Für zwei lumpige Dollar

Ich habe keine Ahnung, warum manche denken, es könnte die Märkte beruhigen, wenn J.P. Morgan Chase die angeschlagene Bank Bear Stearns für 2 Dollar pro Aktie übernimmt. Theoretisch, denn praktisch läuft es über einen Aktientausch. Jahreshoch für Bear Stearns war 170 Dollar, letzten Freitag Morgen waren es noch 54 Dollar. Das ist zwischen 96 und 98,8% Verlust für alle, die drin waren. Und wenn die damit angesetzten 236 Millionen Dollar der faktische Restwert von Bear Stearns sind, würde mich mal interessieren

- was die anderen Banken eigentlich noch wert sein wollen und
- was der am Freitag noch recht bullishe Kollege Statler dazu von der Puppenempore aus zu sagen hat.

Denn sagen wir es deutlich: J.P. Morgan erklärt den Laden faktisch für pleite, und die New Yorker Notenbank garantiert mit 30 Milliarden Dollar für deren Verbindlichkeiten. Selbst nach meinen von Tätigkeiten in der New Economy und gegen den grauen Kapitalmarkt geprägten Massstäben, die eigentlich durch krassestes Versagen des Marktes geeicht schienen, ist das nur eines:

Kompletter Irrsinn. Auf dem halben Weg zu Maos grossem Sprung nach vorne und Stalins Fünfjahresplan.

[Edit: Und die Fed senkt die Zinsen für Banken um 25 Basispunkte. Übersetzt sagen sie den Banken: Ihr seit mausetot, aber solange wir noch leben, 5 Tage oder länger, lassen Euch nicht sterben.]

Montag, 17. März 2008, 01:56, von donalphons | |comment

 
Ich weiß ja nicht, an welcher Uni die Puppe unterrichtet, aber er tut bestimmt gut daran, das auch für sich zu behalten.

Da sind die beiden Jungs schon interessanter. Kleiner Crashkurs in Subprimes

http://www.youtube.com/watch?v=SJ_qK4g6ntM

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Naja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und Bullen muss es ja schliesslich auch geben, denn wer soll sonst den ganzen Müll kurz vor knapp noch kaufen?

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Ich schätze die Fed wird noch mal 0.75 spendieren, und einige Deppen kaufen dann.

Dann dürften die letzten Schuldigen raus sein.

Was Banken noch wert sind, kann man am Kurs der UBS ermessen, dieser Säulenheiligen des seriösen Schweizer Bankings (glauben noch immer Leute).

Seit Juni 2007 hat sich deren Kurs gedrittelt und bald wirds geviertelt sein.

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Hätte ich nicht mein Geld schon in eine Wohnung gesteckt, würde ich vielleicht folgende Anlageformen empfehlen:

Ein paar wirklich dolldreiste Tage im Freudenhaus
Der Erwerb des Autos, das man sich nicht leisten kann, und dann fahren, bis man kein Geld für Sprit mehr hat
Viel und gut essen
Antiquitäten kaufen

Und immer schön Bilder machen. Dann kann einem keiner mehr die Erinnerung an schöne Zeiten nehmen. Wenn alles vorbei ist, und die Inflation das mit der Restwirtschaft tut, was Bear Stearns schon passiert ist.

Wobei, eine Wohnung an einem Voralpensee scheint insgesamt immer noch besser zu sein.

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hellseher!
Gerade durch den Ticker: Die Fed senkt mal wieder den Diskontzinssatz um 25 Basispunkte. An einem Sonntag. The house is on fire. Und der Euro bei 1,65 Dollar.

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Die eigentliche Nachricht ist aber die
The Federal Reserve announced one of the broadest expansions of its lending authority since the 1930s in an effort to stem a credit crisis that is engulfing the financial system and threatening a deep recession.
For the first time securities dealers, effective today, may borrow from the Fed on much the same terms as banks. The Fed also lowered the rate charged on such borrowings from what's known as its discount window by a quarter of a percentage point, to 3.25%, and extended the maximum term to 90 days from 30.

(WSJ)

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naja, gibt's wenigstens jeden Morgen was interessantes zu lesen ;-)

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Die FED weis nicht mehr, was sie noch tun soll
Es ist doch offensichtich, Bernanke & Co sind mit ihrem Latein am Ende. Greenspann hat ihnen durch seine jahrelange expansive Geldpolitik den ganzen Schlamassel auf der monetären Seiten eingebrockt, der IRAK-Krieg kostet Billionen, Mega-Doppeldefizit, die Amis leben seit Jahrzenten auf Pump, was soll man da noch tun?

Der Euro galoppiert, es würde mich nicht wundern, wenn wir auch kurzfristig die 1,70 sehen. Da bringt es wirklich rein gar nichts mehr, sterbende Banken zu retten. Aber wenn gar nichts mehr geht, beginnt der Aktionismus...

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Ob die zwei Dollar ein fairer Preis oder eine krasse Unterbewertung sind, kann zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. BS mußte so schnell wie möglich über den Tisch gehen, aber die Vorstellung, JPM oder irgendein anderer potentieller Käufer hätte sich übers Wochenende mal schnell ein genaues Bild davon machen können, was noch an Substanz in der Firma steckt, ist natürlich auch grenzenlos naiv.

Was hier Irrsinn ist, ist die Frage. Eine weitere Senkung der Zinsen mit seiner inflationierenden Wirkung ist ziemlich sicher Irrsinn, das Vermeiden einer Bankenpanik durch punktuelle, dosierte Eingriffe der Zentralbank ist dagegen nicht unvernünftig.

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Och nö
Und keine andere Bank war bereit, bei diesen nur kriminell zu nennenden Garantien der Fed 3 Dollar für BS zu bieten?

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Hat sich mal jemand gefragt, was mit den 14.000 Angestellten von Bear Stearns passiert? Die Mitarbeiter alleine haben Anteile von 3,4 Milliarden Euro bei dem Deal verloren und wohl ein Grossteil demnächst auch ihre Arbeitsplätze. Mitarbeiter hielten bei Bear Stearns erheblich höhere Anteile an ihrem Arbeitgeber, als es bei anderen Wall-Street Banken der Fall ist.

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... och, die duerften ja teilweise in den letzten Jahren ganz ordentlich verdient haben ... muesste soweit schon gehen ...

... und da die ja sicher alle PowerPoint "koennen" mache ich mir da eigentlich ueberhaupt keine Sorgen ...

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Mein Empathievermögen im Zusammenhang mit Bankmitarbeitern ist noch ausbaufähig.

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Bevor ich hier zur Kollekte aufrufe, muss es an der Wallstreet schlimmer zugehen als im Sudan. Solange bin ich der Meinung, dass ich lieber für den Sudan spende. Aber auch dann nicht für die Warlords und andere Verbrecher.

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Wrong place, wrong time. Hoffentlich haben die ihre Sondertantiemen in den letzten Jahren nicht in Hedge-Fonds gesteckt...

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Carlyle hatte ja ein paar nette Angebote.

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Mein Mitleid hält sich insbesondere in Grenzen, wenn ich das hier als Messlatte anlege:

http://che2001.blogger.de/stories/1074611

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Freiburger Thesen
Investmentbanking: Früher lief das etwas anders, und zwar in vielerlei Hinsicht solider. Dann gab es eine Phase, wo die Finanzschwachmaten in den Banken von kaum etwas anderes träumten als von verfickten sinnlosen "Mergers and Aquisitions". Aber sie haben in den 90er Jahren ff dafür bestens auf die Fresse gekriegt und darum dazugelernt.

Dummerweise (Gier macht dumm) sind sie in den Nullerjahren rudelweise auf die Idee gekommen, dass das hebelfinanzierte Ausplündern von Unternehmen ein tragfähiges Geschäftsmodell sei.

Und jetzt die Gretchenfrage: Warum sollte ein vernünftiger Kapitalanleger einer derart verstrahlten "Investment"Bank sein Geld leihen, wenn deren Bücher knallrot sind, das Eigenkapital und die beleihbaren Sicherheiten komplett verbraucht, und zwar so schlimm, dass nur der Steuerzahler (liebe Aamerikaner) da 30 Milliarden Dollar reinpumpt?

Es könnte ja sein, dass gelackmeierte amerikanische Steuerzahler von seiner "Liquiditätsspritze" in Höhe von diesmal 30 Milliarden Dollar am Ende sogar die Hälfte wieder sieht - nur, warum ausgerechnet ein "Antibürokratieteam" der Auffassung ist, dass hier (!) massiv Steuerknete reinzublasen ist, während am Markt wirklich garniemand Geld für den Drecksladen hat - das ist unklar.

Wie war das noch? Der Markt löst alle Probleme? Auch nur fünf Euro für einen Hartzvierling seien ein furchtbarer Anschlag auf "freie Märkte - freie Bürger"? Studiengebühren seien wegen ihrer lenkenden Wirkung superduper? Gehörte das nicht zum ideologischen Leitmotto des "Antibürokratieteams"?

Ein paar hundert Millionen Euro mit Hilfe hochbürokratischer Verfahren aus Studenten/Eltern-Geldbeuteln rauszuzerren, das sei super und verhindere "big government" - hingegen 30 Milliarden Dollar aus Steuermitteln, deren Rückzahlung reichlich ungewiss ist, sei gar überhaupt kein Problem?

Warum können diese Investmentbanken nicht einfach reihennweise pleite gehen, mit dem unbestreitbaren Vorteil, dass die Herren der Heuschrecken wohlverdiente Milliardenverluste erleiden?

Man entzieht ihnen damit zugleich die Kampfmittel, und so - und nur so - können private Investoren und kann die amerikanische Investmentbankszene lernen, dass man mit soliden echten Geschäften vielleicht nur 5 Prozent Rendite erwirtschaftet, während man mit hebelwirtschaftenden "Finanztransaktionen" im Abschwung sehr gründlich auf die Fresse bekommt. Verdientermaßen.

Und auch: Eine Plage weniger.

Ich möchte, dass diese hebel"wirtschaftenden" Drecksmaden bankrott gehen.

Der Staat möge sich im Fall der Investmentbanken einfach gemütlich zurücklehnen - und diesmal NICHTS tun. Danke! Eine Menge reicher Leute (sogenannte Investoren), welche die Geschäfte der hebel"wirtschaftenden" Firmenausplünderer finanziert haben, würden dabei in die Röhre schauen.

Prima.

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Sie werden bankrott gehen. Die New Economy hat es vorgemacht.

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Nur, dass im Fall der NE keine unbekifften "antibürokratischen" Uni-Staatdiener dafür getrommelt haben, dass der liebe Staat hier doch bitte Zigmilliarden reinpumpen möge.

Als "lender of last resort" oder so.

(Das ist das Staatsbild von Neo"liberalen": Der Staat als ungemein generöser, sicherer Hafen der Wohlhabenden und als Heuschreckenversicherung, sobald unzureichend abgesicherte Hebelgeschäfte erheblich schief gehen.)

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Um vielleicht nochmal eine sachliche Note in die Diskussion zu bringen -- Greg Mankiw bringt es eigentlich mal wieder auf den Punkt:

"The key is to find some way to accomplish the Fed's goal of reducing financial contagion without risking taxpayer money to help some of the least needy members of society--an action that sacrifices both the goal of efficiency (via moral hazard) and the goal of equality."

Genau das ist das Problem eines Zentralbankers in diesen Tagen: Er möchte eine Massenpanik im Finanzsektor, die zu einer sehr, sehr schweren Rezession führen würde, verhindern. Und der Preis dafür ist möglicherweise, daß er Maseratifahrern und Erste-Klasse-Fliegern Geld leihen muß. Ich kann ja verstehen, daß man sowas unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten nicht toll findet -- finde ich auch nicht.

Aber es ist halt auch ein wenig schräg, wenn einige Leute hier meinen, ihre Bauchgefühle von Gerechtigkeit und ihre persönlichen Rachegedanken gegenüber Wall-Street-Bankern würden es rechtfertigen, eine ziemlich häßliche Rezession widerstandslos in kauf zu nehmen, unter der vor allem der Durchschnittsbürger leiden wird. Echt, ist es das wert? Da würde ich aber nochmal sehr genau drüber nachdenken.

So ist das halt mit Dilemmata: Schöne Handlungsoptionen gibt es nicht.

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Wie wäre es mit verstaatlichen? In der FAZ schlägt das Nouriel Roubini vor.

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Quatsch statler, die Rezession kommt sowieso, alles was man mit dieser kriminellen Aktion erreicht ist, dass sie ein klein wenig später kommt.

Aber bestimmt nicht weniger hart. Und mit mehr Inflation.

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@strappato:

Die Frage ist, was eine Verstaatlichung zusätzlich bringt. Von JP Morgan bekommen die Eigentümer von Bear Stearns jetzt zwei Dollar pro Aktie. Meinst Du, die hätten bei einer Verstaatlichung weniger bekommen? Immerhin hätte man sie auch in diesem Fall nicht einfach enteignen dürfen, da ist der Rechtstaat vor. Vielleicht hätte der Staat, um erst gar keinen Enteignungsverdacht aufkommen zu lassen, sogar mehr gezahlt.

Und dann, wenn der Laden einmal verstaatlicht ist... naja, SachsenLB, WestLB, KfW und so weiter haben sich ja nun auch nicht gerade als vorbildliche Akteure am Finanzmarkt erwiesen. Anreize für seriöseres Handeln sind damit also wohl auch nicht verbunden. Also, ich weiß nicht recht, welche Vorteile mit einer Verstaatlichung verbunden wären.

@ avantgarde:

Der inflationäre Effekt eines Bankenbailouts ist vernachlässigbar klein. Da sind die Zinssenkungen problematisch, aber das ist ein anderes Thema. Was die Schwere der Rezession angeht, da zeigen z.B. die Erfahrungen aus der Vergangenheit was anderes und deuten darauf hin, daß es durchaus sinnvoll ist, wenn eine Zentralbank in einer Finanzkrise ihrer Rolle als lender of last resort auch gerecht wird.

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Natürlich macht ein Bailout nicht viel aus. Aber darum gehts doch nicht, sondern darum dass die Fed jetzt den Pleitiers das Geld aller Bürger hinterherwirft. Denn woher soll all das Geld jetzt kommen als aus der Notenpresse? Denn das verfügbare Geld wurde ja längst mit unsinnigen Steuersenkungen und Kriegen verschleudert.

Also bitte hör auf mit dem Unsinn, dass hier nicht Verluste sozialisiert werden.

Wir werden ja sehr schnell sehen, wie es mit den anderen Banken aussieht.

Rezession wäre schön, aber so glimpflich wirds nicht abgehen.

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So gesehen wären die Wallstreetkriminellen also so eine Art Geiselnehmer der restlichen Wirtschaft, richtig? Wäre es dann nicht sinnvoller, nach einem Wegb zu suchen, die Geiselnehmer zur Strecke zu bringen, statt ihrer Erpressung mit der gesamten Gesellschaft nachzugeben? Wäre es nicht siknnvoller, ein paar von denen mal richtig hart ranzunehmen? kann mir keiner erzählen, dass es wegen der grössten Krise seit Anno 29 keine rechtlichen Möglochkeiten gibt. Wenn erst mal ein paar von denen in Guantanamo neben der nichtökonomischen Taliban sitzen, überlegt sich der Rest der Bande vielleicht, wie sie dem Waterboarding entgehen. Und nein, ich meine das ganz sicher nicht als Witz.

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Wenn man bedenkt, dass billiges Geld (bzw. niedrige Zinsen) eine der zentralen Ursachen dieser Krise war, dann muss man sich schon ernsthaft fragen, wohin es führt, wenn man das Geld jetzt zwecks Krisenbekämpfung noch billiger macht. Zumal man die Zinsen ja auch nicht unbegrenzt senken kann (man könnte natürlich den Leuten, die Geld leihen wollen, noch was dazuzahlen, aber das wäre dann doch etwas seltsam...).

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Das ist dann die Hyperinflation, mit dem der Irrsinnsschuldner USA seine Schulden verkleinern könnte. Und genau das werden sie tun. Es ist doch so: In Amerika werden die Inflationszahlen massiv gefälscht, weil die Energiepreise nicht berücksichtigt werden. Da geht noch was. Berneke wirft gerade mal wieder die Gelddruckmaschine an.

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Und spätestens im Herbst gehen dann die Zinsen hoch, damit wieder frisches Geld reinkommt.

Und ein paar Puppen werden auch das wieder ganz toll finden

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Hyperinflation? Nein, argentinische Verhältnisse wird es in den USA sicher nicht geben. Mir ist die Niedrigzinspolitik auch suspekt, aber die Fed hofft offenbar, daß der deflationierende Effekt der Kreditklemme den inflationierenden Effekt der Zinspolitik mehr oder weniger ausbalancieren wird, und am Ende dann eine Inflationsrate so um die drei bis vier Prozent da steht. Wenn das klappt, und damit die Schwere der Rezession abgemildert wird, ist Bernanke in zwei Jahren der Held. Ich würde eher mit sechs, sieben Prozent Inflation rechnen, so auch dem Bauch heraus, aber ich habe ja auch nicht das Datenmaterial, das die Fed hat. Hyperinflation ist das aber immer noch nicht.

Über die Rechtfertigung, zwischen Kerninflation und CPI zu unterscheiden, und sich eher auf die Kerninflation zu stützen, kann man lange streiten. Habe ich letztens mit einem aufmüpfigen Kommentator bei uns auch gemacht, der meinte, mein Insistieren auf dem CPI sei unverschämt, weil die Geldpolitik für Schwankungen von Energiepreisen doch schließlich nichts könne. Naja. Aber auch wenn wir wie in Europa den CPI zugrundelegen, wird noch keine Hyperinflation draus.

Was die "Geiselnahme" angeht -- tja, wer sind im Fall Bear Stearns die "Geiselnehmer"? Die Anteilseigner von BS jedenfalls nicht, die wurden mit 2 Dollar pro Aktie abgespeist. Die sind Verlierer, und zwar heftigst. Also die Geschäftspartner von BS, die Kunden und Gläubiger, die nun tatsächlich ihr Geld gerettet haben. Na gut, kann man so sehen. Dann sind die "Geiselnehmer" aber auch jede Menge ganz normale Haushalte, die Produkte von BS im Depot hatten.

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Die Mehrheit an BS haben -oder hatten - neben den Mitarbeitern ein paar Oligarchen und Institutionelle. Natürlich kann man sogar illegale Waffengschäfte im Sudan letztlich irgendwie bei Bankkunden verorten, die bei der Bank sparen, deren Tocher statt dem angeblichen Weizen für Gewehre bezahlt, aber wie vor Gericht: Man kann sich nicht immer auf ein schweres Elternhaus rausreden. Das sind die Freunde, die vor kurzem noch sagten, dass die Märkte ihr Geschäftsmodell einfach nicht verstehen. da wäre es nur gerecht mal zu schauen, was die Gerichte davon verstehen.

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Statler, was du einfach nicht begreifen willst ist, dass die Banken jetzt nicht pleite gehen, weil die Leute glauben, die Banken hätten kein Geld mehr sondern weil die Banken WIRKLICH KEIN GELD mehr haben.

Was Bernanke jetzt macht ist Liegestuhlrücken auf der Titanic.

Du hast jetzt noch einige Monate Zeit, deinen absurden Optimismus zu verbreiten. So etwa ab September wird es folgendermaßen aussehen.

Der Euro bei etwa $1,75

Keine US-Rezession, sondern eine tiefe und über Jahre anhaltende DEPRESSION.

Ein Befreiungsschlag gegen den Iran wird immer wahrscheinlicher.

Einige weitere Großbanken pleite und ich meine wirklich pleite (mit de facto weitgehender Nationalisierung der US Banken)

Und dann, lieber Statler, das Schlimmste: Ein Zusammenbruch des kapitalfinanzierten Pensionsfondssystem, eingehend mit dem Zusammen bruch des globalen Finanzsystems.

Und in Europa wird es die Briten am härtesten treffen.

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Es muss nicht Argentinien sein. Jede Krise ist einzigartig, aber wenn die FED faktisch wertlose Produkte zum Nominalwert ankauft und die "notleidenden" Banken dann gleich Mittel freihaben, um die Rohstoffmärkte, den Ölpreis und den Euro zu pushen, ist eigentlich klar, wo die Reise hingeht.

Ich merke die enormen Verwerfungen aktuell beim Thema Silbergegenstände aus den USA und GB über ebay, die gegenüber dem Euro noch vor zwei Jahren unbezahlbar waren. Heute ist es spottbillig, dort einzukaufen, weil die Heimatkunden kein Geld mehr für Schnickschnack ausgeben. Sobald eine Auktion für Kontinentalauropäer offen ist, rauschen die Preise immer noch ziemlich nach oben, aber nur, weil die Europäer alles aufkaufen.Gleichzeitig kommt gerade unheimlich viel Silber auf den Markt. Manchmal mit den entsprechenden Begründungen. Heftig.

Gerade eben: Versilberte viktorianische Kaffeekanne. 4 Pfund Sterling. Kein Brite wollte. Oder konnte.

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Eigentlich kaufst du ja zu früh. Das Pfund wird in ein paar Monaten abgerauscht sein.

Bin aber demnächst in London. Mal sehen, wie's um das Silber vor Ort steht.

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Zwischen Antiquitätenhandel in München zu Ebay.co.uk ist die Preisspanne jetzt schon irrwitzig genug. 400% Aufschlag, minimum. Und es sind immer die gleichen Käufer, 4, 5 Dutzend Europäer, die sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen.

Mein Problem ist: Ich habe JETZT Lücken. Meine Mutter braucht JETZT Geschenke für die schwangere Tochter einer Bekannten. JETZT beginnt die Geburtstagssaison. Das Problem wird nicht vorbei sein, wenn die Briten richtige Probleme haben.

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Ich überlege auch, allerdings mit Lieferadresse in UK.

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Ebay-Richtgrösse: Edwardianisches 3er-Set, Milch, Kanne, Zucker, gut erhalten, klassisches Design, 800 Gramm, zwischen 200 und 250 Pfund.

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Ja, da sind schöne Sachen dabei.

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Öl ist schwierig, sobald die Rezession wirklich spürbar wird und die Nachfrage nach Rohstoffen zurückgeht, kommt auch der Ölpreis wieder ein wenig unter Druck. Beim Gold ist die Spekulationsblase du jour.

Und avantgarde, Du machst es Dir zu einfach. Es gibt jede Menge Banken, die in Liquidität schwimmen. Ein offensichtliches Beispiel in den USA ist JP Morgan, und vielen europäischen Banken geht es auch ziemlich gut. Im Moment gibt es für die Banken zwei Probleme: Erstens kommt das Geld nicht von den Banken mit überschüssiger Liquidität zu denen, die es bräuchten. Weil die eine Bank der anderen nicht traut und, da hat der Gastgeber schon recht, das Geld lieber z.B. an die Devisen- und Rohstoffmärkte trägt.

Und zweitens können eben tatsächlich entfernt glaubwürdige Gerüchte schon desaströse Konsequenzen haben. Und das ist auch nichts besonderes, es ist geradezu das Wesen der Bankenpanik. Banken haben immer das Problem, daß sie ganz schnell in Liquiditätsschwierigkeiten kämen, wenn alle Anleger gleichzeitig mißtrauisch würden und ihr Geld abzögen. Und so geht halt in mißtrauischen Zeiten ohne Hilfe von der Zentralbank auch einmal eine Bank über die Klippe, der das nicht passieren würde, wenn das allgemeine Mißtrauen nicht im Markt wäre.

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Die angeblich am besten kapitalisierte Bank Europas, die UBS, hat innerhalb eines Jahres zwei Drittel ihres Werts verloren.

Das können doch nur böse Gerüchte sein, oder.

Es hilft verdammt wenig, wenn man innerhalb der offiziellen Bilanz "in Liquidität" schwimmt, aber außerhalb Liabilities mit sich rumschleppt, deren Höhe kein Mensch abschätzen kann.

Mit dem Mißtrauen ist das so eine Sache. Meist ist es berechtigt. Momentan ganz bestimmt. Schon deshalb, weil ja fröhlich gelogen wird, bis Matthäi am letzten.

Wir sprechen uns in 6 Monaten. Oder schon morgen. Das könnte nämlich ein wenig lustiger Tag werden.

Apropos Öl. Momentan ist da natürlich einiges der Spekulation geschuldet. Aber die Ölversorgung wird in den nächsten Jahren wirklich zum Problem, das allenfalls durch die ebenfalls anstehende Weltwirtschaftskrise abgemildert wird bzw. um ein paar Jahre verschoben.

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Nochmal: BS waren die Freunde, die dem Markt gesagt haben, der Markt würde das Geschäftsmodell von BS nicht verstehen. Was soll man erwarten, wenn eine Bank an einem derartigen Autismus leidet? Gerüchte sind kein Problem, solange man nicht bestätigt, dass an der Spitze Knallköpfe sitzen, die nicht begreifen, was eigentlich los ist.

Was die Unterschiede zwischen den Banken angeht: Wie man an den deutschen Landesbanken sehr schön gesehen hat, ist das, was man behauptet, und das, was man irgendwann so spät wie möglich zugibt, zweierlei. Und auch JP, Deutsche Bank und andere Musterknaben werden sich schön anschauen, wenn sie zwar auf ihren restlichen Geldsäcken sitzen, und um sie geht alles in die Binsen. Mit Ausnahme von Gold, Silber, Rohstoffen etc.. Dass Öl nicht fallen wird, wenn der Dollar weiter absackt, ist mutmasslich auch offensichtlich, auch ohne Herrn Chavez und Achmadinedschad.

Die Lehre aus der New Economy ist: Man kann sich nicht abkoppeln. Insofern ist es nur logisch, dass die Banken Leichen wie BS wegputzen, aber es hat damals Razorfish auch nicht geholfen, dass Kabel New Media pleite ging. Die sitzen alle zusammen in der Quarantäne, weil Pest herrscht, und es sieht nicht so aus, als wären da allzu viele noch kerngesund. Das ist in so einem Kontext ein schlechtes Zeichen - schlecht genug, um sich zu vertschüssen.

Silber ist noch einigermassen günstig.

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Ach ja, die Puppenspieler auf der Galerie
Intellektuelles Lumpenpack, elendiges.

Das schreibt der Pausenclown doch tatsächlich: "Könnte man bitte, bitte endlich mal mit dem blöden Spruch von der “Privatisierung der Gewinne und Vergesellschaftung der Verluste” aufhören? "

Ja, natürlich - man möge aufhören, darüber zu reden. Die römische Kurie möchte auch, dass "bitte, bitte endlich" aufgehört wird, darüber zu reden, dass katholische Bischöfe mitunter notgeile Kinderficker sind.
Wohlgemerkt: Nicht der Tatbestand soll aufhören. Es soll nicht darüber geredet werden. Und so auch der Zyniker aus der Puppenspieler-Etage: Nicht DAS es so ist, ist sein Problem. Es möge aber bitte darüber geschwiegen werden, weil es seine ideologische Bagage in Argumentationsnot bringt.

Nun, das kann man im Elfenbeinturm so absondern. Da kann man so tun, als leben man nur von Gedanken und Ideologien. Die schreibenden Waffenbrüder von FAZ z.B. sind aber näher an der Front - und da kommen die Einschläge näher. Man zieht schon mal den Kopf ein und duckt sich im Graben.
Die FAZ hat wieder ihre Tage. Ihre Wahrheitstage. ( (c) Jochen Hoff / duckhome). Da schreibt die FAZ doch heute morgen:

"Würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, was derzeit im Finanzwesen abläuft, wäre das Vertrauen der Bevölkerung in das Bankensystem und ihre Aufsicht zutiefst erschüttert."
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~EE9963D001A6E46AEAB14312088C89920~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Während Comical Ali Stadtler immer noch behauptet: Eigentlich gibt es gar kein Problem, alles reine Psychologie, wenn die Leute nur *glauben* würden, es gäbe keine Problem, gäbe es auch keins.
Das ist die FAZ schon etwas näher an der Wahrheit, wenn sie sagen: Es ist tatsächlich noch schlimmer als die meisten Leute sich vorstellen können. Ein Glück, das so wenig verstehen, was wirklich vor sich geht.
(Was ja heißt: Die Stimmung, die Psychologie ist noch besser als die Lage).

Das robben sich die Mietmäuler langsam so Richtung etwas mehr Ehrlichkeit - damit die Leute vergessen zu fragen, was sie gestern und vorgestern geschrieben haben.
Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit.

Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit.

Näher an der ganzen Wahrheit wäre: "Würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, was derzeit im Finanzwesen abläuft, dann wäre nicht nur das Vertrauen in Banken erschütter, sonder der Pöbel würde die Investmentbankerkaste in ihren Villen in Bad Homburg und in Düsseldorf am Rhein aufsuchen und mit Mistgabeln durch die Straßen treiben"

Aber auch das wäre noch nicht die ganze Wahrheit - die müsste lauten: "Und wir käuflichen Mietmäuler haben den Propagandadreck jahrelang verbreitet, ohne auch nur mit der Zucker zu Wimpen".

Dann wären die Wahrheitstage bei der FAZ eben solche.

Die Ratten verlassen das sinkende publizistische Schiff. Und nur intellektuelle Minderleister in der Propaganda wie der Puppenspieler macht noch auf Durchhalteparolen wie die Wehrmachtswochenschauen zum Jahreswechseln 44/45.

Für solche Kanaillen sollte man noch eine Mistgabel aufheben, wenn man mit den Villen in Bad Homburg fertig ist.

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Einige Fragen:
Wie konnte es sein, dass in den Vereinigten Staaten Bürger mehr als 100 Prozent einer Immobilie finanziert bekamen, nachdem genau diese Art der Kreditvergabe zehn Jahre zuvor in Großbritannien zu einer dramatischen Immobilienkrise und Rezession geführt hatte? Wie konnte es sein, dass es mit gutem Grund Großkreditrichtlinien und EK-Vorschriften gibt und Aufsichtsbehörden nur zusahen, wie Banken exorbitante Risiken außerhalb ihrer Bilanz anhäuften? Wie konnte es sein, dass Aufsichtsbehörden und Notenbanken schweigen, wenn Marktteilnehmer ihre Investitionen bis zu 32 Mal hebeln und damit ein Schneeballsystem kreieren?
Antwort: Neoliberalismus. Das Märchen von den unsichtbaren Händen.

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SPON hat es nicht kapiert und stellt in warmen Worten einen Bildband "Backstage Wallstreet" von Börsen-Journalist Koch vor.
1996 betrat der Wirtschaftsexperte zum ersten Mal das Parkett. Die "Ehrfurcht", die er eigenem Bekunden nach in diesem Moment empfand, merkt man dem Band in nahezu jedem Satz an.

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Einige Fragen - und die auffallend fehlenden
Teile der Antworten:

"Wie konnte es sein, dass es mit gutem Grund Großkreditrichtlinien und EK-Vorschriften gibt und Aufsichtsbehörden nur zusahen, wie Banken exorbitante Risiken außerhalb ihrer Bilanz anhäuften?"

Antwort Dr. Dean: Neoliberalismus und die dahinterstehende größenwahnsinnige und menschenverachtende Ideologie. Andere Antwort von vielen Diskutanten: Gier und Dummheit. Alles sicherlich gültige Antworten.

Nur: Wenn die FAZ frägt: Wie konnte es sein? Dann muss ein Teil der Antwort sein: "Weil wir Mietmäuler genau das groß geschrieben haben. Weil wir das dem staunenden Publikum für normal, für modern, für erstrebenswert verkauft haben".

Wenn die FAZ frägt: "Wie konnte es sein, dass Aufsichtsbehörden und Notenbanken schweigen, wenn Marktteilnehmer ihre Investitionen bis zu 32 Mal hebeln und damit ein Schneeballsystem kreieren?" - dann muss die Antwort lauten:
"Weil wir von der FAZ die 32-fach Hebel Hebler zu "Stars" erklärt haben, zu Idolen. Weil wir jeden, der das als Schneeballsystem kritisiert hat, als Stalinisten bezeichnet haben, der die freie Kreativität der Märkte im Zwang ersticken will."

DAS muss die Antwort sein, wenn die FAZ so fragt. Es ist nur ein kleiner Teil der Antwort und insgesamt vielleicht der unwichtigere. Aber bezogen auf den Fragesteller ist es der zentrale Teil der Antwort. Nämlich der Teil, der die eigene Ver-Antwort-ung betrifft.

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Das Modell IOS feierte hier fröhliche Urstände.

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Katholische Kirche erlaubt Abtreibung
@"Die römische Kurie möchte auch, dass "bitte, bitte endlich" aufgehört wird, darüber zu reden, dass katholische Bischöfe mitunter notgeile Kinderficker sind.
Wohlgemerkt: Nicht der Tatbestand soll aufhören." - Eben, der Messdiener muss den Abt reiben, da gibt´s kein Vertun ;-)

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Deo gratias

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Aaaah .... Ja!
Modell IOS. Das hatte ich fast vergessen, zu erinnern je gewusst zu haben ...

Aber es freut mich doch, dass hier noch jemand alter Sack genug ist, um das Stichwort in die Debatte zu werfen.

Von Stadtler-Flachdenkern, die immer nur bis zum nächsten Quartal zurückdenken können, kann man so etwas natürlich nicht erwarten. (Ist ja nur sein Beruf, aber was heißt das schon bei den neoliberallalas ...)

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Gibt halt nicht nur Quartalssäufer

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Looking at Wallstreet

Offenbar gibt es wirklich Trottel, die den Müll jetzt kaufen, aber so war's ja auch geplant. Die letzten Räuber liquidieren ihre Assets und dann geht der Tanz los.

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K.A. woher die 2$/Aktie kommen, ich komme bei (von JPM geschätzten) Dealkosten von 6 Mrd. auf gut 50$/Aktie...

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Die 6 Mrd. beinhalten ziemlich hohe Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen. JPM befürchtet nicht ganz zu unrecht, daß Minderheitenaktionäre von BS sich bei 2 Dollar pro Aktie über den Tisch gezogen fühlen und vor Gericht ziehen.

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Von der Logik sieht der Deal fast so aus wie die bei den Banken überaus beliebten "Bonus-Zertifikate": Falls ordentliche Gewinne anfallen, kassiert ihn die Bank - und im Gegenzug erhält der Anleger (hier der Staat) einen kleinen Bonus. In Bush Amerika dürfte der Bonus vor allem in einer Art ideologischen Gewinn bestehen, darin, eine echte Verstaatlichung von Bear Stearns vermieden zu haben.

Falls Verluste entstehen, trägt es der Steuerzahler. Das ist schon eine verflucht ungünstige Konstellation, und der erhoffte Effekt, eine dicke Negativmeldung aus den Schlagzeilen zu nehmen stellt sich vermutlich auch nicht ein, auch deshalb, weil sich Kleinanleger reichlich verarscht vorkommen könnten. US-Gerichte sind in dieser Beziehung auch sehr empfindlich - mit anderen Worten: Das Drama geht weiter - und der "beruhigende Effekt" in Bezug auf die Kapitalmärkte erweist sich als zu teuer erkauft.

Dazu kommt noch etwas anderes:

Prinzipiell hat Statler recht, mit seinem Abwägungsargument, dass die Vermeidung einer allgemeinen Finanzpanik durchaus gewisse staatliche (genauer gesagt: seitens der Steuerzahler) Opfer rechtfertigt bzw. rechtfertigen könnte.

Ich bin jedoch sicher, dass der Kapitalmarkt noch gut genug im Saft steht (nach wie vor mit Zigmilliarden-Gewinnen im Bankensektor für dieses Jahr), um ein paar kaputte Investmentbanken zu verkraften. Der Effekt des Investmentgeschäfts (wenn wir jetzt mal 10 Prozent platzen lassen) auf die Bankbilanzen ist auch nicht so überaus groß.

Anders schätze ich die Lage bei den Immobilien ein. Wenn Bewerungskorrekturen im Umfang von ca. 300 Mrd. Dollar anstehen sollten (meine Schätzung), dann ist das nicht mehr ganz so locker wegzustecken wie der Konkurs von ein paar Investmentbanken.

Im Übrigen: Der Konkurs gehört zum Kapitalismus - er ist ein wichtiger Marktmechanismus.

Wer den Konkurs im Finanzmarkt so aufwendig (30 Milliarden Dollar!) verhindert, der mag die Unruhe am Finanzmarkt vielleicht zu dämpfen, aber er richtet als Staat zugleich grundsätzlichere und langfristigere Schäden an. Z.B. deshalb, weil künftig Finanzmarktakteure auf staatliche Rettungsnetze spekulieren werden.

Dann lieber solche Banken Pleite gehen lassen. Die Pleite diverser krimineller US-Hypothekenbanken in den 80er Jahren und auch das Straucheln von Bank America wurden von der amerikanischen Ökonomie ebenfalls vertragen.

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"Wenn Bewerungskorrekturen im Umfang von ca. 300 Mrd. Dollar anstehen sollten (meine Schätzung), dann ist das nicht mehr ganz so locker wegzustecken wie der Konkurs von ein paar Investmentbanken."

Wie willst Du das verhindern? Immobilien sind hochgejazzt worden bis zum geht nicht mehr. Von Privatleuten, Banken und Private Equity. Jeder hat jahrelang davon profitiert, jeder wollte es so, jeder war dabei. Warum sollte jetzt nicht jeder dabei sein, wenn die Blase platzt? Und wie sollte man das verhindern? Es hat sich herausgestellt, dass in den Mauern kein Gold, sondern Blei ist. jeder weiss es. Keiner will es. Alles was man tun kann, ist staatlicherseits den Verbrechern der letzten Jahre nochmal Geld dafür reinschieben, die Verluste nicht in die Bücher zu schreiben. Aber dadurch wird Blei auch kein Gold. Wo da der angebliche Markt noch sein soll, würde ich auch gern mal wissen.

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Ich rechne eher mit 500 Mrd

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Nachdem Bush heute verlautbaren ließ, man habe alles im Griff, sollten nun endgültig sämtliche Alarmglocken schrillen. Und zwar laut.

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Naja, er hatte ja auch den Irakkrieg beendet. So in der Art wird man sich das auch vorstellen müssen.

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@ Don
Wie will man das verhindern? Nun, eine Art "Basel III" könnte hier Gutes leisten: Erstens wird die Auslagerung wichtiger Bankgeschäfte außerhalb der Bankbilanzen unterbunden (VTM*), zweitens werden hebel"wirtschaftende" Bankgeschäfte beschränkt (VTM* und notwendig), drittens erlaubt man einer Reihe von US-Banken, "unter der Krise wegzutauchen", d.h. gestattet ihnen bis zu einem gewissen Grad (für max. 10 Jahre) ein negatives EK - im Gegenzug werden sie unter ein striktes staatliches Kontrollregiment gestellt, viertens werden "private Equity"-Fonds und Hedgefonds Transparenzvorschriften unterworfen, fünftens werden die Offshore-Finanzplätze entweder reguliert oder (das würde ich bevorzugen) galvanisiert - mit militärischen Mitteln.

Man bewältigt diese Krise jedenfalls nicht, indem man alle paar Wochen Notenbankgeld in die Märkte hineinbläst.

Sollten die betroffenen US-Banken trotz "Basel III" nach 10 Jahren neg. EK besitzen, werden sie verstaatlicht, zerlegt und lebensfähige Teile anschließend wieder an den Märkten versteigert.

(Noch besser wäre es natürlich, wenn Amerika künftig eine gesunde Sparkassen- und Volksbankenstruktur bekäme - eine mächtige gemeinwohlorientierte und risikoscheue Bankenstruktur könnte eine wichtige Ergänzung zu den privaten Banken darstellen. Übergeschnappte ambitionierte Landesbanken benötigt hingegen niemand. Der Witz besteht ja u.a. darin, verdrehte Ambitionen und übersteigerte Gier in den Finanzmärkten zu reduzieren. Tagesgeschäft und Risikoaversion an Stelle "großer" Pläne. Dann klappt das. Und zwar super.)

Im Übrigen wäre es - auch im Zusammenhang mit der Finanzkrise - eine erwägenswerte Idee, Frau Zypries an einen Galgen zu hängen oder, falls das geht, sie auf demokratische Weise von ihrem Amt zu trennen, auch deshalb, weil sie kürzlich die kundenfeindliche Kreditverbriefung ins Gesetz gegossen hat, unnötig, gefährlich, heuschreckisch und völlig gegen abgeschlossene Verträge sowie den erklärten Kundenwillen. Diese hochkonservative "Dame" aus dem Seeheimer Kreis macht eine derart beschissene und verantwortungslose Politik, dass ihr weiterer Verbleib im Ministeramt wider alle Vernunft ist.

* VTM = vertrauensbildende Maßnahme

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@Offshore-Finanzplätze entweder reguliert oder (das würde ich bevorzugen) galvanisiert - mit militärischen Mitteln. --- Wie kann ich mir das vorstellen? Nach dem Vorbild von "Grenada den Grenadieren" Einmarsch in British Virgin Islands (Kreuzer vor Road Harbour) und Liechtenstein (mit der Schweiz Überflugrechte aushandeln)?

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@ Che
Wie? Im Fall von Guernsey und der Isle of Man wäre das Galvanisieren mit Neutronenbomben nachhaltig hilfreich, einmal, um deren Anwendung am Beispiel zu überprüfen, und zum anderen, um das Vertrauen in die Finanzmärkte nachhaltig zu verbessern.

Glasierte Strände böten den anderen Offshore-Finanzplätzen einen Anreiz, die Investitionen in den Tourismus zu verstärken - und zum Ausgleich Banken, Versicherungen, dubiose Finanzmagnaten und andere Schmarotzer in ihre Heimatländer zurückzuverfrachten..

Ergo: Galvanisieren hilft.

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The property stays, the people are gone
ist das Prinzip der Neutronenbombe, die galvanisiert doch gar nicht. Die wurde ja auch erfunden, weil die Ölquellen ohne Ayatollahs übrigbleiben sollten :-)

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Alles eine Frage der Zusammensetzung und der Gestaltung der thermonuklearen Reaktion. Auch eine Elektronenbombe verursacht Hitze, sofern genügend groß.

Apropros Reaktion:
Bänkerblut muss fließen

Bänkerblut muss fließen knüppelhageldick,
Und daraus ersprießen, die freie Republik.
Ja schon viele Jahre
Währt die Knechtschaft schon
Nieder mit den Spekulantenhunden
Von der Reaktion!
Aber, im Ernst: Die Offshore-Finanzplätze sind ein Teil des Problems.

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Weitere Fragen
Wolfgang Kaden ereilt eine Neoliberalismusdämmerung und er fragt:
Wo waren die hochbezahlten Wirtschaftsprüfer, die all diese Bankbilanzen testierten? Wo der so selbstgewisse Jochen Sanio von der BaFin? Was trieben die omnipotenten Rating-Agenturen? Was die sonst so weisen Aufsichtsräte der Geldhäuser - und das waren nicht nur die Politiker in den Kontrollgremien der Landesbanken, sondern auch (...) ehrenwerte [Bank-]Manager (...).
Wobei Kaden meiner Einschätzung nach zu den ersten gehört, welche eine eben noch geforderte Reregulierung schon im nächsten Moment zum Anschlag auf die "freie Wirtschaft" zeichnen. Im Moment schreibt er aber - völlig richtig:
Was ist nun zu tun (...)? (...) die Devise kann nur lauten: Entmachtet die Banker! Die Geldhändler müssen in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt werden, nach Jahren der Deregulierung ist jetzt Reregulierung angesagt.
Entmachtet die Banken! Auch das.

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"Die 6 Mrd. beinhalten ziemlich hohe Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen. JPM befürchtet nicht ganz zu unrecht, daß Minderheitenaktionäre von BS sich bei 2 Dollar pro Aktie über den Tisch gezogen fühlen und vor Gericht ziehen."
Natürlich, ist ja auch postwendend geschehen. Daher eben keine 2$/Aktie... Wäre für deren PB auch viel zu wenig.

Zudem hat JPM selbst wenn der Deal platzt (Dynergy -> Enron anyone?) das Recht auf das BSC-Gebäude, was mit Sicherheit weit mehr wert ist als <250 Mio.

"d.h. gestattet ihnen bis zu einem gewissen Grad (für max. 10 Jahre) ein negatives EK"
Das ist rein technisch nicht möglich. Wo soll das Geld dann herkommen?

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