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Montag, 13. Juni 2011
Unreife Früchtchen
Freitag. Mit Tschingdärässärdah beginnt das Pfingstfest, seit Alters her eine der Gelegenheiten von Sautreibern und Kammerzofen aus dem Umland, die Stadt aufzusuchen. Heute kommen sie öfters, aber allerwei noch immer. Auch zu mir. Singend. Auf der Strasse. Bis zu meinem Fenster. Dort unten dann neben Misstönen auch Gegurgel. Dann Plumps und Schweigen. Nur einer lallt noch. Das Lallen hört nicht auf, also gehe ich nach einer Weile zum Fenster. Unten auf dem Trottoir liegt einer in Lederhose und rührt sich nicht mehr. Ein anderer sitzt vor ihm und faselt auch ihn ein.
Pardon, brauchen Sie Hilfe, rufe ich hinunter. Ich bin höflich, denn eigentlich hätte ich mit Fug und Recht auch einen Blumentopf werfen können. Oder einen Krankenwagen? Da erwacht der Sitzende zum Leben, krabelt sich auf und sagt entsetzt Nein! Nur keinen Krankenwagen! Aber Ihrem Freund geht es nicht gut, meine ich. Doch doch, sagt er, tritt seinen Freund und sagt steh auf, sonst holt der den Krankenwagen. Das dringt irgendwie vor bis zum Liegenden, er rappelt sich halb auf, und sie machen sich um die Ecke davon. Einer auf allen vieren, einer schwankend. Ich tippe auf eine gute Mischung von legalen und illegalen Inhalten.
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Samstag. Schlimm. Ich stelle fest, dass mir der Schmand ausgegangen ist. Alles bekomme ich auf dem Wochenmarkt, aber Schmand muss ich alle 3, 4 Wochen im Supermarkt kaufen. Jetzt war ich drei Monate nicht mehr dort, und ich habe das alles - das miese Essen, die scheusslichen Figuren, das Neonlicht und den Umstand, dass da selbst Unterschichten des Journalismus rumrennen - nicht wirklich vermisst. Ich gehe hinein, hole den Schmand und eile zur Kasse. Dorselbst zwei Dirndlträgerinnen. Die auf den Ballerinas noch gerade, die andere mit den Pumps mit viel Schlagseite, rechts und links wechselnd. Sie kaufen 6 Flaschen Sangria und drei Flaschen Wodka. Und bekommen es anstandslos. Ich frage mich, ab welcher Grenze eigentlich so eine Verkäuferin etwas sagt, so wie: Das reicht jetzt. Oder wenigstens: Kann ich mal Eure Ausweise sehen?
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Sonntag. Vor einem Jahr passierte das, was sich in den letzten Jahren bei all den brutalen Schlägereien unter Alkohol schon angedeutet hat: Es bleibt nicht beim Schädelbruch. Direkt vor dem Kreuztor, der schönsten Ecke der Altstadt, gerieten zwei Gruppen nach einigen Streitereien und viel Alkohol noch einmal aneinander. Diesmal wurde einer festgehalten und dann erstochen.
Seine Familie hat an der Stelle ein kleines Marterl errichtet, mit Säule und oben drauf einer Miniaturkapelle. Dort brennt immer eine Kerze, und oft stehen frische Blumen dort. Die Kapelle hat jemand in der Nacht zertrümmert, die Brocken sind weit verstreut. Einfach so. Weil es geht.
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Ich bin eigentlich keiner, der dauernd nach mehr Polizei ruft. Aber ich glaube es einfach nicht, wenn behauptet wird, dass die Gewalttaten rückläufig sind, oder nur die Meldequote steigt. Alles, was ich in der Altstadt erlebe, spricht eine andere Sprache. Es sind nicht alle. Aber vorletzte Woche wollten die Wirte hier beweisen, dass ihre Kundschaft auch friedlich feiern kann. Am nächsten Morgen war hier alles voller Glasscherben. Man müsste die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und den Wirten - hier nebenan ist einer, den es einen Dreck interessiert, was vor seinem Laden los ist - zur Verantwortung ziehen.
Oh, die Stadt. Die Stadt verspricht Verbesserung und mehr Streifen. Weil sie es sich mit den Wirten nicht verscherzen will. Einzelfälle. Angeblich. Da muss so ein Einzelfall vermutlich erst mal einen Bürgermeister misshandeln, damit sich diese Sichtweise ändert. Aber solange trifft es alle.
Pardon, brauchen Sie Hilfe, rufe ich hinunter. Ich bin höflich, denn eigentlich hätte ich mit Fug und Recht auch einen Blumentopf werfen können. Oder einen Krankenwagen? Da erwacht der Sitzende zum Leben, krabelt sich auf und sagt entsetzt Nein! Nur keinen Krankenwagen! Aber Ihrem Freund geht es nicht gut, meine ich. Doch doch, sagt er, tritt seinen Freund und sagt steh auf, sonst holt der den Krankenwagen. Das dringt irgendwie vor bis zum Liegenden, er rappelt sich halb auf, und sie machen sich um die Ecke davon. Einer auf allen vieren, einer schwankend. Ich tippe auf eine gute Mischung von legalen und illegalen Inhalten.
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Samstag. Schlimm. Ich stelle fest, dass mir der Schmand ausgegangen ist. Alles bekomme ich auf dem Wochenmarkt, aber Schmand muss ich alle 3, 4 Wochen im Supermarkt kaufen. Jetzt war ich drei Monate nicht mehr dort, und ich habe das alles - das miese Essen, die scheusslichen Figuren, das Neonlicht und den Umstand, dass da selbst Unterschichten des Journalismus rumrennen - nicht wirklich vermisst. Ich gehe hinein, hole den Schmand und eile zur Kasse. Dorselbst zwei Dirndlträgerinnen. Die auf den Ballerinas noch gerade, die andere mit den Pumps mit viel Schlagseite, rechts und links wechselnd. Sie kaufen 6 Flaschen Sangria und drei Flaschen Wodka. Und bekommen es anstandslos. Ich frage mich, ab welcher Grenze eigentlich so eine Verkäuferin etwas sagt, so wie: Das reicht jetzt. Oder wenigstens: Kann ich mal Eure Ausweise sehen?
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Sonntag. Vor einem Jahr passierte das, was sich in den letzten Jahren bei all den brutalen Schlägereien unter Alkohol schon angedeutet hat: Es bleibt nicht beim Schädelbruch. Direkt vor dem Kreuztor, der schönsten Ecke der Altstadt, gerieten zwei Gruppen nach einigen Streitereien und viel Alkohol noch einmal aneinander. Diesmal wurde einer festgehalten und dann erstochen.
Seine Familie hat an der Stelle ein kleines Marterl errichtet, mit Säule und oben drauf einer Miniaturkapelle. Dort brennt immer eine Kerze, und oft stehen frische Blumen dort. Die Kapelle hat jemand in der Nacht zertrümmert, die Brocken sind weit verstreut. Einfach so. Weil es geht.
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Ich bin eigentlich keiner, der dauernd nach mehr Polizei ruft. Aber ich glaube es einfach nicht, wenn behauptet wird, dass die Gewalttaten rückläufig sind, oder nur die Meldequote steigt. Alles, was ich in der Altstadt erlebe, spricht eine andere Sprache. Es sind nicht alle. Aber vorletzte Woche wollten die Wirte hier beweisen, dass ihre Kundschaft auch friedlich feiern kann. Am nächsten Morgen war hier alles voller Glasscherben. Man müsste die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und den Wirten - hier nebenan ist einer, den es einen Dreck interessiert, was vor seinem Laden los ist - zur Verantwortung ziehen.
Oh, die Stadt. Die Stadt verspricht Verbesserung und mehr Streifen. Weil sie es sich mit den Wirten nicht verscherzen will. Einzelfälle. Angeblich. Da muss so ein Einzelfall vermutlich erst mal einen Bürgermeister misshandeln, damit sich diese Sichtweise ändert. Aber solange trifft es alle.
donalphons, 01:25h
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