: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 4. Mai 2010

Der Beginn der griechischen Krise

Heute war ein bemerkenswerter Tag: Etwas überraschend hat sich die europäische Zentralbank bereiterklärt, griechische Staatsanleihen unabhängig von der Bewertung von Ratingagenturen anzunehmen, und dafür gute Euro zu bezahlen. Ausgedeutscht bedeutet das, dass die EZB von einer weiteren und unverbrüchlichen Stützung Griechenlands durch die Länder der EU ausgeht. Und damit ist man nicht alleine, schliesslich macht das auf Bildniveau vollverblödende Handelsblatt unter seinem kampagnenerprobten Chefredakteur auch gleich mit.

Wenn wir das mit der Subprimekrise in den USA vergleichen, sind die Staaten quasi die kreditgebenden Banken, die Griechen der Scheldner schlechter Bonität, und die EZB ist in der Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac, die derartige Kredite absicherten und in der Krise auch zu Preisen weit über dem Marktwert kauften. Und alle scheinen zu glauben, dass die Griechen bis 201 2 tatsächlich ihr Defizit auf 3% herunterfahren können und zum Musterschüler werden, selbst wenn die Folge der Einsparungen erst mal ein herber Konjunktureinbruch sein wird. Nun ja, ich glaube es nicht, und nicht nur wegen der Punkte, die Egghat bringt.

Ich glaube es nicht, weil Griechenland eine Demokratie ist. Die bisherigen Versprechen sind von einer Regierung abgegeben, die momentan im Parlament eine Mehrheit hat. Diese mehrheit braucht das Geld jetzt, hier und heute, um die nächsten paar Wochen zu überleben, mitsamt dem Staat. Und deshalb ist die Regierung jetzt so gefügig. Sie braucht das Geld. Aber wenn sie es erst mal hat, braucht sie zum Überleben auch die Mehrheit im eigenen Land. jeder Abgeordnete braucht eine Mehrheit. Ob man nun Staatsbankrott macht, oder abgewählt wird, macht keinen Unterschied. Also wird man den Wählern etwas anbieten müssen. Und wenn die EU schon bezahlt hat, kann sie es sich leisten, in einem halben Jahr, wenn die Regierung auseinander fliegt, weil alle Angst um ihre Posten haben, nicht mehr zu bezahlen?



Falls nein - hat die EZB ein Subprimeproblem in den Büchern, denn dann geht die Verschwendung weiter. Falls ja, hat die EZB auch ein Subprimeproblem, denn dann geht Griechenland pleite. So oder so wird es unschön. Schön wäre es nur, wenn die Griechen ein Einsehen hätten und wirklich ihre Staatsverschuldung zurückfahren könnten. So, wie das Irland gerade erfolglos verucht. So, wie das in Island gerade mit einem Referendum gekippt wurde.

Und dann wird irgendwas passieren, vielleicht auch konzertiert zusammen mit anderen Nationen, in einer Welt, in der es zu viele Schulden gibt. Ich tippe ja immer noch auf einen "weichen" Staatsbankrott mit Währungsschnitt. Man wird sehen. Und beim Zurückblicken merken, dass es im April 2010 erst richtig losgegangen ist.

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