: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 26. November 2010

Ein Tag in München

Husch husch, ein kleines, frugales Frühstück, es gibt besseres zu tun, im Süden ist es sonnig.



Eine kleine Reise steht an, zu fremden, fernen Gestaden, auf den Flügeln der Phantasie längst vergangener Epochen.



Wir treffen uns im angenehmsten Museum der Stadt, mit den nettesten Wärtern und Buchgeschäftmitarbeitern; ich gebe einen Tip für das Essen am See und bekomme einen Ledereinmerker für den Katalog, und dann geht es hinein.



Hinein zu den galanten Ideen und Erfindungen eines gewissen Herrn Bustelli, so klein und zierlich, so fein gearbeitet und ausdrucksstark, ein weisses, buntes, hartes Lachen durch die Jahrhunderte.



Da ist dieser unbändige Wille zur Freude und zum Genuss, da ist der Wunsch zu sehen, das Beste aus dem Leben zu machen, mal hier und mal dort, sind nicht auffressen zu lassen von Müh und Plag, sich hinzugeben und zu verlieren, da wird gefeiert, getanzt und jenes eingeleitet, das nicht dargestellt ist, und was auch kein Bild braucht, weil es alles schon im Beginn enthalten ist. Sie sind erstarrt in jenem angenehmen Moment, der den Anfang zeigt und das Ende verspricht, und weil alles so fein und zierlich ist, habe ich sie für mich allein: Moderne Menschen können damit wenig anfangen.



In Bestform zeigt sich das Rokoko, heiter und galant, eine Welt, die es so kaum mehr gibt und schon gar nicht unter unverbindlichen Friends im Netz, um die man sich nicht bemühen muss, die einfach so anfallen und irgendwann auch gelöscht werden können. Aufwandlos ist unsere Welt, und das macht sie vielleicht auch so wertlos. 168 Kontakte mag einem die Partnersuche laut Werbung vorschlagen, die Profile aller Kontakte sind durchsuchbar, und niemand muss mehr höflich sein, galant, eine Verbeugung auch nur andeuten - und so sind dann auch die Beziehungen, oft genug. Folgen, verfolgen, entfolgen, alles ohne Folgen. Leidenschaft, scheint es, gibt es nur noch in Porzellan. Sie sind so hart und glänzend, weil sie so heiss gebrannt sind.



Danach in ein Cafe der erträglicheren Sorte; Schwabing ist schon wieder ein wenig unerträglicher geworden, schon wieder geht ein Restaurant in den Räumen des La Boheme dem Ende entgegen, und der alte Blumenladen ist jetzt auch geschlossen - ich bin froh, hier nur noch ab und zu Gast zu sein, das reicht, eigentlich.



Nicht alles neue ist schlecht, man kann Veränderungen gestalten, und alles, wenn es nur alt genug ist, bekommt Patina, und wird vielleicht von Liebhabern erhalten. Der Rest zieht weiter, kann es nicht verstehen, und bestellt das neueste Mobiltelefon, um all die Hektik und Optionen besser wahrnehmen zu können, die dann in einem Brei der Aufmerksamkeit so grau, fad und schimmlig sind, wie ihre Existenz.

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Mittwoch, 24. November 2010

Ungerechtigkeit.

Ich werde bei der FAZ ja ab und an mit Schimpf und Schande beworfen, weil ich so böhöhöhöse zu den Konservativen bin. Naja. Nett sein stand nicht im Vertrag. Trotzdem wundert es mich nicht, dass jetzt das Lob ausbleibt, da ich die 68er ins frühe Grab nebst Erbkalamitäten schreibe. Ich glaube, die Konservativen denken sowieso, dass die 68er dort hingehören.

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Krisenklima, Konsumklima

Irgendwie fehlt mir ja diese komische Neigung, angesichts der Krise radikal zu sparen. Ich mein, das ist eine Währungskrise, gestern Irland, morgen Portugal, nächste Woche Spanien, dann England - es ist keine Güterkrise. Und es erscheint mir gar nicht logisch, angesichts einer drohenden Entwertung von Geld durch die Finanzmärkte mit einer Anhäufung von eben jenem Geld zu reagieren. In dieser Zeit bringt es gerade nichts zu sparen, denn bei dieser speziellen Not taugt das, was man hat, gar nichts. Aber das verstehen die Deutschen einfach nicht. Es ist ja in Ordnung, nicht noch mehr Müll anzuhäufen, aber wer sagt uns, dass Geld noch etwas anderes als eine Bewertungsillusion in einem Rechnernetzwerk ist?



Insofern, vielleicht bin ich da etwas leichtfüssig und begrenzt in meinem Verhalten, aber der Bank Run ist in meinen Augen nur die halbe Lösung: Man muss es den Banken nicht nur wegnehmen, sondern es auch loswerden, bevor die Banken es entwerten können - denn das wiederum ist die einzige Lösung, die sie bei einem Bank Run haben. Netterweise hat mir meine Grossmutter viel über die Inflation und die Zeit nach dem ersten Weltkrieg erzählt. Wir haben einmal schon gezahlt. Nochmal: Mit mir nicht.

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Dienstag, 23. November 2010

Wo die Reichen wohnen

Wo die Reichen wohnen, sagen sie mir ab und zu: "Ich muss das mal lesen, was Sie da schreiben, aber meine Tochter, die das mit dem Internet kann, kommt erst an Weihnachten." - und wird dann vermutlich auch etwas anderes zu tun haben, als obskure Webprojekte rauszukramen. Streiten vielleicht und am zweiten Tag wieder fahren. Soll alles schon vorgekommen sein.

Wo die Reichen wohnen, nimmt man dieses Netz nicht so ernst, und würde es auch nicht ernst nehmen, selbst wenn man in den Tiefen der Debatte endlich mal jemanden fände, der nicht mehr nur taktisch Pseudoargumente bringt, um damit bei den Medien aufzufallen - gell, der Blau von der Zeit hat noch immer nicht angerufen, so ein Pech aber auch - wenn man also endlich mal dem Kern der Wut armer Schweine in Berlin gegenüber stünde:

Jetzt weiß man zumindest wo man die größten Bonzenschweine findet. Verpixelung ein guter Indikator

sagt dieser Twitternutzer über den Vorfall, dass es wie immer ist: Auf die Hetze des Mobs kommen dann immer welche, die es etwas übertreiben und die "Bewegung in der Hauptstadt" diskreditieren. Und so ist die Linie perfekt: Spiesser, Idioten, Nixchecker, Störer, Verschmutzer, Bonzenschweine. Man wartet eigentlich nur auf den ersten, der das Recht für sich in Anspruch nimmt, anderen das Haus anzuzünden, weil es ja im Internet auch nicht ist, wozu braucht man es dann in der Realität. Und am besten natürlich bei den Reichen anfangen, immer bei den Reichen.

Was hinlänglich erklärt, was diese Leute trotz jährlichem iphone-Update und dem teuersten Mac sind: Arm. Vielleicht sogar gerade deshalb, mein T20 ist jetzt 9 Jahre alt und reicht mir. Wer nichts oder alles ausgegeben hat, hat wenigstens die kostenlosen Segnungen des Internets. Die umgekehrt eigentlich nicht durchwegs gut genug sind, als dass man sie als Reicher bräuchte. Das Leben hat einfach die besseren Alternativen zu bieten. Was, wie, Musik klauen, wozu, wenn man beim Händler in aller Ruhe probehören kann. Wozu digitale Layers für den billigsten Kaffee mit Internetzugang, wenn man den besten Kaffee wünscht, den sich diese Crowd weder leisten kann noch will.



Und während es hier Berge und Täler langsam einschneit, habe ich den Eindruck, dass es wohl immer der Fluch der Armen - oder hier in Digitaldeutschland, der Wohlstandsasozialen - sein wird, sich nach denen umzuschauen, die nicht so sind und sein müssen, die Optionen haben und sie sehr oft nutzen, die Armen nicht sehen zu müssen. Wozu auch, warum soll man sich das antun, eine Verständigung kann es nicht geben, aber schön ist es hier und das soll auch so bleiben - und auf Besuch dieser Art legt man auch keinen Wert. Warum? Weil die "da unten", siehe oben, tatsächlich so sind, man muss ihnen znur zuhören. Es geht dabei gar nicht um kommunistischen Klassenkampf oder politische Ziele oder Rechte, es geht einfach darum, dass der Blick in den subalternen Codierstuben und prekären Lebensverhältnissen immer auf jene gerichtet ist, die anders können. Was ihre Aussichten angeht, ist das ganze Leben wie ein gigantisches, komplett verpixeltes Streetview. Ihr kommt da nicht rein, ihr habt hier nichts verloren, leistet erst mal was und kommt dann wieder - das reicht, mehr muss man denen gar nicht ins Gesicht sagen, um ihnen mindestens einen miesen Tag zu bereiten.

Und nun eben auch noch in ihrem Internet. Worauf die Reichen verzichten können, aber wenn man sie hinein zwingt, dann tun sie das schon, das Aussperren der Anderen, ihr kommt hier nicht rein. Nicht absichtlich, den meisten geht es vermutlich nur um ihre Ruhe, aber es kommt anders an. Und so vermengt sich das alles zu einem Hassbild, für das minütlich Daten beim Pranger von findedaspixel gesammelt werden. Ab und zu gehe ich hin und drehe einen gefundenen Ort um 180 Grad, um sie zu frustrieren, aber darum geht es gar nicht.

Es geht, wenn ich die Signale aus Berlin richtig deute, um die Vorherrschaft. Sie prangern an, sie definieren Ziele und Gegner, sie bereiten Aktionen vor und kämpfen gegen Abweichler, die mitunter doch etwas erstaunt sind von der Aktion, bei der sie die Fusssoldaten sein sollen, auf dass die Führer dann bei Kongressen Case Studies vortragen können. Der Raum soll für jene, die es anders sehen, gerade recht eng sein, bei den Blogs geht es noch, bei Twitter, wo sich das Aso-Element schneller austobt, wird es schon schwieriger. Man hält dort gerade besser den Mund, denn die anderen sind die Mehreren, oder zumindest versucht jeder, genau das vorzugeben, statt zu sagen: Michi, Jens, haltet doch mal das Maul, ihr armen Trottel. Statt dessen: Ihr kommt hier nur rein, wenn ihr euch anpasst, ihr habt hier nur was mit der richtigen Gesinnung verloren, geht erst mal los und leistet ein paar Bilder.

Hier zu mir kommen sie aus Gründen natürlich nie her, und wenn sie klug wären, wäre ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, dass sie sich jede Menge Arbeit doppelt und dreifach machen. Tatsächlich ist der einzige Effekt ihres Treibens, dass ich etwas misstrauischer bin, und still ein paar Entscheidungen treffe: Der und der kommt mir nicht rein, der und der hat hier nichts verloren, so Sachen halt. Jetzt ist sowieso erst mal Winter. Wer will da schon Hausfassaden sehen.

Bald gibt es wieder Rodelbilder, und die Kommentatoren sind am letzten Wochenende vor Weihnachten und am 2. Januar 2011 (nach meiner aktuellen Planung) gern eingeladen.

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Montag, 22. November 2010

Punktgenau

zur Irlandkrise ein Gesellschaftskrisenartikel in der FAZ. Denn schliesslich sind wir schon die letzte Verteidigungslinie vor dem Nichts.

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Bedingungsloses Grundarmbleiben

Man kommt natürlich in Zeiten wie diesen, mit ihrer Angst und Verarmung breiter Schichten, nicht umhin, ab und an auch über das bedingungslose Grundeinkommen zu reden, das jedem Menschen erst mal die Existenz sichert. Und ich kenne nette Menschen, die mir dann versichern, es würde sie und viele andere dazu bringen, ganz tolle Sachen zu machen. Kreativ, frei, weil sie wollen und nicht müssen. Bei meinen Freunden klingt das gar nicht so schlecht, obwohl ich bezweifle, dass es dadurch mehr Altenpfleger gäbe. Oder weniger Hundekot auf der Strasse. Generell mag ich so ein Menschenbild, selbst wenn mir meine Erfahrung sagt, dass viele dieses Grundeinkommen schnurstracks zum Alkohol tragen würden, und kein Prügler deshalb zum netten Menschen wird. Aber einem gewissen Teil der Bevölkerung könnte es helfen, Die Frage müsste also eher lauten: Was kostet uns der Spass und wieviel echter Nutzen kommt dabei wirklich rum. Viel, sagen meine Freunde und denken an gleich denkende Bekannte. Ab und an kommt die Sonne durch und malt die Wand gelb, so nett sollte es in etwas mit dem BGE auch zugehen.



Das alles ist mir noch im Ohr, meine entsprechend eingestellten Bekannten sind weg, und ich klicke moch durch Twitterstreams und Blogs zu Streetview. Soweit ich sehe, sind jene, die gegen "Spiesser" pöbeln, die ihren Häusern eine "Burka" verpassen (den gepflegten Rassismus in dieser Aussage lassen wir mal beiseite), durchaus bereit, kreativ zu werden, zugunsten der Gesellschaft: Ihrer Vorstellung von Gesellschaft, genau genommen. Sie wollen Häuser anderer Leute zwangsweise in die Datenbank eines amerikanischen Konzerns überspielen, damit sie im Internet mehr schauen können, und sie wollen über ein Webangebot Leute und Hausbwohner denunzieren, die anders denken - dort kann man die entsprechenden Häuser melden. Dass die Sammlung durch die Tätigkeit anderer Leute nicht allzu effektiv sein dürfte, steht auf einem anderen Blatt. Sehr, sehr oft finde ich auch, dass diese Leute ein BGE sehr befürworten.

Und das ist es, was mich so zweifeln lässt, an dieser Idee: Ich glaube, dass das BGE für viele einfach deshalb so attraktiv ist, weil es ein ideologisch neues Modell für den alten, aber in dieser Gesellschaft schlecht durchzusetzenden Wunsch ist, vorne dran zu sein anstelle der anderen, von denen zu kassieren und dann das zu tun, was man selbst für richtig hält. Mich, es tut mir leid, wenn ich das so sage, erinnert das an abgefuckte Punks vor dem Supermarkt, die Leute aggressiv um Geld angehen, sie hintenrum als Idioten auslachen und dann ihre Köter beim Geschlechtsverkehr bejohlen. Die einen geben, die anderen haben ihren Spass und können genau so weitermachen. Ich will hier keinesfalls in eine "geht arbeiten und rasiert Euch"-Schiene geraten, aber wer vom anderen etwas möchte, um sein Ding machen zu können, sollte den anderen nicht im gleichen Moment verachten, schlecht machen und denunzieren, nur weil der anders ist, denkt und handelt.



Ich hatte Zeit zum Nachlesen, suchen, zwischendrin zum radeln, ich hatte Zeit am See und will gar nicht alle über einen Kamm scheren: Wolfgang Blau von der Zeit, der lobend das Denunziationsangebot von Jens Best als "Crowdsourcing" verlinkt, braucht sicher weniger BGE, als ein Michael Seemann, der flennte, weil ihn die FAZ nicht mehr für Urheberrechtsverletzungen bezahlte. Ich glaube, es gibt bei der ganzen Geschichte sehr unterschiedliche Motivationen, psychische Defizite oder renitentes Verhalten, Blau kotzt vermutlich immer noch ab, weil er nach der Jeff-Jarvis-Geschichte bei Zeit Online trotz Hilfshetze seiner Mitarbeiter in den Kommentaren nicht auf die volle Zustimmung bei Lesern und Redaktion gestossen ist, und die lautesten Schreier der Bewegung hoffen wohl noch immer, dass er ihnen die Tür und den Geldbeutel öffnet. Bei anderen ist es Lust an der Randale und das Gefühl, es den anderen endlich mal zeigen zu können, bevor sie am nächsten ersten wieder die Miete überweisen müssen. Sie alle aber machen das, was sie für richtig und gut für ihre Gesellschaft halten, es ist über weite Strecken ein ekliges, egomanes und geiferndes Dreckspack, das sich in den Gassen des Internetdorfes breit macht und es zum Glück nie zu mir an den See schaffen wird, und wenn sie was wollen: Ich gebe gern, aufs schmutzige Maul können sie vieles haben, auf Wunsch gern die Faust oder Villons schweren Eisenhammer -

aber von mir aus auch ein Danke: Dafür, dass sie zeigen, wie es dauerhaft wäre, wenn man ihnen mit einem BGE die Möglichkeit geben würde, etwas nach ihrer Neigung und für das zu tun, was sie für richtig halten, egal was andere denken. Nicht für die Gemeinschaft, sondern für das, was sie als ihre wünschenswerte Gemeinschaft erachten, die andere gerne auch überrollen darf. Lieber verliere ich eine Menge Geld an sauertöpfische Bürokraten, bevor ich solchen Leuten Transferleistungen zur eigenen Belustigung und Weltgestaltung überlasse.

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Freitag, 19. November 2010

So,

erst mal genug findedaspixel mit falschen Adressen an stark befahrenen Strassen geflutet - vielleicht wird ein Knipsdepp ja über den Haufen gefahren, wenn er auf dem Weg zur falschen Adresse ist.

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Freitag, 19. November 2010

Ihr dürft wissen

dass ich Hobbies habe, die andere vielleicht nicht verstehen; so einen Tick mit alter Technik zum Beispiel.



Oder einen Hang zum Kochen, oder zu selbst gemachten Bildern, und generell: Zum Selbermachen.

Anderes lässt sich vielleicht nur ahnen: Eine gewisse Wurschtigkeit beim Erreichen von Zielen, mitunter auch eine gewisse Planlosigkeit und ein grosses Desinteresse am Nutzen von Chancen, die nicht wirklich zu meinen Neigungen passen.Manchmal ist mir erschreckend viel egal. Auch, dass es im Internet steht. Es macht nichts. Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und wenn doch, kann es nicht schlimm sein. Ich habe rasend nette Leute hier draussen kennengelernt, und ich bereue nichts.

Ich möchte mir das durch all die Irren nicht kaputt machen lassen. Da gibt es zum Beispiel bei der FAZ eine Stalkerin, die schon mal androhte, dass sie sich gleich in den Zug setzt und kommt, um auf eine eingebildete Einladung von mir zu reagieren. Nicht ganz so wie der Michael Seemann, der meinte, sich mal eben per Handy einladen zu müssen, aber auch so, dass ich sage: Brauche ich nicht. Ich definiere meine Grenzen der Zugänglichkeit selbst, und ich brauche davor auch eine Art Freiraum, damit nicht jeder sofort bis zum letzten Millimeter an mich rankommt.

Nur so kann das alles hier stattfinden. Diese Sicherheit brauche ich, deshalb bin ich offener und "echter" als all die Irren, Obersalzbergstaufener und Netztotalitaristen, die jetzt nach Streetview schreien - vielleicht auch, weil ich ein Leben habe und nicht nur die Bedienoberfläche einer mich determinierenden Software. Das ist keine Technikfeindlichkeit - woher auch - sondern nur eine gewisse Erfahrung im Umgang mit einem System, das nicht gut genug ist, als dass man zu sehr daran hängen sollte. Ich mag das Netz. Aber ich liebe sehr viele andere Dinge.



Andere brauchen halt etwas mehr Freiraum. Das ist in Ordnung. Erfahrungsgemäss bekommt man Freiraum, der genommen wurde, nur mit Mühe zurück - das sollte auch berücksichtigt werden. Nur weil ich Dinge im Netz austragen kann, haben viele andere noch lang nicht die Möglichkeit dazu. Im Übrigen ist es vollkommen undenkbar, hier draussen wirklich das zu schreiben, was mich bewegt - es gibt genug Dreckschweine da draussen, die es sofort für sich nützen würden. Es ist alles sehr fragil, und es kann von mir aus auch so bleiben -

aber wenn mir einer zu nahe kommt, ziehe ich mich eben zurück. Oder, falls ich nicht so feinfühlig wie heute bin, etwas Schweres über seinen Schädel. Und um ehrlich zu sein: ich bin selbst überrascht, dass ich gerade so feinfühlig bin und den anderen Text gelöscht habe.

Trotzdem behalte ich es mir natürlich vor, für freche Cretins und die Häuser, in denen sie hausen, Verpixelungsanträge zu stellen. Einfach, weil ich kann.

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Mehr Blogbar

Langsan kommt sie wieder ins Laufen - man darf den Selbstdarstellern nicht einfach das Feld überlassen!

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Donnerstag, 18. November 2010

Diese Krise kommt zur Unzeit

Nicht unbedingt für mich, aber so richtig prickelnd ist das "irische Drama", das in Wirklichkeit eine Bereicherungsaktion deutscher Banken auf Kosten der Steuerzahler ist, auch nicht. Generell bin ich ja immer noch der Meinung, dass die Banken plattgemacht werden sollten, und dann schaut man weiter. Was interessiert uns das Geld der Bankaktienbesitzer?



Trotzdem passt es mir gerade irgendwie nicht ins Leben. Gerade, weil es kalt und Winter wird, da ist auch meine Bereitschaft für solche Themen irgendwie begrenzt. Das Irre an der Sache ist: Es gibt diesen enormen Wohlstand und die Möglichkeit, so viele Wünsche zu befriedigen - und dann diese Pest in Franbkfurt, Londung und Dublin, die das alles zur eigenen Bereicherung ruinieren. Und dafür noch nicht mal ins Gefängnis müssen, weil das Herbeiführen eines Staatsbankrotts genauso wie das gezielte Profitieren ebenso wenig ein Straftatbestand ist, wie die kranke Bewertungspraxis, für deren Folgen jetzt alle zahlen sollen.



Ich sehe absolut schwarz für Geldwährungen, zumal wir seit zwei Jahren realistisch betrachtet nicht wirklich weiter weg vom Abgrund sind - wir haben uns nur daran gewöhnt. Jetzt bröckelt wieder ein schon lange morsches Stück, erst die Eigensicherung der Banken, dann das Sicherheitsversprechen des irischen Staates, und am letzten Verteiddigungsperimeter gegen die Raubmärkte stehen jetzt, nolens volens, wir alle. Niemand auf dieser Welt wird uns absichern. Und das ist sehr unangenehm, angesichts der Unfähigkeit, angesichts der Gegner, die sich bislang noch in jeder Runde als vollgefressene Gewinner präsentieren konnten.



Vor ein paar Tagen gab es die Meldund, dass es einen Anschlag auf das neue Gebäude der deutschen Bank gegeben hat. Ich habe dazu in Kreisen, die alles andere als linksradikal sind, ganz erstaunliche Bemerkungen gehört. Ich hoffe auf die Iren, dass sie den Regierungs- und Bankstermob in ihrem Land sauber einheizen und ahnen lassen, was sich wie eine Welle ausbreiten könnte, wenn man den Nutzniessern der Krise zu tief hinten drin steckt. Ich wünsche mir, dass sie anfangen, die Banken zu zerschlagen und auf das zu reduzieren, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Vor allem aber hätte ich wirklich gerne meine Ruhe und nicht schon wieder einen Flächenbrand, an dessen Ende auf der einen Seite die Kriminellen lachen, und die anderen die nächsten Kürzungen und Lebenserschwerungen präsentiert bekommen.

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Dienstag, 16. November 2010

Europa geht in Irland unter

Zu Irland ist hier ein schön rationaler Beitrag von Egghat.

I beg to differ.

Ich glaube einfach nicht an die Rationalität der Märkte. Und ich glaube auch nicht daran, dass im Falle Irlands wirklich alles ganz ehrlich offengelegt ist. Ich glaube, die Iren sind genau solche Betrüger wie die Kroaten, Griechen, Spanier, Italiener und Österreicher. Niemand hat wirklich Lust darüber zu reden, wie schlimm es wirklich werden könnte. In meinen Augen sind wir 2010 Tote auf Urlaub gewesen, die Probleme wurden durch fraglos angenehme Sondereffekte überdeckt, und netterweise am besten dort, wo ich bin. Tatsächlich scheint es die Finanzkrise am Tegernsee nicht mehr zu geben, wenn man die Augen vor 20% Wertsteigerung der Immobilienpreise verschliessen möchte, und dass in meinem Silberschrank langsam richtige Werte und nicht nur ein wenig edwardianischer Plunder steht.

Was wir seit 2008 sehen, ist der Versuch, das System, das uns ins Elend gebracht hat, notdürftig am Laufen zu halten. Das geht nur, wenn niemand Panik bekommt und die Rettungsmassnahmen ohne zu viel Wut und Anstand verlaufen. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn die "Verluste" der Banken sind nichts anderes als Illusionen - oder man könnte auch sagen Betrügereien im globalen Stil - die eben ihren wahren Wert gezeigt haben. Insofern ist es nur logisch, die ganze Wahrheit so zu vermitteln, wie es bei der Hypo Real Estate passiert, hier noch eine Milliarde, dann nochmal eine Milliarde. Im Kern stopfen alle Länder den vorweggenommenen Betrug mit Geld, das sie entweder nachdrucken (USA), oder rausschmessen (Deutschland), oder durch Dritte reinholen (PIIGS-Staaten). Das ist Irrsinn, und weil es Irrsinn ist, wird versucht, es als sinnvoll, transparent und offen darzustellen. Erstaunlicherweise glauben Menschen dem grossen Irrsinn, wenn die Details korrekt aussehen. Hier, schau, die Hostie und die Sündenvergebung, also gehe hin und bringe den Moslem um. Hier, die Bilanz stimmt und frag nicht nach Level 3, sondern geh hin und kauf die Aktie.

Ich glaube aber auch, dass die Märkte wissen, wie durchgeknallt das alles ist: Weil sie es selbst verursacht haben. Staaten wie Irland versuchen Feuer zu löschen, deren Brandherde von den Verursachern aufgegeben wurden, weil ihnen die Dimension klar war. Ich glaube, die Märkte rechnen mit dem Irrsinn, der da von ihnen zu den Staaten gegangen ist, und sorgen im Vorgriff auf die Folgen jetzt schon für höhere Preise bei Aktien und Rohstoffen. Ich denke, die denken den Währungsschnitt voraus. Oder in Bezug auf Währungen: Wenn es wirklich Anzeichen einer wie auch immer gearteten Entspanmnung gäbe, wäre der Franken bei 1,60 zum Euro, und nicht in der Zeit der scheinbaren Erholung immer weiter gestiegen.

Man versucht, zu beruhigen. Keine Zweifel, keine Kritiik, kein Bank Run, selbst wenn der in Irland mehr als nur angezeigt wäre. Nur, was damit tun? Edwardianische Silberkannen sind immer noch teuer. Hoffen. Warten. Und froh sein, dass Europa in Irland untergeht. Vo da aus sind es noch 764 Höhenmeter bis zu mir, falls man ums gemeinsame EU-Verrecken nicht die Konsequenzen zieht und den Irrsinn endlich pleite gehen lässt.

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