: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. Juli 2007

Der Saft

Es ist ganz einfach. Wenn ich wissen will, ob der Datschi gelungen ist, nehme ich ihn aus dem Ofen, zuckere ihn und lasse ihn fünf Minuten abkühlen. Dann geht das im Grundprinzip nicht ganz unähnlich wie mit der Gerliebten: Ich nehme einen Silberlöffel, und drücke ihn leicht in das Zentrum einer aufgeschnittenen, obszön offenen Zwetschge. Es darf nur ein paar Sekunden dauern, bis der Saft den Löffel überspült und seine Farbe in einem tiefen Rot zeigt. Dieses Rot werden die Früchte in einer Stunde angenommen haben, aber zuerst muss der Saft gekostet werden.



Zu gleichen Teilen süss und fruchtig muss er sein. Zuerst süss, unendlich süss, und dann seine Fruchtigkeit kitzelnd entfalten. Im Mund verbleibt die Leere, die wir alle kennen, wenn sie aufsteht und zu ihrem Deppen von Gemahl zurückkehrt. Dann wird der Datschi, ein wenig gekühlt und nicht mehr ganz dampfend, perfekt schmecken, und der Saft durchdringt wie Blut das weisse Fleisch des Hefeteigs.

Ich bekomme nachher übrigens Besuch, der meine Bloggerei einschränken wird. Der Gast kriegt den Datschi, ihr dagegen, liebe Leser, nur die Vorstellung vom Saft, und das ist alles.

Und nichts.

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Montag, 23. Juli 2007

Auf dem Rückzug

Oben, auf der Dachterasse, sieht man den Wechsel der Zeiten sehr genau. In ein paar Tagen wird der Sonnenuntergang nicht mehr sichtbar sein, sondern hinter dem Oratorium stattfinden, und wenn sich das Spektakel dann Anfang September in der Lücke zwischen Mesmerhaus und Kirche abspielt, wird es schon langsam Herbst. Das geht hier wie in Stonehenge.



Nur hatten die damals keinen frischen Zwetschgendatschi und keine feine Tasse Tee beim Beobachten. Sage noch einer, es gebe keinen Fortschritt der Menschheit.

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Samstag, 21. Juli 2007

Ich habe Euch gewarnt.

Jetzt ist es zu spät: Hier kommt die Bombe.



Die Zwetschgendatschisaison hat begonnen!

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Mittwoch, 18. Juli 2007

Licht aus

Im schwindenden Licht des Tages bleibt, als die Sonne hinter der niedrigsten Wolkenbank ihre Ruhe gefunden hat, nur ein hell erleuchtetes Rechteck zurück, das sich vom Dunkel des Innenhofs abhebt.



Es ist dies eines dieser hohen Fenster des Wohnheims, in dem die Leistungselite bitte nur 8 Semster bleiben soll, bevor sie wieder geht, brav studieren und nicht nach links oder rechts schauen, aber dort unten dreht man wohl wirklich die Köpfe, denn es sind Beine zu sehen, zwei nackte Frauenbeine und ausserdem noch zwei weitere Beine daneben in kurzen Hosen, vergleichsweise horizontal auf einer Liegegelegenheit ausgestreckt. Dass ich es sehe, ist unvermeidlich, denn das Licht reicht gerade noch, um ein paar Seiten im famosen, christenfeindlichen Roman "Die Reliquie" von José Maria Eça de Queiroz zu lesen, und jedesmal, wenn ich auf einer rechten Seiten am Zeilenende ankomme, ist dort nach dem Ende des Papiers eben jenes Fenster.

"Wenn ich erhitzt eintrat, zog sie sich eben aus, kämmte..." Zeilenende, Papierende, Lichtfleck, und da bewegt sich was, die Frauenbeine entfernen sich von den kurz behosten Beinen, rutschen vor, der Oberkörper kommt nach, sie erhebt sich, und es dauert ein paar Schritte im Raum, bis das knapp unter Armhöhe befindliche Kleid der Schwerkraft Tribut zollt und hinabsinkt, so wie sie selbst wohl auch hinabgesunken ist, nachdem sie das Licht ausgemacht hat, bei dem kurz behosten Herrn, der jetzt halb aufgerichtet ihre Bewegungen verfolgt.

"sich, träge, schlaftrunken und..." erzählt José Maria Eça de Queiroz weiter, unter einem Himmel, den zu geniessen nicht jedem vergönnt ist, zumal, wenn man Besseres zu tun hat. Wie zum Beispiel Vorhänge erwerben?

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Dienstag, 17. Juli 2007

Von 9 bis 5

Als ich im Februar in Israel war, lagen die betreiber meines Hotels in Jaffa ab 12 Uhr auf dem Dach, und schliefen. Im Sommer, erzählten sie, würden sie hier oben jede Nacht schlafen. An sich wegen der Hitze keine schlechte Idee. Hin und wieder bleibe ich wie a breddada Hedsch im Liegestuhl, und kann mich nicht fortbewegen.



Und da könnte ich noch länger bleiben, bis um 12, 2 oder sigar 7 Uhr morgens. Aber leider wird es hier draussen zu früh hell. So gegen 5 Uhr leuchtet der Himmel bereits wieder in französischen Farben.



Nett. Aber eher störend, wenn man schlafen will.

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Samstag, 14. Juli 2007

Lebende Fossilien.

Nachdem man hier in fast schon rufschädigender Manier - Diät? ICH??? Wozu, meine Damen, wollen Sie verdörrte Pleitenheringe vom Fischmarkt? - erwähnt werde, darf ich anmerken: Nein. Natürlich gibt es hier zum Tee immer Kuchen. Manchmal, aus wissenschaftlichem Interesse heraus, aber auch schon früher. So wie heute:



Das hier ist ein Kirsch-Mandel-Kuchen vom Wochenmarkt. Und zwar so, wie man ihn aus dem späten Mittelalter, der Renaissance und überhaupt aus der Zeit vor dem industriell erzeugten Zucker kannte: Flach, breit, dünn, was früher angesichts der noch nicht bekannten Kuchengabel beim Zerkleinern auch sinnvoll war. Direkt von der Tapisserie also auf meinen Tisch. Wenn man so will, ein lebendes Fossil aus dem Tortenjura. Ein Fossil, das hier seine perfekte Lebensumgebung gefunden und ausser ein paar gefrässigen Bayern keinerlei natürliche Feinde hat.



Die Spezies des gefrässigen Bayern jedoch, die unter solchen Torten trefflich gedeiht, hat es auf die interessante Kombination der Mandelschuppen und dem süssen Kirschfleisch im Inneren agbesehen, weshalb es wirklich auch für ausgewachsene Exemplare des Kirsch-Mandel-Kuchen gefährlich wird, sich auf dem Wochenmarkt herumzutreiben. Er ist zudem leicht von Aussen zu erkennen, denn am Rand sind immer einige dunkelrote Kirschstücke, die dem äusserlich eher unscheinbar-braunen Kuchen dem Kenner schnell verraten.

Das war schon so in der Renaissance, und wird wohl noch lange so bleiben.

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40 Minuten







Wenn heute nicht das sog. "Bürgerfest" in der Altstadt wäre, könnte es wirklich ein schöner Abend sein.

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Montag, 9. Juli 2007

Jahrestag

Vor etwas mehr als 2 Jahren habe ich Berlin verlassen. Und vor etwas weniger als einem Jahr habe ich meine Wohnung in München geräumt. Insgesamt also runter von 140 m² in drei Städten auf 130 m² in der Provinz. Da, wo ich herkomme, und in gleichen Haus, in dem ich geboren und gezeugt wurde. Ohne Aussicht, jemals wieder ganz hier wegzukommen. Klingt übel?

Dachte ich erst auch. Aber mein Aufenthalt in Berlin endete mit der Ansage meiner Eltern, dass ich zwei Alternativen hatte: Einerseits mich um den ganzen Krempel daheim und die Familie zu kümmern, oder irgendwo in der Weltgeschichte zu bleiben, dazu noch eine Stadt in der Schweiz - und dafür würden sie den Stadtpalast und noch ein paar andere Sachen verkaufen, die ihnen über den Kopf wuchsen. Ich dachte, dass die Betreuung der sog. "Überlebendengeneration" und die Restaurierung eines Stadtpalastes nebenbei geht, denn schliesslich gibt es auch noch Pflegekräfte und Handwerker. Es ging, aber so, wie ich in Berlin lernte, Bayern zu lieben, lernte ich in den zwei Jahren, was es heisst, die Verantwortung zu übernehmen. Nicht das Bröckchen, das man als Journalist für sich selber und das Medium hat, sondern so richtig.



Geht nicht anders, sonst ist keiner da, der es machen könnte. Ausserdem hat man nicht gerade ein Recht, die Klappe aufzureissen, denn es ist immer noch ein läppisches Luxusproblemchen im Vergleich zu dem, was die anderen mit 30 Jahren erlebten. Heim in die Provinz zu kommen ist nichts gegen das, was ein junges Mädchen mitmacht, wenn es aus der bürgerlichen Atmosphäre herausgerissen wird und pötzlich im Blitzkrieg in London steht, von den anderen Dingen ganz zu schweigen. Also tut man das, was zu tun ist. Nur ist dann eben nicht mehr viel Zeit, die man dauernd in München verbringen könnte, und bevor das Ding an 350 Tagen leer steht - gibt man es halt auf. Eine Sorge weniger, dafür eine Wohnung in der Stadt meht.

Das ist übrigens auch der Grund, warum ich es hier aushalte. Weil ich genau genommen nicht in der Provinz bin. Drei bis vier Monate im Jahr bin ich unterwegs, und den Rest der Zeit bin ich in meiner Wohnung in meinem Haus in der Altstadt, und erst die ist in der Provinz. Der Schrecken beginnt draussen vor dem alten Stadttor und weiter im Westen, wo sich die ehrenwerte Dame vom Tennislehrer knallen lässt und der Gemahl in der CSU mitzureden hat, bei den Edelstahlkapitellen der Discountergründerneffen und der generellen Unfähigkeit, all das Schöne und Reiche zu erkennen und zu nutzen.



Denn man muss es der Provinz lassen: Sie ist zum Heulen schön und zum Erbrechen reich. Im Umkreis von 80 Kilometern gibt es ausser Meer und Gebirge nichts, was man vermissen würde. Städte, Weltkulturerbe, Landschaften, Seen, es gibt nichts, was man nicht in einer Stunde erreichen könnte. Es gibt hier keinen Ruinengürtel, durch den man fahren muss, und abgesehen vom regionalen Journalismus auch keine Hungerleiderbranche. Man kann sich hier wirklich wundern, dass diese Welt und der Osten oder der Norden ernsthaft zu ein und demselben Land gehören, und genauso sehen das die Bewohner. Es ist eine Welt für sich, in der ich meine eigene Welt habe.

Was zur Folge hat, dass hier kaum einer weg will. Weniger, weil sie begreifen würden, dass sie draussen bestenfalls nur eine grössere Provinz mit schlechteren Chancen bekommen, sondern einfach aus Faulheit und Selbstzufriedenheit. Diese gnadenlose Ignoranz kann einem tierisch auf die Nüsse gehen, aber dann wechselt man eben das Thema und redet über das Essen und das Wetter, und ich erzähle, dass meine Freunde in Hamburg und Berlin mal wieder eingesaut sind; und während über uns dieser sagenhaft blaue bayerische Himmel glänzt, einigen wir uns schon irgendwie darauf, dass es ganz gut ist, hier unten.



Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Ohne Internet und Freunde in Restdeutschland würde ich hier schnellstens eingehen. Es gibt zwar mittlerweile eine rege Geschiedenenszene in meinem Umfeld, aber das alles ist zu sehr verhaftet, bishin zur vollverdrahteten Sozialkontrolle. Auch das gibt es überall, da unterscheidet sich das Kaff nicht vom maulhaltenden Koofmichnetzwerk Berliner Provinienz, nur bleibt mir das Netz als das Fenster, aus dem ich hüpfen kann, wenn der Provinzüberdruss durch die Schlafzimmertürpoltert, wo ich mich gerade noch mit seiner drallen Frau, der wochenmarktgefüllten Schönheit des Landes, vergnügte.

Es geht. Es geht so gut, dass ich es nicht merke, wenn es nicht gerade einen Sommertag verregnet, und mir auffällt, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist. In Berlin oder beim Nomadenleben zwischen den Städten würde es mir mutmasslich nicht so gut gehen. Das hier ist mein Istanbul, und nun ist es an der Zeit, den Dachgarten zu bestellen.

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Donnerstag, 5. Juli 2007

Statt Biergarten

Nein, dieser aktuelle Sommer ist nicht perfekt. Es ist ein Sommer für den nachgeholten Frühjahrsputz, für den Dichtigkeitstest des Cabriodaches, die Pornositebetreiber freut es und unter den Isarbrücken, über dem Rauschen des grünen, angeschwollenem Fluss schaukeln die aufgehängten Biergartenbetreiber bedächtig wie die Kollegen aus Berlin, die Strandbars und Open Air Camps geplant haben, unter den Brücken über die Spreekloake. Was aber tun an so einem Abend?



Bayern hat es wie immer besser, denn um 20.30 Uhr kommt auf Bayern2Radio ein Politikfeature mit vielen Beiträgen zum Internet, teilweise interessanten Studiogästen und einem haspelnden Herren, dem man zwischen all den Fluchen auf StudiVZ und Vorratsdatenspeicherung nicht zutrauen möchte, dass er Radioerfahrung hat - und der eine erhebliche Ähnlichkeit mit meiner Kunstfigur haben wird. 2 Stunden von Blogs bis Hatesites, alles dabei ausser der Verknüpfung, denn über geifernde Koofmichs haben wir nicht gesprochen.

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Dienstag, 3. Juli 2007

Leb wohl Teneriffa

Ich wäre ohnehin sehr schnell gelangweilt gewesen. Natürlich ist es schön, November und Dezember zu fliehen, in den ewigen Frühling vor der Küste Afrikas. Ich hätte mir ein Cabrio mieten können, oder mal für ein paar Tage aufs Festland fliegen - ich war noch nie in Afrika. Aber insgesamt ist eine Insel, die man an einem Tag umrunden kann, schon etwas klein. Im Prinzip wie ein umgedrehter Gardasee ohne Kultur und Oberitalien vor der Haustür. Aber andererseits, wenn meine Eltern da schon ein Haus mieten, warum nicht - was hält mich im November schon im Deutschland?

Seit letzter Woche weiss ich, was mich halten wird:



Meine Nebenbeschäftigung als Catsitter, unter anderem von Mika. Ja. Sooooo süss. Ich mein, was ist schon Teneriffa gegen eine gepunktete Dalmatinerkatze? Ich verstehe nicht, wie meine Eltern da überhaupt noch fahren können. Auch alle Nachbarn haben kein anderes Thema mehr.

Überhaupt: Mehr Cat Content!

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