: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 11. September 2004

Buchtipp

Ich knie nieder in den Staub unter meinem Schreibtisch, ich sage nie wieder new Journalism zu meinem Geschreibe, die Zeit steht still und ich werde nochmal viel lernem, denn der erste Roman von Hunter S. Thompson erscheint auf Deutsch. Hoffentlich hat der Übersetzer nicht geschlampt.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Silberallee, Schöneberger Flohmarkt, Berlin

Disclaimer: Text geeignet für Personen, die Arroganz für eine Tugend halten.

Sie hat angefangen. Schon immer. Und du warst immer der Dumme. Zum Beispiel vor drei Jahren, als sie angefangen hat, deinen Eltern zu jedem grösseren Anlass Silber zu schenken. Nicht das es unbedingt nötig wäre, es gibt im Wortsinn Familiensilber, aber sie fügte laufend Objekte hinzu. Und jedesmal hast du dich geärgert, über die dummen Sprüche deiner kleinen Schwester, bei welchem wuchernden Trödler am Münchner Viktualienmarkt sie das aufgegabelt hat und wie teuer das war. Und du hattest nie sowas gekauft.

Du hast dir geschworen, es ihr irgendwann heimzuzahlen. Als sie das letzt Mal wieder mit einer kitschig verpackten Kleinigkeit aus ihrem Roadster stieg, bist du auch gerade aus Berlin angekommen, mit einer orangen Plastiktüte und Zeitungspapier in der Hand. Sie ging vorran, überreichte Deinen Eltern das Dingens und beglückwünschte sie. Dann warst du dran. Du hast was von wegen "keine Zeit mehr es zu verpacken" gemurmelt, umstandlich ein anderthalb Kilo schweres Biedermeiertablett aus 13löthigem Silber aus der Tüte gezogen und es ihnen hingehalten. Es ist in etwa so gross, dass deine Schwester noch 5 Jahre Zeug von ihren grattligen Wucherern anschleppen muss, um es zu füllen. Ihr Blick in diesem Moment - unbezahlbar.



Das alles verdankst du der Silberallee, einem Budenweg am südlichen Rand des Flohmarktes am Schöneberger Rathaus in Berlin.

Mehr bei restaur.antville.org

... link (3 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 11. September 2004

Witz der Woche

...schrieb für die legendären "Berliner Seiten" der FAZ...

steht so über einen Autor im Programm von Eggers & Landwehr, dem Laden, der auf 50 Euro nicht herausgeben kann. Man kann´s ja mal versuchen mit der Legendenbildung, nicht wahr? Noch 50 Jahre, und Illies ist der neue Tucholsky gewesen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Irgendwo in Thüringen

Der Supermarkt hat noch auf. Bis um 20 Uhr, aber das scheint der Bevölkerung egal zu sein. Der Laden ist fast leer, nur an der Kasse unterhält sich eine Kundin mit der Verkäuferin über die Qualität der in Plastik eingeschweissten Würste aus dem Sonderangebot. Sie sagt, da würde schon was blau schimmern, ob es Rabatt gibt. Sie einigen sich auf 20% Nachlass.

Vor dem Supermarkt ist eine grosse Halle mit Bäckerei und Cafe. Hier ist bereits alles zugerammelt. Aus den Boxen dröhnt Verzerrtes von Abba, ein Basslautsprecher ist wahrscheinlich kaputt. Die Lichter sind ausgeschaltet, und nur wenige Schritte vom Eingang des Supermarkts entfernt ist schon ziemlich dunkel. Schemenhaft zeichnen sich weiter hinten helle Holzmöbel und Theken in Türkis und Rosa ab.

Die automatische Tür surrt auf und entlässt mich in die späte Sommerluft. Gegenüber plätschert ein Bach, und dahinter dehnen sich die Ruinen alter Industriegebäude aus. Auf einem Plakatständer wird eine Kultband des alten, toten, wiedererstandenen Ostens angekündigt. Die Bandmitglieder sehen auch heute noch so aus, als wären sie gerade einer 70er-Jahre-Teeniezeitung entkommen. Irgendwer hat in Blau ein Hakenkreuz darübergesprayt.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Real Life 09.09.04 - Dressed to chill

Eigentlich müsste ich die Einkaufstour im typischen Christian-Kracht-Stil beschreiben, selten so belanglos Kleider gekauft wie heute, ungefähr so:

Ich mein, es hätte auch noch schlimmer kommen können. Zumindest die alten Teile von Gaultier, Comme de Garcon und Byblos, die ich nicht mehr trage, die mir aber sehr viel bedeuten, waren im ersten Stock untergebracht. Aber der Wassereinbruch im Keller hat meine Mutter dazu gebracht, viele Herbstsachen wegzuwerfen. Die Alltagskleidung eben. Lezard und so Zeug. Ich werde nackt unter Hyänen sein, in Berlin.

Also fahre ich in die Stadt. Der erste Laden hat sich in den letzten Jahren zu seinem Schlechtesten verändert. Wäre ich Robbie Williams, könnte es passen, aber ich möchte dezenter in den Herbst. Auch der zweite Laden hat wenig, und was er hat, ist von Boss. Ich habe einmal einen Anzug von Boss gekauft, das war in Verona, ich musste am Abend noch auf eine Party in Peschiera und hatte mir meinen Leinenazug mit Saft ruiniert. Das war das einzige Mal, glaube ich. Ein heller Leinenanzug mit braunen Streifen wäre auch da, aber der ist nur was für die Affen der Provinz.

In den dritten Laden gehe ich nicht gern, weil die die Preise in goldenen Zahlen draufschreiben. Dabei sind die Zahlen noch nicht mal so hoch, dass es sein müsste. Aber ich will nicht in Berlin frieren, oder mir Berliner Boutiquen antun, also gehe ich da auch hin. Ich hoffe, dass der Sohn der Besitzer, der auf meiner Schule war, nicht den Laden übernommen hat. Ein Gespräch über die Vergangenheit wäre mir unangenehm. Aber ich habe Glück und kann dort in Ruhe einige Teile kaufen, wie das mittelbraune Jacket mit den Samtflicken an den Ärmeln.



Und dann auch noch 2 Stunden auf einer Wiese gesessen. Allein. Reflektiert, also das einzige getan, was mich noch ein wenig von den anderen hohlen Idioten meiner Baureihe unterscheidet. In deren Augen bin ich ein Betriebsunfall.

... link (8 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 9. September 2004

Weise Ratschläge

"Fahr vorsichtig, bleib auf der rechten Spur nie schneller als 120, und überhole nicht", ist der Standardsatz, mit dem ich hier in der Provinz verabschiedet werde. "Ja", sage ich. Mein Vater war nicht wirklich begeistert, diese Worte in meinem Buch Liquide zitiert zu finden, wo ein erheblich spiessiger Vater in einem wenig geschmackvollen Reihenhaus das einer Tochter auf den Weg in ihr späteres Verderben mitgibt. Sie ist zu schnell. Nicht im Auto, aber im Leben.

Heute morgen nun sind meine Eltern früh zur Hochzeit einer Tochter von Nachbarn gefahren; irgendwo in Nordwestdeutschland. Eine gute Gelegenheit, dieses Zitat an meinem Vater auszuprobieren. "Fahr vorsichtig, bleib auf der rechten Spur nie schneller als 120, und überhole nicht", rief ich über die Treppe hinunter, wo er unter Kronleuchtern seinen Koffer nach draussen trug.

"Spinnst Du, das sind 400 Kilometer, da schlaf ich ja ein, das darf nicht länger als zwei Stunden dauern", rief er zurück, und schlug die Tür zu. Kurz danach heulte der Motor in seinem alten Firmenwagen auf, bei dem sein Partner damals mit der Bemerkung "250 ist lahm" die Tempobegrenzung hatte ausbauen lassen.

... link (13 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 8. September 2004

Die DDP ist pleite

Ich kann um die Firma nicht traurig sein. Praktikantenschleiferei in Berlin Mitte der besonderen Art. Nette Einfälle wie "Machense erst mal 6 Monate Praktikum, dann reden wir über´s Volontariat". Einzige Regelung der Arbeitszeit: Jeder muss selbst wissen, ob er schon gehen will, und ob er dann wieder kommen will.

Leid tut es mir um meine Bekannten dort. Agenturmenschen sind eine ganz besondere Spezies, die passen schlecht in andere Medienbereiche. Berufstrockene Schreibe. Schnell, aber nicht tiefgründig. Zu generelle Generalisten. Passen schlecht in den normalen Medienbetrieb, weil sie faktisch nur online sind.

Ganz böse wird es für die 200 Freien, vor allem in Berlin.

... link (4 Kommentare)   ... comment


7 Fischköpfe

irgendwie sind wir dann doch in diesem Restaurant gelandet, das im Moment halbschick ist und noch Preise nimmt, die bei den Gästen eine soziale Trennung vornimmt. Draussen sagt man uns, wenn wir was essen wollten, müssten wir jetzt rein, drinnen sagt man uns, die Küche sei schon kalt. Es ist aber nicht weiter schlimm, denn es gibt hier fast nur Fisch, deshalb auch der Name, und deshalb auch kein Begehr bei mir.



Um uns herum ist ein Publikum, dessen Fressen erheblich an ausgestopfte Hechte und Barsche erinnern. Extrem kurze Haare, kleine, böse Augen, und unangemessene Posen dafür, dass sie gerade Nahrung zu sich nehmen. Auch hier ist der Ellenbogen im Volleinsatz, die Flughöhe der Mäuler nur wenige Zentimeter über den Tellern. Mittleres Management, meint meine Schwester abfällig.

Wir reden über angenehme Orte und Dinge. Um uns herum wird über Chancen, Profite und Bezüge gegrölt, geschrien und getuschelt. Man ist, was man tut. Die Leute, die das hier wahrscheinlich über Spesen finanzieren, können noch nicht mal jetzt abschalten. Irgendwas in ihren Hirnen lässt sie zurückspringen in die Konferenzräume, an die Flip Charts, an die Telefone, sie perpetuieren ein Dasein, zu dem sie keine Alternative entwickelt haben. Luftholen wäre für sie tödlich.

Ich glaube, dass notorische Fischfresser, in Bayern zumal, von der Kälte der Tiere und ihres Lebensraumes angezogen sind, von der Stille, die sie dann nicht zu füllen bräuchten, und vom Druck, der im Wasser auf ihnen lastet. Haifischflossensuppe ist für sie Kannibalismus; sehr roher sogar: Nebenan löffelt jemand, indem er den gesamten Suppenlöffel in den weit aufgerissenen Mund schiebt.

Wir bitten sofort um die Rechnung.

... link (8 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. September 2004

Real Life 07.09.04 - not_read_me.doc

8059 Zeichen zu einem Thema geschrieben, das ich erst ab gestern um 10 Uhr Nachts recherchieren konnte - die Firma mit den Informationen wollte nichts sagen, also musste ich hintenrum arbeiten. Die wussten, dass es nichts Gutes bedeutet, wenn ich komme. Geholfen hat es nur bedingt, weil der Chef des Ganzen, atypischer New Economy CEO und jetzt Aufsichtsrat, die tödlichen Äusserungen selbst gemacht hat. Ds gibt Zitate, da rettet einen nichts mehr.

Das Problem auf seiner Seite: Er ist zu alt. Er hatte nur noch diese eine Chance. Er ist eigentlich nur noch ein lästiges Fossil, mit zu vielen schlechten Geschichten in der jüngsten Vergangenheit. Seine Mehrheitsgesellschafter, gegen die er lange gekämpft hat, werden ihn absägen. Die Jungen, die er aufgebaut hat, sind längst an ihm vorbei, und jetzt will er den Erfolg mit der Brechstange an einer verminten Tür.

Das will sonst keiner schreiben, damit kennen sich die Leute in seinem Kernmarkt auch nicht aus, aber ich lebe in der dunklen Zone zwischen beiden Welten. Inhaltlich kein Problem. Aber: Geschrieben in der 3. durchgemachten Nacht von 4 Nächten insgesamt. Ich will lieber nicht nochmal lesen müssen, was ich da an schrägen Formulierungen und Gedankenbrüchen heute morgen um 11 ins Nicht-EU-Ausland geschickt habe.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Kunsthandel J.&G. Laue

Es ist schon fast 23 Uhr, als sie dann doch noch anruft, um mit dir essen zu gehen. Wider aller Erwartung ist sie tatsächlich fünf Minuten später bei dir, und sagt, dass sie eigentlich nur noch eine Kleinigkeit will, wie wär´s mit der Pizzeria die Strasse runter? Ihr schlendert die Theresienstrasse hinunter, vorbei an finsteren Toröffnungen, hinter denen die Leichen der Münchner Startups modern, und dann, an zwei mässig hell erleuchteten Fenstern, ist der Anblick doch so überraschend, dass sie innehält und guckt.

mehr bei Restaur.antville.org

... link (1 Kommentar)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 6. September 2004

Real Life 06.09.04 - AlterWohlstand24

Ja, es kommt auch kein Tropfen durch.



Weitaus wichtiger ist aber, dass nicht nur der Griff, sondern auch noch die Spitze des Schirms mit Leder überzogen ist. Man sollte also darauf achten, dass die Spitze nicht nass wird.

Aber wer so einen Regenschirm kauft, muss sich ohnehin nur ganz selten, und eher zufällig, dem Regen aussetzen. Leute wie meine Schwester eben. Und, qua Abstammung, auch ein klein wenig wie ich, fürchte ich.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Will they ever...?

Die meisten meiner jungen Kollegen haben nach dem Studium mehr verbriefte Praxiserfahrung als ich nach jetzt mittlerweile 7 Jahren an den meisten Fronten dieses Jugendvernichtungskriegs, der die Medien geworden sind. Allein, Nahkampferfahrung und rücksichtsloses Marketing sind heute die Qualitäten, die letztlich zählen, und all der Dreck und die Verwüstungen, die ich mit angerichtet habe, sind die Orden, mit denen man befördert wird. Der hat diesen Deal gemacht und jene Geschichte angeleiert, der hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, vor dem haben die und jene Angst, nichts ist so übel, dass ihm nicht noch ein ironischer Spruch einfällt, say it with a smile, klasse, den nehmen wir. Sag uns mal, wo die Front verläuft und wen wir da ins Feuer schicken.

In diesem Sommer war ich mal in einem Seminar, wo die Leute dachten, ich beleidige sie, wenn ich ihnen sage, dass sie da draussen keinen Fuss auf den Boden kriegen werden. Dass die meisten, denen ich das Handwerk beigebracht habe, 2 Jahre nach dem Ende des Studiums immer noch Praktika machen, ist ihnen egal. Sie sehen die Chancen, durchzukommen und Karriere zu machen, und nicht die Wahrscheinlichkeit, sozial abzustürzen oder auf dem Hochzeitsstrich bei den Jahrgangsabschlussfeiern 2 Jahre später zu landen.

Es gibt welche, die viel zu weich sind. Da reichen ein paar Worte, um zu wissen, dass sie es vielleicht im Boom schaffen würden, wenn sich die Front rasend in Richtung Zukunft bewegt, aber nicht im Niedergang, der einem keiner andere Chance lässt, als auszuhalten und zu beten, dass es die Leute daneben erwischt. Diese Leute sind manchmal die wirklich Netten, Guten, die auch mal die Reissleine ziehen können, wenn sie merken, dass sie draufgehen, die hemmungslos weinen können, und sich nicht mit gelben Pillen aus dem Bett holen, aber genau deshalb braucht man sie da draussen nicht, und die Etappe gibt es nicht mehr. Aber manche schaffen es eben doch, trotz aller Verletzlichkeit und Schwächen, und wenn man sie wieder sieht, will man einen Moment doch an die Chancen glauben. Und nicht an die Wahrscheinlichkeit. Und daran, dass irgendwann über diesen Dreck wieder Gras wachsen wird.

2006, frühestens. Immerhin.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Outgunned

Es gibt Leute, die irgendwie alles überleben. Jeden Missgriff, jede Intrige und jede Downsizingrunde. Ihre einzige strategische Fähigkeit ist das Überleben und das Vorschicken von Opfern. S. ist so ein Fall. Nie einen Schritt ohne Protektion, immer vorher schon bei den richtigen Leuten das Überleben abgekaspert. Seit 7 Jahren keine Beförderung, aber auch kein Rausschmiss. Nicht schlecht bei einer derartig schlecht ausgefüllten Führungsposition im Medienbereich.

Nur die 5 Wochen Urlaub am Stück waren ein Fehler. In 5 Wochen kann viel passieren, auch in der Ferienzeit. Gerade in der Ferienzeit haben die HR-Abteilungen an Geschwindigkeit gewonnen. Vielleicht hätte er es überlebt, wenn er vor Ort gewesen wäre. Aber er fühlte sich wohl etwas zu sicher, nach den 7 Jahren.

47 ist kein gutes Alter, um im Medienbereich arbeitslos zu sein. Das wird er erfahren, wenn er wieder da ist. Es sagt aber einiges über die Arbeit in seiner Firma, dass ich es schon weiss und darüber schreibe, während er noch nicht mal im Flieger nach Hause sitzt. ich würde dort nicht arbeiten wollen. Mean companies create mean management.

... link (10 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 5. September 2004

Real Life 05.09.04 - Drehpause

Nebenan, in den Regiestuhlen sitzen drei Assistentinnen und reden laut über den Abend. Sie einigen sich schnell auf das Pacha. Weil wenn sie schon sonntags arbeiten müssen, für diesen Privatsender, wollen sie wenigstens ordentlich feiern. Das heisst, arbeiten tun sie nicht wirklich, weil am Set gepudert und geschminkt wird. Es ist heiss, hier in der Sonne, und drinnen schmerzen die grossen, viel zu hellen Scheinwerfer und bringen den Saft zum Quellen.

Immerhin kommt jetzt der Abschleppwagen und entfernt den 911, der die Dreharbeiten stört, und eine halbe Stunde später erscheint sein Besitzer, ein gelackter Mittvierziger. Die Regieassistentinnen schmeissen sich mächtig ins Zeug, um ihm zu helfen. Hat man ja nicht jeden tag, so einen jungdynamischen C-Promi vom Konkurrenzsender. Bleibt ja alles in der Familie. Nochmal eine halbe Stunde später ist der Wagen wieder da, und sie drängen ihm Bizzcards auf, die er an der nächsten Kreuzung aus dem Fenster werfen wird. Nur die von der hysterischen Rothaarigen, die den Porsche so bewundert hat, wird er wahrscheinlich behalten, wenn er was auf die Schnelle braucht.

Ich zahle meinen Tee und gehe.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 5. September 2004

Real Life 04.09.04 - Rasenmäher für Besserverdiende

Man hätte hier nicht bauen sollen, aber die Gier war stärker als alle Vernunft. Es ist so schön hier, am Auwald mit seinen kleinen Seen, Tennisplätzen, und Grünflächen, die eigentlich den Anwohnern vorbehalten sind. Ein paar Leute aus dem Viertel pachteten sogar einen See, um in Ruhe FKK zu machen. Mit der Staustufe schien alles sicher. Die letzte grosse Überschwemmung war flussabwärts bei den Mietskasernen der 30er Jahre, aber nicht hier.

2001 kam der Fluss. Am Ende fehlten ihm 30 Zentimeter, um das Viertel in einen stinkenden Sumpf zu verwandeln. Der Grundwasserdruck setzte Wiesen auf der sicheren Seite des Dammes unter Wasser. Was an Personal einsetzbar war, wurde hier konzentriert, um das Immobilienvermögen der anständigen Bürger zu sichern. Als meine Schwester floh, war auch die Strasse schon ganz leicht unter Wasser. Wenn der Fluss die läppischen 30 Zentimeter auch noch geschafft hätte, wäre das Viertel ebenso tot gewesen wie die Tennisplätze auf der anderen Seite.

Der Damm, der für uns früher nur ein hochgelegener Radweg war, wurde dann abgerissen und neu, höher und sicherer wieder aufgebaut. Angeblich weist er eine Jahrhundertflut ab. Die Bewohner können ruhig schlafen.



Damit der Damm nicht wie früher so ein verwilderter Schandfleck neben all diesen herrschaftlichen Häusern mit Glasfronten und Erkern ist, hat man ihn gleich so beschaffen, dass er auch maschinell auf Golfrasenhöhe gepflegt werden kann. Immer wieder kommt im Auftrag der Stadt das orange Monster vorbei, und passt die Begrünung der umgebenden Zivilisation an.

Und der Tennisplatz ist auch wieder aufgebaut. Schöner als früher. Mit Extradamm. Auch der FKK-Weiher ist wieder in Betrieb. Die Gefahr ist vorbei, und dank dem orangen Monster ist es schöner als vorher.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Yahoo mit Gmail ficken

Liebe Leser,

danke für die Treue. Ich habe gerade 3 Gmail-Invitations zu vergeben. First serve, first get. Einfach die Mailadresse hier drunter in den Kommentaren posten. Yahoo- und sonstige Freemailer-Accounts sollten dann aufpassen - oft werden Gmail-Invitations als Spam gefiltert.

... link (12 Kommentare)   ... comment