für abgehakt, überwunden, an ihrem Tiefpunkt angelangt oder sonstwie bewältigt erklärt hat, sofort seinen Job verlieren sollte. Und fünf Jahre Berufsverbot für verschärfte Dummheit, Rechercheunfähigkeit und nachweisliche Unfähigkeit, eine banale, allumfassende Krise zu erkennen. Dito mit den Leuten, die behauptet oder unkritisch "Studien" zitiert haben, eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke würde die Strompreise, die die Stromkonzerne eben erst erhöht haben, für die Verbraucher signifikant sinken lassen. Das sind zwei Beispiele von journalistischem Komplettversagen angesichts einfach in Erfahrung zu bringender Informationen, solche Leute verdienen keinerlei Presseprivilegien, sondern als Ergänzung zur Kriminalität der weissen Krägen ein paar Jahre die Pflicht, den Dingen sauber auf den Grund zu gehen. Den Grund, der sich in Toiletten unterhalb des AbwasserSpiegels befindet, und das gerne auch an der Reeperbahn.
donalphons, 14:05h
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Donnerstag, 3. Juli 2008
Das Ende von der Mär vom Ende der Krise
Kennt man eigentlich bestens aus der New Economy: Ein Boom, Wachstum, eine Firma will ganz vorne mitspielen und kauft deshalb im grossen Stil Konkurrenten auf, hat sie noch nicht integriert, als der Markt zusammenbricht, versucht sich durch eine Kapitalerhöhung durch Aktienausgabe zu retten, kann die Papiere aber nicht unterbringen und hat da ein Problem, das aus einer 1,9 Milliarden Pfund schweren Kreditlinie besteht, und ein zweites, das sich auf einem Rückgang der Auftragseingänge von 60% gründet.

Und dann haben wir da noch eine Firma, die taglich, 365 Tage lang, je nach Dollarkurs etwas unter 20 Millionen Euro verbrennt. Über eine Million Dollar pro Stunde. Eine Firma, der innerhalb eines Monats ein gutes Viertel des Umsatzes weggebrochen ist. Und ich rede hier nicht über Kabel New Media und MCI WorldCom, sondern über einen Marktführer der britischen Bauunternehmen und den grössten Autohersteller der Welt.

Natürlich gibt es jetzt auch Durchhalteparolen und Meinungen vom Licht am Ende des Tunnels. Was noch fehlt, ist die Behauptung, erst wenn alle draussen seien, erst wenn sich jede Hoffnung verflüchtigt habe, könne es wieder aufwärts gehen - das sagte man 2002, als man eine "Next Economy" entdeckt haben wollte, und dann endgültig mit Neuer Wirtschaft und Nemax abstürzte. Heute ist das nicht mehr so einfach, Aktienbesitz ist in Deutschland sehr uncool geworden. Aktuell, würde ich meinen, stehen wir mit der globalen Krise dort, wo wir Ende 2000 mit der New Economy standen. Es ist vollkommen klar, dass nichts den Abwärtssog stoppen kann.

Wir können schon froh sein, wenn wir uns so lala abkoppeln können, in der Hoffnug, dass Europa (ohne England, Spanien, Irland, dazu noch Italien, Polen, Portugal, die Niederlande, Belgien, fairerweise auch Frankreich, Tschechien, eigentlich Gesamtosten plus Preussen plus Ruhrgebiet), oder besser das aus Hamburg, Frankfurt und Oberbayern bestehende, sichere Resteuropa nach dem Crash die verwertbaren Assets auf beiden Seiten des Atlantiks übernimmt und damit besser fährt als der Rest der auf Schwellenlandniveau zurückspekulierten Inflationshöllen former known as US of A.

Aber spassig ist was anderes. Die New Economy war lustig, weil der eigentliche Schaden, die falschen Investitionen in Idioten, für eine Weile eine Menge dummes Plebs in Arbeit brachte, das anderweitig als arbeitslose Rumhocker - siehe St. Oberholz - auch teuer gewesen wäre. Das war eine einzige Gummizelle, aber sie war klar begrenzt. Diesmal ist es anders, und es bleibt jedem selbst überlassen, wo er seine feuersicheren Wände gegen den Brand errichtet - ein Brand, über den ich nur weiss, dass man verdammt gute feuersichere Wände braucht.
Noch mehr Irrsinn? Bitteschön: Die Ratingagentur Moody´s erkärt die 2006er AAA-Note für hochtoxische Subprimepakete - mit einem Programmfehler. Jaja, damals (tm) lagen die Marktforscher bei ihren Pognosen auch etwas daneben.

Und dann haben wir da noch eine Firma, die taglich, 365 Tage lang, je nach Dollarkurs etwas unter 20 Millionen Euro verbrennt. Über eine Million Dollar pro Stunde. Eine Firma, der innerhalb eines Monats ein gutes Viertel des Umsatzes weggebrochen ist. Und ich rede hier nicht über Kabel New Media und MCI WorldCom, sondern über einen Marktführer der britischen Bauunternehmen und den grössten Autohersteller der Welt.

Natürlich gibt es jetzt auch Durchhalteparolen und Meinungen vom Licht am Ende des Tunnels. Was noch fehlt, ist die Behauptung, erst wenn alle draussen seien, erst wenn sich jede Hoffnung verflüchtigt habe, könne es wieder aufwärts gehen - das sagte man 2002, als man eine "Next Economy" entdeckt haben wollte, und dann endgültig mit Neuer Wirtschaft und Nemax abstürzte. Heute ist das nicht mehr so einfach, Aktienbesitz ist in Deutschland sehr uncool geworden. Aktuell, würde ich meinen, stehen wir mit der globalen Krise dort, wo wir Ende 2000 mit der New Economy standen. Es ist vollkommen klar, dass nichts den Abwärtssog stoppen kann.

Wir können schon froh sein, wenn wir uns so lala abkoppeln können, in der Hoffnug, dass Europa (ohne England, Spanien, Irland, dazu noch Italien, Polen, Portugal, die Niederlande, Belgien, fairerweise auch Frankreich, Tschechien, eigentlich Gesamtosten plus Preussen plus Ruhrgebiet), oder besser das aus Hamburg, Frankfurt und Oberbayern bestehende, sichere Resteuropa nach dem Crash die verwertbaren Assets auf beiden Seiten des Atlantiks übernimmt und damit besser fährt als der Rest der auf Schwellenlandniveau zurückspekulierten Inflationshöllen former known as US of A.

Aber spassig ist was anderes. Die New Economy war lustig, weil der eigentliche Schaden, die falschen Investitionen in Idioten, für eine Weile eine Menge dummes Plebs in Arbeit brachte, das anderweitig als arbeitslose Rumhocker - siehe St. Oberholz - auch teuer gewesen wäre. Das war eine einzige Gummizelle, aber sie war klar begrenzt. Diesmal ist es anders, und es bleibt jedem selbst überlassen, wo er seine feuersicheren Wände gegen den Brand errichtet - ein Brand, über den ich nur weiss, dass man verdammt gute feuersichere Wände braucht.
Noch mehr Irrsinn? Bitteschön: Die Ratingagentur Moody´s erkärt die 2006er AAA-Note für hochtoxische Subprimepakete - mit einem Programmfehler. Jaja, damals (tm) lagen die Marktforscher bei ihren Pognosen auch etwas daneben.
donalphons, 01:21h
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Mittwoch, 2. Juli 2008
Glut
In diesen heissen Tagen hat man mal wieder ein heisses Eisen gefunden, mit dem schönen Namen Construction Loans, und ein paar Idioten, die sowas in der Hand halten. Noch verdeckt sind andere Idioten, die das ganze Übel dann verbrieft aufgekauft haben.

Kurz nach diesem Bild hatte ich ein langes Telefonat mit einem Experten, der auf eine interessante Sache hinwies: Würde man die Bewertungsgrundlage der 70er Jahre nehmen, hätten wir in Deutschland akuell eine Inflation von rund 8%. Ich habe vorgestern quasi blind eine Kommode gekauft, die beim ersten Blick dann doch nicht so ganz meines war, aber nach dem Telefonat war ich froh, gekauft zu haben.

Kurz nach diesem Bild hatte ich ein langes Telefonat mit einem Experten, der auf eine interessante Sache hinwies: Würde man die Bewertungsgrundlage der 70er Jahre nehmen, hätten wir in Deutschland akuell eine Inflation von rund 8%. Ich habe vorgestern quasi blind eine Kommode gekauft, die beim ersten Blick dann doch nicht so ganz meines war, aber nach dem Telefonat war ich froh, gekauft zu haben.
donalphons, 01:49h
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Samstag, 21. Juni 2008
Awareness
Der eine: Vater von jemandem, mit dem ich mal in München zu tun hatte.

Der andere: Einer, mit dem ich mal beruflich in Berlin zu tun hatte.

Beide sind heute in den Medien, mit Dingen, die nicht wirklich angenehm für sie werden. Für beide dürfte es sowas wie der längste Tag geworden sein. Und ich bin weit weg, auf dem Berg hinter Greding, und sehr froh, dass sich Lebenswege auch sehr schnell wieder trennen können.

Der andere: Einer, mit dem ich mal beruflich in Berlin zu tun hatte.

Beide sind heute in den Medien, mit Dingen, die nicht wirklich angenehm für sie werden. Für beide dürfte es sowas wie der längste Tag geworden sein. Und ich bin weit weg, auf dem Berg hinter Greding, und sehr froh, dass sich Lebenswege auch sehr schnell wieder trennen können.
donalphons, 21:21h
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Mittwoch, 4. Juni 2008
Ich schwanke noch.
Gnädig gesehen könnte das, was bei uns hier gut sichtbar an den Laternenpfählen über der Brücke hängt, auch ein Platzhalter für elitenändernde Aktivitäten während der nächsten Weltrevolution sein.

Ich denke aber, dass es zwar nicht übel gemeint, aber letztlich doch ein Zeichen für den Umstand sind, dass wir zwar alle formal in einem Staat namens Deutschland leben, dieser Staat aber mit höchst unterschiedlichen Realitäten aufwartet.
Denn ich wohne an einer Anliegerstrasse. Hier kommt keiner vorbei, der nicht hier wohnt. Damit das so bleibt, gibt es auch massive Strassenrandvorsprünge, 10 Meter lang und zwei Meter breit. Auch die hat der Ort komplett durchbeblumt, zur Freude der paar Dutzend Anwohner, von denen ein Drittel im Sommer ohnehin auf Ibiza, Mallorca oder Florisa weilt. Es gibt in diesem Land Orte, die sich Gedanken machen über den Blumenschmuck auf halber Höhe ihrer Laternenpfosten, was man da pflanzt und welcher Gemeindearbeiter an sonnigen Tagen dort das Wasser bringt. Es gibt aber auch ganz viele ganz andere Orte, in denen weggeworfene Kühlschränke und Hundekot den Strassenrand säumen.
Und vermutlich dennoch keine Weltrevolution. Weil jeder auf seine Art mit und ohne Blumen ruhig schläft und zufrieden ist, und es gar nicht anders kennt.

Ich denke aber, dass es zwar nicht übel gemeint, aber letztlich doch ein Zeichen für den Umstand sind, dass wir zwar alle formal in einem Staat namens Deutschland leben, dieser Staat aber mit höchst unterschiedlichen Realitäten aufwartet.
Denn ich wohne an einer Anliegerstrasse. Hier kommt keiner vorbei, der nicht hier wohnt. Damit das so bleibt, gibt es auch massive Strassenrandvorsprünge, 10 Meter lang und zwei Meter breit. Auch die hat der Ort komplett durchbeblumt, zur Freude der paar Dutzend Anwohner, von denen ein Drittel im Sommer ohnehin auf Ibiza, Mallorca oder Florisa weilt. Es gibt in diesem Land Orte, die sich Gedanken machen über den Blumenschmuck auf halber Höhe ihrer Laternenpfosten, was man da pflanzt und welcher Gemeindearbeiter an sonnigen Tagen dort das Wasser bringt. Es gibt aber auch ganz viele ganz andere Orte, in denen weggeworfene Kühlschränke und Hundekot den Strassenrand säumen.
Und vermutlich dennoch keine Weltrevolution. Weil jeder auf seine Art mit und ohne Blumen ruhig schläft und zufrieden ist, und es gar nicht anders kennt.
donalphons, 19:25h
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Dienstag, 3. Juni 2008
Von oben ist es in Ordnung
Vom Zintberg - Ende der befahrbaren Strasse nach 20 Serpentinen auf 1250 Meter, darunter das reichste Siberbergwerk der europäischen Geschichte - hat man einen grandiosen Blick von Innsbruck bis nach Schwaz direkt darunter im Tal. Man sieht vieles, aber nicht alles.

So etwa die beiden deutschen Hools aus Düsseldorf beim Getränkemarkt neben der Tankstelle, die 144 Dosen Bier gekauft haben. Oder die Fahnen, mit denen sich der Österreicher anschickt, sich von den Deutschen in Sachen dumpfer Nationalismus gerade beim Heimspiel nicht schlagen zu lassen, schliesslich hat man eine zeitweilig ministrable Nazipartei mit Handschlagqualität, das haben sie noch nicht mal in der Koksermetropole Hamburg so hinbekommen. Gott strafe Österreich, sagt man bei uns in Bayern, und es sieht so aus, als hätte er uns erhört. Könnte man da nicht ein Land Idiotanien einrichten, das in Zukunft jede Art von Arschkrampenparade beheimatet, von rechtsgerichteten Parteien über die ostdeutsche Landjugend mit Glatze und Kickdeppen bis zu den romtreuen, sexfeindlichen Kohorten in Erwartung der "goldenen Mesmernadel", von der ich heute in Schwaz erfahren durfte, dass es sie tatsächlich gibt? Ein Land mit 365/24/7-Oktoberfest und besoffenen Australiern, ohne Tempolimit innerorts, englischer Küche, Opel Astra als Standardauto und Komplettversorgung mit Atomkraftwerken, für die der neue Ö-Staatskonzern Siemens geschmiert und die Telekom aufgepasst hat? Und Wien als Zentrale für alle Lobbyisten und Korrupten? Sprich, ein Paradies für Deppen, die es toll finden, auf der grössten europäischen Müllkippe zu leben?
Nur den Achenpass und die Inntalstrecke bis zur Brenner-Staatsstrasse bitte ich, zum Korridor zu erklären.

So etwa die beiden deutschen Hools aus Düsseldorf beim Getränkemarkt neben der Tankstelle, die 144 Dosen Bier gekauft haben. Oder die Fahnen, mit denen sich der Österreicher anschickt, sich von den Deutschen in Sachen dumpfer Nationalismus gerade beim Heimspiel nicht schlagen zu lassen, schliesslich hat man eine zeitweilig ministrable Nazipartei mit Handschlagqualität, das haben sie noch nicht mal in der Koksermetropole Hamburg so hinbekommen. Gott strafe Österreich, sagt man bei uns in Bayern, und es sieht so aus, als hätte er uns erhört. Könnte man da nicht ein Land Idiotanien einrichten, das in Zukunft jede Art von Arschkrampenparade beheimatet, von rechtsgerichteten Parteien über die ostdeutsche Landjugend mit Glatze und Kickdeppen bis zu den romtreuen, sexfeindlichen Kohorten in Erwartung der "goldenen Mesmernadel", von der ich heute in Schwaz erfahren durfte, dass es sie tatsächlich gibt? Ein Land mit 365/24/7-Oktoberfest und besoffenen Australiern, ohne Tempolimit innerorts, englischer Küche, Opel Astra als Standardauto und Komplettversorgung mit Atomkraftwerken, für die der neue Ö-Staatskonzern Siemens geschmiert und die Telekom aufgepasst hat? Und Wien als Zentrale für alle Lobbyisten und Korrupten? Sprich, ein Paradies für Deppen, die es toll finden, auf der grössten europäischen Müllkippe zu leben?
Nur den Achenpass und die Inntalstrecke bis zur Brenner-Staatsstrasse bitte ich, zum Korridor zu erklären.
donalphons, 22:42h
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Samstag, 31. Mai 2008
Koinzidenz
Ich gehörte noch nie zu denen, die Geburtstage gern feierten, schon gar nicht den eigenen, der immer zu früh und zu schnell kommt, bis er eines, hoffentlich sehr fernen Tages im netterweise übernächsten Jahrhundert aus Gründen des immer zu vorzeitigen Ablebens gar nicht mehr kommt. Aber der 31. Mai ist inzwischen so etwas wie ein Festtag. Denn am 31. Mai vor drei Jahren, A.I.D. MMV, kehrte ich so in etwa um diese Uhrzeit zurück auf den Stuhl, auf dem ich gerade sitze, und trank den ersten Tee nach dem Ende der anderthalb Jahre in Berlin. Viel ist seitdem geschehen, aber der 31. markierte eine entscheidende Zäsur in meinem Leben, den Tag, an dem ich erkannte, was ich bin und wo ich hingehöre. Ganz sicher nicht nach Berlin.
Diesen heutigen Feierlichkeiten ging diese Woche der Besuch des Mannes voraus, der mich im Winter 2003 beauftragte, in Berlin das Büro des Aufbau zu übernehmen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, bin ich der Zeitung als langjähriger Autor sehr verbunden; dort erschienen meine ersten Printartikel, zufälligerweise übrigens auch im Mai 1998. Dass ich den Job annahm, war ebenso selbstverständlich wie das Angebot: Ich hatte nach "Liquide" und dem Ende meiner Beratertätigkeit etwas Zeit und auch ausreichend Geld, um dem chronisch klammen Blatt, bei dem man immer und manchmal nicht zu unrecht befürchten musste, dass der nächste Anruf das Ende verkünden würde, dort finanziell nicht zur Last zu fallen. Der Aufbau hatte sich unter einer unfähigen Leitung Anfang des Jahrtausends eine falsche Expansionsstrategie aufschwatzen lassen, zu der ich glücklicherweise nur meine Kritik und Ablehnung beitrug, was dann zu einer recht abrupten Streichung des Germany Correspondent aus dem Impressum führte. Das war aber 2003 längst vorbei, die Herrschaften hatten nach Verpulverung von viel Geld den Platz geräumt, und dann wurde auch noch die Berliner Büroleiterin schwanger. Also ging ich, ohne zu ahnen, was mich erwartete.

Zum Beispiel ein ziemlich aufgeregter Wichtigtuer, der behauptete, für uns auf dem deutschen Markt als Eintreiber von Fördergeldern und Werbung zu agieren. Der Herr war mitsamt einem sittenwidrigen Vertrag noch ein Restmüll der versagenden Mannschaft in New York, und erwartete, dass er erst mal ordentlich bezahlt würde, bevor er in eine Aktion trat, in die zu treten er aber schon seit längerem versäumt hatte. Ich kam frisch aus dem innersten Höllenkreis der New Economy und darf behaupten, dass das Problem schneller einer Lösung zugeführt wurde, als er sich einen Überblick über die zu tätigenden Rückzahlungen verschaffen konnte. Dann gab es noch Leute, die sich als freie Autoren ausgaben und behaupteten, man hätte ihre weinerlichen Traktate angefordert, einen zum Rechtsextremismus abgerutschten Stammenbruder, der lernen musste, dass man seinen islamophoben Dreck nicht mehr wollte, und zu allem Überfluss dann noch aus New York die Entscheidung, dass man lieber jetzt die Zeitung einstellte und nach Investoren suchte, als sich gänzlich zu ruinieren.
Das war alles andere als lustig. Der Aufbau hatte sich ziemlich gross ein paar Jahre davor in Berlin als Hauptstadtmedium angekündigt, ohne auch nur ansatzweise den Ansprüchen gerecht zu werden, und jetzt schien die Operation am Ende zu sein, mit einem, der sie aubaden musste, ohne etwas zum Niedergang beigetragen zu haben. Aber wie schon gesagt: Ich kam aus dem innersten Kreis der Hölle und musste nur zweimal wegen falscher Darstellungen der inkompetenten, koksnasigen Hauptstadtjournaille mit Abmahnungen drohen, liess ein paar ordentliche Pressebilder machen und begab mich in den Interviewmarathon. Am schlimmsten Tag gab ich 24 davon. Als ich zugesagt hatte, wusste ich, dass es würde passieren können, dafür war ich da, also tat ich es auch.

Dann waren die Medien weg und der Aufbau tot. Meinten sie zumindest, und wir hatten Zeit, einen Investor zu suchen und sehr, sehr oft nicht zu finden. Dafür lernte ich ein paar hochspannende Leute kennen, von denen man nie wirklich wusste, ob sie jetzt nur gestört, schon etwas Borderline, richtig verrückt oder gar die echte russische Mafia waren. Ab und zu gab es auch aufmunternde Anrufe und Leute, die wirklich Hilfe und Kontakte anboten. Zu denen gehörte an erster Stelle der Aufbau-Verlag, der in dieen Zeiten desöfteren klarstellen musste, dass er weder pleite noch das Berliner Büro des Aufbau, N.Y. ist. Die Leute, mit denen wir als Journalisten oft zu tun hatten, waren absolut reizend, nett und hilfsbereit. Da war wirklich noch sowas wie die alte Emigrantensolidarität spürbar, die sich auf die Vertreter der 3. Generetion, egal welcher Herkunft sie waren, übertragen hat.
Ich hasse Berlin, und ich war glücklich, als der Investor endlich gefunden wurde, den Aufbau unter seine Fittiche nahm und ich den zur Vortäuschung einer weiteren Tätigkeit aufrecht erhaltenen Berliner Betrieb einstellen konnte. Das Büro war schön, Berlin war hässlich wie die Seele eines Berliner Kaufbloggers, ich konnte packen und gehen. Es gibt nicht viele Leute, denen ich dort etwas zu verdanken habe; diejenigen, die anders sind, wissen das sehr genau, und sollte der Aufbau-Verlag das nicht wissen: Es ist deine der ganz wenigen Firmen der letzten 10 Jahre, bei denen mir der Insolvenzantrag wirklich weh tut, angefangen bei den dünnen Brechtbänden, die ich in den 8oern im Brechthaus kaufte, bis zu Hic&Hec von Mirabeau, das zu veröffentlichen dem Verlag nicht hoch genug angerechnet werden kann. Es gibt so vieles, was gerne auf den Ramsch kann, aber der Aufbau-Verlag soll leben. Wenn wir das damals gepackt haben, weden sie es auch schaffen. Das wünsche ich mir, zum dreijährigen, durch die Insolvenz vergällten Jubiläum jenseits von Berlin.
Diesen heutigen Feierlichkeiten ging diese Woche der Besuch des Mannes voraus, der mich im Winter 2003 beauftragte, in Berlin das Büro des Aufbau zu übernehmen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, bin ich der Zeitung als langjähriger Autor sehr verbunden; dort erschienen meine ersten Printartikel, zufälligerweise übrigens auch im Mai 1998. Dass ich den Job annahm, war ebenso selbstverständlich wie das Angebot: Ich hatte nach "Liquide" und dem Ende meiner Beratertätigkeit etwas Zeit und auch ausreichend Geld, um dem chronisch klammen Blatt, bei dem man immer und manchmal nicht zu unrecht befürchten musste, dass der nächste Anruf das Ende verkünden würde, dort finanziell nicht zur Last zu fallen. Der Aufbau hatte sich unter einer unfähigen Leitung Anfang des Jahrtausends eine falsche Expansionsstrategie aufschwatzen lassen, zu der ich glücklicherweise nur meine Kritik und Ablehnung beitrug, was dann zu einer recht abrupten Streichung des Germany Correspondent aus dem Impressum führte. Das war aber 2003 längst vorbei, die Herrschaften hatten nach Verpulverung von viel Geld den Platz geräumt, und dann wurde auch noch die Berliner Büroleiterin schwanger. Also ging ich, ohne zu ahnen, was mich erwartete.

Zum Beispiel ein ziemlich aufgeregter Wichtigtuer, der behauptete, für uns auf dem deutschen Markt als Eintreiber von Fördergeldern und Werbung zu agieren. Der Herr war mitsamt einem sittenwidrigen Vertrag noch ein Restmüll der versagenden Mannschaft in New York, und erwartete, dass er erst mal ordentlich bezahlt würde, bevor er in eine Aktion trat, in die zu treten er aber schon seit längerem versäumt hatte. Ich kam frisch aus dem innersten Höllenkreis der New Economy und darf behaupten, dass das Problem schneller einer Lösung zugeführt wurde, als er sich einen Überblick über die zu tätigenden Rückzahlungen verschaffen konnte. Dann gab es noch Leute, die sich als freie Autoren ausgaben und behaupteten, man hätte ihre weinerlichen Traktate angefordert, einen zum Rechtsextremismus abgerutschten Stammenbruder, der lernen musste, dass man seinen islamophoben Dreck nicht mehr wollte, und zu allem Überfluss dann noch aus New York die Entscheidung, dass man lieber jetzt die Zeitung einstellte und nach Investoren suchte, als sich gänzlich zu ruinieren.
Das war alles andere als lustig. Der Aufbau hatte sich ziemlich gross ein paar Jahre davor in Berlin als Hauptstadtmedium angekündigt, ohne auch nur ansatzweise den Ansprüchen gerecht zu werden, und jetzt schien die Operation am Ende zu sein, mit einem, der sie aubaden musste, ohne etwas zum Niedergang beigetragen zu haben. Aber wie schon gesagt: Ich kam aus dem innersten Kreis der Hölle und musste nur zweimal wegen falscher Darstellungen der inkompetenten, koksnasigen Hauptstadtjournaille mit Abmahnungen drohen, liess ein paar ordentliche Pressebilder machen und begab mich in den Interviewmarathon. Am schlimmsten Tag gab ich 24 davon. Als ich zugesagt hatte, wusste ich, dass es würde passieren können, dafür war ich da, also tat ich es auch.

Dann waren die Medien weg und der Aufbau tot. Meinten sie zumindest, und wir hatten Zeit, einen Investor zu suchen und sehr, sehr oft nicht zu finden. Dafür lernte ich ein paar hochspannende Leute kennen, von denen man nie wirklich wusste, ob sie jetzt nur gestört, schon etwas Borderline, richtig verrückt oder gar die echte russische Mafia waren. Ab und zu gab es auch aufmunternde Anrufe und Leute, die wirklich Hilfe und Kontakte anboten. Zu denen gehörte an erster Stelle der Aufbau-Verlag, der in dieen Zeiten desöfteren klarstellen musste, dass er weder pleite noch das Berliner Büro des Aufbau, N.Y. ist. Die Leute, mit denen wir als Journalisten oft zu tun hatten, waren absolut reizend, nett und hilfsbereit. Da war wirklich noch sowas wie die alte Emigrantensolidarität spürbar, die sich auf die Vertreter der 3. Generetion, egal welcher Herkunft sie waren, übertragen hat.
Ich hasse Berlin, und ich war glücklich, als der Investor endlich gefunden wurde, den Aufbau unter seine Fittiche nahm und ich den zur Vortäuschung einer weiteren Tätigkeit aufrecht erhaltenen Berliner Betrieb einstellen konnte. Das Büro war schön, Berlin war hässlich wie die Seele eines Berliner Kaufbloggers, ich konnte packen und gehen. Es gibt nicht viele Leute, denen ich dort etwas zu verdanken habe; diejenigen, die anders sind, wissen das sehr genau, und sollte der Aufbau-Verlag das nicht wissen: Es ist deine der ganz wenigen Firmen der letzten 10 Jahre, bei denen mir der Insolvenzantrag wirklich weh tut, angefangen bei den dünnen Brechtbänden, die ich in den 8oern im Brechthaus kaufte, bis zu Hic&Hec von Mirabeau, das zu veröffentlichen dem Verlag nicht hoch genug angerechnet werden kann. Es gibt so vieles, was gerne auf den Ramsch kann, aber der Aufbau-Verlag soll leben. Wenn wir das damals gepackt haben, weden sie es auch schaffen. Das wünsche ich mir, zum dreijährigen, durch die Insolvenz vergällten Jubiläum jenseits von Berlin.
donalphons, 23:47h
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