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Donnerstag, 30. April 2009

Ex-181XUR

in Dover, vor der Überfahrt.






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Statusmeldung

Auto und Team ganz und gesund und nur ein wenig übernächtig in Frankfurt angekommen. Erst die Torte, dann das Bloggen.

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Mittwoch, 29. April 2009

Noch einmal ordentlich Essen.

Denn morgen gibt es bis Dover Zwangsdiät. Wenn der Wagen vorher zusammenbricht, werde ich es entweder anderweitig zur Fähre schaffen, oder verhungern. Was mannhafter als das langsame Krepieren durch die englische Mängelküche ist. Aber dann, Frankreich!

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Die Deutsche Bank und das kurze Hirn der Johurnaille

Heute könnte ein guter Tag für den deutschen Journalismus werden: Am Beispiel der Deutschen Bank nämlich kann man diejenigen Standesbeschmutzer dingfest machen, die man problemlos feuern und mit Berufsverbot belegen könnte.

Da stellt sich die Deutsche Bank also hin und sagt im Kern zweierlei: Im ersten Quartal gab es mit 1,19 Milliarden wieder Gewinne auf dem Niveau von 25% Eigenkapitalrendite für das laufende Jahr. Und die Deutsche Bank sei so gut, sie brauche keine Staatshilfen.

Beides muss man aber etwas genauer betrachten. Die Bank macht Gewinn - aber der Grund ist nicht ihre tolle Investmentsparte, die Buchgewinne schreibt, sondern schlicht und einfach die staatliche Rettung der Kreditversicherung von AIG in den USA.Aus diesem Miltimilliadentopf des an sich insolventen Versicherers hat die DeuBa 9,1 Milliarden Euro erhalten. Ohne Rettung der AIG, also indirekte staatliche Zuschüsse, wäre es mal spannend zu wissen, was die DeuBa sonst hätte ausweisen müssen, angesichts des rückläufigen Geschäfts in anderen Bereichen. Wer sich als Journalist wundert, warum die Aktie jetzt einbricht, hat in diesem Beruf nichts verloren: Das Problem dieser Bilanz sollte allgemein bekannt sein.

Und zum Thema Staatshilfen: Die DeuBa hat sich bei der Übernahme der Postbank extrem verspekuliert, und hätte deren Aktien zum teilweise sechsfachen des Börsenkurses kaufen müssen. Im Januar dieses Jahres wurde der Deal dann modifiziert, weil die DeuBa offensichtlich mit ihrer Eigenkapitalquote ins Schleudern gekommen wäre. Nun ist es so, dass sich die Post wechselseitig an der DeuBa beteiligt - und die Post wiederum gehört zum grossen Teil dem Staat. (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,601288,00.html) Wenn Ackermann jetzt behauptet, seine Firma bräuchte keine Staatshilfen, hat er offensichtlich vollstes Vertrauen in die Unfähigkeit der deutschen Johurnaille. Denn ohne die indirekten Staatshilfen durch AIG und die Post sähe nicht nur das Quartal, sondern die ganze Deutsche Bank ganz anders aus. Aber wo bitte lese ich den Beitrag, der sich damit auseinandersetzt? Wo schaut mal einer genauer nach?

Ach so. Sie sind damit beschäftigt, das Ende der Krise und die Kräfte des Kapitalismus zu seiner eigenen Rettung herbeizureden. Na dann. Die NYTimes hat jedenfalls schon mal Ungemach für das nächste Quartal.

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Dienstag, 28. April 2009

So mag er fallen

Seit etwas mehr als einem Jahr gehe ich regelmässig in die Berge. Wenn ich am See bin, gehe ich eigentlich jeden Tag. Die Neureuth mit ihrem grandiosen Blick bis zu den Zentralalpen ist nur ein paar Minuten entfernt, und rauf und runter schaffe ich inzwischen trotz Heuschnupfen und Tabletten in weniger als 2 Stunden. Zu Beginn habe ich erheblich länger gebraucht, und war nachher tot. Heute ist das der Abendspaziergang. Ich gehe gern als Letzter hoch, dann habe ich den Berg für mich alleine



Gestern brauchte ich sogar etwas weniger als zwei Stunden, weil die klimatischen Bedingungen optimal waren, und ich ausserdem etwas verspätet am Fuss des Berges angelangte. Also rannte ich in einer Stunde und sechs Minuten hoch. Runter ging ich dann beschwingt und locker, bis ich ausrutschte. Es ist unvermeidlich, dass man sich mal gscheid hilegt, und es hat länger als ein Jahr gedauert, und obendrein war es an einer läppischen Stelle - am Leonhardstein, auf dem Wintersteig zum Hirschberg oder im Felsen des Riedersteins wäre es weniger spassig geworden. Obendrein hat es mit einem Jahr wirklich lang gedauert, andere sind da längst erfroren, abgestürzt oder mit Beinbruch im Krankenhaus. Bei mir ist es nur das Knie und eine Sehne am Rücken; nichts, was mich aufgehalten hätte, trotzdem nach zwei Stunden wieder unten zu sein. Und die blutverschmierte Hose sieht dramatischer aus, als es war.

Trotzdem war mein erster Gedanke -oh weh, wenn jetzt was passiert ist, kann ich nicht Autofahren. Ich dachte an die schwergängigen Gaspedale und die LKW-Bremsen meines Altneuwagens, den ich übermorgen abholen und 700 Kilometer weit fahren muss, an Blattfedern und eine Lenkung, die noch einen ganzen Mann und nicht nur einen halben Krüppel braucht. Aber es geht schon wieder.

Vermutlich, sah ich dann daheim, war das Schicksal mit mir so gnädig, weil es für den Tag schon genug Unheil am See angerichtet hat. Die Schockermeldung des Tages kommt aus London und betrifft das berühmte Gebäude "The Gherkin". Kurzversion: 9000 Anlegern der Deutschen und Dresdner Bank "gehört" die Hälfte dieses Wahrzeichens des letzten Booms, und mit ihren ungefähr 200 Millionen Euro hat man einen Kredit mit 250 Millionen aufgenommen, um die Hälfte des Turms zu kaufen. Das Eigenkapital war in Pfund, und der Kredit in Schweizer Franken. Ein Carry Trade. Nun wurde das Gebäude neu - und erheblich niedriger bewertet, und mit dem Aufstieg des Schweizer Frankens stiegen auch die Schulden. Anders gesagt: Das Eigenkapital ist weg, mehr als weg, Dividenden gibt es nicht mehr, und wenn noch weitere Probleme auftauchen, wird man auch über Nachschusspflicht reden müssen. Vermögen verschwunden, Schulden immer noch da. Man sollte mal ein Wort mit seinem Anlageberater reden. Und hoffen, dass man das Projekt nicht selbst geleveraged hat, wie das bei den Ostimmobilien noch üblich war.

Das sind genau die Immobilienanlagen, von denen ich immer abraten würde. Auch die feinste Adresse kann zu teuer gekauft werden. Auch die beste Lage bringt nichts, wenn es zu viel Büroraum gibt. Und wenn man mit Carry Trades ganze osteuropäische Länder ruinieren kann, braucht man sich auch als Investor unten am See nicht wundern, wenn man den Gegenwert von durchscnittlich zwei 911ern erst mal abschreiben kann. Do legst di hi, mei liaba.

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Lange wurde ich gefragt,

wie ich eigentlich "Reichtum" definiere. Ich glaube ja nicht an die Beständigkeit der Werte, sonst wäre ich weder Flohmarktgeher noch Kulturhistoriker. Also nehme ich Zuflucht zu einer defintion, die die Krise der Werte als Massstab für Reichtum nimmt. Auch, wenn ich mich damit in der FAZ natürlich vor die Tür des Reichtums setze.

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Montag, 27. April 2009

Der Nabel aus der Nachbarschaft

Auf Dienstreisen stoltert man doch ab und an über das eine oder andere Mitbringsel: Schokolade, Stifte, mancher Manager aber auch über eine Geschlechtskrankheit und ich zumeist über irgendeine Antiquität, die ich mir nicht leisten kann. Unterwegs sieht man nur das Offensichtliche, das Ostentative, die Schaufenster. Und so kommt es, dass ich immer in Verona begierig ein Chamäleon aus Murano begaffe, der dort nun schon seit Jahren auf einen potenten Käufer wartet. Ich brauche ganz sicher einen ein Meter langes Chamäleon, aber es ist lustig mit seiner gierigen, langen, roten Zunge. Würde ich es haben, stünde es auf meinem Schreibtisch und streckte die Zunge meinen Besuchern heraus.

Die Copilotin begafft im gleichen Laden eine nun auch schon etwas länger dort stehende Statue von Chiparus. Dergleichen kostet leider schnell mal 12.000 Euro oder mehr, und selbst kleinste Werke anderer Meister kosten um die 2000 Euro, wie ich in Rom erfahren durfte. Durchaus mit Patina und keinesfalls so, dass man ohne Fachkenntnis auf diesen Preis kommen müsste. Originale eben. Zu gut, dass es schon in den 30er Jahren eine rege Nachahmertätigkeit gab:



Denn diese junge Dame stand heute in Pfaffenhofen zum Verkauf. 40 cm hoch, sehr elegant und erstaunlich gut dem Original nachgebildet. So, dass man schon wirklich genau hinschauen muss, um zu erkennen, dass es nur eine Kopie ist. Die werden heute natürich auch wieder nachgemacht, kosten aber in dieser Qualität auch schnell 2, 3000 Euro. Das hier ist gewissermassen das kopierte Original der Kopien. Meines Erachtens vom Ausdruck des Gesichts her keinesfalls schlechter als das Original. Und erst der Bauchnabel!



Diese Eleganz also findet man nicht, wenn man tausende von Kilometern reist und die Strassen der teuren Händler abklappert, sondern einfach so, auf dem Antikmarkt in der Nachbarschaft. Neben etlichen Leuten, die natürlich auch Veroneser Preise verlangen, neben Anbietern moderner Nachformungen originaler Nachbauten des Biedermeier, das eigentlich Niedermeier heissen sollte, so niedrig sind ihre Motivationen. Der Nabel bleibt hier am See nur kurz Gast, bevor er seine neue Besitzerin erfreut, aber es gab ja auch genug anderes: Noch ein paar Kitchenschnitzereien für eine nackte Wandecke, ein Bild, nagelneue Roadtserkappen aus der Zeit um 1930, die nie getragen wurden und wie neu sind. Es war nett, heute in der Nachbarschaft. Viel besser als Rom, wo die Vergolder erst bei ein paar hundert Euro für ihre alten Fragmente anfangen, oder Verona, wo das Chamäleon noch lange seine Zunge herausstrecken wird.

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Ich fliege nicht gerne

Fliegen ist nervig. Es fühlt sich lahm an, wenn man drin sitzt, es ist im Zubringer lahm, man muss früh aufstehen und sitzt neben Menschen, die man sich nicht herausgesucht hat. Auf meinem ersten Rückflug von Düsseldorf litt ich auch noch unter einem verdorbenen Kartoffelgratin. Seitdem mache ich Gratin nur noch selbst, und ich habe es nicht mehr mit dem Fliegen. Dass ich nun auch noch eine irische Luftfahrtgesellschaft nehmen musste, ist nichts, was meine Laune heben würde. Bei El Al bin ich immer versucht zu fragen, ob sie auch trejfes Essen haben. Bei den Iren werde ich mein Notkondom daheim lassen, sonst blase ich es bei den katholischen Ayathollas noch auf.



Abgesehen davon: Fliegen hat so absolut nichts vornehmes mehr. Schon bei der Buchung kommt man sich vor, als würde man ein Bild-Abo abschliessen. Es ist gar nicht klug, nebenbei Bilder von der fahrt durch die Toskana anzuschauen, und der Umstand, dass man sich damit wenigestens Regionen nördlich des Mains erspart, hilft auch nicht wirklich weiter. Man ahnt: Das ganze hat eine tiefere Bedeutung, sonst würde ich es einfach nicht tun, und schon gar nicht mit dem Ziel in einem Land, das kulinarisch so ansprechend wie Kacheln aus dem Kühlwasserbecken von Sellafield ist. Aber die Formalitäten sind geklärt, das Geld grösstenteils überwiesen, es gibt eine Kurzzeitversicherung und mein Gefühl, dass mich die alte Dame, die ich abhole, nicht hängen lassen wird. Es ist auch ein gutes Zeichen, wenn man einen Monat nach der inneren Entscheidung, die quasi Liebe auf den ersten Blick war, nichts gefunden hat, was einem besser gefallen würde. Ich bin ansonsten reaktionär genug, jetzt eben mal wieder eine Runde jugendlicher Leichtsinn. ich glaube, ich habe keinen Fehler ausgelassen, es wird schon gut gehen.



Was sehr erstaunlich ist: Ich rechne nicht um. Ich sage mir nicht wie in vielen anderen Dingen, was ich sonst dafür bekommen hätte: Biedermeiertische, Silberkannen, Supraporten, Edo-Emaille, ein paar Dutzend Bücher der Jesuiten und ihrer Feinde. Ich sage mir: Das ist eine langfristige Sache, ich will das auch noch in 30, 40 Jahren haben. Der Verkäufer trennt sich davon, weil er wie schon der Erstbesitzer zu alt dafür ist. Um hier mitzuspielen, braucht man unter 20 Jahren gar nicht erst anzufangen. Es wird ein lahmer Flugauftakt zu einem langen Besitzverhältnis.

Meine Frau Mama liegt mir übrigens schon länger in den Ohren, ich sollte mir endlich mal ein neues Auto kaufen, ein normales Auto mit vier Türen und ordentlichem Kofferraum und einem richtigen Dach. Nur neu ist es nicht, aber man kann nicht alles haben. Und wenn demnächst der Euro gegen das Pfund abstürzt und die Preise durch andere deutsche Käufer wieder steigen, steht man nur da und denkt sich: Hätte ich doch damals. Es gibt wenige klügere Gedanken zur eigenen Dummheit.

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Samstag, 25. April 2009

Wie gut, dass es England gibt

Vielleicht sollte ich nächste Woche, wenn ich in England bin, die Rücksitze vermieten. Obwohl ich dank meiner Grosstante seit frühester Jugend anglophil geprägt bin, und Serien wie "Das Haus am Eton Place", "Der Doktor und das liebe Vieh" und später "Brideshead revisited" zu den wenigen TV-Erlebnissen gehören, zu denen ich uneingeschränkt stehe, trotz der Tea Time, auf die mein Körper so geeicht ist, dass ich zu dieser Stunde ohne Tee entsetzlich müde werde, trotz all meiner Importe, und das sind mehr, viel mehr, als hier im Blog steht - trotz (was übrigens ein Wort ist, das nur die Deutschen erfunden haben könnten, wie aus einer Hitlerparodie) all meiner Verehrung würde ich gerade in England keinesfalls sein wollen. Ich würde gehen und zwei Jahre warten, bis sich dort alles wieder eingerenkt hat.



Als Deutscher, der ich trotz (schon wieder!) allem bin, und gerade als Freund unsolider Vorhersagen muss ich dagegen zugeben, dass ich nicht wirklich traurig bin, wenn sich nun in England alle Folgen einer durchgezogenen Neoliberalisierung entfalten. Einen Vorgeschmack, der hierzulande keine Erwähnung fand, erhält man in diesem Beitrag bei FT-Alphaville. Die Kurzfassung: Die Insel ist gerade dabei, weite Teile ihrer Wirtschaft, und hier gerade der für sie entscheidenden Sektoren zu verlieren, namentlich das, was man als Industrieproduktion bezeichnet. Die aktuelle Ausfallrate, die erstaunlicherweise gerade die schuldigen Banken eher nur leicht betrifft, wird in ein paar Monaten zu Zuständen führen, die übel an die Weltwirtschaftskrise anno 1929 erinnern. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Regierung hofft, zu jener Zeit setze bereits wieder das Wachstum ein.

Vieles von dem kriminellen Dreck, den Thatcher und ihre Nachfolger angerichtet haben, ohne dafür im Gefängnis zu schmoren, wurde auch hierzulande halbwegs eingeführt. Privatisierungen, Ausverkauf des Staates, Umschichtung der sozialen Absicherung zu den kapitalmärkten, Marktderegulierung, angenehmes Rechtsumfeld für alle Arten von Betrügern, Bilanzfälschern, Tricksern und Anlageberatern. Deutschland war hintendran, und das ist nun eher ein Vorteil: Denn das, was in England passiert, wirtschaftlich, sozial, klassenkämpferisch, das wird bei uns mit einer gewissen verzögerung und vielleicht auch abgeschwächt ebenfalls eintreten. England ist eine hervorragende Fallstudie, die einem vielleicht zwei, drei Monate Vorwarnzeit lässt, um sich zu überlegen, was zu tun ist. Dass auch hier noch sehr viel mehr auf dem Niveau von Northern Rock, Lloyds und Royal Bank of Schotland kommen wird, sollte eigentlich inzwischen jedem klar sein: Die Süddeutsche hat ein Bafin-Papier, in dem 816 Milliarden Risiko- und Problempositionen aufgeslistet sind (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/735/466319/text/). Das ist rund das Dreifache des Bundeshaushaltes. Und dabei reden wir hier nur über einige Banken, und noch nicht über all das Übel, das auch noch bei anderen Instituten rumliegt.

Ich darf in diesem Zusammenhang dann erneut an den teilweise verschwundenen Bericht des Telegraph vom Februar dieses Jahres berichten, der sich auf ein Papier der EU bezog und knapp 18 Billionen toxische Papiere bei Europas Banken meldete. Wenn man das aktuelle Desaster auf Europa hochrechnet, und davon ausgeht, dass die Bafin auch nicht alles listet, ist man von der irren Summe des Frühjahrs gar nicht mehr so weit entfernt.

Man betrachte also weiterhin England und Irland. Das sind die Pforten zur Hölle. Hübsche Autos kann man dort natürlich weiterhin kaufen.

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Bevor Ihr als Spucknapfreiniger in Monaco endet

lest lieber meine Ratschläge für den besserverdienten BrainDrain und wie man ihn richtig macht. In der FAZ.

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Donnerstag, 23. April 2009

Ende eines Rituals

Seit ungefähr zwei Jahren, und seit einem halben Jahr eigentlich jeden Tag, besuchte ich zur Teezeit, wenn Ruhe einkehrte und der Kuchen bereit stand, zwei Webseiten: carandclassic.co.uk und classiccarsforsale.co.uk. Wie allgemein bekannt sein dürfte, war mein Budget nach dem Kauf meiner Wohnung am Tegernsee enorm angespannt, und so war zwischen Januar und September 2008 überhaupt nicht daran zu denken, mir einen Brocken Altmetall mit Folgekosten zuzulegen. Ausserdem waren die Erfahrungen mit dem deutschen Markt eher lausig. Aber dann stürzte das Pfund, meine Einnahmesituation gestaltete sich weiterhin erfreulich, und als ich den ersten Sunbeam 90 in Wirklichkeit sah - ein Brite rauschte damit am See entlang - war klar, dass ich eine Midlifecrisis formidabler Natur erfinden und vorschieben würde, um meiner verschwenderischen Gier ein rationales Fundament zu verpassen.

Nun habe ich einen Sunbeam, und wenn alles gut geht, hole ich ihn nächste Woche aus England auf eigener Achse ab. Ich habe den Wagen, den ich wollte, in der Farbe, die mir immer gewünscht habe, mit Leder drinnen und einem relativ starken Motor vor mir. Mein Bauchgefühl ist gut, der Verkäufer ist freundlich, und ich bin guter Dinge, was den Weg nach Rom angeht. Ich weine keinem MG B mehr hinterher, und ich denke, dass es dieser Wagen ist, mit dem man, zusammen mit meiner geliebten Barchetta, ganz hervorragend alt werden kann.

Insofern ist es sinnlos, sich weiter die Angebote im Netz anzuschauen. Besonders, weil mein Wagen letztlich nicht über die beiden genannten Seiten kam, sondern über den englischen Owner's Club. Aber es ist nicht so leicht, mit der Tradition zu brechen. Ich sitze weiterhin davor, wie die Grosstante vor der Todesanzeige. Ich habe inzwischen ein wenig Gefühl für die realen Preise. Und nun, da die Insel zu ihrem letzten Niedergang ansetzt, da man die Reichen mit 50% besteuert und dennoch ein Rekorddefizit einfährt, fände ich es ein wenig unfair, einfach das Auto zu nehmen und den verlorenen Rest keines Blickes zu würdigen.

Zu allem Elend hat die britische Regierung nun auch eine Abwrackprämie eingeführt. Nachdem britische Klassiker ohnehin nicht viel kosten, dürfte das für manchen nicht allzu beliebten Wagen das Ende bedeuten. Die Insel hatte ja nicht nur Jaguar, Rolls Royce und Daimler, sondern auch viele wirklich schöne Mittelklassewägen von Sunbeam, Wolseley, Humber und Singer. Wir sehen jetzt vielleicht das gewalrsame Ende einer automonilen Tradition, in der Fahren noch Lust und nicht nur Fortbewegung war. Also schaue ich weiter. Nicht, dass ich wie der Verkäufer meiner Wohnung jetzt Autos sammeln würde. Aber man sagt, dass man ohnehin Altwägen sehr viel leichter auf Strom umrüsten kann, als die fahrbaren Computer der Gegenwart. Niemand kann also gerade sagen, ob der neue Opel eine gute Investition für die Zukunft ist, oder ein Wagen, an dem man nichts programmieren muss, und den Antrieb zu ändern.

Ich schaue also weiter. Einfach so.

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Donnerstag, 23. April 2009

Spargelzeit

oder auch: Was bleibt einem ausser Foodporn?



(Mittelporn hier, Grossporn hier)

Ich bin gerade mächtig angefressen. Angefressen über die USA, wo man Menschen über 100 mal gefoltert hat, um aus ihnen eine Lüge als Rechtfertigung für den Irakkrieg herauszupressen, und wo der präsident zu feige ist, die Kriminellen im eigenen Lager aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Ich bin angefressen vom Schmieren der Ärsche der fetten Banksäue mit Bad banks, ohne dass man die Knilche mit Staatsanwaltschaften hochgenommen hätte, oder klipp und klar sagt, dass wir von den Geschäftsbanken 2/3 nicht mehr brauchen. Ich bin angefressen von der Internetzensur, aber noch mehr angefressen davon, dass dieses Thema offensichtlich die Leute mehr bewegt, als Freiheit für Folterer und dieser einzigartige Raubzug durch die Banken am Staat und damit an uns allen. Ich bin angefressen vom kindischen Glauben, man könnte eine Gesellschaft auf Fundamenten weiterbauen, die moralisch dermassen kaputt und verfault sind. Ich bin angefressen von der Vorstellung, dass man die Profiteure nicht hochnimmt und bluten lässt.

Ich hätte gern etwas schwedisch vergitterten Gerechtigkeitsporn anstelle der Waschlappen wie Gleithner, Obama, Merkel, Darling und wie sie alle heissen. ich hätte die alle gern weg, ich kriege das Kotzen, wenn ich diese Typen sehe, und das wäre doch schade, bei diesem Birnenbaiserkuchen.

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Es gab den Wunsch

ich sollte doch mal über höhere Töchter schreiben. Ich glaube, dass die höhere Tochter erst entsteht, wenn sie von den naturgemäss Niederen durch Nichtakzeptanz zu einer solchen gemacht wird. Soziale Ausgrenzung funktioniert in beide Richtungen, habe ich den Eindruck in der FAZ.

(Nachdem ich aber ein paar mal echte Mesalliancen miterlebt habe, plus alle Folgen, finde ich das aber gar nicht so tragisch)

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Mittwoch, 22. April 2009

There'll always be an England (sort of)

Endlich mal wieder eine gute Nachricht von der Insel: Neben dem Ausverkauf britscher Silberkannen und Sunbeam 90 Mk III gibt es mit Burberry tatsächlich noch eine Firma, die zu in der Krise mehr verkauft.

Offensichtlich, weil Touristen den miserablen Zustand des britischen Peso nutzen, um auf der Insel Burberry zu Discounterpreisen in Euro zu kaufen. Gut, wenn das eine gute Marke rettet. Vorerst. Wie man bei Egghat nachlesen kann, kommen laut IWF 250 Milliarden Dollar Ausfall auf die britischen Banken oder was davon übrig ist zu. Ich wüsste zu gern, wieso manche glauben, das alles könnte irgendwie gut gehen.

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Pollinose

Ich bin eigentlich sehr froh, dass sich der nächste Umbautermin etwas nach hinten verschiebt. Eigentlich sollte hier schon längst mal der Architekt gewesen sein, um sich das Elend im Dienstbotenhaus anzuschauen. Und zu überlegen, was mit über 200, seit 1892 nicht mehr restaurierten Quadratmetern in Bestlege, aber auch schlechtestem Zustand so machen kann. Der Denkmalschutz war schon da und meinte, sie hätten nichts gegen abreissen. Die sagen das eher selten. Normalerweise wäre hier schon längst der Bagger, aber ich denke, gerade in Zeiten wie den unseren wäre es sträflich, eine Unterkunft für Dienstboten für einen Innenstadtgarten zu opfern, den ich dann - ohne Dienstboten - pflegen müsste. Was nicht möglich ist. Denn einerseits wohne ich nur teilweise hier, andererseits, und damit kommen wir zu Thema, habe ich eine Allergie auf Pflanzen. Und auch dieses Frühjahr wieder erkenne ich, dass eine Kastanie oder eine Linde vor meinen Fenstern keine kluge Sache wäre. Denn ich bin fertig, so fertig, als ob man mich auch seit 1892 nicht mehr restauriert hätte.



Zum Glück habe ich im Haus zu tun. So brachte ich ein paar Stunden damit zu, meinen Putto korrekt zu justieren, und ausserdem zur Überzeugung zu gelangen, dass entsprechend der historischen Befunde ein wenig mehr Gold an der Decke eigentlich nicht schlecht wäre. Was dort aktuell zu sehen ist, ist nur ein Bruchteil dessen, was 1720 einmal war.



Ansonsten ist der Spass in meinem Leben begrenzt. Essen, sicher. Lesen auch. Am Wochenende konnte ich ohnehin nicht schlafen, und machte mir einen Spass daraus, bis Nachts um drei am Fenster zu stehen und grölende Jugendliche mit meiner Stabtaschenlampe vom Urinieren und Randalieren abzuhalten. Versuchsweise rief ich auch "Gleich kommt die Polizei!" Man glaubt gar nicht, wie schnell Besoffene dann rennen können. Kleine Freuden unter schlimmer Atemnot. In der Seitenstrasse haben sich solche Typen dann geprügelt. Na denn, solange sie nichts kaputt machen.



In Zeiten wie diesen hebe ich mir mein Mitleid für mich selbst auf, räume auf, soweit das geht, denn aktuell reagiere ich auch auf Staub äusserst empfindlich. Ich hänge ein paar Bilder im Gang auf, und montiere die Büste von Mazarin auf eine Konsole. Ich wollte schon immer eine Büste von Mazarin. Mazarin ist unter all den Verbrechern mein Lieblingskardinal. Verschlagen, heimtückisch und böse, wie ich gerade auch. verschnupft, wie ich bin, kann ich noch nicht mal Geschiedene besäuseln.

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