: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 8. Januar 2013

Verlustgewinne

Was? Was? Was? fragt sich die Miet(z)-Katz, und ich merke es auch, am hellen Flack auf dem Holz. nach gefühlt mehreren Wochen der Finsternus bricht endlich wieder ein wenig Licht durch das Grau. Das heisst auch: Endlich wieder das Haus verlassen. Auf zwei Rädern.









Es ist ja nicht so, dass ich mir wirklich Sättel für 149 Euro kaufen würde.Ich kaufe Sättel für... da müsste man jetzt rechnen, verweinfacht gesagt aber ist es so, dass dieser Sattel, der jetzt das Kestrel ziert, von einem MTB kommt, und zwar von einem aus einem bestimmten Stahl, der damals sehr teuer war und heute kaum mehr verarbeiutet wird, weil alles aus Aluminium und Carbon ist. Das besagte Rad wurde kaum gefahren, dann noch einmal ordentlich aufgerüstet (unter anderem mit jenem Sattel), dann durch ein anderes ersetzt und ein paar jahre im Keller gelagert, Und letztlich dann mitsamt dem Sattel verkauft, so eher schnell schnell mit Abbildungen, für die man schon recht kundig sein musste, um zu erlennen, was es ist. Jedenfalls hat das Rad mit dem Sattel weniger als der Sattel gekostet. Auch wenuger als die neue Kette, das neue Ritzel und der Brake Booster. Es war sehr günstig; sollte es mal mit der FAZ nicht mehr gehen, könnte ich genau das machen: Sowas kaufen, zerlegen und verkaufen. Gabel 50, Rahmen 130, Stütze 20, Sattel 80, Bremsen 50. Laufräder mit Pulstarnaben und Alunippeln 170... auch so kommt man über die Runden.









Aber so ist das mit dem Menschen. Jahrzehnte lang verbindet er Eisenrohre, um das perfekte Fortbewegungsmittel zu erschaffen, und gelangt dann zur absoluten Meisterschaft, denn weniger Material in Stahl geht nicht - und dann macht er was anderes, und andere Menschen kaufen es zwar, aber sie nutzen es nicht. Das grosse Drama der Menschen ist immer dieser Gegensatz zwischen unseren Möglichkeiten und der Umsetzung in der Realität. Hier ist es nur ein leichtes MTB, das mich jetzt erfreut und zum ersten Mal nach fast 20 Jahren Gelände sieht. Woanders sind es Atombomben, Drohnen, die Bildzeitung, russische Oligarchen und deutsche Bankster, und bei den Piraten gibt es jetzt eine Liste derer, die aus Berlin in den Bundestag wollen. Da flieht man gern in die Berge. Die Natur ist wenigstens so, wie sie ist.









Man wird a wengal selbstreferenziell und egoistisch, man denkt mehr so daran, dass jetzt der eigene Badestrand aus dem Sommer, den man als erster zu besetzen pflegte, weil man als erster da ist und weil man kann und das grösste Handtuch hat, jetzt unter Wasser steht. Man hofft, dass es im Sommer anders sein wird, und obendrei dieses Jahr die schlimme Kälte ausbleibt, die Anno 12 den See zu Eis werden liess, sollen doch die anderen schauen, wie sie ihre Verluste wieder reinholen, man kümmert sich nur um den Gewinn. Ich singe: Ich bin doch nur der Onkel Joschi, und ich kann nix dafür. Gut geht es mir. Die Sonne kam nicht, aber schön ist es trotzdem.









Beim Wagner entschuldige ich mich für meinen Aufzug, und weil die Punschtorte schräg angeschnitten wurde, bekomme ich ein extra dickes Sportlerstück, so heisst das bei uns, denn das Fett des Winters darf nicht gehen und Kurven sind die besseren Geraden. Es reicht, wenn das MTB schlank und der See grau ist; in mir ist alles warm, süss und wohlug golden. Das ahbe ich mir, wenn ich alles durchrechne, auch verdient, allein schon mit dem Sattel.

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Dr. Fischer aus der Maxvorstadt

Wenn es nicht so verdammt zynisch und hinterhältig wäre, könnte ich jetzt ohne Verkaufsabsicht meine demnächst mieterfreie Wohnung in München ins Internet stellen, für 6750 Euro pro m² (in der Ecke zwischen den Pinakotheken gibt es im Moment in dieser Grösse exakt Null Angebote, und weil es ohne Makler wäre, entspräche es einem Preis von moderatwen 6500) und schauen und darüber schreiben, was dann passiert. Ob der Markt wirklich so irre ist. Man hört davon ja immer nur auf Opferseite, weil der normale Journalist froh sein kann, wenn er nicht im Hasenbergl mieten muss, aber hier wäre die Gelegenheit, die Geschichte einmal von der einzig richtigen Seite zu schreiben. Der am langen Hebel des Hypes.

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