: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 15. November 2011

Zu dieser Sache da.

Zu dieser.

Ich glaube, das Prinzip "Don't fuck in the company" war eine gute Idee, als in aller Regel ein Mann oben mit einer Frau weiter unten in der Hierarchie geschlafen hat. Gibt es heute, was man so hört, immer noch recht oft. Und ist auch nicht wirklich erbaulich, wenn "unten" dann auch nach "oben" kommen will, egal was andere vielleicht besser können und tun.

Aber in meinen Augen verliert dieses Prinzip in eher lockeren Bindungen und Anstellungsverhältnissen viel von seiner Richtigkeit. Gerade die Bloggerei ist doch ein Paradebeispiel dafür, wie hinterfotzigste Geschichten über Ecken und Banden gespielt werden, wo der eine Cretin halt ein geldgeiler Abzocker ist und dann für die moralische Komponente den bigotten Lügner vorschickt, wo die eine Hand die andere wäscht und jeder seine Claims unter sich und seinen Spezis aufteilt. Erinnert sich noch jemand an Adnation? Internet-Manifest? Digitale Gesellschaft? Twitter-Akademie? Cola WG? Düsseldorfer und Berliner Klüngel? Man muss nicht mit Leuten Sex haben, um fies zu sein. Für ein Auskommen als "Profiblogger" oder "Social Media Berater" tun manche erheblich mehr als eine nicht unpassende Chance nutzen, die de facto niemanden stören wird, wenn der Job gut gemacht wird.



Ich bin weit weg davon weg (Sozi, Grundeinkommenablehner, Parteimitspackenwieschrammundaaronkönigdooffinder), den Piraten politisch irgendwas zu schenken, aber hin und wieder komme ich auch dazu, Empfehlungen abzugeben. Mitunter werde ich gefragt, ob ich jemanden für den ein oder anderen Job kenne oder den ein oder anderen vermitteln kann. Das ist dann immer eine Frage des Vertrauens. Ich frage dann nie nach, ob da noch mehr als Freundschaft dahinter steckt; irgendwie möchte ich vertrauen können und glauben, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Und wenn da jemand mit jemand Sex hat? Auch egal. Das ist meines Erachtens Menschenrecht genauso wie die Diskretion darüber. Am Ende wird mir auch vertraut, also muss es gut sein. Und da passe ich dann schon auf. Wenn das Ergebnis stimmt, ist alles andere egal.

Erstaunlicherweise habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass, wenn wirklich mal Beziehungen im Spiel waren, die Betreffenden sich extra reingehängt haben. Damit genau nicht die Rede davon sein kann, dass es nur wegen der Beziehung ist. Ich denke, gerade bei Frauen gibt es einen ganz starken Trieb, nicht als dummes Hascherl dastehen zu wollen. Und bei meinen Freunden einen Trieb, alles bloss kein dummes Hascherl zu wollen. Mal ehrlich: Soll man nur noch mit unattraktiven Putzlumpen mit niedriger Intelligenz verkehren, damit man nur ja keinen klugen Menschen aus seinem Umfeld irgendwie fördert? Und wieso glauben die Menschen, dass in einer derartig übersexualisierten und bindungsprekären Welt wie der unseren so etwas Inflationäres wie Sex da eine grosse Rolle spielen würde?



Die andere Erfahrung ist, dass jenes Verhalten, das man gemeinhin bei Company-Sex fürchtet, auch prima ohne denselben praktiziert werden kann. Im Journalismus tun Menschen ganz schön üble Dinge für Vorteile, die draussen kein Mensch begreift. Wen interessiert schon die erste Seite? Wer hält den schäbigen, korrupten Luxus einer Mazda- oder Wasauchimmerfahrt, den man diesem Pack offeriert, für etwas Tolles? Eine bescheuerte, altbackene Langweilerkolumne mit Studienrathumor? Wer will ernsthaft seine Abende auf langen Nächten der Medien vergeuden? Aber dafür sind Leute bereit, viel zu tun. Das läuft dann natürlich diskret ab, hinterfotzig, idealerweise so, dass man sich auch nochmal treffen kann, aber dann halt mit aller gebotenen Vorsicht. Schein waren, auch wenn dahinter dann etwas ganz anderes ist als eie wie auch immer geartete Freundschaft.

Das Problem ist nicht die Beziehung an sich oder ihre Beschaffenheit, sondern wie sie die Arbeit tangiert. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich möchte gute Ergebnisse sehen, und keine Moral des 19. Jahrhunderts in der Hintertür. Wer das anders sieht, soll halt die Klugen und Guten meiden.

(Ich weiss schon, warum ich hier nichts Konkretes über meine Beziehungsstatute sage)

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Martern einiger Art

Diesen Beitrag widme ich einem bestimmten grapffigen Schandmaul der Süddeutschen Zeitung. Quick and Dirty, Du Journalist.

Ich finde ja, man sollte Kulturüberheblichkeit nicht mit Verachtung bestrafen, oder mit Zorn, oder mit Ablehnung und Ignoranz. Das trifft die Leute nicht richtig. Das tut ihnen nicht weh.

Nein. Man muss sie demütigen, indem man ihnen klarmacht, dass sie selbst, jetzt mal vom Standpunkt eines Nichtwasmitmedienprolls, kulturlos und geschichtsblind sind. Und damit schlimmer als jeder Blogger: Die wissen es nicht, aber diese Pessimisten - die behaupten, es zu können. Die haben Diplome und Posten. Man muss sich fragen warum, wenn sie so ahnungslos und borniert sind.

Wie auch immer, hier ist die kleine Kulturgeschichte des Digitalbildhasses in der FAZ.



Mit Bildmaterial, das sogar SPONschleimleser verstehen,

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