Freitag, 3. August 2007
No. 91
Man muss ihn andersrum verstehen. Man muss das lesen, was er indirekt sagt.

Kann schon, sein, dass einer, ein einziger Schutz erhält. Aber tausende und Zehntausende werden dafür fallen. Der eine Gerechte muss sich keine Sorgen machen wegen der Pfeile des Tages und dem Grauen der Nacht, aber das Versprechen gilt nur für ihn. Und sonst für keinen. Für die gibt es keine Zuversicht, und im Finstern wird sie die Seuche treffen. Das Übel wird ihnen begegnen, und das Verderben wird sich ihrem Haus nähern.
Man muss nur warten. Es wird immer einen richtigen geben, für den die Sonne nicht mehr aufgeht.

Kann schon, sein, dass einer, ein einziger Schutz erhält. Aber tausende und Zehntausende werden dafür fallen. Der eine Gerechte muss sich keine Sorgen machen wegen der Pfeile des Tages und dem Grauen der Nacht, aber das Versprechen gilt nur für ihn. Und sonst für keinen. Für die gibt es keine Zuversicht, und im Finstern wird sie die Seuche treffen. Das Übel wird ihnen begegnen, und das Verderben wird sich ihrem Haus nähern.
Man muss nur warten. Es wird immer einen richtigen geben, für den die Sonne nicht mehr aufgeht.
donalphons, 01:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 1. August 2007
Never mind Murdoch & the Wall Street Journal
Lustig wird es erst, wenn Mecom und Montgomery demnächst die Süddeutsche Zeitung schlucken. Was ich verstehen könnte, denn nach der Sache wäre dann das Gewinsel der Medien wegen ihrer Pfründe erst mal deutlich leiser. Angst wirkt. Und es ist nur die freie Marktwirtschaft, die sie selbst immer predigen.
donalphons, 12:07h
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Dienstag, 31. Juli 2007
Die Gier
Ich möchte irgendwann an einer Kiste Bücher vorbei gehen können, ohne reinzuschauen. Einfach, um mir zu beweisen, dass ich es kann. Dass ich nicht abhängig bin. Ich schaffe das nur unter Extrembedingungen: Hast, schwere Krankheit - am Anfang meines ersten Italienurlaubs dieses Jahres etwa in Innsbruck - und Krabbelkisten bei Restpostenläden.
Dergleichen gibt es auch in meiner Heimat, und nachdem ich in solche Läden nicht hineingehe, sehe ich diese Krabbelkisten auch nur von ferne. Nur gibt es auch einen, der eine Kiste mit Bücher in eine 80er-Jahre-Passage stellt, durch die ich nie gehe. Ausser, es regnet, und ich habe keinen Schirm mitgenommen. Deshalb kam ich letzte Woche auch an der Krabbelkiste vorbei. Und weil ich meine Augen dann doch nicht abwenden konnte, sah ich obenauf ein Buch, dessen Umschlag ein Ausschnitt von Caravaggios Junge mit dem Früchtekorb zierte.
Den Titel fand ich ein wenig reisserisch, den Verlag unsäglich, den Autor kannte ich nicht, und ich bringe nur sehr ungern Bücher nach hause, bei denen ich ein schlechtes Gefühl habe. Zumal, wenn sie aus zwielichten Restegeschäften kommen. Andererseits, wo sonst sollte man so ein Buch kaufen? Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben. Wegen Speisekammer, Caravaggio und dem an sich irrelevanten Preis.

Und ich hätte darüber beinahe den Datschi vergessen. Wirklich ein sehr feines Buch mit 64 sehr anregenden Texten, bei denen man wirklich nebenbei essen sollte.
So. Und wie schaffe ich es in Zukunft, meine Blicke abzuwenden von den Bücherkisten?
Dergleichen gibt es auch in meiner Heimat, und nachdem ich in solche Läden nicht hineingehe, sehe ich diese Krabbelkisten auch nur von ferne. Nur gibt es auch einen, der eine Kiste mit Bücher in eine 80er-Jahre-Passage stellt, durch die ich nie gehe. Ausser, es regnet, und ich habe keinen Schirm mitgenommen. Deshalb kam ich letzte Woche auch an der Krabbelkiste vorbei. Und weil ich meine Augen dann doch nicht abwenden konnte, sah ich obenauf ein Buch, dessen Umschlag ein Ausschnitt von Caravaggios Junge mit dem Früchtekorb zierte.
Den Titel fand ich ein wenig reisserisch, den Verlag unsäglich, den Autor kannte ich nicht, und ich bringe nur sehr ungern Bücher nach hause, bei denen ich ein schlechtes Gefühl habe. Zumal, wenn sie aus zwielichten Restegeschäften kommen. Andererseits, wo sonst sollte man so ein Buch kaufen? Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben. Wegen Speisekammer, Caravaggio und dem an sich irrelevanten Preis.

Und ich hätte darüber beinahe den Datschi vergessen. Wirklich ein sehr feines Buch mit 64 sehr anregenden Texten, bei denen man wirklich nebenbei essen sollte.
So. Und wie schaffe ich es in Zukunft, meine Blicke abzuwenden von den Bücherkisten?
donalphons, 14:35h
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Montag, 30. Juli 2007
Es ist ganz einfach
Meir ist Jude. Kein Problem. Na klar, was sonst. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Und jetzt drehen wir das Spielchen mal um:
Der Juden-Meir.
Sagemir das Meir einer ins Gesicht, und erlebe er nonverbale Kommunikation in seine Arier-Fresse. Besonders, wenn der den "Juden-Meir" in einer bekanntermassen wenig politisch ausgewogenen Gosse aufgesammelt hat. Ok, vielleicht gibt es nicht direkt Mossad-Action für SSlers Enkel, aber wenn wir das Fass der Rassen schon aufmachen, dann eben Arier-Irgendwas. Auch nicht nett, oder? Würde sich jemand wundern, wenn er dafür im Blog eine Abmahnung kassieren würde? Selbst, wenn das Neger-Jude-Arier-Wasauchimmer der ein oder andere Freund im Scherz sagen dürfte? Und wer würde sich dann nicht damit rauszureden versuchen, es nicht "so" gemeint zu haben?
Klar. Es gibt keine Nazis, kein rassistisches Gedankengut, nie, auch die Nationalzeitung weist dergleichen weit von sich. Kennt man. Man vermeidet das, indem man, wenn man schon Terminologien von Rassen bemüht, auf der sicheren Seite hat. Es ist ok zu sagen, das XY die und jenigen Vorfahren hat. Mal ganz ehrlich, Neger und Jude ist immer noch Gold gegen landläufige Arier! Da hilft es dann auch nichts, wenn der Arier-Wasauchimmer so tut, als würde er afroamerikanische oder jiddische Kultur toll finden.
Ihr könnt bei dem Spiel nur verlieren. Gewinnen kann dabei ohnehin keiner. Insofern wäre ein wenig Einsicht und Zurückhaltung jetzt sehr wünschens- und empfehlenswert.
Der Juden-Meir.
Sage
Klar. Es gibt keine Nazis, kein rassistisches Gedankengut, nie, auch die Nationalzeitung weist dergleichen weit von sich. Kennt man. Man vermeidet das, indem man, wenn man schon Terminologien von Rassen bemüht, auf der sicheren Seite hat. Es ist ok zu sagen, das XY die und jenigen Vorfahren hat. Mal ganz ehrlich, Neger und Jude ist immer noch Gold gegen landläufige Arier! Da hilft es dann auch nichts, wenn der Arier-Wasauchimmer so tut, als würde er afroamerikanische oder jiddische Kultur toll finden.
Ihr könnt bei dem Spiel nur verlieren. Gewinnen kann dabei ohnehin keiner. Insofern wäre ein wenig Einsicht und Zurückhaltung jetzt sehr wünschens- und empfehlenswert.
donalphons, 23:06h
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Donnerstag, 26. Juli 2007
3,33 Euro pro Bild, Texte für Lau
Hier ist The Good, da ist The Bad, und über das Ugly müssen wir mal reden. Am besten jetzt.
Wie oben zu sehen ist, war ich bei den 2000 Kilometern durch Deutschland. Schon etwas früher, bevor die Autos kamen, um den idealen Ort für Bilder zu finden. Möglichst wenig Leute, die reinlaufen können, möglichst hübsche Gebäude als Hintergrund, gute Lichtverhältnisse. Solche Ecken sind nicht allzu häufig, und so kam es, dass auch andere an der Stelle, die ich bezogen hatte, aufkreuzten. Ich hätte zwar was Journalistisches machen können, hatte aber keine Lust, denn man kann dort schlecht Interviews führen, und die üblichen Blabla-Texte wollte ich nicht schreiben.
Die anderen waren von den Medien. Unter anderem der Photograph einer Lokalzeitung. Und der plauderte aus, was man in einer der reichsten Regionen des Landes so verdient, wenn man eine Photostrecke für das Internet mit 30 Bildern abliefert: 100 Euro plus Fahrtkosten. Das macht 3,33 Euro pro Bild inclusive bearbeiten, framen und verschicken. In diesem Fall hat seine Zeitung sogar nachgedacht, ob sie nicht einen Streckenposten zum Knipsen anheuern können, der es für die Nennung seines Namens tut. Erst, als sie den nicht fanden, haben sie ihren Mann losgeschickt.
Man muss da erst mal hinfahren, vorher da sein, warten, dann kommen 100 Minuten Stress, echte, harte Arbeit am Auslöser. Es ist ja nicht so, dass man einfach mal abdrückt, und dann passt alles. Genau den richtigen Moment zu erwischen, wenn sich die Kirche im Lack spiegelt, der Fahrer herschaut, der Wagen beschleunigt, dazu noch den richtigen Winkel mit nicht zu viel Zoom - wenn es gut sein soll, ist das ein Knochenjob, danach ist man reif für drei Stück Torte.

Danach zurück, und selbst wenn man Profi ist, sitzt man an 30 Bildern locker 2 Stunden. Alles zusammen ist man den ganzen Tag beshäftigt, und ich glaube nicht, dass man danach nochmal raus kann, zum Ortstermin beim Schützenverein. 100 Euro, davon gehen noch alle möglichen Abgaben weg. Und das für einen Tag Arbeit.
Demnächst auch noch durch Konkurrenz der Deppen, die sich mit betrügerischen AGB ausnehmen lassen. Oder durch Übernahme von Bildern durch Pixelquelle und andere Kostenlos-Angebote. Das ist die nicht existierende Zukunft des Berufs. Kein Wunder, dass viele in PR und Corporate Publishing gehen. Besser als verhungern allemal.
Wie oben zu sehen ist, war ich bei den 2000 Kilometern durch Deutschland. Schon etwas früher, bevor die Autos kamen, um den idealen Ort für Bilder zu finden. Möglichst wenig Leute, die reinlaufen können, möglichst hübsche Gebäude als Hintergrund, gute Lichtverhältnisse. Solche Ecken sind nicht allzu häufig, und so kam es, dass auch andere an der Stelle, die ich bezogen hatte, aufkreuzten. Ich hätte zwar was Journalistisches machen können, hatte aber keine Lust, denn man kann dort schlecht Interviews führen, und die üblichen Blabla-Texte wollte ich nicht schreiben.
Die anderen waren von den Medien. Unter anderem der Photograph einer Lokalzeitung. Und der plauderte aus, was man in einer der reichsten Regionen des Landes so verdient, wenn man eine Photostrecke für das Internet mit 30 Bildern abliefert: 100 Euro plus Fahrtkosten. Das macht 3,33 Euro pro Bild inclusive bearbeiten, framen und verschicken. In diesem Fall hat seine Zeitung sogar nachgedacht, ob sie nicht einen Streckenposten zum Knipsen anheuern können, der es für die Nennung seines Namens tut. Erst, als sie den nicht fanden, haben sie ihren Mann losgeschickt.
Man muss da erst mal hinfahren, vorher da sein, warten, dann kommen 100 Minuten Stress, echte, harte Arbeit am Auslöser. Es ist ja nicht so, dass man einfach mal abdrückt, und dann passt alles. Genau den richtigen Moment zu erwischen, wenn sich die Kirche im Lack spiegelt, der Fahrer herschaut, der Wagen beschleunigt, dazu noch den richtigen Winkel mit nicht zu viel Zoom - wenn es gut sein soll, ist das ein Knochenjob, danach ist man reif für drei Stück Torte.

Danach zurück, und selbst wenn man Profi ist, sitzt man an 30 Bildern locker 2 Stunden. Alles zusammen ist man den ganzen Tag beshäftigt, und ich glaube nicht, dass man danach nochmal raus kann, zum Ortstermin beim Schützenverein. 100 Euro, davon gehen noch alle möglichen Abgaben weg. Und das für einen Tag Arbeit.
Demnächst auch noch durch Konkurrenz der Deppen, die sich mit betrügerischen AGB ausnehmen lassen. Oder durch Übernahme von Bildern durch Pixelquelle und andere Kostenlos-Angebote. Das ist die nicht existierende Zukunft des Berufs. Kein Wunder, dass viele in PR und Corporate Publishing gehen. Besser als verhungern allemal.
donalphons, 14:39h
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Donnerstag, 26. Juli 2007
Datschidämmerung
Ein Wunder. Obwohl in meiner bevorzugten Radiostation ausgerechnet die Tonsuppe der Meistersinger von Ritschie "Ich wäre auch dabei gewesen" Wagner übertragen wurde, ist der Datschi gelungen.

Ich spiele jetzt mit dem Gedanken, mir für solche Momente einen Tivoli-CD-Player zu holen. Luxus, an und für sich reicht beim Kochen bayern4klassik, aber in solchen Momenten ist es unverzichtbar. In der Pause dann ein Interview, bei dem diese Oper unter den Nazis "missbraucht" wurde - obwohl die Nazis sehr genau verstanden und umgesetzt haben, wie Wagner tickte - hat überraschend nicht die Zwetschgen sauer werden lassen. Mich durchaus. Und ich wüsste gern mal, wieso jeder andere antisemitische Dreck dieser Epoche verboten ist, dieses drittklassige Haus, das das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine verschandelt, aber weiterhin staatlich gefördert staatlich gefördert neue Republiksbanausen mit dem alten Bullshit füttern darf. Ein Löfferl Antisemitismus für den kleinen Edmund, ein Löfferl Reaktion für das Angela, und ein paar alttoitsche Tugenden für den fastpensionierten Talkshowgockel.

Selten habe ich so genervt auf den Moment gewartet, bis sich der lockere Teig genau mit der richtigen Menge Fruchtsaft vollgesogen hat. Und dann nichts wie raus auf die Dachterasse, und zum Lichtkonzert Händels Giulio Cesare, und ein Hohnlachen denen, die im Bayreuther Loch der Schande die Ausdünstungen der anderen ertragen müssen.

Ich spiele jetzt mit dem Gedanken, mir für solche Momente einen Tivoli-CD-Player zu holen. Luxus, an und für sich reicht beim Kochen bayern4klassik, aber in solchen Momenten ist es unverzichtbar. In der Pause dann ein Interview, bei dem diese Oper unter den Nazis "missbraucht" wurde - obwohl die Nazis sehr genau verstanden und umgesetzt haben, wie Wagner tickte - hat überraschend nicht die Zwetschgen sauer werden lassen. Mich durchaus. Und ich wüsste gern mal, wieso jeder andere antisemitische Dreck dieser Epoche verboten ist, dieses drittklassige Haus, das das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine verschandelt, aber weiterhin staatlich gefördert staatlich gefördert neue Republiksbanausen mit dem alten Bullshit füttern darf. Ein Löfferl Antisemitismus für den kleinen Edmund, ein Löfferl Reaktion für das Angela, und ein paar alttoitsche Tugenden für den fastpensionierten Talkshowgockel.

Selten habe ich so genervt auf den Moment gewartet, bis sich der lockere Teig genau mit der richtigen Menge Fruchtsaft vollgesogen hat. Und dann nichts wie raus auf die Dachterasse, und zum Lichtkonzert Händels Giulio Cesare, und ein Hohnlachen denen, die im Bayreuther Loch der Schande die Ausdünstungen der anderen ertragen müssen.
donalphons, 01:00h
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Dienstag, 24. Juli 2007
5 Minuten
Vorne an der Strasse war bis vor kurzem eine, sagen wir mal, für hiesige Eingeborene erstaunliche Restaurantidee zu bestaunen: Ein Südsee-Restaurant. Neben der billigen Deko aus Plastikpalmwedeln, roh gezimmerter Einrichtung und nicht ganz billigen Cocktails wartete es mit einer Besonderheit auf: Wenn das Essen beim Business Lunch nicht innerhalb von exakt 5 Minuten auf dem Tisch stand, wurde nichts berechnet.
5 Minuten; wenn man davon den Weg der Bedienung - bauchfrei, blond, Typus Elitesse mit kleinem Geldproblem - abzieht, bleiben vier Minuten, dann hat auch niht jeder in der Küche sofort Zeit, bleiben drei Minuten. Das Restaurant zielte meines Erachtens nicht auf mich ab, wie sein Vorvorvorvorgänger, das Wiener Cafe, das an dieser Stelle schon stand, als meine Grossmutter noch ein Kind war, und das ich während der Schulzeit ebenfalls frequentierte. Zielpublikum war die von Auswärts kommende Funktionselite, die wenig Zeit hat. Und die in meiner Vorstellung tatsächlich den Quartz-Chronographen, gern von einer Firma, die alte Uhrenmodelle kopiert, einschaltet, und jede Minute schaut, ob es jetzt klappt mit dem kostenlosen Essen.
Zeit ist Geld, und demzufolge sollte eigentlich klar sein, wie wenig Geld dann läppische 5 Minuten sind, und was da wegen einer weiteren Minute wertlos verschenkt wird. Ich befürchte aber, dass die Altstadt auf dieses Publikum wenig Reiz ausübt, das lieber irgendwo an der Ausfallstrasse in einem schwarz gehaltenen Restaurant neben dem Einkaufszentrum Sushi isst. Vor ein paar Wochen jedenfalls verschwand das Plakat von der Fassade, das schnelles Essen für schnelle Leute ankündigte, die vermutlich auch schnell schlingen und schnell wieder weg sind und anderen schnellen Leuten Platz machen. Und nun sind die Fenster verhängt, und laut Ankündigung dürfen wir uns hier auf den 2.856sten modernen Italiener freuen, Codename "Classico".
Vielleicht, wenn sie dann alle hektischen Gastroideen durch haben, könnte man wieder ein Wiener Cafehaus machen? Erstaunlicherweise halten sich hier die Cafes nämlich mitunter seit Dekaden. Und wer keine zeit hat, mag sich bitte an der Ausfallstrasse schnell einen Häckselfisch hinter die Kiemen schieben, das tut es auch, und dazu muss man nicht in eine Stadt, deren Schönheit man so huschhusch ohnehin nicht versteht.
5 Minuten; wenn man davon den Weg der Bedienung - bauchfrei, blond, Typus Elitesse mit kleinem Geldproblem - abzieht, bleiben vier Minuten, dann hat auch niht jeder in der Küche sofort Zeit, bleiben drei Minuten. Das Restaurant zielte meines Erachtens nicht auf mich ab, wie sein Vorvorvorvorgänger, das Wiener Cafe, das an dieser Stelle schon stand, als meine Grossmutter noch ein Kind war, und das ich während der Schulzeit ebenfalls frequentierte. Zielpublikum war die von Auswärts kommende Funktionselite, die wenig Zeit hat. Und die in meiner Vorstellung tatsächlich den Quartz-Chronographen, gern von einer Firma, die alte Uhrenmodelle kopiert, einschaltet, und jede Minute schaut, ob es jetzt klappt mit dem kostenlosen Essen.
Zeit ist Geld, und demzufolge sollte eigentlich klar sein, wie wenig Geld dann läppische 5 Minuten sind, und was da wegen einer weiteren Minute wertlos verschenkt wird. Ich befürchte aber, dass die Altstadt auf dieses Publikum wenig Reiz ausübt, das lieber irgendwo an der Ausfallstrasse in einem schwarz gehaltenen Restaurant neben dem Einkaufszentrum Sushi isst. Vor ein paar Wochen jedenfalls verschwand das Plakat von der Fassade, das schnelles Essen für schnelle Leute ankündigte, die vermutlich auch schnell schlingen und schnell wieder weg sind und anderen schnellen Leuten Platz machen. Und nun sind die Fenster verhängt, und laut Ankündigung dürfen wir uns hier auf den 2.856sten modernen Italiener freuen, Codename "Classico".
Vielleicht, wenn sie dann alle hektischen Gastroideen durch haben, könnte man wieder ein Wiener Cafehaus machen? Erstaunlicherweise halten sich hier die Cafes nämlich mitunter seit Dekaden. Und wer keine zeit hat, mag sich bitte an der Ausfallstrasse schnell einen Häckselfisch hinter die Kiemen schieben, das tut es auch, und dazu muss man nicht in eine Stadt, deren Schönheit man so huschhusch ohnehin nicht versteht.
donalphons, 13:03h
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Freitag, 20. Juli 2007
Was ich mich frage -
wenn sich demnächst herausstellt herausstellen würde, dass beim finanziell ungleich attraktiveren Fussball noch mehr gedopt wird als beim Radsport - wird die ARD den Mut haben, dann auch aus der Bundesligaübertragung auszusteigen?
donalphons, 12:21h
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Donnerstag, 19. Juli 2007
Hübsch machen für die Sat1isierung
Welches bekannte deutsche Qualitätsmedium bietet heute online folgende Themen an?
Bin ich schlau? Testen Sie ihren Schlaumeier-Faktor!
Die witzigsten Bilder im Netz: Damals im Café Penis
Etikette im Job: Die schönsten Dresscode-Fehler (Mit monströsem Ausschnittbild)
Knapp, knapper... Bikinis! (noch viel mehr Fleisch)
Ehefrau mit Bolzenschussgerät getötet (ohne Bild, allerdings)
Das verstehe wer will: Sprachpannen (Bildergalerie)
und, folgerichtig das Special
50 Jahre Sommerloch
Na?
Bin ich schlau? Testen Sie ihren Schlaumeier-Faktor!
Die witzigsten Bilder im Netz: Damals im Café Penis
Etikette im Job: Die schönsten Dresscode-Fehler (Mit monströsem Ausschnittbild)
Knapp, knapper... Bikinis! (noch viel mehr Fleisch)
Ehefrau mit Bolzenschussgerät getötet (ohne Bild, allerdings)
Das verstehe wer will: Sprachpannen (Bildergalerie)
und, folgerichtig das Special
50 Jahre Sommerloch
Na?
donalphons, 18:17h
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Donnerstag, 12. Juli 2007
Segler, Golfer, Lobo
Während drüben bei Yahoos früherem Werbepartner Spreeblick ein wenig biologistische Hetze gegen die Kinder von Besserverdienenden betrieben wird, kann man im Werbenetzwerk Adical auch noch ganz anders. Ich persönlich meide solche Wäb tuh oh Iwänts wie die Cholera, ich war da zu oft und ertrage diesen Unsinn da nicht mehr, aber es begab sich, dass der grosse Schweiger und Adical-Geschäftsführer Sascha Lobo plötzlich doch den Mund auftat, und zwar bei einem Ontröprönör-Treffen im schönen - oder so - Bremen. Und wie es der Zufall so wollte, ist unter den High Potentials der altehrwürdigen Wrackplünderermetropole auch ein alter Bekannter das Dotcomtodzeiten, der freundlich genug war, mir einen kleinen Bericht über Lobos Auftritt bei den Seglern und Golfern mit dem longen Tail zu schicken. Und bevor einer nörgelt: Ich arbeite nicht wie Stefan Niggemeier, ich habe natürlich vorher eine weitere, unabhängige Quelle befragt:
Bei der adical-yahoo-Geschichte war Sascha Lobo abgetaucht. Wieder aufgetaucht ist er in der Bremer Provinz. Dort gibt es noch Leute, denen Lobo die digitale Bohème als Panazee verkaufen kann und die begeistert jedem zuhören, der ihnen hilft, ihr Pleite-Bundesland schön zu fabulieren. Da sieht man routiniert über die verrosteten Eisenträgern im heruntergekommenen Hangar am Airport Bremen hinweg.
Willkommen in der deutschen Realität abseits der schicken DLDs, Barcamps und web2.0-Tagungen. War (fast) alles so wie früher. Bunte Punkte auf dem Namensschild (gelb=Dienstleister, rot=Investor, grün=Gründer, usw. - die Älteren werden sich erinnern), die Subventionshaie aus der Wirtschaftsförderszene, Start-up-Gründer, Verwaltung, Politik und sogar zwei Landesminister (Senatoren) - nur die Location und das Catering waren Web2.0 und nicht NE.
Warm-Upper Dirk Beckmann gab den Massstab vor: Milliarden werden investiert, Web2.0 ist eine "Kulturrevolution", eine "Haltung". Und wie auf Bestellung wird "Yahoo Clever" gelobt. Er nutzt es regelmässig. Er also.
Alles bereit zur Lobo-Selbstvermarktungsshow. Irgendjemand hatte Lobo wohl eingeredet, dass er vor honorigen hanseatischen Kaufleuten auftritt. Sein Iro blieb im Schrank, und er wandte sich in sonorem Ton an die "Golfer und Segler" im Publikum. Zwei eigene NE-Pleiten sollten als Ausweis der Erfahrung herhalten und natürlich sein Netzwerk. Wie die Freundin in New York, die als Beispiel für die beeindruckende Macht des Longtails herhalten musste. "Jamie", so ihr Name, beklebt Lichtschalter mit Renaissance-Motiven und vertickt diese im Internet. Ein Business-Konzept, das uns ohne Web2.0 erspart geblieben wäre.
Natürlich spielen blogs eine Rolle in Lobos Social Media Welt, obwohl er eigentlich gekommen war, "um Sie vor Blogs zu warnen". Sieht aus, als hätte aus der adical-Diskussion gelernt. Blogs sind eine gefährliche Sache: "ab heute wird zurückkommuniziert". In der Provinz galt es für den Propheten bahnbrechende Entwicklungen zu verkünden. Vor 10 Jahren musste ein Experte ein Buch schreiben, um von den Medien wahrgenommen und zu Talkshows eingeladen zu werden. Heute reiche ein Blog aus - ohne zu darauf einzugehen, dass er selbst doch ein Buch brauchte. Der Vorteil von Web2.0 ist die Ansprache ohne Streuverluste. Da gäbe es einen Blogger, der Monoblock-Stühle [ja, der Garten-Sondermüll] als Thema auserkoren hätte. Ein echtes Expertenblog. Verlustfreie Werbeplattform für Plastikfetisch-Artikel?
Lobo sah in Zukunft "für jeden Markt eine Community". Second Life wird es jedoch nicht sein, "da brauchen Sie nicht zu investieren" - "geben Sie kein Geld aus". Selbstkritisch vermerkte er, dass dies sich in seinem Buch noch anders angehört hatte. Nicht jeder Trendzug fährt halt zum Erfolg. Wenn es Richtung Kinderpornos und Cybersex geht, springt auch Lobo besser ab.
Das urbane Pennertum, die Experten für beklebte Lichtschalter und Billigstühle, wurde in der Veranstaltung als neue "creative class" gefeiert, das von den Städten anlockt werden müsste, damit die Unternehmen dann von selbst kommen. Da stellt man sich unwillkürlich das von Lobos ZIA geplante Schlafsacklager "9to5" vor. Nachdem in Bremen die übliche Wirtschaftsförderung das Land an die Wand gefahren hat, muss man befürchten, dass die Senatoren Lobo ernst nehmen und Campingplätze freiräumen.
Gott sei Dank wurde die abschliessende Diskussion ganz schnell abgesagt. Ein Blick nach draussen hätte genügt, um das reale Business zu sehen und nicht die Gaga-web2.0-Geschäftsideen. Die Boombranche der letzten Jahre: Die Jets der Billigflieger für Ausflüge in die Realität statt ins virtuelle Netz. Leider werden nie Digitalnomaden in den Fliegern sitzen, auf dem Weg zum Strand, wo sie mit dem Notebook arbeiten und Aufträge nur zwischen 20:00 und 24:00 Uhr entgegennehmen.
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Vielen Dank, A.! Und um das an der Stelle auch noch gleich loszuwerden: Aufgrund einer massiven Uneinsichtigkeit eines wenig seriösen Autors und trotz mehrerer Warnungen musste ich jetzt auch noch eine Strafanzeige gegen ein kommerzielles Medienangebot stellen lassen. Nur damit sich demnächst keiner wundert, wenn es wieder etwas härter zugeht - sage bitte keiner, ich würde das heimlich tun.
Bei der adical-yahoo-Geschichte war Sascha Lobo abgetaucht. Wieder aufgetaucht ist er in der Bremer Provinz. Dort gibt es noch Leute, denen Lobo die digitale Bohème als Panazee verkaufen kann und die begeistert jedem zuhören, der ihnen hilft, ihr Pleite-Bundesland schön zu fabulieren. Da sieht man routiniert über die verrosteten Eisenträgern im heruntergekommenen Hangar am Airport Bremen hinweg.
Willkommen in der deutschen Realität abseits der schicken DLDs, Barcamps und web2.0-Tagungen. War (fast) alles so wie früher. Bunte Punkte auf dem Namensschild (gelb=Dienstleister, rot=Investor, grün=Gründer, usw. - die Älteren werden sich erinnern), die Subventionshaie aus der Wirtschaftsförderszene, Start-up-Gründer, Verwaltung, Politik und sogar zwei Landesminister (Senatoren) - nur die Location und das Catering waren Web2.0 und nicht NE.
Warm-Upper Dirk Beckmann gab den Massstab vor: Milliarden werden investiert, Web2.0 ist eine "Kulturrevolution", eine "Haltung". Und wie auf Bestellung wird "Yahoo Clever" gelobt. Er nutzt es regelmässig. Er also.
Alles bereit zur Lobo-Selbstvermarktungsshow. Irgendjemand hatte Lobo wohl eingeredet, dass er vor honorigen hanseatischen Kaufleuten auftritt. Sein Iro blieb im Schrank, und er wandte sich in sonorem Ton an die "Golfer und Segler" im Publikum. Zwei eigene NE-Pleiten sollten als Ausweis der Erfahrung herhalten und natürlich sein Netzwerk. Wie die Freundin in New York, die als Beispiel für die beeindruckende Macht des Longtails herhalten musste. "Jamie", so ihr Name, beklebt Lichtschalter mit Renaissance-Motiven und vertickt diese im Internet. Ein Business-Konzept, das uns ohne Web2.0 erspart geblieben wäre.
Natürlich spielen blogs eine Rolle in Lobos Social Media Welt, obwohl er eigentlich gekommen war, "um Sie vor Blogs zu warnen". Sieht aus, als hätte aus der adical-Diskussion gelernt. Blogs sind eine gefährliche Sache: "ab heute wird zurückkommuniziert". In der Provinz galt es für den Propheten bahnbrechende Entwicklungen zu verkünden. Vor 10 Jahren musste ein Experte ein Buch schreiben, um von den Medien wahrgenommen und zu Talkshows eingeladen zu werden. Heute reiche ein Blog aus - ohne zu darauf einzugehen, dass er selbst doch ein Buch brauchte. Der Vorteil von Web2.0 ist die Ansprache ohne Streuverluste. Da gäbe es einen Blogger, der Monoblock-Stühle [ja, der Garten-Sondermüll] als Thema auserkoren hätte. Ein echtes Expertenblog. Verlustfreie Werbeplattform für Plastikfetisch-Artikel?
Lobo sah in Zukunft "für jeden Markt eine Community". Second Life wird es jedoch nicht sein, "da brauchen Sie nicht zu investieren" - "geben Sie kein Geld aus". Selbstkritisch vermerkte er, dass dies sich in seinem Buch noch anders angehört hatte. Nicht jeder Trendzug fährt halt zum Erfolg. Wenn es Richtung Kinderpornos und Cybersex geht, springt auch Lobo besser ab.
Das urbane Pennertum, die Experten für beklebte Lichtschalter und Billigstühle, wurde in der Veranstaltung als neue "creative class" gefeiert, das von den Städten anlockt werden müsste, damit die Unternehmen dann von selbst kommen. Da stellt man sich unwillkürlich das von Lobos ZIA geplante Schlafsacklager "9to5" vor. Nachdem in Bremen die übliche Wirtschaftsförderung das Land an die Wand gefahren hat, muss man befürchten, dass die Senatoren Lobo ernst nehmen und Campingplätze freiräumen.
Gott sei Dank wurde die abschliessende Diskussion ganz schnell abgesagt. Ein Blick nach draussen hätte genügt, um das reale Business zu sehen und nicht die Gaga-web2.0-Geschäftsideen. Die Boombranche der letzten Jahre: Die Jets der Billigflieger für Ausflüge in die Realität statt ins virtuelle Netz. Leider werden nie Digitalnomaden in den Fliegern sitzen, auf dem Weg zum Strand, wo sie mit dem Notebook arbeiten und Aufträge nur zwischen 20:00 und 24:00 Uhr entgegennehmen.
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Vielen Dank, A.! Und um das an der Stelle auch noch gleich loszuwerden: Aufgrund einer massiven Uneinsichtigkeit eines wenig seriösen Autors und trotz mehrerer Warnungen musste ich jetzt auch noch eine Strafanzeige gegen ein kommerzielles Medienangebot stellen lassen. Nur damit sich demnächst keiner wundert, wenn es wieder etwas härter zugeht - sage bitte keiner, ich würde das heimlich tun.
donalphons, 22:57h
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