: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 4. November 2012

Anlanden

Heute endet der Schiffsverkehr auf dem See. Anders gesagt, heute beginnt hier offiziell die Vorwinterpause, auch wenn sich jetzt wieder tout München an den See staut. Erst vor Weihnachten läuft wieer alles auf vollen Touren, mit Weihnachtsmarkt und Galadiner auf dem See. Solange machen hier viele Urlaub, die Geschäfte sind nur noch leicht besetzt, und unter der Woche hat man wirklich mal den See für sich.









Ich frage mich immer, wie Segler das im November so sehen, wenn sie ihre Schiffe abholen. Die meisten liegen hier nur rum, das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen dürfte spektakulär klein sein, und ganze Container wertloser Appleprodukte in den Schatten stellen: Liegeplatz, Unterhalt, Verein, Gebühren, TÜV für den Trailer und Winterplatz, Antifouling und neue Segel: Und am Ende wird es aus dem Wasser gehoben, und man kann sich überlegen, wie viele Stunden man wirklich damit auf dem Wasser war. Davor hätte ich Angst. So eine Bilanz über einen Sommer, ein Jahr oder ein Leben ziehen müssen, mit so viel Mühe und so wenig Ergebnis. All die Erwartungem, die nicht erfüllt wurden, und die Ahnung, dass es auch das nächste Mal nicht anders sein wird. Boote an Land bringen ist eine Tätigkeit für Menschen, die freudlos aussehen.









Und das Zuschauen bedeutet, sich einen Ausweg aus der Misere offen zu halten, um jeden Preis. Es gibt so vieles, das Freiheit und Ungebundenheit verheisst, und genau das Gegenteil bewirkt; man bepinselt Ketten rosa und hält immer ein Glas mit Verdrängung bereit, um das schlechte Gefühl hinunterzuschwemmen. Vielleicht ist es doch ein gnädiges Schicksal, die Fesseln zu kennen, zu wissen, dass vieles einfach nicht möglich ist, und sich dann zu überlegen, was besser werden kann. 2012 war, da brauche ich mir keine Illusionen machen, teilweise wie so ein ungenutztes Boot, an dessen Unterschiff sich der Morast sammelt.

Nächstes Jahr wird anders. Ab jetzt.

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