: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 6. April 2018

De Rosa

So etwas wie diesen Winter sollte besser nicht nochmal passieren: Ich bin zwar alle kürzeren Wege stoisch geradelt, in lightnuing, thunder or in rain, und damit leicht auf eine Leistung von 15km am Tag gekommen, recht viel mehr aber auch nicht. Wetterbedingt, arbeitsbedingt, hinterhausbedingt, familienbedingt, kältebedingt - kalte Luft und hohe Atemfrequenz tut mir nicht gut, und wenn die Beine dann schneller fahren wollen, endet das oft in einer unschönen Japserei. Im Ergebnis war dann die erste Begegnung mit einer echten Steigung - 600 Höhenmeter alles zusammen, meistens 15% Steigung und 12% Abfahrten zwischendrin, besser als befürchtet, aber insgesamt immer noch... sagen wir mal, ich war mit gemütlichen Italienern an der Spitze des letzten Drittels.



Beim zweiten Mal ich ich dann mit 34 vorn und 29 hinten nicht komplett, aber das meiste hinauf gekommen und man muss dazu sagen, dass der Anstieg bei Castiglion del Bosco sicher zu den 5 übelsten Anstiegen der L'Eroica gehört. Schlimmer sind nur der Berg ohne Namen mit der Strasse in den Himmel, die folgende Abfahrt und der folgende Anstieg nach Radda bei der 75er, die Rückfahrt hinauf zu Castel Broglio, die drei Schwestern über dem Val d'Arbia und der Anstieg nach Castel San Angelo bei der Primavera. Allein, dass ich da freiwillig noch einmal hinauf gefahren bin, ist schon erstaunlich.Kaum jemand fährt so etwas freiwillig, die meisten verzichten einfach auf Montalcino.



Gefahren, nochmal gefahren, überlebt, geschafft, bezwungen, nicht hochgeflogen sondern mehr hinaufgekämpft am Rande der Möglichkeiten und die Völlerei des Winters verflucht, denn natüprlich wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch geprasst. Leider lag auf der Neureuth zu wenig Schnee, sonst hätte ich dort jeden Tag hinauf steigen und rodeln können, ach, es ist ein Jammer, aber es hilft ja nichts.

Und daheim habe ich dann brav das De Rosa ausgepackt, gekauft in Italien nach der letzten L'Eroica, und bin dann auch brav damit gefahren, damit die Form besser wird. Ich habe mich nämlich so halb zur L'Eroica Nova verpflichtet, und da geht es um Zeit auch auf neuen Rädern. Ich bin momentan noch so im Altradtaumel, dass ich instinktiv zum Schalten an das Unterrohr greife.



Ein irrwitziges Teil, und ich werde nie so gut sein, um das herauszuholen, was in diesem echten Profirad, das beim Giro d'Italia 2004/5 gelaufen ist, drin steckt. Carbonnaben. Titanritzel. Carbonsattelgestell. Titanschrauben. Titaninnenlager. 25mm breite Reifen, 205 Gramm leicht. Auf dem Heimweg habe ich an einer Ampel mit Vorlaufgrün - hehe, grandiose Sache! - von hinten fliegend einen weissen 911er überspurtet und mich im Stadttor ganz breit vor ihn gesetzt, so ein Selbstbewusstsein hatte ich nach 40 über den Asphalt geprügelten Kilometern.

Das wird jetzt wieder jeden Tag zur Routine, und ich fahre jetzt auch mal alles an Rädern, was über den Winter so neu angefallen ist.

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Da wäre ich beinahe vom Rad gefallen

Das ist aber auch eine fiese Falle, wenn man durch Buonconvento hetzt und dann so etwas zu sehen bekommt - an Ostern war dort Antikmarkt, und Händler aus der Toskana haben leerstehende Lokale bezogen. Der hier hatte venezianische Lüster dabei, für die man ein etwas üppigeres Anwesen brauchen könnte.



Als ich vor zwei Wochen in Berlin war - incognito, laut FAZ-Blog war ich damals am Tegernsee und habe über Trachtenmode und Söder geschrieben - bin ich über ein paar Umwege nach Hause gefahren. Es hat alles letztlich nicht sehr lang gedauert, ich hatte noch etwas Zeit, durfte mich aus Gründen nicht zu einem spontanen Barcamp verabreden, und konnte so alte Stätten meines Raffens besichtigen. Nicht die im Wedding, die gab es schon vor ein paar Jahren nicht mehr. aber Schöneberg.

Der Laden, an dem ich meine Pagodenlampe gekauft habe - weg. Das Geschäft in Kreuzberg, aus dessen hinterster Ecke mein Art-Deco-Venezianer stammt - verschwunden. Das Geschäft mit dem Lampenrestaurator in Schöneberg, das mich so beeindruckte, als ich 2001 hier war - ersetzt durch einen Imbiss, vegan natürlich. Und Söhne des Bergmannstrassenclans, die sich noch dunkel an mich erinnerten, hatten einen anderen Lampenladen aufgemacht, nach ihrer Aussage aktuell der grösste in Ganz Berlin: Nicht schlecht, aber teuer. Mehr was für die Politikberaterklasse, die auf Roaring 20ies einrichten will.



Ein Auktionator hatte die Hälfte der - gar nicht so teuren - Bilder noch übrig, eines habe ich aus dem Hochgefühl heraus auch gekauft, und Seidenteppiche hätten auch für 300€ nicht ins Auto gepasst. In Italien geht das Geschäft nicht mehr, weil die Wirtschaft darnieder liegt, in Berlin, nun, man hört, dass der Anteil der Deutschen sinkt und das Wachstum vor allem aus dem Ausland kommt. Da hat man vermutlich weniger Sinn für die zum PPlündern einladende Schatzkammer, die die Stadt einmal gewesen ist. In der Flughafenstrasse wurde aus dem Geschäft für chinesische Lackmöbel eine Beratungsstelle für Lebenskrisen - der Lack ist ab und getrunken. Hier in Buonconvento werden kriselnde Geschäfte zumindest für ein paar Tage wieder Wunderkammern, und irgendwann gehe ich da hinein und sage: Den da und den anderen für das Gesindehaus auch.

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