Freitag, 2. Dezember 2005
60 Jahre Staatspartei
Der Bayer als ein solcher ist nicht zwingend dümmer als die Bewohner des Rests der Republik. Und im Durchschnitt zwischen Oberpfalz, Schwaben, Franken und Innviertel auch ein sehr freundlicher, offener Mensch, der fast nichts mit den Klischees zu tun hat, die im Kommödienstadl oder während der Wiesn verbreitet werden. Das Wetter ist schön, die Landschaft ist reizvoll, das Essen ist deftig und die Gastfreundschaft sucht seinesgleichen.
Wenn das so ist, fragen sich meine Freunde jenseits von Bayern, wie kann es dann eigentlich sein, dass sich der Bayer als solcher ausgerechnet die dumpfe, verkrustete, erzreaktionäre CSU als Staatspartei herausgesucht hat, die seit nunmehr 60 Jahren das Land in eine braunschwarze Jauche tunkt? Kann der Bayer nicht einmal die Augen aufmachen und das korrupte Pack von seinem Erbhof jagen, und sei es auch nur für wenige Jahre? Und wieso wählen diese Idioten dann, wenn es mal wieder einen CSU-Byzantiniker auf Lokalebene erwischt hat, die Konkurrenz von den nicht minder schwarzen Freien Wählern? Warum kommt die SPD noch nicht mal in den Städten in die Puschen?
Es wäre zu leicht, das Dorf dafür verantwortlich zu machen. Natürlich gibt es sie, die Käffer, wo der Ururgrossopa schon den Bürgermeister der Bayernpartei gestellt hat, Urgrossvater dann bei der Partei war, dann aber schnell zur CSU ist, und das Amt weiterging von Generation zu Generation. Und natürlich gilt am Wahlsonntag immer noch: Erst in die Kirche, dann zum Wählen, dann ins Wirtshaus. An diesem System ändert sich auch nichts, wenn aus den kleinen Flecken aufgrund des Wachstums inzwischen Gemeinden mit mehreren Tausend Bewohnern wurden. In den Dörfern kann die CSU ihren Erfolg, scheint´s, relativ gut skalieren.
Teilweise erklärt das auch den Erfolg in den kleineren Städten bis zu 200.000 Einwohnern. Die Städte sind im Laufe des Aufschungs des Landes langsam gewachsen, so dass man in der Lage war, die Ankömmlinge erfolgreich zu integrieren. Das begann mit den Flüchtlingen, die bis heute eigentlich die Kerntruppen der CSU stellen - wenn man ein wirklich brutales Neujodlerhaus sieht, kann man davon ausgehen, dass es von einem Flüchtling kommt. Die Flüchtlinge und ihre Nachkommen wählen fast immer CSU, und bei gut 25% der Bevölkerung wird schnell klar, dass die CSU ohne Flüchtlinge gar nicht mehr so gut dastehen würde. Der Bayer als ein solcher würde die CSU allenfalls bei 40%+x sehen, den grossen Umschwung zur Staatspartei bringen die Leute, von denen meine Grossmutter sagte: "Er is a Flichtling, oba trotzdem a netta Mensch." Man sollte besser hierzulande nicht zu viel drüber nachdenken, welche vor 1945 begründeten politischen Prozesse für diese Leute relevant sind, sonst bekommt man plötzlich Lust auf Auswanderung.
Eine Änderung ist da nicht zu erwarten. Trotzdem wählen auch genügend andere Neuzuwanderer in den Städten, sei es au Norddeutschland oder aktuell aus dem Osten, die CSU. Das ist eine integrative Leistung, die man keinesfalls gering achten sollte, da geht etwas, was andernorts ums Verrrecken nicht zusammenlaufen will. Und da lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Realpolitik zu werfen. Die sieht in den Städten so aus:

Die Leute in Bayern sind nämlich zufrieden. Damit sie mehrheitlich zufrieden sind und bleiben, tut die CSU wirklich was. Die CSU ist in den Städten eigentlich die SPD, eine vulgärsoziale, auf den Ausgleich und ein Pfründewesen bedachtes System, das jedem etwas gibt, solange er irgendwo reinpasst. Selbst die Grünen kriegen ihr Fleckerl und den Bereich, wo sie sich austoben können sowie eine Kneipe, doe Ölbaum heisst und auch israelische Falaffel anbietet, die Gewerkschaften sind offen für die Staatspartei und dürfen in den Spitzen auch viel mitreden, und die Sozis wären hier schneller in der Koalition, als ein Mittelständler dem Staatssekretär den Umschlag zuschiebt. Die CSU ist intern morsch, verkrustet, politisch zutiefst korrupt und von den Kriegen der Jungen Union gegen die alten Säcke erschüttert. Aber sie steht. Solange da draussen keiner wirklich Grund hat, sich zu beschweren. Und solange denen glaubhaft gemacht wird, dass Bayern aus Berlin immer noch das Freibier bekommt und vorne bleibt, wird sich an der Zufriedenheit des Bayern als solchem nichts ändern. Denn ansonsten passt es ja, das Wetter ist schön, die Landschaft reizvoll, das Bier suaber gebraut, und de Leid san ned unkommod. Die CSU, das ist der eigentliche Deal, garantiert das ewige Weiter so.
Vielleicht stürzt die CSU aber doch irgendwann. Vielleicht schafft es die SPD mit den Freien Wählern und den Grünen. Nichts ist ewig auf dieser Welt. Aber wenn sie es schaffen, wird es eine Regierung geben, die, wenn sie Erfolg haben will, alles beim Alten belässt. Hier vielleicht ein paar Pfründe mehr für die Gewerkschaften, da etwas Bioanbau und Jugendangebote, eine Schulreform zurück zum alten Gymnasium mit 9 Jahrgangsstufen, und mehr Geld für die Landwirte und den Mittelstand. Dann passt es. Und bis dahin weiter im Programm einer Partei, die hinter der Jodlerfassade alles und nichts ist, Hauptsache, es bleibt wie es ist.
Wenn das so ist, fragen sich meine Freunde jenseits von Bayern, wie kann es dann eigentlich sein, dass sich der Bayer als solcher ausgerechnet die dumpfe, verkrustete, erzreaktionäre CSU als Staatspartei herausgesucht hat, die seit nunmehr 60 Jahren das Land in eine braunschwarze Jauche tunkt? Kann der Bayer nicht einmal die Augen aufmachen und das korrupte Pack von seinem Erbhof jagen, und sei es auch nur für wenige Jahre? Und wieso wählen diese Idioten dann, wenn es mal wieder einen CSU-Byzantiniker auf Lokalebene erwischt hat, die Konkurrenz von den nicht minder schwarzen Freien Wählern? Warum kommt die SPD noch nicht mal in den Städten in die Puschen?
Es wäre zu leicht, das Dorf dafür verantwortlich zu machen. Natürlich gibt es sie, die Käffer, wo der Ururgrossopa schon den Bürgermeister der Bayernpartei gestellt hat, Urgrossvater dann bei der Partei war, dann aber schnell zur CSU ist, und das Amt weiterging von Generation zu Generation. Und natürlich gilt am Wahlsonntag immer noch: Erst in die Kirche, dann zum Wählen, dann ins Wirtshaus. An diesem System ändert sich auch nichts, wenn aus den kleinen Flecken aufgrund des Wachstums inzwischen Gemeinden mit mehreren Tausend Bewohnern wurden. In den Dörfern kann die CSU ihren Erfolg, scheint´s, relativ gut skalieren.
Teilweise erklärt das auch den Erfolg in den kleineren Städten bis zu 200.000 Einwohnern. Die Städte sind im Laufe des Aufschungs des Landes langsam gewachsen, so dass man in der Lage war, die Ankömmlinge erfolgreich zu integrieren. Das begann mit den Flüchtlingen, die bis heute eigentlich die Kerntruppen der CSU stellen - wenn man ein wirklich brutales Neujodlerhaus sieht, kann man davon ausgehen, dass es von einem Flüchtling kommt. Die Flüchtlinge und ihre Nachkommen wählen fast immer CSU, und bei gut 25% der Bevölkerung wird schnell klar, dass die CSU ohne Flüchtlinge gar nicht mehr so gut dastehen würde. Der Bayer als ein solcher würde die CSU allenfalls bei 40%+x sehen, den grossen Umschwung zur Staatspartei bringen die Leute, von denen meine Grossmutter sagte: "Er is a Flichtling, oba trotzdem a netta Mensch." Man sollte besser hierzulande nicht zu viel drüber nachdenken, welche vor 1945 begründeten politischen Prozesse für diese Leute relevant sind, sonst bekommt man plötzlich Lust auf Auswanderung.
Eine Änderung ist da nicht zu erwarten. Trotzdem wählen auch genügend andere Neuzuwanderer in den Städten, sei es au Norddeutschland oder aktuell aus dem Osten, die CSU. Das ist eine integrative Leistung, die man keinesfalls gering achten sollte, da geht etwas, was andernorts ums Verrrecken nicht zusammenlaufen will. Und da lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Realpolitik zu werfen. Die sieht in den Städten so aus:

Die Leute in Bayern sind nämlich zufrieden. Damit sie mehrheitlich zufrieden sind und bleiben, tut die CSU wirklich was. Die CSU ist in den Städten eigentlich die SPD, eine vulgärsoziale, auf den Ausgleich und ein Pfründewesen bedachtes System, das jedem etwas gibt, solange er irgendwo reinpasst. Selbst die Grünen kriegen ihr Fleckerl und den Bereich, wo sie sich austoben können sowie eine Kneipe, doe Ölbaum heisst und auch israelische Falaffel anbietet, die Gewerkschaften sind offen für die Staatspartei und dürfen in den Spitzen auch viel mitreden, und die Sozis wären hier schneller in der Koalition, als ein Mittelständler dem Staatssekretär den Umschlag zuschiebt. Die CSU ist intern morsch, verkrustet, politisch zutiefst korrupt und von den Kriegen der Jungen Union gegen die alten Säcke erschüttert. Aber sie steht. Solange da draussen keiner wirklich Grund hat, sich zu beschweren. Und solange denen glaubhaft gemacht wird, dass Bayern aus Berlin immer noch das Freibier bekommt und vorne bleibt, wird sich an der Zufriedenheit des Bayern als solchem nichts ändern. Denn ansonsten passt es ja, das Wetter ist schön, die Landschaft reizvoll, das Bier suaber gebraut, und de Leid san ned unkommod. Die CSU, das ist der eigentliche Deal, garantiert das ewige Weiter so.
Vielleicht stürzt die CSU aber doch irgendwann. Vielleicht schafft es die SPD mit den Freien Wählern und den Grünen. Nichts ist ewig auf dieser Welt. Aber wenn sie es schaffen, wird es eine Regierung geben, die, wenn sie Erfolg haben will, alles beim Alten belässt. Hier vielleicht ein paar Pfründe mehr für die Gewerkschaften, da etwas Bioanbau und Jugendangebote, eine Schulreform zurück zum alten Gymnasium mit 9 Jahrgangsstufen, und mehr Geld für die Landwirte und den Mittelstand. Dann passt es. Und bis dahin weiter im Programm einer Partei, die hinter der Jodlerfassade alles und nichts ist, Hauptsache, es bleibt wie es ist.
donalphons, 12:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. November 2005
Auf der alten grünen Wiese
Die Shopping Mall ist nur die konsequenteste Umsetzung dessen, was an Konsumarchitektur Anfang der 60er Jahre in den Vorstädten entwickelt wurde. Damals war der Platz noch günstig, weshalb man kaum in die Höhe ging. Es entstanden lange, tiefe Kapitalismusbunker, die gegen die heutigen Erlebnisschluchten mit ihren 3, 4, oder 5 Stockwerken wie raumfressende Ungetüme einer anderen Epoche wirken. Und wohl auch sind, und deshalb von den neuen Glas-Stahl-Röhrenbauten in den Untergang getrieben werden. Jede neue Mall schädigt die Innenstädte, aber vor allem bringt sie ihre eigenen Vorgänger um, die leergeräumt werden und dem Abriss entgegendämmern. Da hilft es auch nichts, wenn sie in Boomregionen stehen, wie dieses Exemplar.

Nur einen Kilometer vom Einkaufsparadies der 70er Jahre in einer aufstrebenden, den Dorfkern zerstörenden Vorstadt, hat man eine gigantische Mall errichtet, mit einem riesigen Möbelmitnahmemarkt. Dieses Haus passte sich insofrn an, als es ein neues Haus baute, das ebenfalls in Chrom und Glas an anderer Stelle erstrahlt. Das alte Monstrum zerfällt langsam, eine Wüste in Folge einer Entwicklung, die davon lebt, dass sie alles Alte nach spätestens 30 Jahren umbringt. Oder einfach verfallen lässt - wie das aussieht, zeigen die hier folgenden Bilder.

Nur einen Kilometer vom Einkaufsparadies der 70er Jahre in einer aufstrebenden, den Dorfkern zerstörenden Vorstadt, hat man eine gigantische Mall errichtet, mit einem riesigen Möbelmitnahmemarkt. Dieses Haus passte sich insofrn an, als es ein neues Haus baute, das ebenfalls in Chrom und Glas an anderer Stelle erstrahlt. Das alte Monstrum zerfällt langsam, eine Wüste in Folge einer Entwicklung, die davon lebt, dass sie alles Alte nach spätestens 30 Jahren umbringt. Oder einfach verfallen lässt - wie das aussieht, zeigen die hier folgenden Bilder.
donalphons, 11:34h
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Graugelb auf der grünen Wiese
Der Zerfall hat längst begonnen. Es ist weniger die verwitterte Farbe auf dem Betonkoloss, es sind die kleinen Schäden, die in ein, zwei Jahren so grosse Kosten verursachen werden, dass sich jede Restaurierung nicht mehr lohnt

Das Vordach etwa müsste dringend repariert werden. Wenn hier das Wasser eindringt, müssen weite Bereiche saniert werden. Natürlich nur, wenn man es ernsthaft als Konsumtempel nutzen will. Wahrscheinlicher ist aber, dass es noch eine Weile als Lagerhaus verwendet wird, wenn überhaupt.

Beim Auszug scheint man nicht sonderlich ordentlich gearbeitet zu haben. Wo immer man zwischen den verklebten Fenstern ins Innere sieht, liegt noch Müll herum, mitunter auch Werkzeuge, Möbeltrümmer und an einer Stelle auch noch das Material der Tischlerei. Das Haus war früher gar nicht schlecht und hatte durchaus hochwertige Möbel - also das, was heute kaum mehr geht.

Die Hausecke bei der Anlieferung wurde am Ende ziemlich stark beschädigt. Es gehört schon was dazu, die Platten so zu zertrümmern und zu durchschlagen. Ein banaler LKW war das eher nicht, vielleicht sind auch schon Vandalen am Werk.

Wo die Verkleidung weggebrochen ist, sieht man die Bauweise des Konsumtempels: Viel Show, wenig Aufwand. Kein Haus für die Ewigkeit, sondern für den schnellen Profit. Es war von Anfang an klar, dass das Gebäude keine 100 Jahre stehen wird.

In den Fenstern der Rolltore sind zwei Zettel. Auf dem einem steht etwas auf russisch, dem anderen, verbogenen Zettel kann man entnehmen, dass die früher hier ansässige Firma nicht mehr hier ist. Es hat also wohl nach der Aufgabe des Möbelmarktes noch eine Zwischennutzung gegeben.

Neben dem früheren Personaleingang sind grosse Platten mit Gewalt herausgebrochen worden. Vielleicht Spuren eines Einbruchs, vielleicht aber auch nur normaler Zerfall. Das Material ist nicht besonders dauerhaft, wie meistens in solchen Fällen, und die Mall, die in der Nähe steht, wird in 20 Jahren vielleicht ganz ähnliche Schäden aufweisen.

Hier jedenfalls werden die grossen Tore der Warenabholung noch lange verschlossen bleiben. Das, was durch diese Tore ging, ist wahrscheinlich auch schon wieder beim Sperrmüll gelandet. Denn auch dieses Haus hat später der Invasion der Spanplatten in den Möbelbau nicht wiederstanden.

Zwischenzeitlich wurde das Gebäude auch aufgehübscht, und die Verkleidung mit Kacheln abgeschlagen. Die Reste der Verkleidung finden sich jetzt im Kiesbett, das den Weg um den Komplex säumt.

Hier ging es hinauf zur Leitungsebene der Firma. Von da oben hat man einen mässig schönen Ausblick auf ein mittelaltes Gewerbegebiet, das sich in Richtung Stadt bis zur glitzernden neuen Mall erstreckt, unterbrochen von einer kleinen Toskanapestsiedlung. Auf der anderen Seite war früher das Dorf, aber abgesehen von ein paar Höfen ist davon nichts erhalten. Als der Komplex errichtet wurde, waren gegenüber noch Äcker, jetzt steht dort ein Lager.

Beim Ausräumen ging wahrscheinlich dieser Tisch zu Bruch. Man hat sich nicht die Mühe gemacht, ihn wegzuräumen, schliesslich lockte woanders das Neue, Unverbrauchte, und hier hinten kommt sowieso kaum einer vorbei.

Und so steht der Komplex weiter inmitten eines Gewerbegebietes, dessen Kern er einmal war, und wartet auf Mieter. Oder den Zerfall und die Abrissbirne. Damit Platz ist für ein neues, todschickes, glänzendes Stahlgebäude, das in 30 Jahren viel schneller und einfacher zu entsorgen ist als dieser Betonhaufen.

Das Vordach etwa müsste dringend repariert werden. Wenn hier das Wasser eindringt, müssen weite Bereiche saniert werden. Natürlich nur, wenn man es ernsthaft als Konsumtempel nutzen will. Wahrscheinlicher ist aber, dass es noch eine Weile als Lagerhaus verwendet wird, wenn überhaupt.

Beim Auszug scheint man nicht sonderlich ordentlich gearbeitet zu haben. Wo immer man zwischen den verklebten Fenstern ins Innere sieht, liegt noch Müll herum, mitunter auch Werkzeuge, Möbeltrümmer und an einer Stelle auch noch das Material der Tischlerei. Das Haus war früher gar nicht schlecht und hatte durchaus hochwertige Möbel - also das, was heute kaum mehr geht.

Die Hausecke bei der Anlieferung wurde am Ende ziemlich stark beschädigt. Es gehört schon was dazu, die Platten so zu zertrümmern und zu durchschlagen. Ein banaler LKW war das eher nicht, vielleicht sind auch schon Vandalen am Werk.

Wo die Verkleidung weggebrochen ist, sieht man die Bauweise des Konsumtempels: Viel Show, wenig Aufwand. Kein Haus für die Ewigkeit, sondern für den schnellen Profit. Es war von Anfang an klar, dass das Gebäude keine 100 Jahre stehen wird.

In den Fenstern der Rolltore sind zwei Zettel. Auf dem einem steht etwas auf russisch, dem anderen, verbogenen Zettel kann man entnehmen, dass die früher hier ansässige Firma nicht mehr hier ist. Es hat also wohl nach der Aufgabe des Möbelmarktes noch eine Zwischennutzung gegeben.

Neben dem früheren Personaleingang sind grosse Platten mit Gewalt herausgebrochen worden. Vielleicht Spuren eines Einbruchs, vielleicht aber auch nur normaler Zerfall. Das Material ist nicht besonders dauerhaft, wie meistens in solchen Fällen, und die Mall, die in der Nähe steht, wird in 20 Jahren vielleicht ganz ähnliche Schäden aufweisen.

Hier jedenfalls werden die grossen Tore der Warenabholung noch lange verschlossen bleiben. Das, was durch diese Tore ging, ist wahrscheinlich auch schon wieder beim Sperrmüll gelandet. Denn auch dieses Haus hat später der Invasion der Spanplatten in den Möbelbau nicht wiederstanden.

Zwischenzeitlich wurde das Gebäude auch aufgehübscht, und die Verkleidung mit Kacheln abgeschlagen. Die Reste der Verkleidung finden sich jetzt im Kiesbett, das den Weg um den Komplex säumt.

Hier ging es hinauf zur Leitungsebene der Firma. Von da oben hat man einen mässig schönen Ausblick auf ein mittelaltes Gewerbegebiet, das sich in Richtung Stadt bis zur glitzernden neuen Mall erstreckt, unterbrochen von einer kleinen Toskanapestsiedlung. Auf der anderen Seite war früher das Dorf, aber abgesehen von ein paar Höfen ist davon nichts erhalten. Als der Komplex errichtet wurde, waren gegenüber noch Äcker, jetzt steht dort ein Lager.

Beim Ausräumen ging wahrscheinlich dieser Tisch zu Bruch. Man hat sich nicht die Mühe gemacht, ihn wegzuräumen, schliesslich lockte woanders das Neue, Unverbrauchte, und hier hinten kommt sowieso kaum einer vorbei.

Und so steht der Komplex weiter inmitten eines Gewerbegebietes, dessen Kern er einmal war, und wartet auf Mieter. Oder den Zerfall und die Abrissbirne. Damit Platz ist für ein neues, todschickes, glänzendes Stahlgebäude, das in 30 Jahren viel schneller und einfacher zu entsorgen ist als dieser Betonhaufen.
donalphons, 11:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 29. November 2005
They don´t make nazis as they used to
O mei, a Gripperl reicht schon, und der nichtschön, Abergschaftlhuber hat ausgefranzlt. Es gibt Tage, da hoffe ich, dass es eine Hälle gibt, nur damit solche Leute dabei sein können,
donalphons, 14:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 26. November 2005
"Überlagert" - ein hübscher Neologismus
Früher nannte man es "verdorbenes Fleisch". Und die Menschen hatten nicht ohne Grund gehörige Angst davor. Im Mittelalter etwa ging man wenig zimperlich mit den Metzgern um, die ihre Kunden der Gefahr einer Lebensmittelvergiftung ausgesetzt haben. Landesweite Fleischskandale, wie der aktuell die Runde machende - man mag sich gar nicht vorstellen, was da schon alles gegessen wurde - hätten damals zu massivem Fleischüberschuss auf den Richtblöcken gesorgt.
Heute sind wie dagegen zivilisiert, das Fleisch bleibt dank Bestrahlung rosig, selbst wenn es eigentlich violett schimmern müsste. Und die Medien nennen es "überlagert". Klingt doch gleich viel besser, und es muss doch noch lang nicht verdorben sein, nur wegen diesem Datum da. Man wüsste gern, was da die Verbände der Lebensmittelindustrie - nicht der Metzger! - ausgegeben haben, um den Medien diese Begriffsschweinerei nahezubringen. Nur müssen Mediensäue nicht befürchten, dass sie irgendwann einmal vor dem Bolzenschussgerät stehen. Was man bedauern könnte, irgendwo. Wenn ich einen 80-jährigen langsam mit Rattengift umbringe, bin ich ein Mörder, wann ich ihn dagegen in Sicherheit wiege und dazu bringe, vergammelten Dreck zu fressen, durch den er 10 Jahre früher krepiert, bin ich durch die Pressefreiheit des Grundgesetzes gedeckt.
Was bin ich froh, dass ich Vegetarier bin.
Heute sind wie dagegen zivilisiert, das Fleisch bleibt dank Bestrahlung rosig, selbst wenn es eigentlich violett schimmern müsste. Und die Medien nennen es "überlagert". Klingt doch gleich viel besser, und es muss doch noch lang nicht verdorben sein, nur wegen diesem Datum da. Man wüsste gern, was da die Verbände der Lebensmittelindustrie - nicht der Metzger! - ausgegeben haben, um den Medien diese Begriffsschweinerei nahezubringen. Nur müssen Mediensäue nicht befürchten, dass sie irgendwann einmal vor dem Bolzenschussgerät stehen. Was man bedauern könnte, irgendwo. Wenn ich einen 80-jährigen langsam mit Rattengift umbringe, bin ich ein Mörder, wann ich ihn dagegen in Sicherheit wiege und dazu bringe, vergammelten Dreck zu fressen, durch den er 10 Jahre früher krepiert, bin ich durch die Pressefreiheit des Grundgesetzes gedeckt.
Was bin ich froh, dass ich Vegetarier bin.
donalphons, 12:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 25. November 2005
Sehr komisch
Manche sagen vielleicht sogar: Surrealistisch.

Ich sage: Ich hasse Winter. Diesen ganz besonders.

Ich sage: Ich hasse Winter. Diesen ganz besonders.
donalphons, 06:44h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 23. November 2005
Wenn Ihr das meint, Ihr strukturellen Analphabeten
"Süddeutsche Zeitung: Wir sind ein Faschistenblog"
titelt ein als Achse des Guten tituliertes Blog, in dem manche Mitarbeiter der "Welt" regelmässig die Maske fallen lassen und zeigen, was sie ausser mitunter wenig schönem Philosemitismus und einer laxen Auffassung des Urheberrechts sonst noch zu bieten haben. Dinge, die mir nicht gefallen. Neben dem rechtslastigen Gedöns, das sie mitunter auch von amerikanischen rechtsextremen Medien wie dem Frontpagemag übernehmen, besticht auch ihre Unfähigkeit zur Textanalyse: In der Süddeutschen werde ich mit Folgendem zitiert: "Also, im späten Sommer traf sich die Creme de la Creme der leserbefreiten Kopisten amerikanischer Faschistenblogs auf dem Münchner Nockherberg - auch genannt der Prowestliche Heimatabend."
Da steht mit keinem Wort, dass einer von den Teilnehmern ein Faschistenblog betreibt - dass aber ihre amerikanischen Quellen nach der hierzulande gängigen Meinung faschistische Haltungen repräsentieren, steht wohl ausser Frage. Da steht aber auch nicht, dass auch alle Teilnehmer überhaupt zu diesen Blogs gehören, schliesslich waren auch einige Nichtblogger dabei.
Insofern wäre ich mit derartigen Unterstellungen gegen die SZ sehr vorsichtig, Herr Miersch. Was aber nicht zwingend bedeutet, dass ich die von Ihnen vorgetragene Unterstellung inhaltlich jetzt, sagen wir mal, empört komplett zurückweisen würde. Tatsächlich waren da ja auch Leute anwesend, die in ihren Blogs nach der Bundestagswahl den Widerstandsartikel des Grundgesetzes bemühten und nachdachten, ob der nicht gegen Kanzler Schröder anzuwenden sei.
titelt ein als Achse des Guten tituliertes Blog, in dem manche Mitarbeiter der "Welt" regelmässig die Maske fallen lassen und zeigen, was sie ausser mitunter wenig schönem Philosemitismus und einer laxen Auffassung des Urheberrechts sonst noch zu bieten haben. Dinge, die mir nicht gefallen. Neben dem rechtslastigen Gedöns, das sie mitunter auch von amerikanischen rechtsextremen Medien wie dem Frontpagemag übernehmen, besticht auch ihre Unfähigkeit zur Textanalyse: In der Süddeutschen werde ich mit Folgendem zitiert: "Also, im späten Sommer traf sich die Creme de la Creme der leserbefreiten Kopisten amerikanischer Faschistenblogs auf dem Münchner Nockherberg - auch genannt der Prowestliche Heimatabend."
Da steht mit keinem Wort, dass einer von den Teilnehmern ein Faschistenblog betreibt - dass aber ihre amerikanischen Quellen nach der hierzulande gängigen Meinung faschistische Haltungen repräsentieren, steht wohl ausser Frage. Da steht aber auch nicht, dass auch alle Teilnehmer überhaupt zu diesen Blogs gehören, schliesslich waren auch einige Nichtblogger dabei.
Insofern wäre ich mit derartigen Unterstellungen gegen die SZ sehr vorsichtig, Herr Miersch. Was aber nicht zwingend bedeutet, dass ich die von Ihnen vorgetragene Unterstellung inhaltlich jetzt, sagen wir mal, empört komplett zurückweisen würde. Tatsächlich waren da ja auch Leute anwesend, die in ihren Blogs nach der Bundestagswahl den Widerstandsartikel des Grundgesetzes bemühten und nachdachten, ob der nicht gegen Kanzler Schröder anzuwenden sei.
donalphons, 20:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. November 2005
Kleiner Zwischenstand des Neoconnardism
+++UPDATE: Willkommen alle, die von rechten Drecksblogs hier angeschwemmt kommen - und nein, das bei "jetzt" in der SZ war nicht der angekündigte Beitrag über den brauen Blogsumpf und seine Stinker - und bitte, ich hoffe, dass hier jeder lesen kann und nicht zu den strukturellen Analphabeten gehört. Faschistenblogs, das ist etwas, das sie sich selbst rausgesucht haben, hier steht nichts davon+++
Also, im späten Sommer traf sich die Creme de la Creme der leserbefreiten Kopisten amerikanischer Faschistenblogs auf dem Münchner Nockherberg - auch genannt der Prowestliche Heimatabend. Das Ganze sollte in etwas münden, was mehr ist als die Summe ihrer einzelnen Teile. Es gab Ansprachen, Networking und übereifrige Organisatoren, die ohne jeden Begriff von Persönlichkeitsrechten massenhaft Bilder ins Netz kippten - und ein Versprechen, dass jetzt eine gemeinsame Plattform geschaffen wird, um das eigene Treiben nicht mehr ganz so mickrig wirken zu lassen. Dummerweise gab es auch ein paar Gegenmeinungen in der Blogosphäre.
Was ist seitdem passiert? Gleich danach gab es intern Streit wegen der Bilder, die dann prompt aus dem Netz verschwanden. Dann legte sich Henryk M. Broder, der dem Treffen ein philosemitisches Mäntelchen verpasste, öffentlich mit der zentralen Figur einer Teilnehmergruppe an, Frau Tanja Krienen - und zehrt davon in seinem Blog bis heute. In der Folge gab es unter den Verschwörern eine kleine Nacht der langen Messer. Bein anderen wie den sog. Brushfires of Freedom oder dem kläglichen Versuch eines Metablogs musste man erst gar nicht meucheln, die schalteten sich von selbst aus. Der Organisator, der eigentlich eine grosse Nachbetrachtung machen wollte, fiel durch eine peinliche Anzeige bei der Achse des Guten auf, in der er einen Job suchte - die Nachbetrachtung blieb dagegen aus. Warum wohl, könnte man fragen, und stösst dabei auf den nächsten internen Krach, weil ein fetter Verhaltensgestörter dieser Clique anfing, andere Blogs zu spammen - so, wie das übrigens auch andere angebliche "Medienanalytiker" angeregt hatten.
Und jetzt erkennt auch noch einer ihrer Vordenker, dass eine ihrer Lieblingspostillen politisch in dem braunen Sumpf stehen, in dem sie sich nicht wähnen. Und wieder eine Publikationsmöglichkeit für Lobbyisten ohne Schamgefühl weniger. Soweit man die Counter mitlesen kann, sind die Nutzerzahlen der gesamten Gruppe seit den Bundestagswahlen konsequent rückläufig.
Und das gemeinsame Portal, das ein antideutsches Grüppchen in Berlin aufzuziehen versprochen hat, ist auch nirgends zu sehen. Da wird´s wohl nichts mehr mit der gemeinsamen Basis, aber wer will schon mit solchen Typen zusammen sein - eben.
Wenn ich DEN Verlierer unter den politischen Blogs küren müsste, die es während des Wahlkampfes nicht geschafft haben, sich dauerhaft zu etablieren - dann sind es alle Neoconnards zusammen. Und jetzt bitte gegenseitig weiterschlachten.
Also, im späten Sommer traf sich die Creme de la Creme der leserbefreiten Kopisten amerikanischer Faschistenblogs auf dem Münchner Nockherberg - auch genannt der Prowestliche Heimatabend. Das Ganze sollte in etwas münden, was mehr ist als die Summe ihrer einzelnen Teile. Es gab Ansprachen, Networking und übereifrige Organisatoren, die ohne jeden Begriff von Persönlichkeitsrechten massenhaft Bilder ins Netz kippten - und ein Versprechen, dass jetzt eine gemeinsame Plattform geschaffen wird, um das eigene Treiben nicht mehr ganz so mickrig wirken zu lassen. Dummerweise gab es auch ein paar Gegenmeinungen in der Blogosphäre.
Was ist seitdem passiert? Gleich danach gab es intern Streit wegen der Bilder, die dann prompt aus dem Netz verschwanden. Dann legte sich Henryk M. Broder, der dem Treffen ein philosemitisches Mäntelchen verpasste, öffentlich mit der zentralen Figur einer Teilnehmergruppe an, Frau Tanja Krienen - und zehrt davon in seinem Blog bis heute. In der Folge gab es unter den Verschwörern eine kleine Nacht der langen Messer. Bein anderen wie den sog. Brushfires of Freedom oder dem kläglichen Versuch eines Metablogs musste man erst gar nicht meucheln, die schalteten sich von selbst aus. Der Organisator, der eigentlich eine grosse Nachbetrachtung machen wollte, fiel durch eine peinliche Anzeige bei der Achse des Guten auf, in der er einen Job suchte - die Nachbetrachtung blieb dagegen aus. Warum wohl, könnte man fragen, und stösst dabei auf den nächsten internen Krach, weil ein fetter Verhaltensgestörter dieser Clique anfing, andere Blogs zu spammen - so, wie das übrigens auch andere angebliche "Medienanalytiker" angeregt hatten.
Und jetzt erkennt auch noch einer ihrer Vordenker, dass eine ihrer Lieblingspostillen politisch in dem braunen Sumpf stehen, in dem sie sich nicht wähnen. Und wieder eine Publikationsmöglichkeit für Lobbyisten ohne Schamgefühl weniger. Soweit man die Counter mitlesen kann, sind die Nutzerzahlen der gesamten Gruppe seit den Bundestagswahlen konsequent rückläufig.
Und das gemeinsame Portal, das ein antideutsches Grüppchen in Berlin aufzuziehen versprochen hat, ist auch nirgends zu sehen. Da wird´s wohl nichts mehr mit der gemeinsamen Basis, aber wer will schon mit solchen Typen zusammen sein - eben.
Wenn ich DEN Verlierer unter den politischen Blogs küren müsste, die es während des Wahlkampfes nicht geschafft haben, sich dauerhaft zu etablieren - dann sind es alle Neoconnards zusammen. Und jetzt bitte gegenseitig weiterschlachten.
donalphons, 14:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 18. November 2005
Au-Stalinismus - Pjön Jang in Hamburg
"Das Vertrauen in die Kompetenz der Redaktion und des Chefredakteurs ist durch die Diskussion aus Sicht der Gesellschafter in keiner Weise in Frage gestellt." - da sage noch einer, Neoliberalismus und Steinzeitkommunismus würden sich nicht trefflich ergänzen, zumal, wenn das rote Battalion Angelaberia aus Berlin mitfoltert. Und nun weiter im 5-Jahresplan, Stefan Aust, Stefan Aust, der hat immer Recht.
donalphons, 13:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 15. November 2005
Heul doch!
Willkommen in der Ära des Spackenbloggens*, FTD. Hoffentlich macht Gruner + Jahr die erbärmliche Gesinnungspostille ohne Markt und Gewinn bald so platt, wie sich das marktwirtschaftlich gehört.
*Spackenbloggen - mein Neologismus. Und wenn schon als Wirtschaftszeitung bloggen, dann so.
*Spackenbloggen - mein Neologismus. Und wenn schon als Wirtschaftszeitung bloggen, dann so.
donalphons, 14:19h
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