Bayerisches Liedgut für die Amerikaner

"Do legst Di nieda,
und schtehst nimma auf,
do kegst Di nieda.
mia genga olle drauf."

Reichlich am Anfang der Krise ging ich über einen Biergarten in der Stadt, der sich auf einem offenen Platz befindet. Dort sassen zwei, der eine, rund und feist und rot im Gesicht, angetan mit einer grünen Lederhose und einem rotkarierlten Hemd, hatte eine Gitarre und sang das. Er lachte mich dabei an.

Es war der Tod.

Und ich wusste, es würde schlimm werden.

Heute nun ist der Tag, an dem man froh sein darf, dass es bei uns noch sowas wie einen Generationenvertrag und nicht die von allen Neoliberalalas geforderte Rente hauptsächlich über den Kapitalmarkt gibt. Bei naked Capitalism gibt es eine schöne Zusammenstellung der Sauereien aus dem Dreieck Politik, Privatwirtschaft und Rentenfondes. Haarsträubend. Das kann nicht gut gehen.

Ich weiss nicht, ob das, was da aus der äussersten amerikanischen rechten Ecke kommt, wirklich so stimmt, aber bei egghat kann man es ohne Besuch dieser Typen nachlesen. Demzufolge hätte der Belastungstest der grossen amerikanischen Banken ergeben, dass 16 von 19 bei der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung technisch pleite sind.

Wer hat eigentlich in den letzten Wochen was von "Das Schlimmste ist vorbei" geschrieben? Do legst Di nieda...

Montag, 20. April 2009, 23:07, von donalphons | |comment

 
... währenddessen meldet Wells Fargo einen Rekordgewinn im 1. Quartal 2009, "Vor allem das traditionelle Bankengeschäft und das Hypothekengeschäft seien sehr solide gewesen".

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Jaja, die grosse Ausnahme: Ansonsten Bilanztricks, Gewinnerfindungen, hardcore Buchhalting.

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To help it achieve this figure, Wells took advantage of a rule that has since been banned, to carry over $7.5 billion in Wachovia loan loss provisions that helped boost its net income. It closed on its acquisition of Wachovia Dec. 31. The rule was banned the following day.

http://www.huffingtonpost.com/2009/04/20/banks-quarterly-earnings_n_189077.html

Tjaja. So geht das heute.

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UNGLAUBLICH.
Das ist jetzt die vierte Bank, die sich einen Gewinn erfindet, in dem sie die eigenen Schulden herabwertet. Ich fass es nicht.

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Irgendwie muss man halt die Rally füttern. Die Zeit wird als die "letzte Blüte der Lügner" in die Geschichte eingehen.

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Hat unsere Bimbeskanzlerin nicht gerade erst zur Eröffnung der Hannovermesse etwas von "Talsohle erreicht, es geht wieder aufwärts" geseiert? Ich meine, das hätte ich vorin irgendwo gelesen ;-)

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Wenn es unterirdisch wird, ist die Talsohle erst der Anfang.

Dumm ist nur: für 4% Inflation (jährlich) und 40% (täglich) hatte ich schon halbwegs Planungen im Kopf, nur die 13%, die der Hausherr neulich nannte, treffen mich unvorbereitet...

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13%? 30% Eigenkapital, dazu Kredit aufnehmen mit 6%, und eine erstklassige Immobilie kaufen.

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30% Eigenkapital reicht denen heute oft nicht mehr.
Und bei einer erstklassigen Immobilie in München sind 30%... nun ja.... VIEL

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Lieber klein, gut und wertstabil als gross, schlecht und verlustbringend.

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Ich dachte eigentlich an die neulich erwähnten 13% Inflation...

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Ich auch: Wenn es zwischen 10 und 20% Realinflation gibt, scheint es mir sinnvoll, mit einem geringen Eigenkapital von 30% nochmal 70% zu leihen und damit etwas Wertstabiles und nicht Kursanfälliges zu kaufen.

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Das ist offensichtlich falsch, bei der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung sind zweifelsohne 19 von 19 grossen amerikanischen Banken pleite.
Und wenn GS nur 10:1 gelevered wäre, würde Bernanke sofort einen Orgasmus bekommen.
Also ich bin mir recht sicher, dass die äusserste amerikanische Rechte mal wieder etwas daneben liegt. Und selbst wenn das alles stimmt, tatsächlich ist es definitiv deutlich schlimmer.

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Gut, das Szenario des Belastungstests war besser als die realwirtschaftliche Entwicklung. Eigentlich müsste man so gesehen jetzt wie blöd Silberkännchen kaufen.

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Oh, mir fällt gerade ein, ich habe gestern tatsächlich wie blöd Silberkännchen gekauft! (Und erst heute nach dem Fall des Pfundes bezahlt)

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Das hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass ich jemals da sitze und vor mich hin sinne, welche Dinge ich von ein paar hier vorhandenen überzähligen Euros kaufe, obwohl ich sie eigentlich gar nicht brauche. So recht wohl fühlen tue ich mich dabei nicht. Aber zurück zu den Immobilien: Es gibt natürlich nicht nur München und Stuttgart. Ich empfehle den Blick ins beschauliche Mainz, das ist allemal besser als Frankfurt, und ein Freund von mir bekommt dort zuverlässig sofort von 20, 30 Interessenten die Bude eingerannt, wenn eine seiner Wohnungen zu vermieten ist. Wenn er überhaupt inserieren muss.

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Überall, wo reiche alte Leute sind. Reiche alte Leute sind die Trüffelschweine des Immobilienmarktes.

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Hmm.
(reiche) alte Leute…

Görlitz?

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Wall Street Rage!?
Hab gestern Abend, noch einen interessanten Artikel über die etwas verquere Wirklichkeitswahrnehmung der WS-Banker bezüglich ihrer Beteiligung an der "Krise" und deren jetzigen Kosten...
http://nymag.com/news/businessfinance/56151/

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@ svenm: Die müssen die dort erst importieren. In Städten wie Bad Homburg, Kronberg und Wiesbaden sind die reichen alten Leute schon da.

In Mainz sind es die vielen Studis, die eine Bleibe suchen. Kleinere Wohnungen sind dort inzwischen ziemlich teuer geworden und nicht leicht zu finden.

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Ich kenne nur die Zeitungsberichte über Görlitz, die was von schmucker Innenstadt und der Zielgruppe "Altersruhesitz suchende Rentner" schrieben, wobei "rübermachende West-Rentner" besonders erwähnt wurden. Als ich vor 25 Jahren mal dort war, sah das noch ganz anders aus. *hust*
Aber: Die Landschaft ist schön, die Luftkurorte sind nah und die Grenze(n) nicht weit.

Fast wie am T-See ;->

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Kommt darauf an, ob man arm unter Reichen sein will, oder reich unter Armen. Wie in den britischen Kolonien.

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Ich war 2004 dort, zweifellos eine sehr hübsche Stadt, aber es fehlt doch an Kaufkraft, daran ändern auch die paar West-Rentner nichts, die sich dort inzwischen niedergelassen haben.

Woran es fehlt, fiel besonders in dem architektonisch wunderschönen, aber gähnendleeren Jugendstilkaufhaus auf - und abends, wenn in etwa jedem vierten Haus alle Fenster stockdunkel blieben, weil niemand mehr dort wohnt.

Falls Sie Görlitz noch nicht kennen, sollten Sie unbedingt hinfahren, es lohnt sich. Zgorzelec ist durch die Altstadtbrücke jetzt auch bequem zu Fuß zu erreichen, und nach Bad Muskau und Zittau ist es auch nicht weit.

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In Görlitz wurden zuletzt der "Vorleser" mit Kate Winslet und Tarantinos "Inglorious Basterds", unter anderem mit Brad Pitt, gedreht. Vor ein paar Jahren war es die Neuverfilmung von "In 80 Tagen um die Welt". Schmuckes Städtchen, dieses Görlitz. Das muss mal gesagt werden, weil ... der Osten... und so. Man reise stattdessen mal tief in den Westen nach Bottrop, entsetze sich in der dortigen Fußgängerzone. Ich hatte ja auch mal diese Ost-Ressentiments. Wollte unbedingt diese ominösen Plattenbauten sehen. Die sahen dann aber auch nicht soo viel anders aus als die Vorstadtsiedlungen aus den 60ern im Westen. Und steht man in Frankfurt auf der Haupt- oder Konstablerwache (oder gar darunter in der U-Bahn) dann tauscht man diesen Aufenthalt jederzeit gerne gegen den Aufenthalt am Dresdner Elbufer mit Barockensemble oder in der Leipziger Fülle an Baudenkmälern. Ich gebe ja zu, dass es finanziell dort nicht so rosig aussieht, aber wer will, der findet in der Zone architektonisch und kulturell ein großes Angebot, das man sogar bei Inflation genießen kann.

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Also ich war über Ostern mal ein paar Tage im Großraum Dresden. Ich weiß nicht ob es am schönen Wetter lag oder an meiner selektiven Wahrnehmung, aber seit dem geht mir das peinliche Sandtortmarketing von der ,, schönsten Stadt Deutschlands,, meines jetzigen Wohnorts ziemlich auf die Nerven.

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Ja, aber so schön, wie sie dort tun, von wegen Elbflorenz, sind die da auch wieder nicht. Das Barockensemble an der Elbe ist hübsch und die Neustadt ok, aber nicht beeindruckend, aber es gibt in Dresden auch viele hässliche Ecken. Und was den Spruch "In Sachsen wachsen die hübschesten Mädchen" angeht, so muss ich sagen: In Dresden wohnen die aber nicht.

Die Mädchen in Leipzig sind hingegen hübsch, die Stadt gefällt mir insgesamt auch besser.

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Wie schon gesagt, das Wetter war schön, das Essen gut und das Bier schmeckte. Interessantes zu sehen, gab’s an jeder Ecke und die Frauen, nun ja. Schöne Frauen gibt’s überall, auch da. Ich kann’s nur empfehlen.

Ach übrigens, in Chemnitz wird gearbeitet, in Leipzig Geld verdient und in Dresden wird gelebt. Hab ich da gehört.

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Hässliche Ecken gibt's überall. Wie schon beschrieben, gibt es aber in Sachsen durchaus sehr schöne und angenehme Gegenden. Ich werfe auch mal "Bautzen" in die Runde - die "guten" Viertel dieser Stadt sind ziemlich spektakulär. Es hat auch alles immer etwas mit der Nachwendeentwicklung und den dabei gesetzten Prioritäten zu tun- Leipzig wirkt auf mich z.B. ausserhalb des unmittelbaren Kerns teilweise noch sehr heruntergekommen.
Und so haben sich einige dieser Städte mittlerweile einen Ruf als "Alterswohnsitz" der westdeutschen Mittelschicht erworben. Mit einer Westrente/-pension lässt es sich da häufig vergleichsweise günstig leben - und man ist immer noch in Deutschland.
Allerdings dürfte auch das im Laufe der Zeit immer problematischer werden. Die Immobilienpreise sind auch hier in den letzten Jahren nicht gerade gefallen. Beispiel: Im hiesigen (Dresdner) Zentrum werden gerade ein paar Stadtvillen gebaut. Die billigste soll ca. 650.000 EUR kosten...

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Soweit ich es in Erinnerung habe, ist Leipzig die Stadt mit den meisten Baudenkmalen Deutschlands. Für den Kunsthistoriker dürfte das Grassi Museum für angewandte Kunst von Interesse sein, das 2007 wiedereröffnet wurde. Aus der Ferne bereits gut zu erkennen an der schönen, goldenen Art Deco-Krone auf dem Dach; wie es da überhaupt Art Deco an vielen Ecken in der Stadt hat. Hätte ich das alles gewusst, wäre ich da schon Jahre früher mal hin. Nur landschaftlich ist das Umland leider völlig reizlos und so nicht zu akzeptieren.

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17.000, wenn ich die Zahl, die Deutschlands oberster Denkmalschützer Gottfried Kiesow 2002 mir 'mal nannte, richtig in Erinnerung habe. Wobei sogar er meinte, dass die dort vielleicht ein bisschen viele Gebäude als Denkmäler kategorisiert hätten. Das hindert aber ohnehin niemanden, schon gar nicht die Stadt selbst, daran, Häuser so lange verfallen zu lassen, bis sie als einsturzgefährdet gelten und sie sie abreißen können.

Die Landschaft um Dresden ist abwechslungsreicher, das stimmt. Im Leipziger Tieflandbecken ist es so platt, da hat man ständig das Gefühl, gleich müsse doch das Meer zu sehen sein. Da die sich im Leipziger Süden nun eine Seenlandschaft anlegen, wird die Umgebung aber auch reizvoller.

@ Ahlendörfer: Die Dresdnerinnen, die wir damals zu Gesicht bekamen, ließen bei uns durchaus die Frage aufkommen, ob man dort im Tal der Ahnungslosen vielleicht ein bisschen zu viel untereinander geheiratet hatte.

Der Spruch ist übrigens uralt, der stammt noch aus Vorkriegszeiten, da mag er auch gestimmt haben. Die Dresdner klammern sich daran halt gern fest.

@ Oberlehrer: Die gibt es sicherlich überall, aber in Dresden fand ich davon besonders viele, was angesichts der Geschichte auch nicht verwunderlich ist. Ich meinte damit auch eher die Architektur an sich, nicht unbedingt heruntergekommene Häuser.

Bautzen kenne ich, wir haben 2002 von Dresden einen Abstecher dorthin gemacht. Weimar ist meines Wissens eine dieser Städte, in der sich tatsächlich viele westdeutsche Rentner niedergelassen haben. Das soll sich dann auch bei den Immobilienpreisen bemerkbar gemacht haben.

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Das mit dem Abriss von Gründerzeithäusern in Leipzig ist so eine Sache. Es wäre ja niemand daran gehindert, sie zu kaufen und zu sanieren. In Leipzig besteht aber die Sondersituation, dass es dort ein enormes Angebot an Wohnraum gibt- auch an solchen top-sanierten Altbauten. Man erzielt dort am Markt keine hohen Mieten. Ich habe dort zwei Jahre in einem wunderbar sanierten Gründerzeithaus gewohnt, dessen Treppenhaus alleine jeden Münchner erstaunen ließe. Herrliche Wohnung in bester Lage, den Stadtpark um die Ecke, Parkett und Stuck liebevoll instandgesetzt und bei der Badausstattung nicht gespart. Miete pro Quadratmeter: 4,50 EUR. Es ist auch gar kein Problem, sowas zu finden und man bezahlt auch jetzt maximal 6.- EUR den Quadratmeter, wenn man zu schüchtern ist, den Vermieter herunter zu handeln. Einen Makler zahlt selbstverständlich kein Mieter.

Man muss das vor dem Hintergrund sehen, dass es bis 1998 die Sonderabschreibung gab, die eine sofortige 50 prozentige (später "nur" noch 40 % ) Abschreibung der Sanierungskosten einbrachte. Folglich wurde bis Ende der 90er auf Teufel komm raus saniert und Wohnraum geschaffen, für den es gar nicht so viele Mieter gab. Denn die zu DDR Zeiten in die Plattenbauvorstädte umgezogenen Menschen blieben einfach in ihrer Platte und zogen nicht zurück in die Stadt. Für jemanden, der 60 qm Platte zu drei oder vier EUR je Quadratmeter bewohnt, sind zwar 5.- EUR auf den Quadratmeter bezogen nicht viel, wohl aber die Gesamtmiete bei den 150 oder 200 qm in der schicken Altbauwohnung. Mal abgesehen vom gewachsenen sozialen Umfeld der Leute, das sie nicht verlassen wollen.
Die Stadt selbst ist mit einer knappen Milliarde verschuldet, wie allenorts wir das Geld freigiebig nur für prestigeträchtige Großprojekte herausgehauen, die dann stets unzählige Millionen teurer werden. Die Stadt fällt also als Investor aus und private Käufer rechnen, wie sich ihre Rendite angesichts geringer Mieten gestaltet. Nichtsdestotrotz wird weiterhin saniert, es ist schön zu sehen, wie sich ganze Straßenzüge wandeln und an Attraktivität gewinnen. Der andere Aspekt bei den niedrigen Mieten ist, dass man es leichter hat, wenn man als Gewerbetreibender, Freiberufler, Kulturschaffender oder Gastronom etwas aufziehen will. Man muss sich nicht große Sorgen machen, ob man überhaupt ein geeignetes Objekt findet und ob die Miete einem das Genick bricht. Natürlich gibt es auch Stadtteile, von denen man besser nicht spricht, aber die hat man andernorts auch, auch im bereits erwähnten Wiesbaden gibt es 60 Jahre Block-Tristesse.

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Die Miete für kleinere Wohnungen haben in Leipzig aber inzwischen etwas angezogen. Eine Freundin von mir ist im Februar wieder zurück nach Leipzig gezogen, die zahlt jetzt mehr als für ihre vergleichbaren Wohnungen, die sie dort früher bewohnte.

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Ja, die Preise ziehen etwas an. Aber durchaus moderat und man hat keine Schwierigkeiten eine Wohnung zu finden, gleich wo und in welcher Weise man leben möchte.

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Das wird sich bald wieder ändern, sobald die Arbeitslosigkeit wieder steigt.

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Die Arbeitslosen können dann aber wenigstens im Sommer baden gehen und dabei den Stützen der Gesellschaft beim Golfspielen und Segeln zusehen. Die entstehende (teils schon entstandene) Seenlandschaft ist nämlich wirklich gigantisch. Die ganzen alten Tagebaulöcher geflutet und weg ist die Mondlandschaft. Am Schluss sollen es etwa 70 Quadratkilometer Wasserfläche werden. Den Rest holt sich die Natur von alleine zurück. Aber wie lange wird es wohl dauern, bis der Hausherr das Thema Osten endgültig leid ist und er hier flutet?

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