Über Sprache

Es war im ersten Moment sicher ein innerer Reichsparteit eine tiefe innerliche Befriedigung für manche Business-Blogger, die die Blogs gern sanfter, professioneller und vor allem netter haben wollen: Mit einem emotionalen Posting veröffentlichte ihre amerikanische Kollegin Kathy Sierra, dass es eine Morddrohung und sexistische Beleidigungengegen sie gegeben hatte. Das ist leider für bekanntere Blogger nichts allzu Besonderes; während der grossen Debatte um StudiVZ oder um rechtsgerichtete Blogger bekommt man schon mal anonyme Post, die man mit den Augen des Rechtsawaltes zur Anzeige hätte bringen können. Kann man áuch posten, muss man aber nicht. Sierra hätte sich dennoch einen Gefallen getan, wenn sie in der Sache nicht gleich noch in einem gewissen Chris Locke den vermeintlich Schuldigen ausgemacht hätte, einen alten Gegner und Betreiber eines deutlich formulierenden Blogs, mit dem sie schon etwas länger Probleme hat. Was dann folgte, war - hoffentlich - eine Mischung aus "nur" Missverständnissen und Vorverurteilungen durch Sierras Anhänger, was schliesslich zu einer etwas genervten Klarstellung durch Locke führte: Er hat das, was man ihm bisweilen unterstellte, nicht getan, jemand hat auf seinem Blog diese Dinge kommentiert, er hat sie gelöscht - was auch Sierra inzwischen einräumt. Reichlich spät. Und so richtig gut sehen beide Parteien nicht aus.

Jetzt könnte man sagen: OK, es gibt immer anonyme Deppen, die in den Kommentaren ausser Kontrolle geraten. Im Fall eines Neocons wurde ich (ziemlich prozionistischer, aber nicht extremer Jude mit einem klaren Ja zum Selbstverteidigungsrecht Israels) von einem anonymen Kommentator als Antisemit bezeichnet. Umgekehrt tut man gut daran, in den eigenen Kommentaren auch ab und zu die Schere anzusetzen - namentlich bei Leuten, die eine falsche Email angeben und als Neulinge an einem Brandherd aufkreuzen. Ansonsten und solange mir keiner mit Löschwunsch in mein Wohnzimmer kotzt, sind die Leute erwachsen und müssen selbst wissen, was sie tun und sagen. Das ist Meinungsfreiheit, und die darf man durchaus weit auslegen. Umgekehrt - und abgesehen von dem obigen Fall - werde ich auch nicht bei anderen vorstellig, wenn mal wieder einer mit einem Kommentar eine alte Rechnung zu begleichen versucht. Ist halt so. Mei.

Was meines Erachtens aber absolut nicht ist, ist das, was momentan von einigen PR-Bloggern in den USA und Deutschland versucht wird: Einseitige Parteinahme für Sierra ohne Berücksichtigung oder auch nur Erwähnung der anderen Seite mit dem Ziel, sich als Instanz der politischen Korrektheit aufzuspielen. Da gibt es einige, herausgreifen möchte ich aber die Jungs von der PR-Agentur Edelman, etwa Steve Rubel, der mal wieder einen konstruktiven Dialog mit Leuten wie ihm fordert - was Edeman-Standard nach ihren Pleiten mit Fakeblogs für Wal Mart und anderen, durch Blogger aufgedeckte Versuche der Einflussnahme ist. In eine ähnliche Kerbe haut PR-Mitarbeiter Wolfgang Luenenbuerger-Reidenbach mit deutlichen Referenzen an meine Person.
Es ist nicht einfach nur leichtfertig, es ist absolut verachtenswürdig, wie hier mit Frauen und überhaupt mit Menchen umgegangen wird. Erinnert mich sehr an das trollige Verhalten, das auch hier in manchen Ecken Klein-Bloggersdorfs um sich griff in den letzten Jahren, wenn jemand am Fluss saß und auf die Leichen wartete oder dauernd von Johurnaille oder Linkhuren sprach. Oder davon, dass jede meiner Kolleginnen ein williges Opfer männlicher Allmachtsfantasien sei (oder wie soll ich das bekloppte misogyne Ichf*ckeuchalle der marktfreien Groupies von Exrebellen interpretieren?).
Dazu könnte man anmerken, dass man in diesem Fall durchaus von Trittbrettfahrer reden kann, wenn eine Morddrohung gegen eine Einzelperson der Anlass ist, eine Verbindung zu ziehen zur berufstypischen Verballhornung zweier Stände wie Johurnaille und PR-ostitution, denen anzugehören ich auch das Vergnügen hatte/habe. Und dass keine Frau je "Ficken" gesagt haben soll, wage ich in den Bereich der Mythen zu verweisen. Man könnte natürlich auch darüber reden, dass Wolfgang, bevor er selbst wegen der Aufhübschung diverser unschöner Geschichten ins Gerede kam, nicht das geringste Problem hatte, die auf meinem Blog verursachten Krisen anderer PR-Leute in seinen Seminaren als Fallbeispiel zu monetarisieren. Aber ich will auf etwas anderes hinaus.

Wenn wir heute in den Blogs in der Lage sind, Dinge deutlich und explizit anzusprechen, wenn wir nicht kuschen müssen und es keine Instanz gibt, die uns in unserer Ausdrucksfähigkeit begrenzt - nun, dann haben wir es Leuten zu verdanken, die dafür verfolgt wurden, wenn sie ficken sagten oder schrieben. Nicht umsonst war der Kampf um die Aufklärung auch ein Kampf um das Recht, über Sex und alle seine Formen reden zu dürfen. Während es die französische Regentin Margarethe von Navarra schon in Schwierigkeiten brachte, sich über die Sexgewohnheiten von Priestern zu äussern, gingen de Sade und Mirabeau dafür ins Gefängnis. Und Henry Miller musste noch im Amerika des letzten Jahrhunderts für einen Roman kämpfen, der weitaus härter als das ist, was in den amerikanischen Nipplegates wieder zum Skandal hochstilisiert wird. Hier darf man das - noch. Auch in Zeiten, wo sich ein paar Spiesser wegen ein paar Photos einer Landrätin aufregen - na und?

Denn es gab auch ausgesprochen höfliche Umschreibungen und gediegene Konversation, die nie auf den Punkt kam. Da hat PR beste Beispiele dafür geliefert. Schergen in Spanien hiessen heilige Hernandad, Anstand hiess sexuelle Unterdrückung vom viktorianischen England über das Bayern der 50er Jahre bishin zu den Irren in Teheran, Staatsterror war Staatssicherheit, und wer es nicht glaubt, lege einfach mal de Sades Philosophie im Bodoir neben Stalins Linguistikbriefe. Mir sind Leute, die die Nase rümpfen, allemal lieber als Leute, die sich das nicht mehr tun.weil jemand bestimmt, dass es keinen Anlass dazu gibt. Es gibt ein Recht, Missstände mit drastischen Worten zu umschreiben. Es gibt auch ein Recht, darauf direkt zu reagieren. Diskurse, so hart sie auch sein mögen, so persönlich das auch werden mag, sind nicht per se schlecht. Es gibt manchmal Debatten, die geführt werden müssen. Dass es im Netz härter zugeht als im Fäule Feuilleton der Zeit, muss absolut kein Nachteil sein.

Schlecht ist nur der Versuch, das zu verhindern mit dem Ziel, etwas zu vertuschen oder schönzulügen. Wie das geht, hat der New Yorker am Beispiel Edelman und ihres Kunden Wal Mart sehr schön herausgearbeitet. Edelman kassiert 10 Millionen Dollar im Jahr, um Journalisten zu bezirzen und Kritiker im Netz zum Schweigen zu bringen. Ein Wal Mart-Techniker hat das Telefon eines kritischen Journalsiten abgehört, und die Firma hat eine Einsatztruppe mit Privatflugzeug, die innerhalb kürzester Zeit mit Gewerkschaftsbestrebungen in den USA Schluss macht. Es gibt eine Menge sprachliche Wendungen, mit denen man das beschönigen kann, und auch manche, die sich der gewünschten Sprache anpassen - aber ich will verflucht sein, wenn ich zulasse, dass Leute, die für diese Firma arbeiten, irgendein verficktes Recht haben mir zu sagen, wie ich und in welcher Sprache ich über sie und ihresgleichen berichte.

Famos zum gleichen Thema auch die bei gewissen Edelman-Neocons verhasste und verfolgte Amanda Chapel.

Donnerstag, 29. März 2007, 22:49, von donalphons | |comment

 
Kleine Anonyme Arschlöcher
Es ist ja eigentlich egal, welches Thema man kritisch bis polemisch im eigenen Blog kommentiert - irgendwelche Kleinen Anonymen Arschlöcher (KAA) gibt es immer, die dann kleine anonyme Arschloch-Mails schreiben und einen teils übelst beschimpfen. Ich hatte das Vergnügen a) mit Fans des Steinhöfels und b) jüngst mit Second-Life-Aktivisten, die Angst um ihren zukünftigen Reichtum als SL-Abzocker hatten. Ich droh da nicht mit Anwälten sondern professionellen Schlägern ... macht mehr Spaß.

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Wohl dem, der einen Igor kennt. Aber es stimmt, Second Life hat Jünger wie die Roten Khmer.

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nö - wenn mich jemand als schlampe bezeichnet (ich habe noch nicht die ganze diskussion erfasst) - mag das noch gehen.

bei hals aufschlitzen würde ich ohne umschweife einen anwalt holen.

ps: abgesehen davon ist don in meinen (blogger - augen) augen weit entfernt davon frauenfeindlich zu sein - immerhin ist er der einzige "a-blogger" der die meisten frauenblogs verlinkt - misogyn - aber trallalalala

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Von mir aus sollen Leute in den Blogs so herumholzen, dass es klingt, als würde eine Horde Rocker in einem Frachterneubau Vorschlaghämmer vor die Schotten donnern. Empfindlich bin ich nicht. Rechtsanwälte sind etwas für die Armen im Geiste. Wenn jemand nur noch Verbalsauce reihert, kommt die Löschtaste zum Einsatz.

Befriedigender ist es dennoch, jemand Nervtötenden ganz ohne Geschrei zur Weißglut zu treiben: z. B. mit Ironie, mit scheinbarer Zustimmung, mit Sarkasmus, oder damit, ihn einfach beim Wort zu nehmen, so dass sein Unsinn offen zu Tage liegt und der haarspalterischste Anwalt nicht den Hauch einer Klagemöglichkeit verspürt, und wenn er den feuchten Finger noch so lange in die Luft hält.

Schreiber vor 1848 - Laube, Gutzkow, Mundt. Börne, Heine - betrieben so etwas virtuos: Drumherum wütete die Zensur, trotzdem waren die Texte und die Ideen zwischen den Buchdeckeln unangreifbar: Ideenschmuggel in Novellenstroh. Viel eleganter, finde ich. Aber das ist letztlich Geschmackssache.

Und diese PR-Figuren wären keine PR-Figuren, wenn sie nicht aus jedem medialen Ereignis ein paar Tropfen Pipi auf ihre Awareness-Mühlen zu wringen suchten. So auch in Bloggville ...

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Ach, der Wolfgang. Der sieht das Thema Sex halt von der Warte eines evangelischen Theologen. Ich sehe es von der Warte eines Mannes, dem bislang noch nicht das Pech zuteil wurde, im Dunkeln gebeten zu werden, das Primärgenital rythmisch pulsierend in eine unbenennbare Region zu führen - bei uns heisst das "Fick mich". Dazu gibt es übrigens bei de Sade ein vorzügliches Kapitel, wo es auch um das Gotteslästern während des Fickens geht: "Oh Gott, ja..." und was es da sonst noch gibt.

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börne, heine, de sade...

jetzt schlägst aber 13

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Wo wir gerade beim Edelmanbashen sind. Wer sehen will, was die Edelman-PR-ostituierten den ganzen Tag machen (außer Zeitungsartikel ausschneiden und Pressekonferenzen organisieren), dem sei dieses Originaldokument ans Herz gelegt. Man muss den Berufsstand nicht mögen.

The film would be offered to business, labor and professional organizations, and through established "loan" distribution channels to community service organizations, civic clubs, etc. We would urge the organizations to use the film as part of a forum, at which they would invite both smokers and. non-smoker"s.to debate the issues raised.

oder

We therefore urge that a nationally-famous research organization (Louis Harris, Pat Caddell, etc.) be commissioned to survey and rate the degree of annoyance of a whole range of obnoxious habits, i. e. body odor, bad breath, whiskey breath, loud talkers, foul language, sneezing, uncurbed dogs, etc. The Survey would include smoking, but our sense is that it will show that smoking is relatively insignificant as an annoyance compared with scores of other personal practices, against which there are no organized efforts. The results of the survey, can be put to wide uses--initial press releases, features, speech and article material, etc. -- designed to put the smoking annoyance in perspective.

oder

We would train a group of authorities on the smoker vs. non- smoker- issues for that purpose. We would equip them with sample speeches, slide show backup, and brochures.

Pressemitteilungen auf Stundenbasis, jaja.

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Sprache - und egal, ob die nun geschrieben, gesagt oder getan daherkommt - hat eben auch mit sowas wie Anstand zu tun. Vor allem damit. Und das ist, was in solchen Läden fehlt, auch wenn ich mich damit vielleicht elend altmodisch anhöre. Weil das sowas wie ficken einschließt. Weil es sich genau dann zeigt und es nicht drauf ankommt, ob der Schwanz aus der Brieftasche kommt oder aus der Hose.

Als ich da ein kleiner Prakti war, hatte der damalige CEO von Edelman mal das Pech, mit mir Aufzug fahren zu müssen. Das Arschloch hat auf meinen Gruß nicht Guten Morgen und auch sonst nichts gesagt, sondern sich umgedreht. Da liegt der Hund begraben. Daran hat sich nichts geändert. Dass dieses Pack damit prahlt, vor anderen für andere sein Maul aufzureißen. Und dabei absolut nichts zu sagen hat. Und sich peinlich berührt wegdreht, wenn einer sein Ding rausholt.

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gut, test, test : ich möchte chat atkins erschießen, ihm die kehle durchschneiden, ihm das genick brechen, auf seinem gesicht herumtrampeln, bis nichts mehr übrig ist...

na, wie wärs?
sorry - ich bin bauarbeiter/ edit:soldat, bei uns reden alle so!?

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@Rationalstürmer: Womit grüßt Du, wenn ich fragen darf?!

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Wie sagte Wittgenstein doch so treffend:

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt"

scheint so als wolle man deiner Welt Grenzen setzten, Don...

Wie dem auch sei, könntest du das mit dem Selbstverteidigungsrecht Israels etwas konkretisieren?

Ich weis, das gehört nicht hierher, aber immerhin stehen wir kurz vor dem Beginn eines neuen Krieges im Nahen Osten und das hier finde ich schon sehr zufällig:
http://news.independent.co.uk/world/middle_east/article2398883.ece

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@ Booldog: Wieso? Macht man das bei euch etwa nicht so?

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Treffend sagte Wittgenstein es nicht zuletzt durch den Verzicht auf das Hinschmieren von Kommata, wo sie nicht hingehören.

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HEEEYYYYYY!
Willkommen zurück!

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Danke :-))

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Besser so?
Pfff...

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Eindeutig :-) Aber auch der Hauherr macht Fälah.

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Was du möchtest, und was du tust, sunny, das sind zweierlei Paar Schuhe ...

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@sunny
Wenn du mich damit gemeint hättest, würde ich auch keine Anwälte in Marsch setzen. Jedoch den sozialpsychiatrischen Dienst informieren.

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ja, das beispiel war natürlich grotesk und sinnlos gewählt. man muss sich schon den kontext anschauen, bzw. ob ich den jenigen, dem ich mit mord drohe auch kenne, bzw. weiß wo er wohnt. strappato wollte immerhin etwas unternehmen ;)

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Danke für den Hinweis auf den New Yorker-Artikel. Abgesehen davon, dass Vergleichbares hierzulande keinem Journalisten (und auch ein Layendecker ist dagegen ein ganz kleines Licht) in die Tastatur fällt, werden da ganz eindeutig die Edelman-Kampagnen für Wal Mart als Astroturfing bezeichnet, was der hiesige Chief Blogging Executive dieser Klitsche ja vehement bestritt und mit kulturellen Unterschieden zu legitimieren suchte. Die zählen aber in der Diskussion Sierra / Locke keineswegs mehr. Das gezeigte Foto finde ich durchaus strafrechtsrelevant, warum es aber zum Vehikel für eine Propagierung von naked speech herhalten muß, kann sich folgerichtig auch nur Edel-PR-Federn erschliessen, die ja professionell mit dem Missbrauch von Sprache die Realität formen wollen. “There’s no question that his profession views reality as malleable,” Sellers said. “I’m in the reality business.”

Dagegen hilft wirklich manchmal nur derbe Sprache. Ich empfehle bei den Haltungsturnübungen ruhig mal laut FICKEN zu schreien. Das entkrampft.

Hat sich hier eigentlich schon jemand näher mit diesem Naked Conversations-Kram beschäftigt? Ist das die nächste Welle, die auf die Blogosphäre zurollt?

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Ich habe schon den Eindruck, dass es da und dort Überlegungen gibt, die "Professionalisierung" der Blogosphäre mit einer kleinen Jätaktion zu begleiten. Wolfgang und Oliver Gassner und andere wissen mutmasslich ziemlich genau, dass es mit der Kultivierung ihrer gentechnisch veränderten Monopolblogs nichts wird, wenn da draussen weiterhin Opposition da ist. Schlimm finden sie es natürlich nur dann, wenn es ihre eigenen korrupten kleinen Schmutzspiele betrifft, und nicht die der anderen Firmen. Es wird auch Leute geben, die da mitspielen - schliesslich gibt es auch Netzwerke, die bei sowas helfen. Für Edelman. KemperTrautmann und SinnerSchrader ist sowas ein speizieller "Pain in the Ass", weil sie mit der Behauptung Firmenschleimspuren auflutschen,sie könnten bei den Blogs ihren Einfluss geltend machen.

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Wollen wollen sie schon, aber ob sie's auch können? Denen fallen doch wieder nur irgendwelche trustable blog-Listen, deren Rankings aus dem anonymen-Komentarschwein-Koeffizienten und einem abusive-Language-Faktor gebildet werden, ein. Die Listen werden dann an PR-Meldung-Verwurster und Kunden verteilt. Alles vollkommen nutzlos, aber Hauptsache eine neue Linse im Gerät, mit dem sie die Welt betrachten. Vermute ich mal, als anonymes Kommentarschwein, das ich bin.

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Na, die haben sicher bessere Ideen, ich tippe auf Ausforschen und Ausspielen, im amerikanischen Stil. Macht edelman schon für Wal-Mart mit Paid Critics, und es würde mich nicht wundern, wenn es auch käme, wenn es um die eigene Haut geht.

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Ob das nötig wird in der warmen, kleinen Schlammkuhle, die die deutsche Blogosphäre nun mal ist, glaube ich nicht. Ich will unserer tollen selbstreferenziellen A-Liga nicht zu nahe treten, aber vom Treiben der Siemens- oder VW-Säue ist der hiesige Kindergarten ja noch weit entfernt. Und solange gibt's ja auch keine echte Nachfrage nach war rooms mit Edelman-Blogger-Taskforces.

Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Die haben zwar Arbeit, aber doch eigentlich nix zu tun, oder?

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Na, es gibt schon welche, die gefährlich werden können. Wenige, aber es gibt sie. Und es ist kaum vorhersehbar, wer und wann kommt. Das macht das Geschäft aus. Im Prinzip müssten die mich anteilig bezahlen, denn ich bin der, mit dem sie Angst verbreiten. Aber so viel haben die auch nicht zu tun, hört man. Blogs sind als PR-Thema ziemlich durch, wie auch Web2.0 - in Wien wurde gerade wieder so ein Kongress abgesagt.

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In der Privatsphäre von Journalisten und Bloggern zu schnüffeln, einschließlich dem Abhören von Telefongesprächen oder dem "organisieren" von Telefonlisten, ist im Corporate America schon Standard.

Das könnte man in Deutschland als ABM-Maßnahme für gelangweilte, den War-Room vollfurzende Blogger-Taskforces einführen. Kurse dafür gibt's sicher vom BND.

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Machen wir uns nichts vor. Die wollen die blogs, die ihnen und ihren Kunden gefährlich werden können, unter Kontrolle bringen. Die Methoden sind vielfältig. Von kleinen Geschenken bis zu handfesten Einschüchterungen. Alleine schon das persönliche Gespräch auf web2.0 und blogger-Events darf man nicht unterschätzen. Wer schreibt denn was gegen Edelman, wenn er mit dem netten Wolfgang geplaudert hat.

Das Erschreckende ist: ich sehe kaum Widerstand. Daher finde ich sowas wie adical auch kritisch. Da kann der Weg bereitet werden, ihre Aufmerksamkeiten zu streuen.

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Naja, woher soll man das auch wissen, wenn man nie mit den Knaben zu tun hatte. Was man aber machen kann: Sie der Lächerlichkeit preisgeben. Dafür sorgen, dass sie nicht ernst genommen werden. Aufzeigen, wie man sie abwatschen kann, in aller Härte, damit keiner Angst vor denen hat. Wobei natürlich auch das Problem stets ist, dass man nie wissen kann, unter welchen bedingungen man sich das nächste mal trifft. Manche Leute haben ja die Fähigkeit zu glauben, dass sie ihren Überzeugungen treu bleiben, auch wenn sie bis zum Hals in der Scheisse der Geldgeber stecken. Bei adical trifft ein hoher Anspruch auf eine niedere Gesinnung der Wirtschaft; wirklich problematisch ist aber eher Trigami und Konsorten.

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Anspruch. Ist ähnlich dem Anspruch des Buchhändlers, der sich der grossen Literatur verpflichtet fühlt, obwohl er sein tägliches Brot mit dem Verkauf von Urlaubs-Frauenromanen verdient.

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Gut, Edelman ist durch: ernst nehmen kann man die nicht mehr. aber adical hat einen johnny-bonus, der grösser ist als der, den der Turner je hatte. Und ich bin da auch immer noch wohlwollend bis abwartend, obwohl mir deren Konzept nicht tragfähig scheint. Bleibt immer noch die Frage, ob Blogger einen Impact jenseits der Pulverisierung der Profithoffnungen von Möchtegernriefenstahlbegattern und deren Verwertern entwickeln. time will tell.

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Warum soll das Konzept nicht tragfähig sein? Es kommt immer daruf an, wie man sich verkauft. Billig wohl nicht, daher muss auch der Mehrwert stimmen. Ich habe gelesen, dass bei adical beispielsweise die business-blogs des Kunden als RSS ins Banner eingespielt werden können. Da werden sich die Krisen-PRler freuen.

Und bei Lobo, so awardgeil wie er rüberkommt, soll sicher noch ein rostiger Hufnagel oder ein anderer Werbepreis rausspringen.

Den Impact jenseits der Profithoffnung sehe ich in Deutschland zur Zeit kaum.

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@adical/Trigami
Für gefährlich halte ich es grundsätzlich, wenn das eigene Tun in Sachen Werbung und PR allzu zu unreflektiert getan wird. Oder wenn, wie im Fall PR-Edelman, Ansprüche behauptet werden, die im Krisenfall bzw. im Fall walmartgroßer Kunden reinweg nichts mehr wert sind.

Dann bleibt nur noch Verlogenheit. Oder ekelhaftes JRvM-Gebolze.

Im Augenblick* halte ich Trigami für reflektierter als Adical. Und in Sachen Vergütung für deutlich fairer.

Tatsächlich. Ich weiß nicht, ob Johnny/Lobo adical nur als Gelddruckmaschine einsetzen wollen, zur Monetarisierung der Arbeit anderer Blogs.

Aber so sieht es bei adical im Augenblick aus:
- Auf einen Werbecodex hat adical zur Zeit keine Lust
- Das adical-Konzept ist an vielen Stellen Wischi-Waschi
- Werbung, die von Agenthuren kommt, wird durchgereicht
- Intransparentes Closed Shop-Prinzip
- Schlampige Beanwortung von Anfragen

Da gäbs noch mehr Punkte - deutlich mehr. Ob das nur Kinderkrankheiten sind, weiß ich nicht. Keine Ahnung. Und genauso wenig weiß ich, wohin bei adical die Reise gehen wird. Aber Vorschusslorbeeren für adical? Nur, weil ich Johnny mag, und das, was er tut? Weil ich die Texte von Malte riesig finde. Nein.

Ich frage da lieber nach. Und die Antworten, sorry, die fallen bislang ziemlich schwach aus.

*Das kann sich aber schnell ändern. Sehen wir mal, was die Zukunft bringt.

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Deutlich fairer? Trigami? Die kassieren auch 30% und machen den Bloggern was vor. Kein Wunder, dass sie in der Schweiz sitzen, in Deutschland hätten die wegen Wettbewerbsrecht wenig Spass. Trigami ist das Allerletzte an Business Model, und der Tag, an dem sie hops gehen, wird ein Freudentag für gute Inhalte sein. schlecht für die Stricher, aber hey, sollen sie doch Erde fressen, wenn sie keinen anderen Weg als das - wie gezeigt - hirnlose Verticken ihrer Meinung kennen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass adical ein derartiger Lapsus wie das Anschleppen einer südafrikanischen Sekte passieren würde.

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1. Ich schätze, dass Trigami aus dem üblen Sektendebakel etwas gelernt hat. Ich mag mich täuschen, aber im Moment gibt es bei trigami durchaus mehr Reflektion als bei adical.

2. Fairer. Trigami verdient 30 Prozent. Aber, und das macht in meinen Augen einen gewaltigen Unterschied, sie holen die Auftraggeber direkt ran. Da wird nicht einfach Show gemacht, um anschließend die bereits 50:50 geteilten Aufträge einer Werbeagentur durchzureichen, sondern sozusagen richtig gearbeitet.

3. Würde ich wie bei adical einfach nur Werbeaufträge durchreichen (sowie dafür sorgen, dass die beteiligten Blogs die richtigen Zähler installiert haben, auf den richtigen Adserver verlinken usw.), dann wären m.E. bereits 20% Provision für diese "Leistung" zuviel.

Das ist reine Maklerage.

4. Sollte adical nicht in Anspruch, Auftritt und Konditionengestaltung transparenter werden, trete ich in in Konkurrenz.

Mit besseren Konditionen für die Blogger. Offener.
Werbeaufträge fremder Werbeagenturen durchreichen kann ich auch.

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Mit Verlaub: Trigami sind erbärliche Trittbrettfahrer, die nie einen Strich für die Blogkultur getan haben. Und in ihrem Kundestamm finden sich weitere miserable Nummern. Widerlicher geht es kaum. Und das mit der Konkurrenz, das wird spassig. Zum Zuschauen.

OK, heut ist der 1. April, da darf man sowas schreiben..

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Man wird es in der Rückschau sicherlich besser beurteilen können. Warum Du adical Vorschusslorbeeren verteilst, ist mir unklar.

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Lobo: Wenn ein Medium nachgewiesen so starke Einflüsse auf die Meinungsbildung im Netz und damit in der Gesellschaft hat, dann ergibt sich zwingend eine Professionalisierung und Kommerzialisierung. Wir haben adical auch gegründet, damit dieser Prozess von Bloggern gesteuert wird und nicht von einer im Zweifel nicht ganz so wissenden oder sensiblen Agentur, die mit dem großen Geldsack durch die Blogosphäre geht und Schaden anrichten würde. Abgesehen davon kann bei Blogs die Qualität stark steigen, wenn man die Zeit, die man investiert, bezahlt bekommt.
Quelle: Interview readers edition

Das ist das dummdreisteste was ich in den letzten Tagen gelesen habe. Das heisst für mich im Umkehrschluss, dass wer keine Werbung auf dem blog hat, nicht professionell ist. Die machen auf guter Cop, schlechter Cop.

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Dean, dann schau Dir mal die Buben an, die für Trigami bereitwilligst schreiben. Das Pack wird nicht durchkommen; kein vernünftiger Werbetreibender gibt für sowas Geld aus. Kein Wunder, dass sie die Kunden haben, die sie vertreten. Da kommt der Bodensatz zusammen. Und das ist der Unterschied zu adical. Ich habe Johnny erlebt und das Rumgeeier von Trigami und ihrer gekauften Handlanger, dsa sind Welten dazwischen. Selbst eingedenk der Einlassungen von Saascha Lobo, der so ironisch sein will wie ein deutscher Fernsehkomiker, der britische Witze kopiert.

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Können wir jetzt zum Edelman-Bashing und zur Diskussion, ob die Sierra-Masche eine wirksame Strategie von PRissern sein wird, zurückkehren?

OK, ich finde die adical / trigami Diskussion auch fruchtbar, aber jetzt geben wir der Diskussion den Spin, den Edelman sonst im war room ausheckt.

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Dass da Werbetreibende Geld für sowas ausgeben: Zugegeben, auch für mich ein Rätsel. Und ob adical am Ende eine reine Werbedurchreiche wird, wogegen sich meine Kritik wendet, das ist nicht ausgemacht.

Johnny und Lobo wäre zuzutrauen, dass sie mehr draus machen. Gleichwohl sind die aktuellen Antworten von Johnny auf Fragen zu adical echt schwach. Ausweichend. Da bittet man bei adical im ersten Schritt Blogger, sich bei adical zu bewerben, sagt eine "umgehende" Antwort zu - und im zweiten Schritt antwortet Johnny in Spreeblick, dass er garnicht verstehe, warum knapp 100 Blogger (in 3 1/2 Wochen) angefragt haben und dann auch noch eine zügige Antwort haben wollen. [Edit: Link wegen Eigenwerbung gelöscht. Don]

Wie gesagt: Ich finde das schwach. Genauso wie das Fehlen genauerer Angaben zu Konzept und Codex. Das alles mag eine Kinderkrankheit sein, vermutlich ist es nur das, und ansonsten mit Arbeitsüberlastung zu tun haben. Aber pro Tag fünf Antworten: Das sollte z.B. drin sein. Zumal, wenn man vorher die Werbetrommel gerührt hat.

Wir wollen doch nicht hoffen, dass sich Johnny/Lobo allzu schnell edelmanisieren - um später dann im War Room Spin auszuhecken...

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Es ist extrem lame,
woanders eine Debatte anzuzetteln und dann hier darum zu betteln, dass man sie sich drüben anschauen soll. Ganz schlechter Stil.

Für solche Geschichten gibt an anderen Orten wie sogar bekannten Pleitiers genug Platz, hier nervt die Eierleckerei bei Trigami inzwischen etwas, um es mal vorsichtig auszudrücken. Man kann bei adical durchaus Startschwierigkeiten konstatieren, aber die Entscheidung, ob ein Blog was taugt oder nicht, und wie es integrierbar ist, würden angesichts eines Konzepts wie adical nur ausgemachte Vollidioten in ein paar Tagen durchführen. Dass Trigami, die sich an qualitativ eher minderwertige Blogs wenden, das anders machen, liegt in deren Natur der Sache. Eine Werbedurchreiche, mit Verlaub, ist Trigami, die schalten sich aus dem Verhältnis zwischen Blogger und Firma raus, Adical dagegen ist keine Durchreiche, sondern ein Vermarkter von Werbeflächen, bei dem die Medien selbst entscheiden können, was sie wollen.

Damit sollten jetzt die Standpunkte geklärt sein.

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