Auf dem falschen Ritzel

Als ich für die Zeit am See gepackt habe, waren zwei Ereignisse absehbar. Ich würde Bilder umhängen müssen. Und ich würde einen Pass erradeln.







Pässe sind bei uns nicht ganz selten, im nahen Umfeld befinden sich der Achenpass, der Weg hoch zur Grindelalm, der Tatzelwurm, und der Spitzingseesattel. Der Achenpass ist läppisch, der Tatzelwurm ist für den Nachmittag zu weit weg, die Grindelalm kenne ich schon, und der Weg zum Spitzingsee führt durch eine reizvolle Landschaft, die sogenannte Haglandschaft mit ihren langen Baumreihen, und über kleine Bäche, deren Brücken gerade neu gebaut werden.







Halbtrockenen Füsses drübersteigen, die Böschung hochklettern, ein paar Stacheldrähte überwinden, Betreten der Baustelle verboten, aber sicher, aber man muss sich schon über die Umwege wundern, die man für zumutbar hält. Insgesamt sind es 50 Kilometer, wenn man alles zusammenrechnet, und das ist nicht ganz wenig für einen alten Mann. Zumal es hier nie eben ist.







Noch läuft es gut, doch in der schrumpfenden Ferne stehen die Berge, und ich ahne, dass ein 25er Ritzel hinten zusammen mit einem 39er Kettenblatt vorne als kleinste Übersetzung vielleicht ähnlich klug ist wie das, womit ich mich auf der L'Eroica abquälte. Und das war nicht wirklich klug.







Aber davor ist der Schliersee, und das ist eigentlich auch ein hübsches Ziel, man könnte nämlich anhalten und einkehren, oder baden, oder schifferlfahren. Dieser Schliersee - wer den Tegernsee schon für rustikal hält, sollte mal hierher kommen. Das ist wie ein 60er-Jahre-Museum. Ein lebendiger Lustfilm mit Erhard und man wartet nur darauf, dass irgendwo jemand mit Tolle und E-Gitarre deutsche Bergschlager singt.







Aber es hilft nichts, es muss weiter gehen: Vorbei an Fischbach und am Gasthof Sachs in Neuhaus (man merke sich den Namen) und am Masmeiermuseum, wo gerade eine Bognerausstellung läuft. Das alles gibt es noch. Hier. Vor der Abzweigung hoch zum Sattel.







Und das 25er ist tatsächlich viel zu klein. 28 wäre nett gewesen. Im Keller stand ein Müsing mit 1:1-Übersetzung. Ich hätte sogar die Laufräder nehmen können, das hätte gepasst. Habe ich aber nicht. Also täusche ich vor, dass ich für das Photographieren anhalte. Ein Wunder, dass ich nicht umfalle. Unten funkelt der Schliersee.







In weniger als 15 Minuten ist hier einer raufgefahren, meldet eine Sadistenwebseite im Internet. Ich frage mich, was schlimmer ist: Die Zeitenangeberei oder das 25er hinten. Ausserdem steht noch ein Pinarello im Keller, mit Kompaktkurbel und 34 Zähnen vorn und 28 hinten. Was einem halt so einfällt, in den gefühlt vielleicht letzten Momenten des Lebens. Oben in den Bergen ist noch Sonne, hier unten wird es langsam finster im Wald. Irgendwann ist auch die letzte Rampe zu Ende, und dann ist man eben oben, zwischen zwei Bergen. wo man sich beim Bergsteigen noch weiter arbeiten würde. Aber für heute reicht es.







Der andere Weg würde hinunter zum Spitzingsee führen, und dann hintenrum nach Rottach, aber dafür ist es zu spät. Die nächsten 5 Kilometer fahre ich nicht. Ich falle wie ein nasser Sack ins Tal. Unten, nach 4 Minuten, bin ich strohtrocken gepfiffen. Ein Wort noch zu diesem Viner: Tolle Kiste. Schöne Verarbeitung. Aber bei Tempo 80 eine echte Sau, wehe, man lenkt zu stark. Wer so ein Viner Pro Race aus Columbus Air Plane findet, sagen wir mal, der Rahmen für 150 mit Gabel: Kaufen. Und vorsichtig in den Kurven sein, das Ding übersteuert heftig. Besser nicht mal lenken, sondern die Kurve nur denken, das reicht schon.







Und dann nach Hause, in den Sonnenuntergang und die Dämmerung, und zuletzt auch in den Mondschein. 28 wären nett gewesen, aber ich habe es auch so überlebt. Daheim schlachte ich ein Glas Marmelade und bin dann so überzuckert, dass ich noch einen Beitrag für die FAZ schreibe. Über das faule Liegen am Strand, das ich nicht mache.

Donnerstag, 2. August 2012, 01:44, von donalphons | |comment

 
Das vorletzte Bild, ein Traum!

Sagen Sie, was ist in Ihren Augen ein 80jähriger Mann, wenn Sie sich schon als "alten Mann" bezeichnen?
(Ich würde behaupten, ein Mann im besten Alter)

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80? Das ist bei mir schon ein paar Jahrhunderte her, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, das muss so im späten Mittelalter gewesen sein.

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Aber der Schliersee wäre eventuel auch eine Alternative gewesen, das stimmt schon. Ein Verwandter hat sich hier zur Ruhe gesetzt. Momentan kann man hier 25 m² für den Preis kaufen, den ich damals für meine Wohnung am Tegernsee mit zwei Stellplätzen bezahlt habe.

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Wie siehts denn in Bad Wiessee mit den Preisen aus? Vor 8 Monaten hatte ich den Eindruck, dass dort noch die Preise einigermaßen normal waren.

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Was ich so mitbekomme, ist das hier immer noch stabil. Aber sehr viel ist belegt, und jetzt kommen all die See- und Waldfeste. Am Wochenende haben wir hier Blasmusiktage, da muss man wissen, ob man diesen Preis zahlen will.

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Die Blasmusiken sind nicht so schlecht wie ihr Ruf. Ich lebe ja auch an einem etwas kleineren See und da ist immer Sonntags um 11.00h Blasmusikkonzert. Ich sitze dann meist im Garten beim Frühstück und bekomme das alles mit. Und viele dieser Kapellen sind inzwischen ziemlich gut. Natürlich ist das immer noch nicht große Kunst, aber durchaus anhörbare Musik - auch wenn's die gelegentlichen Humpa-Humpa-Täterä-Ausrutscher gibt, wo man sich dann fragt, in welchem Kaff die denn überlebt haben.

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Übrigens der schmächtige Mann mit dem gerissenen Blick ist immer noch nicht mein Lieblingsbild geworden. Mich würde eher das liebreizende (Jung)Fräulein dahinter in voller Pracht interessieren.

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Kan ich auch noch liefern. Mich erinnert die leider entfernt an die Familienministerin.

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Äh, die hat 7 Kinder und ist sicher keine Unschuld mehr!

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Nicht wirklich, das Bild wurde gemalt, um sie als Braut anzupreisen: Kanonissinentracht. Eingesperrt für den Heiratsmarkt.

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Ach Verzeihung, ich meinte natürlich die adlige Vorgängerin.

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Nur reingeheiratet. Zählt nicht.

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Mehr vom Erdbeermädchen!

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Eventuell morgen, dann habe ich mehr Ruhe.

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Prima, tolle Tour, schöner Bericht und feine Bilder! Glücklicherweise hat es ja wohl doch die eine oder andere, äh, Fotopause gegeben. :-)

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Ja, und zwar nicht auf allen vieren! Fast kein einziges Mal!

Danke.

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Das hat leider nicht mehr gepasst:



(Vermutlich irgendwie sexistisch für manche, aber mei)

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(Nein, ist es nicht)

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Soll ich mal Berlinerinnen vom Kegelklub fragen, wenn die gerade nicht versuchen, ihre Abgeordneten auszuplündern?

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Die finden die Frage schon sexistisch.

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Na dann wollen wir sie nicht stören.

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39/25
ist für die 14% in der Mitte schon kernig. Da muß sich keiner schämen. Allerdings kann man die Sacher-M Radsportseiten auch vorher konsultieren.
Aber wenn man es denn unbedingt wissen will ...

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Radsportseiten setzen mir manchmal schon etwas zu, in ihrer Intoleranz und Verdummung. Ziemlich viele verhärmte Leute, und alle kommen sie überall hoch. Ich bin da eher vom Bergsteigen geprägt, wo es um Zeiträume geht, die für andere Welten sein mögen: Mir ist es egal, wann ich ankomme, wenn die Bilder nur gut werden. Mit dem dauernden Beschleunigen und Anhalten kostet das natürlich auch Kraft, aber das ist es mir einfach wert. Manchmal - wie bei dem 7. Bild - bleibe ich auch nur stehen und staune über das unverschämte Grün. Das war da wirklich so. Die 25 hinten dagegen sind nur dem heimatlichen Radgeschäft zu verdanken, das für jede andere Abstufung gleich 80 Euro wollte. Und für daheim reicht 25 eigentlich auch fast immer aus.

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Off topic
Glückwunsch, bester Don.
Eben sehe ich: Der erste Blog-Artikel auf m.faz
(ja, in der Bahn lese ich auf dem Spielzeug...)

Noch ein OT (Achtung, ganz schamlose Selbstbeweihräucherung...)
Habe übrigens die drei Auffahrten auf den Mt Ventoux geschafft. Wider Erwarten. Mächtig stolz ist der Booooster.

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ebenfalls off topic
check your mail. horizonterweiterung (im osten ist es auch schön).

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Da kann man auch stolz sein. Mir wäre das klar zu viel, aber man muss tun, was zu einem passt. Ich bin ja eh eher der Genussradler.

Mail bekommen - wird gleich beantwortet, danke!

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El Greco
und die Moderne. Paketpreis Hotel und Eintritt ab 59€, noch bis zum 12.08.2012. Leider nicht in München, trotzdem sehenswert. Gruss vom Graefrather

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Oh, DD. Da war ich auch seit langer Zeit nicht mehr. Man hat versucht, mich dort mit Gratin zu vergiften. Drei Jahre lang konnte ich kein Gratin mehr sehen. Das war der letzte Kantinenaufenthalt meines Lebens.

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El Greco ist nicht in einer Kantine, außerdem sind die doch meistens eher zu vermeiden, also die Kantinen mein ich. So wie Sie auf diesem Gratin rumreiten muß da ja wohl Arsen extra für Sie druntergemischt worden sein, wer war denn da so hinter ihnen her, Stoiber light, unser damaliger Ministerpräsident?

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Der Schliersee, seufz... eine Kindheitserinnerung.

Dieses Jahr wird es bei mir jedoch die kroatische Adria.
Mit VIEL FAULEM LIEGEN. Eine Wanderung durch die Weinberge vielleicht noch. Das muss reichen.

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Das ist aber auch nicht schlecht. Kroatien ist schön!

Allerdings, dafür habe ich kein Geld, ich gehe zu Fuss und zu radel auf den Hirschberg, das muss reichen.

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Bin das erste Mal dort und schon sehr gespannt. Das Zimmer in dem wunderschönen und nicht überlaufenen Hotel ist übrigens wirklich erschwinglich...

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Ich fand die Felsenküste sehr viel schöner als die Sandstrände, und irgendwie ist das Land auch sehr viel wilder als Italien. Es duftet mehr nach Feigen. Müsste ich an den Strand, wäre es eher mein Favorit. (Mali Losinji war toll, und die Skorpione im Bad kenne ich auch aus Italien).

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Und im September gibt's vorzügliche Trüffel in Istrien

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Ich wüsste gar nicht mehr, was ich ohne die tägliche Lektüre von Don machen würde... herrlich geschrieben - und einfach wunderbar, um bei der täglichen Zugfahrt Zeit seines Lebens genüsslich lesend zu verbringen.
Außerdem steckt es einem an, trotz der elektronischen Alltags-Welt die Freiheit der Natur zu suchen, das tut gut.

Einzig - das Lenkerband hätte ich in Blau empfohlen. Aber gut, es kann ja nicht alles perfekt sein...

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