: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 27. Juli 2005

Forderung

So, nach dem VW-Skandal soll also die betriebliche Mitbestimmung der Gewerkschaften gekippt werden? Dann fordere ich jetzt nach dem Infineon-, dem Commerzbank- und dem BMW-Skandal die Abschaffung des Managements und der Aufsichtsräte.

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Dienstag, 26. Juli 2005

Ich schlafe nicht in der Dusche

In der Gründungsurkunde des Kollegs, das heute mein Wohnort in der Provinz ist, wurde klar gesagt, was es werden sollte: Ein Palast zu Ehren der - angeblichen - Jungfrau Maria. 397 Jahre später war fast die Hälfte von diesem Palast wieder verschwunden, abgerissen, zugunsten eine Wohnheims zerstört, aber der Rest, der im Besitz meines Clans ist, war aus Sicht des Denkmalschutzes vorzüglich erhalten. Aus Sicht eines normalen Betrachters heisst das, dass immer nur das Nötigste getan wurde - so hat man die Wandfresken nicht runtergeschlagen, sondern bei Nichtgefallen einfach Tapete draufgeklatscht. 397 Jahre nach der Errichtung war es dennoch an der Zeit, dieses Haus, in dem ich die ersten 5 Jahre meines Lebens verbracht hatte, gründlich und behutsam zu renovieren.

Also machte der gesamte Clan eine Begehung und überlegte, was man denn aus diesem Monstrum mit seinen 40 Räumen machen könnte, ob man die Räume verändern könnte und dergleichen mehr. Ganz oben angekommen, sahen meine Eltern die ehemaligen Dienstbotenkammerl, die in den 60er Jahren als geheimer Treffpunkt der provinziellen Schwulenszene zwischengenutzt worden waren und seit den späten 70er Jahren in Erinnerung früherer Abenteuer vor sich hin rotteten. Schräge Wände, krummer Boden, niedrige Decken, das kann man kaum vermieten, sagten sie, das lohne sich nicht. Prima, sagte ich, dann nehme ich das.

Das Leben meiner Eltern ist arm an Niederlagen, aber dieser Sommermorgen vor 8 Jahren markierte ihr komplettes erzieherisches Versagen. Ihr Koloss in der Vorstadt hatte nur deshalb so gigantische Dimensionen angenommen, um später auch mal ein eigenes Kind mit Familie unterbringen zu können. Ausserdem hatten sie uns nie etwas anderes als Verachtung für Altbauten gelehrt; wer es sich leisten kann, baut selbst und hat es nicht nötig, abgelebte Häuser von anderen zu beziehen. Ein "Architektenhaus", das musste es sein, nach den eigenen Wünschen entworfen und gestaltet, kein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte, die im Viertel meiner Eltern als "Hundehütten" bezeichnet werden. Der Stadtpalast war in ihren Augen noch schlimmer: Ein einziger, bis zur Strahlenkranzmadonna 18 Meter hoher geldschluckender Alptraum, und nachdem sie alles für mich getan hatten, mir eine wunderbare Einliegerwohnung im besten Teil der Stadt geboten hatten - wollte ich hoch in die alten Dienstbotenkammer der "oidn Kalupn", wie meine Frau Mama dieses Paradebeispiel jesuitischer Baukunst der Spätrenaissance bezeichnete.

Unterstützt wurde mein Anliegen von meiner Grossmutter und meiner Grosstante, die noch aus einer Zeit stammten, als der Stadthausbesitz das einzige sozial bedeutsame Kriterium war. Der Blick, die Lage, das Licht, die Atmosphäre, die gealterten Dielen - das alles haben meine Eltern nicht gesehen, für die war es nur ein runtergekommenes Loch. Plötzlich dachten sie, sie könnten es ja doch anderweitig vermieten, sie zierten sich, und erst, als die Handwerker bestätigten, dass alle nötigen Einbauten wie Heizung und Dusche kein Problem sind, gaben sie den Widerstand auf. Ich begann, den Dachboden und die Holzschuppen nach brauchbarem Inventar zu durchsuchen, baute einen 50er-Jahre-Herd zum Küchenschrank um, legte die alten Dachbalken frei, und sah, dass meine Grosstante recht hatte, als sie sagte: In so einem alten Haus wird Dir nie langweilig.

Wie recht sie hat, sah ich dann gestern Nacht, als ich etwas erschöpft von der Arbeit und den Fettucini mit Pfifferlingen auf dem Bett lag: Plötzlich machte es Peng, etwas klirrte zu Boden, und verlor sich scheppernd im Raum. Ohne ersichtlichen Grund, ohne dass ich hingestossen wäre oder auch nur das Licht gebrannt hätte, war eine der Kristallschalen des Kronleuchters zerbrochen.



Der Kronleuchter - der erste meines Lebens übrigens - ist alt, diese Schalen sind nicht mehr zu bekommen, und obwohl ich aus Berlin ein Dutzend Kronleuchter mitgebracht habe, ist das genau der richtige für den Raum. Die richtige Grösse, der richtige Glasbehang, die richtige Kerzenzahl. Und nach 8 Jahren des treuen Dienstes nun so was. Es steigert die Spannung beträchtlich, wenn man nach einer Viertel Stunde Kriechen und Suchen damit beginnen kann, die Scherben wieder zusammen zu kleben und dabei feststellt, dass noch zwei Trümmer irgendwo liegen müssen - wie auf einem Minenfeld tappst man sich auf dem Teppich voran, immer mit der Angst, dass sich gleich scharfes Kristall in das Knie bohrt.

Während neue Häuser im Laufe von 60 Jahren einfach so kaputt gehen, weil das Holz im Dachstuhl nichts taugt und das Plastik in der Küche ausreisst, weil das Parkett nichts aushält und sich die Mauern senken, haben die Häuser vor 1900 ganz andere Probleme. Wenn die Donau steigt, fürchten meine Eltern Wasser im Keller und Schimmel. Hier bei mir werden die Wände feucht, der Putz wird weich und wenn er abfällt, kommt dahinter die Seccomalerei des Kernbaus aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein, die schon die Gesellschaft Jesu einfach überpinselt hat, Pfuscher, elende. Nach 20 Jahren sind auch die teuersten Stahlfedern kaputter, als es die Sackleinengurte von Biedermeiermöbeln je sein werden - und falls die in der Spannung doch mal nachlassen, kann man sie wieder festnageln. Bei meiner Mutter bricht eine Küchenschublade heraus, bei mir bricht ein Stück des Kronleuchters ab. Beide Häuser haben Risse - bei ihnen sind sie ein Zeichen des Verfalls, bei mir ein Zeichen des Alters. Bei ihnen bröselt der Putz, bei mir die Stuckdecke. Ich muss mir keine Sorgen deshalb machen, die Mauern sind hier oben noch 40 Zentimeter dick, aus massiven Ziegeln und Jurabruchsteinen, bei meinen Eltern sind es gerade mal 25 Zentimeter, da ist das Gebrösel so etwas wie ein Menetekelupharsin.

Mit einem alten Haus hat man die schöneren Probleme und die besseren Geschichten. Ein altes Haus ist bei weitem nicht so berechenbar wie ein neues Gebäude, es ist zickig, es hat seine Allüren und grossen Dramen, es ist eine grand Dame im Vergleich zu einer billigen, kaugummikauenden Vorstadtschlampe, und es sorgt schon dafür, dass es einem nie langweilig wird. Weil man das aber früher wusste, sind alte Häuser so angelegt, dass man das meiste selbst machen kann. Und so klebe ich gerade die Kristallschale meines Kronleuchters, während Frau Mama durch die Möbelgeschäfte irrt und verzweifelt nach einem kleinen, fatalen Ersatzteil aus Plastik für eine Küche sucht, das es nicht gibt.

Es geschehen Dinge in diesem Haus, die man sich nicht erklären kann. Aber es ist nicht böse, es will manchmal nur spielen, und es gibt hier keinen Grund, in der Dusche zu schlafen.

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Montag, 25. Juli 2005

Noch besser

Ein verbindliches Standesrecht für Journalisten schlägt das Finblog vor - wie wäre es mit einem Standrecht, anzuwenden auch auf die PR? Es würde keine zwei Wochen dauern, bis das Bildblog keine Arbeit mehr hätte, und ein ekelhaftes Berufsbild würde verschwinden.

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Freitag, 22. Juli 2005

Scheiss des Jahres

Nach der New Economy, ab 2001, tropfelte jedes Jahr ein Bullshit-Thema durch die Medien, intern bei mir als "Scheiss des Jahres" bezeichnet. Also irgendein Sommerloch-Dreck, der was mit Bürgerbeteiligung, menschlichen Kontakten, Technik, Internet, Personalisierung zu tun hatte. Herausragende Beispiele waren:

Multiple Internet Radio Streams (Sollte UKW ablösen)

Personalised Content Refinement (gab´s auch in anderen Bezeichnungen, kommt gerade unter dem Label RSS wieder)

Flash Mobs (tatsächlich gab es sogar ein paar gescheiterte Startup-Typen, die das auch in Deutschland probiert haben)

Bluejacking/snarfing (hat sich ja mittlerweile als Fake erwiesen)

2004 gab es nichts dergleichen, aber dieses Jahr schlägt es um so heftiger ein. Gleich drei Schlagwörter verpesten die einschlägigen Zeitungen, die in zwei Jahren neue Trends haben und sich dann für diese drei Ideen, die nicht gekommen sind, schämen werden:

1. PR-Blogs - human approach 2 customers, jaja.

2. Podcasting - Lustiges neues Wort für eine etwas ältere Geschichte, nämlich etwas aufzuschreiben, in ein in der Regel mieses Mikrophon vorzulesen, zu schneiden, und als MP3 online zu stellen - statt dem Nutzer einfach den Text zum Selberlesen zu geben, und das soll, wenn es nicht gegen das Copyright verstösst, angeblich das Radio der Zukunft sein - na, ich weiss nicht.

3. Der Überbegriff Social Software - warum reden da besonders oft Leute drüber, die ich eher beim Bedienen asozialer Software vermuten würde?

Mediale Wortwegwerfprodukte, Hypes a la Mode, sinnlose Überbegriffe zur Vereinnahmung, Tr-e-nds, und immer auf den human touch achten. Was für die Bild der deutsche Schäferhund ist, der Bridget Bardot den Brustkrebs wegleckt, ist für diesen Hurnaille-Berater-Unternehmer-Quotescheiss-Cocktail die social Software, die mit Traumrenditen im Network die Fickanbahnung nach Ansicht von Flickr-Pics erleichtert und nebenbei noch den Paarungsort vom Werbepartner mit gefälschten Empfehlungen an den Mann bringt, während via RSS die hundert lustigsten MP3-Schmuddelwitze eintrudeln - user generated und kostenpflichtig, natürlich.

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Montag, 4. Juli 2005

Ein Sommer wie bei Eric Rohmer

Die Kaltmamsell erzählt vom Sommer vor vielen Jahren, und darüber, dass ihre Mutter in einer Firma gearbeitet hat, die wiederum in unserem Stammhaus in der Zeit ihr Geschäft hatte. Was für uns ein gemeinsamer Spielplatz wurde, schliesslich wohnte ich in diesem Haus, wobei damals natürlich niemand wissen konnte, auf welchen verschlungenen Wegen das wieder zusammenführen würde.

Von dem Geschäft blieb nichts übrig ausser einem hässlichen Vordach, unter dem früher die Teppichbodenrollen gelagert waren - in den typischen Farben der 70er jahre, die sich bei uns bleiern bis in die Mitte der 80er Jahre hinzogen. Heute würde man das vielleicht schon wieder schick finden; es kann gut sein, dass manches der damaligen Kitschdesigns in Buddhismus-Orange und Signalgrün heute wieder für kurzlebige Designeinrichter in Berlin Mitte produziert wird. Aber schon Ende der 70er Jahre waren die besseren Familien der Stadt zu glatt verputzten Wänden und Terrakottafliessen gewechselt, und die Firma, der die Fläche bei uns zu klein wurde, zog in die Vorstadt, wo sie irgendwann verschwand.



Geblieben ist also wenig - bei mir im Dachstuhl steht aber noch diese Kiste hier, mit sauber verpackten, groben Tapeten aus dem späten 70ern, grüngrauweisslich und fasrig, keine Ahnung, warum die hier vergessen wurden. Aber so ist das nun mal in grossen alten Häusern - man denkt, vielleicht braucht man es nochmal, man hat da oben ja auch den nötigen Platz, also wird es dort eingelagert und vergessen, bis jemand dazu eine Geschichte erzählt und man sich wieder daran erinnert. Und wer weiss, vielleicht in 70 Jahren, wenn ich schon lange tot bin, vielleicht wird die verstaubte Kiste von jemandem gefunden, der sein Glück nicht fassen kann, originale Tapeten aus der Zeit der Revolte, und sein Zimmer damit tapezieren wird, und alle Frauen werden zu ihm kommen und ihn für seine Stilsicherheit bewundern.

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Sonntag, 26. Juni 2005

To do Liste

in 3-D. 9 Meter hoch. 200 qm Fläche. Letzte Bearbeitung ca. 1960. Gehörte erst den Franziskanerinnen, dann Teil eines heute weitgehend zerstörten Patrizierkomplexes, Basis ca. 1450. Oder auch früher, der Steinbefund hinten und im Keller deutet eher auf 1350, und seitdem wurde es nicht besonders gut gepflegt, die Gesellschaft Jesu brachte dort in jüngerer Zeit nur die Kollegiumsküche unter. 1900 gab es erkennbar einen Brand, 1945 gewann die Jurasteinmauer rechts das Duell gegen eine 100-Kilo-Fliegerbombe, aber die Spuren sind noch sichtbar und warten auf Restaurierung.



Nicht heute to do, nicht morgen, irgendwann in den nächsten Jahren. Man muss sich das so vorstellen: Man quält sich drei Tage an einem Fenster ab, und von eben jenem Fenster fällt der Blick hinunter und man überlegt, wie lange man daran wohl sitzen wird, wenn es mal so weit ist. Das sind locker nochmal 15 Fenster. Und mindestens 55o Jahre Baubefunde.

Bloss gut, dass ich das studiert habe. Und das Fenster fertig ist. Jetzt kommt die Tür an die Reihe. Von dort aus sieht man ins fertig Restaurierte.Violinkonzerte von Händel erleichtern das Streichen. Ausserdem ist es immer noch Gold gegen eine bleierne Zukunft mit "neuen, innovativen Wohnformen, die zeitgemäß die gewachsenen Anforderungen an Funktionalität und Mobilität erfüllen". Siehe hier und hier.

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Sonntag, 26. Juni 2005

2raumwohnung. Oder so.

Es ist ein wenig schade um den morbiden Charme des Raumes. Aber weitergammeln und den Motten eine Heimstatt sein ist nur dem Ungeziefer ein Vorteil. Es gibt in Irland ein wunderbares Town House aus der Zeit der Aufklärung, etwa 130 Jahre junger als der Kernbau hier, da hat man alles, wirklich alles an alten Spuren konserviert, so wie es die neuen Besitzer vorgefunden haben. Es gibt einige, historische Gründe, warum das hier nicht möglich ist, auch wenn es schon mehrfach überlegt und gedanklich durchgespielt wurde. Die Substanz war hier oben, bei den Dienstbotenkammern im Dach, nie auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet. Entweder man renoviert es richtig, oder der Verfall der 100 Jahre alten Einbauten greift die Substanz der 400 Jahre alten Konstruktion an. Der erste Teil ist schon seit 8 Jahren fertig, jetzt kommt der zweite Teil dran. Die eigentliche Bibliothek. Das heisst Abschied nehmen von der durchweichten und abgefallenen Blümchentapete der 50er Jahre, dem unerträglichen Teppichboden über den alten Eichenplanken, dem bröckelnden Putz und den maroden Küchentrümmern aus den frühen 70er Jahren.



Die Tür, der Rahmen, das Schloss, die Fenster, Spolien aus der Zeit, als man hier das Mittelalter in grossen Zügen abriss, bleiben natürlich erhalten. 20 Jahre, sagt man in den Baumärkten, hält ein Fenster aus. Das hier ist 15 Meter hoch eingebaut und frei gegen Westen, und hält jetzt an dieser Stelle seit 50 Jahren, und davor war es schon mal 50 oder 70 Jahre woanders verbaut. Abschleifen, streichen, und es hält nochmals mindestens 20 Jahre. Pfenningguat, heisst das hier. Früher haben sie das Holz 7 Jahre gelagert, bevor es verwendet wurde. Früher haben sie die Aussenleiste aus einem Stück Donaueiche gesägt. Lieber drei Tage lang schleifen, spachteln und pinseln, als irgendwelchen neuen Schrott einbauen lassen. Oder es zu verkaufen, was einem eigentlich jeder rät. Geht gar nicht.

Vor ein paar Jahren hat mir jemand Bilder eines grossen Hauses gezeigt, das an eine Erbengemeinschaft ging. Sie haben es verkauft, es wurde abgerissen, und auf dem grossen Grundstück stehen heute drei Doppelhäuser. Das alte Haus war natürlich etwas abgewohnt, verschlissen und dürftig restauriert, es atmete noch den Geist der früheren Besitzer. Für die Erben war es voller Erinnerungen, aber das Geld half gegen alle Sentimentalitäten. Es gab niemanden, der laut genug nein sagte. Es gab verdammt gute Vernunftgründe, jeder bekam seinen Teil, der wahrscheinlich längst an die Konsumgüterindustrie dieses oder eines anderen Landes gefallen ist. Die Person am Auslöser war ein Grenzfall, die hätte sich vielleicht anders entschieden, aber letztlich dann...

Die demographische Entwicklung sorgt dafür, dass von einer Generation der Erben die Rede ist. Es gibt nicht "die Erben". Mit Verlaub: Es gibt eine grosse Generation der Wurschtigen, und eine kleine Generation der Dabeibleiber, quer durch alle sozialen und politischen Gruppen. Es gibt Bayern, die nach drei Jahrhunderten den Bauernhof "heiss" sanieren, es gibt Leute, die ihre Eltern gehasst haben und es behalten, weil sie sich vom Nussbaum nicht trennen können, auf den sie in ihrer Kindheit geklettert sind. Manche schreien, wenn sie in ihrem neuen SLK fahren, und andere, wenn sie Schiefer in den Fingern haben. Manche sehen die Scharten, andere die Geschichte. Die einen hic bekommen rationale Gründe von ihrem Anlageberater, die anderen haec höhnisches Gelächter wegen der Minimalrendite. Manche leisten sich endlich die Weltreise, andere verzichten 3 Monate auf Freizeit. Die einen ficken sich durch Thailand, die anderen sind wegen dem Acrylschweissgestank und der Schufterei horizontal ungeniessbar. Und nur die wenigsten der ersten Gruppe werden es bereuen, bevor sie Hepathitis C bekommen oder die bombensichere Anlage zur Tretmine wurde.

Genug geärgert. Die zweite Gruppe geht zurück zu Spachtel und Pinsel. Und wenn das erst mal fertig ist, werden hier die grossen, privaten Mirabeau-Festspiele gegeben.

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Montag, 20. Juni 2005

Sätze, die ich mag

"In spätestens zehn Jahren ist programmiertes Fernsehen ein Randmedium für die Alten und die Dummen" - von hier via hier.

Schon witzig, wenn in einer total überalteten Gesellschaft, in der ein Stoiber als Wirtschaftskompetenzling gilt und eine Merkel nicht im Sanitärbereich arbeiten muss, die Alten und die Dummen ein "Randmedium" haben sollen. Die Alten und die Dummen sind die allermeisten. Und wie deren Medienkonsum aussieht, kann sich jeder antun, wenn er mal ein Altersheim besucht. Oder nur mal seine Eltern.

Tendenziell werden die Alten und die Dummen auch nicht weniger. Das sind dann auch die Bequemen, die nur dann irgendwo einkaufen, wenn daneben ein Parkplatz ist. Das sind die Beeinflussbaren und Werbezielgruppen, im Gegensatz zu den meisten Internetfreaks, die Werbung noch nicht mal merh wahrnehmen. Die Vorstellung, dass alle tierisch interaktiv irgendwelche Streamcontents downloaden, über die Tastatur gebückt Foren nach weiteren tollen Sendungen abgrasen und die Mittelsmänner der Programmplaner überflüssig machen, ist nicht kompatibel zu Bier, Wampe, Chips und dem Wunsch nach drei Morden in der typischen Grünwalder Villa nach acht Stunden - in 10 Jahren Merstoiwelle dann eher 10 Stunden-Maloche.

Kompatibel ist es momentan nur zu Maxdome oder Youwant.com oder sonstigen lustigen Ideen aus der Zeit 1998-2001. Kennt das noch wer? Nicht? Die hatten aber schon sowas für die jungen Klugen entwick... Na egal. Vielleicht sind manche der jungen Klugen, die laut der obigen Berechnung übrig bleiben, auch einfach nur ein klein wenig vergesslich. Wahrscheinlich kreuzt bald wieder so ein junger Klugseinwollender bei Bertelsmann auf und behauptet was von Internetauto-TV-on-Demand via UMTS. Für die ganz kleinen Supachecker auf der Rückbank, die noch nie was von Jobmaschine Internet gehört haben. Oder von B2C-Marketplaces, oder vom grandiosen Erfolg der Musikplattformen, wo jeder Musiker ganz schnell zum Star werden konnte. Und sei es auch nur mit dem gesampelten Clicken auf die Reload-Taste.

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Sonntag, 19. Juni 2005

1 (in Worten ein) "Vetrauter"

oder das, was man halt so als Vertrauten bezeichnet, von Bundeskanzler Schröder also soll dem Spiegel gesteckt habem, man plane eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 20%.

Ich kenne auch 1 Spiegelmitarbeiter, der den Chefredakteur schon mal allein gesprochen hat, und der sagt, dass beim Spiegel momentan die Parole ausgegeben wurde, Rot-Grün wegzuschreiben. Und noch so ein paar Sachen.

Stimmt wahrscheinlich mehr als die Wahlpropaganda des Spiegels für die Union, würde ich aber auch nicht dahingehend aufsexen, dass der Spiegel eine politische Agenda hat. Zumindest nicht in einer seriösen Zeitung, wo man mehr erwartet als einen namentlich nicht genannten "Vertrauter" aka Hinterträger aka vielleicht auch einfach aufgesextes Geblubber eines Hinterbänklers und eine fette Schlagzeile, die nach 3 Stunden schon wieder Müll ist, weil ich nichts nachzulegen habe.

Natürlich, in der Bild-Gosse, da wo die dicken Umsätze gemacht werden und sie alle hinwollen, ist das nartürlich anders.

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Montag, 6. Juni 2005

Sie wissen, dass ich wieder da bin.

Ich sollte mein Handy ausschalten. Und nicht mehr meine normale Mailbox aufmachen. Sie haben es schon gehört. Sie haben auch schon ein paar Ideen, was ich machen könnte. Für sie.

Ein Expose schreiben zum Beispiel, für ein hübsches Objekt in bester Lage. Der Stuhl von dem, der das bislang hätte machen sollen, ist noch warm, er selbst versucht wahrscheinlich gerade, einen Termin beim Arbeitsgericht zu bekommen. Jaja, so ist das, wenn man sich auf mündlich geschlossenen Arbeitsverträge verlässt. Keine gute Idee in dieser Branche, aber er selbst wollte es auch so, Hauptsache er kriegt den Job. Jetzt hat er den Ärger. Und ich den Stress mit Leuten, die denglisch aus dem Mund stinken: C´mon, du machst das sexy, Don. Gib ihnen Zucker, mach sie heiss.

Und wenn sie gerade keine Zeit haben, darf ich auch noch die Verhandlungen führen. Die immer hübsch unangenehm sind, denn dieses Geschäft, das den Endkunden so viel Zufriedenheit und Sicherheit verspricht, ist voller reissbarer Messlatten und Unwägbarkeiten. Und es ist ein Bereich, bei dem die Ratten gerade nervös werden. Ein Bereich, der seinen Crash noch nicht hatte, aber die Schrift ist an der Wand, und die Bretter für den Sarg sind schon gesägt.

Es soll Leute geben, die kommen nach langer Zeit zurück nach Hause, und das Schlimmste, was ihnen passiert, ist Frau Mama mit der Tekanne, dem Gebäck und mit den Worten "Iss, Kind, iss." Da, wo die Stimme herkommt, gibt es nur Selters und von Sekretätinnen gekaufte Pralinenmischungen, aber das alles aus Designerchromblech auf Systemtischen, und Raumteiler aus Milchglas. Das war mal mein Zuhause, in einem anderen Leben, und dafür bin ich eigentlich nicht zurückgekommen, denke ich, als die andere Seite von einer Deadline am Freitag spricht. Notebook stellen sie. Kann ich dann auch behalten. Auch den Reload-Button, frage ich?

Was, meint die andere Seite.

Nur ein Witz, sage ich. Haha.

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