Freitag, 6. Februar 2004
oben / unten
Während oben der Afterwork beginnt, unter denen, die noch eine Vorafterwork-Arbeit haben, während das Leben still steht und es gut ist, weil alle Bewegungen da oben das Rennen durch ein Minenfeld ist, denn es ist Berlin und Abbauen ist das einzige Geschäft, das in Berlin echt gut läuft, besser als Drogenhandel, dem inzwischen auch die Preise kaputt gehen...
rattert unten die Strassenbahn über kantige Gleise, hinterlässt in der engen, ungepflegt-ostdeutschen Strasse eine Kakophonie aus Rumpeln und Kreischen, und in ihr lauter stumpfe, müde Gesichter von denen, die keinen Tiefgaragenplatz und vermutlich auch kein Auto haben. Viele Studenten, die nicht mehr streiken, sondern schon wieder versuchen, das Semester im Krieg jeder gegen jeden gebacken zu bekommen.
Damit sie später auch mal da oben sitzen und runterschauen können, wenn es draussen dunkel und kalt ist, aber es sie nicht weiter betrifft, denn ihr Weg wird sich, so hoffen sie, auf Ledersitzen abspielen, allein, von Tiefgarage zu Tiefgarage, und dann mit dem Lift ins Loft, so leer wie viele Hoffnungen.
rattert unten die Strassenbahn über kantige Gleise, hinterlässt in der engen, ungepflegt-ostdeutschen Strasse eine Kakophonie aus Rumpeln und Kreischen, und in ihr lauter stumpfe, müde Gesichter von denen, die keinen Tiefgaragenplatz und vermutlich auch kein Auto haben. Viele Studenten, die nicht mehr streiken, sondern schon wieder versuchen, das Semester im Krieg jeder gegen jeden gebacken zu bekommen.
Damit sie später auch mal da oben sitzen und runterschauen können, wenn es draussen dunkel und kalt ist, aber es sie nicht weiter betrifft, denn ihr Weg wird sich, so hoffen sie, auf Ledersitzen abspielen, allein, von Tiefgarage zu Tiefgarage, und dann mit dem Lift ins Loft, so leer wie viele Hoffnungen.
donalphons, 23:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 3. Februar 2004
Saniert
Manche Leute sind sich zu nichts zu schade: Ungeachtet des offensichtlichen Zustands wird aufgehübscht, aufgesext und gelogen, was das Zeug hält, bei Branchen wie Maklern und Gebrauchtwagenhändlern. Hier ein besonders krasses Beispiel, gesehen an der bevorzugten Wohnlage Tübinger Zahnarzttöchter, der Kastanienallee:
Der Putz ist weitgehend ab, der Rest wurde angesichts der Einschussslöcher seit 1939 nicht mehr gepflegt, überall sind Wasserschäden - aber das Plakat ist frisch, rein, peppig.
Das Problem bei der New Economy ist, dass es dort keine erkennbaren Ruinen mehr gibt. Startups werden einfach vom Netz genommen und gammeln deshalb nicht, Ex-CEOs verkriechen sich, oder kommen mit brandbneuen Visitenkarten wieder. Ausgerechnet in unserer von Bildern geprägten Gesellschaft gibt es keine Visualisierung der Katastrophe, selbst so einer wie Alexander Falk schmort ohne aufregenden Bildbericht im Knast.
Und mit dem Thema Social Networking werden auch schon wieder schöne Plakate aus den virtuellen Fenstern gehängt, mit tollen Versprechungen, so viel, dass schon wieder viele nicht mehr auf die Fäulnis daneben sehen. Gerade Journalisten sind da etwas betriebsblind.
Und singen: "Auferstanden aus Ruinen..."
Der Putz ist weitgehend ab, der Rest wurde angesichts der Einschussslöcher seit 1939 nicht mehr gepflegt, überall sind Wasserschäden - aber das Plakat ist frisch, rein, peppig.
Das Problem bei der New Economy ist, dass es dort keine erkennbaren Ruinen mehr gibt. Startups werden einfach vom Netz genommen und gammeln deshalb nicht, Ex-CEOs verkriechen sich, oder kommen mit brandbneuen Visitenkarten wieder. Ausgerechnet in unserer von Bildern geprägten Gesellschaft gibt es keine Visualisierung der Katastrophe, selbst so einer wie Alexander Falk schmort ohne aufregenden Bildbericht im Knast.
Und mit dem Thema Social Networking werden auch schon wieder schöne Plakate aus den virtuellen Fenstern gehängt, mit tollen Versprechungen, so viel, dass schon wieder viele nicht mehr auf die Fäulnis daneben sehen. Gerade Journalisten sind da etwas betriebsblind.
Und singen: "Auferstanden aus Ruinen..."
uceda, 23:57h
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Montag, 2. Februar 2004
Er wird es nicht mögen
Wir haben lange darüber gesprochen, rumgetan, es gibt über ein Dutzend Entwürfe, aber nur einer hat etwas getaugt. Aber auch da - ne, also, hm. Dann das, quasi beim ersten Anflug auf Berlin:
Das isses. So sieht die Welt für diejenigen aus, um die es hier geht. Drinnen alles kühl, abweisend und leer, sie sind draussen und dürfen nicht rein. Es regnet. Und die Nacht will nicht enden.
Das isses. So sieht die Welt für diejenigen aus, um die es hier geht. Drinnen alles kühl, abweisend und leer, sie sind draussen und dürfen nicht rein. Es regnet. Und die Nacht will nicht enden.
donalphons, 01:39h
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Sonntag, 1. Februar 2004
Mittonized
in the very heart of the ruins following the german hypes 1933 - 2003.
donalphons, 01:03h
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Samstag, 31. Januar 2004
Alternativ: Regen über Berlin
So richtig fetter, triefnasser Regen, der die Ratten in den Kanälen ersäuft und die letzten, angerosteten Porsches ins Schliddern bringt, in Richtung Bauzaun, der viel zu dünn ist, um sie aufzuhalten, und dahinter gähnt der Abgrund hinunter zu stillgelegten Gleisen ins Nirgendwo. Die Nacht riecht nach Tod, Verderben und den in Pfützen schwimmen Akten, die ein Insolvenzverwalter verloren hat. Irgendwo da draussen weiss ein Ex-Neuökonomist noch nicht, wo er heute Nacht schlafen soll.
Vieles kann heute Nacht geschehen. Sie werden sich in Kneipen treffen und über eine Zukunft reden, die so nicht kommen wird und anders auch nicht. Sie werden über Vorbilder reden, die ihr Scheitern besser verkaufen, und sie werden dem Drang wiederstehen, sich hemmungslos zu betrinken, besaufen ohne Erinnerung, weil es selbst heute noch zu teuer ist in Mitte, im Gegensatz zu den verpantschten Drogen, die sie sich 5 Stunden später am U-Bahnhof kaufen, und danach sitzen sie an den Fenstern und starren hinaus zu den vorbeirasenden grauschlammgrünen Kacheln, die hier schon die Bombennächte 44 und 45 erlebt haben und immer noch dran kleben, wie der Dreck der Metropolengedärme an ihnen selbst.
Zumindest werden sie so zugedröhnt den Gestank in den Tunnels nicht mehr begreifen, und dass der Penner, der sie anmacht, nur sie selbst im Endstadium ist, werden sie nicht verstehen, weil alles in der zähen Flüssigkeit ihres aufgelösten Daseins ersäuft, und dann hinaustreibt unter die zerborstenen Eisschollen ihrer Personality , irrisierend grün und weiss wie der gefrorene Brei auf den Kanälen Berlins.
Vieles kann heute Nacht geschehen. Sie werden sich in Kneipen treffen und über eine Zukunft reden, die so nicht kommen wird und anders auch nicht. Sie werden über Vorbilder reden, die ihr Scheitern besser verkaufen, und sie werden dem Drang wiederstehen, sich hemmungslos zu betrinken, besaufen ohne Erinnerung, weil es selbst heute noch zu teuer ist in Mitte, im Gegensatz zu den verpantschten Drogen, die sie sich 5 Stunden später am U-Bahnhof kaufen, und danach sitzen sie an den Fenstern und starren hinaus zu den vorbeirasenden grauschlammgrünen Kacheln, die hier schon die Bombennächte 44 und 45 erlebt haben und immer noch dran kleben, wie der Dreck der Metropolengedärme an ihnen selbst.
Zumindest werden sie so zugedröhnt den Gestank in den Tunnels nicht mehr begreifen, und dass der Penner, der sie anmacht, nur sie selbst im Endstadium ist, werden sie nicht verstehen, weil alles in der zähen Flüssigkeit ihres aufgelösten Daseins ersäuft, und dann hinaustreibt unter die zerborstenen Eisschollen ihrer Personality , irrisierend grün und weiss wie der gefrorene Brei auf den Kanälen Berlins.
donalphons, 19:36h
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Freitag, 30. Januar 2004
GodowninflamesUtopia
In allen Friseurbaracken, Kreativbruchbuden und sonstigen Slumlöchern der Kastanienallee im Prenzlauer Berg klebt das grüne Plakat an den Fenstern und quietscht Hoffnung in den öffentlichen raum: FlyUtopia! Gichtige alte Weiber schieben missmutig daran vorbei und denken, dass es das unter Hitler und Ulbricht nicht gegeben hätte. Was Transmediale ist, wissen sie nicht, und es ist ihnen auch egal. Nonlinear ist, wenn sie schon an der Kasse stehen und nochmal raus müssen, wenn sie das Schweinehack vergessen haben.
more2come
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donalphons, 20:30h
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Frustbücherei
Für den gepflegten Ausflug ins Jammertal empfiehlt sich die Mitnahme des geeigneten Kursbuchs.
Da sagen einem viele, dass es der richtige Weg ist, den man ins Nichts geht. Lobenswert.
Nur leider nicht lesenswert.
Da sagen einem viele, dass es der richtige Weg ist, den man ins Nichts geht. Lobenswert.
Nur leider nicht lesenswert.
donalphons, 01:30h
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Freitag, 30. Januar 2004
Budapester sind nicht out
auch wenn man im Bereich der Schuhmode noch den Zeiten der New Economy nachhängt. Halfbrokes finden durchaus noch ihre Freunde, gerade weil die Verknappung zu höheren Preisen führt.
Aber darum muss man sich keine Sorgen machen. Wer solche Schuhe trägt, läuft weich und sanft durch Leben. Kann sein, dass sich unter den Sohlen die Reste der Startup-Generation befinden, oder ein paar Praktikanten, die sich ausbeuten lassen müssen.
Die tragen dann gelbe Pumas, oder was der Markt sonst noch für Hungerleider produziert. Zumindest äusserlich sind sie noch immer voll auf neue Ökonomie eingestellt, auch wenn es der Stil der Verlierer ist.
Aber darum muss man sich keine Sorgen machen. Wer solche Schuhe trägt, läuft weich und sanft durch Leben. Kann sein, dass sich unter den Sohlen die Reste der Startup-Generation befinden, oder ein paar Praktikanten, die sich ausbeuten lassen müssen.
Die tragen dann gelbe Pumas, oder was der Markt sonst noch für Hungerleider produziert. Zumindest äusserlich sind sie noch immer voll auf neue Ökonomie eingestellt, auch wenn es der Stil der Verlierer ist.
donalphons, 00:33h
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McK kommt
oder auch nicht.
Change Management wird immer noch als grosses Wort verkauft. Da ist Speck. Da können wir noch was wegschneiden. Wir brechen die Strukturen auf und revolutionieren den Work Flow.
"Wir" tun das, weil sie längst keinen Boden mehr unter den Füssen haben. Das "Wir" ist heute nur noch der Versuch, eine nicht mehr existierende Gemeinschaft vorzutäuschen. Die Berater sind in den Augen vieler Menschen nackt, sie haben die Hosen runter, sie sind Witzfiguren.
Und die Berater selbst würden eigentlich auch gern einen anderen Job mit weniger Hass und aufgesetztem "Wir" haben. Aber der Gerüch der Firmen wird an ihnen kleben bleiben - und die Seilschaften werden sie schön unten halten. Wenn sie so einen überhaupt nehmen.
Change Management wird immer noch als grosses Wort verkauft. Da ist Speck. Da können wir noch was wegschneiden. Wir brechen die Strukturen auf und revolutionieren den Work Flow.
"Wir" tun das, weil sie längst keinen Boden mehr unter den Füssen haben. Das "Wir" ist heute nur noch der Versuch, eine nicht mehr existierende Gemeinschaft vorzutäuschen. Die Berater sind in den Augen vieler Menschen nackt, sie haben die Hosen runter, sie sind Witzfiguren.
Und die Berater selbst würden eigentlich auch gern einen anderen Job mit weniger Hass und aufgesetztem "Wir" haben. Aber der Gerüch der Firmen wird an ihnen kleben bleiben - und die Seilschaften werden sie schön unten halten. Wenn sie so einen überhaupt nehmen.
donalphons, 11:43h
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Markt Mitte
Die Revolte kommt, rufen die bezahlten Auguren am Prenzelberg, am Alex und in Mitte. Die Revolte kommt, singen die Drähte des Netzes. Die Revolte kommt, glauben die Leute in Leipzig und Hamburg, nur weil man es ihnen sagt, und weil sie es glauben wollen.
Sie glauben nicht mehr an das Gute von früher, als das "Wir" noch Zukunft hatte und Kreativität nicht nur bei der Begründung von Entlassungen gefragt war. Aber sie wollen daran glauben, dass es wieder eine Revolte gibt und die Banner der Sorglosigkeit und des Caipi durch die Strassen wehen. Zaghaft summen sie das Lied der Revolte, kaum hörbar noch, aber es kribbelt ihren Rücken runter, wie beim Fick, fuck das war so lange her dass es sich so angefühlt hat, verdammt, und irgendwann werden sie es wieder rausschmetterm.
Und es wird hier sein, in Mitte, wo es am Schlimmsten ist und die Hoffnung verloren ist. Sie werden es aus Verzweiflung tun, aus Chancenlosigkeit und als einzige Alternative zu einem beschissenen kleinen Suizid als Ausweg von der Stütze. Sie werden es tun.
Oder so.
Sie glauben nicht mehr an das Gute von früher, als das "Wir" noch Zukunft hatte und Kreativität nicht nur bei der Begründung von Entlassungen gefragt war. Aber sie wollen daran glauben, dass es wieder eine Revolte gibt und die Banner der Sorglosigkeit und des Caipi durch die Strassen wehen. Zaghaft summen sie das Lied der Revolte, kaum hörbar noch, aber es kribbelt ihren Rücken runter, wie beim Fick, fuck das war so lange her dass es sich so angefühlt hat, verdammt, und irgendwann werden sie es wieder rausschmetterm.
Und es wird hier sein, in Mitte, wo es am Schlimmsten ist und die Hoffnung verloren ist. Sie werden es aus Verzweiflung tun, aus Chancenlosigkeit und als einzige Alternative zu einem beschissenen kleinen Suizid als Ausweg von der Stütze. Sie werden es tun.
Oder so.
donalphons, 03:48h
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