: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 30. September 2017

Am Wegesrand

Es gibt so kleine Freuden bei der L'Eroica. vor 7 Jahren konnte man eine einzige Alutrinkflasche im alten Stil kaufen. Jetzt gibt es davon mindestens 5 verschiedene Formen, wie in den alten Zeiten. Flaschenhalter für den Lenker musste man vor 7 Jahren teuer bezahlen - heute gibt es gute Reproduktionen, die von 2 Emme gibt es für günstige 25€, und man kann sie sogar im Internet bestellen. Nach einer Runde im regen sehn sie aus wie alt. Wolltrikots gibt es in vielen Farben und Mustern, und diesmal waren gleich drei Stände dort, die die so dringlich gesuchten Radschuhe im alten Stil neu produziert hatten. Es gibt immer noch ein paar Desiderate wie gute, robuste, nicht faltbare Drahtreifen mit 28mm Breite und Fischgrätprofil wie jene, die ich auf dem RUFA habe und die keinen Platten bekamen. Aber im Grossen und Ganzen haben viele die Chancen erkannt und bieten wieder Gutes in alter Qualität und neu an.

Zwei Beispiele. Für Leute, die nicht wochenlang schrauben wollen. Mustache Cycles baut Räder wie in der Zeit vor dem Krieg. Der Gründer der Firma war da und hatte ein wirklich schönes Rennrad dabei, gegen das die Colnagos der 80er blass aussehen.



Ich finde den Renner so heiss, dass ich mich im Winter selbst an so ein Projekt auf Basis eines DDR-Rahmens setzen werde.

Und dann war wieder das Faggin-Werksteam da. Faggin ist eine grosse, alte Marke, die dem Trend zum aus Fernorst importierten Carbonrahmen mit italienischer Aufschrift entsagt und jetzt wieder Stahlrahmen wie früher baut.



Das klingt zuerst einmal völlig irre - wie kann man nur 40 oder 80 Jahre Fortschritt ignorieren. Aber als Sammler merke auch ich, dass es zunehmend schwer wird, an gutes Material zu kommen. Es wird immer noch vieles weggeworfen, weil die Besitzer davon nichts verstehen, und nach den Rennrädern erwischt das jetrzt die MTBs der späten 80er. Gleichzeitig kann man sich schon fragen, ob die alten Räder wirklich schlechter waren. Mein RUFA war auf Schotter sagenhaft bequem. Der erwerb alter Stahlräder ist also keine schlechte Idee für jeden, der nicht die letzte Sekunde heraus holen will. Es gibt daher auch deutlich mehr Sammler und weniger Nachschub, und nicht jeder hat Lust, an alten Rädern zu schrauben und sich in die Materie einzuarbeiten. Man kann jetzt auch einfach kaufen. Bei Faggin gibt es auch wieder das seltene Chromovelato-Orange, mit dem Wilier berühmt wurde. Restaurierungsbedürftige Williers kosten gebraucht auf dem Markt 1700€. Da kann man sich auch ein neues Faggin kaufen.

Und wenn ich mit meinem RUFA auf den Jaufenpass komme, dann schafft das auch sonst jeder ohne Carbon, das nach 10 Jahren 90% seines Preises verloren hat, und das missachtet wird, weil es halt doch nur seelenlos chinesisch ist.

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