... newer stories
Dienstag, 27. Juli 2010
Nur ein Stück
Es ist nicht geradee ein gutes Zeichen, wenn der einzige als solcher erkennbare Käufer einen aus Eisen zusammengeschweissten Flamingo vom Flohmarkt in Pfaffenhofen trägt. Ein Markt nach einem regnerischen Samstag mit Schlamm und tiefen Pfützen, der ohnehin nur vielleicht die Hälfte der sonst vertretenen Händler angezogen hat
Der Mann, der mir normalerweise italienische Capriccios verkauft, hatte diesmal nichts. Die Frau mit den Silbervorlegebestecken hatte überambitionierte Preisvorstellungen mit dem Hinweis auf den Weltmarktpreis des Materials. Mein amerikanischer Freund hatte keine neue Lieferung, die schönen Kerzenständer waren nur zusammen mit einer scheusslichen Uhr zu haben, das schöne, kleine Gemälde sollte 5000 kosten, vielleicht noch 4000, und die kleine, schwarz lackierte Chinavitrine brauche ich nicht mehr. Eine Büste ist zu schlecht und zu teuer. Daheim wäre die Matinee im Rokokojuwel, hier hat eine Frau einen nachgemachten Rokokospiegel für 400 Euro. Ich brauche keinen Spiegel, und die Art Spiegel, die ich brauche, habe ich seit drei Jahren nicht mehr gefunden. Vor drei Jahren hatte ich auf einer Auktion Glück, und konnte einen Fürther Venezianer kaufen. Seitdem sind diese Spiegel in allen besseren Einrichtungszeitschriften zu sehen. Und entweder extrem teuer oder extrem gefälscht. Jedenfalls für mich unerschwinglich.
Dieses Exemplar jedoch ist stark beschädigt, unten hat sich die Versilberung aufgelöst, und oben ist, so der Händler, eine Biedermeierkommode beim Transport hineingeknallt Ein paar mal ist eine Randleiste gebrochen, aber sie hält. In 30 Jahren geht das als Patina durch. In 30 Jahren kann ich Geschichten erzählen, wie ich damals in Pfaffenhofen doch noch einen Venezianer bekam. Das Elend mit diesen Stücken ist, dass sie so selten überlebt haben, weil die blind und fleckig wurden, sensibel waren, und irgendwann als vollkommen kitschig galten. Zusammen mit den früher recht hohen Preisen ist das keine gute Kombination. Drei Jahre habe ich gesucht und gewartet. Vielleicht wird es jetzt 5 Jahre dauern, oder noch länger, bis ich den nächsten finde. Ich brauche noch mindestens zwei davon.
Aber immerhin, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es ernährt sich. Ein Stück habe ich gefunden, auf dem grossen Markt. Nur eines. Aber es war das richtige Stück.
Der Mann, der mir normalerweise italienische Capriccios verkauft, hatte diesmal nichts. Die Frau mit den Silbervorlegebestecken hatte überambitionierte Preisvorstellungen mit dem Hinweis auf den Weltmarktpreis des Materials. Mein amerikanischer Freund hatte keine neue Lieferung, die schönen Kerzenständer waren nur zusammen mit einer scheusslichen Uhr zu haben, das schöne, kleine Gemälde sollte 5000 kosten, vielleicht noch 4000, und die kleine, schwarz lackierte Chinavitrine brauche ich nicht mehr. Eine Büste ist zu schlecht und zu teuer. Daheim wäre die Matinee im Rokokojuwel, hier hat eine Frau einen nachgemachten Rokokospiegel für 400 Euro. Ich brauche keinen Spiegel, und die Art Spiegel, die ich brauche, habe ich seit drei Jahren nicht mehr gefunden. Vor drei Jahren hatte ich auf einer Auktion Glück, und konnte einen Fürther Venezianer kaufen. Seitdem sind diese Spiegel in allen besseren Einrichtungszeitschriften zu sehen. Und entweder extrem teuer oder extrem gefälscht. Jedenfalls für mich unerschwinglich.
Dieses Exemplar jedoch ist stark beschädigt, unten hat sich die Versilberung aufgelöst, und oben ist, so der Händler, eine Biedermeierkommode beim Transport hineingeknallt Ein paar mal ist eine Randleiste gebrochen, aber sie hält. In 30 Jahren geht das als Patina durch. In 30 Jahren kann ich Geschichten erzählen, wie ich damals in Pfaffenhofen doch noch einen Venezianer bekam. Das Elend mit diesen Stücken ist, dass sie so selten überlebt haben, weil die blind und fleckig wurden, sensibel waren, und irgendwann als vollkommen kitschig galten. Zusammen mit den früher recht hohen Preisen ist das keine gute Kombination. Drei Jahre habe ich gesucht und gewartet. Vielleicht wird es jetzt 5 Jahre dauern, oder noch länger, bis ich den nächsten finde. Ich brauche noch mindestens zwei davon.
Aber immerhin, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es ernährt sich. Ein Stück habe ich gefunden, auf dem grossen Markt. Nur eines. Aber es war das richtige Stück.
donalphons, 01:41h
... link (6 Kommentare) ... comment
Pfaffengeschwätz, elendes
Brannte im 18 Jahrhundert eine Oper während er Aufführung eines Lustspiels nieder, kreischten die Betschwestern, Mönche und Soutanenträger, dass Gott hier das liderliche, verkommene und perverse Gesindel bestrafe, das nur sein Vergnügen im Sinn hatte.
Stürzte dagegen eine Kirche während des Gottesdienstes ein, betrachtet man die Überlebenden als wundersam Gerettete, zum höheren Ruhme Gottes.
Daran sollte man sich erinnern, wenn man jetzt vorschnell über den Tod bei Amusement urteilt.
Stürzte dagegen eine Kirche während des Gottesdienstes ein, betrachtet man die Überlebenden als wundersam Gerettete, zum höheren Ruhme Gottes.
Daran sollte man sich erinnern, wenn man jetzt vorschnell über den Tod bei Amusement urteilt.
donalphons, 01:40h
... link (30 Kommentare) ... comment
... older stories