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Mittwoch, 16. Januar 2013
Die alte Nichtheimat
Es lässt mich natürlich nie ganz kalt, wenn ich am Siegestor vorbei die Ludwigstrasse hinunter fahre und dann Richtung Heimat abbiege. Inzwischen: Ehemalige Heimat. Die erste, die ich mir selbst herausgesucht habe. Und die ich trotz Immobilienirrsinn in München auch behalten werde, selbst wenn ich genau weiss: ich werde nie zurückkehren. Das Viertel ist völlig anders geworden, man könnte die Wohnung beziehen, aber nicht mehr die Geschichte. Die Erinnerungen hängen an so vielem, das es nicht mehr gibt.
Schräg gegenüber wohnte eine Studienkollegin, bei der ich mein sagenhaftes Talent unter Beweis stellte, andere Leute von ihren wenig geschätzten Beziehungen zu befreien. Letztlich hat sie es sich dann doch ganz anders überlegt, er nahm kein Kondom und sie keine Pille, und der Rest ist die Geschichte einer Schwangerschaftsdepression, einer totalen Überforderung, einer hingeschmissenen Ausbildung - was wir übrigens alle gemacht haben, aber nicht so - und das dumme Gefühl, dass man das eigentlich Richtige getan hat. Aber halt nicht richtig genug. Ja, die Romantik. Und was hat es allen Beteiligten gebracht? Ein Packen Bilder auf Papier, ein paar Erinnerungen, und immerhin, ich hatte die beste aller Möglichen Welten in diesem Kontext. Es war eine tolle Zeit. Wir haben viel erlebt. Ich möchte es nicht missen, aber ich würde sehr viel anders machen. Die Romantik hat und damals so getäuscht, wie der Lebenslauf die nächste Generation hereinlegen wird.
Es ändern sich also die Anlässe, nicht aber das meist hinter den Erwartungen zurückbleibende Ergebnis. Abgesehen davon sind es die kleinen Dinge in dieser Stadt: Die Unmöglochkeit, einen Parkplatz zu finden. Die Helligkeit auch in der Nacht. Die Aggressivität. München ist zwar nicht brutal, aber dennoch ungemütlich. Wie die Frau an der Ampel neben mir im Mini Cabrio die Gänge einlegt, wie sie fährt, wie das so gar nicht wie ein Sommertraum wirkt, sondern nur wie Druck in einem Staussymbol: Das ist sehr München. Ich sehe das Getriebene und frage mich immer: Wohin geht das hier eigentlich? In den Bundesfinanzausgleich? In eine Ehe im Speckgürtel? In eine Bürokarriere, wo niemand über 45 ist? München, keine Frage. ist toll, wenn man jung ist und das Geld hat. Und dann vermietet man eben die Wohnung, hat noch etwas mehr Geld und ist woanders. München ist toll, aber irgendwann ist man davon so überfordert wie von einem neuen Mobiltelefon. Vor 25 Jahren wäre das Bild noch aus der anderen Richtung aufgenommen worden, nach dem Skifahren auf dem Gletscher hinein in die Stadt und ihre Abenteuer.
Der Junge, mit dem ich durch diesen Tunnel fuhr, sitzt heute in zweiter Ehe in einem Vorort meiner Heimatstadt und entwirft Lichtmodule für einen bestimmten Autotyp.
Einige der Bücher waren schon in München, und ziehen jetzt zum zweiten Mal um. Die Veränderungen bringen die Möglichkeit mit sich, Dinge nebenbei mitzunehmen und zu transportieren, die für sich allein den ganzen Stress nicht lohnen würden. Sprich, endlich fügt sich alles so, dass auch ein Bücherschrank an den Tegernsee gebracht werden kann, so ich denn das Glück habe, ihn zu bekommen. Meine Wohnung in München war eine Buch- und Lasterhöhle, meine Wohnung am See dagegen wirkt etwas geistlos, und ich bin es leid mich entschuldigen zu müssen und zu sagen, die anderen 7ooo stehen daheim.
Den Bücherschrank also brauche ich, und noch eine zweite Auflaufform mit Silberständer. Zur Sicherheit, falls neben mehr Büchern aus München auch mehr Münchner kommen sollten. Jetzt, wo der Schnee liegt und der Zauberwinter doch noch kommt, könnte es voll werden. Und nebenbei denke ich auch, dass man gut in München leben kann, wenn man oft heraus kommt. Das war am Ende mein Problem: Ich war da zu lang drin. Schade, eigentlich. Aber München ist leider nun mal auch so: Man verabredet sich mit 6 Leuten zu Skifahren, und am Ende haben 5 keine Zeit und ein Jahr später ist eine schwanger, einer ein Todfeind, einer hat versucht, einen auszubooten, einer hat ein massives Tablettenproblem und eine ganz andere Freunde. Die Romantik hat nicht lange nach 2000 gehalten. Mir geht es soweit ganz gut, weil ich mich davon geschlichen habe.
Schräg gegenüber wohnte eine Studienkollegin, bei der ich mein sagenhaftes Talent unter Beweis stellte, andere Leute von ihren wenig geschätzten Beziehungen zu befreien. Letztlich hat sie es sich dann doch ganz anders überlegt, er nahm kein Kondom und sie keine Pille, und der Rest ist die Geschichte einer Schwangerschaftsdepression, einer totalen Überforderung, einer hingeschmissenen Ausbildung - was wir übrigens alle gemacht haben, aber nicht so - und das dumme Gefühl, dass man das eigentlich Richtige getan hat. Aber halt nicht richtig genug. Ja, die Romantik. Und was hat es allen Beteiligten gebracht? Ein Packen Bilder auf Papier, ein paar Erinnerungen, und immerhin, ich hatte die beste aller Möglichen Welten in diesem Kontext. Es war eine tolle Zeit. Wir haben viel erlebt. Ich möchte es nicht missen, aber ich würde sehr viel anders machen. Die Romantik hat und damals so getäuscht, wie der Lebenslauf die nächste Generation hereinlegen wird.
Es ändern sich also die Anlässe, nicht aber das meist hinter den Erwartungen zurückbleibende Ergebnis. Abgesehen davon sind es die kleinen Dinge in dieser Stadt: Die Unmöglochkeit, einen Parkplatz zu finden. Die Helligkeit auch in der Nacht. Die Aggressivität. München ist zwar nicht brutal, aber dennoch ungemütlich. Wie die Frau an der Ampel neben mir im Mini Cabrio die Gänge einlegt, wie sie fährt, wie das so gar nicht wie ein Sommertraum wirkt, sondern nur wie Druck in einem Staussymbol: Das ist sehr München. Ich sehe das Getriebene und frage mich immer: Wohin geht das hier eigentlich? In den Bundesfinanzausgleich? In eine Ehe im Speckgürtel? In eine Bürokarriere, wo niemand über 45 ist? München, keine Frage. ist toll, wenn man jung ist und das Geld hat. Und dann vermietet man eben die Wohnung, hat noch etwas mehr Geld und ist woanders. München ist toll, aber irgendwann ist man davon so überfordert wie von einem neuen Mobiltelefon. Vor 25 Jahren wäre das Bild noch aus der anderen Richtung aufgenommen worden, nach dem Skifahren auf dem Gletscher hinein in die Stadt und ihre Abenteuer.
Der Junge, mit dem ich durch diesen Tunnel fuhr, sitzt heute in zweiter Ehe in einem Vorort meiner Heimatstadt und entwirft Lichtmodule für einen bestimmten Autotyp.
Einige der Bücher waren schon in München, und ziehen jetzt zum zweiten Mal um. Die Veränderungen bringen die Möglichkeit mit sich, Dinge nebenbei mitzunehmen und zu transportieren, die für sich allein den ganzen Stress nicht lohnen würden. Sprich, endlich fügt sich alles so, dass auch ein Bücherschrank an den Tegernsee gebracht werden kann, so ich denn das Glück habe, ihn zu bekommen. Meine Wohnung in München war eine Buch- und Lasterhöhle, meine Wohnung am See dagegen wirkt etwas geistlos, und ich bin es leid mich entschuldigen zu müssen und zu sagen, die anderen 7ooo stehen daheim.
Den Bücherschrank also brauche ich, und noch eine zweite Auflaufform mit Silberständer. Zur Sicherheit, falls neben mehr Büchern aus München auch mehr Münchner kommen sollten. Jetzt, wo der Schnee liegt und der Zauberwinter doch noch kommt, könnte es voll werden. Und nebenbei denke ich auch, dass man gut in München leben kann, wenn man oft heraus kommt. Das war am Ende mein Problem: Ich war da zu lang drin. Schade, eigentlich. Aber München ist leider nun mal auch so: Man verabredet sich mit 6 Leuten zu Skifahren, und am Ende haben 5 keine Zeit und ein Jahr später ist eine schwanger, einer ein Todfeind, einer hat versucht, einen auszubooten, einer hat ein massives Tablettenproblem und eine ganz andere Freunde. Die Romantik hat nicht lange nach 2000 gehalten. Mir geht es soweit ganz gut, weil ich mich davon geschlichen habe.
donalphons, 00:56h
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Heute Lola Blau ausser Haus
Das wird wieder viele böse Kommentare geben, weil es gegen die Popkultur der Emmentaler geht: Dein Piercing ist mein Amüsement und Ausschlussgrund.
donalphons, 16:49h
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