Montag, 26. März 2007
Glück gehabt
Blogdinosaurier rocken ohnehin.
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Kochsendung ist das neue Pr0n

Wie? Nein? Du, verehrte Leserin, bist Elitesse aus dem Wohnheim im Schatten des Stadtpalastes, und Dein Frühstück war nur ein Schluck aus der Mehrweg-Diätcola-Flasche und eine Vitamintablette? Deine letzten warmen Mahlzeiten kamen ursprünglich aus der Tiefkühltruhe? Und bei Suppe denkst Du sofort an Mikrowelle? Die Messer, die Dir Mama mitgab, brauchst Du nur zu ein wenig Selbstverstümmelung, wenn die Prüfung nicht gut lief und die sexy Schnitte im VZ jetzt nicht mehr solo ist? Komisch. Wo Du doch jeden Nachmittag vor den diversen Kochsendungen abhängst, wo gezeigt wird, wie einfach das doch ist, mit dem ungenutzten Herd und den verstaubten Töpfen (ausser dem, in dem Du Fertigravioli kochst und anschliessend auch gleich löffelst).
Und trotzdem glaubt man in den Medien an den Erfolg solcher Formate. Die Kühltheke im Supermarkt ist immer noch drei mal so lang wie das Gemüseregal, und die Pizza für 69 Cent ist auch nicht aus dem Sortiment geflogen. Billigshrimps aus dem Plastikbecher gab es schon etwas länger, und dass Nudeln jetzt nicht dehydriert vakuumverpackt werden, ist auch nicht wirklich ein Hinweis auf veränderte Konsumgewohnheiten. Auch wenn sich die Werbestrategen erhoffen, durch solche Formate mehr Geld von der Nahrungsmittelindustrie zu bekommen, die auf alten Schrott jetzt neue "frisch&teuer"-Marketingstrategien klebt, um es tauglich für den angeblichen durch solche Formate hervorgerufenen Gesundheitsboom zu machen.

Die Realität erlebe ich fast jeden Mittwoch und Samstag. Da ist nämlich Wochenmarkt. Und bei einer Population von ca. 200.000 Menschen im Umfeld kaufen lediglich ein paar tausend hier ein. Es sind vorwiegend ältere Menschen. Aber es ist nicht so teuer, dass man es sich als Student nicht leisten könnte. Hier gibt es alles, was man für eine Küche braucht, die in der Glotze vorgekocht wird - aber auch nur hier. Schliesslich fängt kochen mit den Zutaten an, und wenn die nichts taugen, dann kann das Ergebnis allenfalls mit Gewürzmischung Provence - noch so ein Elitessenstandard - aufgepeppt werden. Man kann nicht einfach irgendeinen Gorgonzola kaufen und zur Pasta tun. Welcher taugt - und ob ein Roquefort nicht mitunter die bessere Wahl ist - erfährt man ebenfalls hier. Und nur hier. Man frage mal im Supermarkt an der Kasse, ob der Roquefort das AOC-Siegel hat und im März nicht zu würzig für Rinderfilet ist.
Genau das müsste aber geschehen, wenn sich das Publikum der Kochsendungen ernsthaft mit Nahrung auseinandersetzen würde. Statt dessen sehe ich sie so gut wie nie auf dem Wochenmarkt. Ab und zu kauft eine mal eine Handvoll Rukola, aber den Normalfall erlebe ich, wenn ich alle zwei Wochen notgedrungen doch mal den Supermarkt aufsuche. Jeder halbwegs intelligente Mensch müsste einen Bogen um alles machen, was dort Fleischmedikante enthält. Aber auch Leute, die sich mit drei Klicks im Internet einen Überblick über die Produktionsbedingungen von "Formschinken" beschaffen können, greifen zu Lasagne al forno in praktischem Plastik. Es ist hart, was da dem Körper beschafft wird, aber wirklich hart ist es für alle, die glauben, dass man aus dem Betrachten einer Kochsendung Folgerungen für den Lebenswandel ableiten könnte. Der Umstand, dass man in Berlin versilbertes WMF-Besteck für 1 Euro pro Teil in der Originalverpackung der 50er Jahre kaufen kann, ist ein weiterer Hinweis auf den ausbleibenden Aufstieg der Essenskultur.

Natürlich gibt es Menschen, die den Wochenmarkt frequentieren und das Silber aufkaufen. Es gibt Geniesser und Gourmands, es gibt die Lust am Essen und an der Völlerei. Für manche muss das Silber im Kerzenschein funkeln, damit sich der genuss vollständig einstellt, selbst wenn sie allein essen. Aber ich wage zu behaupten: Wer das Kochen und die Tischsitten nicht daheim gelernt hat, wird sie auch nicht mehr lernen, wenn er irgendwelche TV-Brutzler betrachtet. Man muss das gelebt haben, um den Wert darin zu erkennen. Wer es nicht gelebt hat, wird es auch nicht durch die Glotze vermittelt bekommen - genauso könnte man behaupten, dass das Anschauen von N24 den Betrachter zum Börsenprofi macht.
Bleibt also die Frage: Wenn sie weiter den Dreck aus dem Ikea-Starterset löffeln - was treibt sie dann vor die Glotze? Ich glaube, da gibt es zwei Gründe. Das eine ist ein tatsächlich unbewusst empfundener Mangel und eine Ahnung, dass das Östrogengrauen aus dem Kühlregal doch nicht alles gewesen sein kann. Und bewusst: Man schaue sich die Typen von Jamie Oliver abwärts doch mal an. Das sind keine fetten Matronen, wie in den Kochsendungen des Bayerischen Rundfunks, sondern kochpunkende Casting-Sahneschnitten. In Wirklichkeit verkörpern sie den Traum der haushaltsunfähigen GrossstädterInnen nach jemandem, der ihnen das Essen hinstellt, mit dem sie angeben können, und ihnen das Primärgenital ausleckt, während sie Austern schlürfen. Kochsendungen sind die Archetypen Mama und Nutte in moderner Verpackung, mit einem Schwerpunkt auf zweiterem.
Ein Bombenerfolg - aber eine Pleite für alle, die ernsthaft glauben, dass man über diese Schiene Werbung verkaufen könnte, die etwas anderes als Pizzaservice, Andy den Muschelsschlecker und Anita, die immergeile Haushaltshilfe anpreist. Oder "Wähle 0190 beissrein und erhalte die saftigsten Schinken als Handylogo im Sparabo". Aber kein Mensch kauft deshalb auch nur ein Radieschen mehr auf dem Wochenmarkt.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 26. März 2007
Warum
Schau, das sind sie. Gleich zwei Stück. Gestern in Berlin habe ich wie verrückt danach gesucht. Tatsächlich kaufe ich sie ja nicht für mich, sondern für den alljährlichen Verlust von 4 bis 6 Teekannen, die an irgendjemand verschenkt werden. Ich fülle eigentlich nur Lücken auf. Die eine da ist die Lücke, die Du gerissen hast, wenn ich das mal so uncharmant sagen darf.
Aber warum...
Berlin? Na, weil da ein älterer Herr ist, der alle paar Monate aus England ein paar Kisten voller Kannen mitbringt. Ich hatte gehofft, ihn zu treffen, aber er war wohl noch drüben. Ich war höllisch enttäuscht, und dann heute das: 2 Kannen direkt nacheinander, keine 20 Meter entfernt. Und das in Pfaffenhofen, wo es sonst nie englische Kannen gibt, und wenn, dann zu völligen Mondpreisen. Ein wenig putzen und schon:

sind sie fast wieder wie neu. Die paar Stellen, wo die Versilberung abgerieben ist, sieht man kaum. Ja, die konkave Kanne habe ich praktisch schon mal, aber in der oberen Wohnung, und die konvexe Kanne ist eine lustige Ergänzung, findest Du nicht?
Aber warum hast Du den Biedermeierstuhl gekauft? Du hast doch schon so viele...
Warum, warum, warum. Weil ich ich kann. Weil der Tag, an dem ich an einem Biedermeierstuhl mit Mahagonifurnier aus der Zeit um 1820 für 25 Euro vorbei komme und ihn nicht kaufe, der Tag sein wird, da man mich im Leichenwagen daran vorbeifährt. Weil ich im Frühjahr ein klein wenig zum Restaurieren haben will. Weil ich die Form mag. Weil tausende daran vorbei gelaufen sind, ohne die Qualität zu erkennen. Weil ich die ganze Nacht gekotzt hätte, wenn ich ihn nicht gekauft hätte. Für meinen Seelenfrieden. Dafür, dass ich keinem Blogstricher aus falschen Gründen die Fresse eintrete. Darum.

Don?
Ja, Iris?
Das ist schon etwas krankhaft.
Habgier, meine Liebe. Stühle und Frauen kann man nie genug besessen haben. Und jetzt holen wir die Torte.
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Dirt Picture Contest: Brot trocken lagern

Da muss es einen Moment die Erkenntnis gegeben haben, dass man ein angebissenes Brot immer trocken lagern muss. Also nicht auf den regennassen Boden damit, wo es der nächste in die Lücken zwischen den zerborstenen Platten tritt, sondern an einen Ort, wo es geschützt ist und vielleicht dereinst in der kommenden schlechten Zeit, die schon in wenigen Minuten beginnen kann, wenn der Geldautomat nichts mehr hergibt, nochmal der Verdauung zugeführt werden kann. Aber offensichtlich war das Konto noch nicht voll überzogen, deshalb blieb das Brot doh hier auf der Fensterbank liegen.
Kein Problem. Wenn man nach dem Säuberungszustand des Fensters geht, wird der innwändige Bewohner das Problem erst wahrnehmen, wenn die Schimmelflecke sich weiter empor gearbeitet haben.
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Sonntag, 25. März 2007
Öl-für-Kneitinger Mission beendet,

Es ist vollbracht. Unrasiert, abgekämpft und eine Dusche wäre auch mal wieder nicht schlecht. Aber es hat sich gelohnt. Der Bock ist da, wo er hin soll. Unten auf der Strasse wurden dann noch an ein paar Mädchen Pralinen verteilt. So und nur so gewinnt man die Herzen in unterentwickelten Regionen. Ja. Es ist schlimm, dass man sonst nichts tun kann. Man kann sie nicht mitnehmen, die müssen das da drüben selbst schaffen.
Aber solange Bayern noch in der Lage ist, vernünftige Lebensmittel zu produzieren, und solange es mutige Bayern gibt, die ihre Leut nicht hängen lassen, werden weiter Missionen dafür sorgen, dass das Licht der Hoffnung auch in den finstersten Bagderliner Prenzl Slums nicht verlischt.
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Domaingrabber sind auch nicht mehr das,
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Die Kellerkinder von Charlottenburg
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Dirt Picture Content - Richtung Nirgendwo

Es ist nur ein halber Pfeil, ausgesägt aus dem Pressspan irgendeines lang vergangenen Möbelstücks, und er weist in der Lychenerstrasse nach Süden. Vielleicht ein halbherziger Versuch, einen Weg raus aus der Müllkippe zu finden? Ein Hinweis auf eine Party in irgendeinem Keller, weiter vorne?
Vielleicht findet sich eine Lösung während der kommenden Monate, da dieser halbe Pfeil weniger die Richtung als das Versagen der Stadt vor dem Müll zeigen wird.
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Freitag, 23. März 2007
Ich will hier nicht alt werden
Die Frauen hinkten weiter über die Strasse, die Bücklige wackelte dabei langsam hin und her, wie ein Baum im Srturm, und der 5er fuhr konstant weiter. Kein Bremsen, kein lenken, nichts. Sie schafften es genau bis zum Geländer an einer Stelle, wo es keine Lücke gab. Der 5er war schon an mir vorbei, als er wenige Zentimeter von den beiden Alten über das Kopfsteinpfalster rauschte.
Ich würde hier nicht alt werden wollen.
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Hingabe in Bayreuth

Weitere Bilder im GTBlog.
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Transfer

Hermsdorf

Leipzig, Volkshaus

Leipzig Nord

Danke an alle Anwesenden - es war ein grosses Vegnügen. Mal abgesehen davon, dass es wirklich kalt war und ich mich nicht getraut habe, in der originial DDR-Gewerkschafts-Location die Lesung mit den Worten "Liebe Genossinnen und Genossen" zu beginnen. Und die Fahrerei war natürlich auch kein Spass. Noch nicht mal mit Winterreifen (Rausschieben lohnt sich manchmal).
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Donnerstag, 22. März 2007
Und schon wieder zu spät
Sonntags bin ich wieder hier - und dann in Pfaffenhofen auf dem Flohmarkt. Wer Interesse hat, kommentieren oder mailen!
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Danke für die Nachfragen
Wir alle wissen hoffentlich, dass es im Kapitalismus kein "umsonst" gibt. Ausser von Deppen, die an "umsonst" glauben, die dann abgezogen werden. Da steht dann "umsonst registrieren", aber in Wirklichkeit heisst es "Gib uns all Deine Daten". Und genau diesen Trick wendet SinnerSchrader auch bei Bloggern an. Sie machen einen Kongress mit Leuten, die zum grossen Teil kein Mensch braucht: Lukasz von Spreadshirt, der mit seinen Grosskotzbemerkungen über StudiVZ hier eine auf den Rüssel bekommen hat. Den Bolz, den ich ohne Alk nur ertragen hätte, wenn ich die Berliner Politschranzen nicht anderthalb Jahre live erlebt hätte. Mit diesen D-Promis wissen sie genau, dass sie den Laden nicht voll kriegen. Kaum jemand zahlt deren Mondpreise aus eigener Tasche, da werden Budgets verbrannt und Wichtigtuer verschickt.
Der Rest der unverkäuflichen Tickets geht an Blogger. Und zwar nicht dafür, dass sie das Buffet leer fressen und die Erfahrung machen, dass das Ficken von PR-AnjaTanjas kein Spass ist, sondern, damit sie sich bevorzugt fühlen als dolle Blogger in doller Bizznezz-Welt wie der Eingeborene bei der missionierenden Armenspeisung und dafür dem Laden a) Credibility verschaffen und b) ihren Lesern erzählen, was für ne coole Firma diese piefige Klitsche doch ist. Und genau das ist SinnerSchrader: Eine weitere New Media Scheisselaber Agentur, deren Torah Whora mit "Mavens" philosemiteln und ansonsten auf der Suche nach nützlichen Idioten sind, die der Welt erzählen, dass sie irgendwie modern Web2.0 und bloggisch sind. Was man halt so tut, wenn man dumm genug ist zu glauben, dass die einem ernsthaft einen geldwerten Vorteil für umsonst rüberreichen. Sie wollen, dass man die PR für ihren Laden übernimmt. Kein Blog, kein Eintritt. Blogger sollen den Laden schön schreiben. Und es kostet sie keinen verdammten Cent.
Es ist Kapitalismus. Es gibt dort wie bei allen anderen "Wir laden Blogger ein"-Kongressen kein Umsonst, ausser von den Nützlichen Idioten. Es sei denn, man geht hin, frisst das Buffet leer, säuft sich die PR-Gänse schön, kotzt neben die Schüssel, brunzt denen noch irgendwie die Rechnung für Hotel, Fahrt und vergeudete Lebenszeit drauf und schickt den aufgenommenen Podcast, in dem sich gewisse zugekokste Leute über ihre Abrechnungssauereien bei ihrem Kunden unterhalten, an denselbigen weiter, und blogt das dann. Mehr Informationen über diese Klitsche hier und besonders hier.
Und natürlich kann man mit denen so umgehen. Das ist eine soziopathische Branche, die in ihrem Innersten die Prügel soger zitternd erhofft. Also, immer eine in die Schnauze. Der nächste einladende Depp kommt bestimmt.
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Motto des noch jungen Lesetages in Leipzig:
Abgesehen davon ist Leipzig ohnehin Südberlin. Mit Ausnahme des Deutschen Literatur Instituts natürlich, das ist literarisch Lichtenhagen. Ich werde bei der Fahrt Carl Philipp Emanuel Bach hören. Das ist der Sohn, der Berlin hasste und es am Ende wenigstens nach Hamburg geschafft hat.
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Mittwoch, 21. März 2007
Die humoristschen Seiten von StudiVZ
"der wirkt, als wäre er als Prakti in den Kokstopf gefallen"
Alles andere - Geschäftsideen und Exitüberlegungen - an der Blogbar.
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Nein.
vielen Dank für die - sicher als Privileg gemeinte - Einladung zu Ihrer Konferenz in Hamburg.
Nachdem ich die Genese Ihrer Firma und besonders die in die Hände ihrer Gründer geleitete "Rückzahlung" des Börsengewinns als Freund einer betroffenen Person erlebt habe, komme ich gerne einmal vorbei, wenn es bei SinnerSchrader dereinst zur Insolvenzversteigerung kommt. Ich werde dann die Schreibtische Ihrer namensgebenden Gründer kaufen, zertrümmern und das per Video ins Internet stellen. Oder sonst irgendetwas tun, um sie so öffentlich zu demütigen, wie sie es meines erachtens verdienen.
Allerdings hoffe ich bis zu diesem wunderschönen Tag auf Ihr Verständnis, wenn ich mich nicht durch eine angenommene Einladung einer derartigen Firma demütigen lasse. Ganz abgesehen davon, dass ich mir eine bessere Gesellschaft vorstellen kann, als ein paar vortragende Gschaftlhuber und Blogger, die sich für die Ersparnis von ein paar lumpigen Euro Eintritt im Video für Ihresgleichen zum Primaten machen.
Mit freundlichen Grüssen
Don Alphonso Porcamadonna
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E la nave va
Tranquilla sia l'onda,
Ed ogni elemento
Benigno risponda
Ai vostri desir.
Fahre ich direkt auf die Buchmesse? Oder wandle ich durch den dann hoffentlich leicht eingeschneiten Park von Bayreuth? Oder besuche ich den Merseburger Dom?

Transfertage mit Verpflichtungen sind meist unfassbar kurz, und ob sich lohnt, für 3 Stunden durch die Buchmesse zu rennen... Überhaupt, Buchmessen. Ich kenne keinen Autor, der Buchmessen liebt. Man trifft da so viele Leute, von denen man die meisten eigentlich nicht sehen will. Und man sieht so viele schlechte Bücher. Man glaubt gar nicht, was alles gedruckt wird, bis man davor steht. Und wer einen sehen will, kann auf die Lesung kommen.
Also wird mein Schifflein morgen vorerst seine Segel doch eher gen das markgräfliche Bayreuth setzen. Ich war da noch nie im Winter. Eine Schande. Und Schande über die, die ihre Ansprüche hier für Viktualientransporte nicht bald anmelden - morgen ist es zu spät.
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Dienstag, 20. März 2007
Care-for-Berliner-Paket

Und ansonsten hat der Hoflieferant sich wieder viele neue Dinge einfallen lassen. Man weiss gar nicht, was man nehmen soll.
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Fast doch nicht Lesen in Leipzig

Nachdem ich am Samstag während des Interviews mit Fritz zwischenzeitlich mal kurz auflegen musste und gestern noch so schlecht drauf war, dass die Unterhaltung von Youtube, Tom & Jerry gestellt werden musste, hat sich die bayerische Natur inzwischen wieder erfolgreich ihre Bahn gebrochen. Wäre ich nicht Vegetarier, ich könnte ab sofort wieder Schweinshaxn vertilgen. Und deshalb kann ich sagen: Ja.
Ich werde am 22. März, also kommenden Donnerstag, um 21 Uhr im Volkshaus Leipzig sein und mit Lyssa, Modeste, Don Dahlmann, Felix und Thomas Knüwer als handelsgeblätteter Gastgeber Texte aus den jeweiligen Blogs zum Besten geben.
Vielleicht schreibe ich noch einen netten Text über korrupte Funktionäre und Heuschrecken, das würde zur Umgebung nicht ganz schlecht passen - das Volkshaus Leipzig wurde nämlich mitsamt seiner einzigartigen Geschichte letztes Jahr von den Genossen ausgerechnet an Cerberus verkauft.
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Geldkläffer oder die Psychologie der Pudel
Ich verstehe, dass es sie gibt. Die allermeisten dieser Jammerlappen sind Blogversager, die in anderen Bereichen mal gross waren und hier draussen nach Belieben unter die Räder genommen werden: Mehrfachpleitiers, Ex-PR halbbetrügerischer Pleiten-IPOs, Agenturen, für die sich trotz Einkauf von "Top-Bloggern" keine alte Sau interessiert, wenn sie selbst was ins Internet schreiben, und windige Startups, die sich an die Linknutten und Tonnenraussteller dieser und der Schweizer Republik wenden, sowie ein paar Adabeis, die es optisch nicht zu Big Brother geschafft haben und jetzt geil darauf sind, in andere beworbene Container zu ziehen. Kurz:
Hier kläffen Pudel die Wölfe an, weil die niemanden brauchen, der ihnen das Chappi in die Fressnäpfe tut.
Es ist völliger Schwachsinn zu behaupten, die Blogosphäre wäre antikommerziell oder antikapitalistisch. Es ist lediglich so, dass viele Blogger - durchaus auch Leute mit Namen - keine Lust haben, sich in ihrem Hobby nochmal kommerziellen Erwägungen unterzuordnen. zum Beispiel, weil sie anderweitig Geld verdienen - was in gewissen bloggenden Prekariatskreisen nicht vorstellbar ist, aber doch, es gibt Leute, die auch so an ihr Geld kommen. Antikommerziell sind eher die Pudel, die eine Folge daraus nicht begreifen: Wer Geld nimmt, muss auch Gegenleistungen bringen. Und zwar echte Leistungen, und nicht nur devotes PR-Bekriechen seiner Auftraggeber. Dass man sich mit solchen Verhaltensweisen bei den Wölfen keine Freunde macht, ist selbstverständlich. Denn genau dieses Verhalten hat die kommerzielle Blogosphäre inzwischen dahin gebracht, wo sie elendiglich vor sich hinstinkt: Zu Billig-PR, Social Media Optimierungsspam, Aufkleberabzocker, Sektenbejubler, in White-Trash-Container mit Mietbarsystem und zu den Powerpointschubsern der Agenthuren.
Und dann wundert sich dieser Abschaum auch noch, wenn manche Medien inzwischen den Eindruck bekommen, dass in der Blogosphäre was faul ist - was ihnen das Geschäft erschwert, weil sie die Galubwürdigkeit verwerten wollen, die andere aufgebaut haben. Das ändert aber überhaupt nichts daran, dass der grösste Teil der Blogger irgendwo ohne jeden Hintergedanken ihr Ding aufschreiben. Für sich, für ihre Freunde, manche auch für ein ordentlich grosses Publikum und das alles nur, weil sie schreiben wollen. Das allein für sich hat einen absoluten Wert für Schreiber und Leser. Wer meint, dass man darauf ein effizientes Geschäftsmodell aufsetzen kann, hat jetzt nicht wirklich Ahnung vom real existierenden Werbemarkt.
Diese Leute nennen solche Auffassungen "fundamentalistisch" oder "orthodox". Mich erinnern sie an H., den Kollegstufensäufer, der mir damals jeden zweiten Tag blau wie eine Strandhaubitze über den Weg lief. Einer, der eine Anlagen in Alkohol ertränkte und mich irgendwann, stinkend, übermüdet und fast schon besinnungslos anlallte: Sagma wisso dringsn du eignlich kein algohol. Ich mag halt nicht. Ich kaufe auch keine grünen Elefanten, ich brauche keinen Rausch und auch kein Geld für das Bloggen. Mein Leben läuft wunderbar ohne Kotze im Bad, Elefantenscheisse im Hof und Deppen, die scharf sind auf 86% Googlebesucher, weil die doof auf Werbung klicken. Interessiert mich alles nicht. Interessiert mich nur dann, wenn es darum geht, "to keep the bastards out of my backyard".
Es ist ja nicht so, dass man, wenn man auf so etwas angesprochen wird, sich nicht seine Gedanken macht. Aber das Problem, das ich sehe und für das es keine Lösung geben wird, ist die Beziehung zwischen Blogger und Leser. Es ist nicht so, dass ich hier jeden Leser toll finde, aber ich respektiere sie erst mal als Menschen, die sich für das interessieren, was ich schreibe. Das ist angesichts meiner und der Leser Freiheiten weitaus besser, als das, was Journalismus bringt. Im Journalismus jedoch, wie ich ihn betreibe, gibt es eine klare Trennung zwischen Anzeigenabteilung und Redaktion. Und genau das würde wegfallen, wenn ich dieses Blog vermarkten würde. Wollte ich mehr Geld verdienen, müsste ich nach deren Regeln spielen. In der Textform, in den Überschriften, in der Googleoptimierung, ich müsste zu bestimmten Zeiten bloggen, wenn viele Leser kommen, kurz -ich müsste mich anpassen. Ich würde zu deren Pudel werden, ohne dass ich inhaltlich etwas verändern würde. Ich könnte mich vielleicht noch als Wolf fühlen, aber de facto wäre ich auchauf dem Weg zu so einer stinkenden Sofatöle wie MCNilobonvanoligasimoneckuber - um hier keinen persönlich anzusprechen.
Ich bin nicht antikapitalistisch. Ich nehme Aufträge an, wenn sie gut bezahlt sind und ich meinen Spass habe. Und wie bei allen anderen Hobbies ist Spass das treibende Element hier draussen. Die Blogosphäre ist ein riesiger, lustiger, amüsanter Vergnügungspark, ein Bacchanal der Textsinne, und es wird mir hier nie langweilig. Es ist das Schlaraffenland, wo einem die gebratenen Textgänse, Forellen und mitunter auch Enten in den Mund fliegen - man muss nur danach schnappen. Ich glaube, die einzigen, die hier nie Spass haben werden, sind die kläffenden Pudel, die hier wegen den verschimmelten Schlachtabfällen der Medienindustrie auflaufen, nach denen sie süchtig sind. Verhungern oder langsam an diesem Frass krepieren - das sind ihre Alternativen.
Ich sagte ja: Es ist ein Heidenspass hier draussen. Für Wölfe.
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Montag, 19. März 2007
Ich find den Michi gut
Ich habe bekanntlich ein paar Jahre in der Munich Area mitgamacht, wo ähnliche Ignoranten nicht nur behaupteten, das Internet zu können, sondern sich auch einreden liessen, wie toll das sei. Internetdeppen gab es auch in Nordrhein-Westfalen bei den Sozis, die sich allen Ernstes von einer Handelsblatt-Tochter ein PR-Projekt namens GH100 aufschwatzen liessen, und in Bremen mit einem E-Commerce-Professor, dessen Uni von einem Telefonunternehmer gesponsort werden sollte, der dann pleite ging, und was da an Irrsinn mehr war. München, und ich bitte mir da zu glauben, München jedoch war der Platz, wo die grösste politische Unvernunft auf die grössten Finanzmittel und zugleich die ruchlosesten Gründer traf. Nichts, noch nicht mal Sophia Antipolis oder die Tel Aviv Area, war mit dem Morast vergleichbar, den die Privatisierungserlöse des Freistaates in Zusammenarbeit mit einer komplett versagenden Ministerialbürokratie und ihres Umfeldes verursachten; angefangen bei zwei konkurrierenden Ansiedlungsagenturen bis zum Niedergang von EMTV, Kirch, und aberhundert Firmen.
So ein Typ wie der Glos, der den Sparifankerln ohne Nachsicht ins Mikro sagt, dass ihn der Schmarrn nicht interessiert und damit verdeutlicht, dass sie nie so nah an ihn rangeschleimt kommen werden wie ein normaler Mittelständler aus dem bayerischen Wald, einer, bei dem klar ist, dass sich daran nie wieder was ändern wird und er das Geschmeiss da draussen im Netz zutiefst verachten würde, wenn er es wahrnehmen täte - so ein Mann ist der Richtige am richtigen Ort just zu der Zeit, als es sich zeigt, dass man den 2000er Abschaum doch besser auf die Galeeren geschickt hätte - und falls jetzt jemand sagt, dass Galeeren heute erheblich unter dem Wasserspiegel liegen: Egal! Auch nicht tiefer als die Aktienkurse ihrer bombensicheren Investments.
So ein Michi wird nie so dumm sein, dieses Land nochmal in eine Aktienhysterie zu treiben. Er wird keine Pleitiers zu Internetbeiräten machen, er wird keine Staatsmillionen zur Förderung von Onlinedreck rausrücken, an denen sich der Agenthurendreck bereichert, er wird sie mit ein paar Brocken abspeisen, damit sie ihm den Kot von den fränkischen Reitstiefeln lecken, kurz: In all seiner Beschränktheit sorgt er dafür, dass sie bekommen, was sie verdienen.
Und unser Internet noch lange frei bleibt von expansionsirren Ministerialdirigenten und anderen bedrängnissen, die wir schon mal hatten. Es geht prima ohne sie. Wer etwas anderen meint, mag sich den Glos-Podcast vorstellen, beraten von den Haffa-Brüdern, getextet von Bernd Kolb und produziert von SinnerSchrader, und Ihr alle müsst ihm dann unter dem Lobpreis von Mark Pohlmann bei der Next07 den Staub vom Rocksaum lutschen.
Will jetzt noch jemand einen interneterfahrenen Wirtschaftsminister?
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Das gibt es nicht nur in Gelsenkirchen
Es gibt allerdings noch Ausnahmen: Deutscher Historismus und - Gelsenkirchner Barock, gewissermassen die Antibewegung zum Bauhaus und der dominierende Stil der 20er bis 50er Jahre des letzten Jahrhunderts, der dann von Eiche Rustikal abgelöst wurde. Beim Historismus findet im Moment das gleiche Umdenken statt, das in England die victorianische Epoche zu neuer Blüte verholfen hat, schliesslich war es die letzte Epoche vor dem massenhaften Aufkommen der billigen Fabrikmöbel. Ungeliebt, verachtet und zu billigsten Preisen bei den Wohnungsauflösern schmachtet dagegen das als Nazistil verhasste Gelsenkirchner Barock, kongenial zum Ausdruck kommend in den dickbäuchigen, geschwungenen Küchenschränken dieser Epoche, die von den Träumen der Krisen und Kriege sowie ihrer Erfüllung im Wirtschaftswunder erzählen.

Kritiker werden zudem einwerfen, dass diese Dekoration ausgerechnet der Küche ein Symbol der Unterjochung der Frau an Heim und Herd ist. Und natürlich ist so ein Stück mit seiner Glasvitrine und der Spiegelfurnierfront das Gegenteil der Frankfurter Kücher unserer verehrten Margarete Schütte-Lihotzky. Es ist ein Stück für das lange Arbeiten der Hausfrau, und nicht für die schnelle Küche der Angestellten, an die man in den 20er Jahren in fortschrittlichen Kreisen dachte. Und mutmasslich ist es auch ein Nazimöbel, gefertigt nach 1933.
Wie seine französischen Cousins, die unter dem Begriff Art Deco laufen. Oder die Vettern aus Amerika, die man gern als Streamline Design verkauft. Oder schlicht und einfach 30ies, das Branding, mit dem diese Dinge hierzulande gekauft und dann in Italien und England weiter verkauft werden. Zu horrenden Preisen, was niemanden überrascht, der einmal eine Tür öffnet: Das ist Vollholz, hier gibt es kein Pressspan wie nach 1945, Vorkrieg, und Edelholz in der Küche könnte sich heute kein Mensch mehr leisten.
Also, was tun? Verbleiben in der alten Ideologie, die alles schlecht macht, was der Zeit entsprungen ist? Akzeptiert man die Urteile der Gegenwart, statt die Chancen der Zukunft zu nutzen? Heute noch ist es kontrovers, die Hälfte der Besucher werden schaudern - aber in 20 Jahren wird die andere Hälfte wissen wollen, woher man so etwas bekommt.
Letztlich geht es nur um die Frage, wie man Gelsenkirchen los wird.
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