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Montag, 27. August 2012
Aber Räder bauen, das konnten sie.
Das können sie, die Deutschen.
Besonders, wenn es Amerikaner sind.
It can't happen here ist ein vermutlich weitgehend vergessener Roman von Sinclair Lewis, aber ich habe ihn noch einmal gelesen, als Herr Bush Junior an die Macht kam. Lewis entwirft darin die Entstehung einer faschistoiden Diktatur auf Basis uramerikanischer Einrichtungen und Möglichkeiten. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, der Vernichtungswille und die Gewalt wurden statt dessen exportiert, und dazu kamen Dinge, die Lewis sich nicht vorstellen konnte: Söldnerarmeen zum Beispiel, oder die neuen Möglichkeiten der Überwachung. In seinem Buch lässt Lewis am Ende des amerikanischen Faschismus an den guten Seiten Amerikas und der Unfähigkeit des diktatorischen Systems scheitern - er kann hier nicht passieren, weil es dann doch wieder in die andere Richtung geht, selbst wenn Amerika geschwächt und zerrissen aus der Krise taumelt.
Generell gibt es für mich zwei Möglichkeiten: ich mache es wie alle Bergsteiger, und gehe früh los, um rechtzeitig wieder im Tal zu sein. Oder ich mache es weiter so wie meistens: Ich gehe spät und fahre einen Teil der Strecke mit dem Rad. Das hat den Vorteil, dass die Knie geschont werden, wenn man nicht gerade wie letzte Woche über den Lenker geht und dabei auch noch ein paar andere Dinge zu Bruch gehen. Kurz, ich suchte unter anderem einen stabilen Lenker, idealerweise Magurabremsen, ein Vorderrad, und ein paar Kettenblätter sind auch recht marode. Gefunden habe ich all das an einem kaum gebrauchten Cannondale m800 comp "Beast of the East" von 1996, das beim hiesigen Radmegacenter auf dem Flohmarkt stand. Laufleistung vielleicht 500 Kilometer, Restpreis 150 Euro, Originalpreis 1996 über 2000 Mark, etwas klein für meine Grösse, aber das macht nichts bei den Strecken, die ich fahre. Ich habe nichts gegen all-amerikanische Erzeugnisse, hier mit deutschen Anbauten. Ich würde nur nicht in die USA reisen, wegen der Todesstrafe und ein paar anderen Überlegungen, in denen die Nähe zu Siena eine nicht geringe Rolle spielt.
Dazu gibt es natürlich auch eine Geschichte, die ich in der FAZ schreiben werde, denn Cannondale ist den langen Weg vom amerikanischen Stolz zur in Taíwan auf den Rahmen geklebten Marke gegangen, und zwar überhaupt nicht so, wie das im Land von Ayn Rand und anderen Psychos so gern vermutet wird: Cannondale, eine hoch profitable Qualitätsfirma mit Weltruf, krepierte einzig und allein an Börsenerwartungen, falschen Produkten, die man für das Wachstum machen musste, Finanzinvestoren und Gewinnsteigerung. Lupenreiner Kapitalismus, kein Fünferl Sozialleistungen, Streiks, Arbeitnehmerrechte oder andere kommunistische Verbrechen. Ich mag das, wenn ich meine Käufe gewissermassen direkt im alten Europa refinanzieren kann, selbst wenn zu befürchten ist, dass es die Markttotalitären diesseits und jenseits des Atlantiks weiterhin mit Kapitalschmonzetten und Executive Summaries von "Studien" halten werden, denn nur so wird man von Thinktanks geschmiert und als Moderator eingehurt.
Ich verstehe Julian Assange, dass er dorthin nicht ausgeliefeert werden möchte. Und dass er den Schweden auch nicht traut, die entweder so irre oder so kriminell sind, sich im Zweifelsfall auf eine Zusage zu verlassen, man werde in diesem Land dort drüben Assange nicht hinrichten. Man kann Leben so oder so beenden, und bei dem, was man in Amerika unter Justiz und Straffvollzug und Politikern versteht, würde ich auch nicht dorthin reisen, wenn es dort wäre, wo Siena liegt. Am Rande, ich könnte mich schräg lachen über die Schramm und Femiwischfaschi-Konsorten, die Assange öffentlich Vergewaltigung unterstellen und ihre feuchten Träume von Strafen vollstreckt sehen möchten - auch wenn er dann in der Folge in einem Land ermordet werden sollte, in dem das Kleinreden von Vergewaltigung Teil des Mainstreams ist, als wäre es die Klimakatastrophe. Aber so ist das halt: Die Extremisten und Feinde der Aufklärung finden immer irgendwie zusammen. Aber ob die Reaktionären in den USA unter Romney so auf die Fresse fliegen, wie die Piraten mit Schramm im Vorstand?
Mit dem Cannondale muss ich nicht rasen, wie ich es auf dem Rennrad irgendwann tun würde. Ich kann ein paar Übungen mit Pfaden, Wurzeln und Biberhöhlen entlang der Donau machen, und ich spare mir dabei den Gegenwind aus dem Westen, der über das Land heult. Es ist leicht, agil und angenehm zu fahren, mehr bräuchte eigentlich kein Mensch, auch heute nicht, aber auch auf den breiten Schotterautobahnen komme ich an Leuten vorbei, die all ihre Kraft in Federungen und riesigen 29-Zoll-Reifen verpulvern. Weil es halt modern ist. Cannondale kann man heute auch als Aufdruck auf solchen Rädern kaufen, wie alles, was einem eingeredet wird. Das kann hier nicht passieren, sagen die Leute mit Blick auf Amerika, aber es kam ACTA und Flugüberwachung und Bundeswehr im Inneren und vielleicht bin ich ja paranoid, aber seit einiger Zeit ist mein Mobiltelefon meistens ausgeschaltet, wenn ich unterwegs bin. Man liest, irgendwelche EU-Bürokraten wollen Black Boxen im Auto haben. Windows 8 telefoniert nach Hause, und Apple... und Facebook... und wenn man es den Menschen nur lange genug einredet, kaufen sie das wie die 29er. Oder auch Parteien wie die Republikaner. Man muss immer schön vorsichtig sein, beim hinunterfahren, und schauen, was am Himmel so alles aufzieht. Die Katastrophe im Innenministerium will dem Verfassungsschutz, der die NSU nicht kannte, mehr Rechte geben. Das kann hier passieren. Man sollte sich nicht wundern. So einer wie der Friedrich spielt auch bei Lewis eine unrühmliche Hauptrolle.
Man kann Amerika nicht ändern. Vielleicht muss man sogar froh sein, dass die globale Dominanz abgenommen hat, und weiter abnehmen wird, und wenn auf der anderen Seite nicht gerade Russland und China stünden, dann könnte es sogar eine gute, richtig gute Sache werden. Aber dennoch habe ich den Eindruck, als hätten wir längst wieder einen kalten Krieg, diesmal nicht gegen andere Systeme, sondern gegen Bürger, Demokratie und Menschenrechte. Dass dann noch, sorry, Vollversager wie die Piraten auftreten und das auf der anderen Seite so vergeigen, weil da einer sein privates BGE will und andere gern Partikularinteressen durchsetzen... ich glaube, es gibt einfach gar nichts, was nicht passieren kann.
Besonders, wenn es Amerikaner sind.
It can't happen here ist ein vermutlich weitgehend vergessener Roman von Sinclair Lewis, aber ich habe ihn noch einmal gelesen, als Herr Bush Junior an die Macht kam. Lewis entwirft darin die Entstehung einer faschistoiden Diktatur auf Basis uramerikanischer Einrichtungen und Möglichkeiten. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, der Vernichtungswille und die Gewalt wurden statt dessen exportiert, und dazu kamen Dinge, die Lewis sich nicht vorstellen konnte: Söldnerarmeen zum Beispiel, oder die neuen Möglichkeiten der Überwachung. In seinem Buch lässt Lewis am Ende des amerikanischen Faschismus an den guten Seiten Amerikas und der Unfähigkeit des diktatorischen Systems scheitern - er kann hier nicht passieren, weil es dann doch wieder in die andere Richtung geht, selbst wenn Amerika geschwächt und zerrissen aus der Krise taumelt.
Generell gibt es für mich zwei Möglichkeiten: ich mache es wie alle Bergsteiger, und gehe früh los, um rechtzeitig wieder im Tal zu sein. Oder ich mache es weiter so wie meistens: Ich gehe spät und fahre einen Teil der Strecke mit dem Rad. Das hat den Vorteil, dass die Knie geschont werden, wenn man nicht gerade wie letzte Woche über den Lenker geht und dabei auch noch ein paar andere Dinge zu Bruch gehen. Kurz, ich suchte unter anderem einen stabilen Lenker, idealerweise Magurabremsen, ein Vorderrad, und ein paar Kettenblätter sind auch recht marode. Gefunden habe ich all das an einem kaum gebrauchten Cannondale m800 comp "Beast of the East" von 1996, das beim hiesigen Radmegacenter auf dem Flohmarkt stand. Laufleistung vielleicht 500 Kilometer, Restpreis 150 Euro, Originalpreis 1996 über 2000 Mark, etwas klein für meine Grösse, aber das macht nichts bei den Strecken, die ich fahre. Ich habe nichts gegen all-amerikanische Erzeugnisse, hier mit deutschen Anbauten. Ich würde nur nicht in die USA reisen, wegen der Todesstrafe und ein paar anderen Überlegungen, in denen die Nähe zu Siena eine nicht geringe Rolle spielt.
Dazu gibt es natürlich auch eine Geschichte, die ich in der FAZ schreiben werde, denn Cannondale ist den langen Weg vom amerikanischen Stolz zur in Taíwan auf den Rahmen geklebten Marke gegangen, und zwar überhaupt nicht so, wie das im Land von Ayn Rand und anderen Psychos so gern vermutet wird: Cannondale, eine hoch profitable Qualitätsfirma mit Weltruf, krepierte einzig und allein an Börsenerwartungen, falschen Produkten, die man für das Wachstum machen musste, Finanzinvestoren und Gewinnsteigerung. Lupenreiner Kapitalismus, kein Fünferl Sozialleistungen, Streiks, Arbeitnehmerrechte oder andere kommunistische Verbrechen. Ich mag das, wenn ich meine Käufe gewissermassen direkt im alten Europa refinanzieren kann, selbst wenn zu befürchten ist, dass es die Markttotalitären diesseits und jenseits des Atlantiks weiterhin mit Kapitalschmonzetten und Executive Summaries von "Studien" halten werden, denn nur so wird man von Thinktanks geschmiert und als Moderator eingehurt.
Ich verstehe Julian Assange, dass er dorthin nicht ausgeliefeert werden möchte. Und dass er den Schweden auch nicht traut, die entweder so irre oder so kriminell sind, sich im Zweifelsfall auf eine Zusage zu verlassen, man werde in diesem Land dort drüben Assange nicht hinrichten. Man kann Leben so oder so beenden, und bei dem, was man in Amerika unter Justiz und Straffvollzug und Politikern versteht, würde ich auch nicht dorthin reisen, wenn es dort wäre, wo Siena liegt. Am Rande, ich könnte mich schräg lachen über die Schramm und Femiwischfaschi-Konsorten, die Assange öffentlich Vergewaltigung unterstellen und ihre feuchten Träume von Strafen vollstreckt sehen möchten - auch wenn er dann in der Folge in einem Land ermordet werden sollte, in dem das Kleinreden von Vergewaltigung Teil des Mainstreams ist, als wäre es die Klimakatastrophe. Aber so ist das halt: Die Extremisten und Feinde der Aufklärung finden immer irgendwie zusammen. Aber ob die Reaktionären in den USA unter Romney so auf die Fresse fliegen, wie die Piraten mit Schramm im Vorstand?
Mit dem Cannondale muss ich nicht rasen, wie ich es auf dem Rennrad irgendwann tun würde. Ich kann ein paar Übungen mit Pfaden, Wurzeln und Biberhöhlen entlang der Donau machen, und ich spare mir dabei den Gegenwind aus dem Westen, der über das Land heult. Es ist leicht, agil und angenehm zu fahren, mehr bräuchte eigentlich kein Mensch, auch heute nicht, aber auch auf den breiten Schotterautobahnen komme ich an Leuten vorbei, die all ihre Kraft in Federungen und riesigen 29-Zoll-Reifen verpulvern. Weil es halt modern ist. Cannondale kann man heute auch als Aufdruck auf solchen Rädern kaufen, wie alles, was einem eingeredet wird. Das kann hier nicht passieren, sagen die Leute mit Blick auf Amerika, aber es kam ACTA und Flugüberwachung und Bundeswehr im Inneren und vielleicht bin ich ja paranoid, aber seit einiger Zeit ist mein Mobiltelefon meistens ausgeschaltet, wenn ich unterwegs bin. Man liest, irgendwelche EU-Bürokraten wollen Black Boxen im Auto haben. Windows 8 telefoniert nach Hause, und Apple... und Facebook... und wenn man es den Menschen nur lange genug einredet, kaufen sie das wie die 29er. Oder auch Parteien wie die Republikaner. Man muss immer schön vorsichtig sein, beim hinunterfahren, und schauen, was am Himmel so alles aufzieht. Die Katastrophe im Innenministerium will dem Verfassungsschutz, der die NSU nicht kannte, mehr Rechte geben. Das kann hier passieren. Man sollte sich nicht wundern. So einer wie der Friedrich spielt auch bei Lewis eine unrühmliche Hauptrolle.
Man kann Amerika nicht ändern. Vielleicht muss man sogar froh sein, dass die globale Dominanz abgenommen hat, und weiter abnehmen wird, und wenn auf der anderen Seite nicht gerade Russland und China stünden, dann könnte es sogar eine gute, richtig gute Sache werden. Aber dennoch habe ich den Eindruck, als hätten wir längst wieder einen kalten Krieg, diesmal nicht gegen andere Systeme, sondern gegen Bürger, Demokratie und Menschenrechte. Dass dann noch, sorry, Vollversager wie die Piraten auftreten und das auf der anderen Seite so vergeigen, weil da einer sein privates BGE will und andere gern Partikularinteressen durchsetzen... ich glaube, es gibt einfach gar nichts, was nicht passieren kann.
donalphons, 01:36h
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Nachzündeln und nachtreten
Ich möchte mich hier öffentlich vom FAZ-Politik-Redakteur Jasper von Altenbockum distanzieren und ja, ich finde es unerträglich, dass so eine Terrorsinnfindung dort steht. Aber das ist die Politik, ich bin beim Feuilleton, das ist nicht das Gleiche und hat auch miteinander wenig zu tun.
Ich kann hier nur eine Alternative bieten, bei den Stützen.
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donalphons, 19:08h
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