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Ich habe vorgestern Abend mit dem Vorsatz gebrochen, dieses Früh/Sommerhalbjahr keinerlei Podiumsveranstaltungen zu besuchen, besonders nicht in Ostdeutschland, und werde im Juni in Weimar sein. Das öffentliche Interesse sucht sich andere Wege; Buchbeiträge, Einschätzungen und Meinungen werden gefragt, und weil die Tage schön und die Reisespesen vorhanden sind, kommen auch manche vorbei und machen so eine Art "Home Story". Weitgereiste Gäste, die schon hier und dort waren und aus anderen Städten, namentlich dem grossen Berlin und seinen kleinen Geistern zu berichten wissen, wie dort mein "hier" beurteilt wird. Hintenrum, natürlich.

Heute ist gerade mal keiner da, ich sitze auf meiner Dachterasse und im Ofen zergeht langsam der Grana Padano unter den Auberginenscheiben und den Tomatenschnitten, ich habe etwas Zeit, und deshalb würde ich gerne mal die Frage umdrehen: Wenn meine Gegenwart woanders schon als unerträglich betrachtet wird - wie ist das dann mit der eigenen Zukunft?

Mein geschätzter Namensvetter hat ein Stück verfasst, dem ich ausnahmsweise keinesfalls zustimmen möchte, denn mit 15 Jahren Abstand, das im Alter der üblichen "Topblogger" kein allzu weiter Zeithorizont ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass einer von denen noch so hochmütig auf die herabsieht, die nicht zu dem Jobhoppertum und Quarterlifecrisis kennenden und praktizierenden digitalen Lumpenproletariat gehören. Meine Erfahrungen mit der Industrie sind auch dergestalt, dass man sowohl als Firma als auch als Mitarbeiter versucht, der Tätigkeit einen Sinn zu geben, und ich habe sehr viele Firmen kennengelernt, in denen das vorzüglich gelungen ist.

Berliner Arroganz könnte es sich niemals vorstellen, mal 6 Monate über einem Bauabschnitt ein Planum freizukratzen, obwohl sie dank der Alimentierung des Staates für Akademiker sowas wie die geistigen Voraussetzungen haben könnten, darin einen Sinn zu sehen. Die Leute, mit denen ich das gemacht habe, waren weder gebildet, noch standen ihnen irgendwelche anderen Optionen des arbeitsvermeidenden Verarschens von zahlungswilligen Deppen, das Geschäftsmodell derer Adicalinkis, zur Verfügung. Es waren schlecht bezahlte ABM-Stellen, man war auf dieser Siedlung der Chamer Gruppe dem Wetter ausgesetzt, und die Befunde waren nicht so, dass man dabei viel Besonderes hätte erkennen können: Scherben statt Gold, Hauspfosten statt Statuen, das übliche Klein-Klein eines chalkolithischen Dorfes, und nein, in der Chamer Gruppe sind noch nicht mal die Scherben schön, wie etwa noch bei den Bandkeramikern. Trotzdem gab es ein gemeinsames Ziel, eine Arbeitsauffassung, und den gemeinsamen Willen, alle Unterschiede zwischen Studenten des Fachs und arbeitslosen Gemeindearbeitern bei der Erfassung der Fundstellen zu überbrücken, und das bei einer Aufgabe, die Aussenstehenden zumindest leicht esotherisch erscheinen mag.

Es war eine gute Zeit, und es waren gute Leute. Das ist etwas, das ich von einer Reihe nachfolghender, besser bezahlter und nach aussen auch besser wirkenden Beschäftigungen nicht behaupten kann. Es gab in der Audi welche, die am Tag einen halben Kasten soffen, aber das waren - auffällige - Ausnahmen. In der New Economy waren die meisten entweder naturprall, drogensüchtig oder einfach nur Kriminelle, trotzdem fand man diese Leute toll und wollte dort arbeiten. Es hat lange gedauert, bis manche begriffen haben, dass verbindliche Arbeitszeiten, Urlaubsgeld und Feiertage ebenso sinnvoll sind, wie ein Tarifvertrag und ein Arbeitszeugnis, das den Namen einer Firma enthält, deren erste Suchtreffer nicht bei Dotcomtod sind.

Natürlich hat einer, der sich 35 Jahre mit Unterbrechungen von Kleinjob zu Kleinjob hangelt, weniger Ansprüche an das Rentensystem, als ein Bandarbeiter. Ich denke sogar, dass er das Recht hat, Bandarbeiter zu bemitleiden - Bandarbeiter, Angestellte, Sachbearbeiter und Beamte fänden den Zustand derer, die in Berlin bleiben müssen, weil sie woanders so nicht existieren können, auch nicht cool, und legen Wert auf ein Eigenheim mit Garten, Terasse, zwei Kinder und Zweitwagen.

Ich kenne beide Seiten. Ich möchte keine Rente, kein Auto, kein sicherheitsrelevantes Teil, keine Meinungsbildung, keinen Flugzeugmotor, kein Brötchen, keine Möbel, keine Wohnung, bei der das digitale Lumpenpack mitzureden hat. Jenseits von Blogvermarktung, gehäkelten iPodtaschen,Trashtalkshows und Zoomer.de ist für diese Leute Todeszone, man muss dort was können und in Zyklen leisten, die erheblich länger sind als die durchschnittliche Lebensdauer eines Startups von Sascha Lobo. Am Ende gibt es dafür eine Rente, die nicht so sicher ist, wie man es sich wünschen würde. Aber immer noch sicherer als die Gefühle, die solche Typen haben, wenn sie mal etwas älter sind. Weil die anderen am Band nämlich vorgesorgt haben. 1200 Euro Rente sind gar nicht so wenig, wenn man ein eigenes Haus hat, etwas Vermögen und ein intaktes Umfeld mit Beziehungen, die einem das Brennholz für den Kamin billiger beschaffen können, und einen im Sommer mit Obst und Gemüse zuwerfen.

Das ist nicht jedermanns Sache, aber man schliesse jetzt mal die Augen und stelle sich so einen Vorzeige-Hanswursten und seine Arbeitsauffassung mit den 55 Jahren vor, mit denen der normale Bandarbeiter an den Vorruhestand denkt. Grau, sicher auch etwas abgehetzt, nicht wirklich erfolgsverwöhnt und das, was über die Jahre angefallen ist, ging drauf für Miete, Umziehen, Fahrerei, Repräsentation, aber nichts Bleibendes. Das Wissen, mal der König der Berliner Penner gewesen zu sein, ist dann vermutlich weniger wert, als drei Hunderter mehr Rente. Bleiben noch 30 Jahre Lebenszeit, die auch irgendwie gefüllt werden müssen. Aber mit was? Profibloggen? IPhonehüllen häkeln?

Bandarbeit ist nicht cool, und ich würde auch nicht die Arbeit meiner Eltern machen wollen. Genauso, wie meine Eltern den Kopf schütteln, wenn ich ihnen erzähle, wie ich mein Geld verdiene. Das finden sie nicht cool. Alt werden ist auch nicht cool. Vorsorgen ist nicht cool.

Aber Altersarmut ist noch weitaus uncooler. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Politik, die der arbeitenden Mehrheit verpflichtet ist, später mal Ausnahmeregelungen für berufsjugendliche Leute schafft, die sich nicht quälen wollen, sondern das tun, was ihnen Spass macht. Das muss man sich erst mal lei.. oh. Himmel! Mein Grana-Padano-Baguette!

Mittwoch, 7. Mai 2008, 16:27, von donalphons | |comment

 
Die gleichen Gedanken habe ich schon länger - von was leben diese Leute, bzw. von was wollen sie im Alter leben?
Ich kenne einige Leute von 25-35, männlich wie weiblich, die sich alternativ bis stenzig geben, aber das ganze nur machen können, weil Mami & Papi einen Dauerauftrag eingerichtet haben.

pretzel_logic,
ebenfalls Dachterrasse

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Na ja, ganz unrecht hat der andere Don aber zumindest nicht mit der Warnung, dass auf die einstmals als sicher geltenden Dinge eben auch kein Verlass mehr ist. Der im Alter von 49 Jahren wegrationalisierte Bandarbeiter mit noch nicht abbezahltem Eigenheim in der Provinz steht wirtschaftlich wahrscheinlich nur marginal besser da als der Berliner Prekariats-Kreative.

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Mal sehen, wie die staunen, wenn die 45/50 sind, und die dynamischen 30-Jährigen machen denen den Platz streitig. Der Gedanke dann bis zum bitteren Ende arbeiten zu müssen, ist das Geschäft der Psychopharmaka-Industrie.

strappato
Terrasse klar im Garten, aber auch Balkon

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Risiken gibt es immer. Aber was ist riskanter? Erste Firma: Pleite. Zweite Firma. Pleite. Privatinsolvenz. Ein paar jahre rumwurschteln, nächstes Projekt aufziehen: Läuft nicht richtig. Noch ein Projekt machen: Auftraggeber ist enttäuscht. Dazwischen irgendwie als irgendwas in irgendwelchen Medien. Irgendwann hört man auf, eine Hoffnung zu sein, ein Visionär oder ähnliches, und die Wippermanns und Horxes passen schon auf, dass sie vorne bleiben. Man ist für sowas in der Regel schneller zu alt, als für die Bandarbeit.

Das ist keine Absage an die Selbstständigkeit, im Gegenteil. Gerade im Journalismus sollte man sich an den Gedanken gewöhnen, sich selbst als Marke in Märkten zu begreifen, und Themenfelder zu besetzen, die man als Redakteur und Freier und Eigenunternehmer bewirtschaften kann. Aber das muss Ziele und Kunden haben, es muss mit einer Kenntnis des Marktes betrieben werden, sonst fliegt man aus der Kurve. Es ist der Unterschied zwischen "Ich mache das weil ich will und darin Chancen sehe" und "Ich mache so Zeug worauf ich Lust habe", um den es hier geht.

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Das Leben ist/war nie sicher. Was aber kein Grund für eine "live fast die young" Haltung ist.

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@15 Uhr 15: Nun,
diese Erfahrung mache ich, Strappato, und ich habe mit meinem Teilrückzug ins Private manchem drängenden Nachrücker ja auch selber die Lücke aufgelassen. Ich weiß nicht, wo ich sein werde, wenn die dann ihre Midlife-Crisis oder schlagzahlbedingten Burnout kriegen. Aber die einzige Sicherheit im Leben, die ich je hatte, war eh nur die Gewissheit, dass es keine Sicherheiten gibt. So gesehen könnte ich den Beitrag von Don D. für mich auch in weiten Teilen unterschreiben.

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Vorne zu bleiben, wie die Horxes und die Wippermanns, erfordert einen ziemlichen Einsatz. Das geht nicht zusammen mit urbanen Pennertum.

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@mark
Meine Erfahrung - ich bin seit 20 Jahren im Geschäft - ist, dass nur Qualifikation zählt. Wenn ich beim Don lese, dass man 10 Jahre braucht um nach dem Abi den Weg zu finden, muss ich daran denken, dass ich 10 Jahre nach dem Abi kurz vor Ende der Promotion stand.

Klar könnte auch ich mir andere Jobs als den jetzigen vorstellen, aber die Maximierung des Lustgewinns trägt nicht weit und frustriert nur. "Mein Haus, mein Auto, mein Boot" hört sich spiessig an, scheint aber im Zweifel die bessere Lebensmaxime zu sein.

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.... war Horx jemals vorne? Habe ich was verpasst?

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"Mein Haus..."

In der Region, in der ich lebe (beruflich leben muss), wäre der Erwerb von Wohneigentum finanzielles Harakiri. Dies gilt sogar für halbwegs gut verdienende Leute, wenn sie nicht größere Summen geerbt haben. Vollends katastrophal wird es, wenn man Jobverlust/Trennung oder Ähnliches und deren Auswirkungen auf die Eigenheimfinanzierung in das Kalkül einbezieht.

Trotzdem kenne ich viele, die auch unter diesen Umständen Wohneigentum für das höchste der Gefühle halten. Ich persönlich kann mich dem, ehrlich gesagt, nicht anschließen. Ich glaube, ich könnte mich nach einem Eigenheimerwerb unter diesen Umständen keinen einzigen Tag mehr entspannen.

Das ist jetzt kein Plädoyer für prekariatäre Verhältnisse, an denen mich persönlich auch überhaupt nichts reizt. Das Problem ist bloß, dass man, wenn man auf das eine verzichtet, das andere leider noch lange nicht erreichen kann.

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man gewöhnt sich dran...

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@strappato:
Dass das für Dich die bessere Lebensmaxime ist, heißt nicht, dass sie für jeden das Nonplusultra darstellen muss. Unsere Gesellschaft leistet sich den Luxus sehr verschiedener Lebensentwürfe.

Dein Business ist nich das von Don A, Don D. oder von mir. Womit ich nicht sagen will, Qualifaktion wäre unwichtig, aber sie bemisst sich mehr an Deinem aktuellen publizistischen Output und nicht an Deiner Formalbildung. Zehn Jahre nach dem Abi habe ich schreibenderweise in der Bundesliga gekickt, Artikel in "Zeit", " Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt", "Rheinischer Merkur", "Wiener" und was weiß ich noch alles in der Mappe, aber 20 Jahre nach dem Abi war ich da nicht wesentlich weiter. Kann sein, dass mir da zwischenzeitlich anderweitiger Lustgewinn strategisch oder karrieretechnisch betrachtet im Wege stand. Aber deswegen kommt noch lange kein Neid auf auf alle, die halt einen straighteren Weg gegangen sind oder immer noch gehen.

Im Übrigen habe ich auch festgestellt, dass es mir nicht sonderlich gut tut, dauerhaft zu versuchen, Unlustgefühle bei irgendwelchen beruflichen Tätigkeiten zu überwinden. Gerade als Selbstständiger in einem halbwegs kreativen Beritt funktioniert das nicht auf Dauer, selbst wenn Du es mit Disziplin erzwingen willst.

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brotjob als angestellter und brotjob als selbständiger... ich seh' den unterschied nicht. wirklich unterschiedlich wird es nur, wenn man sich seine aufträge nach neigung und in der angenehmsten frequenz aussuchen kann. einen solchen zustand erreicht man als angestellter manchmal sogar schneller. und das risiko, den job zu verlieren, kommt in etwa dem risiko gleich, einen auftraggeber zu verlieren. offenbar tragen einige selbständige zusätzlich noch gerne das risiko, im alter zu verarmen. für mich klingt das aber eher alles nach rechtfertigung eines jetzt schon bestehenden elends. eine art coping damit muss es ja auch geben, denn jenseits der 40 kommt man aus der selbständigennummer nicht so einfach wieder raus. ich hab' kein problem damit, der bohème die gedankengänge zu gönnen, mit denen sie prekäre umstände nachträglich adelt.

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Ich frage mich manchmal, ob sich Teile beider Fraktionen nicht ähnlicher sind, als sie selbst glauben.

In der "Mein Haus, mein Auto, mein Boot"-Gruppe gibt es vermutlich etliche Mitglieder, die nur zufrieden sind, wenn sie bei all diesen Gegenständen mehr zu bieten haben als alle ihre Nachbarn. Notfalls auch für den Preis völliger Überschuldung (was der Rente nicht unbedingt gut tun dürfte). Davon profitieren Luxushersteller und Kreditgeber.

Genauso jagen größere Teile des Medien- oder Internet-Prekariats ihr Leben lang dem großen Durchbruch hinterher. Dafür lassen sie sich auf halsbrecherische Konditionen ein, wovon z.B. diverse Medien-Arbeitgeber profitieren dürften. "Popelige" Jobs, die aber vielleicht mehr Sicherheit bieten würden, werden angewidert abgelehnt. Die Tatsache, dass es - wenn überhaupt - nur ganz wenige bis nach ganz oben schaffen, wird bis zum bitteren Ende ausgeblendet.

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appleg, mit diesen vegetarischen Canneloni kann man sich auch daran gewöhnen.

Ist das wirklich so, mit dem Boot und dem Haus und dem Auto? Ich für meinen Teil habe überlegt, ob ich mir nicht doch für den See ein segelboot kaufen soll, kam davon aber wieder ab. Nicht, weil ich es mir nicht leisten könnte, sondern weil es meine Reserven angreifen würde. Deutschland und gerade der Westen sind doch berühmt für ihre exorbitant hohe Sparquote, und nicht gerade für die Überschuldung. Mir fällt im weiteren Bekanntenkreis ausserhalb von Medien und New Economy und grauer kapitalmarkt nur ein einziges Beispiel ein, bei dem sich jemand privat, ohne Not finanziell überhoben hat. Und diese Person tut alles, um die Sache wieder ins Lot zu bekommen.

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... ist ja alles relativ selbstgerecht hier. (Und dieser staendige Wettbewerb ts,ts ) - ich sach mal so: irgendwie kostet alles immer irgendwas - strappato hat zwar Haus und Hof, das dafuer aber in der tiefsten Provinz, Mark ist selbststaendig tritt dafuer aber auf der Stelle, don ist Fruehrentner und mir hat heute das Fruehstueck doppelt so gut geschmeckt wie sonst - letztendlich bleibt die Winkelsumme im Dreieck bei 180 Grad und die Lebensentwuerfe so unterschiedlich wie die Spritpreise in Europa - und das ist auch gut so!

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"Mein Haus, mein Auto, mein Boot" ist mir auch etwas fremd, aber andere würde ich ob dieser Motivation nicht verachten.

Übrigens finde ich mein business nicht so entfernt. Mein Job ist zum grossen Teil auch das Schreiben. Mag sein, dass die Konkurrenz nicht so gross ist und/oder die Branche sicherer.

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Ich könnte mir viele Dinge (Neuwagen, große Wohnung etc.), die viele Leute, die etwas älter sind als ich, für völlig selbstverständlich halten, ohne finanzielle Überhebung nicht leisten. Das ist wirklich so. Formal gesehen ähnelt mein Lebensstil (alte Karre, sehr kleine Wohnung) dem, was man sich unter Hartz IV vorstellt. Dabei habe ich eine gute Ausbildung und einen sehr ordentlichen (Vollzeit-)Job, in dem ich schon seit einigen Jahren arbeite. Aber eben in einer teuren Stadt. Und mit dem Gefühl, dass die berufliche Situation zu unsicher ist, um irgend etwas auf Kredit zu kaufen, und sei es Wohneigentum. Ich fühle mich wohler, wenn ich noch ein wenig Geld auf die Seite legen kann, das - wenn alles gut laufen sollte - als Altersvorsorge taugt oder im schlechteren Fall als Polster für schlechte Zeiten. Aber allzu viel ist das auch nicht.

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verdammt - wo zum Teufel ist das Problem? Der eine so der andere so - Glueck laesst sich nicht messen oder parametrieren - seid Ihr alle Bankkaufleute dass Ihr das nicht kapieren wollt?

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Das Gras ist halt immer beim anderen grüner. Lebensentwürfe, Suche nach dem Glück, treibt die Menschheit an. Davon leben Horden von Buchautoren. Was mir bei der "Lobo-Gang" auffällt: Da fehlt der freie Horizont, die die Suche erweitern würde. Irgendwie gefangen zwischen Prenzlauer Berg, twitterspace und Werbewirtschaft.

Zu erklären, man mache sich keine Gedanken um die Rente, aber das in 6000 Zeichen zu pressen und nicht bei dieser Maischberger-Runde sofort abzuschalten, wenn Geissler auftritt - da würde ich keinen Psychologen ranlassen.

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... ich wuerde sogar noch weiter gehen und bei der Maischbergerrunde abschalten sobald die Maischberger auftritt ...

um die Rente mache ich mir auch keine Sorgen - einfach immer etwas weniger Ausgeben als man einnimmt - fertig (das sind jetzt weniger als 100 Zeichen fuer ein grandioses Gesamtkonzept ... ))

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Gut, man muss konzidieren, dass sich natürlich auch jeder die eigene Situation aufsext, der eine glaubt wirklich, die Zukunft der Arbeitswelt zu sein, der andere ist fest überzeugt, dass es auf sein Schraubendrehen ankommt, und man kann überlegen, wer mehr recht hat - und wer mehr Nutzen bringt. Wenn ich lese, dass so einer jemanden wegen einer teuren Armbanduhr anpfeift, sollte er sich mal hinstellen und erzählen, was seine Insolvenzen den Staat und damit uns alle gekostet haben.

Bezeichnenderweise bekommt der "klassische" Arbeiter aber all diese Debatten kaum mit, man wäre nur vielleicht etwas erfreuter, könnte man sich allgemein darauf einigen, dass das eigene Lebensmodell nicht die ultima ratio ist, wenn man auf lange Sicht zu den minderleistenden Profiteuren so eines Systems gehört. Und da ist es mir egal, ob die Blutsauger nun Berater, Politiker oder blogfüllende Werber sind.

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Deutschland oben: Die Elitestudenten an der Eliteakademie, die mit 21 Jahren 70 oder 80 Studen pro Woche arbeiten (?), von McKinsey in Griechenland verwöhnt werden, alle Woche zum Arbeiten nach New York fliegen und eine Partnerin/ einen Partner mit ähnlich hoher "Schlagzahl" suchen, die am liebsten mit 50 den Ruhestand auf der eigenen Yacht geniessen möchten (wie in Gestatten: Elite von Julia Friedrichs).

Deutschland unten: Die (u.U. gelernten) Bäcker der LIDL- Vertragsbäckerei Weinzheimer, die sich unter prä-kapitalistischen Bedingungen für € 7,66 pro Stunde die Haut verbrennen, um europaweit Brötchen zu Dumpingpreisen liefern zu können. Von der Digitalen Boheme möchte ich nicht reden. Das erschiene mir unfair gegenüber denjenigen die sich jeden Tag drangsalieren lassen u n d schwere körperliche Arbeit verric hten um ihre Miete bezahlen zu können und um ihren Kindern etwas zu essen zu kaufen.

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Ihr habt noch einen prekären Lebensentwurf vergessen, den von Franjo Poth, der gerade mit 27 Mio. in die Pleite gegangen ist. Trotzdem fährt der Mann immer noch einen geleasten Hummer und wohnt bei seiner Veronika im teuren D-dorf/Meerbusch in der Luxusvilla. Das Vorsorge-Modell "Promi-Heirat" sollte hier nicht fehlen in der Aufzählung. Immerhin läßt sich aufgrund der Aussage des Insolvenzverwalters abschätzen, wieviel bei so jemandem zu holen ist, etwa 0,4% der sogenannten berechtigten Forderungen von 19 Mio. Das sind 76.000 Euro. Das ist etwa soviel, wie diejenigen erspart haben, die in meiner Nachbarschaft gerade eine Wohnung von einer Wohnungs-Heuschrecke gekauft haben. Die meisten stehen etwa 10 Jahre vor der Rente, sind Arbeiter, Angestellte oder kleine Selbständige und geben für die Wohnung die gesamten Ersparnisse ihres bisherigen bald beendeten Arbeitslebens aus. Aber sie haben danach ja noch ihre Rente. Ob Franjo Poth sowas dann hat, ist natürlich fraglich. Er sollte sich also mit seiner Verona die nächsten 7 Jahre gut vertragen, um die Privatinsolvenz einigermaßen luxoriös durchzustehen :-)

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Für alle Fälle einen guten Scheidungsanwalt in der Hinterhand zu haben, dürfte dann auch Bestandteil der Altersvorsorge sein.

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Oder Krawatte rausholen und auf die Alten hören.

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@zwischenspeicher:
Habe den Fall trotz räumlicher Nähe nicht en detail verfolgt, und die paar Presseberichte, die ich gesehen habe, ließen es an Detailgenauigkeit fehlen. Soweit ich sehe, ist Maxdata in Insolvenz gegangen, nicht Franjo Pooth. Inwieweit er mit seinem Privatvermögen für die Pleite seiner Firma haftet, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei GmbHs und anderen Kapitalgesellschaften dachte ich immer, man hafte in Höhe seiner Kapitaleinlage.

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@mark: Er hat private Bürgschaften abgegeben, außerdem Konkursverschleppung, etc. Deshalb haftet er mit seinem Privatvermögen. Mit 76.000 Euro Millionenkredite abzusichern geht allerdings wohl nur, wenn man Sparkassendirektoren besticht :-).
@amelia. Verona hat wahrscheinlich einen absolut wasserdichten Ehevertrag. So schätze ich die ein :-).

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Gemessen daran, dass angeblich nichtmal ihr Sprechfehler echt ist (erzählte meine Sprecherzieherin, die mit Veronas befreundet sei), kann man davon wohl ausgehen :D

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Werde demnächst 56, bin seit meinem 32. Lebensjahr richtig berufstätig (davor Jobs parallel zum Zweistudium und zwei Jahre fulltime Sohngroßzieher); von den 25 Jahren Berufstätigkeit war ich lediglich 8 Jahre festangestellt. Da immer irgendwie mit IT beschäftigt, gab es extreme Richtungswechsel und demzufolge massiv veränderte Einkommensverhältnisse - je nach Marktsituation lag der Umsatz in einem Jahr auch schon mal bei nur noch 30% gegenüber dem Vorjahr.
Da mit 14 schon halbverwaist und aus proletarischen Verhältnissen stammend, gab's nix zu erben und keinerlei finanzielle Unterstützung durch Onkeln, Tanten oder sonstiger Verwandschaft.

Was ich erreicht habe, habe ich ohne fremde Hilfe erreicht. Deshalb ist es auch wenig. Also, kein Haus bzw. ETW. Keine nennenswerte private Altersvorsorge. Wenn die Einnahmen floßen, wurde auch mal luxuriös gelebt - also: Neuwagen, Motorrad, Vier-Wochen-Urlaub, Lecker-Essen-Gehen, Hundert-Bücher-Kaufen etc.

Sicherheit gab's nie, hab ich auch nie wirklich vermisst. Statt dessen gleichbleibendes Vertrauen in die eigene Arbeitskraft und die eigenen Fähigkeiten sowie das Wissen, dass es wenige gibt, die Ähnliches zu bieten haben. Das wird zu einer mittelstarken Staatsrente führen. Da es seit meinem Rücksturz in die Selbstständigkeit prima läuft, stehen die Chancen gut, in den noch folgenden 10 bis 15 Jahren bisschen was auf Seite legen zu können.

Wobei: Mit den Jahren sinken meine Ansprüche an den Lebensstandard deutlich. Wenn das so weiter geht, werde ich wohl mit der Staatsrente auskommen und mir vom Ersparten dann den Altersluxus (Treppenlift, Krankenpflegerin, Porsche) leisten.

Alles in allem: Je ne regrette rien ;--))

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kleine Korrektur
Franjos Pleitefirma hieß maxFIELD, soweit ich weiß lebt maxDATA noch....

ansonsten ist es mal wieder traurig, wieviele Mio. jemand versenken kann, der offenbar nur aus Show bestand (und damit perfekt zu Verona passt). Das zahlen letztlich natürlich die kleinen Kunden der Sparkasse in Form höherer Zinsen für ihre Kredite für Wohneigentum - dieses in Flingern, Unterrath und Derendorf allerdings, nicht in Meerbusch....

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the party is over.
ist jetzt nächstens zwanzig jahre her, aber seit der vereinigung ist aus der rheinischen republik die berliner republik geworden:

die vereinigung wurde auch über die nebenhaushalte der sozialversicherung finanziert:

die mittel der arbeitslosenversicherung für die tollen umschulungen von früher sind nicht mehr.

das mit der krankenversicherung, mal schnell eine kur abstauben, ist nicht mehr. stattdessen ist selbstbeteiligung für zahn- und sehprothesen. ihr werden noch staunen, was ihr alles dafür zahlt, bloss halbwegs kauen und gucken zu können. vielleicht geht es euch auch so wie mir, dass ihr einen termin beim augenarzt braucht, und dann, wenn der dritte gesagt hat, in einem halben jahr vielleicht, und die wut steigt, auf einmal werdet ihr ganz ruhig, kratzt euren ganzen charme zusammen, und schafft es dann, die vierte sprechstundenhilfe davon zu überzeugen, euch schon in drei monaten einen termin zu machen. ich rede nicht von unmittelbar lebensgefährlichem, aber lästig ist es schon, der sache nach ist man auch schon im gesundheitsbereich bittsteller.

ja, und die rentenversicherung? nobbi hat noch gesagt, die rente ist sicher, hat aber nicht verraten, wieviel monat in zukunft nach der rente noch übrig ist. das problem ist noch nicht einmal der hier bemühte bandarbeiter (von denen wird keiner, wie vorgesehen, bis 67 am band stehen) und der sachbearbeiter (der noch, wie es ministerseits dargestellt wird, mit 67 jeden tag ins büro geht, um es den jungen zu zeigen) die dann glücklich ihre 1.200 eur rente im eigenen heim verleben, umgeben von glücklichen enkeln. das problem fängt dann an, wenn ein rentner pflegebedürftig wird, wg. demenz, beispielsweise. ja, altenpflege ist eine wachstumsbranche, heisst es. dabei brauche ich weder mathematiker noch volkswirt zu sein, um mir darüber klar zu werden, dass eine für patient und pfleger menschenwürdige pflege schon derzeit nicht zu wuppen ist. in zukunft erst recht nicht.

übrigens, die bemühten 7 eur fuffzig die stunde sind im beitrittsgebiet der übliche facharbeiterlohn. im bereich handwerk sind die beschäftigten schon froh, wenn pünktlich bezahlt wird.

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...und schon garnicht als Blogger
Abgesehen von einer Überdosis Selbstbejubelung und Publikumsverarschung könnte man eigentlich Respekt empfinden, wenn Berliner Startupper versuchen, Web 2.0-Quatsch in klingende Münze zu verwandeln. Es sind einige darunter, die keine Aufschneider sind, die - wie wir - eine Abneigung gegen Hype-Gequatsche haben. Da finde ich es okay, wenn sie auf diesem Weg versuchen, sich aus dem Sumpf Berliner Chancenlosigkeiten herauszuziehen.

Die Heroisierung der Selbstständigkeit - und schlimmer noch - die verlogene Glorifizierung der tatsächlichen gewerblichen Möglichkeiten von Kommerz-Bloggern ist peinlich - und peinlich ist auch, wenn ein Ritalin-Schlückling, der nur mit Ach und Krach seine Projekte zuende bringt, den großen Verkünder spielt - so amüsant er auch ansonsten sein mag.

Da mag die persönliche Tendenz zur Aufschneiderei reinspielen, vielleicht sogar die inneren Not, sich als groß und dann auch noch als Bohéme darzustellen, gut - aber es ist eben auch eine Livestyle-Frage, es ist die Freude, etwas auf die Beine zu stellen, es ist der Spaß mit der eigenen Szene, dazu kommen die Wonnen beginnender Etablierung in einem alternativen und freien Umfeld usw.

Jedoch, schneller als gehofft kann sich der übertrieben gefeierte Weg der digitalen Böhmen als Straße zum Selbstbetrug erweisen. Ich sehe sie nicht, die großen Erfolge im Web 2.0, ich sehe kaum kommerziell erfolgreiche deutsche Blogs, ich sehe keinen Grund für hochtrabende kommerzielle Träume - und schon garnicht als Blogger.

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noch was zu den siebenfuffzig die stunde:

... Bei der Festsetzung eines gesetzlichen Mindestlohns von z. B. 7,50 EUR pro Stunde wären in Südwestsachsen mehr als dreiviertel aller Unternehmen durch steigende Personalkosten betroffen, davon 45% stark. Besonders starke Auswirkungen hätte ein solcher Mindestlohn für die Branchen Textil, Möbel/Spielzeugwaren , Verlags- und Druckgewerbe und Nahrungs-/Genussmittel....

aus: Überwältigende Mehrheit südwestsächsischer Unternehmer gegen gesetzliche Mindestlöhne jeder Art, Wirtschaft in Südsachsen 05/2008 (das ist das IHK-Wurstblatt, welches in derlei Dingen immer informativ ist)

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und was ist mit der analogen bohème?
[edit: gelöscht weil überflüssig]

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Fand ich zwar nicht, aber mei.

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mir war ganz subjektiv unwohl. zu viele informationen zu spontan in echtzeit... vielleicht bin ich einfach noch? nicht ganz eingespielt.
wir müssen uns noch weiter aneinander gewöhnen, wir beide: das internet und der ich.

desweiteren: rechner runter gefahren, über meine rente nachgedacht. überlegt, ob, ganz bohémien, viel rotwein kurzfristig eine lösung ist.
musste noch fahren; sehr ärgerlich.

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(Prozent) ist das wovon die CSU in Zukunft nur noch träumen kann.

Dixit SZ zur Bayern LB: "Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wussten Ex-Finanzminister Faltlhauser und andere Kontrolleure bereits im August 2007 von hohen Ausfällen. Brisante Unterlagen sollten vernichtet werden."

Die Altersversorgung von Ministern sollte pfändbar sein

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wenn nicht sogar:
der pfand auf altminister sollte endlich entsorgt werden

schuldigung. alberne halbe stunde.

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