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Dienstag, 22. Juli 2014

Down in Gaza

Es fing an mit diesem Springerbeitrag, ob man denn mit der Kopfbedevkung osteuropäischer Juden noch auf die Strasse gehen könnte. Ergebnis war natürlich alarmierend. Das ist immer so, solche Beiträge leben von der Aufgeregtheit und wären keine Nachricht, wenn es kein Problem wäre. Fakt ist aber auch, dass da natürlich alle immer schauen, was ein Grund ist, warum die meisten eher geltungssüchtige Arier oder eben Pressefuzzis sind, aber nicht die, die das angeblich immer tragen (ich weiss gar nicht, wo meine ist).



Wie auch immer: Die Leute vergessen schnell. Es gab in den letzten 20 Jahren auch noch zwei Intifadas, eine weitere Aktion im Gaza und einen Krieg gegen die Hisbollah. Und dazwischen etliche kleinere heisse Konfliktmomente. Und dann kocht das alles eben auch bei uns wieder hoch, Jedes mal auf's Neue. Gefühlt würde ich sagen, dass sich das alles im Moment doch deutlich im Rahmen hält; die zweite Intifada sorgte noch für ein erheblich unfreundlicheres Klima hier in Europa. Da war hier richtige Frontstimmung. Übel ist es in Frankreich, aber dort gibt es nun mal traditionell heftigere innenpolitische Konflikte.

Heute trifft dieses Konfliktpotenzial nur auf erheblich sichtbarere jüdische oder besonders in Berlin pseudojüdische Einrichtungen. Dass Linke, Grüne und Piraten im Moment leichte Probleme haben, klare Aussagen zu treffen, liegt mehr an ihrer eigenen Ideologie, denn an dem, was da unten vor sich geht. Pardon, ich verfalle wieder in den alten Ton, da unten sagen alle "down in Gaza". Ein paar Leute werden jetzt entdecken, dass sie mit dem Thilo Jung jemanden vie Krautreporter finanziert haben, der nicht nur jung und naiv ist, sondern auch so eine Art milder Ken-FM-Aufguss, wenn es um diese Frage geht. Und natürlich vollkommen ahnungslos.



Nicht ahnungslos, aber mehr so auf Verdacht kam ich an dieses Stück, und das wird noch ein schönes Stück Arbeit. Soll ich statt der bayerischen Rauten vielleicht einen Davidstern daran pinseln und schauen, ob mich bei den Austrofaschisten einer vom Rad holt?

Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr: Das wenige Wissen, die kurze Denke, das schnelle Vergessen. Es ist ja nicht so, dass es da unten wieder einen Krieg gibt; beide Parteien haben den Krieg einfach wieder zwei Stufen nach oben geschaltet. Jede Partei hat dabei ihr Kalkül, jede Seite geht so zynisch mit Menschen um, wie es nun mal für sie typisch ist. Es sind die üblichen Lektionen des Häuserkampfes, das wird nicht lang dauern, und dann wird man hier wieder vergessen, wie immer.



Antworten habe ich natürlich auch nicht. Ich bin nur angewidert von den Schramms dieser Welt, die auf dem Grauen versuchen, ihre arisch-ideologischen Kriege auszuführen. Man sollte schweigen und trauern und hoffen, aber eine Lösung wird es kaum gehen. Ich mein, im Irak leben 1300 Jahre alte Konflikte wieder auf, es werden Kalifate errichten und die eigenen Leute umgebracht: Ich glaube, man wird sich irgendwann so den Hussein zurückwünschen, wie man sich vielleicht teilweise schon den Arafat wieder wünscht. Oder eben den berechenbaren Breschnew, der seinen Unsinn irgendwo in Afghanistan treibt, wo wir oft auch nichts anderes getan haben, als die Israelis im Gaza.

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Montag, 30. Juni 2014

Selbstrauslauern

Das wichtigste Ergebnis des ausserordentlichen Bundesparteitags der Piraten ist eigentlich -das Zerbrechen des linken Flügels der Partei.

Da gibt es gerade nach meiner Beobachtung folgende Strömungen:

1. Sofortige Austritte. Das haben wohl ein paar der ganz Harten gemacht (ich sitz in meinem Bonker Style). Ganz krasse Dauerquerulanten teilweise, bei denen man froh sein kann, dass sie weg sind.

2. Die lauen Lauerer: Christopher Lauer hat auf der Veranstaltung wegen eines, höflich gesagt, Formfehlers zu einer Wahl nicht antreten können, woraufhin es zu einem Tumult kam. Im Moment droht er mit Abmahnungen und fragt seine Follower, ob man etwas Neues machen sollte. Er hat 27.100 Follower - gefavt und/oder retweetet haben bislang nur 290. Wie viele das wirklich machen würden, ist eine andere Frage, aber der linke, neugründungsbereite Feind in der eigenen Partei ist da wohl wirklich nur ein paar 100 Leute stark, vor allem aus Berlin und ein paar prominentere Piraten aus dem Restland. Argumentativ mit dabei auch so Typen wie Post-Privacy-Peukert, die Hartfeminsitischen und die Vollstlinken, soweit ich das erkennen kann. Berliner Bubble.

3. Die Foyerpiraten, die teilweise deckungsgleich mit der zweiten Gruppe sind, und sich bislang mit ihren Vetretern im BuVo wohlfühlen und ausbreiten konnten. Die haben am Sonntag kapiert, dass sie keinen Stich mehr machen werden und eine Plattform gegründet - mit dabei einige unterlegene oder nicht angetretene Kandidaten für Parteiämter, wenn ich das richtig sah. Die werden sich früher oder später entscheiden müssen, ob sie in eine Lauerpartei gehen oder nicht. Denn es gibt ja auch

4. über das Ergebnis eher Unerfreute, die trotzdem nicht Lauerwillige oder Fans gewisser Extremisten sind. Lauer ist auch in der Linken umstritten und nicht überall beliebt, sei es wegen seiner Art oder weil man schon einmal Streit hatte. Genauso zahlreich sind die Fehden der Extremisten mit anderen Nichtganzsoradikalen, die nicht so einfach auf Linie zu bringen waren. Dieser Gruppe wurde jetzt auch deutlich gezeigt, dass es keine komikerlinken Mehrheiten unter der Antifa-Fahne und Bomber-Harris-Freunden mehr gibt. Und in einer Neugründung wären sie automatisch unter der Fuchtel der altbekannten Peergroup.

5. Strategische Partner der Linken, die aufs falsche Pferd gesetzt haben und jetzt im Machtgefüge der Partei in der Luft hängen, und das Begleichen alter Rechnungen fürchten müssen. Da denke ich unter anderem an gewisse Ex-Grüne und Mehrheitsbeschaffer der Linken, die jetzt die Wahl zwischen Unterordnung oder Austritt oder linker Splitterpartei haben. Oder die sich links verortenden Leute von Peira e.V., die so gerne die Parteibildung machen würden.

6. Eine relativ grosse Zahl linker Demokraten, die die Wahl akzeptieren und jetzt erst mal schauen, was kommt. Nach meiner Einschätzung ist diese Gruppe grösser als alle vorherigen, sei es, weil die Alternativen nicht so schön sind, sei es, weil die Piraten selbst nach dem Abbrechen der Lauergruppe, der Schramms und der Peukerts immer noch politisch sehr breit aufgestellt sind. Die sagen wenig und fallen im Moment nicht besonders auf, aber sie sind der Garant dafür, dass die Partei wieder unideologisch werden kann, ohne deshalb auf eine Vielzahl von Meinungen und Ideen zu verzichten.

Ob man bei diesen Gruppen vorher überhaupt von einem "Flügel" sprechen konnte, ist nochmal eine ganz andere Frage; vielleicht zeigen sich jetzt unter Druck einfach nur die für die Linken typischen Konfliktlinien. Etwas Besseres als ein Verlust der ganzen Spinner zu einer Laueralternative könnte der Partei gar nicht passieren, denn damit könnte sie sich von der turbulente Vergangenheit reinigen und darauf verweisen, dass der Quell des alten Übels gegangen ist, und sich nun woanders selbst ruiniert.

Persönlich glaube/fürchte ich, dass diese Leute das eher nicht tun werden. Nach meiner persönlichen Erfahrung mit Antifa und Autonomen und ihrem Umfeld haben die noch nie selbst nachhaltige Sttukturen aufgebaut, die sind Spezialisten im Schmarotzertum und leben davon, dass andere die Arbeit machen, die sie dann ruinieren. So ist es auch bei vielen Piraten: Klar präsentieren sie gern ein Buch über die Partei und klar lassen sie sich gern die IT machen, um dann im nächsten Moment der Partei in den Rücken zu fallen.

Also, hoffentlich macht Lauer diesmal keinen Rückzieher und zieht das Ding durch. Die Piratenpartei würde vielleicht 300 linke Leute verliergewinnen und sicher mehr neue Mitglieder bekommen.

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Dienstag, 13. Mai 2014

Die Heimat der Lieblosen.

Das ist der wichtige Teil eines Beitrags über zwei meines Erachtens peinliche Figuren, den man keinesfalls ignorieren sollte:

Man sollte sich fragen, wer uns die Suppe eigentlich eingebrockt hat, ob daran nur die NSA und CIA schuld sind, oder nicht doch eher die selbsternannten Netzlobbyisten, die sich jahrelang gegen alles lokale, länderspezifische gewandt und auf eine Internationalisierung und Grenzenlosigkeit gedrängt haben. Jetzt hat sich die Sache als Rohrkrepierer erwiesen und man sucht irgendwen, dem man die Schuld zuweisen könnte. Ist aber keiner da.

Es sind in diesem Beitrag noch mehr feine Überlegungen, und das Feinste ist, dass ich es deshalb nicht nötig habe, es nochmal aufzuschreiben. Aber es ist tatsächlich so, dass Sozialsysteme eine gewisse Ortsbindung haben, sonst funktionieren sie nicht mehr. Es ist vielleicht möglich, diese Orte auch virtuell zu erschaffen, und das durchaus mit grossen Vorteilen - aber das wird ja gerade nicht gemacht, denn Twitter und Facebook kommen ja aus dem WLAN und HTML-Tags sind sooo 2003. Das Netz ist über weite Strecken ein sehr lieblos gemachter Ort, und nirgendwo ist er scheusslicher als bei denen, die zu dumm sind, Bilder selbst zu machen, und sie dann bei Creative Commons nehmen, ohne dazu mehr als ihr Gesülz zu geben. Da bräuchte man dann eine Funktion, ein Regulativ, das diese Schulden auf Kosten der Allgemeinheit in Grenzen hält. Und so wird es mehr ein Ort, an dem man rausholt, was man kriegen kann und weniger eine sinnvolle Umsetzung eines Lebensumfelds. Es liegt vielleicht auch an Nutzern, die selbst keinen Heimatbezug mehr haben und deshalb gut damit leben können, wenn die Strukturen wie das Fastfood geliefert werden.

Und dann muss man sich eben wirklich nicht wundern, wenn andere dieses System exponential besser ausschlachten, weil sie sich nicht mehr an der angeblich so nette Netzkulturfassade orientieren müssen, sondern das Spiel konsequent zu Ende denken. Je weniger Heimat, desto stärker der Neoliberalismus in all seinen Verkleidungen.

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Mittwoch, 7. Mai 2014

Lust und Dummheit

Ich habe einmal eine Seminararbeit über Flügellanzenspitzen der Langobarden geschrieben. Das Thema und das Volk bringen es mit sich, dass die Funde entlang des Wegs der Völkerwanderung zu finden sind, von Norddeutschland nach Ostdeutschland weiter in die ungarische Tiefebene, manche Bereiche von Bulgarien, Serbien und Rumänien, und dann letztendlich in Oberitalien. Und ich erinnere mich noch genau an die bröckelnde Bände aus Osteuropa, das amateurhafte Layout und die Zeichnungen, die eher schematisch waren. Bodendenkmalpflege im Osten war nun mal Beschäftigung mit nichtsozialistischen Kulturen, und das war von geringer Bedeutung für den ruhmreichen Sieg des Sozialismus. Ausserdem waren die Langobarden ja auch so unfreundlich, den Herrschaftsbereich der slawischen, für den Sozialismus besonders gut geeigneten Völker wieder zu verlassen, und als sie dann in Italien waren, lebten sie, wie man aus der Geschichtsschreibung weiss, eher spätrömisch dekadent. Deshalb hatte dann auch die Erforschung ihrer Gräberfelder nicht den Stellenwert, den die protosozialistischen Urgesellschaften einnahmen, die beim historischen Materialismus von Marx eine grosse Rolle spielten.



Um in kommunistischen Diktaturen Geld für die Publikation solcher Bücher zu bekommen, die sich nur mit Relikten der vom Sozialismus beiseite gewischten Gesellschaftsordnungen beschäftigten, musste das alles natürlich einen kommunistischen Dreh bekommen. Deshalb schrieben die Autoren vor den fachlich meist ordentlichen Berichten über Gräberfelder und Siedlungen Vorworte, in denen sie sich zum Histomat bekannten und betonten, wie wichtig solche Kulturen waren, damit der Sozialismus kommen und sie wegwischen konnte. Sie waren also notwenige Betriebsunfälle auf dem Weg zur Freiheit, die Marx versprochen und Stalin garantiert hatte, und das wurde so verzweifelt ausgewalzt, dass man zwangsläufig an einen schmalen, hungrigen Geschichtsprofessor denken musste, der in einem miefigen Zimmerchen mit Vorhängen in senfgelb sitzt und jedes Jahr vergeblich um neue Reifen für seinen Polski Fiat bettelt.



Das ist lange her, und heute sind Bücher aus dem Osten nicht nur gut gemacht, auch unsere Fachbücher werden oft dort gedruckt. Ich habe nicht geschaut, wo nun meine Neuerwerbung mit dem Titel "Lust und Freiheit" ihren Ursprung nahm, aber der Autor kommt aus England, einem Land, wie er selbst bezont, mit langer Tradition der Freiheit. Allein, ich stecke gerade im ersten Teil fest und ich kann gar nicht so viel Torte essen, wie ich... ich will mich auch gar nicht übergeben, aber es ist schon furchtbar, wie dort das Mittelalter abgehandelt wird: Anhand von Gesetzestexten und vereinzelten Urteilen. Das ist so, als würde man sagen: Oh, schaut mal, die im 21. Jahrhundert hatten eine Richtgeschwindigkeit von 130 auf der Autobahn und alle haben sie sich beobachtet - da ist keiner schneller gefahren! Es gibt inzwischen phantastische Untersuchungen über Unzucht, Porno und Sex im Mittelalter, es gibt Berichte über deutsche Kaiser, die öffentlich mit Prostituierten Reigen tanzten, und einen Umbruch während der Reformation, auch wegen der Syphilis - das kann man alles ausblenden und dann behaupten, davor wäre alles schlimm gewesen und dann käme die Aufklärung und würde vieles verändern. Statt dessen geht man heute eher davon aus, dass es, abgesehen von der sogenannten "Renaissance", also den wirklich dunklen anderthalb Jahrhunderten von ca. 1500 bis 1650, eigentlich recht locker zuging. Viel lockerer, als wir uns das vorstellen können. Aber das würde natürlich nicht zum Spin des Buches passen, also fällt es raus.



Als ich davon in der Zeit las, dachte ich, naja, vielleicht empfehlen die ja doch mal ein Buch, das kein Schrott ist, aber weggelegt habe ich es, und zum Radfahren bin ich gegangen, als dann auch noch betont wurde, die Vorteile der sexuellen Befreiung hätten allen - und das steht da wirklich - "weisse, heterosexuelle Männer" gehabt. Das ist einerseits eine Aussage, die so pauschal nicht zu halten ist. Denn das 18. Jahrhundert ist sehr wohl durch einen Kampf für die Rechte der Frau und der sexuellen Spielarten geprägt, und ich wage es auch zu behaupten, dass sich für Männer in dieser Epoche nicht wirklich viel geändert hat, abgesehen avon, dass manche Verhaltensweisen vielleicht mehr öffentliche Akzeptanz in Textbeiträgen fanden, die aber naturgemäss wenig Folgen für das tatsächliche Treiben hatten.



Man kann die Epoche der Aufklärung natürlich so oder so betrachten, je nachdem, welche Quellen man nutzt und welche Autoren man behandelt. Ich bin in gewisser Weise zufrieden, dass das Buch meinen Horizont um englische Aspekte erweitert, aber es widert mich formal an, dass es eine postkommunistische Rektalakrobatik enthält und ausführt, die offensichtlich für die Zensurbehörden der Genderequality geschrieben wurde. Und es ist ein wirklich lustfeindliches, trockenes und komplett humorfreies Buch. Wie kann man aus so einem Thema...

Kauft Mirabeau, Diderot und Franz Blei! Da habt Ihr was davon.

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Dienstag, 6. Mai 2014

Die verlorene Ehre des Kunstsammlers Gurlitt

Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der anständigen Journalisten, die dem alten Mann die letzten Monate seines Lebens vergällt haben, sich nun einmal hinsetzt und all die Lügen aufschlüsselt, die in diesem Fall von den Medien fabriziert, verbreitet und breitgetreten wurden. Wenn der Anlass nur stimmt - das ist die Lehre aus dem Fall - wird der Journalismus zum Kettenhund von staatlichen Stellen, die selbst schon reichlich freidrehen. Natürlich erwarten die gleichen Journalisten - es gilt die Unabhängigkeit der Justiz nicht weniger als die Freiheit der Presse - dass sie dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Und vermutlich haben sie damit sogar recht. Und suchen sich das nächste Thema, an dem sie ihr klerasilreines Pickelgewissen aufbauen.



Aber ich bedaure es heute sehr, nicht mehr für Gurlitt als nur einen einzigen Beitrag in der FAZ geschrieben zu haben. Der Mann hatte sehr recht, sich hinter seiner Tür mit seiner Kunst zu vergraben. Nulla Spes findet sich jenseits der Kunst.

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Samstag, 3. Mai 2014

Pardoniere mein Französisch

Manche werden wissen, dass bei den FAZ-Finanzen immer eine gewisse Person gegen Immobilien anschreibt. Und ich weiss jedes mal, wenn ich dem seine Texte lese, dass es meine Familie genau so gemacht hat, wie er es ablehnt. Generell wichtige Grundüberlegungen - dass so eine Immobilie einfach eine Grundsicherheit ist, die keine Eigenbedarfskündigung beenden kann, ignoeriert er geauso wie, im aktuellen Fall, den Umstand, dass Mieten ziemlich heftig steigen. Überhaupt findet ja fast jeder Finanzfachmann das Immobilienkaufen doof, ganz im Gegensatz zu Aktien, Fonfs und Genussscheinen. Wie beschissen Prokon gelaufen ist, rechnen die einem natürlich nicht vor, genausowenig wie die Ausfälle bei den BRIC-Anlagen, wenn jetzt viel R wie Rusland dabei war.



Aber wenn ich mir diese angeblich spitzen Rechnungen anschaue und sehe, was da alles an positiven Effekten unter den Tisch fällt, wenn ich Behauptungen lese, so eine Studentenwohnung sei ein Verschleissartikel - dann wüsste ich gern mal, in was für einer Welt der Typ da eigentlich lebt. Es mag durchaus Städte geben, die in den letzten 25 Jahren nachgelassen haben, aber meine Wohung in München hat sich seitdem im Wert grob vervierfacht. Die Miete stieg im gleichen Zeitraum von 350 Mark auf heute theoretisch machbare 700 Euro. Und das alles, ohne dass ein einziges Mal der Wert wie an den Börsen eingebrochen wäre. Das war immer einfach so da. Und natürlich lebt es sich enorm besser, wenn man weiss: Wenn es mal mit dem Job nichts wird, habe ich wenigstens eine Wohnung. Oder heute: wenn ich doch mal nach Meran will, habe ich einen soliden Grundstock, um mir dort wenigstens drei Zimmer und einen Balkon leisten zu können. Und zwar immer, nicht nur dann, wenn die Börsen gerade wieder vom billigen Geld und Nullzinsen nach oben rasen.

Ginge ich nach dem Finanzmenschen da, müssten wir schon immer pleite sein. Aber ich schreibe dort über das schöne Leben am Tegernsee und der reiht hässliche Zahlen aneinander.

Überhaupt, warum sind die Experten noch nicht alle Multimillionäre? Wenn sie es so genau wissen?



Damit wir uns nicht falsch verstehen: Häuser sind kein Girokonto. Immobilien sind nichts für Jedermann, und man muss schon einen ernsten Plan vom Dasein haben. Aber das bedingt sich dann eben gegenseitig und der Restwert einer gemieteten Immobilie ist nun mal für jeden Mieter Null. Klar kann man sein Geld auch woanders anlegen. Aber wir haben es immer anders gemacht und es ging uns dabei nie schlecht. Das gute Gefühl, dass man, egal was kommt, sicher ist - das gibt es umsonst oben drauf. Und man muss als Mieter schon recht gut verdienen und sicher sein, dass einen dieses Gefühl nicht doch dann und wann beschleicht. Und gerade das kann heute keiner mehr garantieren.

Gut, ich werde nie nach New York ziehen, aber ich gehe ohnehin nicht in Länder mit Todesstrafe. Und besonders an kalten Tagen wie heute knackt nichts schöner als das eigene Parkett.

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Samstag, 26. April 2014

Weltraumaufzug

Ganz kurz was zu diesem Spot der Piraten - ich weiss, das Thema nervt und es nervt mich auch, dass jetzt manche kommen werden und sagen: Ha! Publicity! Ziel erreicht! Publicity hatte der alte Landrat von Miesbach mit seinen kruden Politikvorstellungen auch, jede Menge, und jetzt sitzt da ein Grüner. So dreckig, dass sogar schlechte Publicity gut ist, geht es noch nicht mal den Piraten.

Ich erkläre mal als jemand, der früher Jingles und Wortbeiträge für das Radio produziert hat, was mich an dem Spot zweifeln lässt.

1. Die Person. Wenn ich schon eine junge Frau hinstelle, die bewuisst nicht wie - bitte die Namen der diversen FDP-Frauen einfügen, die eine Weile zum Vorzeigen benutzt wurden - aussieht, muss ich mir überlegen, was ich damit mache. Die Spitzenkandidatin der Piraten bricht mit den bekannten Kriterien für die äussere Erscheinung, die sich bei Mann und Frau ja eher an den Tagesschaukriterien orientieren. Dem Betrachter ist also klar: Die sind anders. Allerdings nicht bewusst anders wie Die Partei oder die Rosa Liste, sondern mehr so öko-studentisch-alternativ-rohkost-anders. Ganz oder gar nicht, würde ich mir da denken.

2. Die Stimme der Person. Die Parteien wissen schon, warum sie für solche Spots Profisprecher engagieren, gerade, wenn Frauen auftreten. Nein, es ist nicht nett und nein, es ist nichts sexistisch, sondern einfach in uns drin: Schrille und untrainierte Stimmen kommen bei der Sprache schlecht rüber, Männer sind klar im Vorteil und wirken psychoakustisch überzeugender. Ich will hier gar nicht darauf eingehen, welchen Aufwand Radiostationen wegen der Stimmen treiben: Die Stimme ist der Träger der Botschaft. Und diese Stimme klänge auch nicht gut, wenn man das mit guter Ausrüstung aufgenommen hätte, also hochwertiges Mikro, Preamp und richtigem Abstand von der Membran. Wenn man den Spot hört: So sprachen meine Schüler vielleicht in der ersten oder zweiten Probesendung. Es ist natürlich gerade für eine Anhängerin der Pirantifa sehr viel verlangt, einschmeichelnd zu sprechen, aber auch die beste Botschaft wirkt gekreischt nicht angenehm. Und so ein Spot ist nun mal Werbung für Wegzapper und nicht die Rede auf der 23. Kominterntagung, wo vor dem Saal die GPU steht und Abweichler festnimmt. Das muss sitzen. Besser wäre es, wenn die Argumentation von einem Sprecher oder einer Sprecherin käme, und die gefühlvollen Punkte dann von der Kandidatin.

3. Es folgen eine Minute hektische Bilder, teils von Demos, teils historische Aufnahmen, teils den Krempel, den jeder hat. Bilder, die viel zu aufgeregt sind für die runtergeratterten Stichpunkte. Zu sagen, dass man für ein Europa ohne Aussengrenzen ist, kickt in der scharf verkürzten Form vermutlich viele Leute raus, die nicht gerade ganz, ganz links sind, und mit den 6 verbliebenen Hungerstreikenden am Oplatz gewinnt man keine Wahl. Und ich glaube nicht, dass die Betrachter dann ins Programm schauen und nachlesen, was damit gemeint ist. Da wäre es dann besser, wenn der Sprecher das Problem umreisst und die Kandidatin dann sagt, was sie zu tun gedenkt. Einfach mal die Grenzen abschaffen ist so wie einfach mal Ponader in die Talkshow setzen.

4. Bis zu Minute 1 war das einfach ein schlecht gemachter Öko-Schluffi-Spot ohne viel Überlegung, nur ein wenig weiter von Verlautbarungsspots, wie man das früher von Kleinstparteien kannte. Irgendwer rattert runter, dazu inzwischen mal die üblichen Bilder für die Peergroup. Fies wird es erst danach. Das fängt mit der Fisheyeeinstellung bei 1:02 an, bei der die Kandidatin dem Objektiv ganz nah auf die Pelle rückt. Da wird dann aus "unkonventionell" ohne jeden Grund "freakig, unschön, scary", dieses Aufdiepellerücken verursacht mir Pein, denn wer will schon Politiker aus der Nähe sehen? Niemand macht Fisheyebilder von Politikern, man nimmt 80 oder 100 mm Tele und nicht 10 mm. Ganz ehrlich, wenn mir dieses Gesicht auf dem Bildschirm so nahe kommt, überlege ich, wo das Telefon für den Notruf ist - es wirkt auf mich wie eine Szene am Türspion, wenn der Abmurkser kommt. Aber es sorgt natürlich nach 1 Minute Gefasel für neue Aufmerksamkeit. Insofern ist es richtig, an diese Stelle, jetzt, wo es wichtig wird, so ein Element zu setzen. ABER NICHT IN SCARY MOVIE 4.2BETA UND MIT NASENPOREN! Ich denke, wir wissen seit Brüderle alle, dass das mit der Nähe problematisch ist.

5. Fein, wir sind also alle wach, der Bilderstream belangloser Aufnahmen geht weiter, neue Ziele und Forderungen, Piraten irgendwie anders, fein - ja, und dann wollen wir noch als Höhepunkt, ganz zuletzt einen Weltraumaufzug.

So wie die Grünen den Atomausstieg wollen, die Sozialdemokraten soziale Gerechtigkeit und die NPD Deutschland den Deutschen und die CSU Bayern so wie es schon immer war.

Man nennt so etwas ein Alleinstellungsmerkmal und man setzt es ans Ende, damit die Leute nach 1:30 dummen Gefasel etwas haben, was im Kopf bleibt. Das ist der wichtigste Moment. Das entscheidet in der Wahlkabine, alles andere ist nur Herleitung. Das, was wirklich wichtig ist. Bei den Piraten ist es der Weltraumaufzug. Das ist der Trumpf.

Das ist der Moment, wo es wirklich umschlägt von der schlecht gemachten, aber vielleicht noch irgendwie amateuerhaft-charmanten Ausführung, die in Zeiten von Beta gefallen kann, hin zu des Wahnsinns fette Beute. Denn die EU gilt ja ohnehin allen als Verschwender, dessen Rechenschaftsbericht ähnlich wie der der früheren JuPis aussieht und die allermeisten Menschen verspüren keinen Wunsch nach Weltraumaufzügen. Die zweifeln auch die Machbarkeit an. Und verdammt viele linke, ökologisch und sonst für die Ziele der Partei durchaus kompatibel eingestellte Leute werden sagen: WFT???? Und dazu kommt dann wirklich das einzige Bild im gesamten Spot, das anders ist und die Aussagen einzigartig macht.

FAZIT: Man kann sowas eventuell als Viral machen. Wenn man sehr mutig ist. Und dann noch eine Dreh hat. Das könnte sein: Welteraumaufzüge gehen doch nicht, wir können unsere Probleme damit nicht wegschaffen, wir müssen uns hier unten kümmern. Aber selbst dann wäre es immer noch richtig übel für alle Wahlkämpfer, das zu erklären. Man weiss ja nicht, ob jemand die Aufkösung mitbekommt. Und gerade in der Politik will man eigentlich Menschen haben, die einem nicht mit solchen Tricks kommen. Sondern ehrlich, geradeaus, mit den Füssen auf dem Boden und visionär mit Augenmass sind.

Wie man es dreht und wendet: Der Parteichef meinte, der Spot habe nichts gekostet. Das merkt man ihm auch an. Vor allem kein Gehirnschmalz und keine Gedanken. Es tut mir persönlich wirklich weh, extrem wichtige Punkte, für die manche Piraten stehen, zu diesem Müllkuchen so unsympathisch verbacken zu sehen. Man möchte an die Gurg... Die Folge wird nicht sein, dass es einen Weltraumaufzug gibt. Die Folge wird eher sein, dass ich Datenschutz sage und andere denken, oh Mann schon wieder so ein Irrer, der einen Weltraumaufzug, eine Zombieapokalypse, einen Todesstern oder Bombardierungen durch historische Lancaster fordert. Und das geht mir bei den Piraten so wahnsinnig an die Nerven: Dass die das nicht gross gemacht haben, sondern es ausgenutzt haben und es jetzt zusammen mit ihrer Partei diskreditieren. Wegen irgendwelcher Einzelpersonen, die auch nach Schramm, Ponader, König und wie sie alle hiessen immer noch dahin kommen, Weltraumaufzüge zu fordern.

Ich kenne jede Menge tolle Leute in der Partei. Um die tut es mir leid.

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Freitag, 25. April 2014

Reiten oder geritten werden

Ich stehe auf, und das Gold schimmert an den morgendlichen Wänden, bereit, im Sonnenglanz zu erstrahlen. Das kann ich mir alles leisten.



Ich fahre hinunter, bin mein eigener Herr, entscheide wann, wie, wo und wie schnell - so dass es mir reicht. Das kann ich mir alles leisten.



Heute geht es mir prima, heute sehe ich alles rosa und um mich herum tanzt im leichten Wind die Blütenpracht der sich eifrig vermehrenden Natur. Das kann ich mir alles leisten.



Lang stehe ich auf der Planke, denke nach und bin's, so allein ich hier gerade bin, doch sehr zufrieden. Es geht mir gut. Das kann ich mir alles leisten. Ich bin mein eigener Herr.



Dann fahre ich nach Tegernsee, um Pralinen zuu holen, und merke, dass ein neuer Antiquitätenladen aufgemacht hat, - mit dieser entzückenden Figurenhruppe der modernen Kleinfamilie. Mama umsorgt die Kinder viel zu sehr und der Idiot schleppt sich damit ab und tut so, als ob es ihm gefiele, wenn sie ihn zum Ziegenbock machen.



Man vergleiche einfach beide obigen Bilder und überlege sich, was da wohl, langfristig gesehen, für den Mann die bessere Lösung ist, selbst wenn das Zweite allenfalls drohte und nicht kommen müsste, wenn es denn soweit käme. Aber dieser Nestbautrieb ist wohl in den Männern drin, Ich beschliesse, dass ich das besser nicht kaufe und zu einer Hochzeit verschenke.



Und fahre zurück in den Goldglanz meiner kleinen, bescheidenen Bleibe, in der man zu Zweit leben könnte, aber ganz ehrlich: Ich finde es schon schrecklich, wenn Leute ihre zu kleinen Roadster verkaufen, wenn Kinder kommen, Aber dann sogar noch eine Wohnung! Schrecklich. Nicht. mit. mir.

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Dienstag, 15. April 2014

In den Boden

Ich weiss, bei Elektronik, diesem Zeug, das unsere Welt am Laufen hält, ist es noch schlimmer. Bei der Elekronik wäre mein eeepc längst wertlos, weil das n und das h inzwischen kaum mehr sichtbar sind - Folge der vielen Beiträge. Aber es geht noch, und ich finde die Tasten blind. Aber alle regen sich über die Miete auf und über die Benzinpreise, als ob es ein Grundrecht auf billiges Wohnen und Brettern ohne Rücksicht auf die Gesamtzusammenhänge gäbe. Bei Gebrauchsgegenständen interessiert dagegen nur, ob es neu ist. Das Alte fällt dagegen zusammen mit dem Wertverlust hinten runter.

Nun haben sich für den Sommer ein paar Leute angekündigt, die hohe Risiken auf sich nehmen wollen, sei es, dass sie noch einmal mit mir über den Bauer in der Au den Hirschberg erklimmen möchten (die sog. Verdun-Gedächtnis-Tour), oder mal mit dem MTB über das Zillertal und das Pfitscher Joch nach Italien radeln wollen. Zur Erklärung: Das Pfitscher Joch ist von mir aus die Diretissima nach Italien, man fährt die Valepp hoch, kurbelt dann an der Aschau entlang gemütlich nach Österreich, erreicht bei Brixlegg den Inn und durchmisst eilend das Zillertal. Am Ende geht es 2251 Meter hoch zum Pfitscher Joch und dann hinab nach Sterzing. Das ist wie ein langgestreckter Bogen, landschaftlich reizvoll und nicht, wie viele andere MTB-Strecken, zu brutal. Eventuell sogar an einem Tag machbar. Und nachdem ich mit meinem K2 Razorback schon gute Erfahrungen gemacht habe, war ich natürlich erfreut über das hier:



Das ist noch eines, diesmal das "Team". Und es war - günstig. Formal. Wenn man sich die Sache genauer anschaut, war es sogar aberwitzig. Denn das rad wurde nicht nur 2002 gekauft und dann kaum gefahren, es wurde 2009 auch noch einmal durchmodernisiert. Zu den 3200 Euro Neupreis kam dann also auch noch eine 1200 Euro teure Gabel, ein neues Tretlager, neue Laufräder, neue Scheibenbremsen - was man halt so braucht, damit es neuer wirkt, ohne wirklich besser zu sein. Sagen wir mal, mit Umbau 1800 Euro Freundschaftspreis.



Habe ich eine falsche Vorstellung vom Geld? Leben hier nur noch Aufsichtsräte? Ich bin jedenfalls so erzogen, dass ich 1800 Euro nie mal eben so ohne Überlegung ausgeben würde, ob sich das lohnt. 1800 Euro sind auch in meiner Welt nicht gerade wenig Geld, auch wenn davon erheblich mehr da ist. Eventuell bin ich auch einfach nur ein Pfennigfuchser, aber mein Leben fühlt sich nicht wirklich so an. Jedenfalls, es würde mir den Magen umdrehen, hätte ich das Gefühl, ich würde so viel Geld für etwas ausgeben, das nach 4 Jahren nichts mehr wert ist. Aber vermutlich bin ich damit allein auf weiter Flur, denn andere nehmen das einfach so hin. Auf 10, die froh sind, das alte Geraffel los zu sein, kommt nur einer, der ob des Restwerts schockiert ist. Wir sind eine weite Strecke gefahren seit der Zeit, da man sich noch um die Bettwäsche der Verstorbenen stritt. Aber nicht so weit, dass ich mich daran nicht erinnern könnte.



Gut, fairerweise muss man sagen: Hätte sich der Besitzer die Mühe gemacht, das Rad zu zerlegen, und die Einzelteile zu verkaufen, hätte er vermutlich mehr bekommen. Aber darum geht es ja nicht, es geht um Raum, der für Neues geschaffen werden muss. Da bin ich nicht mehr Teil davon, mit einem Vater, der mir noch beigebracht hat, wie wichtig es ist, die Eisenösen an den Felgen zu putzen, damit die nicht verrosten, weil man das ja nicht nach 2 Jahren verschleudert, sondern noch lange daran seine Freude haben will. So ist es schon lang nicht mehr, und ausgerechnet jene, die so oft davon schwärmen, wie wunderbar einfach as digitale Leben ist, sind diejenigen, die ihren Restbesitz am schnellsten updaten, und ihre schlecht ausgeleuchteten Handybilder mit der speziellen Ebay-App hochladen. Ich frage mich nur: Wie soll das auf Dauer gut gehen? Was ist der Gewinn beim Erneuern? Danke, dass ich in der Lage bin, sechs Gästen hochwertige Räder hinzustellen und zu sagen: Lasst uns fahren, es ist ja alles da.



Für mich sind diese Leute Appwracker. Leute, die auch billige, flexible Wohnapps haben möchten, und als 1-Personen-Haushalt eine Putzfrau brauchen. Ebay ist die App, um Überflüssiges abzuladen, und sie sehen nicht den Verlust, sondern dass da noch ein paar Euro mehr aufs Konto kommen. Bewahrung erscheint ihnen als sinnlos, statt dessen sind sie gezwungen, in die Zukunft zu denken und Profite zu suchen, damit sie dann auf den 29ern auch nicht fahren und überlegen, wo man jetzt noch gute Rendite her bekommt. Wenn sie selbst das Leitbild sind: Vielleicht sind die Chancen noch in China. Wenn sich das aber ändern sollte - und man merkt das hierzulande schon bei den Autokäufen, wo der Privatmann als Kunde schwindet, weil die Miet- und Firmenflotten ohnehin nach maximal 10.000 km ausgewchselt werden - dann wäre vielleicht doch eine Immobilie gut. Denn die ziehen immer noch. Nicht nur wegen der Unsicherheit, sondern auch, weil ich vielleicht doch nicht der einzige bin, der sich fragt: In was für einer Welt leben wir eigentlich und wo kommen wir hin, wenn das so weiter geht? Ich möchte nicht Teil dieses Trecks sein in eine Welt, in der es alles sofort gibt, solange es nur neu und schnell abzuschieben ist. Sonst springt das nämlich irgendwann auch auf unser Zusammenleben über.

Und das macht mir Angst.

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Mittwoch, 9. April 2014

Es kommt wie es kommt

Das sind so die ganz kleinen Freuden zu den Stunden, da ich mal kurz das Haus verlasse, um die Vorräte aufzustocken und wieder in die Kissen sinke, um Musik zu hören und zu lesen:



Ich werde das mit der Beschneidung des Weinstocks selbst lernen, denn dieses Jahr war es ein einziges Debakel. Ich habe extra gesagt, sie sollten ihn dismal NICHT so brutal zurückschneiden und nie wurde er radikaler gekürzt. Darunter auch Äste, die ich extra nach oben gezogen habe, was im dritten stock durchaus eine aktobatische Leistung ist. Kurz, es war zum Kotzen. Der Volldepp, der das gemacht hat, hat einen Golfrasen von einem Weinstock produziert. Der Anblick war die letzten Wochen jedenmal ein Stimmungsabdunkler. Und ein grosser Ast, der durchaus schon Triebe zeigte, treibt jetzt gar nicht mehr. Kurz, das muss ich in Zukunft in die eigene Hand nehmen. Ich suche also nach einem Kurs"anftes Weinstockbeschneiden" in Südtirol. Dieses kranke Sadisten****** kommt mir jedenfalls nicht mehr an meinen Weinstock.



Aber immerhin, es kommt wieder etwas. Damit kann man etwas machen, Nächstes Jahr überhaupt nicht schneiden und dann ganz behutsam. So schwer kann das schliesslich nicht sein, und ein Rebmesser habe ich schon.

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