: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 16. November 2010

Recherche

Ich spreche zumeist ja ziemlich abfällig über den Beruf der Journalismus, und tendiere dazu, seinen Vertretern jede Gewissenlosigkeit zuzuschreiben. Es ist kein Beruf, auf den man stolz sein kann, und kein Umfeld, das jene Achtung verdient, das es dreist einfordert. Es mag in anderen Ländern mutige Journalisten geben - einen kenne ich, der musste aus der Türkei fliehen und betreibt jetzt ein Lebensmittelgeschäft, wo er seine Töchter schimpft, weil die verschleiert rumlaufen. Ansonsten ist es nichts, von dem ich glaube, dass ich es ewig tun wollte. Ausser, es wäre eine Recherche- und Bildertour wie jene, die ich heute unternommen habe.

















Das war wirklich schön. Und jetzt weiss ich auch, was ich über das Schmuggeln schreiben werde.

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Du weisst, dass Du alt wirst

wenn Du lieber auf eine Radtout verzichtest, wenn Du Deinen Helm nicht finden kannst (Gefunden. Jetzt aber los).

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Montag, 15. November 2010

Knickohr kennt mich noch.

Wenn Du einen Freund brauchst, kauf Dir einen Hund, heisst es in den Regierungsvierteln der Welt, und irgendetwas muss dran sein, denn ich bin noch mitten im Schlussanstieg, als Knickohr herunterläuft und mit dem Schwanz wedelt. Ich war den ganzen Sommer nicht hier oben, das hat sich einfach nicht ergeben, zu viele andere Dinge waren zu tun. Aber Knickohr hat mich, scheint's, nicht vergessen. Im Sommer als Wanderer, im Winter als Rodler - die meisten kommen hier höchstens ein paar Mal im Jahr hoch, aber ich war Stammbesetzung. Im Winter oft auch zweimal, einmal am Morgen und dann, ganz zuletzt, zum Sonnenuntergang. So wie heute.



Seit Wochen sagt man in München, dies sel das letzte schöne Wochenende des Jahres, und jedes Wochenende schickt sich das Wetter an, die Münchner Lügen zu strafen. Es ist warm in den Bergen, ich trage nur ein Hemd und eine Kniebundhose: Das reicht selbst für die hereinbrechende Nacht. Es ist fraglos schon Winter, genauso gut könnte jetzt schon hier unten auf 1200 Metern Schnee liegen, wie in der Ferne auf der Benediktenwand, aber es fühlt sich nach Frühling an. Es ist der Föhn, der macht die Menschen irr. Man macht ganz erstaunliche Pläne, wie: Morgen radle ich nach Österreicht. Oder: Dienstag in Meran? Oder doch nochmal den Hirschberg, den unteren Teil mit dem Rad und den Rest zu Fuss. Dabei ist man, wie so oft im Leben, nur eine Art Wintertoter auf Urlaub, an der kurzen Leine des noch fern bleibenden Wetterumschwungs. Es kann so und so ausgehen, man weiss es nicht.

Also hurtig los, die nächsten Tage, so hurtig wie der Abstieg und der Aufstieg: 1h 20 Min hoch, 1h runter, das sind die Zielzeiten der neuen Wandertafeln, die sie hier aufgestellt haben. Exakt 2 Stunden nach dem Aufstiegsbeginn, mit 10 Minuten Pause auf dem Gipfel, bin ich wieder beim Auto. Selten war mir das Wissen, dass es noch geht, so wichtig wie nach der letzten Woche. Die Lunge tut nicht mehr weh, die Rippen scheinen heil zu sein, ich lebe: Ich war geknickt, aber nicht gebrochen.

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Mehr für mich

weniger für die anderen. Schon komisch, wenn dann ausgerechnet ich solche Beiträge ausgerechnet in der FAZ schreiben muss. Ein parteispendenbelasteter Finanzminister macht die Tore zur Hölle des Steuerwettbewerbs der Kommunen auf, aber irgendwie scheint das den meisten egal zu sein. Warum? Das verstehe ich nicht. Es ist Euer Geld.

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Samstag, 13. November 2010

Frage an die Leser (besonders aus dem Norden)

Ich bin bekanntlich Optimist und stets in der Lage, das Gute zu sehen: Im Regen die Frische, im Radlunfall das Wissen, dass ich auch hätte tot sein können, in Berlin den Wedding und in Webvordenkern den Sozialporno. In der gerade zu Ende gehenden Woche sehe ich den erfreulichen Umstand, dass sie zu Ende geht. Und wenn mir das nächste Mal am Dienstag ein aufgeblasenes Stück Wasmitmedien gegenübersitzt, trete ich es zur Belustigung aller anderen nicht nur ein wenig, sondern mit aller Wucht an die Wand, dann bin ich für den Rest der Woche besser gerüstet.



Wenn mein innerer Optimist aber noch auf der Suche nach so einer positiven Sache ist - tatsächlich bemerkte er das Ende der Woche erst heute - hält sich der Rest mit Ablenkung über Wasser, bis die nächste Klippe kommt. Das geht dann so: Bei Ebay historische Rennräder anschauen, ein altes Moser sehen, zu faul sein, die übervolle Beobachtungsliste aufzuräumen, statt dessen ein niedriges Gebot abgeben, das sowieso überboten wird, um dann den Endpreis zugeschickt zu bekommen, denn wenn ich nicht gut drauf bin, bin ich auch faul. Drei Stunden später zudem Besitzer genau des Rades, das in den 80er Jahren gerne von Italien, wo es mit 1300 Mark recht billig war, nach Deutschland privat geschmuggelt wurde, wo es 2000 kostete. Ein paar Freunde haben das damals gemacht. Es ist einerseits ein Jugendtraum aus der Zeit, als ich 14 war, und andererseits jetzt nicht ruinierend. Allein die Pedale und die Kurbeln würden den Preis wieder einbringen. Das Dumme war nur: Das Rad stand in Worms und war zur Selbstabholung, und um Speyer herum durfte ich nach längerer Suchfahrt auch noch 30 Kilometer Umleitungen folgen. Im Regen Die Woche war wirklich durchgehend schlecht.



Natürlich fragte ich den Besitzer, wie er an das Rad gekommen ist. Sein Schwiegervater hatte es aus Italien privat mitgebracht, sagte er etwas verschämt, und da wusste ich: Es ist genau so ein kriminelles Schmugglerrad. Der Laden von Francesco Moser liegt in Trient direkt an der Landstrasse nach Norden Richtung Brenner; es bot sich also an, auf dem Heimweg genau dort ein Rad zu kaufen, vor den Grenzen anzuhalten, die Frau mit dem Wagen fahren zu lassen und das Rad, als normaler Rennradler getarnt, über die Grenzen zu bugsieren. Damals gab es ja noch keinen Euro, aber durchaus den Zoll, und den auszutricksen war zumindest in Bayern die stete Lust der Väter: Weinflaschen und Schuhe, kiloweise Würste und neue, spottbillige Auspuffanlagen für die Kollegen - es waren die späten 70er, frühen 80er Jahre, da gab es das alles in der bayerischen Provinz kaum. Man konnte gar nicht anders als schmuggeln, und man wollte auch nicht anders. Das gehörte zu jeder Italienreise dazu: Nicht zu viel, aber immer so, dass man den Eindruck hatte, dem Staat ein Schnippchen geschlagen zu haben. Wir Kinder winkten dann immer den Zöllnern aus dem signalgrünen Audi 100 zu, und nie wurden wir erwischt. Nur meinen kinderlosen Onkel und seine Frau hat es ein paar mal derbröselt, weshalb dazu übergegangen wurde, beim Grenzübertritt nach dem Skiurlaub - Lavase, Corno Nero und Corno Bianco und dann auch Superski Dolomiti - die winkenden Kinder auf beide Autos zu verteilen. Ein Höllenspass.



Den es heute nicht mehr gibt. Auch im ganz Grossen, beim Schmuggel eines ganzen Rennrades - kann einem nichts mehr passieren, die EU macht es möglich. Man betrügt den Staat nicht mehr, und es muss auch gar nicht sein, denn so vieles gibt es inzwischen überall. Wer ein Rad 700 Euro billiger haben will, wartet einfach bis zum Saisonende. Da sind einfach Erfahrungen in mir, die kein Kind heute mehr kennt, und ich denke, das sollte man mal aufschreiben. Ich überlege deshalb, die Schmuggelei von 1980 mit dem Moser von 1980 noch einmal zu rekonstruieren, durch aufgelassene Zollstationen zu radeln und davon zu erzählen - aber was ich mich frage:

Ist das wirklich so eine umfassende Erfahrung? Betrachteten andere, vielleicht zuverlässige Norddeutsche, es nicht mit gerechter Empörung, wenn sie meinen Onkel in seinem Saharakombi am Zoll inmitten eines Weinflaschenbasaars hinter seinem Auto erblickten? Ist das nur die Erfahrung einiger weniger barocker Figuren, die nah an der Grenze bei den Versuchungen lebten? Wie war das bei Euch?

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Freitag, 12. November 2010

Mein Beileid.

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Mittwoch, 10. November 2010

FFM, schon wieder

Als ich bei der FAZ angefangen habe, gab es einiges an Entsetzen. Einerseits, weil ausgerechnet ich dort schreiben durfte, andererseits, weil manche dachten, das könne für mich nur böse enden. Ich wurde mit bösen, alten Geschichten eingedeckt. Und ich dachte mir: Die mögen hart sein, aber ich bin auch hart. Verbiegen werde ich mich nicht.

Keine Ahnung, wo die Gerüchte herkommen. Es ist anders. Als man die FAZ erdachte, hatte man vermutlich normale, feinsinnige Schreiber als Vorstellung, und nicht jemanden, der durch die Hölle der New Economy gegangen war und Ideen wie "Alle feuern und neu bewerben lassen, aber nur die 50% Besten nehmen" für gute Weisheiten des Geschäftsbetriebs hält. Im Kern beruht meine ganze Führungsweisheit auf dem Spruch von Patton: Lead me, follow me or get out of my way. Übersetzung auf Deutsch: Marschier oder stirb. Ich glaube, man sollte dort eher zartfühlender und verständnisvoller sein.

Ich bin aber nur der Don Alphonso. Ich finde, dass der Schäuble wegen Parteispenden verknackt gehört, oder wegen seiner arschigen Haltung zum Grundgesetz, der Mann verdient Schonung wegen gar nichts - aber dass jetzt wegen eines kleinen Ausrasters sein Kopf gefordert wird, zeigt halt, wo dieses Land steht: Man darf bescheissen und betrügen und Geld annehmen und schwarze Kassen haben und Wahlen schmieren und vor Gericht die Wahrheit biegen und irgendwie mit Protektion überleben und auf die Grundwerte der Gesellschaft pissen - aber den Grant hat man hinter einer Fassade zu verstecken. Dann ist alles gut. Der Mann hat wegen seiner Pläne zur steuerlichen Ungleichbehandlung aus dem Amt zu verschwinden, nicht wegen seiner PR. Da kenne ich noch ganz andere Geschichten. Der Sauter hat da noch ganz andere Nummern abgezogen, da hat sich auch keiner was dabei gedacht. Deutschland, das Land, in dem jede Schweinerei erlaubt ist, wenn man nur vor der Tür die Schuhe abstreift und andere so vernichtet, dass es keiner mitkriegt. Aber vielleicht ist es ja auch nur eine Ironie der Geschichte, dass es diesen Mauschler erwischt, weil er ein einziges Mal so war, wie er sich sichtlich wohlfühlt.

Also, Ehrlichkeit: Ich werde Frankfurt bei allen guten Argumenten nie wie Holgi sehen. Nicht wegen Bayern oder weil da so viele Hessen sind - ich komme aus einer gewachsenen Kleinstadt, deren Zirkel sich gegen die Veränderungen abgeschlossen haben. Das gefällt mir, selbst wenn ich nicht so bin. Es ist sehr angenehm, mit Menschen zu tun zu haben, die mit all dem, was ich tue, nichts anfangen können.

Im Kern gibt es vier Verhaltensweisen, mit Veränderungen umzugehen: Man kann sie gestalten, man kann sich daran verkaufen, man kann sie blockieren oder sich soweit damit arrangieren, dass man das Gute nimmt und das Schlechte bleiben lässt. Die Letzteren sind mir die Liebsten, die machen den Dorfladen in Gmund - die anderen machen Banken in Frankfurt oder Schlimmeres, und das drückt mir auf das Gemüt. Ich könnte dort überleben, koste es die anderen, was es wolle.

Aber zufrieden bin ich immer erst, wenn ich wieder daheim bin.

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Dienstag, 9. November 2010

Der Tod ist weiblich, hat Kinder und einen BMW

A propos zynische Eltern, siehe letzter Beitrag: In München stand heute in Schwabing eine Mutter mit Kindern in ihrem SUV brettlbreit auf dem Gehsteig, so dass ich auf die Strasse ausweichen musste. Von hinten kam eine Mutter mit Kindern in einem BMW und versuchte, in den Nichtparkplatz vor der anderen Mutter geradeaus hineinzufahren. Dabei musste sie natürlich ganz nach rechts ziehen. Haarscharf am anderen Auto entlang. Und dazwischen ich. Sie kann mich nicht übersehen haben, aber ich war einfach nicht so relevant wie der Nichtparkplatz.

Allerdings denke ich, dass man sich nicht wundern muss, wenn die Kinder solcher Leute dann auch ihren Eltern nicht gerade Ruhm und Ehre machen. Wenn Mama harmlose Fussgänger an anderen Mamamobilen zerquetscht, ist das nicht eben die beste Schule fürs Leben. Die Folgen sieht man, wenn die Kinder dann in eine Massenuni gequetscht werden, und eingedenk meiner eigenen auch schon nicht gerade konsequenten Generation beschreibe ich das in der FAZ.

Was mich aber am meisten erstaunt, bin ich selbst: Warum nur habe ich diese Frau nicht anschliessend angesprochen? Gut, ich hatte es eilig, aber für 120 Dezibel feinstes bayerisches Westviertel - Du blede Brundskache du hunzvareggte - hätte es doch noch reichen können. Und ich dachte, die wirklich fiesen Mütter fahren heute alle Audi.

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Dienstag, 9. November 2010

Zynisch

Das ist wohl so etwas wie die Zukunft: Vater Mutter Kind grosser Hund. Zumindest bei unseren spätberufenen Eltern am Tegernsee. Das ist keine Warnung, kein schlechtes Modell, zumindest nicht zwingend, es kann gut gehen, und vielleicht halten Beziehungen, die man jenseits der 40 festbetoniert, auch wirklich lang:



Weil es wenig Alternativen gibt, und man ansonsten einigermassen sicher und beschaulich lebt. Und wenn das Kind zum tudium antritt, ist der Hund auch in der letzten Lebensphase, und die Eltern in Rente. Das nenne ich mal eine geschickte Planung, denn das, was der Hund frass, kann dann ins Studium der Tochter gesteckt werden.

Sind das zynische Gedanken? Das tut mir leid, so sollte ich eigentlich nicht sein, denn ich war ja auf dem Berg, und da werde ich immer ruhig und freundlich. Der Berg ist sowas wie der Gegenpol zu einer Welt, die Beständigkeit als Makel ansieht, und einen beim Aufstieg netterweise auch hübsch klein macht. Das ist eine tolle Sache, man nimmt sich selbst und das, was einen bewegt, nicht mehr ganz so wichtig. Und den Berg wird man immer haben, wenn man davor wohnt.



Manchmal verlangt einem der Berg natürlich auch etwas ab, er verschenkt sich nicht und will einen fordern, aber man weiss, was man bekommt. Ich mag diesen Berg. Ich wäre gern so wie er, was die Ruhe angeht, und die Gelassenheit. Ein klein wenig davon nehme ich immer mit, wenn ich oben war, aber unten hält es meist nicht lange. Nur wenn ich die Augen schliesse und mich erinnere - und wie es aussieht, steht eine Woche bevor, bei der ich das mehr als einmal werde tun müssen. Aber man soll nicht jammern: Es könnte noch alles sehr viel schlimmer sein. Solange ich nicht bei RTL arbeiten und in Hamburg wohnen muss, solange der Berg da ist und die Grenze nicht fern - solange hält sich das mit dem Zynismus im Rahmen.

Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass sie beim Kauf des Hundes auch seinen Tod mit eingerechnet haben. Eltern sind manchmal so.

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Montag, 8. November 2010

Dinge, die mir am Wochenende aufgefallen sind

Landfriedensbruch können auch Regierungen und Lobbyisten begehen.



Die Geschichte wird Schutzkleidung brauchen, wenn sie diese unsere verstrahlte Regierung in die Tonne treten will.



Der Geburtsfehler des Netzes ist, es Leuten zu überlassen, die es einzäunen und mit Mautstellen versehen wollen.



Man muss Journalisten nicht dafür bezahlen, dass sie die Finanzkrise vergessen, die machen das schon freiwillig.



Und ich sollte in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger bei der Zusage sein, wenn mich jemand privat einlädt. Das erspart einem den Zwang, sich ein paar Jahre später an Pflichten halten zu müssen, die den anderen nie interessiert haben. Und damals war ich nicht mehr so jung, als dass ich mich einfach auf meine Dummheit herausreden konnte.

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