: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 20. April 2009

Bayerisches Liedgut für die Amerikaner

"Do legst Di nieda,
und schtehst nimma auf,
do kegst Di nieda.
mia genga olle drauf."

Reichlich am Anfang der Krise ging ich über einen Biergarten in der Stadt, der sich auf einem offenen Platz befindet. Dort sassen zwei, der eine, rund und feist und rot im Gesicht, angetan mit einer grünen Lederhose und einem rotkarierlten Hemd, hatte eine Gitarre und sang das. Er lachte mich dabei an.

Es war der Tod.

Und ich wusste, es würde schlimm werden.

Heute nun ist der Tag, an dem man froh sein darf, dass es bei uns noch sowas wie einen Generationenvertrag und nicht die von allen Neoliberalalas geforderte Rente hauptsächlich über den Kapitalmarkt gibt. Bei naked Capitalism gibt es eine schöne Zusammenstellung der Sauereien aus dem Dreieck Politik, Privatwirtschaft und Rentenfondes. Haarsträubend. Das kann nicht gut gehen.

Ich weiss nicht, ob das, was da aus der äussersten amerikanischen rechten Ecke kommt, wirklich so stimmt, aber bei egghat kann man es ohne Besuch dieser Typen nachlesen. Demzufolge hätte der Belastungstest der grossen amerikanischen Banken ergeben, dass 16 von 19 bei der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung technisch pleite sind.

Wer hat eigentlich in den letzten Wochen was von "Das Schlimmste ist vorbei" geschrieben? Do legst Di nieda...

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Montag, 20. April 2009

Es gibt Beiträge

für die würde ich zahlen, wenn ich sie in der FAZ schreiben könnte.



Es ist vielleicht nicht klug, das zu schreiben, und vielleicht ist es auch nicht weise, solche Sachen wie meine Befürwortung der Neureichensteuer zu schreiben, aber hey! Man lebt nur einmal.

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Sonntag, 19. April 2009

Sieben Bilder

die mir gefallen, aber für die es weder einen Platz noch eine Gesichte gab.



Mantua, Nacht, nach einer Regenfahrt und dem letzten Essen an der Piazza Ducale: Manche sitzen noch draussen.



Siena, gleich hinter dem Stadttor vor der Kirche mit den vielen Schnecken.



Rom mit der Erleuchtung von oben.



Und das gleiche nochmal, diesmal für den Mönch.



Die einen sündigen offen, die anderen im Verborgenen.



Das ganze Lokal in Arezzo roch atemberaubend nach Trüffel. Man badete in Trüffelduft.



Junge Veroneser.

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Samstag, 18. April 2009

Citi macht Gewinne mit Verlusten

Rechnen mit Beistand von oben ging früher so: Da kam ein Engel und sagte was, man schrieb es auf, und jahrhunderte lang glaubten es die Menschen.



Die Citigoup, vielleicht erinnert man sich, war jene Bank, die mit einem angeblich an die Öffentlichkeit "geratenene" internen Bericht über bessere Einnahmen die aktuelle Rally an den Börsen ausgelöst hat. Heute sind die Zahlen tatsächlich rausgekommen, und es ist nach fünf Quartalen der Verluste ein Gewinn. Und was für einer:

"Citigroup posted a $2.5 billion gain because of an accounting change adopted in 2007. Under the rule, companies are allowed to record any declines in the market value of their own debt as an unrealized gain. The rule reflects the possibility that a company could buy back its own debt at a discount, which under traditional accounting methods would result in a profit."

Den Irrsinn kennt man aus dem letzten Jahr. Es war, glaube ich, die in Schieflage geratene Investmentbank Merril Lynch, die auf diese Weise auch Gewinne ausgewiesen hat. Bis kurz vor dem Notverkauf. Ohne diesen Irrsinn, nach realen Zahlen, hat Citi wieder einen Verlust gemacht. Die Börsendeppen freuen sich trotzdem. Keine Bilanzfälschung. Alles legal. Man versuche das selbst mal: Kredite aufnehmen, nicht zurückzahlen, warten, bis die Bank die Kredite an ein Inkasso weiterverkaufen will, und dann die theoretische Verkleinerung der Schulden als Anlass nehmen, die Kreditkarte damit zu decken. Geht nicht, solange man keine amerikanische Bank ist.

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Zurück zun den harten Themen

Standortdebatte, Irland, Tegernsee und alte Männer: Vielleicht sollte man wirklich mal vor der Bundestagswahl all die Namen der angeblichen Wirtschaftsexperten rauskramen, die in den letzten Jahren Irland als Beispiel hingestellt haben. Könnte helfen. Gegen Wiederwahl und andere Formen des Kriegs von oben gegen den Staat. Steht bei der FAZ. Jaja. Doch.

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Freitag, 17. April 2009

Man muss es relativ sehen

Wer in den vergangenen Jahren hierzulande in Fonds einbezahlt hat, die amerikanische Gewerbeimmobilien finanziert haben, hat immerhin 4 fette Jahre mit Traumrenditen gehabt, und wer rechtzeitig raus ist, hat absolut keinen Grund zum jammern. Amerikanische Gewerbeimmobilien waren einer der Bereiche, die sich wirklich gelohnt haben, auch wenn sie auf dem grauen kapitalmarkt angeboten wurden. Eine Stütze der Szene. Mochte das deutsche Wohneigentum auch eine Schrottimmobilie sein und die deutschen Kaufhallen ein Betrug - wer reich war, und seine Amis gut eingemischt hatte, kam trotz allem noch mit einer guten Rendite raus. Es sind nicht alles Betrüger.

Aber, wie ich hier nun schon seit etwas mehr als einem halben Jahr sage:

Ich sage hier schon länger, dass Gewerbeimmobilien das neue Subprime sind.

Ja, die Pleite von General Growth Properties ist schlimm. Sie ist sowas wie das Bear Stearns dieses nach Wohnungen und Büros wichtigsten amerikanischen Bausektor. Die deutschen Banken werden Blut und Wasser schwitzen, denn sie sind nicht zufällig dabei. Sie sind dabei, weil es die Jahre davor ein grandioses Geschäft war, an dem sie auf vielerlei Arten verdient haben. Das Geld, das sie jetzt verlieren, haben sie immerhin auch schon mal verdient.

Und jetzt?

Nun, man wird versuchen, die Immobilien zu versteigern, keine guten Preise erzielen, die dafür aber grossflächig, was bedeutet, dass auch andere Gewerbeimmobilien schlechter bewertet werden, damit unter den Schulden liegen, die sie bedienen müssen, und dann kommt der Moment, da man die Kredite erneuern muss und - ach, das ist alles gar nicht lustig.

Aber wie gesagt: Wer 2007 ausgestiegen ist, als wirklich jeder lumpige Chefarzt mitspielen wollte, ist gut gefahren.

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Aufgrund der üblichen Beschwerden

nämlich jener, dass ich allen auf meinen Reisen nur etwas vorkauen würde und sie nichts abbekämen, haben wir heute einen sehr langen, kargen und freudlosen Beitrag unter anderem über die Ikonographie von Pisanellos St. Georg in Verona geschrieben.



Und ganz unten gibt es dann eine Verlosung eines Fresspakets.

(Die dreideutige Wortschöpfung "Popstmoderne" reklamiere ich hiermit für mich)

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Donnerstag, 16. April 2009

Surreal

Es sind diese Tage des späten Winters, der gleichzeitig, ein paar Meter weiter unten ein früher Sommer ist, die den See so überirdisch schön und gleichzeitig so falsch, so erfunden scheinen lassen. Auf den Blaubergen funkeln die Eisplatten, auf dem See gleisst das Licht. Alles auf einmal und zu viel, um echt zu sein.



Hier ist es wirklich so. In einer anderen Zone für reiche Leute gibt es das auch. In Dubai. Nur noch extremer. Wie extrem, steht in einem immens langen Beitrag des Independent, schon ein paar Tage alt und womöglich schon durch die Blogs gegangen, aber wenn man diesen Monat einen Beitrag gelesen haben muss, dann ist es dieser Bericht zwischen Milliardenschulden und Sklaventum, zwischen Marmorhallen und Fäkalien und Gift im Wasser.

Zu der Zeit, da ich die Bank für den Tegernsee abräumte, gab es dort übrigens noch Immobilienangebote für die Palmeninsel zu bestaunen.

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Mittwoch, 15. April 2009

Jungs brauchen grüne Spielzeuge

Heute Nachmittag, am schönsten Spielplatz des Landes:



heute Nachmittag also sass ich am See, in einem Strandcafe neben dem Spielplatz, und hörte mir die Bedrängnisse meiner hiesigen Mitbewohner an.Zum beispiel, dass es in Östereich einfach Dinge gibt, die man hier nicht bekommt. Nicht nur die Abschaffung der Erbschaftssteuer, sondern auch Käse und Gemüse und echte Bergbauernbutter und überhaupt ist es dort alles besser. Zwar hat inzwischen auch der Supermarkt in Dürnbach ein Schild aufgehängt, dass man keine Eier aus Käfighaltung anbiete, oder sie aus anderen Ländern importiere, aber das reicht nicht. Ganz erstaunlich. Ich weiss noch, wie es darum vor 1o Jahren noch grosse Debatten gab, und da waren die Naturbefürworter in der Minderheit. Heute verbietet eine CSU-Ministerin Genmais. Damals hiess es, man könne sich Bio nicht leisten. Heute sagen sie, sie könnten etwas anderes ihrem Körper nicht antun, und jetzt bitte noch einen Milchcafe, der wird übrigens mit Milch aus der Region...

Ich nicke viel und bin ganz froh, niemandem meine Haltung mehr erklären zu müssen. Die konservative CSU-Stammwählerschaft ist längst grün wie Galle, die haben sich wirklich angestrengt in den letzten Jahren, und vielleicht setzen sie gerade auch zum Überholen an: Denn heute Nachmittag verschwand im Internet ein Inserat, und das Spielzeug, das da inseriert wurde, und das ich erwerbe, weil, oh je, lange Geschichte, im Prinzip ist es so, dass ich jemand versprochen habe, mit ihr ein paar Spielereien zu machen, und aufgrund ihrer persönlichen Lebensplanung reicht aber das alte Spielzeug nicht aus, also muss ein neues Spielzeug her, und das ist, ich bedaure es, nicht biologisch-dynamisch. Weder biologisch, noch besonders dynamisch. Wenigstens ist es grün. Sehr grün. Sie werden mich trotzdem hassen.



Nicht nur sie, nehme ich an. Ich denke, das wird eine spannende Mille Miglia 2009.

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Wie die Reise endet

warum das Papsttum am Ende ist, wie auch der Autor, und warum das, alles nichts gebracht hat. In der FAZ und in Orvieto.

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Dienstag, 14. April 2009

Die Haut

Die letzten paar Reisen bin ich in Italien gewesen, ohne Tierhaut zu erwerben. Ich esse bekanntlich kein Fleisch, was in Italien manchmal die Auswahl erschwert, aber nachdem leder ohnehin bei der Fleischprodujtion anfällt und ich nicht gerade mit Jesuslatschen herumlaufen möchte, greife ich gemeinhin zu Lederschuhen. Besonders in Italien. Bis vor zweieinhalb Jahren.

Danach sass die Copilotin auf dem Beifahrersitz und kümmerte sich beim Schuhkauf um Standards. Meine Füsse sind nicht gleich gewachsen, was die Suche nach passenden Schuhen erschwert, und seit einem Missgeschick mit meinem kleinen Zehen ist die Auswahl noch enger geworden. Ich unterscheide Schuhe nach den Kriterien "passt", was selten ist, und "passt nicht", was die Regel ist. Legt man nun den Qualitätsfilter der Beifahrerin drüber, die Leder, Nähte und Machart besonders begutachtet, bleiben eigentlich nur extrem teure Schuhe übrig, die sich bei mir aber nicht lohnen, weil ich sie mit meinen unterschiedlichen Füssen und Druckpunkten so oder so schleunigst ruiniere. Wirklich. Ich habe eine Menge Erfahrungen mit Schuhen von Bally: Es macht keinen Sinn. Eigentlich wäre ich der ideale Kunde für Moonboots im Winter und Plastiksohlen im Sommer. Wie auch immer, die Copilotin blickte jedesmal streng drein, wenn meine Hand nach minderwertigen Lederwaren griff, und so liess ich es dann auch bleiben, während die Copilotin jedesmal viel Platz für eigene - aber das ist eine andere Geschichte. Wie auch immer, diesmal lag Nebel über dem nördlichen Gardasee, wir hatten noch 2 Stunden Zeit, um den Jaufenpass 3 Stunden nach der offiziellen Schliessung zu erreichen, und so versuchten wir es erneut an einem Ort, den die Copilotin schon bei einem ersten Versuch als nich angemessen eingestuft hatte, und siehe:



Es gibt sie noch, die Schuhe, die mir zusagen und passen, der Copilotin zusagen, preislich nicht gleich auf dem Niveau des Hauses B. liegen und obendrein durch Handarbeit einen scheingebrauchten Touch haben. Manche werden sagen, dass zweifarbige Budapester ein wenig aus der Mode sind, aber unmittelbar davor bin ich die Gardesana hoch und habe beschlossen, dass ich dieselbe im Sommer gerne mit einem Wagen fahren möchte, der exakt zu diesen Schuhen passt. Vielleicht probieren wir auch ein gebloggtes Wettrennen aus: Ich und die Copilotin rasen in einem Audi R8 von Frankfurt aus durch die Schweiz nach Monte Carlo, um dort 50.000 Euro im Spielkasino zu verjuxen, und in Frankfurt hat ein Zocker ebenso lang Zeit, seine 100.000 auf ebenfalls 50.000 Euro zu reduzieren. Das wären dann die passenden Schuhe.



Und ausserdem gab es, auch hier wieder ohne Widerspruch, in Italien den passenden, gebrauchten Koffet für das Bare: Innen Hirschlederfutter, aussen Rindsleder, offensichtlich keine Fabrikware, Messingbeschläge und genau die Art Koffer, in denen der Mafioso dem Politiker einen Besuch abstattet. Und weil meine diversen Uhren bislang in einem Fach des Koffers auf dem Gepäckträger grossen Risiken ausgesetzt waren, fanden wir in einem kleinen, genau richtig riechenden Handwerkerbetrieb gleich an der Engelsburg auch noch eine spezielle Tasche für Uhren, Karten und einem Extraband für Manschettenknöpfe für, man darf das gar nicht laut sagen, jedenfalls: Die Zeiten, da ich Angst haben musste, die Rolex könnte die Longines zerkratzen, sind durch Einzeltäschchen aus Hirschleder erst mal vorbei.



Und dann war da noch die vorletzte Unterkunft, in der man alles hätte mitnehmen können, in der nichts Schlechtes oder - mit Ausnahme von Matratzen, Bettzeug und ähnlichem - Neues zu finden war, in der man inmitten der Familienerbstücke residiert. Die Copilotin sah es und meinte, es würde mir sicher gefallen, und abgesehen davon, dass so ziemlich jeder Gegenstand mich daran gemahnte, dass ich so etwas nicht habe, oder solche Ideen nicht hatte - der Computer etwa war hinter einen Paravent verborgen, und den Mut, einen Tisch in Hellblau und Gelb zu streichen, hätte ich nicht - mal abgesehen von diesen, auf mich selbst zurückzuführenden Makel fand ich es wirklich grossartig. Da waren etwa zwei kleine Terrinen auf der Anrichte, die, ach... In Mantua stand ich dann vor dem Schaufenster eines Juweliers, und dort standen sie dann, erstklassige Nachschöpfungen barocker Originale einer französischen Firma, die es seit zwanzig Jahren nicht mehr gibt und deren feinste Produkte nach längerer Zeit im Lager 2009 zum Preis von 1979 angeboten wurden. Ideal, wenn man etwa im Sommer draussen Erdbeerquark...

Bleibt nur eine Frage, auf die ich keine Antwort weiss: Warum habe ich nur zwei genommen? Aber demnächst bin ich wieder dort, und wenn ich dann nach der ganz grossen Anschaffung und deren Reparaturen und sonstigen Kosten noch Geld haben sollte, werde ich dort nochmal vorbeischlendern. Denn das Leben ist für Bescheidenheit viel zu kurz, und wenn man alt und krank ist, hilft einem auch die schönste Terrine nicht weiter.

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