: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 29. Oktober 2013

Was ist passiert?

Wo fing das an?

In Berlin, 2003. So ungefähr um diese Zeit vor einer Dekade, Gott ist das alles schon lang her. Letztlich war es nur eine unerwartete Schwangerschaft, die mich dorthin gehen liess. In die Stadt recht hoffnungsfrpher Anfänge, wo man tun konnte, was man wollte. Weitgehend ideologiefrei übrigens. Damals gab es sogar noch recht offen ausgelebte Dramen, die heute vielleicht als sexistisch gelten würden, aber manche Leute gab es damals noch nicht, da konnten man und frau einiges tun. Zum Glück. So konnte das alles erst mal recht schön vor sich hin köcheln. Das, was später mal die Netzszene werden sollte. Das Netz kam erst später. Damals wollte man mehr so erzählen.



Dass es dann so auseinander brach, hat sicher etwas mit dem Wunsch vieler zu tun, reich zu werden. Das kann man nicht nur auf Berlin schieben, auch in München gab und gibt es jede Menge kranker Leute, die halt nicht für das Profibloggen bezahlt werden wollten, sondern für das Profi-PR-Bloggen. Und wenn ich krank sage, dann meine ich auch: Bis an den Rand der Erschöpfung und die Klapse. Inzwischen sind manche von denen wieder gut bei der Huffington Post geerdet, wo sie kostenlos schreiben müssen, andere haben immer noch ihre Klitsche und Berliner ihre begrenzten Perspektiven; alt werden möchte man so auf gar keinen Fall und ich denke, die machen das nur, weil sie keine Alternative haben. Viel versprechend und nichts haltens seit 2003.



Aber da ist vielleicht noch etwas anderes gewesen. Die Unfähigkeit, mit der Freiheit, die man hatte, richtig umzugehen. Diese allgemeine Verfügbarkeit von Möglichkeiten, wegen derer es gar nicht nötig ist. so etwas wie Gemeinsamkeiten und Zusammengehörigkeit zu entwickeln. Das Internet ist fraglos einer der grossen Treiber der Differenzierung und Fragmentierung der Gesellschaft, und es ist irgendwie nur logisch, dass es zuerst jene trifft, die darin am meisten machen. Schon damals hat sich angedeutet, was man später bei den Piraten sah: Heterogene Egomanen scheitern im Kampf gegen ein fest gefügtes System. Damals waren es wirtschaftliche Prozesse und die Bedürfnisse der Medien, an denen die Bloggerei Interesse hatte, in Fraktionen zerbrach und von den Fleischtöpfen ausgeschlossen wurde, später wurden - und werden - es die betonierten Strukturen des Landes sein, die wir gerade an der grossen Koalition von Pest und Cholera sehen: Da kommt man nicht weit, wenn die Hälfte der Energie in die Bekämpfung er eigenen Leute geht. Wenn die einen im Übermut die eigene Partei ruinieren, die anderen ihr Netzwerk nur um den wirtschaftlichen Vorteil betrieben und wieder andre glauben, die Netzszene, die sie früher schon ruiniert haben, sollte mit Merkel koalieren.



Es gibt keinen Minimalkonsens, sondern nur Maximalforderungen widerstreitender Personen und Cliquen, die alle um Aufmerksamkeit buhlen. Und sogar innerhalb der verschiedenen Lager ist man sich mal offen, mal verdeckt, spinnefeind. Antikapitalisten, Netzpolitiker, Feministinnen, Postprifaschisten, Twitterakademien, überall geht es um die Frängelei nach vorne, um einen Weltentwurf, in der der eine etwas reden darf und der andere möglichst ausgegrenzt wird, und das auf Basis winziger Unterschiede: Es gibt 95% Übereinstimmung aus der Sicht vo Aussen und 0% aus Sicht von innen. Es geht, weil sich immer schnell Koalitionen bilden, so schnell wie PProjekte wieder vor die Hunde gehen, weil die Kraft zwar reicht, andere auszugrenzen, aber nicht, um etwas Sinnvolles aufzubauen. Erfolg wird da in einer zusammengelogenen Biographie der Beratung konstriert, einem Arbeitsamtzuschuss und einer Hilfskraft auf 450-Euro-Basis. Das ist die Realität 10 Jahre später, das und eine grosse Koalitopn der Überwachungscretins mit den dreckigen Verrätern. Die sind nicht so gut, sie können es einfach machen, weil auf der anderen Seite nichts als die Fragmnetierung des teils der Gesellschaft ist, der sich im Internet seine Filterbubbles eingerichtet hat.



Die einen brauchen dazu Google Adsense und die anderen zerfleddern so, wie sich das bei kleinerdrei (bekannt durch den Aufschrei) beobachten lässt. Das ist dann auch nichts anderes als die moderne Version vom Conveniant Chicken oder den Sixpack-Frauen von Ebay; etwas, über das man sich später bestenfalls wundern wird, oder sich gar schämt wie über diese Bilder bei StudiVZ, und sich fragt: Warum? Wo fing das an? Was hat euch bloss so ruiniert, in eurem Kaktusgarten?

Man kann so sein Leben und die Jugend verschwenden, man kann damit lang und ausgiebig scheitern und nach Schuldigen suchen, aber am Ende hat man halt jede Freiheit in Anspruch genommen, und die anderen, die weniger Individuellen konnten warten. Wir sind anders, hiess es 2003. In der Andersartigkeit hat sich nicht das Beste durchgesetzt, muss man leider festhalten.

Ich bekomme das heute nur noch aus der Ferne mit, diesen deutschen Sonderweg der Belanglosigkeit.

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