: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 2. Mai 2008

D.O.C. Santo Quirino Lago di Bonzo 2008 Riserva

Und zwar kein Wein, sondern Pesto. Das geht so: Ich verlasse gegen 19.30 Uhr meine Wohnung und begebe mich mit dem Rennrad zum See, der für den 1. Mai gar nicht so schlimm überlaufen ist, schliesslich wird das Wetter erst am Abend schön. Dort fahre ich von Seeglas aus in Richtung St. Quirin, ziemlich genau zu der Stelle, wo die letzten Hügel in die ersten Berge übergehen, Gfällberg, Kogelkopf, Auereck und zuletzt der gutmütige Semmelberg, der nun schon seit vielen Jahren der Versuchung wiedersteht, das zu seinen Füssen errichtete Casino von Bad Wiessee mit einer ordentlichen Gerölllawine in ganz kleine Stücke zerlegt, in den türkisgrünen See zu schieben. Ich glaube, ich muss mal mit dem Semmelberg reden. Aber dazu bin ich nicht hier, an einer Lage, die auch manchen italienischen Winzer beeindrucken konnte.



Weiter Richtung Tegernsee ist das Ufer zu steil und seit kurzem auch professionell begrünt, hier jedoch wächst der Bärlauch am Seeufer in dichten Büscheln wie Unkraut, und er ist es eigentlich auch, störend, gemein und hinterhältig, denn es ist schwer, daran vorbeizugehen, ihn zu riechen und keinen Hunger zu bekommen, ganz zu schweigen vom sattgrünen Anblick, den dieses kleine Feld am Ostufer in der abendlichen Sonne bietet.



Schnell eine kleine Tüte gefüllt, dann ab damit nach Hause, waschen, kleinschneiden und mit gemörserten Pinienkernen, weissem Pfeffer, Salz, Grana Padano und viel Olivenöl in ein Glas geben und ab in den Kühlschrank, fertig ist das Pesto Porcamadonna D.O.C. Santo Quirino Lago di Bonzo 2008 Riserva, die Reserve für die Tage, da man während der nächsten Wochen noch Hunger auf Bärlauch hat, der aber in der bald einsetzenden Blüte nicht mehr das vollmundige Aroma des Frühlings hat, sondern den Mund mit fader Bitterkeit beleidigt. Und weil man das Hantieren mit Bärlauch allein auch nicht erträgt:



Kocht man eben die Reste zusammen. Mit ein paar beiseite gelegten, in Öl gedünsteten Bärlauchblättern finden sardische Tomaten und zypriotischer Haloumi einen würdigen Abschluss.

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Österreich besser machen.

Schön ist Österreich überall, wo gerade keine Menschen, und hier besonders Österreicher sind. Ich war zu lange, zu oft und unter zu unschönen Bedingungen in Österreich, ein Land, das nie ein 68 hatte und das verkörperte, was Deutschland ohne Beschäftigung mit der NS-Zeit geworden wäre, ein Land, das aussah wie die Realversion eines Deix-Cartoons und jenseits der Dörfer und Touristenzentren schnell mal einen bulgarisch-tristen Charme vermittelt, und mittendrin ein Wasserkopf namens Wien, in dem ich mich nie auch nur ansatzweise wohl gefühlt habe, den Naschmarkt mal ausgenommen. Ich war letzten Herbst dort, bin dann über das Ennstal an einem der letzten schönen Roadstertage zurück, und blieb fassungslos ob des Gegensatzes zwischen den einsamen Bergstrassen im Sonnenlicht und den verkniffenen Gesichtern der Wiener, denen noch immer der Verlust der alten Grösse innewohnt, und die Suche nach den Schuldigen, den Deutschen, den deutschen Nazis - nicht gegen die österreichischen Faschisten natürlich - die Ostküste, die Israelis und ihre internationalen Freunde, die doch endlich mal ruhig sein sollen, die Vernaderer in den eigenen Reihen - werden Sie Journalist, beschäftigen Sie sich mit dem Thema Restitution in Wien und gewinnen Sie mehr Feinde, als wenn Sie auf dem Neonazicamp Königswusterrode Anatevka singen.

Der Fall Amstetten ist furchtbar, aber ich bin nicht überrascht, dass es sowas in Österreich gibt. Auch hier wieder: Etwas von der Obrigkeitsdenke, die in Deutschland kaum mehr vorstellbar ist. Es gibt da so eine bockige, sture, unsagbar dumme Mentalität der Realitätsverweigerung von oben herab. Sei es nun der Täter mit seinen Machtgelüsten, oder jetzt auch der Versuch der Regierung, das ganze kleinzureden und Österreich wieder als das friedliches Land der Berge und Täler zu promoten, selbst wenn hier gleich hinter der Grenze in Achensee ein hässlicher FPÖler sein Gesicht plakatieren lässt, mit dem geistig zurückgebliebenen Spruch "Tirol den Tirolern".

Allerdings, das mag Österreich beruhigen, die Nachbarn haben ein kurzes Hirn, man hat die Opposition in Österreich nach kurzem Aufschrei auch jahrelang mit den blau-braunen Regime der Haiders und Schüssels allein gelassen, statt hier mal ein Exempel zu statuieren, das noch weiter südlich anderen Verbrechern klar gemacht hätte, was in der EU absolut nicht geht. Österreich 2000, FPÖ/ÖVP, das war der innere Sündenfall der EU. Aber wie die Politiker, so auch die Bewohner der Nachbarstaaten, und gerade die Deutschen sind ganz leicht für den Alpenstaat zu erwärmen. Denn hier gibt es Dinge, die wichtiger sind als Politik, braune Sager und eine überforderte Verrwaltung, die trotzdem gern den Metternich machen würde, Dinge, die für Deutsche wirklich wichtig sind, und deshalb könnte eine Imagekampagne vielleicht so aussehen:



Unten in Hall ist es noch günstiger, 1,16, habe ich letzthin gesehen. Hall ist übrigens wirklich wunderschön, da kann man auch hinfahren, wenn man nicht tanken muss.

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