: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 24. September 2007

Adical ist tot.

Auch ohne In-Deep-Analyse: Wenn ausgerechnet Norbert Bolz in einem "die Zukunft des Web" sieht, ist es Zeit, den Grabstein für den seit Wochen nicht mehr werbevermarktenden Blogwerbevermarkter zu bestellen. Statt das Blog von einer Firmenwebsite zu schmeissen, auf dem man so ohne Werbepartner nicht mehr viel zu melden hat.

So. Ich geh jetzt schon mal schöne dralle 2007er-Zitate aus den Häusern Niggemeier, Lobo & Co. zum Thema sammeln. Kulturermöglicher, Subkulturabschaffer, Werbemarktapproacher und was wir von ihnen lernen können, falls wir es nicht schon von den New Economy Pleiten wussten.

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Empfehlung heute - Die Welt

bleibt trotz des Titels dieses famosen Textes bei Suna eher aussen vor.

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Das Konzept Zeit

Hätte ich Kinder, ich würde sie natürlich etwas Kulturgeschichtliches studieren lassen. Historiker haben oft einen anderen Begriff vom Konzept "Zeit", sie stehen dem Werden und Vergehen mitunter mit grosser Gelassenheit gegenüber, und der Griff in die grosse Kiste vergangener Prozesse hilft ihnen, etwas über die Zukunft zu lernen. Nicht immer, aber es gibt da so ein Historikerwarnlamperl, das aufleuchtet, wenn man gewisse Fehlentwicklungen schon mal irgendwo studiert oder erlebt hat. Zweiteres blieb mir nach dem Studium bekanntlich nicht erspart, und wenn ich nun überall lese, dass Leute enttäuscht sind, wenn bei einer auf 2 Tage, nein, 48 Stunden oder noch besser fourtyeight hours terminierten Firmengründung das Menschliche den Bach runter geht - und damit die Firma a priori schon ein Rohrkrepierer ist - dann kann ich nur sagen: Hört mal besser auf die Opas, die vom letzten Krieg erzählen; es ist ja nicht so, dass Kugeln heute weniger töten und Dolche im Rücken schmerzfrei geworden sind. Ich weiss schon, warum ich da nicht hingefahren bin, obwohl ich ein gewisses historisch-ethnographisches Interesse hatte.



Ich weiss, warum ich hier geblieben bin. Es war vielleicht das letzte schöne Wochenende des Jahres, und das sollte man schön verbringen, kalt und unmenschlich ist es noch lange genug. Luxus hat für mich wenig mit Geld oder Dingen zu tun, sondern mit der Freiheit, autonom zu entscheiden und umzusetzen. Das schliesst mitunter auch "niedere" Arbeiten mit ein, über die mancher die Nase rümpfen wird. Es ist nicht so quirrlig-aufgekratzt wie das, was Miss Manierlich beschreibt, aber auch mit Holzsplittern im Finger muss man sich keine Existenzfragen stellen, die den ex negativo kreierten Gegenentwurf zu den irrlichternden Versprechen abgefuckter Heils- Werbungs- und Zahlungsunfähigkeitsbringern darstellen.



Natürlich kann man Zeit so verdichten, so brutal an die Timeline nageln, dass sie die Illusion eines chronologischen Ablaufs erweckt. Man kann Zieke definieren und den Weg dorthin regeln, man kann Kurven vermeiden und die Birnbäume im Weg umhauen, und man muss sich nicht fragen, warum man das tut. Drunten im Elitessenwohnheim placken sich gerade Eltern in der Wohnung der Tochter ab, die gerade irgendwo auf der Welt ein superwichtiges Praktikum macht und sich dazu auf die Homebase verlässt, sie kriegt ein tolles Zeugnis und ihr Leben nicht geregelt, und der Begriffe ihrer durchtrennten Zeit, der vergeudeten Zeit ihrer Eltern, die gepresste Zeit der 48er und schliesslich meiner Zeit beim Warten auf das Verschwinden der Lichts sind niemals in Einklang zu bringen. Zeit hat nicht nur Dauer, sondern auch Qualität, und ist viel zu schade, als dass man sie in den Dark Ages verklappen müsste.

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