Spätsommerkrisen

Ooopsie - na, wer hätte das gedacht, weigert sich die Krise doch, einfach so vorbei zu sein und aus toxischen Papieren wieder Werte werden zu lassen. Generell habe ich auch nichts gegen Preistreiberei in Sachen Silber, aber wenn die Finanzenesotherikerabteilung der FAZ schon Silberspinner zu Wort kommen lässt, sagt das nicht nur was über die Qualität deren Ratschläge, sondern auch die generelle Lage der Wirtschaft aus. Trotzdem stand ich heute lange, lange am Bahndamm, erst ein Autozug nach Norden, dann ein Zulieferteilzug nach Süden, dann wieder ein Autozug nach Norden, irgendwo kann es sich jemand leisten, Vorstadtbewohner oder Firma, also ist alles bestens, hier zumindest.



Vergessen vermutlich all die Sprüche, der Osten werde sich durch die Krise dem Westen angleichen , oder ein Paradigmenwechsel stünde bevor. Sollte der noch kommen, weg von Statussymbolen und grossen Autos, hat er eine Menge Weg zu gehen. Prinzipiell stimmt es natürlich: Die Aussichten für noch mehr Mobilität sind eher nicht gut. Aber auf einen Radler sehe ich an diesem windigen Sommertag auf Kurzstrecke 30, 40 Autos. Wie überall. Würde man die Menschen fragen, was sie aus der Krise gelernt haben, wäre die Antwort vermutlich: Welche Krise? Selbst wenn ihre Steuern immer noch und auf Jahre und Jahrzehnte in das Debakel der Banken und der kriminellen Wirtschaft fliessen werden.

Und war da nicht noch was mit der Bayern LB und der Hypo Alpe Adria? Unsere sauberen bayerischen Politiker, die von den Kärntnern unter Jörg Haider getäuscht wurden... da gibt es jetzt eine lustige Sache, aus der Zeit nach dem Verkauf der HAA an die Bayern: Verdacht auf Geldwäsche für einen mutmasslichen Mafia-Paten. Das war dann schon unter dem Ministerpräsidenten Beckstein. Dem Mann, der immer so hart gegen Drogenhändler vorgehen wollte. Ich glaube nicht, dass der wusste, was die Tochterbank der Landesbank da getan hat, aber es ist schon eine hübsche Ironie, wer da alles Kunde bei unserem höchstanständigen Staat ist, und wohin all das Geld geflossen ist.

Wozu braucht eigentlich eine Staatsbank nochmal Konten in Liechtenstein, auf denen dann andere geschützt Gelder anlegen können, deren Verbleib den Staat sehr interessiert? Das sind so die Fragen, die mir in den Sinn kommen. Aber sonst geht alles seinen gewohnten Gang, und mit jedem Autozug wird die Lage besser.

Mittwoch, 25. August 2010, 01:53, von donalphons | |comment

 
Als ich vom "Silberjungen" las, musste ich unweigerlich zunächst an Sie denken...
Im Ernst, diesen Quatsch habe ich mir abgewöhnt zu kommentieren. Das Finanzressort der FAZ verkommt langsam aber sicher zum Gespött der Leute.
Loser´s Game.

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Ich bin ja auch bei manchem Auditest da fassungslos, sowas bringt nicht mal der Donaukurier zustande - aber da habe ich mich wirklich geschämt.

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Eine Mischung aus Führungsschwäche und unterbezahlten Leuten. (Durchschnittliches Gehalt für die Redakteure liegt nach meiner Schätzung unter dem eines BaFin-Mitarbeiters, noch Fragen?) Da lässt man sich doch gern mal auf drei Aperol Sprizz in eine Frankfurter "Szene-Location" einladen und hört sich den Quacksalber an. Oder lässt sich gleich die Investorenpräsentation zum Abschreiben schicken.

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Ich hoffe auf die Intelligenz der Leser - oft wird darunter ja kommentiert, was die von sowas halten. Wenig bis nichts.

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Ich hab den Silberjungen Artikel beim Scanner meiner RSS Feeds auch mit Erstaunung zur Kenntnis genommen, aber noch nicht gelesen. Es gibt IMHO deutlich bessere Interviewpartner zu dem Thema.

Womöglich gibt es in der FAZ demnächst noch Interviews mit den Machern der Foertsch-Hotlines :-(

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Bester Don:
"… aber es ist schon eine hübsche Ironie, wer da alles Kunde bei unserem höchstanständigen Staat ist …"

War es nicht eine staatliche Pleitebank im Norden, die über hundert(!) Tochtergesellschaften auf den Cayman Islands hat? Wozu die wohl gut sind?

Habe mich neulich mit einem ex-Bank Anwalt unterhalten. Der meinte, unsere Staatsanwaltschaften sind viel zu windelweich. Im Falle eines hochspekulativen Hedgefonds mit angegliederter Luxusgut-Produktion haben Amerikanische Staatsanwaltschaften umfassend in Deutschland Belege für Kursmanipulation abeliefert. Passiert was? Nö.

Bechstein hat seine Zeit hinter sich. Und dass eine öffentlich zu Schau getragene Law&Order Attitüde etwas über die Rechtschaffenheit aussagt... da fällt mir nur Kanter ein.

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