Die Deutsche Bank und das kurze Hirn der Johurnaille

Heute könnte ein guter Tag für den deutschen Journalismus werden: Am Beispiel der Deutschen Bank nämlich kann man diejenigen Standesbeschmutzer dingfest machen, die man problemlos feuern und mit Berufsverbot belegen könnte.

Da stellt sich die Deutsche Bank also hin und sagt im Kern zweierlei: Im ersten Quartal gab es mit 1,19 Milliarden wieder Gewinne auf dem Niveau von 25% Eigenkapitalrendite für das laufende Jahr. Und die Deutsche Bank sei so gut, sie brauche keine Staatshilfen.

Beides muss man aber etwas genauer betrachten. Die Bank macht Gewinn - aber der Grund ist nicht ihre tolle Investmentsparte, die Buchgewinne schreibt, sondern schlicht und einfach die staatliche Rettung der Kreditversicherung von AIG in den USA.Aus diesem Miltimilliadentopf des an sich insolventen Versicherers hat die DeuBa 9,1 Milliarden Euro erhalten. Ohne Rettung der AIG, also indirekte staatliche Zuschüsse, wäre es mal spannend zu wissen, was die DeuBa sonst hätte ausweisen müssen, angesichts des rückläufigen Geschäfts in anderen Bereichen. Wer sich als Journalist wundert, warum die Aktie jetzt einbricht, hat in diesem Beruf nichts verloren: Das Problem dieser Bilanz sollte allgemein bekannt sein.

Und zum Thema Staatshilfen: Die DeuBa hat sich bei der Übernahme der Postbank extrem verspekuliert, und hätte deren Aktien zum teilweise sechsfachen des Börsenkurses kaufen müssen. Im Januar dieses Jahres wurde der Deal dann modifiziert, weil die DeuBa offensichtlich mit ihrer Eigenkapitalquote ins Schleudern gekommen wäre. Nun ist es so, dass sich die Post wechselseitig an der DeuBa beteiligt - und die Post wiederum gehört zum grossen Teil dem Staat. (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,601288,00.html) Wenn Ackermann jetzt behauptet, seine Firma bräuchte keine Staatshilfen, hat er offensichtlich vollstes Vertrauen in die Unfähigkeit der deutschen Johurnaille. Denn ohne die indirekten Staatshilfen durch AIG und die Post sähe nicht nur das Quartal, sondern die ganze Deutsche Bank ganz anders aus. Aber wo bitte lese ich den Beitrag, der sich damit auseinandersetzt? Wo schaut mal einer genauer nach?

Ach so. Sie sind damit beschäftigt, das Ende der Krise und die Kräfte des Kapitalismus zu seiner eigenen Rettung herbeizureden. Na dann. Die NYTimes hat jedenfalls schon mal Ungemach für das nächste Quartal.

Dienstag, 28. April 2009, 14:29, von donalphons | |comment

 
Die Tiefe der Berichterstattung steht im reziproken Verhältnis zum Anzeigenaufkommen.

Wenigstens die Börse hat angemessen reagiert. Und auch dem letzten Depp sollte nach den Quartalszahlen bei Daimler klar sein, was da auf uns zukommt.

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Selbstverständlich reden alle das Ende der Krise herbei. Wer das nicht tut, wird abgewatscht. Unverantwortlich. Unpatriotisch. Siehe Frau Schwan.

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Man sollte ja eigentlich denken, dass der Ausweis von 25% Rendite mittlerweile jedem Journalisten mit Sonderschulbildung als klares Indiz dafür herhalten sollte, dass bei 2% nationalem Produktivitätswachstum pro Jahr Kunden, Geschäftspartner und vor allem Steuerzahler nach Strich und Faden beschissen werden. Stattdessen sogar beim normalerweise noch angenehm moderat kritischen WDR-Radio (im Gegensatz zum Fernsehen) heute vollstes Verständnis dafür, dass Ackermann weitermachen darf. Journalisten sind einfach echt voll doof. Man darf sie ruhig beleidigen. Sie haben es verdient. Sie sind nämlich tatsächlich strunz-doof. Und zwar alle. Die paar Ausnahmen eingeschlossen.

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25% EK-Rendite sind maximal ein Indiz dafür, dass Banken weniger bzw. zu wenig Eigenkapital haben und ausserdem als einzige Unternehmen über die Verbindlichkeiten Geld verdienen. Ein Vergleich mit "2% nationalem Produktivitätswachstum", was immer das auch sein soll, erübrigt sich. Das sollte auch jedem Blogger mit Sonderschulbildung klar sein.

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Quatsch! Mit großem Hebel arbeiten! Klar! das ist das Arbeitsprinzip der Zocker.

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Hinzukommt, dass die Deutsche Bank permanent "Insider-Geschäfte" macht und dadurch illegal ihr Zocker-Risiko vermindert.

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Klar, mit hohem Leverage kann man schon auf hohe Renditen kommen - wenn sich die Fremdkapitalgeber dauerhaft mit deutlich weniger zufrieden geben als dem insgesamt erwirtschafteten Ergebnis. Und wenn man ein entsprechend hohes Risiko eingeht. An dieser Stelle wird das Bild dann schon schief, wenn man sieht, dass der Staat einspringen muss, wenn das Risiko plötzlich doch zu hoch war und man es sich gesamtwirtschaftlich nicht leisten kann (will?), dass die Bank dafür die Quittung bekommt. Bei der Deutschen Bank war das bislang nicht nötig, aber wohl bei manchen ihrer Geschäftspartner - und bei vielen Instituten, die ihrem Vorbild nacheifern wollten.

Mit zu pauschalen Aussagen macht man sich immer angreifbar - das gilt auch für die Kritiker der Deutschen Bank. Fest steht aber, dass man viele Geschäftsbereiche, mit denen sie (und viele andere) in den vergangenen Jahren die märchenhaften Gewinne erwirtschaftet hat, sehr kritisch hinterfragen sollte. Und ob bei einer vernünftigen Bankenregulierung noch genügend - gesamtwirtschaftlich sinnvolle - Geschäftschancen übrig bleiben, die eine Rendite von 25 Prozent ermöglichen, daran habe ich große Zweifel.

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Man sollte sich in einer Gesellschaft auf eine Mindestmenge logischer Grundwahrheiten verständigen können unabhängig davon, welcher Fraktion man angehört (Piraten und Ackermänner natürlich ausgeschlossen). Und dass 25% Rendite nicht auf fairem Wettbewerb basieren sondern nur bei unfairer Übervorteilung möglich ist, gehört dazu. Wenn Einzelgeschäfte solche Renditen abwerfen, mag das möglich und sogar zulässig und notwendig sein. Aber bei der riesigen Menge Geschäfte der Deutschen Bank sind ehrliche 25% Rendite unmöglich. Das ist so wie das Amen in der Kirche.

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Je nun, wenn die AIG den Bach runter gegangen wäre, dann müssten vermutlich auch die Sparkassen dicht machen. Problematischer sind da wohl eher die über drei Ecken finanzierten Risiko-Kredite, die da immer noch lustig vor sich hingären. Wie die anderen Banken in den letzten Wochen hat die DB ein wenig die Bilanzen hin und her geschoben. Allein die gelockerten Bestimmungen bei der Bilanzerstellung sollten einen Teil des "Gewinns" ausmachen.

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Hmm, ich verstehe, was Du meinst, frage mich aber, wo Du jenseits des ganz normalen Wahnsinns des Credit Crunch und des Ackermann-Rendite-Bla das spezielle Problem siehst. Dass sich die Deutsche Bank gegen Kreditausfälle versichert hat? Dass sie das bei AIG getan hat? Dass die US-Regierung AIG rausgehauen hat?

Natürlich sind das amerikanische Steuergelder, die da an die DeuBa fließen. Aber der Bailout ist nunmal auch dafür da, (legitime) Forderungen Dritter zu begleichen. Und wenn AIG die Forderungen nicht beglichten hätte, wären die paar Milliarden der Deutschen Bank ehrlich gesagt noch eines der kleineren Probleme.

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Herr Ackermann vermisst die "Dankbarkeit" des deutschen Volks.

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Dann möge sich der AckerBauer halt ein neues Volk wählen (deren Erträgnisse die eigentliche Quelle des Wohlstandes der Deutschen Bank bilden.

Oh, da fällt mir ein: Die hochpolitischen Deals mit der IKB und der HRE haben ganz besonders auch der DB extrem genützt. Tjä, und da hatte die DB (die offenbar einen Direktzugang zu den Staatssekretären von Steinbrück hat) unmittelbar die schmutzigen Finger drin. Auch soll es sich bei Jörg Asmussen ("Architekt des Bankenrettungspaketes") um einen - für die Belange der DB - sehr verständnisvollen und freundlichen Staatssekretär handeln.

Zur deutlich erhöhten Freude von Ackermann.

Den hart arbeitenden Steuer- und Abgabenzahlern hätte man hingegen eine zigmilliardengroße Freude gemacht, wenn der nach wie vor neoliberalisierte (bonzenwirtschaftende) Staat der PRIVATBANK IKB einfach einen ganz regulären Bankrott gestattet hätte.

(abgemildert z. B. damit, dass der Staat 70 Prozent der Forderungen, welche eine bankrotte Privatbank IKB nicht erfüllt, großzügig übernimmt)

Ackermann und die Deutsche Bank gehören zu denjenigen, welche Steinbrück, seinen Staatssekretären und dem Kanzleramt zu maximalem Dank verpflichtet sind.

In etwa für die nächsten 500 Jahre.

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Na ja, dass solche Dinge passieren, scheint mir in der Logik des Systems zu stecken: Wer an einer Spekulationsblase bzw. an vielen Blasen gut verdienen will, der muss einen Dummen finden, der ihm den Schrott auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung abkauft. Oder er verdient indirekt, indem er Derivate mit schönen Margen emittitert, ohne eigene Risikopositionen einzunehmen, Market Making für Wertpapiere betreibt und ähnliches. Aber auch das ist nur dann lukrativ, wenn andere Marktteilnehmer nach Herzenslust zocken (und am Ende sehr häufig sehr viel verlieren, wie man heute sieht). Letzteres Geschäftsprinzip scheint mir auffallende Parallelen zum Geschäft einer Spielbank zu haben, die auch weder auf "Rot" noch auf "Schwarz" setzt, aber gut daran verdient, wenn die "Null" fällt (ganz vereinfacht dargestellt).

Das heißt: Auch wenn eine (kapitalmarktnahe, "moderne") Bank sich im Prinzip geschickter angestellt hat als viele anderen Banken, dann hat sie trotzdem von einer Entwicklung profitiert, die gesamtwirtschaftlich (und gesellschaftlich/sozial!) nicht unbedingt - na ja - vorteilhaft war.

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Du hast Recht, ohne die 11 Mrd EUR der AIG wäre die Hälfte des Eigenkapitals hops gegangen. Bei 217 Mrd EUR Passiva wäre es dann knapp geworden, keine Staatshilfe anzunehmen. Da wurde von Seiten der Deutschen Bank
gut gepokert, ist aber schon lange im Kurs enthalten. Doch das ist nicht der Grund warum der Kurs gestern nachgeben hat meines Erachtens.

Der zur zeit anhaltende Bond Boom beschert der Deutschen Bank tolle Erträge, da Sie bei fast jeder Neuemission dabei waren. Das ist positiv zu sehen, da es wenig Eigenkapital bindet. Doch hier liegt das Problem. Der Privaten Kunden Bereich läuft zur Zeit nicht, logisch weil niemand Aktien haben möchte. Der Bond Boom wird nicht ewig anhalten und dann muss sich zeigen wo man als Deutsche Bank Geld verdient. Desweiteren bergen die Neuemissionen auch Risiken des Ausfalls. Desweiter sind die Ergebnisse nur deshalb so gut ausgefallen, da nun nach IFRS39 nicht mit dem Fair Value bewertet wird, sonder mit dem Kaufpreis minus 5%. Das führte in den ersten 3 Monaten nicht mehr zu Abschreibungen, sondern zu höher Bewertungen um mehr als 2 Mrd. Eur. Leider sind aber neue Abschreibungen für die nächsten Monate zu befürchten. Und genau das sind die Gründe, warum es gestern Gewinnmitnahmen am Markt zu beobachten sind.

Das Josef Ackermann noch weitere 3 Jahre bleibt, hat ein wenig seiner Glaubwürdigkeit geschadet – da er vor einigen Monaten das Gegenteil behauptet hat. Und jeder der glaubt, dass er wirklich 3 Jahre bleibt, ist naiv. Lediglich hat man keinen passenden Nachfolger gefunden. Sollte es Herr Ackermann aber schaffen, die Deutsche Bank auf Kurs zu halten, reiht er sich hinter den ganz großen der Deutschen Bank ein.

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