: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 27. September 2007

Grenzgebiete ohne Markt

Eine Veranstaltung im Monat reicht, zwei sind das Maximum, alles andere geht auf Kosten der Qualität, ausserdem hat man dieses komische "Das hab ich doch schon mal gesagt hoffentlich ist keiner da der auch schon in KarlsruheBerlinMünchenusw" Gefühl, das man als Blogger ohnehin viel zu gut kennt, wenn man keine radikale Grenze zwischen Netz und Leben zieht. Die 330 Kilometer im Regen hätte es auch nicht gebraucht, wenn man mal davon absieht, dass die Leipziger Ruinengürtel erst im Regen richtig morbide wirken. Zwischendrin ist dann die Typische Media City, und dort wiederum die Bundesjugendmedientage.

Wo man den Nachteil hat, dass die Leute dort das Blog hier tatsächlich gelesen haben, und einen nicht nur einladen, weil das schon zig andere auch getan haben und irgendwo der virtuelle Krawallgarantiestempel dranklebt. Sehr nette Leute, die einem allen Freiraum lassen, und auch Freaks, die einem Chancen geben, die zu nutzen mir über die nächsten Wochen und Monate noch viel Freude bereiten wird.



Komisch zwei Dinge. Das erste war die Konfrontation mit einer SMS-Chatwand in der Posiumsdiskussion. Für New-Economy-Opas wie mich ist das eine typische 2000er-Spielerei zum Überbrücken von Längen bei Events, aber damals hatte das während der Diskussionen nichts verloren. Manchmal amüsant, meist aber nicht wirklich zielführend; entweder man ignoriert es und muss um die Aufmerksamkeit gegen irgendeinen Quatschkopf kämpfen, oder man versucht es als Standup-Commedian und integriert das, was da meist wenig sinnvoll kommt. Muss nicht sein, und die Spacken, die glauben, dass man auf jede blöde SMS verbal anwortet: Steht auf und fragt, alles andere ist Kinderkram und für Journalisten unwürdig. Keine Antwort ist die Antwort, die sowas verdient.

Das andere: Wie kommt man darauf, dass jemand, der nichts zu verkaufen hat und sein Blog leicht bösartig dem sinnlosen Rebellieren ohne Markt widmet, selbst damit Markenbildung betreiben will? Hier gibt es keine Werbung, hier bezahlt keiner was, ich habe nichts anzubieten und es gibt auch keinen Markt, wo man etwas jenseits meiner Bücher erwerben kann, und selbst die sind nun fast schon nostalgische Reminiszenzen an eine Zeit, als kaputte Pleitiers noch brav ihre Pillen frassen, und nicht an Blogs dachten. Als dieses Blog zum ersten Mal vierstellige Besucherzahlen hatte, habe ich mir ernsthaft überlegt, es dicht zu machen, weil es mir zu viel wurde, seitdem ich damit durch bin, sind mir die Zahlen wurscht, ich habe keine Ahnung, wieviel Leute die Blogbar lesen, und viele Links sind etwas, das einem die massig vorhandenen Halbaffen geben, wenn man sexistische Witze reisst. Markenbildung muss man machen, man muss sich wie MC Winkel vorne hinstellen und wegen der paar lumpigen Kröten und Schleichwerbung für ein Gesöff den dicken Max geben, das ist ne Marke.

Kann sein, dass bei manchen Reizen in meinen Blogs bei manchen das immer gleiche Ding im Kopf abläuft. Kann sein, dass sie das dann selbst als Marke wahrnehmen. Das Markenproblem ist dann aber eines in deren Köpfen, früher hätte man vielleicht nicht gleich die Marktwirtschaftsdenke rausgelassen, nicht zwangshaft versucht, alles gleich nach ökonomischen Massstäben einzusortieren und definieren, und ein Wort wie "Charakter", "meinungsfreudig" oder "individuell" verwendet. Schon komisch, wenn die Leute dann immer gleich mit dem Verwertungsgedanken daherkommen, der mich nun wirklich nicht juckt, und den ich hier definitiv nicht haben will. Ich schätze Blogs als Freiräume für Menschen, ich leiste mir das, die Adicaltrigamiblogpay-Fraktion sieht das anders, dürfen sie auch, es ist ihre Marke und alles, was ich tue ist, es zu ihrem Markenproblem zu machen. Und über die Leute zu lachen, die geglaubt haben, dass sie einen tollen Job haben und nun aus dem Berliner Bonker zurück in ihr geknicktes Studium getreten werden.

IHR DEPPEN!

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Empfehlung heute - Mit Thomas Knüwer

zum Picnic nach Amsterdam

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