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Donnerstag, 21. August 2008

Gleiches Lied, andere Besetzung

Heute mit Rosinenzopf als zuckerschwerer Basso Continuo unter den sanft gestrichenen Brezensemmeln.



Das Üble an der Krise ist, dass sie sich nicht nicht wie eine Krise anfühlt. Es dauert immer etwas, bis Krisen unten ankommen. Wenn sie dann mal unten angekommen sind, kann man oben schon nichts mehr daran ändern. Und die Schuldigen davonkommen lassen. IKB, um nur mal einen Fall anzusprechen. WestLB. BayernLB, und so weiter. Jemand wird das alles bezahlen, und die Frage ist nur, wer wieviel zahlt, und ob es dann noch für den Rosinenzopf reicht.

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Mittwoch, 13. August 2008

Problemluxus

Die Immobilienblase in den USA und England war nicht ausschliesslich schlecht. Es genügt, ein paar ältere Ausgaben meiner Lieblingszeitschrift "World of Interiors" durchzublättern, um in den Anzeigen den Wandel beim Einrichtungsniveau zu erkennen. Dominierten um 2001 noch glatte Flächen und gerade Linien; wurden damals Naturmaterialien ausgeschlossen und glänzende Metalle verbaut, so wandelte sich mit den anziehenden Haupreisen und der Verwendung von Häusern als Garantie für immer neue Kredite die Ansprüche. Spätestens seit der Dolce & Gabbana-Anzeigenserie von 2003, als Modelle auf Perserteppichen und unter Kronleuchtern zu sehen waren, gab es kein Halten mehr. Venezianische Leuchter, schwere Damaststoffe, Posamenten, Strass, pompöse Antiquitäten, Kronleuchter auch in Küche und Bad, antike Teppiche, edle Hölzer, und als sei das nicht genug, kamen Firmen wie Rolex und Patek trotz saftiger Preissteigerungen gar nicht mit dem produzieren nach. In Florida boomte das Bootsgeschäft, in Russland wurden Bugattis ausgeliefert, und Chinesen plünderten besinnungslos auch unverkäufliche Vorvorjahresbestände von Vuitton. Der Luxus hatte von 2003 bis anfang 2008, vom Ende der New Economy bis zur Kreditkrise, fünf extrem fette Jahre.



Und wenn man heute in den einschlägigen Angeboten der internationalen Wirtschaftspresse liest, findet man allerorten die Hoffnung, es möchte nicht vorbei sein. Man wünscht sich, dass zumindest dieser Sektor weiter wachsen möchte, wenn schon andernorts Hungerkrisen erspekuliert werden und Konsumenten sterben, weil die Medikamente zu teuer sind. Was noch vor wenigen Monaten als gieriger Abzocker mit Schwarzgeld in Liechtenstein galt, wird heute in Handelsblatt und FTD, Wallstreet Journal und Vanity Fair hofiert als Rettungsanker in einer katastrophalen Konjunktur, die solchen alles schluckenden Mietmäulern die Werbeerlöse zu nehmen droht. Irgendwo soll die Party weitergehen, der Champagner strömen und die Umverteilung von unten nach oben als Retter in der Not auftreten, denn wenn es sich jemand Konsum leisten kann, dann diejenigen, die von Inflation und Lohndrückerei profitieren.



Leider, leider, leider gehen solche Überlegungen von falschen Voraussetzungen aus. Werfen wir doch mal einen Blick auf die gängigen Archetypen derer, die sich bislang Luxus leisten konnten. Da hätten wir:

1. Der Verschwender, der es sich eigentlich noch nie leisten konnte. Das ist der Sportsfreund, der die Auto-Haus-Bargeld-sofort Angebote der Banken für ein gutes Geschäft hält, seit dem Berliner Prekariat sowieso immer am Dispolimit rumkrebst und davon ausgeht, dass es schon irgendwie weiter geht, also genehmigt er sich noch eine Flasche mit seiner neuen Kreditkarte. Negative Sparquote, keine dauerhaften Sicherheiten, trotzem irre Ansprüche und eine geile Karre: Vor uns sehen wir den Onkel aus Amrika, Joe Default, seinen spanischen Vetter Jose Privatinso und deren deutschen Schwippschwager Josef Vielhaber-Anderzahl. Dieser Teil des Luxuskonsums ist definitiv Geschichte, und da helfen auch keine in manchen US-Staaten üblichen Angebote mehr, Schulden unzuschichten oder die Privatpleite rauszuzögern.



2. Die Wohlhabenden mit Vermögen. Was immer das sein soll. Angesichts der realen Inflation, die in den meisten Ländern des Westend näher bei 10 als bei 5% liegen dürfte, und angesichts der Kursverluste von so ziemlich allem ausser dem Zeug wie Gold oder Rohstoffe, das gerade jetzt den Abschwung nachholt, verlieren diese Menschen enorme Summen. Nicht so schlimm wie damals beim Filmfonds, aber dennoch in einem alle einschliessenden Umfang, den auch Wohlhabende nicht einfach so wegstecken. Besonders übel ist die Geschichte, wenn die Altersvorsorge an die Börse gekoppelt ist. Solche Leute können etwas, das die erste Gruppe nicht kann: Rechnen. Und das A und O bei diesen Leuten ist der sichere Ruhestand. Ich kenne diese Schicht, und dort hat das Thema "Wo bringe ich mein Geld in Sicherheit" das Thema Konsum vollkommen in den Hintergrund gedrängt. Statt dessen liest man jetzt in Einruchtungsblättern sehr, sehr oft vom Stolz auf "Estate" und "Flea Market Bargain", was früher, vorsichtig gesagt, eher eine exotische Haltung war. Lebt also wohl, ihr feinen britischen Farbenmischer und Stoffweber, ihr Sattler und Marmorschneider nahe Verona.



3. Die reichen Russen, Chinesen und andere Ausbeuter aus Schwellenländern: Machten ihr Geld weniger mit den Reichen des Westens, als vielmehr mit den Hauptbetroffenen der Krise - den Mittel- und Unterschichten des Westens. Denjenigen, denen es jetzt wiklich nass reingeht. Diejenigen, die nun eben nicht mehr alle zwei Monate die Sonderangebote gewisser Kleidermärkte kaufen, sondern nur noch alle 6 Monate. Wenn es reicht. Denn die Kunden Asiens sind vor allem Menschen ohne grosse finanzielle Spielräume. Der Massenmarkt. Dessen Kunden es sich dreimal überlegen werden, ob sie jedes Jahr eine neue Glotze, eine neue Kamera oder 10 Paar superbillige chinesische Sportschuhe mit Chemiegestank brauchen. Wenn sie es nicht tun, denkt ihr Bankberater für sie. Schlecht für Schwellenländer. Schlecht für deren Börsen. Noch viel schlechter, als es ohnehin schon ist. Und die meisten ort wissen noch, was Armut bedeutet. ich glaube nicht, dass allzu viele den Rückfall für ein paar französische Täschchen riskieren werden.



4. Die Superreichen: Diejenigen, die gerade panisch ihr Geld von der UBS abziehen. Diejenigen, für die das Wort Steuernachzahlung in vielen Ländern kein Fremwort mehr ist. Diejenigen, die nachher trotzdem noch genug haben. Oder hätten. Denn auch bei denen stellt sich die Frage, ob sie in Zeiten wie diesen unbedingt noch ein 10. Auto brauchen, einen Fünftwohnsitz, eine Viertfreundin oder eine Drittyacht. Überhaupt scheint es mir so zu sein, als wäre das Bild dieser Leute geprägt durch RTL II, irgendwelche singenden Junkies bei MTV und den Leseranalysen, mit denen Vanity Fair hausieren geht. Vielleicht kenne ich die falschen Superreichen, aber da gibt es einen, der über die hohen Kosten für den Midijob seines Gärtners jammert. Ein anderer verbringt seinen Urlaub, indem er Bauer spielt und Kompott mitbringt. Ein weiterer erzählt jedem, wie billig seine Büroeinrichtung bei Ebay war. Einer von zwei mit bekannten Schwerreichen, die eine Ferrarisammlung ihr eigen nennen, musste mir seine Wohnung am Tegernsee notverkaufen - der andere ist ein nicht wirklich gesellschaftsfähiger Grossmetzger in einem Kaff in der Provinz und hat kein anderes Hobby. Luxus hat übrigens auch noch ein Haltbarkeitsproblem, das jeder sofort versteht, der einmal eine Rolex aus den 70ern in der Hand gehalten hat: In aller Regel ist er kein Wegwerfprodukt. Menschen können im Luxus vergleichsweise lange ohne weitere Ausgaben existieren. Eine Keepall altert faktisch nicht. Eine Lampe von Émile Gallé wird nicht unmodern. Aus Bakkaratgläsern kann man immer trinken. Mahagonimöbel sind praktisch unzerstörbar. Luxus ist teuer in der Anschaffung, kann aber im Betrieb sehr lange kostenneutral sein.



Bleiben also noch als letzte und 5. Gruppe Fashion Victims und diejenigen, die sich beruflich mit Luxus umgeben müssen. In meiner ganz wilden Zeit habe ich mal erlebt, wie ein bekannter Sportmoderator eines süddeutschen Staatssenders mit seinem Feund, der auch ab und zu moderiert, bei einem der besten Läden Münchens einkaufen war. Ich musste für mein Bybloshemd gar nicht wenig zahlen - die beiden TV-Persönlichkeiten dagegen bekamen eine hohe Rechnung allein für die Steuer und den Dank des Hauses, weil sie vorhatten, die Einkäufe in der Glotze vorzuführen. Ich nehme an, dass die Steueroptimierer tatsächlich bei der Stange bleiben. Die Betrüger des grauen Kapitalmarkts werden weiterhin Grafentitel brauchen, Luxusimmobilien und die passende Einrichtung. Es wird weiterhin einen globalen Markt für Luxus geben, wie auch für Autos und Toilettenpapier. Teenager werden Väter anquengeln und Berufssöhne ihr Grossmütter, man wird mehr in Rechnungen schreiben, als bezahlt wurde und Steuerberater wird man immer brauchen.

Aber ich glaube nicht, dass Luxus eine Rettung für die Wirtschaft oder auch nur einen Teilbereich sein wird. Mitunter ist das schade, denn auch Eier von freilaufenden Biohühnern kosten 120% mehr, als die billigste Mörderware. An Luxus hängt ohne Frage sehr viel Gutes, der echte Honig wie auch der Erhalt von Olivenhainen, alte Handwerkskunst und neue Begriffe von dem, was ein "gutes Leben" sein sollte. Luxus ist nicht im Mindesten nur eine Sache der Reichen; wir würden alle blöd aus der Wäsche schauen, wenn auch die Vermögenden extrem kostenorientiert ihren gesamten Konsum nach China verlagern würden. Ich habe keine Antwort auf die Frage, ob es gut oder schlecht ist, wenn jetzt vieles nicht mehr möglich ist; ich halt Steuerhinterziehung und Bestechung der Reichen für verwerflich, aber die Ausbeutung in Sweat Shops und durch 3-Euro-Friseusen, die am anderen Ende der Gesellschaft als legitim und preiswert verstanden wird, kann es eigentlich auch nicht sein. Was es in der Krise letztlich sein wird - ich weiss es nicht.

Ich kann hier nur sagen, dass keine der obigen Einrichtungsideen mehr als ein Ipod gekostet hat. Es ist mein Luxus, weil ich darin zufrieden bin und es mir bequem leisten kann, ohne ein Schwein zu sein, oder Werbung schalten zu müssen.

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Montag, 11. August 2008

Vielleicht muss man die Frage anders stellen

In etwa so: Wie werden Historiker in 100 Jahren erklären, wie der Osten und der Westen gleichermassen die Chncen von 1989/90 verspielt haben, über die ganze lange Strecke der Balkankriege, der russischen Diktatur und der Oligarchie, das umfassende Debakel im mittleren und fernen Osten von Israel über den Irak, den Iran und Pakistan bin nach Burma und Tibet, bis zu unseren Tagen, die einer Diktatur wie China huldigen und durch die der Leichenduft vom späten Prager Frühling aus Georgien weht.



Naturlich wäre es naiv zu glauben gewesen, dass ein wenig Demokratie den Markt der Herrschaft schon alleine regelt. Überhaupt gab es viele angenehme Illusionen, weder die Taliban noch die russischen Nazis waren irgendwie vorgesehen. Gemessen an den Optionen hätte es auch noch schlimmer kommen können, schliesslich sind da unten auch Kernwaffen und gewissenlose Potentaten. Es ist vielleicht nicht das Übelste aus Kommunismus und Kapitalismus, das hier zusammenkommt, sondern nur die Spolien alter Ideologien, die an noch ältere Systeme, Gottesstaaten, Reichenherrschaften und Kommandoebenen geklebt werden.



Diesen Alte im Neuen ist inhomogen in Zielen und Ausrichtungen, Religionen und innerer Aufsplitterung. Es gibt keine Nomenklatura mehr, die man packen könnte, keine Ansatzpunkte für Veränderungen im ganz grossen Rahmen. Greift Russland nördlich von Afghanistan ein, hilft es nach amerikanischer Definition gegen den Terror, wirft es Bomben auf Georgien - nun, die lausige Reaktion der USA zeigt, dass man es gern anders hätte, aber man hat eigene, wichtigere Probleme. Komplizierter, aber nur in Teilbereichen besser, wäre vielleicht das Urteil der Historiker. Das Problem Bush gibt den Problemen Putin und Achmadinedschad die Freiräume, die sie besser nicht haben sollten. Überhaupt sind die Freiheiten seit 2001 vor allem für Diktatoren grösser geworden, sei es nun, weil sie selbst so stark sind, der Westen tatenlos zuschaut und keinen neuen Konflikt der Systeme erkennen will, oder weil man zusammen mit den hauseigenen Antidemokraten der Witschaft die anderen, so mies sie auch sind, als Globalisierungspartner braucht.

Bleibt nur die Frage, ob spätere Historiker das Ganze nicht nur als Vorspiel zu einem grösseren Unheil sehen. Gestern las ich einen guten Satz in Bezug auf China und seine Wirtschaft: "I don’t know what’s going to happen. Let’s just say that I’ve mapped the fastest routes to the airport and have my credit card and passport handy at all times." Blöderweise gibt es keinen Flughafen, über den man aus einer globalen Dystopie herauskommen könnte.

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Dienstag, 5. August 2008

Kreditkrisenspam für bessere Kreise

Wie wäre es mit ein wenig Sicherheit in diesen schwierigen Zeiten? Dürfen wir vielleicht - nein, kein Spam, keine Belästigung natürlich, nein, wir würden Ihnen nur gern den Immobilienkatalog Sommer 2008 zukommen lassen. Ja, genau Ihnen. Sie haben doch gerade erst, vielleicht sind Sie auf den Geschmack gekommen und möchten Ihr Vermögen noch etwas umschichten? Sie kennen unsere Premium-Marke als ein traditionsreiches Maklerunternehmen, wir bieten die nachgefragtesten Wohn- und Geschäftslagen. Wir sind Spezialisten für das Fünfseenland, wir verstehen alles von Lebensqualität und bieten opulente, prachtvolle Villen, attraktive Häuser und äusserst, wirklich äusserst hochwertige Wohnungen in Bestlage. Bitte, das ist kein Spam und keine Werbung, wir liefern Ihnen eine Dienstleistung, die geprägt ist von Begrifflichkeiten wie Seriosität, Diskretion, Service und Verlässlichkeit. Natürlich, aber selbstverständlich bei Ihnen.



Nur bei Ihnen. Gut, natürlich auch sonst in dieser Region. Das bekommen hier alle, es hat sich noch keiner beschwert. Manche wollen auch eine Stadtwohnung, da helfen wir gerne. Und ausserdem ist es ja auch interessant, mal die Preise in diesem Ihrem Wohnort zu sehen, 230 m², 1,8 Millionen, und da fangen wir erst an, vieles nur auf Anfrage, Frau von L. wird sie beraten. Alternativ zum Münchner Süden - Pullach ist gerade günstig zu haben - hätten wir auch noch etwas in Baden-Baden, in Blankensee, Hochtaunus auch, vor allem aber im Ausland, Saint-Maxime, Neuchatel, oder eine Insel vor Sardinien, Oh, bitte, lachen Sie nicht, das wird hier nachgefragt, Sie würden es nicht glauben. Ja, wir wissen natürlich, dass nicht jeder hier für so etwas in Frage kommt, aber wir können rechnen und glauben, dass Sie auch irgendwann mal wieder Cash haben werden, und deshalb sehen wir unser hochglänzendes Angebot auch als langfristige Investition, denn das hier ist die Gegend, das hier sind die Menschen, das hier ist die autonome Republik Fünfseenland, die nur zu faul ist, sich eigene Pässe anzuschaffen, aber ansonsten glücklicherweise mit dem Rest des Landes nicht viel zu tun hat. Das wissen wir doch. Übrigens, wenn Sie Lust haben - da gibt es doch am Lehberg diese Promibar, da haben wir am kommenden Freitag einen kleinen Empfang, geschlossene Gesellschaft, hinten finden Sie die Einladung, wir würden uns sehr freuen, Sie kennenzulernen. Sie werden sehen, wir sind bestens international vernetzt, und vielleicht kommen auch die Scheichs aus Rottach und bei den Russen sehen wir auch noch Potenzial.

Also, denken Sie darüber nach. Reiche wird es immer geben, und Reiche werden immer zusammenziehen. Nun, natürlich können Sie auch davon ausgehen, dass wir Assets wie Anlieger- oder Privatstrassen nicht erwähnen, das versteht sich doch von selbst. So ist es eben. Vielleicht wollen Sie es aber auch Ihren Freunden zeigen, oder sie lassen es auf Ihrem Rosenholztisch herumliegen, wenn jemand kommt, schliesslich wissen Sie selbst, wie diese Region zieht. Und bitte, dass wir uns nicht mal einen ordentlichen Phptographen leisten können, wird doch mehr als aufgewogen durch unseren Sitz in der Maximilianstrasse.

(Fettdruck und etliche Zitate aus dem Original)

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Sonntag, 27. Juli 2008

Dies illa.

Das sind die nackten Fakten, Freund der Blasmusik: Angesichts weiterer Bankenpleiten in den USA ist es nur eine Frage der Zeit, wann dem Sicherungsfonds der Banken das Geld ausgeht, und diejenigen, die noch etwas anderes als Schulden bei der Bank haben, zum Run ansetzen. Mich wundert es, dass es noch nicht so weit ist - wenn alle rennen, ist es zu spät.

Die Angestellten des Staates Kalifornien jedoch werden zwangsweise auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Arnold ""der Grosse aus dem kleinen Schurkenstaat" Schwarzenegger zeigt beispielhaft, dass knallharter Kommunismus in Form von staatlich verordneten Minimaleinkommen von lumpigen 4,5 Euro/Stunde prima mit knallhartem Kapitalismus - gefeuert wird, wen man eben mal so eben feuern kann - auf seine Bediensteten anzuwenden ist. Angeblich, weil wegen der Kreditkrise Millardenausfälle zu erwarten sind. Tolle Sache: Wenn die Immobilienbesitzer unter diesen 200.000 Angestellten ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen können - und das können sie bei diesem Macjobniveau ganz sicher nicht - wird das, höflich gesagt, mittelfristig eher die Kreditkrise verschlimmern.

Und nur ein paar Bergketten und den Steuerhinterzieherstaat Liechtenstein weiter ist die Schweiz mit ihrer ebenfalls desolaten Bankenlandschaft, bei der man sich besser nicht mit den Bilanzen auseinandersetzt, sondern brav als Medium die Pressemitteilungen abschreibt. Alles toll, solange kein Blogger kommt.



Nach menschlichem Ermessen also sieht es nicht gut aus, wenn ich den Blick etwas über den von Bergen, Wolken und darunter fressenden Kühen von meiner Terasse begrenzten Tellerrand erhebe. Offen gesagt, ein wenig makroökonomische Panik wäre nicht wirklich unangemessen, egal was man den Medien erzählt von wegen, dass die Krise jetzt vorbei sei, wie auch schon vor 9, 6 und 3 Monaten. Wir haben bisher noch nichts erlebt.

Und da hätte ich gerne die Lässigkeit des steinalten Ehepaares bei meiner bevorzugten Konditorei. Alt, wirklich alt, bleich und voller Altersflecke, beide jenseits von gut, böse und Schönheits-OP. Ziemlich tattrig, nicht wirklich viel Klang in der Stimme und erheblich gebückt. Sie nahmen jeweils ein Viertel von vier Torten, liessen es sich ein eine wirklich grosse Tortenschachtel verpacken, bezahlten mit einem 200-Euro-Schein und zitterten über die Strasse zu einer schon gut 20 Jahre alten 500er S-Klasse in Champagnergold. Die Torte kam in den Kofferraum, und dann knallte er am Steuer mit einer Rücksichtslosigkeit in den Verkehr, die man nur kennt, wenn man entweder jung und dumm ist, oder nichts mehr zu verlieren hat und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer in die Böschung rammen kann. Vorne links war die Stossstange eingedellt - vielleicht hat da wirklich jemand unvorsichtigerweise auf seiner Vorfahrt bestanden.



Was hilft an solchen Tagen, ist der Weg von der Konditorei zum See, wo gebadet und gepaddelt wird, während die Schiffe alte Tanten zum Geld verschwenden nach Bad Wiessee schippern. Mögen die Wolken auch drohen, es bleibt warm, sonnig und sicher, denn das alles lebt bislang noch von sich selbst und den alten Säcken in den S-Klassen, die aus guten Gründen so leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Der See, die Berge und der Himmel, sie alle werden immer da sein, egal wo welche Bank vor die Hunde geht, und ich kann hier immer sein und bleiben. Ausser morgen früh - da muss ich zum sparen auf den Flohmarkt in Pfaffenhofen.

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Freitag, 25. Juli 2008

Was sie nicht wollten

Es war dann doch ein unerwartet scheusslicher Tag rund um den Dachstein bei der Ennstal-Classic. Der Koppenpass, wo ich an der ersten Kehre wartete, wurde aus der Route gestrichen - zu gefährlich bei diesem abartigen Wetter, und keine Überraschung. Ich selbst hatte mir die Durchfahrt nach Admont bei diesem Wetter auch verkniffen. In Salzburg hielt ich dann an und schickte meinen Auftraggebern, die fünf Bilder wollten, die zehn meines Erachtens besten Bilder. Nicht genommen haben sie die Aufnahme, die in meinen Augen alles zusammenfasst, Wetter, Kälte, Härte und Geschwindigkeit:


(Grossbild)

Ebenfalls etwas enttäuschend, aber irgendwie verständlich wegen einer gewissen Unschärfe - aber was soll man machen bei 100 km/h und 1/120 Belichtungszeit - ist die Ablehnung dieses 300 SL. Genommen haben sie statt dessen einen 190 SL, der zwar vollkommen scharf war, aber auch entsprechend lahm unterwegs.


(Grossbild)

Wer sein Geld mit zuverlässigen Autokomponenten macht, hat natürgemäss auch nicht so arg viel Interesse an italienischen Kunstwerken, die alle 500 Kilometer zur Inspektion müssen - wenn sie es zur Werkstatt schaffen. Trotzdem wäre es schade, wenn das Bild auf der Festplatte verschimmelt.


(Grossbild)

Man muss vermutlich deutscher Ingenieur sein, oder mit solchen Leuten zu tun haben, um das hier nicht witzig zu finden. Schade. Damit hat es kein einziger Healey auf die entsprechende Seite geschafft.


(Grossbild)

Von der Firma gab es in etwa so viel Fahrzeuge wie Regen auf der Strecke. Habe ich schon mal gesagt, dass ich absolut nicht verstehe, wenn alte 911er bei solchen Touren mitfahren? Es sind einfach alte 911er. Jeder MG B ist exotischer. Genommen haben sie dafür zwei arme Schweine in einem 550 Spyder - der kein Verdeck hatte.


(Grossbild)

Und das Übelste: 150 Kilometer weiter westlich war den ganzen Tag das Wetter strahlend schön. Am Tegernsee, da wo ich herkomme und heute nicht war.

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Mittwoch, 23. Juli 2008

Ende eines Imperiums

Seitdem ich in den letzten Wochen die amerikanische Form der Postnichtzustellung kennengelernt habe, ihre Lahmarschigkeit unabhängig von der sie betreibenden Firma und die Unzuverlässigkeit der Trackingsservices - eigentlich kenne ich das ja noch von früher, aber es ist jedes mal wieder ganz erstaunlich - und obendrein noch die Ostblockmentalität des Kundenservices, weiss ich, warum diese Nation es nötig hat, in Deutschland um Soldaten und in China um Kredite zu betteln. Sechs Sendungen, drei verschiedene Anbieter, keine einzige in time, auch nicht mit noch so teuren Zusatzdiensten. Gemessen am Versagen, das in etwa der nigerianischen Staatspost entsprechen dürfte, und den dadurch entstandenen Kosten von 160 Euro sollte der Dollar jetzt ungefähr mit 7 Cent bewertet sein.

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Donnerstag, 17. Juli 2008

Der 16. Juli 2008. Der Tag,

an dem die Hisbollah mit Hilfe der Weltöffentlichkeit darum bettelte, weiterhin Trainingsgebiet der israelischen Geheimdienste sein zu dürfen.

Es ist schon ziemlich übel, in einem Westen mit den Folterknästen Guantanamo und Abu Graib zu sein, aber als islamische Welt käme ich mir heute von den kranken Hisballaballas in ihrem Drogen- und Waffenparadies ziemlich verarscht vor.

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Wann es endet

Meine Zeit in der New Economy war nicht halb so witzig, wie ich darüber geschrieben habe. Eigentlich war sie absolut nicht witzig, jeder Spass, den man hatte, produzierte auf der anderen Seite viel Leid und Ärger, und ich bin froh, den ganzen Komplex ohne Tablettenproblem, Drogen, Schulden, psychische Defekte und den Verlust des persönlichen Umfelds durchgestanden zu haben. Man musste aufhören, sich als Sanitäter zu sehen. Wir waren diejenigen, die den Leichen nacht der Pest die Goldzähne rausgebrochen haben. Manchmal waren sie auch noch gar nicht tot. Das war dann mitunter weniger schön. Als ein Tag mal wieder besonders beschissen war - Februar 2001 - sagte einer zu mir, ich solle das alles nicht so tragisch nehmen, was ich hier lernen würde, würde mir später bei den neuen Krisen helfen, ihre Mechanismen zu verstehen. Krise ist, wenn die Sekretärin mit Heulkrämpfen als Beschäftigungstherapie eine Aufstellung der Büroklammern macht. Krise ist, etwas zu schreiben und damit, ohne es zu wissen, real eine Freundin zu feuern. Krise ist extrem uncool. Und ich bin froh, dass die Krise, mit der ich aktuell zu tun habe, nicht die grosse Weltwirtschaftskrise von 2008 ist.

Trotzdem stellt sich für mich, wie für alle anderen auch die Frage der Abkopplung von der Krise. Manche glauben, dass es nicht möglich ist, weil die globale Wirtschaft zu stark verwoben ist. Schaut man sich den Kurs des an sich soliden Versicherungskonzerns Allianz an, oder was heute der Swiss Re zugestossen ist, oder die Entlassungen bei BMW, könnte man meinen, dass es tatsächlich überall schlimm wird. Aber, so meine ich doch, nicht überall gleich schlimm. Denn so eine Krise ist wie ein Erdrutsch.



Eine Krise, die durch eine Blase ausgelöst wird, ist wie ein Berghang nach einem heftigen Unwetter über einem Fluss. Der Fluss unterspült den Hang, und damit beginnt für den Berg ein ungleicher Kampf gegen die Schwerkraft. Obendrein ist das Erdreich voller Wasser und damit sehr viel schwerer. Es gibt natürlich auch Haltekräfte - die Wurzeln der Bäume etwa, die in der Lage sind, die oberen Schichten zu halten. Von oben sieht so ein unterspülter Hang wie ein ganz normaler Wald aus, grün, saftig, lebendig - bis er zusammenstürzt.

Das ist schlecht für den Hang - in unserem Fall die USA. Nicht nur, dass er stürzt, sein Material wird auch noch auf Nimmerwiedersehen abgespült. Noch schlimmer aber ist es für diejenigen, die sich darunter befanden. China zum Beispiel. Denn der unterspülte Hang der Kredite war genau das Naturwunder, das alle asiatischen Firmen anzog. Alles, was davon abhängig ist und keine Alternativen hat, kann man getrost falten. Genauso, wie in der New Economy irgendwann bei den am fallenden Nemax gelisteten Firmen kein Geld mehr da war, um konkurrierende Startups aufzukaufen, gibt es jetzt kein Geld, keine Kredite mehr für Zeug aus Asien.

Und natürlich bricht so ein Hang auch nicht exakt an der unterspülten Stelle senkrecht ab. Er rutscht weg und nimmt vieles mit, was nicht über, sondern auch neben ihm iist. Aktuell: Die amerikanische Autoindustrie, die Sparkassen, das Bruttoinlandsprodukt und alle Länder und Wirtschaftsräume, die ähnlich gepfuscht haben. Nicht sofort, denn weil alles verwurzelt ist, kann sich vieles erst mal an der Abbruchkante halten. Aber die Wurzeln hängen in der Luft, und der nächste schwere Regenschauer kann darunter die nächste Lawine auslösen. Unten liegen schon Indymac und Bear Stearns, an der kante sehen wir aktuell schräg oder kippend: Lehman Brothers, Washington Mutual, Freddie Mac, Fannie Mae. Noch nicht klinisch tot, aber offensichtlich am Ende.

Die spannende Frage ist nun, wie es oberhalb der Bruchkante ausschaut. Kommt weiter oben noch mehr Last vom Berg runter, ist hier bislang nur die Hangflanke weggebrochen, die den Berg weiter oben gestützt hat? Wenn ja, schaut es schlecht für weiter oben stehende Bäume aus. Dann wird der Hang weiter bröckeln, und - nicht sofort, aber mit unangenehm grosser Wahrscheinlichkeit - runterkommen. Was die amerikanische Administration gerade tut, ist nichts anderes, als zu behaupten, der Berg sei innen sehr viel stabiler als der abgerutschte Hang, und das Konzept Berg sei ansonsten erdrutschsicher. Wir weiter oben könnten ruhig weiterwandern, alles in Butter.

Das ist natürlich Unsinn. Kein Mensch weiss, wie lange der Grund sandig ist, wann die Felsformationen kommen und ob sie halten. Allerdings liegt es auch in der Natur von Felsrutschen, dass sie irgendwann so viel Material abgetragen haben und in sich verkeilt sind, dass sie nicht weiter rutschen. Irgendwann kommt dann auch Vegetation, und das System fängt sich wieder. Stellt sich also für uns die Frage, wo wir uns auf diesem Hang zu postieren, um nicht mit abzurutschen. Das ist nicht einfach, denn aktuell geht das Unterspülen munter weiter, während die Amerikaner die Auffassung vertreten, man könnte das alles stoppen, indem man diejenigen Holzhändler einknastet, die mit den zerborstenen Baumstämmen Geschäfte machen.

Solange da unten in Idiot´s Valleyalso Verschwörungstheorien herrschen und an der Ursache der Unterspülung eines losen Hangs nur gearbeitet wird, in dem man sandige Kapitalspritzen in das reissende Wasser wirft, ist es dort am sichersten, wo der Hang möglichst flach und weit entfernt vom Fluss ist. Das garantiert nicht, dass es dort auch zu Abrutschen kommt, weil die fallenden Bäume andere nachziehen, und somit neue Ansatzpunkte für Zerstörung entstehen, aber Deutschland ist meines Erachtens so ein Bereich, in dem relativ wenig passieren kann und wird. Hohe Sparquote, relativ gute Kontrolle der Banken, stabiler Binnenmarkt. Und die Regionen, in denen dieses Land fest gefügt ist und ein stabiles Fundament hat, werden zwar den Regen der Inflation abbekommen, aber nicht viel mehr. Man sollte sich aber diesmal keine Illusionen machen: Die USA müssen jetzt abrutschen, damit der Rest des Berges stehen bleiben kann. Oder noch brutaler gesagt: Der Bergrutsch wird global ausgetragen, es ist an der Zeit dafür, und desto mehr die Schulden der USA sie selber treffen, desto besser ist es für den Rest.

Und ich hole jetzt wieder meine alte Zange für das Rausbrechen der Goldzähne. Manche sagen ja, dass der Erwerb von teuren Uhren in der Krise auch nichts bringt, weil man nicht davon abbeissen kann. Es gibt da jemanden in Kalifornien, der darüber nur lachen kann, wie ich auch. Einen Chronometer von Bucherer aus den 6oer Jahren für 74 Spielgeld-Dollar mit Versand wollte ich schon immer mal haben. Und wenn sich sie 100 mal aufgezogen haben werde, sitze ich immer noch in dem Land, das bei der Geschichte nicht gut, aber am besten gefahren ist. Mit gierigen Firmen, die dann alles tun werden, um im nächsten Boom den Abstand zur Dritten Welt inclusive USA (Uganda´S America) möglichst gross werden zu lassen.

Denn es ist so in der Krise: Entweder wir gehen alle drauf - oder die einen gehen drauf, und die anderen haben bessere Chancen. Kein Spass, nicht witzig, aber gelernt ist gelernt. Wer einmal in der Hölle war, kennt den Gestank.

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Dienstag, 15. Juli 2008

Oh. Sollte Vanity Fair

doch noch die Kurve von der belanglosen Promiverwurstung zum anspruchsvollen Magazin für nicht dumme Menschen kriegen?

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