: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 21. August 2015

Der Winter wird kommen

Ich habe zu Suhl und Heidenau in der FAZ geschrieben.

Ein Blick auf das Datum verrät, dass sich der August dem Ende zuneigt. Und damit auch der Sommer. Es war ein sehr schöner und heisser Sommer, und die kurzen Berliner Hirne haben längst vergessen, dass demnächst der sibirische Winter kommt.

Nun, ich wohne ja in Bayern, und dort kann es sein, dass auch im Sommer mal Schnee auf den Gipfeln liegt. In den letzten beiden Jahren waren die Winter recht mild, deshalb blühen hier die Rosen so schön, aber wir denken schon dran und wissen genau, dass die kalte Jahreszeit kommt. Deshalb höre ich bei meinen Reisen durch das Land auch, wie momentan der Beginn der kalten Jahreszeit berücksichtigt wird, wenn es um die Unterbringung der Flüchtlinge geht. In meiner Heimatstadt wird jetzt der Bedarf angepasst und man geht davon aus, dass man, wenn es kalt ist, diese Unterkünfte hat.



Wir nehmen übrigens bei einem völlig überhitzten Immobilienmarkt prozentual deutlich mehr Flüchtlinge als das jetzt schon völlig überforderte Berlin auf. Es ist schwierig, es sorgt hier bei uns natürlich auch für weitere Preissteigerungen, weil der freie Markt voller wird: Aber ich habe mit Politikern diverser Parteien gesprochen und sie sind zuversichtlich, dass sie es schaffen. Das ist bei uns auch bei CSU-Mehrheiten ein Thema grosser Koalitionen, anders geht es nicht.

Berlin wird im späteren Winter, im Februar, vermutlich 40.000 Flüchtling irgendwie warm unterbringen müssen. Vielleicht auch etwas mehr, weil die, die jetzt ankommen, nach Berlin weiterreisen. Berlin ist wegen der kompletten Überforderung eher ein Wunschziel als Bundesländer wie Bayern, die hart durchzugreifen drohen - und ja, ich sehe da bei Seehofer auch Strategie. 40.000 ist also, selbst wenn manches nicht dem Sinne der Gesetze entspricht, eine gute Zahl. Die brauchen, da müssen wir nicht reden, ein Dach über dem Kopf, das dem Berliner Winter standhält. Und Hostels fallen oft weg, weil Berlin ein schlechter Zahler ist. Man kann sie auch nicht die ganze Zeit in kleinste Räume sperren, so kalt, wie es in Berlin sein kann.

Eine Stadt, die also jetzt nicht mal in der Lage ist, Flüchtlinge von der Strasse zu bekommen, müsste in drei Monaten Lösungen präsentieren, wie man all diese Leute gut und sinnvoll zentrumsnah - wegen Teilhabe - unterbringt. Wie ich die Aktivisten verstanden habe, ist das doch das Ziel, auch im Hinblick auf Integration. Es ist auch im Hinblick auf die Notunterkünfte wichtig, weil weitere Flüchtlinge kommen werden. Ich sollte vielleicht schon mal ein Hotel buchen, weil das sicher ein galaktisches Thema wird, je nachdem, wie hart der Winter in Berlin ankommt.

Das ist der Grund, warum ich trotz aller Nachteile so gern in Bayern bin. Ja, wir haben die CSU. Aber ich weiss auch, dass in schlechten Zeiten immer noch halbwegs tragbare Lösungen gesucht und gefunden werden, und nicht sofort das Chaos ausbricht, wenn man mal einen Tag weiter denken muss. Und damit meine ich in Berlin nicht nur die Machthabenden, sondern besonders das inkompetente Aktivistenpack, das durch die Piraten und die Grünen und Linken in das AGH un die Bezirke kam, und die mit all dem Wahnsinn des Camps auf dem Oranienplatz und den Zuständen im Görli und in der Eisfabrik und der Cuvry-Brache gut leben konnten. Es sollten ruhig alle das Elend sehen, das lässt sich dann in Aktivismus und Stimmen und Kampagnen ummünzen. Scheiss auf das Romakind, das unter dem Busch lebt, betteln muss und nicht in die Schule kommt - Hauptsache, man kann an ihm aufzeigen, wie grausam die Welt und das System ist, smash capitalism und so. Diese Haltung bekommt in diesem Winter nicht nur ein paar Kinder, sondern seht, sehr viele. Und es wird nicht mit ein paar Einkäufen im Rossmann getan sein. Ich weiss, was für eine enorma Aufgabe das bei uns ist. Mensch ist Mensch. Auch in Berlin.



Meine Idee wären Grossunterkünfte auf dem Görlitzer Park und auf dem Tempelhofer Feld. Das ginge vergleichsweise günstig und effektiv und wäre nahe an den Menschen, die Refugee welcome sagen. Gut, nachher wären natürlich die Flächen weg, aber Opfer müssen wir alle bringen.

Natürlich läst jetzt die Süddeutsche Zeitung angesichts des Berliner Wahnsinns ausgerechnet ihre erfahrnde SJW- und Genderhetzerin Beitzer leitartikeln, dass nun der Bürger gefragt sei. Kann man so sehen: Berliner wollen ihre Stadt als Dienstleisterin, die sich ansonsten mit lästigen Gesetzen und Auflagen raushalten soll, und die damit einhergehende Gewalt und den Dreck und die Wurschtelei nimmt man dafür eben in Kauf. Nur wird es diesmal in Berlin mit Crowdfunding nicht getan sein. Es braucht zigtausend Zimmer, Heizung, und es gibt jede Menge Vorschriften, die zu beachten und umzusetzen und - was für ein Wort - zu kontrollieren wären. Da macht sich so ein Aktivist vermutlich gar keine Vorstellung, aber die Aktiven bei uns kennen das.

Ich will hier niemanden nachher verhöhnen, wenn die ersten Kältetoten gemeldet werden. Ich will nur darauf hinweisen, dass der grosse Notstand hundert Tage entfernt ist und fünf Monate dauern wird. Ich glaube nicht, dass Berlin das schafft. Das wird ein sehr interessantes psychosoziales Experiment. Aber man sollte sich wenigstens klar sein, dass der Winter ein ganz anderes Problem als eine Schlange vor dem LaGeSo ist. Dafür habt Ihr ja mich, Euren verständnisvollen Freund aus Bayern.

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Freitag, 14. August 2015

Keine Komplimente für "wie Vorderschinken"-Stokowski

Komplimente sind schön. Sie kosten nichts und sind trotzdem wertvoll. Sie bringen Menschen zum Glänzen und helfen über den Tag hinweg. Ich mache gern Komplimente, wenn mir Beiträge gefallen, wenn ich den Eindruck habe, jemand könnte das gebrauchen, und wenn ich dabei über das Ziel hinaus schiesse, so merke ich das vermutlich meistens. Ich komme recht gut in meinem Privatleben mit Menschen aus, was wohl bedeutet, dass ich die richtige Balance öfters treffe.

Natürlich differenziere ich. So, wie nicht jede Form der Höflichkeit am Platz ist, ist auch nicht jedes Kompliment immer angebracht. Das Kompliment gegenüber einer bewussten Dirndlträgerin lautet "fesch", das gegenüber einer Anzugträgerin "sehr kleidsam" und das für eine neue Brille "rasend klug". Das heisst nicht, dass andere deshalb dumm, verschlunzt oder zu aufgebrezelt sind. Komplimente sollte man zielgerichtet machen. ey geil ey ist atürlich dumm. Gut, es kann sein, dass eine Spezialisierung vielleicht Aspekte auslässt. Möglichkeiten ignoriert und Chancen verspielt, die eigentlich auf Komplimente angelegt sind.

Manchmal gibt es auch, das gebe ich zu, Frauen, da wahre ich Distanz. Es gibt da zum Beispiel so eine gewisse norddeutsche Nassforschigkeit, da fehlen mir manchmal die Komplimentwerkzeuge. Manchmal bin ich einfach auch überfordert. Das kompliment gedeiht am besten in langsam wachsender Vertraulichkeit, und allzu schnelle Annäherungen nehmen ihm den Raum.

Möglicherweise ist es das, was in der SZ steht, dass das Kompliment aussterben soll, wegen des Feminismus. Ich glaube das nicht, aber ich weiss von mir selbst, wie wenig Komplimente ich gegenüber Kolleginnen mache, wenn es nicht um die Arbeit geht. Viele sind vom Beruf geprägt, und der ist aus einer Vielzahl von Gründen nicht gerade das ideale Umfeld für Vertraulichkeiten. Es gibt konkurrenzkämpfe und Misstrauen, und wie gesagt: Es bräuchte für ein echtes Kompliment Vertraulichkeit. Ich bin gegenüber manchen sehr chamant, aber mit denen arbeite ich nicht. Journalismus ist auch sonst ein sehr unromantischer Beruf. Und er ist nicht vertraulich.

Was ich in diesem Beruf schon etwas länger, sagen wir, vor anderthalb Jahrzehnten, mehrfach feststellen musste: Komplimente sind da auch oft verschwendet. Man ärgert sich, wenn man sich Mühe gibt, ein sauberes menschliches Verhältnis aufzubauen, und für den nächsten eigenen Vorteil verraten wird. In besonderer Erinnerung bleibt mir da jemand, die immer nur ihre eigenen Optionen im Sinn hatte und gern klagte, dass all ihre männlichen Stiftungskollegen Chefs wurden, nur die Frauen nicht - und als sie dann die Chance hatte, Chefin zu werden, ein komplettes Desaster angerichtet hat. Aber Hauptsache, sie bekam ihren Willen, und ich kann mich auch nicht beklagen, weil es im Ergebnis auch für mich besser wurde. Anders, aber besser.

Sprich, man lernt dazu und wägt im Alter mehr ab. Man könnte auch sagen, man wird strategischer. Man akzentuiert. Man ist nicht mehr so doof und verschwendet seine Worte an jene, die das nur aufsaugen, ohne auch nur einen Funken Anerkennung zu zeigen. Es gibt so emotionale schwarze Löcher, die ganz gross sind im Einsaugen von Aufmerksamkeit und vollkommen unfähig zur Empathie.

Wenn so ein schwarzes Loch sich für seine psychischen Defizite dann auch noch eine ideologische Begründung sucht, spricht man entweder von Bigotterie, die oft im kirchlichen Bereich anzutreffen ist, oder von Hardcore-Feminismus aus der Familie totalitärer Weltbilder. Beide Richtungen sind im Kern erst mal extrem feindlich gegenüber anderen Frauen, die nicht so sind. Die sind der eigentliche Gegner. Die müssen auf Linie gebracht werden, und sei es mit blankem Sexismus. So etwas habe ich das letzte Mal vor einem viertel Jahrhunert in der Audi gehört und noch nicht einmal dort war es akzeptiert: "Wie Vorderschinken", so vergleicht die taz-Autorin Margarete Stokowski Frauen, die Aufmerksamkeiten erlangen wollen. Das könnte auch von einer Betschwester im Kaiserreich kommen. Sie behauptet, der Feminismus wollte Komplimente nicht verbieten, aber ihr Umfeld verteilt Creeper Cards für das Aufhalten von Türen und lacht gezielt heterosexuelle Praktiken öffentlich aus: Das ist verbrannte Erde.

Ich glaube, dass es diesem Umfeld darum geht, Menschen zu verunsichern. Queer-Strategie halt. So wie die Deppen, die eine Ubahnverkabelung in Brand setzen, damit Leute überlegen können. wie es wohl Flüchtlingen gehen mag. Ihr Ziel ist das Aufbrechen des weithin gültigen Konsenses durch Aktionen. Es ist wie Terrorismus, sie wissen genau, dass sie gegen die normalen Wünsche der Menschen nicht ankommen, also kübeln sie Drek darüber. "Vorderschinken" steht da sicher auch nicht zufällig: Frauen sollen sich beschmutzt und entehrt fühlen, und Männer sollen vor die Wahl gestellt werden, ob sie nun das Fleisch oder doch lieber den sog. Charakter wollen.

Welchen Charakter? Margarete Stokowski hat bei der Zeit ein Buch ihrer damaligen FAZ-Blogkollegin Annika Reich distanzlos über den grünen Klee gelobt und dann in diesem FAZ-Blog einen vollkommen distanzlosen Werbebeitrag über Laurie Penny geschrieben, der sie zum "Star" machte, nur weil die Peergroup zu den Lesungen kam. Nach diesen Vorstellungen könnte ich auch jede Nachwuchsgeigerin, deren Mutter ich privat kenne, aus unseren heimischen Matineekonzerten zum Star in der FAZ hochschreiben. Stokowski kann das jetzt nicht mehr, das besagte Blog ist nicht mehr bei der FAZ. Stokowski hat als erste in der taz mit dem übergeigten Nazibezug gegen Ronja von Rönne aufgewartet und kommt jetzt mit Vorderschinken um die Ecke. Das sind reichlich seltsame Vorstellungen von Kompliment und Charakter, woanders hiesse das wohl eher "problematischer Interessenskonflikt".

Naürlich verbietet dieser Feminsmius keine Komplimente. Aber da kommen wir wieder zum nötigen Raum: Da ist einfach nichts, auf dem ein Kompliment eine Grundlage finden könnte. Auf keiner Ebene, in keiner Dimension. Mir ist völlig bewusst, dass die Stokowskis, Stricks und wie sie alle heissen, in einem Paralleluniversum leben, aber solange Feministinnen so etwas in ihrem Umfeld haben, gehe ich mit meinen Möglichkeiten da hin, wo der nötige Raum grundsätzlich und ohne ideologische Vorgaben verhanden ist. Man kann in der Wüste kein Tulpen züchten und auf dem Mars keine Bäume pflanzen. Es gibt da eben ein für Komplimente untaugliches Brachland. Es kann katholisch daherkommen, iranisch, als NS-Doktrin der deutschen reinen Frau, oder eben der Abgrenzung gegen "Vorderschinken". Privat denke ich, dass die grundlegende Haltung bei der Durchsetzung des eigenen Weltbilds sehr ähnlich ist.

Aber ich weiss auch, dass bei uns wie blöd Blumen und Pralinen gekauft werden. von Männern für Frauen, und das Spiel des Gebens und Nehmens weiterhin prima funktioniert. Ich weiss nicht, was für eine Schokolade Frau Stokowski kauft, aber ich weiss, wo die Pralinen zu bekommen sind. Klassische Familienmodelle sind jetzt auch nicht so meine Sache, aber ich bin durchaus fr0h, dass es sie gibt, und Menschen damit glücklich sind, und es nicht nötig haben, andere als Haufen Fleisch zu titulieren. Diese üblen Zeiten sind in Bayern glücklicherweise vorbei, man lässt sich Freiheiten und andere Lebensmodelle, wir poussieren nach Lust und Laune und wenn es bei den Waldfesten hoch her geht, dann ist das eben so. Da ist dann auch der Raum für alle Freundlichkeiten und die Empfagsbereitschaft gegeben. Diese Freiheit gibt es heute. Wer etwas anderes will, bekommt keine Kekse.

Die anderen würde gern definieren, was da erlaubt ist und was nicht, aber sie kriegen halt am Ende neben dem Belegexemplar ihrer Ergüsse genau die Partner, die damit umgehen können. Soll es auch geben. Wenn es ihnen gefällt, warum nicht. Da mischt sich auch keiner ein und redet über Liebhaber von wenig erbaulichen Schlachterzeugnissen. Es gibt viel zu viele andere, schöne Optionen und Möglichkeiten, da ist man gut beschäftigt und gestern habe ich wieder Pralinen und Torte gekauft.

Und der Konditorin Komplimente gemacht.

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Montag, 6. Juli 2015

OXI

Wer hätte je in der SPD erwarten können, dass eine Partei ihre Wahlversprechen einhält?

Wer hätte je in der CSU ahnen können, dass die Griechen es wie die Bayern im Bund machen?

Wer hätte bei den Grünen daran gedacht, dass die einzig wahre Lösung der einzig Recht habenden Partei nicht so geteilt wird?

Wie hätte die CDU von Merkel wissen können, dass die Griechen nicht wie die Deutschen den deutschen Medien aus der Hand fressen?

Und Lucke hätte auch nicht gedacht, dass seine AfD hops geht, an genau so einem Tag.

Ein harter Abend. Für Verfassungs- und Demokratiefeinde.

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Freitag, 19. Juni 2015

Krautreporter: Sie wollten doch nur gut sein

Sind sie natürlich nicht. Wenn irgendwo Niggemeier draufsteht, dann weiss ich aus Erfahrung, wie schwierig das werden kann. Dass er sich jetzt mit Knall und wenig Nachsicht vom Projekt verabschiedet, würde ich nicht allein dem Team um Esser oder was davon übrig ist zuschreiben. Dass jemand Eigeninteressen verfolgt, ist normal, dass er es tut, wie Niggemeier das macht, muss man halt mögen. Ich finde es schon ziemlich zynisch, erst die Zukunft des Journalismus zu verkaufen, dann Kritiker abzukanzeln, dann beim Projekt, das doch recht viel Geld hat, inhaltlich kaum mitzuwirken, sich zurückzuziehen und dann die Brocken hinzuschmeissen, und der anderen Seite mit genau der Kritik reinzutreten, die von anderen von Anfang an kam.

Einer der Hauptkritikpunkte war damals die geringe Zahl von Autorinnen. Diese Kritik war unberechtigt, denn der ganze Krempel da las sich wie ein Treffen der mangelattraktiven Uni-Autorinnen von Zeit und Spiegel Online. Wir sehen da ein Problem. Wir reden da ganz lang darüber. Wir geben uns Mühe, die Schuldigen ganz schuldig zu machen und erklären dann, wie wir uns unter Ausschluss der Realität, aber mit totalem Nettsein zur Menschheit die Lösung deren Probleme imaginieren. Ja, die Krautreporter. Wenn die kommen und ein Problem analysieren, dann wird das so wie bei einer dieser Partei- oder Kirchenstiftungen, wo alles ganz gut und ganz freundlich sein muss, und die Welt nachher ein klein wenihg besser.

Leider gibt es solche Artikel schon zuhauf von unfassbar vielen anderen Autoren und und wenn da wenig anderes kommt - oder man das andere in Form von Thilo Jung nicht mag - dann ist das halt so wie ein besonders langweiliger Ausschnitt wie überall, gern mit Israelschwerpunkt, den alle anderen auch schon hatten, oder Supermarkt, weil einer der Autoren da halt ein Faible hat. Ich weiss nicht, wie viel Kohle Esser und Co. an Sparker gegeben haben, die die miese Software machen: Es wäre mir völlig egal, wenn die Beiträge knallen würden. Wenn das nicht immer nur der Eintopf aus Problembewusstsein wäre. Ob das nun bei der Mädchenmannschaft so ist, bei den Mädchenminderheitenticketschreiberinnen der taz oder den Mädchenkrautreportern - ich habe da nichts dagegen. Im Gegenteil, ich freue mich jedes Mal, wenn solche Grottenolme des guten Lebens neue Probleme finden, an denen sie sich schlecht fühlen können. Wäre ja noch schöner, wenn man so eine Bissgurkn wäre, so eine zwidane, und dann noch ein prima Leben hätte. Die dürfen das auch beklagen. Aber das Angemaule will doch keiner lesen.

Ich finde, wenn das Gute klug ist, kann es auch gerne mal fies, gemein und hinterfotzig sein. Don Camillo ist ein Mann Gottes und trotzdem prügelt, klaut und betrügt er nach Kräften, und es ist prima. Menschen wollen Ambivalenz und Grautöne. Sie stören sich überhaupt nicht an Inkonsistenzen und Brüchen. so ist das Leben. Ich denke mir das immer, wenn da jemand wieder zum Entfolgen und Nichtverlinken auffordert: So viel Reinheit ist einfach kein Konzept für die Masse. Die Masse findet Objektifizierung meistens wirklich nicht gut, aber manchmal halt schon. Die Masse weiss, wie es ist, und braucht kein Menschenopfer wegen einer dummen Bemerkung. Wer da anders denkt, besonders als Journalist, muss halt damit leben, dass man ihn vielleicht genauso beurteilt. Kann sein, dass ich da bald mal wieder richtig reintrete. Das kann ich nämlich auch.

Aber viel lustiger ist es doch, über die Zwischentöne zu reden. Über das Ambivalente. Ich glaube, das Leben muss jeden Tag neu verhandelt werden, und da muss man auch mal in der Lage sein, sich mit anderen Meinungen abzufinden. Was heute richtig ist, kann später grundfalsch sein. Die Leute wollen nicht nur Probleme, sie wollen gut unterhalten werden. Viele mögen auch Schlawiner und Haderlumpen, wenn sie nur charmant sind. Sie mögen Gleichnisse und Fabulierkunst und Abschweifungen. Das sind alles so Gesprächstaktiken, die die jüdische Theologie seit langem praktiziert, und damit kommt man in einer pluralistischen Gesellschaft weiter, als mit einer dogmatischen Haltung wie bei Augustinus. Natürlich kann man das den anderen nicht aufzwingen, die heute genau so verbohrt sind, wie ihre ideologischen Feinde unter Adenauer, und deren Stammtisch Filterbubble heisst. Wie man bei Krautreporter sieht: Die Texte, die da zum Gutsein beitragen, werden wohl auch kaum gelesen oder rezipiert. Das Gute ist ein Ritual, und es macht keinen Spass. Da kann man genauso gut in die Kirche gehen

Dann ist Krautreporter auch nicht opulent und scheusslich bebildert und niemals hat da jemand mal gelacht, ausser bei Jung und Naiv vielleicht -aber den haben sie ja den Hyänen und Giftkröten vorgeworfen. Natürlich hat auch Krautreporter sein Gutes, eine Autorin ist da von einem elenden FAZ-Blog mi fliegenden Fahnen übergelaufen und wenn es nicht so einen wahnsinnig grossen Pool an Problemtröten gäbe, dann hätte das die FAZ schöner gemacht. Immerhin, es war ein Versuch. Aber diese ganze fade Brennsuppn, die da jeden Tag serviert wurde, für doch recht viel Geld und nach all dem Grossmaultum aus der journalisten Erlebnisgastronomie - die ist schon enorm peinlich.

Niggemeier will mit seinen Anhängern jetzt was Eigenes aufziehen. Bin gespannt, ob das wie Bildblog wird, wo er ja auch alle anging, die am Erfolg von Adnation zweifelten. Ob Krautreporter wirklich nur verbrannte Erde hinterlassen hat, wage ich zu bezweifeln: Sie waren zwar das Projekt mit dem grössten Maul, aber es gibt ja auch andere, die eigene Gefolgschaft haben, und damit gut leben.

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Sonntag, 7. Juni 2015

Garmisch ohne mich

Ich war ja oft Gast in Elmau, und allein deshalb habe ich beim G7-Gipfel neben allen politischen Gründen kein gutes Gefühl. Und so schnell kommt der Zirkus auch nicht mehr in meine Nähe. Ich bin Journalist und neugierig. Und generell macht es natürlich Sinn, seinen politischen Willen zu verkünden.

Trotzdem kriegen mich keine zehn Pferde nach Garmisch.

Garmisch ist ein für Demonstrationen dieser Art vollkommen ungeeigneter Ort. Das fängt schon mit der Lage in einem Talkessel an, den man nur auf drei Wegen erreichen kann: Durch ein schmales Tal aus dem Norden, durch eine wegen des Zugangs nach Elmau bestens gesicherte Schlucht im Süden und einen langen, engen Pass im Südwesten. Es gibt keinen einfachen Weg hinein und wenn die Polizei der Meinung sein sollte, dass man die Leute einkesseln und überprüfen sollte, auch keinen Weg hinaus.

Über die Berge kann man da im Notfall nicht gehen. Da, wo sich normalerweise bei Demos ein Strassengewirr ausbreitet, in dem man relativ leicht andere Wege gehen und sich absondern kann, ist in Garmisch nur der Berg, und da geht es nirgendwo hin. Und in Garmisch ist es nicht wie in Hamburg, wo 40 Meter weiter niemand zwischen Demonstrant und Passant unterscheiden kann: Man fällt hier auf. Und es gibt in diesem Ort keinerlei Rückzugsmöglichkeit.

Der Weg nach Elmau selbst ist sehr weit, deutlich ansteigend und eine üble Falle. Es gibt die Bundesstrasse, und wenn man da erst mal drauf ist, kommt man nicht mehr runter. Links Berg, rechts Abgrund, vorne beliebig viel Polizei und keine Chance, sie zu umgehen. Statt dessen kann die Polizei von hinten jederzeit die Demo durchstossen und die Spitze einkesseln, und die Leute hopsnehmen. Es gibt da keinen schwachen Punkt, wo man durchbrechen und die Polizei ablenken oder in ihrem Rücken auftauchen könnte. Oder auch nur eine sinnvolle Fluchtroute. Das gesamte Gelände mit seinem Anstieg begünstigt in jeder Hinsicht die Verteidiger. Randalierer suchen schwache Stellen und nutzen die gezielt aus: Die gibt es hier nicht. Blockaden kann man versuchen, aber dann ist man halt der Polizei ausgeliefert.

Und dann gibt es in Garmisch nur Vollbeschäftigung, Tourismus und keinerlei Grund, sich da anzuschliessen. In Frankfurt, in Hamburg können Randalierer auf hunderte oder tausende ortskudige Unterstützer zählen. Schon in München sich das allenfalls ein paar hundert, und der Weg von München nach Garmisch führt durch die reichste Region des Landes.Es gibt da einfach keine nennenswerte Szene. Was immer die Demonstranten brauchen, müssen sie selbst mitbringen und organisieren. Es ist feindliches Territorium, das sie da betreten, es ist weiträumig gesichert, und für den Zustrom der gefürchteten Italiener kaum geeignet: Unerkannte Einreise geht vermutlich allenfalls mit enormen Umwegen über die Schweiz und Passau.

Die Autonomen sind Opportunisten; sie brauchen eine grosse Masse, in der sie untertauchen können. eine Stadt als Kampfgebiet und Raum für eine flexible Taktik. Sie brauchen spezielle Bedingungen für Angriff und unerkannten Rückzug. Nichts davon gibt es in Garmisch und ich wage zu behaupten, dass deshalb so wenige gekommen sind. Es kann also gut sein, dass die Polizei jetzt Leute heimschickt und Kosten spart, nachdem sich gezeigt hat, wie schwach der Protest ist. Ausserdem ist der doch zu einem etwas langweiligen Ritual verkommen. Er zieht nicht mehr, und schon gar nicht in dieser Region. Indofern ist auch das Gewinsel der Demo lächerlich, die Polizei würde Passanten hindern, sich anzuschliessen: Das hier ist die falsche Region für Sympathien.

Und dann ist da noch das Wetter. Sturm in den Bergen ist etwas anderes als Sturm im Flachland. Da geht man nicht raus.

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Sonntag, 26. April 2015

Tätermentalität

Ich sitze zwar in einem hübschen Barockgebäude - aber ich sollte auf eine einsame Insel. meinte die genderpolitische Sprecherin der Grünen Jugend Berlin. Ohne Internetanschluss. Das wäre übrigens mit Büchern kein Problem.

Aber. Mal abgesehen von meinem Eindruck, dass die Grünen sich mittelfristig entweder aufspalten oder ihre Linksbizarren an die Luft setzen müssen, wenn sie beim Wahlvolk überleben und nicht den Weg der Piraten gehen wollen, weil Extremgender von heute so attraktiv wie die Kinderschmuddelsexgeschichten von damals sind: Die gleiche Frau beklagte sich heute bei Twitter über einen Übergriff in der Berliner U-Bahn.

Ich glaube der sogar, denn die Berliner U-Bahn, die ein Freund als "Mutantenschaukel" bezeichnet, ist wirklich nicht der exklusive Treffpunkt der gebildeten Schichten. Ich habe die in meiner Berliner Zeit meist gemieden, weil ich sie als schmutzig, ramponiert und zu distanzlos empfand: Voll mit Menschen, die innerhalb von Sekunden meine schlechtesten, arrogantesten Seiten ansprachen und zu voller Blüte brachten. Ich glaube nicht alle Geschichten, die zum Alltagssexismus erzählt werden, aber so etwas wie das Erzählte würde mich jetzt in Berlin überhaupt nicht überraschen. Wo Grüne Jugend Deportationswünsche veröffentlicht, wundert mich gar nichts. Ich glaube gern, dass es da Lackl gibt, die auch mal Leute anquatschen, die

wie soll ich sagen

vielleicht liegt das auch einfach daran, dass das Auswahlverhalten in den Berliner Verkehrsbetrieben halt so ist, dass man da unterschiedlos alles als Ziel zu nehmen bereit ist, wenn man sich denn dort aufhält. Ich kann nicht in die Köpfe solcher Leute schauen, aber da geht es dann wohl wirklich nicht um eine etwaige Eroberung, sondern explizit um schlechtes Benehmen.

Nur: Es ist halt auch die passende Real-Life-Ergänzung zu dem, was sonst so aus dieser Ecke ins Netz dröhnt. Das gleiche Benehmen, der Versuch, anderen im Vorbeigehen zu schaden, Distanzlosigkeit, Bildung von Rudeln: Was sie beklagt, ist genau das, was man von ihresgleichen aus dem Netz genau so kennt. Da ist es dann halt nicht gegen Frauen gerichtet, sondern gegen alte, weisse Männer oder junge, weisse Frauen, die andere Meinungen haben. Was sie haben - eine Position bei der grünen Jugend, eine Kolumne bei der taz, einen Posten bei einer Stasilette, wird halt entsprechend eingesetzt. Es geht da wirklich nicht darum, politische Standpunkte dem Wahlvolk nahe zu bringen. Es ist das Verhalten von Hools aus der U-Bahn, ins Netz übertragen feat. Peniswitze, nur halt diesmal von der anderen Seite. Ich habe wirklich Probleme, asoziale Randgruppen aus taz und anderen bildungsfernen Schichten in ihrem Auftreten auseinander zu halten. Es ist der gleiche Ton, und es ist die gleiche Lust am Bruch der sozialen Regeln in einem Land, in dem an sich jeder sein Recht auf ungestörte Beförderung und Meinungen hat.

Und es ist Berlin, während Leute wie ich allenfalls ein kleines Haberfeldteiben unter Freunden nur sagen können:

Es is wias ist. Da kommen schon die Richtigen zusammen, in dera Boazn de wo de U-Bahn is. Mein Mitleid möchte ich mir für diejenigen aufheben, die wirklich unschuldig betroffen sind, ganz egal ob angepöbelte Frauen oder true fruits. Es gibt halt in Berlin eine entgrenzte Tätermentalität, angefangen von den Nazis aus Brandenburg über die Intensivtäter in Kreuzberg bis zu denen, die Brandsätze auf Autos werfen. Das ist das Klima, und da sind dann auch all diejenigen gut dabei, die einen Internetanschluss für Politik zu nutzen meinen. Hass auf Andersdenkende jeder Art, Grenzüberschreitungen, Enthemmung. Wenn sie dann mal im echten Leben Leute mit ihren eigenen Mitteln treffen, ist das kein Unfall, sondern die logische Konsequenz des Umfelds, aus dem sie stammen, und dem sie ihr Verhalten entlehnen.

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Donnerstag, 16. April 2015

FCKGBRL

Dafür dass hier vor zwei Wochen noch tiefster Winter war, mit Schneesturm und unpassierbaren Strassen, ist jetzt aber richtig Sommer.



Zwei Aspekte sind allerdings weniger schön: Die Pollen, die mich in zwei Wochen spätestens vertrieben haben werden, sei es noch höher hinauf oder Richtung Süden - wie das ist, muss sich erst noch zeigen.

Und die SPD. Was ist eine Partei eigentlich noch wert, wenn so einer wie der Gabriel nach all den Pleiten seines an Niederlagen überreichen Daseins bestens im Sattel ist und der CDU ihren feuchten Traum einer Vorratsdatenspeicherung ohne Not frei Haus liefert. Gabriel ist das ideale Beispiel dafür was aus einem unfähigen Benachteiligten werden kann, wenn man ihm Möglichkeiten gibt, mit denen er nicht umgehen kann. Sein Weg nach oben ist erkauft mit dem Niedergang der Linken in diesem Land, und weil die keine Strukturen mehr haben bekommen wir auf der anderen Seite die ganzen extremen Cliquen im Netz. Und die Mitte wählt dann sowieso CDU, weil eine TTIP-VDS-SPD mit so einer Figur an der Spitze so attraktiv wie eine Quallenseuche am Strand ist.



Ein Mindestlohn, der ein schlechter Witz ist, eine Frauenquote, die kaum jemandem hilft und eine Mietpreisgrenze die leicht zu unterlaufen und ein bürokratisches Monster ist, und dann noch ein paar Strafrechtsverschärfungen - die SPD ist gerade sowas wie eine SED light mit Korruptionsproblem, und wenn es Deutschland nicht gerade so enorm gut gehen würde, dann ginge es mit denen so wie mit ihren korrupten griechischen Freunden. Jetzt dauert es eben etwas länger. Und mir kann es egal sein, denn am Ende bleibt oben eh alles, wie es ist. Gehe ich halt radeln. Alles wird gut.

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Dienstag, 14. April 2015

Pegida ist immer noch da

Ich verlinke den Kommentar jetzt nicht, aber in den letzten wochen hat jemand bei der FAZ, von dem ich mich mehrfach öffentlich distanziert habe, den Niedergang von Pegida begrüsst - obwohl ich den Eindruck hatte, dass die Dresdner Forderungen ihn locker links überholen. Jetzt denkt er, dass Pegida am Ende ist.

Pardon, ich bin da anderer Meinung. Nicht weil ich Pegida mag, sondern weil der zugrunde liegede Konflikt zwischen einem seit Jahrzehnten mit Xenophobie gefütterten Volk und der beginnenden Mittelmeerfluchtsaison nicht das einzige Problem ist. Weitere Probleme haben wir innerhalb der EU, weil man in Italien und eventuell bald auch in Griechenland froh ist, wenn die Flüchtlinge ihre Pässe wegwerfen, nach Deutschland reisen und hier die vollen rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Falls es noch niemand gemerkt hat: Faktisch ist das Schengenabkommen tot. Und in den Südländern ist man der Meinung, dass sich darum bitte die reichen Deutschen kümmern sollen. Und wenn jemand Grexit sagt, denkt man in Griechenland an die Ausstellung von Reisedokumenten für die EU.

Die deutsche Politik tut da im Grossen nichts, weil sie schon genug damit zu tun hat, den Krisenländern ihr Finanzdiktat aufzudrücken. Das eigentliche Problem haben dann die Gemeinden, wenn sie die Flüchtlinge aufnehmen auf eigenen Kosten Wohnraum zur Verfügung stellen müssen. Wir hatten das gerade in Gmund, und es reicht da überhaupt nicht aus, eine alte Immobilie halbwegs herzurichten: Der Brandschutz ist da viel wichtiger als im normalen Mietgeschäft, und wie man inzwischen aufgrund von Unachtsamkeiten in den Heimen mehrfach erfahren musste, aus besten Gründen. Aber genau solche Immobilien sind schwer zu bekommen, oder man macht es eben wie in Berlin und wirft speziellen Unternehmen das Geld in den Rachen - Unternehmen übrigens mit CDU-Verbindungen.

Sind die Verfahren und Widersprüche dann erst einmal negativ, aber für spezialisierte Kanzleien finanziell positiv abgeschlossen, würde eigentlich die Ausweisung oder Abschiebung erfolgen. Bayern macht das übrigens auch nicht mehr sonderlich konsequent und es ist auch nicht nötig - wenn erst mal alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, tauchen die Betreffenden oft unter und versuchen ihr Glück dort, wo man die Polizei beschimpft und Behörden nur inkonsequent abschieben, also etwa in grossen Städten wie Berlin. Sofern die Drogenhändler dort nicht ohnehin von der westafrikanischen Mafia selbst kommen - die failed States wie Mali mit den Verbindungen zu den Drogenproduzenten in Südamerika stellen auch in Berlin einen Grossteil der ermittelten Dealer - stellt sich dort natürlich die Frage, wie man in einer Stadt überlebt, in der man aufgrund des Status kein Anrecht auf Unterstützung hat.

Die Dealer vom Görli oder der Hasenheide, die das nach Eigenaussage nur machen, weil sie nicht arbeiten dürfen, sind eben nicht nur Flüchtlinge, die einen Anspruch auf Versorgung haben, sondern auch viele Leute, die den Anspruch aufgrund der gescheiterten Asylverfahren nicht mehr haben und dann tatsächlich ausweichen. In ihre eigenen Netzwerke. Oder auf den Arbeitsstrich und dort den in Ruinen hausenden Osteuropäern Konkurrenz machen. Es ist verdammt eng am untersten Ende, dort, wo die Gesellschaft aufhört, und da setzt dann eben das "racial profiling" der Polizei ein. Bundespolitiker fordern dann Strafen wegen der Einbruchswelle und Lokalpolitiker wie in Berlin lassen sich öffentlich von Aktivisten vorführen. Und in Dresden sitzt dann eben der Nazi und muss nur noch aus dem Tagesspiegel vorlesen.

Haben Sie eigentlich gemerkt, wie schnell der getötete Israeli in Berlin wieder aus dem Schlagzeilen verschwand, als der mutmassliche Täter ein Albaner war? Das wird nicht vergessen in diesen Kreisen, wie man sich dort auch an Khaled erinnert. Lieber bringt man in den Medien dann Beiträge über die Begabung der Flüchtlinge, die wir nicht nutzen.

Das wird in diesem Sommer eine andere Dynamik erzeugen, als ein Auftritt eines niederländischen Nazis. Noch rufen bei uns im tiefsten Bayern die CSU-Bürgermeister dazu auf, zu helfen - aber es ist absehbar, dass die Bereitschaft in dem Masse schwindet, wie die gesamtpolitische Situation dafür sorgen wird, dass es Schwerpunkte der Zuwanderung geben wird. Die Zahl der offiziellen Asylanträge ist ja nur die eine Seite. Die Bildung von Zentren mit niedrigem Verfolgungsdruck und Duldung ist das andere. Und da entsteht eben ein grosser Bereich zwischen der Welle der Hilfsbereitschaft im geordneten Oberland und der offenen Kriminalität in Berlin, wo sich jeder Betrachter seine Position heraussuchen kann. Beides ist real.

Und deshalb glaube ich nicht, dass Pegida am Ende ist. Die Leute sind noch da, und die Zweifler werden nicht weniger mit jeder Gruppe, die innerhalb der versagenden Flüchtlingspolitik Europas hier ankommt. Ich halte es auch für vollkommen sinnlos, dagegen mit netten Geschichten über einzelne Flüchtlinge in den Medien anzuschreiben. Es ist ein politisches Versagen vom Kampf gegen die Schlepper bis zum ausgesprochen scheusslichen Themen Ausweisung und Rückführung. Und die Bevölkerung des Landes wird da mit der Meinungsbildung angesichts der realen Situation auch ziemlich allein gelassen, aber die jungen Schwarzen, die hier nach der Schule vor dem Haus stehen und versuchen, den Mächen nach der Schule Zigaretten anzubieten, sind das, was die durchschnittliche Mutter hier zu sehen bekommt.

Es ist alles noch da, was Pegida so braucht.

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Sonntag, 5. April 2015

Smellism mit Malte

Malte hat einen Text über sexuellen Missbrauch an Männern geschrieben.

Und weil er darin eine Geschlechtspartnerin als körperlich abstossend bezeichnet, gehen die entsprechend feministischen Damen natürlich nicht auf den Text ein, der ein sonst rein weibliches Narrativ der Opfer gefühlvoll ergänzt, sondern regen sich über den Lookism auf. Wie das momentan auch Indyvegan in Bezug auf True Fruits Blindverkostung machen, weil die den Drink mit einer hässlichen, aber netten Freundin verglichen haben.

Man darf also nicht mehr der Meinung sein, dass Frauen hässlich sind - bei Männern ist das anders, während dem Dschungelcamp wurde jede Menge Häme von diesen Damen auf einen korpulenten Mann ausgeschüttet. Von Frauen, die nach mejner Meinung aussehen, als würden sie riechen wie ein Nebenschlot des Ätna und klingen wie eine Tugendfurie in Nett und nach einem Sprachtraining.

Smellism und Soundism wurden noch nicht erfunden, also kann ich das problemlos noch sagen. Und es gibt ja auch Untersuchungen darüber, wie wichtig Geruch und Gehör bei der sexuellen Annäherung sind - das weiss jede Frau, mit der man in die Oper geht und in deren Parfum man stundenlang ertrikt, und jeder Redner, und wieviele andere Defizite man darüber ausgleichen kann. Tatsächlich setzt sich Attraktivität aus vielen Komponenten zusammen, sogar wenn man den Geist komplett weg lässt. Es gibt Menschen, die sind nicht schön, aber sexy, und es gibt Menschen, die sind so perfekt, dass man sie gelangweilt wie einen Werbeclip anschaut. Körperlich abstossend ist nicht nett, aber so etwas gibt es eben. Meistens macht man sich darum noch nicht mal Gedanken, selten kommen einem solche Leute überhaupt horizontal so nah, dass man darüber nachdenken müsste. Manchmal passt es, manchmal nicht, und jeder Topf findet seinen Deckel: Ich denke mit ja auch oft genug "Mit der?" oder "Mit dem?" - und belasse es dann dabei.

Übigens - mir gefallen alle meine Gemälde, ohne dass ich die Abgebildeten schön fände. Ein Erzbischof über meinem Schreibtisch ist ebenfalls abstossend, ein Hesuit, der gerade kommt, ist ein runzliger Widerling. Aber da ist eben etwas Besonderes in seinem Blick. Manche finden Mick Jagger anziehend, oder Ignaz Kiechle. Sogar innerhalb der Antifa paaren sich manche. Manche schauen aus wias Noagal im Odlwogn, wie wir in Bayern sagen, wie der schlammige Rest im Güllewagen - und das ist halt eine Meinung, die andere nicht teilen.

Aber die Kunst hat es geschafft, genau mit diesen Problemen - Fett, Falten, Pestbeulen - doch so unzugehen, dass man sie sich anschaut. Der hl. Sebastian ist, von Pfeilem durchbohrt, für viele ein Fetisch. Es kommt auch bei hässlich empfundenen Menschen oft darauf an, was man daraus macht, und es gibt auch klare Differenzen zwischen Schönheitsidealen und realer Nachfrage. Mein Eindruck ist, dass der Dualismus Schönheit-Hässlichkeit und die damit einhergehenden Verbotsversuche speziell von jenen kommen, die das brauchen, um sich ihre mangelnde Attraktivität zu erklären: Da draussen ist ein böses Ideal, sie weigern sich, dem zu entsprechen und jetzt werden sie dafür bestraft, sind benachteiligt und dürfen mit besten Gründen über Malte herfallen.

Ich glaube das nicht. Ich lebe in einer Region mit mehrheitlich wirklich nur so mittelschönen Menschen, und vor zwei Wochen sah ich hier ein Brautpaar, er plattert und fett und sie faltig und schlecht gefärbt. Aber es waren die glücklichsten Menschen weit und breit, und der ganze Park um sie herum war glucksend voller Liebesschaumbläschen. Man muss das Leben nehmen, wie es kommt, man muss das Beste daraus machen, statt Ideale und Ideologien hochzuhalten. Dann wird vieles andere nicht mehr so wichtig. Natürlich mag der Gedanke für eine Zwidawurzn verletzender sein, wenn so ein Kerl wie Malte offen über abstossende Frauen redet, als für mich das Wissen, dass keine von denen je meine Hemden bügeln und die Krawatten nach Farbe sortieren wird.

Aber so ist es, und nur in Diktaturen darf man über das Seiende nicht sprechen. Menschen mit einem gesunden Sexualhaushalt oder einem tollen Partner kann das alles vollkommen egal sein. Der Rest sollte mal überlegen, ob er mit seinem Leben nicht sehr viel mehr Probleme als mit Malte hat.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 13. März 2015

Ein böser Gedanke

geht mir momentan durch den Kopf - wir hören doch täglich neue Rekorde vom DAX.

Wir schauen gar nicht so auf andere Börsen; täten wir es, würden wir feststellen, dass die unfassbaren Geldmengen der EZB auch dort die Kurse treiben - auch vor dem Hintergrund, dass es wenig Alternativen gibt. Schöne Beispiele sind Italien und Spanien, in denen die Preise für Immobilien immer noch sehr niedrig sind und teilweise weiter fallen - das ist ein Hinweis darauf, dass man sein Geld lieber in etwas steckt, das man auch schnell wieder los wird, wie etwa Aktien.

Nicht so in Deutschland, da bewegen sich Immobilienpreise und Aktienkurse ähnlich nach oben. Hier ist es also vollkommen egal, ob man kurzfristig oder auf lange Zeit investiert. Gerade wackeln wegen des Zahlungausfalls der Hypo Alpe Adria zwar wieder die Banken, aber das stört keinen.

Das ist bemerkenswert. Der deutsche Aktienmarkt funktioniert, als gäbe es keine EZB, keinen Euro und keine Krise.

Manchmal beschleicht mich da der Verdacht, manche könnten einfach darauf spekulieren. dass das Gebilde wie wir es im Moment haben, mit Einheitswährung und zentraler Steuerung, bald Geschichte sein könnte. Irgendwas werden die da oben machen müssen, so wie bisher geht es zumindest für die Südländer nicht weiter und für die BRD auch nicht. Wir wurschteln uns da seit sieben Jahren nur durch und eigentlich müsste eine umfassende Lösung her.

Wenn so etwas käme, wären die Kurse auf dem deutschen Aktienmarkt verständlich und nachvollziehbar, ja sogar günstig. Und mein böser Gedanke ist. befeuert von diversen Kommentaren der FAZ, dass man gerade dabei ist, sich aus dem System zu verabschieden. Zumindest geistig.

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