Sonntag, 29. Mai 2005
Generation "0 Bock auf Neuwahlen"
Und das geht so: Keiner der parlamentarischen Wehrheit will wirklich die Regierung stürzen. Nicht wirklich begeistert sind die SPDler, die sich dann einen anderen Job suchen müssten. Was im Parlament da laufen soll, gleicht einer Betriebsversammlung, in deren Folge die ganz alten Säcke vermehrt eingestellt würden, und die jungen, die die Mehrheit haben, in die Arbeitslosigkeit gehen. Das macht eigentlich kein Sozialdemokrat. Sagte einer von denen gestern hinter vorgehaltener Hand.
Kann sein, dass es beim Misstrauensvotum Komplikationen gibt. Kann sein, dass sich die CDU bis dahin in die Nesseln setzt und sich als steuererhöhende Kaputtblockade outet. kann sein, dass es mit jedem blöden Wort mehr Leute gibt, die Schröder somewhat sympathisch finden - zumal er ja wirklich Neuwahlen wollte. Man kann wirklich nicht behaupten, dass er am Sessel klebt. Er ist aufrecht und konsequent, und was Sozis und Grüne in der Abstimmung tun, ist ebenso ihr gutes Recht wie die Blamagen der lebenden Altkleidersammlung, die im Moment voll damit beschäftigt ist, ihre rethorischen Probleme via das rechte Kampfblatt Stern an die Leute zu bringen.
Vielleicht ist Schröder genauso machtgeil wie Kohl, aber einfach etwas klüger. Napoleon hat nach seiner Rückkehr mal etwas ähnliches sehr erfolgreich gemacht - was ihn nich davon abgehalten hat, dennoch bei Waterloo unterzugehen.
Kann sein, dass es beim Misstrauensvotum Komplikationen gibt. Kann sein, dass sich die CDU bis dahin in die Nesseln setzt und sich als steuererhöhende Kaputtblockade outet. kann sein, dass es mit jedem blöden Wort mehr Leute gibt, die Schröder somewhat sympathisch finden - zumal er ja wirklich Neuwahlen wollte. Man kann wirklich nicht behaupten, dass er am Sessel klebt. Er ist aufrecht und konsequent, und was Sozis und Grüne in der Abstimmung tun, ist ebenso ihr gutes Recht wie die Blamagen der lebenden Altkleidersammlung, die im Moment voll damit beschäftigt ist, ihre rethorischen Probleme via das rechte Kampfblatt Stern an die Leute zu bringen.
Vielleicht ist Schröder genauso machtgeil wie Kohl, aber einfach etwas klüger. Napoleon hat nach seiner Rückkehr mal etwas ähnliches sehr erfolgreich gemacht - was ihn nich davon abgehalten hat, dennoch bei Waterloo unterzugehen.
donalphons, 20:09h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 25. Mai 2005
Warum ich Oskar in der PDS sehen will
Einerseits, weil die Altkommunisten, die die PDS hinter ihrer coolen Fassade immer noch sind, ein paar Arschtritte brauchen. Irgendwi ist Gysi inzwischen zu schwach und zu krank, um das zu tun. Ich müsste mich ziemlich in Oskar täuschen, wenn er dieser kaputten Rasselbande lange untätig zuschauen würde. Und die brauchen ihn mehr, um im Westen anzukommen, als er sie, denn er hat absolut nichts mehr zu verlieren. Die PDS ist dagegen ein Heulsusenverein, dem man das Jammern mit der Knute austreiben muss - das kann nur ein Parteiführer wie Oskar. Entweder die marschieren mit ihm, oder sie sind wieder garantiert aus dem Bundestag draussen.
Und angesichts der kommenden asozialen Verteilungskriege will ich die PDS oder was auch immer da antritt im Bundestag sehen. Wenn die erst mal drin sind, werden sie explodieren wie eine Splitterbombe, da bleibt kein Stein auf dem anderen, zu sehr wird sie der kommende interne Konfikt zusammenquetschen. Aber ein paar freie, radikale Grüppchen sind genau das, was an den Rändern der alten Tante SPD nagt. Eine Aufgabe, die die Grünen, die Partei der Oberstudienräte und Bioweingeniesser längst nicht mehr schaffen, weil sie so beschissen alt und vergammelt sind wie die 68er nun mal sind.
Natürlich wird das Arschlöcher, egomane Schweine und dreckige Verräter nach vorne bringen. Aber es wird auch bedeuten, dass Links sein wieder bedeutet, sich nicht unterordnen zu müssen unter Parteidisziplinen, die einer wie Oskar qua eigene Vita sowieso nicht einfordern kann.
Der schwarzbraune Panzer der lebenden Altkleidersammlungen, der Stahlhelmfotzen und der Möllewelles mit 18% Antisemitgehalt ist sicher grösser und ausserdem einig, die Beute unter sich aufzuteilen. Die kriegt man mit einem kleineren roten Panzer nicht weg, dazu haben sie zu starke Kanonen jnd Minen dank der Medien, da kommt man einfach nicht ran, ohne abgeschossen zu werden - das ist die Lehre aus NRW und Schleswig-Holstein. Dann eben den schmutzigen Nahkampf. Das bringt die SPD nicht. Das schaffen die Grünen auch nicht, wenn es ihnen auf ihren flauschigen Besitzstandswahrerärschen nicht zu ungemütlich wird. Mit Oskar im Rücken müssen alle maulinken Fettsäcke wieder anfangen zu rennen. Und das ist auch gut so, liebe Genossinnen und Genossen.
Und angesichts der kommenden asozialen Verteilungskriege will ich die PDS oder was auch immer da antritt im Bundestag sehen. Wenn die erst mal drin sind, werden sie explodieren wie eine Splitterbombe, da bleibt kein Stein auf dem anderen, zu sehr wird sie der kommende interne Konfikt zusammenquetschen. Aber ein paar freie, radikale Grüppchen sind genau das, was an den Rändern der alten Tante SPD nagt. Eine Aufgabe, die die Grünen, die Partei der Oberstudienräte und Bioweingeniesser längst nicht mehr schaffen, weil sie so beschissen alt und vergammelt sind wie die 68er nun mal sind.
Natürlich wird das Arschlöcher, egomane Schweine und dreckige Verräter nach vorne bringen. Aber es wird auch bedeuten, dass Links sein wieder bedeutet, sich nicht unterordnen zu müssen unter Parteidisziplinen, die einer wie Oskar qua eigene Vita sowieso nicht einfordern kann.
Der schwarzbraune Panzer der lebenden Altkleidersammlungen, der Stahlhelmfotzen und der Möllewelles mit 18% Antisemitgehalt ist sicher grösser und ausserdem einig, die Beute unter sich aufzuteilen. Die kriegt man mit einem kleineren roten Panzer nicht weg, dazu haben sie zu starke Kanonen jnd Minen dank der Medien, da kommt man einfach nicht ran, ohne abgeschossen zu werden - das ist die Lehre aus NRW und Schleswig-Holstein. Dann eben den schmutzigen Nahkampf. Das bringt die SPD nicht. Das schaffen die Grünen auch nicht, wenn es ihnen auf ihren flauschigen Besitzstandswahrerärschen nicht zu ungemütlich wird. Mit Oskar im Rücken müssen alle maulinken Fettsäcke wieder anfangen zu rennen. Und das ist auch gut so, liebe Genossinnen und Genossen.
donalphons, 23:41h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 17. Mai 2005
Park Avenue
1 cl Vermouth Bianco (steht für die arisch-weisse Herrenrasse)
1 cl Vermouth Dry (steht für die trockene Kaltschnäuzigkeit)
3 cl Gin (steht für das ordinäre Textanbiedern bei den Werbekunden)
1 cl Ananassaft (macht den Tonfall schleimig)
Zutaten auf Eis kräftig schütteln, in spitzes Cocktailglas abseihen, vor dem Dinner mit den wirtschaft-sozialen Eliten von Alex Falk bis Gloria Thurntaxis servieren. Geschmack: Halb-herb, aber eigentlich nur für die jenseits der 100.000 Sichelitenennenden, die ohnehin nicht in der Lage sind, monatlich 6 Euro für Werbungszusatztexte auszugeben.
1 cl Vermouth Dry (steht für die trockene Kaltschnäuzigkeit)
3 cl Gin (steht für das ordinäre Textanbiedern bei den Werbekunden)
1 cl Ananassaft (macht den Tonfall schleimig)
Zutaten auf Eis kräftig schütteln, in spitzes Cocktailglas abseihen, vor dem Dinner mit den wirtschaft-sozialen Eliten von Alex Falk bis Gloria Thurntaxis servieren. Geschmack: Halb-herb, aber eigentlich nur für die jenseits der 100.000 Sichelitenennenden, die ohnehin nicht in der Lage sind, monatlich 6 Euro für Werbungszusatztexte auszugeben.
donalphons, 17:27h
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Montag, 16. Mai 2005
Grosse Töne
Wir glauben, dass wir die Zeitschrift "Cicero", die eine Fortsetzung von Fernseh-Talkshow-Eitelkeiten auf Papier als Journalismus verkauft, innerhalb kürzester Zeit ersetzen können.
von hier.
Ich bekomme die Cicero kostenlos - niemals würde ich 7 Euro für solchen reaktionären Schund ausgeben. Jedesmal nehme ich mir vor, diese CDU-Parteiorgan-Metastase, dieses dank der vielfältigen Verwendung von Autoren mit politischen oder finanziellen Interessen von Bekannten als "Lobbyhuren-Anzeigenblättchen" titulierte Produkt nicht zu lesen - und tue es doch. Die neueste Ausgabe ist besonders übel; ein fettes, hündisches Interview mit einem der grossen Werbekunden ist wohl der finanziellen Interessen geschuldet. Die ganze Malaise wird offenbar, wenn die Cicero-Redakteure erfolgreich versuchen, Florian Illies qualititiv zu unterbieten.
Man fragt sich, ob Fritz Raddatz überhaupt die Bilder aus 10 Downing Street gesehen hat, zu denen er einen Artikel schreibt. Oder was das für ein Europa sein soll, dessen unkritisch gedruckte "Eliten"-Bilder von Tina Berney mit ihren Tapisserien und überladenen Antiquitäten angeblich für das neue, alte Europa stehen - meines Erachtens ein Europa, das dringend demnächst mal wieder eine Revolution braucht, ein paar Pflastersteine oder zumindest ein paar harte Steuerfahnder an ihren dubiosen Konten in der Schweiz.
Cicero ist politische Unkultur, journalistische Barbarei ersten Grades und jenseits der in abgehobenen Tonfalls schleimender Zeilenschinder am Fusspilz der potentiellen neuen CDU-Bundesregierung so intellektuell wie Franz Josef Wagner von der Bild. Der Chefredakteur sieht aus wie der frühe Florian Haffa. Das Blatt hätte noch vor Jahresfrist auch in der Ukraine erscheinen können; jetzt bleibt nur noch die geistige Brache Berlin, wo es sich nahtlos in das Gesamtbild einfügt.
Kurz, es ist zu hoffen, dass Abstand mit Cicero ähnlich verfährt wie Antonius im jahr 43 v. u. Z..
von hier.
Ich bekomme die Cicero kostenlos - niemals würde ich 7 Euro für solchen reaktionären Schund ausgeben. Jedesmal nehme ich mir vor, diese CDU-Parteiorgan-Metastase, dieses dank der vielfältigen Verwendung von Autoren mit politischen oder finanziellen Interessen von Bekannten als "Lobbyhuren-Anzeigenblättchen" titulierte Produkt nicht zu lesen - und tue es doch. Die neueste Ausgabe ist besonders übel; ein fettes, hündisches Interview mit einem der grossen Werbekunden ist wohl der finanziellen Interessen geschuldet. Die ganze Malaise wird offenbar, wenn die Cicero-Redakteure erfolgreich versuchen, Florian Illies qualititiv zu unterbieten.
Man fragt sich, ob Fritz Raddatz überhaupt die Bilder aus 10 Downing Street gesehen hat, zu denen er einen Artikel schreibt. Oder was das für ein Europa sein soll, dessen unkritisch gedruckte "Eliten"-Bilder von Tina Berney mit ihren Tapisserien und überladenen Antiquitäten angeblich für das neue, alte Europa stehen - meines Erachtens ein Europa, das dringend demnächst mal wieder eine Revolution braucht, ein paar Pflastersteine oder zumindest ein paar harte Steuerfahnder an ihren dubiosen Konten in der Schweiz.
Cicero ist politische Unkultur, journalistische Barbarei ersten Grades und jenseits der in abgehobenen Tonfalls schleimender Zeilenschinder am Fusspilz der potentiellen neuen CDU-Bundesregierung so intellektuell wie Franz Josef Wagner von der Bild. Der Chefredakteur sieht aus wie der frühe Florian Haffa. Das Blatt hätte noch vor Jahresfrist auch in der Ukraine erscheinen können; jetzt bleibt nur noch die geistige Brache Berlin, wo es sich nahtlos in das Gesamtbild einfügt.
Kurz, es ist zu hoffen, dass Abstand mit Cicero ähnlich verfährt wie Antonius im jahr 43 v. u. Z..
donalphons, 03:24h
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Samstag, 30. April 2005
Angewandtes Mastdarmakrobatentum
OK, reden wir mal über meinen Beruf. Reder wir über Medien, und die Medienmacher. Nennen wir sie mal pauschal und fuckgerecht Ärsche. Dar typische Arsch hockt auf einem Stuhl und sieht darin seine Lebensaufgabe. Rausgehen und eine Story machen, das ist für sie Scheisse, das wollen sie nicht, das ist anstrengend, bringt wenig Kohle und noch weniger Anerkennung. Weil die Ärsche qua Definition ebensolche sind, halten sie es für überflüssig, darüber zu reden, solange sie alle ihren Stuhl haben. Da schreiben sie brav PR ab, freuen sich über vorgefertigte Zitate, die so ehrlich wie eine 45er Rede von Goebbels sind, und danken ihrem Schöpfer, der seine Welt offensichtlich hasste und im Bereich Journaille nach der Erfindung der Amöbe hat liegen lassen, für die Themenvorgaben von Bild, SPON und dpa.
Die Welt dieser Ärsche zerfällt neben ihren essentiellen Arschbacken und dem obligatorischen Loch zwischendrin in zwei Komplexe: Die Arschabwischer, auch bekannt als PR. Bevorzugen tun Arschlöcher dabei die Version Fuckle Extrafeucht mit monetärem Schmierzusatz, es geht aber auch SofTanja, oder irgendetwas, das dem Arschloch das Gefühl vermittelt, sauber genug auch noch für andere Stühle bei der Privatwirtschaft zu sein.
Und dann gibt es noch die Dinge, nennen wir es mal trendige Themenkissen, auf denen sich so ein Arsch richtig wohlfühlt. Da setzt er sich dann rein, egal wie dreckig, wackelt darauf rum und macht es schön platt. Am besten soll es dann auch noch nach Arsch riechen. Es gehört einfach dazu zum Arschtum, wenn es ein Arsch macht, tun es alle. Momentan hört man besonders viele dieser arschigen Flazgerausche beim Thema Blog. Da wollen sie gerade alle drauf, ist ja auch superbequem, weil es ja schon ein paar mal besetzt wurde. Es gibt da schon eine schmierigbraune Kuhle von Instapundit bis zu Scoble, in die man sich dann setzt, und am Ende heisst es: Das ist inzwischen auch Meines Arsches Traum, oder besser das amerikanische Buzzword: Mainstream. Und sicher auch was, was man an die alten Freunde von der Arschabwischergilde verkloppen kann.
Und deshalb hätten sie gerne nette Blogger. Mit freundlichen Worten, korrekt in der Sache, ohne Aggressivität, ohne Hass auf Arsche, ohne den Wunsch, sie jeden Morgen und Abend und dazwischen zu stiefeln, und oh mein Gott das ist ja ein Skinwort das wollen sie natürlich auch nicht, weil es ja in ihre Arschträume passen soll und so nicht verwertbar ist. Und da sagen uns die Ärsche: Verhaltet Euch anders. Nehmt Euch nicht so wichtig. So viele seid Ihr nicht. Verhaltet Euch wie so einverficktes Furzkissen, wir wollen da drauf sitzen und brauchen das so. Wehe, wenn Ihr das nicht tut wie wir wollen, dann beachten wir Euch nicht. Seid nett, und wir sind bereit, das alles mit Euch zu bereden. Macht dieses Angebot ja nicht kaputt.
Alles Lüge. Sie werden jammern und schreien, sie werden ihrer Leserschaft sagen, dass Blogs doof, Müll, zu schlecht, zu niveaulos, zu unausgegoren und viel zu wenig im Vergleich zu Frankreich, zu schmutzig, zu schnell, zu unausgegoren, zu wenig bereit sie zu linken, wenn sie selbst sich am Blog versuchen, zu Wolf für die Pudel, zu laut, zu Punk, zu 3 Akkorde, kurz:
ZU WENIG ARSCH SIND.
Und noch nicht ma für die Publicity der Ärsche kriechen wollen, wie das eigentlich alle machen sollten.
Muss man auch nicht. Man kann in einen Arsch kriechen, man kann ihm aber auch einen Einlauf verpassen. Und es ist scheissegal, was sie dann hintenrum mainstreamen oder vornerum auskotzen, denn laut und Scheisse ist es so oder so. Es ist so oder so ein Drecksspiel, aber der Funfucktor ist beim Klistier wesentlich höher. Wem´s nicht gefällt, der kann ja gehen.
OK, das war mein Solo, Johnny, das Bass-Solo, bitte.
Die Welt dieser Ärsche zerfällt neben ihren essentiellen Arschbacken und dem obligatorischen Loch zwischendrin in zwei Komplexe: Die Arschabwischer, auch bekannt als PR. Bevorzugen tun Arschlöcher dabei die Version Fuckle Extrafeucht mit monetärem Schmierzusatz, es geht aber auch SofTanja, oder irgendetwas, das dem Arschloch das Gefühl vermittelt, sauber genug auch noch für andere Stühle bei der Privatwirtschaft zu sein.
Und dann gibt es noch die Dinge, nennen wir es mal trendige Themenkissen, auf denen sich so ein Arsch richtig wohlfühlt. Da setzt er sich dann rein, egal wie dreckig, wackelt darauf rum und macht es schön platt. Am besten soll es dann auch noch nach Arsch riechen. Es gehört einfach dazu zum Arschtum, wenn es ein Arsch macht, tun es alle. Momentan hört man besonders viele dieser arschigen Flazgerausche beim Thema Blog. Da wollen sie gerade alle drauf, ist ja auch superbequem, weil es ja schon ein paar mal besetzt wurde. Es gibt da schon eine schmierigbraune Kuhle von Instapundit bis zu Scoble, in die man sich dann setzt, und am Ende heisst es: Das ist inzwischen auch Meines Arsches Traum, oder besser das amerikanische Buzzword: Mainstream. Und sicher auch was, was man an die alten Freunde von der Arschabwischergilde verkloppen kann.
Und deshalb hätten sie gerne nette Blogger. Mit freundlichen Worten, korrekt in der Sache, ohne Aggressivität, ohne Hass auf Arsche, ohne den Wunsch, sie jeden Morgen und Abend und dazwischen zu stiefeln, und oh mein Gott das ist ja ein Skinwort das wollen sie natürlich auch nicht, weil es ja in ihre Arschträume passen soll und so nicht verwertbar ist. Und da sagen uns die Ärsche: Verhaltet Euch anders. Nehmt Euch nicht so wichtig. So viele seid Ihr nicht. Verhaltet Euch wie so einverficktes Furzkissen, wir wollen da drauf sitzen und brauchen das so. Wehe, wenn Ihr das nicht tut wie wir wollen, dann beachten wir Euch nicht. Seid nett, und wir sind bereit, das alles mit Euch zu bereden. Macht dieses Angebot ja nicht kaputt.
Alles Lüge. Sie werden jammern und schreien, sie werden ihrer Leserschaft sagen, dass Blogs doof, Müll, zu schlecht, zu niveaulos, zu unausgegoren und viel zu wenig im Vergleich zu Frankreich, zu schmutzig, zu schnell, zu unausgegoren, zu wenig bereit sie zu linken, wenn sie selbst sich am Blog versuchen, zu Wolf für die Pudel, zu laut, zu Punk, zu 3 Akkorde, kurz:
ZU WENIG ARSCH SIND.
Und noch nicht ma für die Publicity der Ärsche kriechen wollen, wie das eigentlich alle machen sollten.
Muss man auch nicht. Man kann in einen Arsch kriechen, man kann ihm aber auch einen Einlauf verpassen. Und es ist scheissegal, was sie dann hintenrum mainstreamen oder vornerum auskotzen, denn laut und Scheisse ist es so oder so. Es ist so oder so ein Drecksspiel, aber der Funfucktor ist beim Klistier wesentlich höher. Wem´s nicht gefällt, der kann ja gehen.
OK, das war mein Solo, Johnny, das Bass-Solo, bitte.
donalphons, 03:26h
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Montag, 25. April 2005
Journaille, kotzend ohne Ende
Was unterscheidet eigentlich Spiegel Online von der Bild? Ausser der Länge der Artikel? Und warum rutscht die Journaille nicht im Staub, wegen monatelangem Verbreiten von Unwahrheiten in Bezug auf angebliche Schwarzarbeit, volkswirtschaftlichem Schaden ud Zwangsprostitution?
Statt dessen bringt Spiegel Online Wischiwaschi über Neubau-Siedlungen von Schwarzarbeitern, die man "tausendfach" im Osteuropa finden würde. Alte nicht beweisbare Behauptungen werden gestrichen, neue erfunden. He, "Politik-Redakteur" Claus Christian Malzahn - zähl mal die tausendfachen Siedlungen auf! Beweise bitte. Und wenn sie nicht tausendfach sind: Dann reden wir mal über Begriffe wie "Lügen", "Kampagnenjournalismus" und auch gerne mal über die "Kriminalisierung ganzer Völker".
Nachtrag: SPON-Autor Yassin Musharbash macht natürlich weiter mit der Fama von der massiven Nutzung der Visa zur Einschleusung von Zwangsprostituierten - obwohl schon vor Monaten die entsprechenden Stellen gesagt haben, ihnen wären keine derartigen Fälle bekannt.
Statt dessen bringt Spiegel Online Wischiwaschi über Neubau-Siedlungen von Schwarzarbeitern, die man "tausendfach" im Osteuropa finden würde. Alte nicht beweisbare Behauptungen werden gestrichen, neue erfunden. He, "Politik-Redakteur" Claus Christian Malzahn - zähl mal die tausendfachen Siedlungen auf! Beweise bitte. Und wenn sie nicht tausendfach sind: Dann reden wir mal über Begriffe wie "Lügen", "Kampagnenjournalismus" und auch gerne mal über die "Kriminalisierung ganzer Völker".
Nachtrag: SPON-Autor Yassin Musharbash macht natürlich weiter mit der Fama von der massiven Nutzung der Visa zur Einschleusung von Zwangsprostituierten - obwohl schon vor Monaten die entsprechenden Stellen gesagt haben, ihnen wären keine derartigen Fälle bekannt.
donalphons, 22:18h
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Mittwoch, 20. April 2005
Jamba Absage Kurs
Hallo liebe Kinder. Der kleine lustige Vogel da, das ist der Holgi. Der Holgi, der arbeitet beim Radio in Berlin. Da macht der Holgi eine Sendung. Das Radio heisst Fritz, und die Sendung, die der Holgi da macht, heisst Blue Moon. Diese Sendung kommt spät in der Nacht, und damit der lustige Holgi da nicht so allein im Studio sitzt und sich langweilt, lädt er sich Gäste ein. Gäste, die genauso lustige Vögel sind wie er.
Der Holgi, der hat gehört, dass es in Berlin noch viele andere lustige Vögel gibt. Einer dieser Vögel heisst Sweety und wohnt in einer grossen Wohngemeinschaft mit vielen anderen lustigen Vögeln. Die obersten Vögel, liebe Kinder, heissen Marc und Oli und kommen aus der Familie der Goldkehlchen oder der Galgenvögel, da gehen die Meinungen auseinander. Manche nennen diese Goldkehlchen oder Galgenvögel auch Entrepreneure, aber das müsst ihr noch nicht verstehen, das kommt erst, wenn Euch diese lustigen Vögel später mal im Praktikum den Arsch aufreissen. Was ein Arsch ist, das wisst ihr, und das Praktikum ist das, was bei Marc und Oli die Piepmatze machen, die viel arbeiten, ohne dass sie dafür viel Geld bekommen. Die lassen manchmal die Flügel hängen oder schlucken komisches Zeug oder rufen Astrologiehotlines von anderen lustigen Vögeln oder die Medien an und quatschen wirres Zeug über Ausbeutung. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn Oli und Marc und dem Vogel Sweety geht es sehr gut, und deshalb singen sie auch gern.
Sweety singt im Musikfernsehen, wo ihr jetzt gefälligst nicht umschaltet, Ihr lieben verdammten Dreckszapperkinder, das interessiert Euch gar nicht, weil der Sweety da so viel Duett mit Bienen und Herrn Chaos singt, dass die Leute nicht mehr so gern einschalten. Trotzdem mögen viele das Gesinge und kaufen den Sweety. Marc und Oli dagegen singen in Davos und beim lieben Onkel Burda und bei Spiegel Online, und wenn es mal weniger lustige Sachen zu singen gibt, dann haben sie auch noch die Krähe Tino. Die singt zwar nicht so schön, aber dafür kräftig und laut. Und dann hat Tino auch noch einen ganzen Chor von schrägen Vögeln, die im Internet mitsingen und Kuckuckseier legen können, wenn man es braucht.
Und damit sind wir auch schon bei den anderen Vögeln. Das, liebe Kinder, ist der Johnny. Der Johnny lebt am Fluss, macht Musik und hat mal was über die Goldkehlchen geschrieben. Der Johnny hat gesagt, dass die nicht den Sweety verkaufen, sondern Euch ganz viel davon andrehen, ohne dass Ihr Deppen was davon mitbekommt. Das hat der Johnny extra für Euch geschrieben, und es war so gut, dass die Goldkehlchen immer noch reihern ohne Ende - deshalb ist der Johnny auch ein Graureiher. Der Johnny hat mal beim selben Sender gesungen wie der Holgi, aber jetzt macht er schon seit Jahren ganz andere Sachen. Wie sein Blog und den Spreeblick. Von da kennt er auch den Don Alphonso, den manche für einen Schmutzfink und andere für einen Aasgeier halten. Der Schmutzfink Alfons, liebe Kinder, hat jahrelang vielen Galgenvögeln beim Verrecken zugeschaut, und auch schon über die Pläne von Marc und Oli was gesungen. Das kommt daher, weil unter Vögeln jeder ab zwei Promille jedem was vorsingt, was für ein toller Vogel er ist, und der Alfons trinkt nichts und hört nur zu. Aber zuhause singt er das nach, und das mögen die Goldkehlchen nicht.
So, liebe Kinder, jetzt hat sich er Holgi gedacht, es wäre doch mal nett, wenn man die Goldkehlchen Marc und Oli, oder die Krähe Tino mit dem Graureiher Johnny und dem Schmutzfink Alfons am kommenden Montag in seinem Studio bei Fritz zusammenbringt. Das hat er dann auch dem Johnny und dem Alfons gesagt, und die waren sofort dabei. Soweit war alles gut, der Alfons und der Johnny haben gezwitschert, was sie da alles fragen würden - etwa: Wieviel verdient Jamba durch Abos, die nicht abgerufen werden - oder - sagt mal was zu euren Plänen mit Blogs - oder - sagt mal was zu Ringtoneking - oder - wie viele eurer ahnungslosen Kunden sind Minderjährige - oder - denkt ihr nicht, dass euer Geschäft sittenwidrig ist? Und die Goldkehlchen hätten geantwortet, dass der Alfons eben nur ein Schmutzfink ist und der Johnny kein Verständnis für die vielen tollen Arbeitsplätze in ihrer Firma hat. Und so wäre dem Holgi nicht langweilig geworden.
Aber, liebe Kinder, das wird jetzt nichts. Weil nämlich die Goldkehlchen nicht wollen. Vielleicht haben sie gemerkt, dass der Holgi bei einem öffentlich-rechtlichen Sender arbeitet und es nicht nötig hat, über potentielle Werbekunden etwas Nettes zu schreiben. Oder sie haben einfach Angst vor dem Johnny und dem Alfons, dass sie auf die Fragen keine Antwort wissen. Jedenfalls haben sie dem Holgi abgesagt, mit der Begründung, dass der Johnny ja auch mal bei dem Sender war. Der lustige Holgi ist jetzt aber gar nicht mehr lustig, weil die Goldkehlchen und die Krähe ihn für nicht integer halten, wie die anderen Schluckspechte von den Medien es sind, die von den Goldkehlchen die tollen Abos mit dem Sweety für lau bekommen und tolle Betriebsführungen und Interviews, wo der Tino schon dafür gesorgt hat, dass nur schöne Antworten kommen.
Und das alles, liebe Kinder, ist jetzt natürlich schlecht für den Bildungsauftrag von Fritz. Und schlecht für Euch, weil Ihr die Goldkehlchen und die Krähe nicht reihern hört. Das heisst, wenn ihr viel verlinkt und kommentiert, und so Sachen schreibt wie "Jamba zu feige für Johnny und Alfons" oder "Klingeltonabz***** auf der Flucht" und dann ganz genau hinhört - dann hört ihr sie in Kreuzberg doch reihern, die Goldkehlchen.
Der Holgi, der hat gehört, dass es in Berlin noch viele andere lustige Vögel gibt. Einer dieser Vögel heisst Sweety und wohnt in einer grossen Wohngemeinschaft mit vielen anderen lustigen Vögeln. Die obersten Vögel, liebe Kinder, heissen Marc und Oli und kommen aus der Familie der Goldkehlchen oder der Galgenvögel, da gehen die Meinungen auseinander. Manche nennen diese Goldkehlchen oder Galgenvögel auch Entrepreneure, aber das müsst ihr noch nicht verstehen, das kommt erst, wenn Euch diese lustigen Vögel später mal im Praktikum den Arsch aufreissen. Was ein Arsch ist, das wisst ihr, und das Praktikum ist das, was bei Marc und Oli die Piepmatze machen, die viel arbeiten, ohne dass sie dafür viel Geld bekommen. Die lassen manchmal die Flügel hängen oder schlucken komisches Zeug oder rufen Astrologiehotlines von anderen lustigen Vögeln oder die Medien an und quatschen wirres Zeug über Ausbeutung. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn Oli und Marc und dem Vogel Sweety geht es sehr gut, und deshalb singen sie auch gern.
Sweety singt im Musikfernsehen, wo ihr jetzt gefälligst nicht umschaltet, Ihr lieben verdammten Dreckszapperkinder, das interessiert Euch gar nicht, weil der Sweety da so viel Duett mit Bienen und Herrn Chaos singt, dass die Leute nicht mehr so gern einschalten. Trotzdem mögen viele das Gesinge und kaufen den Sweety. Marc und Oli dagegen singen in Davos und beim lieben Onkel Burda und bei Spiegel Online, und wenn es mal weniger lustige Sachen zu singen gibt, dann haben sie auch noch die Krähe Tino. Die singt zwar nicht so schön, aber dafür kräftig und laut. Und dann hat Tino auch noch einen ganzen Chor von schrägen Vögeln, die im Internet mitsingen und Kuckuckseier legen können, wenn man es braucht.
Und damit sind wir auch schon bei den anderen Vögeln. Das, liebe Kinder, ist der Johnny. Der Johnny lebt am Fluss, macht Musik und hat mal was über die Goldkehlchen geschrieben. Der Johnny hat gesagt, dass die nicht den Sweety verkaufen, sondern Euch ganz viel davon andrehen, ohne dass Ihr Deppen was davon mitbekommt. Das hat der Johnny extra für Euch geschrieben, und es war so gut, dass die Goldkehlchen immer noch reihern ohne Ende - deshalb ist der Johnny auch ein Graureiher. Der Johnny hat mal beim selben Sender gesungen wie der Holgi, aber jetzt macht er schon seit Jahren ganz andere Sachen. Wie sein Blog und den Spreeblick. Von da kennt er auch den Don Alphonso, den manche für einen Schmutzfink und andere für einen Aasgeier halten. Der Schmutzfink Alfons, liebe Kinder, hat jahrelang vielen Galgenvögeln beim Verrecken zugeschaut, und auch schon über die Pläne von Marc und Oli was gesungen. Das kommt daher, weil unter Vögeln jeder ab zwei Promille jedem was vorsingt, was für ein toller Vogel er ist, und der Alfons trinkt nichts und hört nur zu. Aber zuhause singt er das nach, und das mögen die Goldkehlchen nicht.
So, liebe Kinder, jetzt hat sich er Holgi gedacht, es wäre doch mal nett, wenn man die Goldkehlchen Marc und Oli, oder die Krähe Tino mit dem Graureiher Johnny und dem Schmutzfink Alfons am kommenden Montag in seinem Studio bei Fritz zusammenbringt. Das hat er dann auch dem Johnny und dem Alfons gesagt, und die waren sofort dabei. Soweit war alles gut, der Alfons und der Johnny haben gezwitschert, was sie da alles fragen würden - etwa: Wieviel verdient Jamba durch Abos, die nicht abgerufen werden - oder - sagt mal was zu euren Plänen mit Blogs - oder - sagt mal was zu Ringtoneking - oder - wie viele eurer ahnungslosen Kunden sind Minderjährige - oder - denkt ihr nicht, dass euer Geschäft sittenwidrig ist? Und die Goldkehlchen hätten geantwortet, dass der Alfons eben nur ein Schmutzfink ist und der Johnny kein Verständnis für die vielen tollen Arbeitsplätze in ihrer Firma hat. Und so wäre dem Holgi nicht langweilig geworden.
Aber, liebe Kinder, das wird jetzt nichts. Weil nämlich die Goldkehlchen nicht wollen. Vielleicht haben sie gemerkt, dass der Holgi bei einem öffentlich-rechtlichen Sender arbeitet und es nicht nötig hat, über potentielle Werbekunden etwas Nettes zu schreiben. Oder sie haben einfach Angst vor dem Johnny und dem Alfons, dass sie auf die Fragen keine Antwort wissen. Jedenfalls haben sie dem Holgi abgesagt, mit der Begründung, dass der Johnny ja auch mal bei dem Sender war. Der lustige Holgi ist jetzt aber gar nicht mehr lustig, weil die Goldkehlchen und die Krähe ihn für nicht integer halten, wie die anderen Schluckspechte von den Medien es sind, die von den Goldkehlchen die tollen Abos mit dem Sweety für lau bekommen und tolle Betriebsführungen und Interviews, wo der Tino schon dafür gesorgt hat, dass nur schöne Antworten kommen.
Und das alles, liebe Kinder, ist jetzt natürlich schlecht für den Bildungsauftrag von Fritz. Und schlecht für Euch, weil Ihr die Goldkehlchen und die Krähe nicht reihern hört. Das heisst, wenn ihr viel verlinkt und kommentiert, und so Sachen schreibt wie "Jamba zu feige für Johnny und Alfons" oder "Klingeltonabz***** auf der Flucht" und dann ganz genau hinhört - dann hört ihr sie in Kreuzberg doch reihern, die Goldkehlchen.
donalphons, 12:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. April 2005
Herr Miri, ich und the vanishing splendour of the Bourgeoisie
(Nichts gegen konservativ - aber zum Teufel mit der Reaktion der Konsumgesellschaft)
Herr Miri ist einer der Gründe, warum meine Touren über die Berliner Flohmärkte bis zu sechs Stunden dauern. Herr Miri und einige seiner Kollegen kennen mich inzwischen gut, und halten mich für immens reich, weil ich allmonatlich eine beträchtliche Summe bei ihnen lasse. Sie irren sich natürlich, denn mein "Reichtum" ist geborgt. Inzwischen hat es sich in meiner bayerischen Heimat herumgesprochen, an was für einer nimmer versiegenden Quelle der junge Porcamadonna da sitzt, und so bekomme ich Monat für Monat umfangreichere Listen und höheres Budget mit. Tatsächlich konnte ich das meiste in Wochenfrist beschaffen, mit dem Effekt, dass die Haushaltsauflöserszene in Berlin meiner baldigen Abreise mit aufrecht empfundener Trauer entgegen sieht.
Weshalb Herr Miri mich jeden Sonntag begrüsst, mir einen Platz auf irgendeinem seiner mitgebrachten Möbel anbietet, und mir schon mal berichtet, was an Preziosen in den nächsten Wochen und Monaten aus welchem Anwesen der westlichen Stadtbezirke des Slummolochs Berlin zu erwarten ist. Keine Frage, er will, dass ich noch lange bleibe. Da sitzen wir also auf Biedermeierstreifen oder Gründerzeitplüsch und teilen das Fell des verendeten Bären, und meistens nehme ich noch ein paar Silberlöffel mit. Die kleinen, die man eigentlich immer mal brauchen kann. Von denen ich inzwischen ein paar Hundert hätte, würden sie daheim in Bayern nicht sofort wieder in den Kreislauf des kleinen Stadtteils gelangen, in dem mein Clan lebt. Das wenigste landet in meinem Silberschrank in der Provinz:

Herr Miri kann viel erzählen über den Niedergang dessen, was man als Bürgertum bezeichnet. Er gehört zur Elite der Wohnungsauflöser, er macht nur die besseren Auflösungen und zahlt dafür relativ gut - 3000 Euro oder mehr. Die Erben bekommen das Geld bar auf die Hand, müssen sich um nichts kümmern, und Herr Miri kann auch gleich noch einen Maler empfehlen, der die Bude blitzschnell sauber macht, so dass sie sofort wieder vermietet oder verkauft werden kann. Die weniger guten Stücke gehen an andere Händler, die besseren landen in seinem Keller in der Bergmannstrasse, und am Wochenende auf dem Flohmarkt, wo sich der die 3000 Euro schnell verdreifachen. Trotzdem liegt der Preis für Tafelsilber oft unter dem Materialpreis, der im Moment um 170 Euro pro Kilo schwankt.
Für Kulturhistoriker ist es das Alarmsignal schlechthin. Kulturen, deren Sachkultur nicht einmal mehr den Materialwert erreicht, sind am Sterben. In dem Moment, da die Verarbeitung des Materials den Wert mindert, ist es unwahrscheinlich, dass die Sachkultur weiterentwickelt oder auch nur bewahrt wird. Das damit verbundene Handwerk ist in der Regel ebenfalls am Aussterben. Kleines Beispiel: Die Stämme der Völkerwanderungszeit, die von den Römern bezahlt wurden, hatten für das Gold keine andere Verwendung, als daraus massive Gürtelschliessen und Schuhschnallen zu machen - Tafelgeschirr wurde dafür ebenso eingeschmolzen wie Münzen, was zur Folge hatte, dass sie dann in rauer Wolle an groben Tischen sassen, auf tönernem Geschirr mit den Händen frassen, den Dreck aus dem Fenster warfen, und nur selten blinkte hier und da ein Batzen Gold. Dass durch diesen Goldabfluss die Wirtschaft vor die Hunde ging, dass die Welt der Römer kollabierte und in der Folge die europäische Kultur mal eben um 700 Jahre zurückkatapultiert wurde - mei, von Makroökonomie hatte so ein Ostgote in Rumänien keine Ahnung, dem kann man keine Vorwürfe machen. Ihm war nur wichtig, dass man ihn am Ende mit all dem Gold verbuddelte.
Was Herr Miri mikroökonomisch tut, ist nichts anderes als ein kleingotischer Plünderungszug mit der Einwilligung einer Kultur, die den Untergang will. Da sind Erben, denen es vollkommen egal ist, was aus dem alten Plunder wird. Warum sollte man Möbel für die Ewigkeit haben, wenn Ikea jedes Jahr eine neue Kollektion bringt. Warum muss etwas aus Holz sein, wenn Spanplatte den gleichen Zweck bei niedrigerem Gewicht erfüllt. Beständigkeit ist in dem Wandel, von dem alle Medien von Bild über RTL II bis Spiegel berichten, kein Wert, sondern ein Hindernis. Der Hunne änderte alle 30 Jahre seine Mode, wir tun es im gleichen Zeitraum 60 mal. Unsere Mauern sind keine Mauern mehr, wenn sie im Gebäude sind, sondern nur noch dünne Platten und Metallschienen und Farbe drüber, und weniger beständig als eine Holzhütte. Der angebliche "Kolonialstil" wird in Norwegen entworfen und in Polen hergestellt und ersetzt als Äquivalent den hörenden Hirschen der deutschen Kleingeister. Das feine Bayreuth-Porzellan mit 22 Teilen, 80 Jahre alt und praktisch wie neu, geht auf dem Flohmarkt noch nicht mal für 25 Euro weg - warum auch, das etwas teurere Starterpaket von Ikea kann man auch in die Spülmaschine stecken, oder 2 Monate in der Spüle gammeln lassen, ohne dass der nicht vorhandene Goldrand hässlich ausbleicht. Silber ist ganz schlecht, das muss man alle zwei Jahre putzen, wer soll das den tun, solange es so tolle Freizeitangebote in der Glotze und den Porno-, Tec-, Promi- und Astrologiechannels im Netz gibt? Und das Schönste: Man muss den Krempel noch nicht mal mitschleppen, wenn man weiterzieht wie die Hunnen vor 1700 Jahren: Auf den Müll damit, woanders holt man sich neues Zeug.
Herr Miri erzählt mir auch manchmal von den Leuten, die die 3000 Euro nehmen. Herr Miri ist bei denen zu Hause, um den Schlüssel zu holen, und er weiss, dass sein Beruf in spätstens 30 Jahren ebenso ausgestorben sein wird wie Silberschmiede, Lampenmacher, Schreiner und Polsterer. An manchen Orten wird sich das noch halten, aber die Verkäufer haben ganz andere Wertgegenstände in der Wohnung. Alles irgendwie elektronisch, interaktiv und nach 2, 3 Jahren Müll, den keiner mehr brauchen kann. Total veraltet, madig gemacht von einem Starsystem der Medien, das auf "Besitz" pfeift - heute wird alles geleast oder gemietet, das ist geil, das ist sofort und on demand, und wenn man es in fünf Jahren nicht mehr hat, was soll´s, ist sowieso nicht mehr brauchbar. Oder zu gross. Oder zu wenige Features. Oder es dauert 10 Sekunden zu lange. Was, eine Digicam macht erst nach 3 Sekunden das erste Bild? Zum Teufel damit, man will das Bild sofort, fuck Bildausschnitt, Komposition und Belichtung, Nachdenken ist da nicht. Drauf und rein auf den Chip, und danach alles auf den Müll, weil es hässlich aussieht.
Das ist die nächste Generation. Diese Leute bringen ihren Kindern bei, dass man auch aus Pappschachteln fressen kann. Auch in der Bild steht, dass sie McDonald lieben, weil man damit so schön viel Müll machen kann, Haha, wie toll politisch unkorrekt. Dass der Müll verdammt teuer ist, dass 1000 mal Müll jetzt hier sofort teurer ist als einmal Silber plus Porzellan plus ein ordentlicher Esstisch, sagt niemand. Diese Kinder werden viel in die Hände bekommen, sie werden viel gehabt haben, aber sie werden am Ende auf der gleichen Müllkippe sitzen, wie ihre Eltern auch schon, und es wird nichts bleiben, was Herr Miris Enkel abholen könnten. Ausser vielleicht bei ein paar wenigen Superreichen, die die Gewinner dieser Selbstvernichtung des Bürgertums sind. Die weiterhin Besitz haben werden. Die nicht nur zeitlich beschränkte Nutzungsrechte haben, wie all die iTunes- und Klingelton-Deppen, die später die Leere in ihrem Dasein mit Lebenshilfeangeboten wie Bakira dem indischen Fakir bekämpfen werden, via Hotline für 1,99 und mit Bonusmantra für 2,99 Euro. Die werden ihnen dann alles erzählen, vor allem aber, dass es gut so ist, und sie in der besten aller möglichen Welten leben.
Sie werden zurückgebombt sein in eine vorbürgerliche Epoche, Jahrhunderte vor der Aufklärung, in einer Art New Feudalism, in dem grösste Teil der Bevölkerung für immer einen digitalen Pachtzins und nachfrageorientiertem Frondienst erbringen wird. Das einzige geltende Gesetz für Besitz wird das Digital Rights Management sein, es wird keine demokratische Entscheidung darüber geben, sondern nur den despotischen Willen der Rechtebesitzer. Sie entscheiden allein mit einer kleinen Änderung, wer legal handelt, und wer ein Dieb ist. Nichts Dauerhaftes wird im Besitz der Unterschicht sein, ausser vielleicht einem versprochenen Himmelreich, das ihnen so lückenlos den Medien präsentiert wird, dass die Gehirnwäscher in chinesischen Arbeitslagern noch was davon lernen können.
Und schon Herr Miri selbst wird bald merken, dass er in manchen Bezirken einfach nichts mehr finden wird, jetzt und heute. Bezirke, in denen diese beliebige Lebenstillosigkeit so dominiert wie in weiten Teilen des Balkans nach dem Abzug der Römer. Wo die Lebenszyklen von ehemaligen "Wertgegenständen", von pervertiertem Bauhaus und Neuem Wohnen, keine 5 Jahre mehr umfassen. Wo die Menschen nur noch kurzfristig irgendwas kaufen und sofort wieder wegwerfen. Folgerichtig in den öffentlichen Raum, denn wer im Müll vegetiert, kann erst gar nicht verstehen, dass andere damit vielleicht ein Problem haben.

Es wird keine Geschichte mehr geben, die anhand von Kultur erzählt werden kann. Die Erinnerung wird weggewischt, weil sie nicht mehr up to date ist. Man wird schnell weiterziehen, mit leichtem Gepäck, und der ganze kulturelle Fortschritt seit den Hunnen wird sein, dass in ein Auto etwas mehr passt als auf einen Karren, dass es schneller und weiter geht. Mitgenommen wird vielleicht noch das, das platzsparend digital ist, aber sperrige Bücher haben keine Überlebenschance. Herr Miri auch nicht. Und meine gelebte Kultur auch nicht. Die Hunnen fahren auf der Strasse des 17. Juni an uns vorbei, und wundern sich vielleicht über die Gestalten, die da auf alten Möbeln Zeit vergeuden und ratschen, Tee trinken und Baklava essen. Wir sind für sie wahrscheinlich nur irgendwelche Penner, die auf den Trümmern einer kaputten Kultur sitzen, die untergegangen ist, weil das Staubsaugen und Putzen zu aufwändig ist. Sie sehen die Reste und erkennen nicht, dass die Sachkultur mehr ist als ein paar Brocken, sondern die Basis für eine gewisse Stabilität, eine Art Selbstachtung und auch Bereitschaft, für ein Bewahren einzutreten. Sie unterschätzen die Kraft und die Sicherheit, für die dieses Bürgertum stand, dessen Eingeweide auf dem Flohmarkt ausgebreitet werden. Ihnen, die vorbeifahren, gehört fraglos die Zukunft.
Eine Zukunft, auf die Herr Miri und ich und die Reste der letztlich doch diskret charmanten Bourgeoisie verzichten können. Ich nehme diesmal eine silberne Brotschale für meine Eltern, die, wie viele in ihrem Viertel, grün wählen, Stoiber verachten, Geld spenden und sich sozial engagieren. Nicht alle, aber doch viele. Neureiche und neuarme Hunnen werden wahrscheinlich eher FDP und CDU wählen, wenn sie bei ihrem Zug überhaupt die Zeit haben, sich irgendwo rechtzeitig anzumelden. Aber auf diese Zukunft setzen Medien, Industrie und reaktionäre Schweine - in dieser Zukunft können sie prächtig leben. Die Vorinfotainer der Hunnen haben die Postmoderne inzwischen leider soweit verstanden und durchexekutiert, dass man als Rebell schon wieder konservativ und bourgeoise sein muss. Und sei es mit einem nicht medientauglichen Beitrag mit über 1700 Wörtern auf einem Blog - danke für die Aufmerksamkeit.
Herr Miri ist einer der Gründe, warum meine Touren über die Berliner Flohmärkte bis zu sechs Stunden dauern. Herr Miri und einige seiner Kollegen kennen mich inzwischen gut, und halten mich für immens reich, weil ich allmonatlich eine beträchtliche Summe bei ihnen lasse. Sie irren sich natürlich, denn mein "Reichtum" ist geborgt. Inzwischen hat es sich in meiner bayerischen Heimat herumgesprochen, an was für einer nimmer versiegenden Quelle der junge Porcamadonna da sitzt, und so bekomme ich Monat für Monat umfangreichere Listen und höheres Budget mit. Tatsächlich konnte ich das meiste in Wochenfrist beschaffen, mit dem Effekt, dass die Haushaltsauflöserszene in Berlin meiner baldigen Abreise mit aufrecht empfundener Trauer entgegen sieht.
Weshalb Herr Miri mich jeden Sonntag begrüsst, mir einen Platz auf irgendeinem seiner mitgebrachten Möbel anbietet, und mir schon mal berichtet, was an Preziosen in den nächsten Wochen und Monaten aus welchem Anwesen der westlichen Stadtbezirke des Slummolochs Berlin zu erwarten ist. Keine Frage, er will, dass ich noch lange bleibe. Da sitzen wir also auf Biedermeierstreifen oder Gründerzeitplüsch und teilen das Fell des verendeten Bären, und meistens nehme ich noch ein paar Silberlöffel mit. Die kleinen, die man eigentlich immer mal brauchen kann. Von denen ich inzwischen ein paar Hundert hätte, würden sie daheim in Bayern nicht sofort wieder in den Kreislauf des kleinen Stadtteils gelangen, in dem mein Clan lebt. Das wenigste landet in meinem Silberschrank in der Provinz:

Herr Miri kann viel erzählen über den Niedergang dessen, was man als Bürgertum bezeichnet. Er gehört zur Elite der Wohnungsauflöser, er macht nur die besseren Auflösungen und zahlt dafür relativ gut - 3000 Euro oder mehr. Die Erben bekommen das Geld bar auf die Hand, müssen sich um nichts kümmern, und Herr Miri kann auch gleich noch einen Maler empfehlen, der die Bude blitzschnell sauber macht, so dass sie sofort wieder vermietet oder verkauft werden kann. Die weniger guten Stücke gehen an andere Händler, die besseren landen in seinem Keller in der Bergmannstrasse, und am Wochenende auf dem Flohmarkt, wo sich der die 3000 Euro schnell verdreifachen. Trotzdem liegt der Preis für Tafelsilber oft unter dem Materialpreis, der im Moment um 170 Euro pro Kilo schwankt.
Für Kulturhistoriker ist es das Alarmsignal schlechthin. Kulturen, deren Sachkultur nicht einmal mehr den Materialwert erreicht, sind am Sterben. In dem Moment, da die Verarbeitung des Materials den Wert mindert, ist es unwahrscheinlich, dass die Sachkultur weiterentwickelt oder auch nur bewahrt wird. Das damit verbundene Handwerk ist in der Regel ebenfalls am Aussterben. Kleines Beispiel: Die Stämme der Völkerwanderungszeit, die von den Römern bezahlt wurden, hatten für das Gold keine andere Verwendung, als daraus massive Gürtelschliessen und Schuhschnallen zu machen - Tafelgeschirr wurde dafür ebenso eingeschmolzen wie Münzen, was zur Folge hatte, dass sie dann in rauer Wolle an groben Tischen sassen, auf tönernem Geschirr mit den Händen frassen, den Dreck aus dem Fenster warfen, und nur selten blinkte hier und da ein Batzen Gold. Dass durch diesen Goldabfluss die Wirtschaft vor die Hunde ging, dass die Welt der Römer kollabierte und in der Folge die europäische Kultur mal eben um 700 Jahre zurückkatapultiert wurde - mei, von Makroökonomie hatte so ein Ostgote in Rumänien keine Ahnung, dem kann man keine Vorwürfe machen. Ihm war nur wichtig, dass man ihn am Ende mit all dem Gold verbuddelte.
Was Herr Miri mikroökonomisch tut, ist nichts anderes als ein kleingotischer Plünderungszug mit der Einwilligung einer Kultur, die den Untergang will. Da sind Erben, denen es vollkommen egal ist, was aus dem alten Plunder wird. Warum sollte man Möbel für die Ewigkeit haben, wenn Ikea jedes Jahr eine neue Kollektion bringt. Warum muss etwas aus Holz sein, wenn Spanplatte den gleichen Zweck bei niedrigerem Gewicht erfüllt. Beständigkeit ist in dem Wandel, von dem alle Medien von Bild über RTL II bis Spiegel berichten, kein Wert, sondern ein Hindernis. Der Hunne änderte alle 30 Jahre seine Mode, wir tun es im gleichen Zeitraum 60 mal. Unsere Mauern sind keine Mauern mehr, wenn sie im Gebäude sind, sondern nur noch dünne Platten und Metallschienen und Farbe drüber, und weniger beständig als eine Holzhütte. Der angebliche "Kolonialstil" wird in Norwegen entworfen und in Polen hergestellt und ersetzt als Äquivalent den hörenden Hirschen der deutschen Kleingeister. Das feine Bayreuth-Porzellan mit 22 Teilen, 80 Jahre alt und praktisch wie neu, geht auf dem Flohmarkt noch nicht mal für 25 Euro weg - warum auch, das etwas teurere Starterpaket von Ikea kann man auch in die Spülmaschine stecken, oder 2 Monate in der Spüle gammeln lassen, ohne dass der nicht vorhandene Goldrand hässlich ausbleicht. Silber ist ganz schlecht, das muss man alle zwei Jahre putzen, wer soll das den tun, solange es so tolle Freizeitangebote in der Glotze und den Porno-, Tec-, Promi- und Astrologiechannels im Netz gibt? Und das Schönste: Man muss den Krempel noch nicht mal mitschleppen, wenn man weiterzieht wie die Hunnen vor 1700 Jahren: Auf den Müll damit, woanders holt man sich neues Zeug.
Herr Miri erzählt mir auch manchmal von den Leuten, die die 3000 Euro nehmen. Herr Miri ist bei denen zu Hause, um den Schlüssel zu holen, und er weiss, dass sein Beruf in spätstens 30 Jahren ebenso ausgestorben sein wird wie Silberschmiede, Lampenmacher, Schreiner und Polsterer. An manchen Orten wird sich das noch halten, aber die Verkäufer haben ganz andere Wertgegenstände in der Wohnung. Alles irgendwie elektronisch, interaktiv und nach 2, 3 Jahren Müll, den keiner mehr brauchen kann. Total veraltet, madig gemacht von einem Starsystem der Medien, das auf "Besitz" pfeift - heute wird alles geleast oder gemietet, das ist geil, das ist sofort und on demand, und wenn man es in fünf Jahren nicht mehr hat, was soll´s, ist sowieso nicht mehr brauchbar. Oder zu gross. Oder zu wenige Features. Oder es dauert 10 Sekunden zu lange. Was, eine Digicam macht erst nach 3 Sekunden das erste Bild? Zum Teufel damit, man will das Bild sofort, fuck Bildausschnitt, Komposition und Belichtung, Nachdenken ist da nicht. Drauf und rein auf den Chip, und danach alles auf den Müll, weil es hässlich aussieht.
Das ist die nächste Generation. Diese Leute bringen ihren Kindern bei, dass man auch aus Pappschachteln fressen kann. Auch in der Bild steht, dass sie McDonald lieben, weil man damit so schön viel Müll machen kann, Haha, wie toll politisch unkorrekt. Dass der Müll verdammt teuer ist, dass 1000 mal Müll jetzt hier sofort teurer ist als einmal Silber plus Porzellan plus ein ordentlicher Esstisch, sagt niemand. Diese Kinder werden viel in die Hände bekommen, sie werden viel gehabt haben, aber sie werden am Ende auf der gleichen Müllkippe sitzen, wie ihre Eltern auch schon, und es wird nichts bleiben, was Herr Miris Enkel abholen könnten. Ausser vielleicht bei ein paar wenigen Superreichen, die die Gewinner dieser Selbstvernichtung des Bürgertums sind. Die weiterhin Besitz haben werden. Die nicht nur zeitlich beschränkte Nutzungsrechte haben, wie all die iTunes- und Klingelton-Deppen, die später die Leere in ihrem Dasein mit Lebenshilfeangeboten wie Bakira dem indischen Fakir bekämpfen werden, via Hotline für 1,99 und mit Bonusmantra für 2,99 Euro. Die werden ihnen dann alles erzählen, vor allem aber, dass es gut so ist, und sie in der besten aller möglichen Welten leben.
Sie werden zurückgebombt sein in eine vorbürgerliche Epoche, Jahrhunderte vor der Aufklärung, in einer Art New Feudalism, in dem grösste Teil der Bevölkerung für immer einen digitalen Pachtzins und nachfrageorientiertem Frondienst erbringen wird. Das einzige geltende Gesetz für Besitz wird das Digital Rights Management sein, es wird keine demokratische Entscheidung darüber geben, sondern nur den despotischen Willen der Rechtebesitzer. Sie entscheiden allein mit einer kleinen Änderung, wer legal handelt, und wer ein Dieb ist. Nichts Dauerhaftes wird im Besitz der Unterschicht sein, ausser vielleicht einem versprochenen Himmelreich, das ihnen so lückenlos den Medien präsentiert wird, dass die Gehirnwäscher in chinesischen Arbeitslagern noch was davon lernen können.
Und schon Herr Miri selbst wird bald merken, dass er in manchen Bezirken einfach nichts mehr finden wird, jetzt und heute. Bezirke, in denen diese beliebige Lebenstillosigkeit so dominiert wie in weiten Teilen des Balkans nach dem Abzug der Römer. Wo die Lebenszyklen von ehemaligen "Wertgegenständen", von pervertiertem Bauhaus und Neuem Wohnen, keine 5 Jahre mehr umfassen. Wo die Menschen nur noch kurzfristig irgendwas kaufen und sofort wieder wegwerfen. Folgerichtig in den öffentlichen Raum, denn wer im Müll vegetiert, kann erst gar nicht verstehen, dass andere damit vielleicht ein Problem haben.

Es wird keine Geschichte mehr geben, die anhand von Kultur erzählt werden kann. Die Erinnerung wird weggewischt, weil sie nicht mehr up to date ist. Man wird schnell weiterziehen, mit leichtem Gepäck, und der ganze kulturelle Fortschritt seit den Hunnen wird sein, dass in ein Auto etwas mehr passt als auf einen Karren, dass es schneller und weiter geht. Mitgenommen wird vielleicht noch das, das platzsparend digital ist, aber sperrige Bücher haben keine Überlebenschance. Herr Miri auch nicht. Und meine gelebte Kultur auch nicht. Die Hunnen fahren auf der Strasse des 17. Juni an uns vorbei, und wundern sich vielleicht über die Gestalten, die da auf alten Möbeln Zeit vergeuden und ratschen, Tee trinken und Baklava essen. Wir sind für sie wahrscheinlich nur irgendwelche Penner, die auf den Trümmern einer kaputten Kultur sitzen, die untergegangen ist, weil das Staubsaugen und Putzen zu aufwändig ist. Sie sehen die Reste und erkennen nicht, dass die Sachkultur mehr ist als ein paar Brocken, sondern die Basis für eine gewisse Stabilität, eine Art Selbstachtung und auch Bereitschaft, für ein Bewahren einzutreten. Sie unterschätzen die Kraft und die Sicherheit, für die dieses Bürgertum stand, dessen Eingeweide auf dem Flohmarkt ausgebreitet werden. Ihnen, die vorbeifahren, gehört fraglos die Zukunft.
Eine Zukunft, auf die Herr Miri und ich und die Reste der letztlich doch diskret charmanten Bourgeoisie verzichten können. Ich nehme diesmal eine silberne Brotschale für meine Eltern, die, wie viele in ihrem Viertel, grün wählen, Stoiber verachten, Geld spenden und sich sozial engagieren. Nicht alle, aber doch viele. Neureiche und neuarme Hunnen werden wahrscheinlich eher FDP und CDU wählen, wenn sie bei ihrem Zug überhaupt die Zeit haben, sich irgendwo rechtzeitig anzumelden. Aber auf diese Zukunft setzen Medien, Industrie und reaktionäre Schweine - in dieser Zukunft können sie prächtig leben. Die Vorinfotainer der Hunnen haben die Postmoderne inzwischen leider soweit verstanden und durchexekutiert, dass man als Rebell schon wieder konservativ und bourgeoise sein muss. Und sei es mit einem nicht medientauglichen Beitrag mit über 1700 Wörtern auf einem Blog - danke für die Aufmerksamkeit.
donalphons, 16:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 12. März 2005
Premium Journalisten Content
Neben all den anderen schönen, wichtigen und guten Dingen der gestrigen Meienpreisverleihung gab es mit dem Buffet natürlich auch das entscheichende Core Asset für die Journaille. Die passenden Wörter für die geschätzten Kollegen sind "Häppchen-Journalist" und "Buffet-Journalist"; beides vom Aussterben bedrohte Gettungen. Und das, obwohl sie in der New Economy sehr nützlich beim Grossschreiben der ganzen Blase waren. Die paar Euro für ein Buffet waren sicher gut investiertes Geld, und würde man heute wieder 50 Euro für die Verpflegung eines Schreiberlings ausgeben, würde so mancher hungrige Freiberufler sich wieder unwiedersprochen als CEO einer bedeutenden PR-Company ausgeben können. Aber, wie es heute nun mal so ist, liegt diesen Knilchen der eigene Bierwanst näher als das Gedärm der Journaille.
Man kann sagem, dass sich das Pack gegenseitig aushungert: kein Essen hier, keine gute Meldung da. So wird das nichts mit dem Restart der New Economy, meine Lieben. Zumal, wenn es doch was guibt, man sich aber mit anderen um das Essen prügeln muss, dann ist das auch nicht wirklich gut für die Laune. Bei einem Blog-Business-Event in der Munich ASrea, hört man, gab es noch nicht mal Kaffee. Verheerend. Und dabei ist es doch so leicht - so sah das Buffet gestern Nacht um ein Uhr aus, als die Meuten in zwei Fresszügen darüber her gefallen waren. Immer noch was da.

Die Stimmung war gut. Die Leite waren nett. Manche trugen sogar wieder T-Shirts mit dem Namen ihrer Multimedia-Firma auf der Bühne. Wie Jambas, aber viel besser. Es gab sehr schöne Schlüsselbeine zu bewundern, die Orga war so um die 20 und knackig, wie man als Journalist die Orga eben mag, die einen umwuselt und betreut, die Stimmung war prächtig, und viele junge Dinger liessen ihre Digicams schnurren. Es war richtig gut. Party like it´s 1999 - damals bekam ich diesen Preis.
Ein gelungener Abend dank des Buffets und der Getränkegutscheine ohne Limit. So macht man das, ihr Startup-Krepierer. Am Rande: Meine Laudatio habe ich übrigens in 3 Minuten Pitch Bitch Quickie Zeit runtergerattert. Einmal gelernt, nir wieder vergessen.
Man kann sagem, dass sich das Pack gegenseitig aushungert: kein Essen hier, keine gute Meldung da. So wird das nichts mit dem Restart der New Economy, meine Lieben. Zumal, wenn es doch was guibt, man sich aber mit anderen um das Essen prügeln muss, dann ist das auch nicht wirklich gut für die Laune. Bei einem Blog-Business-Event in der Munich ASrea, hört man, gab es noch nicht mal Kaffee. Verheerend. Und dabei ist es doch so leicht - so sah das Buffet gestern Nacht um ein Uhr aus, als die Meuten in zwei Fresszügen darüber her gefallen waren. Immer noch was da.

Die Stimmung war gut. Die Leite waren nett. Manche trugen sogar wieder T-Shirts mit dem Namen ihrer Multimedia-Firma auf der Bühne. Wie Jambas, aber viel besser. Es gab sehr schöne Schlüsselbeine zu bewundern, die Orga war so um die 20 und knackig, wie man als Journalist die Orga eben mag, die einen umwuselt und betreut, die Stimmung war prächtig, und viele junge Dinger liessen ihre Digicams schnurren. Es war richtig gut. Party like it´s 1999 - damals bekam ich diesen Preis.
Ein gelungener Abend dank des Buffets und der Getränkegutscheine ohne Limit. So macht man das, ihr Startup-Krepierer. Am Rande: Meine Laudatio habe ich übrigens in 3 Minuten Pitch Bitch Quickie Zeit runtergerattert. Einmal gelernt, nir wieder vergessen.
donalphons, 20:18h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 4. März 2005
Totem und Tabu
So stelle ich mir den Totempfahl der Kultur unserer Eltern vor. Die Symbole und Fetische ihres Lebensstils zerstückelt, fragmentiert, aufgetürmt und an einem mystisch-kaputten Ort aufgestellt.

Ich habe mal eine Veranstaltung über den Zusammenhang von Bildern und Terrorismus gemacht. Einer der Vortragenden, ein Kunstgeschichtler, hatte ein Bild eines ganz ähnlichen Totems aus Afghanistan dabei. Da wurden die Fernseher rückwärtig eingeschlagen und in die Bäume am Ortseingang gehängt, so wie man das im Mittelalter mit den Köpfen der Hingerichteten machte. Hier, in einem noch nicht mal schlechten Teil Berlins, geschieht das Ganze unbewusst, nebenbei, und dadurch vielleicht um so brutaler, mit dem umgekehrten Vorzeichen des Terrorkonsums.
Was früher Wert war, ist austauschbar, unbedeutend, schnell ersetzbar. Das einzige Problem ist die Entsorgung des Alten, wenn das neue, gleich wertlose kommt, zum Besten von Konsum und Gesellschaft. Wohlstand für alle, Müll für die Gemeinschaft. Man mag sagen, 2 Verschmutzungsprodukte weniger, aber der ersatz ist längst unterwegs, um Russ, Feinstaub, Proleten in Reality-Käffern und Klingelton-Werbung auszuspucken.
Wenn man jetzt noch die produzierenden und vermarkenden Human Ressources ebenso austauschbar machen könnte, wäre das ganze wieder konvergent.

Ich habe mal eine Veranstaltung über den Zusammenhang von Bildern und Terrorismus gemacht. Einer der Vortragenden, ein Kunstgeschichtler, hatte ein Bild eines ganz ähnlichen Totems aus Afghanistan dabei. Da wurden die Fernseher rückwärtig eingeschlagen und in die Bäume am Ortseingang gehängt, so wie man das im Mittelalter mit den Köpfen der Hingerichteten machte. Hier, in einem noch nicht mal schlechten Teil Berlins, geschieht das Ganze unbewusst, nebenbei, und dadurch vielleicht um so brutaler, mit dem umgekehrten Vorzeichen des Terrorkonsums.
Was früher Wert war, ist austauschbar, unbedeutend, schnell ersetzbar. Das einzige Problem ist die Entsorgung des Alten, wenn das neue, gleich wertlose kommt, zum Besten von Konsum und Gesellschaft. Wohlstand für alle, Müll für die Gemeinschaft. Man mag sagen, 2 Verschmutzungsprodukte weniger, aber der ersatz ist längst unterwegs, um Russ, Feinstaub, Proleten in Reality-Käffern und Klingelton-Werbung auszuspucken.
Wenn man jetzt noch die produzierenden und vermarkenden Human Ressources ebenso austauschbar machen könnte, wäre das ganze wieder konvergent.
donalphons, 12:35h
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