Montag, 20. Juli 2009
Licht und Schatten
Es kommt nicht oft vor, dass man explizit aufgefordert wird, in einer Urlaubsregion zu bleiben, und jemand anderes übernimmt die Kosten. Diesmal aber ist es so. Der Anlass ist nur mässig erbaulich, ich sitze hier rum, kaufe Brötchen, gehe zum See und warte, dass sich etwas tut.

Und es tut sich natürlich nichts. Vorgänge müssen bewertet werden, Entscheidungen fallen erst, wenn jemand wieder im Haus ist, jemand will in einem hoffnungslosen Aspekt nochmal mit einem Anwalt reden, und all das wegen ein paar tausend Euro. Ein Klacks in diesem Geschäft. Aber ao warte ich eben, stehe auf der Brücke und sehe die Mädchen in der Sonne und die Rentner im Schatten. ab und zu hebt sich ein nacktes Bein, und eine faule Katze geht ein paar Schritte.

Man sagt mir allerorten, ich solle auch bleiben, weil es im Flachland schon wieder stickigt schwül ist; hier hingegen ist es gerade so warm, dass man angenehm in der Sonne braten kann. Es geht ein leichter Wind, niemand ruft an. in München sollte in einem Hochhaus etwas geschehen, mir kann es egal sein, wenn nicht - ich habe Zeit. Man leistet sich das einfach. Am Nettesten fand ich den Mann, der mir die nötigen Mittel direkt an den See, vor meine Haustür brachte: Sollte es länger dauern, soll ich einfach anrufen, ich könnte es auch noch eine Woche behalten, kein Problem.

Ich liege also in der Sonne, kämpfe mit der Versuchung, etwas indiskreter zu sein, und auf dem Klimaweg kommen noch mehr nackte Beine vorbei, junge und alte, und ich esse Johannesbeerquark, und trinke verdünnten Apfelsaft. Zwei ungelesene Bücher habe ich noch. Firma zahlt. Man dankt.

Und es tut sich natürlich nichts. Vorgänge müssen bewertet werden, Entscheidungen fallen erst, wenn jemand wieder im Haus ist, jemand will in einem hoffnungslosen Aspekt nochmal mit einem Anwalt reden, und all das wegen ein paar tausend Euro. Ein Klacks in diesem Geschäft. Aber ao warte ich eben, stehe auf der Brücke und sehe die Mädchen in der Sonne und die Rentner im Schatten. ab und zu hebt sich ein nacktes Bein, und eine faule Katze geht ein paar Schritte.

Man sagt mir allerorten, ich solle auch bleiben, weil es im Flachland schon wieder stickigt schwül ist; hier hingegen ist es gerade so warm, dass man angenehm in der Sonne braten kann. Es geht ein leichter Wind, niemand ruft an. in München sollte in einem Hochhaus etwas geschehen, mir kann es egal sein, wenn nicht - ich habe Zeit. Man leistet sich das einfach. Am Nettesten fand ich den Mann, der mir die nötigen Mittel direkt an den See, vor meine Haustür brachte: Sollte es länger dauern, soll ich einfach anrufen, ich könnte es auch noch eine Woche behalten, kein Problem.

Ich liege also in der Sonne, kämpfe mit der Versuchung, etwas indiskreter zu sein, und auf dem Klimaweg kommen noch mehr nackte Beine vorbei, junge und alte, und ich esse Johannesbeerquark, und trinke verdünnten Apfelsaft. Zwei ungelesene Bücher habe ich noch. Firma zahlt. Man dankt.
donalphons, 17:29h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. Juli 2009
Tegernseer neueste Nachrichten
Es war schön am See. Kein Grund zum klagen. Nach einer Woche stellt sich dieses diskrete "Ferien für immer"-Gefühl ein.

Manchmal, um mich aufzuziehen, sagt meine Mutter, wir könnten ausser der Wohnung am Tegernsee alles in Deutschland verkaufen und dann eine grosse Villa am Gardasee und eine zweite auf Teneriffa kaufen. Es gibt hier Bekannte, die das so machen, Sommer am Mittelmeer, Winter in den Bergen, und wenn sie genug Schnee gesehen haben, fliegen sie zurück und setzten sich auf ihr Boot. Und obwohl es etwas für sich hätte: Ich hänge an dem, was hier ist. Heute war ich auf der wolkenumtosten Neureuth, und als ich oben auf der Alm ankam, fegte ein Finger aus Licht über den See und lief direkt in mich hinein, begleitete mich auf den Gipfel und - manchmal muss ich hysterisch lachen, wenn dort unten der See liegt, ganz hinten die wieder schneebedeckten Gipfel emporragen und die Sonne diese Spielchen treibt. Es ist nicht nur schön oder romantisch; manchmal ist es schwer zu ertragen, so atemberaubend kann die Landschaft hier sein, wenn man spät geht und oben ganz allein ist. Es ist zu viel, es ist zu dick aufgetragen, die seidige Luft und der Blick, die Einsamkeit und die Erfüllung.

Und trotzdem, als ich dann unten am See war und die Sonne mit einem weiteren grandiosen Spektakel verschwand - wollte ich heim. Zurück in die kleine, dumme Stadt an der Donau, zurück in mein Haus, denn man verblödet hier etwas, man verliert den Kontakt zur Realität und zur Aussenwelt, man verliert das Interesse an der Politik und der Wirtschaft, man kommt nur auf dumme Gedanken. Man kann nicht einfach abhauen. Und vermutlich würde ich das auch gar nicht wollen, selbst wenn ich könnte. Und so

werde ich morgen also nicht nach Meran fahren und auch nicht nach Sterzing, nicht in die Schweiz und auch nicht nach Innsbruck. Sondern heim. Jetzt, da es wieder schön wird und die Touristen sich am See zusammenrotten. Vielleicht komme ich Mitte der Woche wieder. Aber erst mal - reicht es mit dieser süssen, klebrigen Falle.

Manchmal, um mich aufzuziehen, sagt meine Mutter, wir könnten ausser der Wohnung am Tegernsee alles in Deutschland verkaufen und dann eine grosse Villa am Gardasee und eine zweite auf Teneriffa kaufen. Es gibt hier Bekannte, die das so machen, Sommer am Mittelmeer, Winter in den Bergen, und wenn sie genug Schnee gesehen haben, fliegen sie zurück und setzten sich auf ihr Boot. Und obwohl es etwas für sich hätte: Ich hänge an dem, was hier ist. Heute war ich auf der wolkenumtosten Neureuth, und als ich oben auf der Alm ankam, fegte ein Finger aus Licht über den See und lief direkt in mich hinein, begleitete mich auf den Gipfel und - manchmal muss ich hysterisch lachen, wenn dort unten der See liegt, ganz hinten die wieder schneebedeckten Gipfel emporragen und die Sonne diese Spielchen treibt. Es ist nicht nur schön oder romantisch; manchmal ist es schwer zu ertragen, so atemberaubend kann die Landschaft hier sein, wenn man spät geht und oben ganz allein ist. Es ist zu viel, es ist zu dick aufgetragen, die seidige Luft und der Blick, die Einsamkeit und die Erfüllung.

Und trotzdem, als ich dann unten am See war und die Sonne mit einem weiteren grandiosen Spektakel verschwand - wollte ich heim. Zurück in die kleine, dumme Stadt an der Donau, zurück in mein Haus, denn man verblödet hier etwas, man verliert den Kontakt zur Realität und zur Aussenwelt, man verliert das Interesse an der Politik und der Wirtschaft, man kommt nur auf dumme Gedanken. Man kann nicht einfach abhauen. Und vermutlich würde ich das auch gar nicht wollen, selbst wenn ich könnte. Und so

werde ich morgen also nicht nach Meran fahren und auch nicht nach Sterzing, nicht in die Schweiz und auch nicht nach Innsbruck. Sondern heim. Jetzt, da es wieder schön wird und die Touristen sich am See zusammenrotten. Vielleicht komme ich Mitte der Woche wieder. Aber erst mal - reicht es mit dieser süssen, klebrigen Falle.
donalphons, 01:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 16. Juli 2009
Ein perfekter Sommertag in den Bergen
war es heute beileibe nicht. Ich könnte viel erzählen; zum Beispiel, dass ich nur ein paar Mal in meinem Leben wirklich in den ganz tiefen Dialekt gefallen bin, und heute war so ein Tag. Meine Eltern, die glauben, ich wäre viel zu sanft und konfliktscheu, waren entsetzt, was ich an grossmütterlichem Wortschatz bei einer Pseudobehörde vortragen kann. Und zwar so laut, dass man es durch die Gangtür und die Terrassentür in den Garten hört. Ich war auf 180. Ich war gaach. Ich war so, wie ich noch nicht mal im Blog bin, wenn ich sauer bin. "Plean wiara Jochgeia", schreien wie ein Jochgeier, nennen wir das im schönen Bayernland.
Es wird dereinst davon berichten sein, da der Anlass für mein hier geschildertes Dasein nicht ganz irrelevant ist, und weil es sich dann alles in das Wohlgefallen aufgelöst hat, ohne das ich zum Metzger mim Hackl geworden wäre. Morgen noch ein Gespräch mit jemandem in München, und dann ist alles erst mal gut. Hoffe ich. Für die. Wie auch immer: Ich kann zumindest sagen, dass jenseits dieses Ereignisses, einer durchwachten Nacht und ein paar verbliebenen Kopfschmerzen der Tag absolut schön und angenehm war. Und ich habe auch Bilder.
Der Weg zum Bäcker.
Die Silberdistel.

Die Zufriedenen.

Das Goldauge.

Sie bringen das Heu ein.

Johannisbeerquark am Abend eines heissen Tages

Und den Haken, den das alles hier heute hatte, ziehe ich heraus, und lächle lieber über die Haken in ander Leut schwärenden Wunden. Das Leben ist gross.
Es wird dereinst davon berichten sein, da der Anlass für mein hier geschildertes Dasein nicht ganz irrelevant ist, und weil es sich dann alles in das Wohlgefallen aufgelöst hat, ohne das ich zum Metzger mim Hackl geworden wäre. Morgen noch ein Gespräch mit jemandem in München, und dann ist alles erst mal gut. Hoffe ich. Für die. Wie auch immer: Ich kann zumindest sagen, dass jenseits dieses Ereignisses, einer durchwachten Nacht und ein paar verbliebenen Kopfschmerzen der Tag absolut schön und angenehm war. Und ich habe auch Bilder.
Der Weg zum Bäcker.
Die Silberdistel.

Die Zufriedenen.

Das Goldauge.

Sie bringen das Heu ein.

Johannisbeerquark am Abend eines heissen Tages

Und den Haken, den das alles hier heute hatte, ziehe ich heraus, und lächle lieber über die Haken in ander Leut schwärenden Wunden. Das Leben ist gross.
donalphons, 23:14h
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Mittwoch, 15. Juli 2009
Beim Frühstück,
und jetzt geht es erst mal nach Benediktbeuren.

Mittagessen. Örps.

Mittagessen. Örps.
donalphons, 13:37h
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Nur die Kühe, ich und ihr alle da draussen
könnt diese blaurosa Abendstimmung von einer Alm auf 1100 Meter mit Blick über den See nach Bad Wiessee und das Mangfallgebirge geniessen.

Stellt euch dazu leise Kuhglocken vor, die frische Bergluft und eine Viertel Stunde Zeit, bevor es an den Abstieg geht.

Stellt euch dazu leise Kuhglocken vor, die frische Bergluft und eine Viertel Stunde Zeit, bevor es an den Abstieg geht.
donalphons, 11:22h
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Montag, 13. Juli 2009
Ach ja
Gegenüber haben sie inzwischen gemäht. Und im Radio berichten sie, dass man in Frankreich droht, eine Fabrik in die Luft zu sprengen, wenn die Arbeitgeber nicht spuren. Und in Düsseldorf überlegt man, wie man Werbern eine reinhaut. Heute ist ein schöner Tag.

Gut, ein wenig schwül, aber es könnte schlimmer sein: Büro, Klimaanlage, München oder gar Berlin vor dem Fenster. Eigentlich schon wieder Urlaub. Ach ja.
Ach so, und: In England haben sie mal wieder 13 Milliarden durchgeblasen. Ist es nicht schön? Sowas sagt man immer dann, wenn die Leute in Urlaub sind.

Gut, ein wenig schwül, aber es könnte schlimmer sein: Büro, Klimaanlage, München oder gar Berlin vor dem Fenster. Eigentlich schon wieder Urlaub. Ach ja.
Ach so, und: In England haben sie mal wieder 13 Milliarden durchgeblasen. Ist es nicht schön? Sowas sagt man immer dann, wenn die Leute in Urlaub sind.
donalphons, 17:48h
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Mittwoch, 8. Juli 2009
Der Münchner Kunde ruft nicht an
Und ich muss sagen, dass ich mir Schlimmeres vorstellen könnte, jetzt, wo die Sonne langsam durch die Wolken bricht.

Gestern erzählte er mir erst beiläufig, dass sein Restaurator einen Schlaganfall hatte. Dann fragte ich ihn, warum eigentlich das Büro noch immer nicht fertig restauriert sei. Der Maler sei jüngst am Morgen tot im Bett gefunden worden. Morgen aber habe der Kunde alle Zeit der Welt, denn derjenige, der eigentlich hätte kommen sollen, sei auch verstorben.
Ich glaube, es ist ganz gut, von so einem Kunden nicht allzu viel zu hören.

Gestern erzählte er mir erst beiläufig, dass sein Restaurator einen Schlaganfall hatte. Dann fragte ich ihn, warum eigentlich das Büro noch immer nicht fertig restauriert sei. Der Maler sei jüngst am Morgen tot im Bett gefunden worden. Morgen aber habe der Kunde alle Zeit der Welt, denn derjenige, der eigentlich hätte kommen sollen, sei auch verstorben.
Ich glaube, es ist ganz gut, von so einem Kunden nicht allzu viel zu hören.
donalphons, 14:52h
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Freitag, 3. Juli 2009
Aus Urgrossvaters Fotokiste
Heute der Beitrag: Entweder man ist besser, oder man hat Freunde.

(Das Photo war lange verschwunden, und ist gestern bei der Suche nach etwas ganz anderem zufällig wieder aufgetaucht)

(Das Photo war lange verschwunden, und ist gestern bei der Suche nach etwas ganz anderem zufällig wieder aufgetaucht)
donalphons, 01:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 2. Juli 2009
Untergang und Fälschung
Zwei Dinge sind heute passiert, die tief blicken lassen. Das eine ist ein Hoax, den Spiegel Online sehr erfolgreich in die Welt gesetzt hat. Die Erfindung, reiche Deutsche würden ihr in Österreich gebunkertes Geld in Silbermünzen mit dem Nennwert von 1,5 Euro umsetzen und damit nach aktuellem Silberkurs bis zu 110.000 Euro legal ausser Landes bringen.
Das ist kompletter Unsinn. Zuerst mal fällt beim Kauf der Münzen in Österreich Mehrwertsteuer an. Das heisst: Würde man die Münzen in Deutschland wieder zu Geld machen, würde man 20% allein durch die Steuer verlieren. Je nach Art des Verkaufs würde man nochmal zwischen 5 und 20 Prozent verlieren. Danach wäre die Summe zwar hübsch klein, aber man müsste sie, so sie auf dem Konto landet, immer noch den Steuerbehörden erklären. Es sei denn, es findet sich jemand, der Silbermünzen für Geldscheinbündel kauft. Frankfurter Bahnhofsviertel vielleicht?
Vollkommen verrückt ist meines Erachtens der Glaube, dass man sich mit solchen Mengen an Silber an der Grenze erwischen lassen könnte, und damit durchkommen. In solchen Fällen stünde sofort ein Anfangsverdacht im Raum, denn irgendwie muss das Geld zum Erwerb des Silbers nach Österreich gekommen sein. 10.000 darf man mitnehmen; wer 110.000 in Silber herausschafft, muss in Österreich mehr gehabt haben. Man darf vielleicht weiterfahren, aber in solchen Fällen kommt todsicher die Fahndung vorbei und stellt Fragen. Das passiert schon, wenn man zu viert im Wagen sitzt und mehr als 20.000 Euro dabei hat - auch das ist legal, aber durchaus verdächtig.
Kurz: Man erleidet Verluste in Höhe der deutschen Steuern oder darüber, man hat Stress beim Verkauf, lenkt dabei zusätzlichen Verdacht auf sich und hat Unmengen Silber im Auto. Ein Kilo Silber kostet in Münzen rund vierhundert Euro. 100 Kilo kosten 40.000 Euro. 110.000 Euro bringen 275 Kilo Zusatzgewicht in den Wagen. In ein paar Kisten Silbermünzen, die absolut nicht auffallen. Na? Klingelt's? Aus einem Forum aufgeklaubter Hoax, richtig. Spiegel Wirtschaftsredaktion. Vielleicht sollte die mal recherchieren, statt borderzuleinen: Es ist kein Geheimnis, dass Banken in Österreich schon mal den ein oder anderen Geldtransport über die Grenze organisiert haben. Die "vermögenden Bayern", die den Trick angeblich anwenden sollen, haben absolut kein Problem, ab und an mal über die Grenze zu fahren und legale Beträge zu holen. Für lumpige 110.000 Euro reichen ein paar Konzertbesuche bei den Innsbrucker Festwochen. Vom Tegernsee aus fahren jeden Tag ein paar hundert Leute an den Achensee zum Tanken. Und sobald es um grössere Summen geht, versucht man eben, das Geschäft im Ausland abzuwickeln.

Leider wird die allseits bekannten Schludrigkeit von Spiegel Online den Saftladen nicht in das Nichts kippen, in das Amerikas Vorzeigeregion Kalifornien gerade kippt: Dort beginnt man gerade, Schuldscheine zu drucken, weil man kein Geld mehr hat. Damit bezahlt man dann die Steuerrückzahlungen, und die Banken sollen es in Geld umtauschen. Staatsbankrott light. Aber bloss keine Steuererhöhungen bitte.
Wäre ich Spekulant, würde ich vielleicht gegen den Dollar wetten. Wer soll eigentlich in solchen Zeiten noch amerikanische Anleihen kaufen, mit deren Einnahmen dem die maroden Banken und die kaputte Wirtschaft gestopft werden sollen? Spiegel Online vielleicht. Die glauben auch wirklich jeden Scheiss.
Das ist kompletter Unsinn. Zuerst mal fällt beim Kauf der Münzen in Österreich Mehrwertsteuer an. Das heisst: Würde man die Münzen in Deutschland wieder zu Geld machen, würde man 20% allein durch die Steuer verlieren. Je nach Art des Verkaufs würde man nochmal zwischen 5 und 20 Prozent verlieren. Danach wäre die Summe zwar hübsch klein, aber man müsste sie, so sie auf dem Konto landet, immer noch den Steuerbehörden erklären. Es sei denn, es findet sich jemand, der Silbermünzen für Geldscheinbündel kauft. Frankfurter Bahnhofsviertel vielleicht?
Vollkommen verrückt ist meines Erachtens der Glaube, dass man sich mit solchen Mengen an Silber an der Grenze erwischen lassen könnte, und damit durchkommen. In solchen Fällen stünde sofort ein Anfangsverdacht im Raum, denn irgendwie muss das Geld zum Erwerb des Silbers nach Österreich gekommen sein. 10.000 darf man mitnehmen; wer 110.000 in Silber herausschafft, muss in Österreich mehr gehabt haben. Man darf vielleicht weiterfahren, aber in solchen Fällen kommt todsicher die Fahndung vorbei und stellt Fragen. Das passiert schon, wenn man zu viert im Wagen sitzt und mehr als 20.000 Euro dabei hat - auch das ist legal, aber durchaus verdächtig.
Kurz: Man erleidet Verluste in Höhe der deutschen Steuern oder darüber, man hat Stress beim Verkauf, lenkt dabei zusätzlichen Verdacht auf sich und hat Unmengen Silber im Auto. Ein Kilo Silber kostet in Münzen rund vierhundert Euro. 100 Kilo kosten 40.000 Euro. 110.000 Euro bringen 275 Kilo Zusatzgewicht in den Wagen. In ein paar Kisten Silbermünzen, die absolut nicht auffallen. Na? Klingelt's? Aus einem Forum aufgeklaubter Hoax, richtig. Spiegel Wirtschaftsredaktion. Vielleicht sollte die mal recherchieren, statt borderzuleinen: Es ist kein Geheimnis, dass Banken in Österreich schon mal den ein oder anderen Geldtransport über die Grenze organisiert haben. Die "vermögenden Bayern", die den Trick angeblich anwenden sollen, haben absolut kein Problem, ab und an mal über die Grenze zu fahren und legale Beträge zu holen. Für lumpige 110.000 Euro reichen ein paar Konzertbesuche bei den Innsbrucker Festwochen. Vom Tegernsee aus fahren jeden Tag ein paar hundert Leute an den Achensee zum Tanken. Und sobald es um grössere Summen geht, versucht man eben, das Geschäft im Ausland abzuwickeln.

Leider wird die allseits bekannten Schludrigkeit von Spiegel Online den Saftladen nicht in das Nichts kippen, in das Amerikas Vorzeigeregion Kalifornien gerade kippt: Dort beginnt man gerade, Schuldscheine zu drucken, weil man kein Geld mehr hat. Damit bezahlt man dann die Steuerrückzahlungen, und die Banken sollen es in Geld umtauschen. Staatsbankrott light. Aber bloss keine Steuererhöhungen bitte.
Wäre ich Spekulant, würde ich vielleicht gegen den Dollar wetten. Wer soll eigentlich in solchen Zeiten noch amerikanische Anleihen kaufen, mit deren Einnahmen dem die maroden Banken und die kaputte Wirtschaft gestopft werden sollen? Spiegel Online vielleicht. Die glauben auch wirklich jeden Scheiss.
donalphons, 01:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 1. Juli 2009
Erst mal wegfahren
Mit dem Regen kamen auch die Norddeutschen. Ich, der ich abgeschieden auf dem Berg wohne, habe mich erst über den Verkehr gewundert, aber sie haben jetzt schon Urlaub. Überall im Tal sind die Wohnungen belegt. Ich werde gefragt, ob ich noch etwas weiss. Dieses Jahr sind es besonders viele. Und das, obwohl global die Preise gefallen sind, obwohl man mir 5 Tage Luxushotel in North Carolina am Strand für 250 Euro offeriert. Aber in schlechten Zeiten ist man eben lieber im Urlaub daheim. See, Berge, Cafes, alles voller Deutscher.
Das ist dann auch die Zeit, da vieles leer bleibt. Wer hier wohnt, verabschiedet sich jetzt vom See. Ostsee. Ostasien. Von einer Urlaubsregion in die andere. Von dort wegfahren, wo andere ihren Urlaub machen, wenn sie noch ein Zimmer kriegen.

Apropos Urlaub: es gibt Neues von der Berliner Republik und ihren Stilikonen, die sie verdient hat. Herr Jagdfeld vom Adlon und heiligendamm macht sich gerade wenig Freunde, weder bei seinen Investoren in Berlin noch bei der Politik an der Ostsee. Witzig finde ich es ja, Mietminderung geltend zu machen, weil man Lärm hat, der durch den eigenen Ausbau der fundusgruppeneigenen Fondsimmobilie entsteht. Das muss Herrn Jagdfeld erst mal einer nachmachen.
Man darf gespannt sein, wie lange das noch gut geht. Ich hätte ja nicht gedacht, dass es noch bis Sommer läuft. Derweilen pflege ich menen Steingarten. Klein, aber ohne Schulden und Fondsbeteiligung.
Das ist dann auch die Zeit, da vieles leer bleibt. Wer hier wohnt, verabschiedet sich jetzt vom See. Ostsee. Ostasien. Von einer Urlaubsregion in die andere. Von dort wegfahren, wo andere ihren Urlaub machen, wenn sie noch ein Zimmer kriegen.

Apropos Urlaub: es gibt Neues von der Berliner Republik und ihren Stilikonen, die sie verdient hat. Herr Jagdfeld vom Adlon und heiligendamm macht sich gerade wenig Freunde, weder bei seinen Investoren in Berlin noch bei der Politik an der Ostsee. Witzig finde ich es ja, Mietminderung geltend zu machen, weil man Lärm hat, der durch den eigenen Ausbau der fundusgruppeneigenen Fondsimmobilie entsteht. Das muss Herrn Jagdfeld erst mal einer nachmachen.
Man darf gespannt sein, wie lange das noch gut geht. Ich hätte ja nicht gedacht, dass es noch bis Sommer läuft. Derweilen pflege ich menen Steingarten. Klein, aber ohne Schulden und Fondsbeteiligung.
donalphons, 01:52h
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