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Sonntag, 8. Februar 2009
Real Life 07.02.09 - der Inhalt der Villa
Es ist nicht dein Wagen, und du hast die CDs vergessen. Das Radioprogramm der Bayern ist schon atemberaubend schlecht, aber dort gibt es wenigstens B4 Klassik. Hinter der Grenze wird es unerträglich, die Dialekte, die Musikauswahl, du hast nichts, oder nicht viel gegen Popmusik, Popmusiker sind auch nur Menschen, aber trotzdem wünscht du den Moderatoren einen sauberen
sagen wir mal eine saubere Bronchitis in den Hals. Glücklicherweise tragen die Radiowellen über den See, und in bester Tradition bringt das französche Programm der Schweizer ellenlange Sprechstücke, die du natürlich nicht verstehst, aber sie klingen drollig, selbst wenn sie gerade über die hässliche Volksabstimmung reden sollten, mit der man über dem See zwar nur über zwei Nationen abstimmt, aber eigentlich alle anderen meint. Wie schon damals, die Schweiz hat eine lange Tradition im Dichtmachen für alles, was nicht Geld ist.
Man sollte vielleicht nur im Frühjahr an diesen See fahren. Es ist dort immer wärmer, was bedeutet, dass sie gerade mit einem späten November aufwarten können. Drüben in der Schweiz haben sie bis zu 1,20 Meter Neuschnee, hier dagegen Nieselregen, Finsternis und kliometerlange Staus nach Lindau. Es ist nicht so schlimm wie auf dem Weg nach München, wo die Autobahn voller niederländischer Verstösse gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz war, aber auch reichlich trübsinnig. Wie auch der Nachlass, den es zu besichtigen gilt, und wenn du mal alt bist, wirst du schon daür sorgen, dass keiner die Uhr findet, auf der eine gefesselte, breitärschige Jugendstilnackte das Hinterteil dem Betrachter entgegen reckt. Oder reichlich moderne, nicht gerade hochwertige Abbildungen indischer Sexualpraktiken. Das einzige, was einem hier bleibt, wenn man in seiner Villa dem grossen Nichts entgegen impotenziert.
Dazu noch ein paar Objekte eines Berliner Künstlers, der sich mit Korallen, Nautilusschnecken und Halbedelsteinen in der modernen Version der Schatzkammerobjekte für den Geldadel versucht. Es ist die Art Prunk, die einen ob der Ausgefallenheit zuerst instinktiv zugreifen, dann aber überlgen und am Ende ablehnen lässt. Der Auktionator kann nichts dafür, wenn die Leute solche Haushalte hinterlassen, er gibt es nur weiter, und wer weiss, vielleicht schaut eine verbliebene reiche Russin während des Fettabsaugens hier vorbei und findet Gefallen daran.
Wie immer gibt es auch etwas hinterhältig Schönes; zwei feuervergoldete Reliquienrahmen aus der Zeit um 1760, die zu Spiegeln umgebaut wurden; ideal für alte Menschen, die bald auch zum Knochenlieferanten der Heilzumshändler werden könnten, gäbe es noch sowas wie einen Markt für segensbringende Heilige, wie einen St. Fugatius, den Heiligen der armen Sünder, die in ihren Booten, die "Stille Freude" oder "Sonnenschein" heissen, das Geld in die Schweiz schippern.
Es ist trist am Bodensee, und auf dem Heimweg ist die Strecke voller torkelnder Kombis, die Schwabenladungen in ein wohlgeordnetes Nichts bringen, falls sie es durch den Regen nach Hause schaffen.
sagen wir mal eine saubere Bronchitis in den Hals. Glücklicherweise tragen die Radiowellen über den See, und in bester Tradition bringt das französche Programm der Schweizer ellenlange Sprechstücke, die du natürlich nicht verstehst, aber sie klingen drollig, selbst wenn sie gerade über die hässliche Volksabstimmung reden sollten, mit der man über dem See zwar nur über zwei Nationen abstimmt, aber eigentlich alle anderen meint. Wie schon damals, die Schweiz hat eine lange Tradition im Dichtmachen für alles, was nicht Geld ist.
Man sollte vielleicht nur im Frühjahr an diesen See fahren. Es ist dort immer wärmer, was bedeutet, dass sie gerade mit einem späten November aufwarten können. Drüben in der Schweiz haben sie bis zu 1,20 Meter Neuschnee, hier dagegen Nieselregen, Finsternis und kliometerlange Staus nach Lindau. Es ist nicht so schlimm wie auf dem Weg nach München, wo die Autobahn voller niederländischer Verstösse gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz war, aber auch reichlich trübsinnig. Wie auch der Nachlass, den es zu besichtigen gilt, und wenn du mal alt bist, wirst du schon daür sorgen, dass keiner die Uhr findet, auf der eine gefesselte, breitärschige Jugendstilnackte das Hinterteil dem Betrachter entgegen reckt. Oder reichlich moderne, nicht gerade hochwertige Abbildungen indischer Sexualpraktiken. Das einzige, was einem hier bleibt, wenn man in seiner Villa dem grossen Nichts entgegen impotenziert.
Dazu noch ein paar Objekte eines Berliner Künstlers, der sich mit Korallen, Nautilusschnecken und Halbedelsteinen in der modernen Version der Schatzkammerobjekte für den Geldadel versucht. Es ist die Art Prunk, die einen ob der Ausgefallenheit zuerst instinktiv zugreifen, dann aber überlgen und am Ende ablehnen lässt. Der Auktionator kann nichts dafür, wenn die Leute solche Haushalte hinterlassen, er gibt es nur weiter, und wer weiss, vielleicht schaut eine verbliebene reiche Russin während des Fettabsaugens hier vorbei und findet Gefallen daran.
Wie immer gibt es auch etwas hinterhältig Schönes; zwei feuervergoldete Reliquienrahmen aus der Zeit um 1760, die zu Spiegeln umgebaut wurden; ideal für alte Menschen, die bald auch zum Knochenlieferanten der Heilzumshändler werden könnten, gäbe es noch sowas wie einen Markt für segensbringende Heilige, wie einen St. Fugatius, den Heiligen der armen Sünder, die in ihren Booten, die "Stille Freude" oder "Sonnenschein" heissen, das Geld in die Schweiz schippern.
Es ist trist am Bodensee, und auf dem Heimweg ist die Strecke voller torkelnder Kombis, die Schwabenladungen in ein wohlgeordnetes Nichts bringen, falls sie es durch den Regen nach Hause schaffen.
donalphons, 00:07h
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