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Dienstag, 29. April 2014
Patina
Wenn ich erklären müsste, woran ich gefälschte Gemälde erkenne - und ich erkenne sie gemeinhin auch über Photos im Internet - dann ist das weniger die Pinselführung und die Malkunst, sondern mehr die "Fehler" und die Patina. Es gibt einfach Zeiterscheinungen, die man später nicht kopiert. Im Wiener Barock mochte man zwar das damals 100, 150 Jahre vergangene, echte Barock, aber nicht dessen Augenformen, nicht dessen schematische Behandlung der Hände, nicht mehr die Blumensprache und bestimmte Frisuren. Und es gibt so etwas wie eine natürliche Alterung, die anders als die künstliche Alterung der Moderne aussieht. Ich hatte ja mal das Glück, jemanden kennenzulernen, der mir einige bekannte und gut gemachte Kopien von alten Meistern aus der 2. Reihe und 3. Reihe verkaufen wollte, und der es wirklich gut gemacht hat, zumal die Gemälde restauriert waren - aber für mich gilt, keine Patina, kein Kauf. Andere mögen sich über alt reparierte Schäden ärgern, für mich sind das Hinweise bei der Suche nach dem Echten. Nichts ist schwerer zu fälschen als der an sich wertmindernde Verfall.
Fairerweise muss man sagen, dass sich in meinen Bereichen Fälschungen finanziell kaum lohnen und zudem sehr viel Wissen über alte Malerei verlangen, das anderweitig sicher gwinnbringender einzusetzen wäre. Das Risiko ist also generell überschaubar, es gibt bei uns keine Skandale wie bei der Banksterkunst des 20. Jahrhunderts.
Mit dieser Erfahrung würde ich das f800 SL hier, gebaut 1999, eigentlich für eine Fälschung halten müssen, denn nach 15 Jahren haben solche Räder natürliche Abnutzungserscheinungen. Das hier ist wie neu, es kleben noch die Warnhinweise auf den Bremsgriffen. Das ist in etwa so, als wäre ein neuer Galeriestempel von 1925 auf einem makellosen Impressionisten, der gern gekauft wird.
Da gibt es zum Beispiel so Stellen, an denen die Kabel scheuern müssten, und Kratzer im Lack hinterlassen. Da müsste die Beschichtung der Pedale an den Stellen verschwunden sein, wo die Schuhe aufliegen. Da müsste sich Schmutz und Staub im und hinter hinter dem Tretlager ansammeln. Da müsste der Lack an der Kurbel abgekratzt sein, und die Zähne der Kettenblätter müssten silbern aufgerieben sein. Und die Kette sollte etwas gestreckt sein, durch Antritt und Kletterei, besonders bei einem Bergrad. Das ist immer so, das sind ganz normale Gebrauchsspuren ohne Bedeutung für die Funktion. Die kommen automatisch nach 100 Kilometern, oder auch nach 10, je nach Einsatz.
Durch meine Hände sind einige Cannondales gegangen, und weil das eine gute Marke war - die Rahmen wurden in den USA geschweisst und verschliffen, nichts China oder Taiwan - wurden sie auch in der Regel benutzt. Niemand zahlt den Aufpreis für diese Marke, der nicht vor hat, etwas damit zu unternehmen, und entsprechend gebraucht sind dann auch viele Räder. Das hier hat noch die Gusskanälreste an den Reifen, die auch original sind. Der Grund ist eigentlich recht einfach: Das Rad war der Besitzerin zu gross. Typischer Fall von "Setzen Sie sich einmal drauf und drehen Sie eine Runde". Ob ein Rad passt, merkt man erst nach 100 Kilometern, denn dann tut der Rücken vielleicht wirklich weh, der Sattel drückt unerträglich und die Finger knirschen. Man kann das natürlich mit einem guten Auge auch abschätzen, Vorbauten mitgeben und sagen, dass man stets mit Rad und Tat zur Seite steht. Hier aber wollte in Radladen 2400 DM verdienen. Das war damals nicht wenig Geld.
Aber die Bremsen nicht richtig einstellen. Sowas regt mich auf, die verkaufen solche teuren Kisten und sind zu faul, 5 Minuten die Bremse zu justieren. Das zieht sich durch die ganze Montage, überall verschenken sie 10 Prozent der Leistung. Die Kette ist zu lang, die Züge sind nicht sauber verlegt, die Naben sind zu hart eingestellt, es ist zu wenig Fett im Sitzrohr, das sich bei harter Benutzung schnell mit der Sattelstütze kalt verschweisst hätte. Kleinigkeiten, die ein Rad, einen Wertgegenstand über Jahrzehnte schützen, selbst wenn damit gefahren, viel gefahren wird, über Stock und Stein. Aber es war zu gross und lief keine 50 Kilometer und stand seitdem nur rum. Natürlich sauber und im waren Keller.
Es hätte eine Rakete sein können, um Berge zu überwinden und durch Täler zu jagen. Es ist auch für moderne Standards immer noch ein sehr schnelles und leichtes Rad - ich weiss es, ich fahre selbst eines, im Winter habe ich es nicht geschont und das sieht man. Das Rote wurde halt verkauft für den Profit und nicht für den Kunden und inseriert, weil es im Weg war. Jetzt geht es weiter zu jemandem, der damit hoffentlich mehr wird anfangen können.
Fairerweise muss man sagen, dass sich in meinen Bereichen Fälschungen finanziell kaum lohnen und zudem sehr viel Wissen über alte Malerei verlangen, das anderweitig sicher gwinnbringender einzusetzen wäre. Das Risiko ist also generell überschaubar, es gibt bei uns keine Skandale wie bei der Banksterkunst des 20. Jahrhunderts.
Mit dieser Erfahrung würde ich das f800 SL hier, gebaut 1999, eigentlich für eine Fälschung halten müssen, denn nach 15 Jahren haben solche Räder natürliche Abnutzungserscheinungen. Das hier ist wie neu, es kleben noch die Warnhinweise auf den Bremsgriffen. Das ist in etwa so, als wäre ein neuer Galeriestempel von 1925 auf einem makellosen Impressionisten, der gern gekauft wird.
Da gibt es zum Beispiel so Stellen, an denen die Kabel scheuern müssten, und Kratzer im Lack hinterlassen. Da müsste die Beschichtung der Pedale an den Stellen verschwunden sein, wo die Schuhe aufliegen. Da müsste sich Schmutz und Staub im und hinter hinter dem Tretlager ansammeln. Da müsste der Lack an der Kurbel abgekratzt sein, und die Zähne der Kettenblätter müssten silbern aufgerieben sein. Und die Kette sollte etwas gestreckt sein, durch Antritt und Kletterei, besonders bei einem Bergrad. Das ist immer so, das sind ganz normale Gebrauchsspuren ohne Bedeutung für die Funktion. Die kommen automatisch nach 100 Kilometern, oder auch nach 10, je nach Einsatz.
Durch meine Hände sind einige Cannondales gegangen, und weil das eine gute Marke war - die Rahmen wurden in den USA geschweisst und verschliffen, nichts China oder Taiwan - wurden sie auch in der Regel benutzt. Niemand zahlt den Aufpreis für diese Marke, der nicht vor hat, etwas damit zu unternehmen, und entsprechend gebraucht sind dann auch viele Räder. Das hier hat noch die Gusskanälreste an den Reifen, die auch original sind. Der Grund ist eigentlich recht einfach: Das Rad war der Besitzerin zu gross. Typischer Fall von "Setzen Sie sich einmal drauf und drehen Sie eine Runde". Ob ein Rad passt, merkt man erst nach 100 Kilometern, denn dann tut der Rücken vielleicht wirklich weh, der Sattel drückt unerträglich und die Finger knirschen. Man kann das natürlich mit einem guten Auge auch abschätzen, Vorbauten mitgeben und sagen, dass man stets mit Rad und Tat zur Seite steht. Hier aber wollte in Radladen 2400 DM verdienen. Das war damals nicht wenig Geld.
Aber die Bremsen nicht richtig einstellen. Sowas regt mich auf, die verkaufen solche teuren Kisten und sind zu faul, 5 Minuten die Bremse zu justieren. Das zieht sich durch die ganze Montage, überall verschenken sie 10 Prozent der Leistung. Die Kette ist zu lang, die Züge sind nicht sauber verlegt, die Naben sind zu hart eingestellt, es ist zu wenig Fett im Sitzrohr, das sich bei harter Benutzung schnell mit der Sattelstütze kalt verschweisst hätte. Kleinigkeiten, die ein Rad, einen Wertgegenstand über Jahrzehnte schützen, selbst wenn damit gefahren, viel gefahren wird, über Stock und Stein. Aber es war zu gross und lief keine 50 Kilometer und stand seitdem nur rum. Natürlich sauber und im waren Keller.
Es hätte eine Rakete sein können, um Berge zu überwinden und durch Täler zu jagen. Es ist auch für moderne Standards immer noch ein sehr schnelles und leichtes Rad - ich weiss es, ich fahre selbst eines, im Winter habe ich es nicht geschont und das sieht man. Das Rote wurde halt verkauft für den Profit und nicht für den Kunden und inseriert, weil es im Weg war. Jetzt geht es weiter zu jemandem, der damit hoffentlich mehr wird anfangen können.
donalphons, 20:33h
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