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Dienstag, 3. April 2007
Manche werden vielleicht sagen,
dass es den Don freut, wenn er einen Ex-Bild/T-online.de-Mann mit runtergelassenen Hosen erwischt. Andere werden sagen, der Don hat nur darauf gewartet, SinnerSchrader eins reinzuwürgen. Und wieder andere werden meinen, dass es dem Don um das Vorführen von Web2.0 als moderne Form der Volksverarschung geht.
Ich sage: Es geht um eine Abmahnung, und um das schäbige Verhalten derer, die eigentlich verantwortlich sind. Es geht für alle um die Frage, wo sie wann was und wie schreiben - aber ich würde auf jeden Fall raten, es keinesfalls bei Qype zu tun.
Ich sage: Es geht um eine Abmahnung, und um das schäbige Verhalten derer, die eigentlich verantwortlich sind. Es geht für alle um die Frage, wo sie wann was und wie schreiben - aber ich würde auf jeden Fall raten, es keinesfalls bei Qype zu tun.
donalphons, 22:59h
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Zombie-Edmund
You knew it first:
Der Umstand, dass sich Horst Seehofer im Moment so zurückhält im Kampf um die Nachfolge von Stoiber als Parteivorsitzender - das dürfte einiges zu tun haben mit dem, was man aus München hört. Denn Edmund Stoiber reitet wieder auf einer Welle der Sympathie und es scheint, als könnte er demnächst vom Rücktritt wieder zurücktreten.
Jaja. Was Gift für die damaligen Problemstoibärenfellaufteiler Beckstein und Huber sein wird. Ministerpräsident weiterhin Stoiber, Parteivorsitz, darüber kann man reden. Solange es nicht der Verräter Huber ist.
Der Umstand, dass sich Horst Seehofer im Moment so zurückhält im Kampf um die Nachfolge von Stoiber als Parteivorsitzender - das dürfte einiges zu tun haben mit dem, was man aus München hört. Denn Edmund Stoiber reitet wieder auf einer Welle der Sympathie und es scheint, als könnte er demnächst vom Rücktritt wieder zurücktreten.
Jaja. Was Gift für die damaligen Problemstoibärenfellaufteiler Beckstein und Huber sein wird. Ministerpräsident weiterhin Stoiber, Parteivorsitz, darüber kann man reden. Solange es nicht der Verräter Huber ist.
donalphons, 17:03h
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Real Life 27.03.07 - Tante Gertrud
Vorspiel am Telefon
Hast Du heute tagsüber schon was vor?
Nein, nicht direkt. Wir könnten einen Ausflug machen.
Das, lieber Don, wollte ich dir auch vorschlagen. Wir nehmen deinen Roadster und fahren ins Altmühltal. Abgemacht
Abgemacht.
Und wir jammern auch nicht rum, weil uns mein Paps und meine Mom und Tante Gertrud und ihr Hund voran fahren.
Scchhhh.......
Abgemacht ist abgemacht. Um 12. Sei ein lieber Junge und komm rechtzeitig, und zieh Dir was an, worin du nicht wie ein Zuhälter aus den 20er Jahren aussiehst.
Hör mal, es gibt hier in der Stadt Hunderte von Aufsteigern, die es lieben würden, sich deiner Familie zu präsentieren und sich das braune Gesülz von Tante Gertrud anzuhören, um dann später um deine Hand anzuhalten, wieso ausgerechnet ich?
Dramolett auf dem Berg, nahe Obereichstätt, Director´s Cut
und ich habe verdammt viel geschnitten
Hasso, Hasso komm her, nein, nicht jagen, also und dann hat der doch tatsächlich damals zu meinem Mann gesagt, das müssen sie sich vorstellen, Herr Porcamadonna, sagt der doch, wie war das nochmal, ach so, sagt der doch, äh, Hasso jetzt komm, also, wo war ich, ach so, ja, er werde in die Revision gehen. Obwohl es sonnenklar war. Können sie sich das vorstellen? Die Leute hatten schon damals keinen Respekt mehr vor einem Richter. Da braucht man sich nicht wundern, wenn heute jeder tut, was er will. Früher blieb man zusammen, egal was passierte, heute lassen sie sich scheiden, wie dieser grässliche Mann von Iris, also so ein Halodrie, und der Skandal, nicht wahr, er hätte ihr das Haus lassen sollen und fertig, so hätt sich das gehört, nicht wahr. Hasso, Hasso, wo bleibst du denn, komm her, also...
Irgendwo muss Iris sein, aber offensichtlich ist der gesamte Clan zufrieden, dass sich Tante Gertrud so prima mit dir versteht, obwohl du zweifarbige Budapester trägst - solche hatte ihr Mann nämlich auch mal, damals, als noch nicht jeder Mitglied im Golfclub war. Es ist eine One-Way-Communication, sie sendet, du empfängst, und tief in dir rumort es kräftig. Du könntest viel beitragen, du hast auch eine Meinung, aber die Sonne dämpft das alles, es ist wirklich schön hier ausserhalb von Tante Gertrud, die du mit Mühe davon überzeugen konntest, dass es im Roadster wirklich viel zu zugig ist und ausserdem sonst Hasso komische Dinge im nagelneuen CLS von Iris Papa anstellen würde.
Oh, schaugns, Herr Porcamadonna, da oben, das Kreuz, wir sind angekommen, ist es nicht schön?

Ah, was steht da drauf, Hasso, bleib da, Hasso, hier oben gibt es keine Kaninchen, m Kreuz ist heil, das stimmt, das hat mein Mann auch immer gesagt, und wenn man die gelegenheit hat, dann soll man auch beten, Hasso, HASSO!
Über die freie Fläche rast ein Karnickel die Juranhöhe hinauf, dahinter Hasso, der als alt gewordene Sofatöle keine Chance hat, es aber dennoch versucht, und das ist der einzige Grund, warum dir die Peinlichkeit erspart blieb, keinen zwangsweise kreuzgustelnden Clan inmitten der an sich wirklich schönen Natur ansehen zu müssen, an den sich anzupassen das Gesetz selbst verständlich verbietet.
Nachspiel heute am Telefon
Übrigens hat Tante Gertrud dann noch gemeint, dass dein Auto viel zu gefährlich ist, und meine Eltern sollen mich nicht mehr mitfahren lassen, und ausserdem hat sie es im Gefühl, dass du trotz deiner Manieren nicht der ideale Gatte für mich wärest.
Was machst Du die Woche?
Nichts. Wieso?
Hast Du die Woche mal Lust auf München? Ich habe eine Einladung für den Abend.
Super! Und wo geht es hin?
Lass dich überraschen.
Beiseite: Es ist verteufelt schwer, angemessene Begleitung für ein Sederessen zu finden, mit der einen nicht sofort jeder verkuppeln will.
Was?
Nichts. Zieh Dir was Nettes an.
Hast Du heute tagsüber schon was vor?
Nein, nicht direkt. Wir könnten einen Ausflug machen.
Das, lieber Don, wollte ich dir auch vorschlagen. Wir nehmen deinen Roadster und fahren ins Altmühltal. Abgemacht
Abgemacht.
Und wir jammern auch nicht rum, weil uns mein Paps und meine Mom und Tante Gertrud und ihr Hund voran fahren.
Scchhhh.......
Abgemacht ist abgemacht. Um 12. Sei ein lieber Junge und komm rechtzeitig, und zieh Dir was an, worin du nicht wie ein Zuhälter aus den 20er Jahren aussiehst.
Hör mal, es gibt hier in der Stadt Hunderte von Aufsteigern, die es lieben würden, sich deiner Familie zu präsentieren und sich das braune Gesülz von Tante Gertrud anzuhören, um dann später um deine Hand anzuhalten, wieso ausgerechnet ich?
Dramolett auf dem Berg, nahe Obereichstätt, Director´s Cut
und ich habe verdammt viel geschnitten
Hasso, Hasso komm her, nein, nicht jagen, also und dann hat der doch tatsächlich damals zu meinem Mann gesagt, das müssen sie sich vorstellen, Herr Porcamadonna, sagt der doch, wie war das nochmal, ach so, sagt der doch, äh, Hasso jetzt komm, also, wo war ich, ach so, ja, er werde in die Revision gehen. Obwohl es sonnenklar war. Können sie sich das vorstellen? Die Leute hatten schon damals keinen Respekt mehr vor einem Richter. Da braucht man sich nicht wundern, wenn heute jeder tut, was er will. Früher blieb man zusammen, egal was passierte, heute lassen sie sich scheiden, wie dieser grässliche Mann von Iris, also so ein Halodrie, und der Skandal, nicht wahr, er hätte ihr das Haus lassen sollen und fertig, so hätt sich das gehört, nicht wahr. Hasso, Hasso, wo bleibst du denn, komm her, also...
Irgendwo muss Iris sein, aber offensichtlich ist der gesamte Clan zufrieden, dass sich Tante Gertrud so prima mit dir versteht, obwohl du zweifarbige Budapester trägst - solche hatte ihr Mann nämlich auch mal, damals, als noch nicht jeder Mitglied im Golfclub war. Es ist eine One-Way-Communication, sie sendet, du empfängst, und tief in dir rumort es kräftig. Du könntest viel beitragen, du hast auch eine Meinung, aber die Sonne dämpft das alles, es ist wirklich schön hier ausserhalb von Tante Gertrud, die du mit Mühe davon überzeugen konntest, dass es im Roadster wirklich viel zu zugig ist und ausserdem sonst Hasso komische Dinge im nagelneuen CLS von Iris Papa anstellen würde.
Oh, schaugns, Herr Porcamadonna, da oben, das Kreuz, wir sind angekommen, ist es nicht schön?

Ah, was steht da drauf, Hasso, bleib da, Hasso, hier oben gibt es keine Kaninchen, m Kreuz ist heil, das stimmt, das hat mein Mann auch immer gesagt, und wenn man die gelegenheit hat, dann soll man auch beten, Hasso, HASSO!
Über die freie Fläche rast ein Karnickel die Juranhöhe hinauf, dahinter Hasso, der als alt gewordene Sofatöle keine Chance hat, es aber dennoch versucht, und das ist der einzige Grund, warum dir die Peinlichkeit erspart blieb, keinen zwangsweise kreuzgustelnden Clan inmitten der an sich wirklich schönen Natur ansehen zu müssen, an den sich anzupassen das Gesetz selbst verständlich verbietet.
Nachspiel heute am Telefon
Übrigens hat Tante Gertrud dann noch gemeint, dass dein Auto viel zu gefährlich ist, und meine Eltern sollen mich nicht mehr mitfahren lassen, und ausserdem hat sie es im Gefühl, dass du trotz deiner Manieren nicht der ideale Gatte für mich wärest.
Was machst Du die Woche?
Nichts. Wieso?
Hast Du die Woche mal Lust auf München? Ich habe eine Einladung für den Abend.
Super! Und wo geht es hin?
Lass dich überraschen.
Beiseite: Es ist verteufelt schwer, angemessene Begleitung für ein Sederessen zu finden, mit der einen nicht sofort jeder verkuppeln will.
Was?
Nichts. Zieh Dir was Nettes an.
donalphons, 12:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 2. April 2007
Oberes Niederbayern
sowie Ösis, PRler, Schwaben und andere Vorbalkanier aus Sicht des Donautales gibt es im Interview mit Meister Burnster.
donalphons, 21:51h
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Hinter Gittern
oder auch die freudlose Gasse: Die Hässlichkeit der Funktionsarchitektur, die Symbolik der Schiessscharten hat vielleicht auch so seinen Anteil daran, dass aus den Elitessen der hiesigen Studentenwohnheime später mal knallharte, leistungsorientierte und durchsetzungsfreudige Junior-Sachbearbeiterinnen werden.

Wir wurden auch gefragt, ob wir investieren wollen. Nein, wollen wir nicht. Ich denke, dass es ein Fehler ist, für Elitessen Löcher mit 20 m² für 275 Euro im Monat anzubieten. Wer hier studiert, kommt mit grösster Wahrscheinlichkeit aus einer Familie, die ihre Kinder nicht zwangsweise in derartige kleine Wohnungen stecken muss. Wer hier studiert, hat in der Regel kein Problem, 100 Euro im Monat mehr zu bezahlen. Erfahrungsgemäss gedeihen Elitessen auch besser, wenn sie etwas mehr Freilauf im Käfig haben. Es lohnt sich also, grösser zu denken. Denn Papa ist auch einer, der grösser denkt. Sonst wäre die Elitesse nicht hier gelandet, wo sie auch nur ist, weil sie in St. Galle und anderen Einrichtungen nicht genommen wurde.
Andererseits: So ein Loch bringt die Leute sicher dazu, schnell zu studieren. Und das ganze ist direkt neben der Fress- und Saufstrasse der Altstadt, vom Junkfood bis zum elterntauglichen Wirtshaus ist alles dabei, und gegenüber war sogar mal ein illegales Bordell - übrigens von einem Studenten betrieben.
Hm.

Wir wurden auch gefragt, ob wir investieren wollen. Nein, wollen wir nicht. Ich denke, dass es ein Fehler ist, für Elitessen Löcher mit 20 m² für 275 Euro im Monat anzubieten. Wer hier studiert, kommt mit grösster Wahrscheinlichkeit aus einer Familie, die ihre Kinder nicht zwangsweise in derartige kleine Wohnungen stecken muss. Wer hier studiert, hat in der Regel kein Problem, 100 Euro im Monat mehr zu bezahlen. Erfahrungsgemäss gedeihen Elitessen auch besser, wenn sie etwas mehr Freilauf im Käfig haben. Es lohnt sich also, grösser zu denken. Denn Papa ist auch einer, der grösser denkt. Sonst wäre die Elitesse nicht hier gelandet, wo sie auch nur ist, weil sie in St. Galle und anderen Einrichtungen nicht genommen wurde.
Andererseits: So ein Loch bringt die Leute sicher dazu, schnell zu studieren. Und das ganze ist direkt neben der Fress- und Saufstrasse der Altstadt, vom Junkfood bis zum elterntauglichen Wirtshaus ist alles dabei, und gegenüber war sogar mal ein illegales Bordell - übrigens von einem Studenten betrieben.
Hm.
donalphons, 13:06h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 1. April 2007
Halcyon Days
Müsste ich meine Feindbilder beschreiben, derer ich doch einige habe, käme relativ weit oben Folgendes: Ein PR-ostituierter einer Firma wie beispielsweise SinnerSchrader in der offenen blauen Kretinblechdachkutsche des Opel Tigra Twin Top mit Weicheiwindschott und 40 Sachen die Kurven der Brenner Staatsstrasse runter kriechend, neben sich eine anämische Hungerblondine namens Anja oder Tanja, die alles mit dem Kamerahandy aufnimmt, und beide tragen Baseballkappen amerikanischer Hochschulen und dazu Sonnenbrillen von Oakley und Versace - und ich komme von hinten mit lässigen 160 entspannten 110 erlaubten 80 daher und muss wegen diesem verfluchten Gimpel meine kurvengierige Barchetta abbremsen. Das sind die Momente, in denen ich Dinge sage, die ich noch nicht mal bloggen würde. Ich bin der zivilisierteste Autofahrer der Welt und ein Kavalier am Steuer, ich bremse für alles und trage Kröten über die Strasse - aber auch für mich gibt es Grenzen.
Weil ich diese Feindbilder habe, suche ich wie jeder Mensch natürlich Distinktionsmerkmale. Und zu diesem Zweck habe ich eine lange Liste von Gegenständen, die mir helfen sollen, eine derartige Existenz zu vermeiden. Manches hat sich gefunden, anderes hingegen lässt sich äusserst schwer beschaffen. Ich bin einer derer, dem ein Gegenstand weniger bedeutet als seine Geschichte, und deshalb will ich keinesfalls bei Ebay irgendwelche fabrikneuen taiwanesischen Kopien bestellen, sondern das, was Alter und Erwerb zum Unikat werden lässt. Heute morgen, nach dem Aufstehen, dachte ich über die bevorstehenden Reisen nach, und dabei ging ich die Liste der Desiderate durch, die mir nun schon seit über einem Jahr fehlen. Da wäre eine Fliegerbrille von Halcyon. Eine englische Halcyon Mark IX, deren Ruf ironischerweise aus einer äusserst unruhigen Zeit stammt - beliebt war diese Brille mit ihrem Messinggestell und der handgenähten Ledermaske während des Battle of Britain. Ausserdem waren alle alten Lederhauben, die ich bislang fand, definitiv zu klein für meiner 59er-Schädel. Und dann bräuchte ich schon seit längerem eine funktionierende Kamera im Stil der originalen kleinen Leica. Nachdem meine russische FED leider Filme frisst, wie ein PR-olet das Fingerfood. Eine lange Liste. Besonders, wenn der einzige Flohmarkt am ersten Sonntag im Monat bekanntermassen erbärmlich ist.

Und dann ging es ganz schnell. Nach 10 Minuten hatte ich einem älteren Herren, der nun schon seit 30 Jahren nicht mehr Cabrio fährt, die Halcyon Mark IX abgekauft. Zwei Stände weiter lag in einer Kiste "vom Opa" die gesuchte Lederhaube in der passenden Grösse - bis auf den Kinnriemen, aber den macht man ohnehin nicht zu. Und dann war da noch der junge Einwanderer, der neben einem Haufen alter Minoltas, Nikons und Praktikas auch von daheim eine - nach der Seriennummer - praktisch neuwertige Eport-Zorki 1C aus der Zeit um 1952 mit Industar 22 Objektiv hatte. Zorkis und FEDs und die darauf basierenden Leica-Fälschungen sind übrigens auch ein schreiend komisches Kapitel der Globalisierung, aber dazu wann anders.
Jetzt habe ich für den Preis dessen, was ich einem Hamburger PRlers für zwei Wochen Arbeit im Steinbruch zu zahlen bereit wäre, eigentlich alles beisammen, um zu starten, goldenen Tage, die halcyon days des Frühlings.
Weil ich diese Feindbilder habe, suche ich wie jeder Mensch natürlich Distinktionsmerkmale. Und zu diesem Zweck habe ich eine lange Liste von Gegenständen, die mir helfen sollen, eine derartige Existenz zu vermeiden. Manches hat sich gefunden, anderes hingegen lässt sich äusserst schwer beschaffen. Ich bin einer derer, dem ein Gegenstand weniger bedeutet als seine Geschichte, und deshalb will ich keinesfalls bei Ebay irgendwelche fabrikneuen taiwanesischen Kopien bestellen, sondern das, was Alter und Erwerb zum Unikat werden lässt. Heute morgen, nach dem Aufstehen, dachte ich über die bevorstehenden Reisen nach, und dabei ging ich die Liste der Desiderate durch, die mir nun schon seit über einem Jahr fehlen. Da wäre eine Fliegerbrille von Halcyon. Eine englische Halcyon Mark IX, deren Ruf ironischerweise aus einer äusserst unruhigen Zeit stammt - beliebt war diese Brille mit ihrem Messinggestell und der handgenähten Ledermaske während des Battle of Britain. Ausserdem waren alle alten Lederhauben, die ich bislang fand, definitiv zu klein für meiner 59er-Schädel. Und dann bräuchte ich schon seit längerem eine funktionierende Kamera im Stil der originalen kleinen Leica. Nachdem meine russische FED leider Filme frisst, wie ein PR-olet das Fingerfood. Eine lange Liste. Besonders, wenn der einzige Flohmarkt am ersten Sonntag im Monat bekanntermassen erbärmlich ist.

Und dann ging es ganz schnell. Nach 10 Minuten hatte ich einem älteren Herren, der nun schon seit 30 Jahren nicht mehr Cabrio fährt, die Halcyon Mark IX abgekauft. Zwei Stände weiter lag in einer Kiste "vom Opa" die gesuchte Lederhaube in der passenden Grösse - bis auf den Kinnriemen, aber den macht man ohnehin nicht zu. Und dann war da noch der junge Einwanderer, der neben einem Haufen alter Minoltas, Nikons und Praktikas auch von daheim eine - nach der Seriennummer - praktisch neuwertige Eport-Zorki 1C aus der Zeit um 1952 mit Industar 22 Objektiv hatte. Zorkis und FEDs und die darauf basierenden Leica-Fälschungen sind übrigens auch ein schreiend komisches Kapitel der Globalisierung, aber dazu wann anders.
Jetzt habe ich für den Preis dessen, was ich einem Hamburger PRlers für zwei Wochen Arbeit im Steinbruch zu zahlen bereit wäre, eigentlich alles beisammen, um zu starten, goldenen Tage, die halcyon days des Frühlings.
donalphons, 23:41h
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Topffindende Deckel
Früher war alles einfach. Damals, während des Studiums. Da konnte man munter Vorlesungen und Seminararbeiten schieben, um schnell mal hierhin zu brausen und dort zu verweilen. Mit Ausnahme der turbulenten Jahre 1999-2002 ist es auch danach bei den Möglichkeiten geblieben - allein, es fehlt an der Möglichkeit, diese Zeiten in Einklang zu bringen. Kann der eine, fehlt es dem anderen an Urlaub, hier kommt etwas dazwischen und dort stehen dringende Arbeiten an, die sich plötzlich so ergaben. Sollte es dann zeitlich doch passen, geben die Wünsche dem Urlaub dem Rest - so sucht das famose Stilhäschen partout einen Freund von Schnee und Obstler, um den Fängen der Antons aus Tirol und der Gerards aus Chamonix zu entgehen, aber keinen wie mich, der mit ihm durch Oberitalien brausen wollte - mag sich vielleicht spontan ein Leser ihrer Suche nach einem geeigneten Pistenhupfer annehmen?

So also dreht sich die Weltkugel, auf der wir kleiner Fliegendreck kleben, während uns da oben das himmlische Geschick verlacht. Die schönsten Reisen werden stets die sein, die wir verpasst haben, das beste Essen war nie auf unserem Tisch, und das satteste Röhren des Motors in den Bergschluchten haben wir erst dann vernommen, als wir daheim davon träumten. Es ist ein Fluch, es nicht zu tun, und deshalb tut man es dennoch. Denn freundlicherweise hat sich eine Begleiting gefunden, die parallel zum abgesagten Kongress nun bereit ist, alle Freuden Frankens und Bayerns auszukosten, bevor es dann endgültig nach Italien geht. Diesem April also trotzen wir seine allerbesten Seiten ab, diesen April nehmen wir mit und lachen derer, die statt dessen in dumpfigen Räumen versauern, und spenden Tröstung allein denen, die sich zumindest am matten Abglanz der Reiselust im Reiselogbuch erfreuen wollen. Keine Kurve, die nicht gefahren, keine Autobahn, die nicht vermieden wird, was sollen wir Zahnschmerz und Erkältung fürchten, ist die heisse Zitrone doch unser täglichen Begleiter, und den Kiefern wird noch lange warm sein von den Köstlichkeiten, die dieses Land herzugeben nicht umhin kann.

So also dreht sich die Weltkugel, auf der wir kleiner Fliegendreck kleben, während uns da oben das himmlische Geschick verlacht. Die schönsten Reisen werden stets die sein, die wir verpasst haben, das beste Essen war nie auf unserem Tisch, und das satteste Röhren des Motors in den Bergschluchten haben wir erst dann vernommen, als wir daheim davon träumten. Es ist ein Fluch, es nicht zu tun, und deshalb tut man es dennoch. Denn freundlicherweise hat sich eine Begleiting gefunden, die parallel zum abgesagten Kongress nun bereit ist, alle Freuden Frankens und Bayerns auszukosten, bevor es dann endgültig nach Italien geht. Diesem April also trotzen wir seine allerbesten Seiten ab, diesen April nehmen wir mit und lachen derer, die statt dessen in dumpfigen Räumen versauern, und spenden Tröstung allein denen, die sich zumindest am matten Abglanz der Reiselust im Reiselogbuch erfreuen wollen. Keine Kurve, die nicht gefahren, keine Autobahn, die nicht vermieden wird, was sollen wir Zahnschmerz und Erkältung fürchten, ist die heisse Zitrone doch unser täglichen Begleiter, und den Kiefern wird noch lange warm sein von den Köstlichkeiten, die dieses Land herzugeben nicht umhin kann.
donalphons, 12:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 1. April 2007
Das mit der Medienkonvergenz
über wir bitte nochmal: Wenn man im Kommentar schon für Ruhesitzimmobilien am Gardasee spammt, sollte man als eigene URL etwas anderes als ausgerechnet eine Seite für Handylogos hinterlassen. Die Zielgruppen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Jetzt wüsste ich nur noch gern, woher die eigentlich wissen, dass ich auf der Suche nach einer wassernahen Immobilie bin.
Jetzt wüsste ich nur noch gern, woher die eigentlich wissen, dass ich auf der Suche nach einer wassernahen Immobilie bin.
donalphons, 00:24h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. März 2007
Kulinarisches Bayern
Der Küchenchef empfiehlt von der Tagekarte:

Altmühltaler Schweinerollbraten aus der Mikrowelle mit weisser Rahmsosse.

Altmühltaler Schweinerollbraten aus der Mikrowelle mit weisser Rahmsosse.
donalphons, 22:03h
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Kleintierhaltung
Es steht völlig ausser Frage, dass der Stadtpalast uns gehört. Seit 150 Jahren wohnen wir nun hier. In dieser Zeit haben wir Stockwerke ausgebaut und Fassaden renoviert, Kriegsschäden beseitigt und eine Dachterasse gebaut. Ausser den Nazis stellte niemand in Frage, dass es unser Stadtpalast ist. Es gibt zwar periodische Versuche der Vorvorbesitzer, das Gespräch auf einen möglichen Verkauf zu bringen, aber da beissen sie auf Granit.
Anders, zumindest teilweise anders, sehen das die Tauben. Ich habe nichts gegen sie, auch wenn manche sie als "Luftratten" bezeichnen. Wenn sie fliegen wollen - was soll´s. Das Problem ist ein anderes, und zwar, wenn sie nicht fliegen, sondern meinen, das oberste Speichergeschoss würde ihnen gehören. Manchmal muss man Luft reinlassen, man macht ein Fensterchen auf - und nach kürzester Zeit verstehen es die Tauben als Einladung, von ihrem Dachgeschoss Besitz zu ergreifen. Nicht weiter schlimm, man verscheucht sie eben. Genauso, wenn sie über die Tür der Dachterasse eindringen.
Seit ein paar Wochen hat das allerdings eine neue Qualität. Vorne am Giebel ist eine Luke, die durch ein vorgehängtes Fenster verschlossen ist. Vorgehängt bedeutet, dass da eine schwere, gerahmte Glasscheibe an einem Strick vor der Luke hängt. Das lässt Luft rein und hält Viecher draussen. Doch nachdem es seit Dekaden - oder Jahrhunderten geklappt hat - sind die Tauben auf einen Dreh gekommen, sich an der Scheibe vorbei zu quetschen. Das äussert sich dann darin, dass man eine Woche nicht mehr oben war und beim Hochgehen von einem munteren Getrappel begrüsst wird. Diese Szene aus Filmen, wenn jemand in den mysteriösen Speicher geht und dann ein paar Täubchen irgendwo flattern: In Wirklichkeitfetzen einem die eine Hälfte der Viecher um die Ohren, während die andere Häfte in verborgene Ecken fläüchtet, wo man sie nicht findet, und alles ist voller Taubenscheisse.
So auch heute. Die meisten bequemten sich nach viel Geschrei und Geklapper irgendwann über die Dachluke nach draussen, nur eine Taube versteckte sich ganz tief hinten drin im Verschlag. da hlft nur warten, denn irgendwann kommen sie raus. Also setzte ich mich in die Gästewohnung an den Rechner und wartete auf das charakteristische Getrappel. Das nach kurzer Zeit auch kam. Es trappelte, es trappelte weiter, es klang sehr nah, und als ich mich umdrehte, stand die Taube neben mir und schaute hoch, was ich da so trieb. Ich öffnete das Fenster, sie liess sich dazu herab, durch das selbige zu verschwinden - und dabei eine Karaffe und zwei Kerzenhalter umzuwerfen.
Das, ihr Tauben, kann eine Katze auch. Und eine Katze könnte auch dafür sorgen, dass euch der Speicher zum Verhängnis und ihr zur Vorratskammer wird. Eine Katze schnurrt, statt zu gurren, und sie ist stubenrein. Solltet ihr also partout weiterhin in Zweifel ziehen, dass das haus mitsamt Speicher das meines Clans ist, kann es sein, dass ich die Familie um eine Drittkatze erweitere. Ich denke, ihr versteht.
Anders, zumindest teilweise anders, sehen das die Tauben. Ich habe nichts gegen sie, auch wenn manche sie als "Luftratten" bezeichnen. Wenn sie fliegen wollen - was soll´s. Das Problem ist ein anderes, und zwar, wenn sie nicht fliegen, sondern meinen, das oberste Speichergeschoss würde ihnen gehören. Manchmal muss man Luft reinlassen, man macht ein Fensterchen auf - und nach kürzester Zeit verstehen es die Tauben als Einladung, von ihrem Dachgeschoss Besitz zu ergreifen. Nicht weiter schlimm, man verscheucht sie eben. Genauso, wenn sie über die Tür der Dachterasse eindringen.
Seit ein paar Wochen hat das allerdings eine neue Qualität. Vorne am Giebel ist eine Luke, die durch ein vorgehängtes Fenster verschlossen ist. Vorgehängt bedeutet, dass da eine schwere, gerahmte Glasscheibe an einem Strick vor der Luke hängt. Das lässt Luft rein und hält Viecher draussen. Doch nachdem es seit Dekaden - oder Jahrhunderten geklappt hat - sind die Tauben auf einen Dreh gekommen, sich an der Scheibe vorbei zu quetschen. Das äussert sich dann darin, dass man eine Woche nicht mehr oben war und beim Hochgehen von einem munteren Getrappel begrüsst wird. Diese Szene aus Filmen, wenn jemand in den mysteriösen Speicher geht und dann ein paar Täubchen irgendwo flattern: In Wirklichkeitfetzen einem die eine Hälfte der Viecher um die Ohren, während die andere Häfte in verborgene Ecken fläüchtet, wo man sie nicht findet, und alles ist voller Taubenscheisse.
So auch heute. Die meisten bequemten sich nach viel Geschrei und Geklapper irgendwann über die Dachluke nach draussen, nur eine Taube versteckte sich ganz tief hinten drin im Verschlag. da hlft nur warten, denn irgendwann kommen sie raus. Also setzte ich mich in die Gästewohnung an den Rechner und wartete auf das charakteristische Getrappel. Das nach kurzer Zeit auch kam. Es trappelte, es trappelte weiter, es klang sehr nah, und als ich mich umdrehte, stand die Taube neben mir und schaute hoch, was ich da so trieb. Ich öffnete das Fenster, sie liess sich dazu herab, durch das selbige zu verschwinden - und dabei eine Karaffe und zwei Kerzenhalter umzuwerfen.
Das, ihr Tauben, kann eine Katze auch. Und eine Katze könnte auch dafür sorgen, dass euch der Speicher zum Verhängnis und ihr zur Vorratskammer wird. Eine Katze schnurrt, statt zu gurren, und sie ist stubenrein. Solltet ihr also partout weiterhin in Zweifel ziehen, dass das haus mitsamt Speicher das meines Clans ist, kann es sein, dass ich die Familie um eine Drittkatze erweitere. Ich denke, ihr versteht.
donalphons, 18:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 29. März 2007
Über Sprache
Es war im ersten Moment sicher ein innerer Reichsparteit eine tiefe innerliche Befriedigung für manche Business-Blogger, die die Blogs gern sanfter, professioneller und vor allem netter haben wollen: Mit einem emotionalen Posting veröffentlichte ihre amerikanische Kollegin Kathy Sierra, dass es eine Morddrohung und sexistische Beleidigungengegen sie gegeben hatte. Das ist leider für bekanntere Blogger nichts allzu Besonderes; während der grossen Debatte um StudiVZ oder um rechtsgerichtete Blogger bekommt man schon mal anonyme Post, die man mit den Augen des Rechtsawaltes zur Anzeige hätte bringen können. Kann man áuch posten, muss man aber nicht. Sierra hätte sich dennoch einen Gefallen getan, wenn sie in der Sache nicht gleich noch in einem gewissen Chris Locke den vermeintlich Schuldigen ausgemacht hätte, einen alten Gegner und Betreiber eines deutlich formulierenden Blogs, mit dem sie schon etwas länger Probleme hat. Was dann folgte, war - hoffentlich - eine Mischung aus "nur" Missverständnissen und Vorverurteilungen durch Sierras Anhänger, was schliesslich zu einer etwas genervten Klarstellung durch Locke führte: Er hat das, was man ihm bisweilen unterstellte, nicht getan, jemand hat auf seinem Blog diese Dinge kommentiert, er hat sie gelöscht - was auch Sierra inzwischen einräumt. Reichlich spät. Und so richtig gut sehen beide Parteien nicht aus.
Jetzt könnte man sagen: OK, es gibt immer anonyme Deppen, die in den Kommentaren ausser Kontrolle geraten. Im Fall eines Neocons wurde ich (ziemlich prozionistischer, aber nicht extremer Jude mit einem klaren Ja zum Selbstverteidigungsrecht Israels) von einem anonymen Kommentator als Antisemit bezeichnet. Umgekehrt tut man gut daran, in den eigenen Kommentaren auch ab und zu die Schere anzusetzen - namentlich bei Leuten, die eine falsche Email angeben und als Neulinge an einem Brandherd aufkreuzen. Ansonsten und solange mir keiner mit Löschwunsch in mein Wohnzimmer kotzt, sind die Leute erwachsen und müssen selbst wissen, was sie tun und sagen. Das ist Meinungsfreiheit, und die darf man durchaus weit auslegen. Umgekehrt - und abgesehen von dem obigen Fall - werde ich auch nicht bei anderen vorstellig, wenn mal wieder einer mit einem Kommentar eine alte Rechnung zu begleichen versucht. Ist halt so. Mei.
Was meines Erachtens aber absolut nicht ist, ist das, was momentan von einigen PR-Bloggern in den USA und Deutschland versucht wird: Einseitige Parteinahme für Sierra ohne Berücksichtigung oder auch nur Erwähnung der anderen Seite mit dem Ziel, sich als Instanz der politischen Korrektheit aufzuspielen. Da gibt es einige, herausgreifen möchte ich aber die Jungs von der PR-Agentur Edelman, etwa Steve Rubel, der mal wieder einen konstruktiven Dialog mit Leuten wie ihm fordert - was Edeman-Standard nach ihren Pleiten mit Fakeblogs für Wal Mart und anderen, durch Blogger aufgedeckte Versuche der Einflussnahme ist. In eine ähnliche Kerbe haut PR-Mitarbeiter Wolfgang Luenenbuerger-Reidenbach mit deutlichen Referenzen an meine Person.
Wenn wir heute in den Blogs in der Lage sind, Dinge deutlich und explizit anzusprechen, wenn wir nicht kuschen müssen und es keine Instanz gibt, die uns in unserer Ausdrucksfähigkeit begrenzt - nun, dann haben wir es Leuten zu verdanken, die dafür verfolgt wurden, wenn sie ficken sagten oder schrieben. Nicht umsonst war der Kampf um die Aufklärung auch ein Kampf um das Recht, über Sex und alle seine Formen reden zu dürfen. Während es die französische Regentin Margarethe von Navarra schon in Schwierigkeiten brachte, sich über die Sexgewohnheiten von Priestern zu äussern, gingen de Sade und Mirabeau dafür ins Gefängnis. Und Henry Miller musste noch im Amerika des letzten Jahrhunderts für einen Roman kämpfen, der weitaus härter als das ist, was in den amerikanischen Nipplegates wieder zum Skandal hochstilisiert wird. Hier darf man das - noch. Auch in Zeiten, wo sich ein paar Spiesser wegen ein paar Photos einer Landrätin aufregen - na und?
Denn es gab auch ausgesprochen höfliche Umschreibungen und gediegene Konversation, die nie auf den Punkt kam. Da hat PR beste Beispiele dafür geliefert. Schergen in Spanien hiessen heilige Hernandad, Anstand hiess sexuelle Unterdrückung vom viktorianischen England über das Bayern der 50er Jahre bishin zu den Irren in Teheran, Staatsterror war Staatssicherheit, und wer es nicht glaubt, lege einfach mal de Sades Philosophie im Bodoir neben Stalins Linguistikbriefe. Mir sind Leute, die die Nase rümpfen, allemal lieber als Leute, die sich das nicht mehr tun.weil jemand bestimmt, dass es keinen Anlass dazu gibt. Es gibt ein Recht, Missstände mit drastischen Worten zu umschreiben. Es gibt auch ein Recht, darauf direkt zu reagieren. Diskurse, so hart sie auch sein mögen, so persönlich das auch werden mag, sind nicht per se schlecht. Es gibt manchmal Debatten, die geführt werden müssen. Dass es im Netz härter zugeht als imFäule Feuilleton der Zeit, muss absolut kein Nachteil sein.
Schlecht ist nur der Versuch, das zu verhindern mit dem Ziel, etwas zu vertuschen oder schönzulügen. Wie das geht, hat der New Yorker am Beispiel Edelman und ihres Kunden Wal Mart sehr schön herausgearbeitet. Edelman kassiert 10 Millionen Dollar im Jahr, um Journalisten zu bezirzen und Kritiker im Netz zum Schweigen zu bringen. Ein Wal Mart-Techniker hat das Telefon eines kritischen Journalsiten abgehört, und die Firma hat eine Einsatztruppe mit Privatflugzeug, die innerhalb kürzester Zeit mit Gewerkschaftsbestrebungen in den USA Schluss macht. Es gibt eine Menge sprachliche Wendungen, mit denen man das beschönigen kann, und auch manche, die sich der gewünschten Sprache anpassen - aber ich will verflucht sein, wenn ich zulasse, dass Leute, die für diese Firma arbeiten, irgendein verficktes Recht haben mir zu sagen, wie ich und in welcher Sprache ich über sie und ihresgleichen berichte.
Famos zum gleichen Thema auch die bei gewissen Edelman-Neocons verhasste und verfolgte Amanda Chapel.
Jetzt könnte man sagen: OK, es gibt immer anonyme Deppen, die in den Kommentaren ausser Kontrolle geraten. Im Fall eines Neocons wurde ich (ziemlich prozionistischer, aber nicht extremer Jude mit einem klaren Ja zum Selbstverteidigungsrecht Israels) von einem anonymen Kommentator als Antisemit bezeichnet. Umgekehrt tut man gut daran, in den eigenen Kommentaren auch ab und zu die Schere anzusetzen - namentlich bei Leuten, die eine falsche Email angeben und als Neulinge an einem Brandherd aufkreuzen. Ansonsten und solange mir keiner mit Löschwunsch in mein Wohnzimmer kotzt, sind die Leute erwachsen und müssen selbst wissen, was sie tun und sagen. Das ist Meinungsfreiheit, und die darf man durchaus weit auslegen. Umgekehrt - und abgesehen von dem obigen Fall - werde ich auch nicht bei anderen vorstellig, wenn mal wieder einer mit einem Kommentar eine alte Rechnung zu begleichen versucht. Ist halt so. Mei.
Was meines Erachtens aber absolut nicht ist, ist das, was momentan von einigen PR-Bloggern in den USA und Deutschland versucht wird: Einseitige Parteinahme für Sierra ohne Berücksichtigung oder auch nur Erwähnung der anderen Seite mit dem Ziel, sich als Instanz der politischen Korrektheit aufzuspielen. Da gibt es einige, herausgreifen möchte ich aber die Jungs von der PR-Agentur Edelman, etwa Steve Rubel, der mal wieder einen konstruktiven Dialog mit Leuten wie ihm fordert - was Edeman-Standard nach ihren Pleiten mit Fakeblogs für Wal Mart und anderen, durch Blogger aufgedeckte Versuche der Einflussnahme ist. In eine ähnliche Kerbe haut PR-Mitarbeiter Wolfgang Luenenbuerger-Reidenbach mit deutlichen Referenzen an meine Person.
Es ist nicht einfach nur leichtfertig, es ist absolut verachtenswürdig, wie hier mit Frauen und überhaupt mit Menchen umgegangen wird. Erinnert mich sehr an das trollige Verhalten, das auch hier in manchen Ecken Klein-Bloggersdorfs um sich griff in den letzten Jahren, wenn jemand am Fluss saß und auf die Leichen wartete oder dauernd von Johurnaille oder Linkhuren sprach. Oder davon, dass jede meiner Kolleginnen ein williges Opfer männlicher Allmachtsfantasien sei (oder wie soll ich das bekloppte misogyne Ichf*ckeuchalle der marktfreien Groupies von Exrebellen interpretieren?).Dazu könnte man anmerken, dass man in diesem Fall durchaus von Trittbrettfahrer reden kann, wenn eine Morddrohung gegen eine Einzelperson der Anlass ist, eine Verbindung zu ziehen zur berufstypischen Verballhornung zweier Stände wie Johurnaille und PR-ostitution, denen anzugehören ich auch das Vergnügen hatte/habe. Und dass keine Frau je "Ficken" gesagt haben soll, wage ich in den Bereich der Mythen zu verweisen. Man könnte natürlich auch darüber reden, dass Wolfgang, bevor er selbst wegen der Aufhübschung diverser unschöner Geschichten ins Gerede kam, nicht das geringste Problem hatte, die auf meinem Blog verursachten Krisen anderer PR-Leute in seinen Seminaren als Fallbeispiel zu monetarisieren. Aber ich will auf etwas anderes hinaus.
Wenn wir heute in den Blogs in der Lage sind, Dinge deutlich und explizit anzusprechen, wenn wir nicht kuschen müssen und es keine Instanz gibt, die uns in unserer Ausdrucksfähigkeit begrenzt - nun, dann haben wir es Leuten zu verdanken, die dafür verfolgt wurden, wenn sie ficken sagten oder schrieben. Nicht umsonst war der Kampf um die Aufklärung auch ein Kampf um das Recht, über Sex und alle seine Formen reden zu dürfen. Während es die französische Regentin Margarethe von Navarra schon in Schwierigkeiten brachte, sich über die Sexgewohnheiten von Priestern zu äussern, gingen de Sade und Mirabeau dafür ins Gefängnis. Und Henry Miller musste noch im Amerika des letzten Jahrhunderts für einen Roman kämpfen, der weitaus härter als das ist, was in den amerikanischen Nipplegates wieder zum Skandal hochstilisiert wird. Hier darf man das - noch. Auch in Zeiten, wo sich ein paar Spiesser wegen ein paar Photos einer Landrätin aufregen - na und?
Denn es gab auch ausgesprochen höfliche Umschreibungen und gediegene Konversation, die nie auf den Punkt kam. Da hat PR beste Beispiele dafür geliefert. Schergen in Spanien hiessen heilige Hernandad, Anstand hiess sexuelle Unterdrückung vom viktorianischen England über das Bayern der 50er Jahre bishin zu den Irren in Teheran, Staatsterror war Staatssicherheit, und wer es nicht glaubt, lege einfach mal de Sades Philosophie im Bodoir neben Stalins Linguistikbriefe. Mir sind Leute, die die Nase rümpfen, allemal lieber als Leute, die sich das nicht mehr tun.weil jemand bestimmt, dass es keinen Anlass dazu gibt. Es gibt ein Recht, Missstände mit drastischen Worten zu umschreiben. Es gibt auch ein Recht, darauf direkt zu reagieren. Diskurse, so hart sie auch sein mögen, so persönlich das auch werden mag, sind nicht per se schlecht. Es gibt manchmal Debatten, die geführt werden müssen. Dass es im Netz härter zugeht als im
Schlecht ist nur der Versuch, das zu verhindern mit dem Ziel, etwas zu vertuschen oder schönzulügen. Wie das geht, hat der New Yorker am Beispiel Edelman und ihres Kunden Wal Mart sehr schön herausgearbeitet. Edelman kassiert 10 Millionen Dollar im Jahr, um Journalisten zu bezirzen und Kritiker im Netz zum Schweigen zu bringen. Ein Wal Mart-Techniker hat das Telefon eines kritischen Journalsiten abgehört, und die Firma hat eine Einsatztruppe mit Privatflugzeug, die innerhalb kürzester Zeit mit Gewerkschaftsbestrebungen in den USA Schluss macht. Es gibt eine Menge sprachliche Wendungen, mit denen man das beschönigen kann, und auch manche, die sich der gewünschten Sprache anpassen - aber ich will verflucht sein, wenn ich zulasse, dass Leute, die für diese Firma arbeiten, irgendein verficktes Recht haben mir zu sagen, wie ich und in welcher Sprache ich über sie und ihresgleichen berichte.
Famos zum gleichen Thema auch die bei gewissen Edelman-Neocons verhasste und verfolgte Amanda Chapel.
donalphons, 22:49h
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Die im Schatten

donalphons, 14:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 29. März 2007
Walburga redated
Ich persönlich finde, dass Couscoussalat a la Fernsehkoch ganz famos zu Berlin passt - auch und gerade, wenn es nicht bekommt. Modesten gibt es hier in der Provinz leider nicht, aber dafür die die Rokoko-Architektur von Gabriel de Gabrieli nicht nur in Stein, Stuck und Farbe, sondern auch in einer Torte im Stil des XVIII. Jahrhunderts verewigt, die sich ganz hervorragend in das Ambiente einfügt.

Feinste kulinarische Archäologie aus Eichstätt, denn so sahen sie aus, die Torten der Zeit von Strumpfband und Rocaille. Aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab. Denn neben der Zuckerhaftigkeit des Rokoko und seiner Tortenfolgen gibt es in Eichstätt auch eine dumpfe, chrsitliche Vorgeschichte, mit der zusammenzustossen eines der traumatischeren Erlebnisse meiner Kindheit zeitigte. Ich habe darüber anlässlich einer Lesung in München einen Text geschrieben, und den in Leipzig letzte Woche nochmal genommen, weil er mir ganz gut zur Erklärung meines Hintergrunds erschien: Date mit Walburga. Ein paar Bedenken hatte ich ob des im Osten verbreiteten Atheismus, und tatsächlich gab es einige Zuhörer, die meinten, die beschriebene Location und das Umfeld sei gut erfunden. Leider war dem nicht so: Die Frau D. und den Stadtpfarrer K. gab es in ihrer Monstrosität tatsächlich. Und genauso gibt es auch den Ort, an dem ein paar Leute nicht glauben wollten. Also bin ich heute hingefahren und habe Bilder gemacht. Das ist im beschriebenen Obergeschoss der Krypta, in dem sich die Geschichte zutrug:

Was da explizit in dem Glaskasten ist, will man wirklich nicht so genau wissen. Echt nicht. Es sei denn, man ist Hobbypathologe. In der Krypta sieht es überall so aus - sie ist schwarz mit Votivbildern, bis hoch zur Decke. Aber es ging damals nach unten weiter, hinab ins finstere Erdreich, wo es auch im Sommer kalt und wenig erbaulich ist. Dort sieht es dann so aus:

Hinter dem Gitter, in der Mitte, ist eine quadratische Tür. Dahinter ist der Körper, aus dem der Legende zufolge das Walpurgisöl quillt, das mir damals angedroht wurde. Düster, fremdartig, unheimlich. Als ich mir vorgenommen habe, diese alte Geschichte aufzuschreiben, dachte ich mir erst: Naja, damals war ich sieben Jahre alt, das Grauen eines Kindes ist eigentlich lächerlich, und wer weiss, wie die Realität ausgesehen hat, vielleicht habe ich mir das meiste nur eingebildet. Ich bin auch damals hingefahren, über den sonnigen Hof gelaufen und hineingegangen, und es war tatsächlich so wie in meiner Erinnerung. Beklemmend. Nicht gruslig oder Horror, aber da ist etwas, das mir sagt, dass ich hier nicht sein sollte. Ich ging den ganzen Weg runter, und dann wollte ich schnellstens wieder raus, ich hatte genug gesehen. Unten in der Krypta gibt es eine zweite Tür. Ich ging hin, drückte auf die Klinke

und die Klinke bewegte sich nicht. Die verfickte Tür ging nicht auf. Ich war allein in der Krypta. Allein, mal abgesehen von der Leiche. Ich stand also da, hinter mir in meinem Rücken die quadratische Tür, die Leiche dahinter und der Saft, und Bruchteile einer Sekunde hatte ich diese Vorstellung, die Tür hinter mir könnte sich öff...
Das ist so wie beim Bergsteigen. Man fühlt sich sicher, man kennt keinen Schwindel und keine Höhenangst, man geht einen Abgrund entlang und meint, alles unter Kontrolle zu haben, und dann rutscht eine Steinplatte unter dem Schuh weg. Man erahnt einen Moment das ganze Grauen des grenzenlosen Sturzes und die Tiefe des verlachten Abgrunds, man ist für einen Augenblick rettungslos verloren und tot, und dann findet man doch wieder Tritt, aber man hat in diesem klaren Moment dem Tod ins Auge gesehen, man weiss um das Grauen.
Ich wohne in einem Sadtpalast der Gesellschaft Jesu Baujahr 1600, und wir haben auch alte Kastenschlösser. Da geht die Klinke manchmal auch nicht nach unten, aber man kann sie manchmal schräg nach unten und zu sich her ziehen, dann schnackelts. Es hat auch hier geschnackelt, und ich war draussen. Ich ging zu meinem Wagen, fuhr heim, und schrieb die Geschichte in einem Rutsch runter.
Nach unten und zu sich her ziehen, das ist der Trick. Den sollte man sich merken.

Feinste kulinarische Archäologie aus Eichstätt, denn so sahen sie aus, die Torten der Zeit von Strumpfband und Rocaille. Aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab. Denn neben der Zuckerhaftigkeit des Rokoko und seiner Tortenfolgen gibt es in Eichstätt auch eine dumpfe, chrsitliche Vorgeschichte, mit der zusammenzustossen eines der traumatischeren Erlebnisse meiner Kindheit zeitigte. Ich habe darüber anlässlich einer Lesung in München einen Text geschrieben, und den in Leipzig letzte Woche nochmal genommen, weil er mir ganz gut zur Erklärung meines Hintergrunds erschien: Date mit Walburga. Ein paar Bedenken hatte ich ob des im Osten verbreiteten Atheismus, und tatsächlich gab es einige Zuhörer, die meinten, die beschriebene Location und das Umfeld sei gut erfunden. Leider war dem nicht so: Die Frau D. und den Stadtpfarrer K. gab es in ihrer Monstrosität tatsächlich. Und genauso gibt es auch den Ort, an dem ein paar Leute nicht glauben wollten. Also bin ich heute hingefahren und habe Bilder gemacht. Das ist im beschriebenen Obergeschoss der Krypta, in dem sich die Geschichte zutrug:

Was da explizit in dem Glaskasten ist, will man wirklich nicht so genau wissen. Echt nicht. Es sei denn, man ist Hobbypathologe. In der Krypta sieht es überall so aus - sie ist schwarz mit Votivbildern, bis hoch zur Decke. Aber es ging damals nach unten weiter, hinab ins finstere Erdreich, wo es auch im Sommer kalt und wenig erbaulich ist. Dort sieht es dann so aus:

Hinter dem Gitter, in der Mitte, ist eine quadratische Tür. Dahinter ist der Körper, aus dem der Legende zufolge das Walpurgisöl quillt, das mir damals angedroht wurde. Düster, fremdartig, unheimlich. Als ich mir vorgenommen habe, diese alte Geschichte aufzuschreiben, dachte ich mir erst: Naja, damals war ich sieben Jahre alt, das Grauen eines Kindes ist eigentlich lächerlich, und wer weiss, wie die Realität ausgesehen hat, vielleicht habe ich mir das meiste nur eingebildet. Ich bin auch damals hingefahren, über den sonnigen Hof gelaufen und hineingegangen, und es war tatsächlich so wie in meiner Erinnerung. Beklemmend. Nicht gruslig oder Horror, aber da ist etwas, das mir sagt, dass ich hier nicht sein sollte. Ich ging den ganzen Weg runter, und dann wollte ich schnellstens wieder raus, ich hatte genug gesehen. Unten in der Krypta gibt es eine zweite Tür. Ich ging hin, drückte auf die Klinke

und die Klinke bewegte sich nicht. Die verfickte Tür ging nicht auf. Ich war allein in der Krypta. Allein, mal abgesehen von der Leiche. Ich stand also da, hinter mir in meinem Rücken die quadratische Tür, die Leiche dahinter und der Saft, und Bruchteile einer Sekunde hatte ich diese Vorstellung, die Tür hinter mir könnte sich öff...
Das ist so wie beim Bergsteigen. Man fühlt sich sicher, man kennt keinen Schwindel und keine Höhenangst, man geht einen Abgrund entlang und meint, alles unter Kontrolle zu haben, und dann rutscht eine Steinplatte unter dem Schuh weg. Man erahnt einen Moment das ganze Grauen des grenzenlosen Sturzes und die Tiefe des verlachten Abgrunds, man ist für einen Augenblick rettungslos verloren und tot, und dann findet man doch wieder Tritt, aber man hat in diesem klaren Moment dem Tod ins Auge gesehen, man weiss um das Grauen.
Ich wohne in einem Sadtpalast der Gesellschaft Jesu Baujahr 1600, und wir haben auch alte Kastenschlösser. Da geht die Klinke manchmal auch nicht nach unten, aber man kann sie manchmal schräg nach unten und zu sich her ziehen, dann schnackelts. Es hat auch hier geschnackelt, und ich war draussen. Ich ging zu meinem Wagen, fuhr heim, und schrieb die Geschichte in einem Rutsch runter.
Nach unten und zu sich her ziehen, das ist der Trick. Den sollte man sich merken.
donalphons, 01:29h
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Wegen der Beleidigungen in den Kommentaren
Es gibt vom BGH ein Urteil über die Haftung von Webseitenbetreibern bei Beleidigungen in den Kommentaren. Jetzt könnte ich sagen: Bitte keine unfreundlichen Akte mehr, haltet Euch im Zaum, denkt vorher nach. Aber das hier sind nicht die feigen Pisser von verhurten Drecksmedien, die jetzt ihre lahmärschigen Vollspacken der Communityfurzer um keimfreie Schleimwichse anwinseln, das hier ist Rebellen ohne Markt.
Also, wenn eine stinkende Kackbratze hier beleidigt wird, soll sie gefälligst zur Tastatur greifen und dem beleidigenden Drecksack eine muttergefickte Gegenbeleidigung rektal reinwürgen, und gut ist. OK?
Und jetzt weiter im Text.
Also, wenn eine stinkende Kackbratze hier beleidigt wird, soll sie gefälligst zur Tastatur greifen und dem beleidigenden Drecksack eine muttergefickte Gegenbeleidigung rektal reinwürgen, und gut ist. OK?
Und jetzt weiter im Text.
donalphons, 21:01h
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Sie verstehen es nicht
Und sie haben es auch nicht im Handelsblatt gelesen, sondern nur im heimischen Schmarrnblatt. Sie reden aber darüber. Und weil ich gerade beim Handelsblatt war und jeder hier weiss, dass ich beim Handelsblatt war, fragen mich alle, ob ich es auch gelesen habe. Das Handelsblatt wird kein Exemplar mehr verkaufen, aber für diese Woche ist es die beliebteste Zeitung der Region. Weil es diese Stadt in die 8 Regionen Deutschlands geschafft hat, die "Top-Zukunftschancen" haben. Hier kann keiner was mit den Zahlen des Index anfangen, aber jeder weiss, was a gmahde Wiesn ist. Es bedeutet, dass die Sorgen ihre Heimstatt woanders haben. Und nur das zählt. Von der Landesfestung zur Reichtumsfestung. Wo der türkische Gemüsehändler Frauen mit "Madame" anspricht. Wo es einem scheissegal ist, was woanders gerade passiert. 15,5% Wirtschaftswachstum im letzten Jahr, nur in dieser Region. Die Schweiz ist ein Dreck gegen diese Gegend. In diesem Wissen lässt es sich gut gleich mal den nächsten Urlaub bei der Regionalzeitung buchen. Hoffentlich steht der junge Porcamadonna auch weiterhin gut mit dem Handelsblatt. Denn sowas liest man gern, in der Stadt. Champions League war gestern, heute sind es Top-Zukunftschancen.
Das Wort der Woche, keine Frage.
Das Wort der Woche, keine Frage.
donalphons, 12:14h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 27. März 2007
Premium Content
Einerseits kommen sie maximal so nahe her, dass man sich ganz, ganz lang machen muss, um sie zu streicheln. Andererseits gibt es im Efeu eine Kuhle, wo meisten eine von den dreien - unser beiden und Gastkater Lucky - liegt.

Und diese Kuhle ist genau neben der Stelle, wo man von der Terasse hinunter auf den Weg zum Gartentor kommt, und man höchst umständlich über die Katzen steigen muss. Die sich dann natürlich nicht wegbequemen. Warum auch.

Und diese Kuhle ist genau neben der Stelle, wo man von der Terasse hinunter auf den Weg zum Gartentor kommt, und man höchst umständlich über die Katzen steigen muss. Die sich dann natürlich nicht wegbequemen. Warum auch.
donalphons, 23:36h
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Vom Land
Kaff sagen wir und fahren vorbei, das wollen wir gar nicht erst wissen, das soll bitte schön im Tal bleiben und uns nicht verfolgen auf dem Weg in die Stadt, wo wir sind und bleiben. Das Ding ist Sozialkontrolle, Zwang, seelenlos und dumm, Kultur giltet hier nichts und sowas wie wir wäre tagein tagaus das Gespött derer, die das hier super finden. Das Kaff sind die anderen.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.

Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".

Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.

Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".

Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
donalphons, 13:31h
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Leicht und amüsant ist es,
über ander Leute Verdienst zu reden, ohne sich deren Mühen aussetzen zu müssen. Aber vielleicht hilft ja die Sicht eines Liebhaber-Bloggers der Kommerzbloggerwelt, mal die Augen von ihrem mühsamen Schleimspurjob zu heben und festzustellen, dass es auch ganz anders sein könnte.
donalphons, 12:30h
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