: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 2. September 2012

Binäres Schrauben

So nebenbei läuft hier gerade nicht Orlando di Lasso und auch nicht Telemann, sondern der Stream des Barcamps der Piraten in Essen, einer Stadt, in der ich einmal war, und in die sich die Piraten gut einfügen. Das ist kein Kompliment. Und auch sonst bin ich, ehrlich gesagt, leicht schockiert von diesem Personal. Dass der Skandalnudel Ponader so wie 4% aussieht, wie Weisband wie 14% aussah, ist nun mittlerweile hinlänglich bekannt. Aber auch die anderen... Dass dazu nun auch noch die mutmassliche PR-Tante Beltzer von der Süddeutschen, bei der man sich echt fragt, wer sie bezahlt, der Kegelklub oder irgendeine andere Pressure Group, den Piraten nun auch noch die extrem nervige und postengeile Domscheidt-Berg in voller Breitseite reindrücken kann, spricht Bände darüber, wie es sonst so aussieht. So, wie eine Partei halt ist, die ihre Hoffnungsträger weggeputscht hat und statt dessen von einem Beamten geleitet wird, der die öffentliche Präsentation einem Ponader überlässt, der es immer wieder gleich macht: Arroganz, auf die Fresse fallen, Winseln, er hält das nicht aus, Arroganz und dann alles von vorne. . Momentan, am Abgrund, wieder Arroganz. es wäre in Ordnung, wenn die Piraten wirklich um ihr politisches Überleben kämpften, wie sie es tun sollten, aber statt dessen tagt unter ihnen die AG Bärenfellverteilung des eher jagdscheuen Gesindels. Das Thema hätte heissen müssen: Wie vermeiden wir es, die femibgehaschjederallesundzwarsofortige Schillpartei des Internets zu werden, was können wir von der FDP in Sachen Kernzielgruppen lernen, und was können die Grünen, das wir nicht können.







Ich hätte gern Politiker, die nicht metaironisch in Bällebad sitzen, sondern Leute, die etwas aufbauen, das funktioniert. Wo alle Teile ineinander greifen, wo jede Schraube sinnvoll ist, und alles zusammen die Sache voranbringt. ich möchte - und das tue ich auf der anderen Seite - dass eine Sache dabei herauskommt, die funktioniert. Und weil das bislang nicht sichtbar ist - die Weisband so: Aber wir machen doch Programmarbeit; ich so: Ach sei still, Programm kann jeder Depp, macht politische Arbeit und zwar so, dass die anderen Euch nicht mehr nur auslachen - sehe ich auch bei ausgesprochen piratennahe Personen die Haltung, dass man die im Moment nicht wählen kann. Gleich hinter dem Piratenparteiestablishment viele lange Gesichter. Und das wiederum bringt mich dazu, meinen Job ordentlich zu machen. Ich will nicht nur zur Kanzelkehre auf den Achenpass kommen, ich will weiter. Und deshalb muss es nicht nur ein Gefrickel sein, sondern halten wie einer dieser Jahrhunderte alten Hausanker: Wenn ich über die Ellbogenstrecke Richtung Brenner rolle, muss alles so laufen, wie beim ersten Antritt. Ich habe nur eine Chance. Ich weiss das, und so mache ich es dann auch.







Deshalb bin ich auch um Regen, Finsternis und Kälte dankbar: An so einem verregneten Abend zeigt sich, ob alles auch wirklich funktioniert, wie man sich das bei schönem Wetter so ausgedacht hat. 350 Kilometer bin ich jetzt auf diesem Rad gefahren, ungefähr so weit, wie die Reise insgesamt ist, und auch in der Nacht, bei Regen, auf glitschigen Strassen kommt man durch. Ich hoffe auf schönes Wetter auf dem Jaufenpass: Aber eine Garantie gibt es nicht. Das Rad muss so sein, dass ich schlimmstenfalls auch in stockfinsterer Nacht und bei schlechtem Wetter durch die Wolken komme. Dann sol der Fahrer kein Problem sein, zumal sich gerade abzeichnet, dass der Rest vom Septemberein paar sinnlose Planungen enthalten hat. Heisst umgekehrt: ich werde wohl noch etwas länger als gedacht in Südtirol sein. Wie weit ist es eigentlich mit dem Rennrad von Meran an den Gardasee?







Eins nach dem anderen. Schritt für Schritt. Ich habe übrigenss ein im Kern vollkommen banales Ziel bei dieser Reise, und das hat nichts mit Sport zu tun: Es gibt in Meran eine Käserei, die ich ausgerechnet in Mantua entdeckte und erst daheim zu schätzen lernte. Da gibt es nämlich einen leicht geräucherten Wacholderkäse, der monatelang hält und es durchaus mit dem irrwitzigen Scamorza aus der Fressgasse in Parma von den beiden dicken Brüdern, sowie dem Trüffelpeccorino aus Arezzo aufnehmen kann. Ich muss nur nach Algund und dort diesen Käse bekommen. Dann bin ich zufrieden, und weil der lange hält, habe ich auch genug für den Winter, und alles wird gut sein. Alles, was dahinter kommt: Optional. Soweit das wetter und das Rad die Sache mitmachen. Ich sehe die Bilder der drei Pässe und sage mir: Ich kann das. So schwer kann es nicht sein. Alles wird gut.







Es ist übrigens 25 Jahre her, also fast eine Menschengeneration, dass ich so etwas das letzte Mal gemacht habe, in den 80ern, als niemand an der Zukunft zweifelte und die Rente sicher war. Es wird ein Treffen mit mir selbst als junger Mann sein, und damals, zwischen Abitur und Studium, wog ich 67 Kilo und war in der Form meines Lebens (und wäre ohne Hektik doppelt so schnell gewesen, aber darauf kommt es nicht an). Wie das dann 25 Jahre später sein würde, war mir egal, soweit habe ich damals nicht gedacht. Und auch diesmal werde ich nicht weiter als bis zur nächsten Kurve denken. Kurzes Denken am Berg wird hier belohnt. Aber natürlich würde ich das auch gerne nochmal 25 Jahre später schaffen. Wenn, wie wir gerade erfahren, jeder Normalverdiener aus dem letzten finanziellen Rentnerloch pfeifen wird. Mich wird das, weil ich im Eigentum wohne, so nicht erwischen, aber ich erwarte mir da auch keine besonderen Antworten von einer Partei, die die Ideologie vertritt, von 1000 Euro könnte der eine giut leben und alle anderen sollten es genauso tun.

... link (16 Kommentare)   ... comment