: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 10. November 2013

Fetch it if you can

Einerseits ist es gefährlich und auch sicher irgendwie verboten.

Andererseits finde ich ja, dass man bis zu 5 Kilometer alles, wirklich alles mit dem Rad machen kann, und dazu kommen - ich werde alt - auch noch so Erscheinungen. Etwa, dass man es merkt, wenn sich Muskeln zurückentwickeln. Es ist schon ein wenig fies: Ich fahre Pässe und sehe am nächsten Tag lediglich so aus, als wäre ich in einer überlangen Oper gewesen, in deren Pause das Buffet von Käfer und damit ungeniessbar war.Aber kaum macht man mal fünf Tage wenig bis nichts, kommen diese Verspannungen. Nun ist es zu kalt, um jeden Tag 60 Kilometer zu fahren, und ich habe auch viel zu tun, aber wenn sich die Gelegenheit schon bietet, und es nur 5 Kilometer zum Ziel über die Donau sind, dann sollte man das auch machen. Selbst wenn es illegal ist.



Allein schön südlich der Donau! Nördlich der Donau ist das Hochufer, auf dem die besseren Leute wohnten, und südlich war das Donaumoos, eine Art Sumpfgebiet, das dem Rest blieb. Deshalb sagte man früher, dass man über die Donau nicht zieht. Noch immer bin ich etwas dezent anerstaunt, wenn mir Neuzuzügler erzählen, sie hätten da ein ganz entzückendes Haus gefunden und es war auch billiger, dabei liegt doch nur die Donau zwischen dem Haus und der Altstadt. Ja, hat Euch das keiner gesagt, möchte ich fragen. Eure Kinder werden dereinst allenfalls Ingenieure bei MBB abkriegen... aber das ist heute alles nicht mehr so wie früher. Nur falls die Donau in Form des Sumpfes über das Waschhaus hochkäme, würde es weniger schön werden.

Südlich der Donau wohnt dann einer, der so alt ist wie ich und sich auch in den gleichen Ecken herumtrieb; als ich meine Rennradteile kaufte, beschaffte er sich im gleichen Laden ein MTB. Eine Frau, ein Kind und einen Hund später steht es nur noch in der Garage, denn jetzt geht vieles nicht mehr mit Frau und Kind. Geländeradeln ist viel zu gefährlich, und so ist es diesmal keine Unsprtlichkeit oder eine Bandscheide, sondern allein fehlende Gelegenheit und wenig Platz, weshalb das Artefakt der Jugend auf mich übergeht.



Er hätte es besser pflegen können. Dann hätte die Bremse nicht an der verbeulten Felge geschliffen, was beim Radeln mit zwei auf vier Rädern eine ziemlich fiese Angelegenheit ist. Was hilft, ist der Gedanke, wie peinlich es wäre, würde etwas südlich der Donau passieren. Das hat er davon, wenn er die Donau überquert, hätten dann die alten Damen gesagt. Heute bauen sie hier Luxusquartiere für 5000 Euro pro Quadratmeter und ich keuche mit dem weitaus billigeren Sunn - ein Franzosenrad übrigens - die Brücke hoch.. Es sind nur 10 Kilometer und dennoch werde ich gut schlafen, und auch der rechte Arm wird nicht verspannt sein. Neonazis und viele Fussballfans wissen, wie eklig das sein kann, aber ich treibe anderen Sprt und der belatet alles gleichmässig. Egal ob bein Fahren oder Schrauben.

Wie ist es also südlich der Donau? Komisch. Ich bin da eigentlich nie, und mit einem guten Grund war es schon in Ordnung. Man kann es da vermutlich aushalten. Hinziehen würde ich aber nicht. Der Radladen, aus dem es kommt, stand übrigens auch nördlich der Donau. Hat bis heute unter den Älteren einen guten Namen. Aber wo er war, stehen heute moderne Silos ohne Geschichte. Auch davon wird man nördlich der Donau nicht verschont. Die Häuser und Jahre verschwinden, die Artefakte und das Wissen bleibt.

Vorerst. Manches Rad gebe ich gern weiter, dieses eher nicht.

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Samstag, 9. November 2013

Heimgeschichte

Das Schönste an der Heimat? Der unbegrenzte Teenachschub. Immer, zu jeder Zeit, in den Mengen, in denen ich das brauche. Es ist nicht gerade wenig. Und der Blick auf die Bücher und das bald einzumottende Rad von einem Sofa aus. Ein Sofa, das älter ist und etwas erzählen kann; das allerdings ist abgedroschen und wurde vor 300 Jahren schon literarisch restlos ausgebeutet. Weshalb ich hier natürlich auch nichts sagen werde.



Teetrinken, eigene Weintrauben essen und das gefühl haben, alles hier gehört einem selbst - das ist schon fein. Ich finde es sehr richtig, dass die Gesetze dem Mieter helfen, sich schon fast als Eigentümer auf Zeit zu sehen, denn das trägt zu seiner Zufriedenheit bei. Mein Gefüjl jedenfalls ist sicher den ganzen Aufwand wert, den ich mit der Erhaltung - und nächstes Jahr, soweit möglich, mit der Erweiterung - habe. Aber du hast doch keine Kinder, wozu das alles, fragen manche. Das ist wie mit Kindern, man macht das halt, weil man es für richtig hält - von Kindern hat man ja nach dem Tod auch nichts mehr und wenn es schlecht läuft, auch schon davor wenig mehr als Ärger. Das kann einem bei einem haus, das man schon seit Jahrhunderten kennt, so natürlich nicht passieren.



Schlimmstenfalls mache ich halt Patenonkel, da findet sich dann schon wer. Vorher klebe ich noch auf die Bilder irgendwelche Phantasiepreise, auf der Schreibmaschine getippt - wenn sie sie einst verkaufen, ist so ein alter Zettel mit hohen Preisen - noch in D-Mark, Schilling und Schweizer Franken - nicht weniger preistreibend als heute. Die Welt will betrogen sein, und wenn das noch eine Weile nach meinem Ableben geht, ist das ja auch eine Art Untersterblichkeit für Halunlen. Irgndwo muss auch noch der alte Petschaft vom U. sein, von 1848 - vielleicht mache ich auch ein paar Siegel hinten drauf. Nur so, für den Hausgebrauch. Bilderfälschung ist ein Verbrechen, Provinienzfälschung dagegen schönste Literatur.



Richtig, ein Packerl ist auch angekommen, nichts von grossem Wert, aber dekorativ und ivh schaue auf so etwas gern, wenn ich am Schreibtisch am Tegernsee sitze. Da schaut man doch gerne auf eine Sommerlandschaft, wenn es draussen schon um vier Uhr stockfinstere Nacht ist.

Wie auch immer, schlimmer als auf dem Sofa wird es dies Jahr nimmer.

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Mittwoch, 6. November 2013

PORN PORN POOOOOOOOOOOORN!!!!

Der Trinker wurde übrigens doch noch überraschend vom Restaurantbesitzer bezahlt, der erst Schwierigkeiten hatte, ihn zu bezahlen. Meine Überweisung kam kurz danach an, so ist es halt und man kann nicht alles haben. Hatte schon den Platz freigeräumt, aber zum Glück noch keine Nägel entfernt.

Tja.

Schade. Aber so 100% war ich auch nicht überzeugt, und wer weiss, ob der Käufer es nicht am Ende doch zurückgibt. Die Schicksale der Bilder sind manchmal unergründlich.

Schlimmer war übrigens - nur mal ein Beispiel - der Umstand, dass ich vor ein paar Monaten dieses superpornographische, mich total geil machende Meisterwerk der schamlosesten Erotik nicht bekommen habe:



Das Buch!!!!!! Sehet nur das Buch und denket an die indiskreten Schatzkästchen! Sie liest sicher Diderot!

Nun weiss jeder, der mich kennt, dass ich zwei eherne Grundsätze habe:

1. Kein Sex mit verheirateten oder geschiedenen Frauen oder Müttern oder deutschen Jungliteratinnen.

2. Keine Gemälde nach 1850.

Damit wäre das Bild eigentlich so uninteressant und undenkbar wie weiland die G., die B., die V. und ihre Freundin T. gewesen wären, weil es von 1865 ist. Aber die Nacht war damals letzten Winter dunkel und es sieht ja keiner und so versuchte ich, sie abzuschleppen; allein, wie so oft, da hat wohl auch ein Zahnarzt gemerkt, dass diese Frau in den Eingangsbereich der Meraner Villa muss. Und mich mit seinem grösseren Geldbeutel - das einzige, was zählt - ausgestochen. Dachte ich.

Und dann hat er es nicht gewollt. Oder seine Frau wurde eifersüchtig. Es gibt Bilder, neben denen tut das Altern es weh. Das hier ist so eines. Gerade weil sie nicht mehr ganz jung ist, vielleicht 42, und ihr dennoch nicht das bevorsteht, was keinem von uns erspart bleibt.

Gerade also stand ich wieder vor der Wahl, und sagte mir: Dafür mache ich kein Glücksspiel, trinke nicht, nehme keine Drogen und gehe in kein Bordell. Da werde ich doch wenigstens für ein paar Lappen einmal so eine grossbürgerliche, rattenscharfe Leserin mit nach Hause nehmen können. Frauen mit Büchern. Ihre Blicke spiessen mich auf wie eine Nadel den Schmetterling. Alle reichen Söhne - werft das Geld! Alle Oberländer - werft das Geld! Und Du, Don Alphonso - werf das Geld. Und das habe ich getan. Ich musste sie haben.

(Solange sie mindestens 150 Jahre alt sind und keine deutsche Jungliteratin, aber die gibt es ja auch nicht in Öl, sondern nur in Dumschwätz-Twitter)

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Freitag, 1. November 2013

Brauche ich einen Säufer?

Der Betrunkene hier wird mir gerade angeboten: Recht gross, meines Erachtens eine alte Kopie des frühen 18. Jahrhunderts eines holländischen Originals aus dem Umkreis der sog. Bamboccianti.



Das Bild ist von oben - und daher etwas verzerrt - aufgenommen.

Pro: Chiaroscuro! Manierismus! Der Einfluss Caravaggios! Der goldene Ohrring! Relativ gesehen auch der Preis.

Contra: Nicht gerade erstklassige Ausarbeitung. Und halt das Sujet. Brauche ich einen Säufer in der Wohnung und reicht es nicht, dass das Internet schon voll mit Leuten ist, die Bierflaschen in der Öffentlichkeit tragen?

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Sonntag, 27. Oktober 2013

Mitbringsel

Ich habe mir das letzte Mal in Italien kein Rad gekauft. Auch keine Schuhe. Nur Apfelstrudel, sonst nichts. Und dann war eh Sonntag und am Sonntag kann man nichts kaufen. Als ich dann am Brenner war, sah es so aus, als hätte ich mich endlich einmal beherrschen können. Und es stimmt ja auch, ich habe kein Rad aus Italien mitgebracht.







Allerdings war direkt hinter der Grenze zuu Österreich ein Geschäft für Radkleidung. Das machte Totalausverkauf, und weil man ja Trikots immer brauchen kann, und das heute zu Normalpreisen nicht weniger als normale Mode überteuert ist, hielt ich eben an.

Und kaufte Trikots, zwei, ganz billig. Allerdings sah ich dann an der Kasse, dass dort ein altes Simioncini im Schaufenster hing, eines von der ganz seltenen Sorte, und ich habe Blut und Wassr geschwitzt, weil da 10 vor mir waren und ich fürchtete, die würden es gleich einsacken. Haben sie aber nicht getan, und so habe ich eben aus Italien kein Rad mitgebracht, nur unterwegs war da halt eines im Schaufenster.







Aber ich habe mich beherrscht, habe nach keinem Rad gesucht und auch nicht bei Subito geguckt. Ich finde das - obwohl Eigenlob - sehr vorbildlich, und das Simoncini war keine Absicht, keine Planung und keine Jagd im eigentlichen Sinne, sondern nur die Verkettung von Umständen jenseits meiner Kontrolle und von Italien natürlich auch.

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Freitag, 25. Oktober 2013

Schickt sie mir an einem Regentag

Man könnte einen eigene Seite machen, rund um das Thema "Kunstversand österreichischer Auktionshäuser und Händler". Gebrauchte deutsche Fahrradketten werden meistens besser verpackt und gesichert, während sie Nachbarn gar keinen Hehl daraus machen, was sie von dem Geraffel halten.



Meine Überraschung, dass eine leicht lädierte Biedermeieritalienerin nun doch sauber eingepackt und in einem Karton ganz ohne verächtliche Anspielungen kommt, ist unbeschreiblich; ich wohne ja in der Altstadt, wo man sich kennt, und der Postbote staunt manchmal nicht schlecht über Damenbinden, Bananen und billlige Waschmittel, die mich aus Wien erreichen. Aber ich kenne das ja aus meiner Wiener Zeit; da gibt es Läden, die wie Rumpelkammern aussehen und de facto auch Rumpelkammern sind, und wenn man dann hineingeht und nach den Preisen für das ruinierte Zeug fragt, bekommt man Antworten, die man nicht mal in München bekäme, so unverschämt sind sie.



Insofern sind dann das Ersteigern und der Versand über jene 400 Kilometer die Donau hinunter, die Wien von meiner Heimat scheiden, keine dumme Sachen. Lieber schlecht verpackt als gut ausgenommen, würde ich meinen. Und so tröpfelt dann doch einiges zu mir, was ich früher auf dem Naschmarkt vergeblich suchte. Es ist nicht so, dass es in Wien nicht reichlich gäbe; die Stadt hat sich besonders im 19. Jahrhundert vollgesogen mit allen Reichtümern der Provinzen, und ich bin immer wieder erstaunt, was in der Zeit vor der italienischen Einheit alles seinen Weg aus Oberitalien in die k.u,k,-Hauptstadt gefunden hat. Man schimpft ja gern über die Raubzüge Napoleons, aber unter österreichischer Herrschaft haben sich auch die Beamten und Verwalter offensichtlich gut beim niedergehenden Adel und Bürgertum von Bergamo bis Venedig bedient, und nach Wien verschleppt, was an die Wände passte.



Früher, das erzählte man mir in Italien vor "la Crisi", war das durchaus bekannt, und vieles, was im inzwischen Antiquitäten liebenden Land der blühenden Zitronen und Immobilienblasen zu kaufen ist, wurde in der Frühzeit dieses Jahrhunderts zurückgeholt. Vor ein paar Wochen war ich in Österreich bei einem Händler, der seinen Sitz nun aus Wien weg in Richtung Passau verlegt hat: Man geht halt mit der Kundschaft. Und reduziert auch die Preise, weil weniger Konkurrenz da ist. Früher hätte es ein Gezerre sondersgleichen zwischen Bietern nördlich und südlich der Alpen gegeben, heute lernt man im Westbalkan wieder die Vorzüge der Deutschen zu schätzen. Abgesehen davon: Biedermeier ist gerade unglaublich unbeliebt, weil all jene, die in den 90ern sich all die teuren Möbel leisten konnten, sich nun langsam verkleinern oder an Kinder vererben, die damit nichts anfangen können. La Crisi des Überflusses.



Dazu wohnen die Kinder dann auch oft noch in Städten unter vergleichsweise beengten Bedingungen, und nicht wie die Eltern in weiträumigen Villen, in denen man sich halt ein Biedermeierzimmer eingerichtet hat. Russische Ikonen wären noch schlimmer, aber auch das Elternhaus empfinden viele als Last, und das weite Land ist nicht zwingend die Grossregion München. Wer das Pech hat, ein Haus in Bayruth oder bei Fulda zu haben, merkt nichts von Immobilienboom und den immensen Erlösen, die man in München erzielen könnte. Biedermeier ist auch schwierig, aber irgendwie bekommt man das noch unter und die Einnahmen reichen für einen halben Kinderwagen der Mittelklasse.



Nun also ist sie da, an einem Regentag, zeigt mir ihre makellosen Schultern und erzählt von den Verwerfungen der Zeiten, nach denen man sich zu ihrer Zeit überhaupt nicht gesehnt hat. Erstmal bleibt sie hier, die nächsten Dekaden werden ruhig, und mag sich auch die Welt draussen verändern: Hier ist sie nicht fremd, hier passt sie durchaus her.

Ich mag ihr Lächeln.

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Donnerstag, 24. Oktober 2013

In einer wirklich beschissenen Parallelwelt:

Firmen-Gründer Michael O. Schmutzer bahnt Büro-Vermietungen über XING an und überzeugt seine Kunden durch Arbeitsräume, die nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltet sind. Gute Büros stimulieren zu guter Arbeit. Jederzeit. "Bei uns checken sich Büro-Nutzer ein, denen wir durch Verlässlichkeit in unserem Service eine kreative und doch von Heimatgefühl geprägte Arbeitswelt bieten. Diese Routine kann entschleunigen und konzentrieren helfen“, so Schmutzer. Infratest-Zukunftsforscher Wolf pflichtet ihm bei: "Als Kernbedürfnis der Wissensarbeiter gilt ein stress- und sorgenfreies Arbeiten.“

Ich wäre ja lieber tot, als mit Michael O. (!!!!!) Schmutzer über meine Kernbedürfnisse zu reden, zumal seine Vorstellungen von Arbeit nicht meiner Neigung entsprechen, in meinem Bad, solange es noch nicht restauriert ist, nach Herzenslust an schmutzigen Rädern zu schrauben. Manchmal wüsste ich gerne, ob sich Leute erst mal mit dem Wesen ihrer Adressaten beschäftigen, bevor sie ihnen so etwas schicken. Ich rieche Resopal und Kirschimitat und Kostenrechnungen für möglichst billige Reinigungskräfte. Ich finde das alles so furchtbar und wenn ich mal in Büros bin, sind da auch nie Barockgemälde.

Also. Ich habe jetzt das Viner Nemo fertig. Noch so eine jahrelange Baustelle, dereinst den Rahmen gekauft und nie gewusst, was ich damit machen soll. Aber die Niederlagen und knappen Siegen in den Alpen haben mich dazu gebracht, noch ein radikales Bergrennrad mit XTR zu bauen



Ich werde eher kritisch und unsicher, wenn etwas zu gut läuft: Die letzten Projekte waren sicher so, wie Michael O. Schmutzer das in seiner Powerpoint zeigen würde. Da bin ich mit einem halben Werkzeugkasten losgefahren in der Erwartung, dass alles noch einmal justiert werden müsste. Aber alles hat gepasst. Nichts war zu machen, alles lief perfekt.

Diesmal jedoch war die ganze Kurbel verbogen. Ich habe keine Ahnung, wie so etwas passieren kann, jedenfalls war das daheim im Bad dann noch ein lautes Gefluche und Geschrei bei der Metallbearbeitung, wie es sich Sozialnetzwerker gar nicht vorstellen können. Natürlich habe ich die Kurbel vor Ewigkeiten gekauft, weil sie enorm billig war und man sie irgendwann mal braucht; da kann ich mich jetzt nicht mehr beschweren, sondern nur noch Rohr und Zange und Hammer - meine Lieblingswerkzeige, nehmt das, ihre Drehmimentfetischisten - bemühen. Am Ende ist es dann so lala gelaufen, aber da kann man immer noch was verbessern. Nicht nur an der einstmals 300-Euro teuren Kurbel, auch an den Pedalen mit Titanachsen und so leid es mir tut: Brooks-Sättel passen bei all der netten Werbung, die sich machen, einfach nicht zu meinem Hintern.

Die Welt ist nie so perfekt wie bei Michsel O. Schmutzer, und ich werde noch viel Dreck an den Händen haben, bevor diese Kiste die Pässe der Alpen erklimmt. Aber das wird sie tun. Und ich werde darauf sitzen und herabschauen auf dumm und zufrieden lachen über all das Wissensarbeitergesocks mit ihren Twitterakademien und Businessblogs und Stühlen gegen Haltungsschäden.

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Mittwoch, 28. August 2013

Den Winter ins Haus holen

Barzahlung und persönliches Bieten werden mittelfristig wieder die Mittel der Wahl, wenn man nicht möchte, dass die Staatsverbrecher unter dem Regimeführer Obama wissen sollen, was daheim passiert. Das gilt bei Callgirls vermutlich nicht weniger als bei dem, was manche Kleindenkende an Essen im Internet bestellen, und die Vision des per Internet selbst füllenden Kühlschranks vermeidet dann auch den Killerdrohneneinsatz - wen nicht ins System passt, dem mischt man halt ein wenig Plutonium in den Bioyogurth. Oder halt, Obama und Co. morden natürlich streng nach ABC-Richtlinien, von Munition aus abgereichertem Uran einmal abgesehen, vermutlich wird dann einfach eine Milchflasche mit Nitroglycerin geliefert, das ist moralisch unbedenklich und die Speichellecker in Berlin werden dann sagen, dass man halt den Kühlschrank besser hätte verschlüsseln sollen

Da kann man eigentlich nur auf eine falsche Lieferung hoffen. Werde in Zukunft wohl öfters mit Adressen in Berlin hantieren. Da ist doch so einer, der wo Antiamerikanismus wittert.





Aber noch kommt mein Essen vom Markt und weil ich schon mal gewisse Probleme mit Stalkern hatte, schaue ich auch auf dieAdresse der Pakete, die kommen. Und weil ich ja in den Meraner Sommer fahren werde, macht es mir gar nichts aus, jetzt eine herbstliche Tarte zu backen und den Winter freudig zu begrüssen. Denn der ist im Paket gut gesichert und dick verhüllt, damit ihm auf seiner langen, langen Reise nichts passiert. Diese Reise, die aus welchen Gründen auch immer in Frankreich vor 250 Jahren begann und einen Umweg über Italien genommen hat, endet nun hier, und wenn ich an den letzten Winter denke, dann ist hier sicher ein geeigneter Ort für dessen Betrachtung.





Sommer und Herbst mit lieblichen Körpern und Gesichtern habe ich schon, und was ich ausserdem habe, ist ein Platzerl, denn das Bild ist nicht sehr gross, und da kann man ja auch mal einen Moment die strengen Vorsätze aussen vor lassen. Da gab es zwar in der letzten Woche ein wirklich grosses Problem, ach was Debakel! - an meiner Wand, und dann nagelte ich Frauen um, dass es keine Freud für die Nachbarn war. Denn es war spät, und ich konnte nicht warten. Aber diesmal weiss ich schon, wie ich mit ihr verfahren werde. Denn der Winter ist natürlich auch eine Sie. Meistens erscheint sie als alter, in Pelz gekleideter Mann, aber meine Winterin - Gender rulet, wenn keine Tröten spielen! - hat sich fein gemacht und hat einen lustigen Hut mit herabhängenden Perlen.





Ich hasse es, wenn sich Damen, von der Auslieferung schmählichst genötigt, verspäten, und ich sie nicht persönlich in Empfang nehmen kann. Wenn sie gar zwischengelagert werden müssen. Das gehört sich nicht. Viel Zeit bleibt nicht, um sie zu betrachten, denn das Rad wartet, und der Transfer zum Tegernsee für das grosse Abenteuer. Die Winterin bleibt hier und deshalb hoffe ich, dass es in Südtirol auf den Pässen auch nicht schneien wird.

Und den Abschaum der Überwachungsregimes gibt es da oben hoffentlich auch nicht.

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Donnerstag, 22. August 2013

Grand Tour

und zwar auf Französisch: Heute frisch eingetroffen und bereit, auf eine grosse reise zu gehen, auf die es in den letzten 40 Jahren nie gegangen ist.



Es heisst Hirondelle - Schwalbe auf Deutsch - und wäre eigentlich eine ganz wunderbare, schwalbengleiche Retroidee: So wie vor 40 Jahren verreisen, alles wie in Echt, mit einem alten Zelt und altem Gepäck und vorher gar nicht wissen, wohin einen Sonne und Wind treiben. Natürlich weiss ich, dass in einem dünnen Schlafsack in einem undichten Zelt bei Regen liegen nicht ein wirklich grosser Spass ist, aber selbst, wenn nicht: Ist es doch ein schönes Weltenrad. Wie ein Globus, wie ein alter Koffer erinnert es an das Andere.

Und es erinnert mich an die Frage, was eigentlich Glück ist? Ich schaue nach Hamburg und sehe, wie der neue Chefredakteur, der seinen Springer-Buddy als Nummer 2 installieren wollte, zu scheitern droht, ich sehe unwürdige Schauspiele und scheussliche Nummern hässlicher Menschen: Das ist gar nicht meine Welt. Meine Welt ist befahrbar und will genossen werden.



Waren Sie schon mal mit der S.Bahn auf dem Weg zu einer Medienkantine und am Tag drauf in einem Klosterbiergarten, zu dem man radeln kann?

Das ist eine Grand Tour, und echtes Lebem. Alles andere möchte man gern denen überlassen, die sich dazu berufen fühlen. Aber natürlich befriedigt es mich zu sehen, wie es jetzt zum Hamburger Fenstersturz kommt, und wenn der Büchner verschwindet, soll er gleich noch die anderen Rechtsausleger und Gossenschmierer und den Scheinlinken Augstein mitnehmen, dessen Haltung auch nichts anderes als ein Marketingtrick von SPONschleim ist.

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Sonntag, 4. August 2013

In schlechten und in ganz schlechten Tagen

Irgendwo muss ja all das Wasser hin, das in den letzten Wochen die Niederungen und die Luft so stickig gemacht hat, und dann ist es eben schlagartig Frühherbst, die offenen Fenster klappern im Wind, und die Regenrinnen können all das Grau, was sich vom Himmel ergiesst, gar nicht mehr fassen. Und mit dem Himmel trübt sich die Stimmung ein, die Gedanken gehen zu alten Fehlern und Versäumnissen, die ihre giftigen Stachel in die Gegenwart recken. Da wäre es schön, eine Ablenkung zu haben, aber das Buch von Attilio Brilli, das so vergnüglich klang, ist zäh und ungeniessbar wie altes, speckiges Leder. Überhaupt, wie man über so ein saftiges Thema wie das Reisen in Italien ein derartig verkopftes Buch schreiben kann, mit einer Einleitung wie aus den schlimmsten Autorenfedern des Feuilletons, so überzogen besserwiseriscch, schwer und angebend - das verstehe ich nicht.





Doch statt aschfahl am Fenster zu sitzen, ist mir beim Denken an meine vielen Irrungen eine eingefallen, die seit Monaten im Abstellraum wartet. Gekauft im bitterkalten Februar aufgrund einer Laune und des günstigen Preises, das Interesse verloren wegen anderer Projekte und des ersten kleinen Problems, weggeräumt mit dem Gefühl, dass diese kleine Sache teuer würde - so kam das. Aber beim Regen ist mir dann die Lösung beim Öffnen eines Schubladens entgegen gefallen, das kleine Teil, das damals verloren schien, und bei genauerer Betrachtung fehlt gar nicht so viel Arbeit, um es zu vollenden. Und kaum eine schönere Arbeit gibt es, in Finsternis die nächste Rakete zu bauen, um mit ihr dann in der kommenden Hitzewelle über das Land zu jagen. Es ist eine Versprechung einer besseren Zukunft, und so viel besser als das Grübeln über Dinge, die so schlecht waren, obwohl das Beste getan wurde.





Schwarz muss es sein wie die Sünde, und in Tagen wie diesen unamerikanisch; zum Glück wurde Scott, bei denen früher dick USA auf den Rahmen stand, an Leute verkauft, die etwas vom Rennrad verstehen und zudem in Europa bauen. Nur der Name klingt noch amerikanisch, der Rest kommt aus Japan, Frankreich, dr Schweiz und Italien. Es war nicht gerade klug, es zu kaufen, allenfalls entschuldbar, aber es sind dann diese Tage, da alles andere so sinnlos und leer erscheint, diese Tage des nächsten drohenden Winters, da etwas sein muss, das man tun kann, wenn sonst schon alles vergebens scheint. Man macht Fehler, man gibt sich dem Unvermeidlichen hin, und man baut etwas an, um vielleicht später zu ernten. Den Ausgang der Geschichte kennt niemand, aber alles ist manchmal besser als die Erinnerung, und während meine Hände schwarz vom Fett werden, strahlen weiss die Hoffnungen einer noch unbeschmutzten Zukunft.

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