: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 29. Juni 2012

Das Rad für diesen Abend

An einem Tag wie heute kann man nicht irgendwas fahren. Da gibt es nur eine Lösung, wenn man um 20.30 Uhr noch schnell in den Abend jagt:



Rahmen: Ugo de Rosa Planet (ITA)



Rohre: Columbus Altec (ITA)



Lenker Tecno Tubo Torino Superleggera, Vorbau Cinelli Alter (ITA)



Sattel Sell San Marco Squadra M (ITA)



Reifen und Schläuche Vittoria (ITA)



Felgen Ambrosio (ITA)



Gesamte Gruppe Campagnolo Record Titanio (ITA)



Schuhe Sidi, Trikot Castelli, ITA, man ahnt es, und dann auf dieser Schicht Italianita und der Sonne jenseits der Berge im Herzen durch die Dörfer rasen.



Und das entsetzte Kreischen hören, und die Stille. Daheim dann Ruhe, Menschen schleichen durch die Gassen nach Hause, am Horizont Wetterleuchten. Hätten sie mal besser ein Rennrad gekauft, statt Bier und Fahnen.

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Das Vegessen

Es gibt so Tage, da kann man fast glauben, es wäre irgendein vergessener See in der Nähe der Berge. Das Wetter war nicht gut genug, das Umland anzulocken, die normalen Menschen arbeiten, es ist zu wenig Wind zum Segeln und auf den Bergen ist es noch zu kühl, selbst wenn die Wolken etwas Abstand halten. Und dann gibt es eben diese halben Stunden, in denen die Sonne durchbricht, das Wasser grün schimmert, die Zeit scheint still zu stehen, und man ist reichlich alleine, mit viel Platz zu den nächsten Menschen. Man wohnt hier nicht für die Wochenenden, wenn alle da sind. Man wohnt hier für die Stunden, da man das alles vergessen kann, und von allen vergessen wird.











Leider muss ich dann am Abend wieder heim. In Nächten wie diesen braucht das Haus einen Wächter gegen jene, die nicht hierher kommen, weil es hier keine Fanmeilen gibt.

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Donnerstag, 28. Juni 2012

Es war gut, etwas zu warten

Auch wenn ich am Anfang geglaubt habe, in die Wolken, in den Regen, in das Grau zu fahren. Es löst sich immer irgendwie, und der Berg hat mir nach all den Monaten ein Fest bereitet. Ein kühles Fest, da oben ist es immer noch kalt, und in den Blaubergen liegt in den Rinnen der Schnee, aber doch: Ein Fest. Bergsteigen, während die meisten vor den TV-Geräten sind, ist noch etwas einsamer und schöner als radeln. Und dann diese klare, silbrige Luft. Man schnauft beim Aufstieg, aber das Atmen fällt so leicht.



































Und danach der Schlaf der Gerechten und gut Gefüllten.

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Mittwoch, 27. Juni 2012

Bei den Wilden heisst es "Continental Breakfast",

aber es ist dann keines. Ich denke immer noch mit Schaudern zurück an jenes putzige, saubere Hotel in Holland, in dem sie Schokostreussel auf dem Frühstückstisch stehen hatten - zum Käse dazu. Vom ausgehärteten Tapetenkleister, den sie in England als Brot verkaufen, will ich erst gar nicht reden. Lieber von meinem selbstgemachten Frühlingsquark mit Öl, getrockneten Tomaten, grünen Lauchspitzen (so nennt man Lauchbladdl jetzt) und 30 Gramm geriebenem Pecorino, sowie etwas Pfeffer und Salz. Typisches Armeleuteessen. wenn man es selbst macht.



Grossbild

Ein traditioneller Einwand gegen massiven Silbereinsatz, wie so ein schweres Tablett, ist in deutschen Haushalten, das wirke doch viel zu auffällig. Das ist nicht richtig. Das ist nur so, wenn man es singulär in einem ansonsten zu dezenten Ambiente (Eiche Rustikal, Ikea, Biofichte) herumstehen lässt. Wie man hier sieht: Sogar ein 45 Zentimeter langes Tablett mit Rocaillen und hochstehendem Rand geht gnadenlos unter, wenn man nur auf die Ausgewogenheit und richtige Dosierung sonstiger Details achtet. Man nehme also einfach das Beste aus allen Welten und viel davon, dann passt es.



Und wenn danach der Berg ruft, ist alles im Lot, auch das Gewicht und die Muskeln.

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Kapitel 1

worin eine blonde Nixe mit gepunktetem Bikini den grünen Fluten entsteigt, ein paar Worte mit dem Helden spricht und sich dann 20 Meter entfernt sonnt, während der Held ein Telefonat führen muss, das sehr viel weniger erfreuliuch als die Nixe ist.



Es gibt manchmal so Zufälle. In Genosse Don Camillo sucht der Pfarrer eine Möglichkeit, eine Patenschaft von Brescello mit einer russischen Kolchose zu verhindern, und als er Gott um ein Zeichen bittet, kommen gerade russische Flüchtlinge in die Kirche, die dann mit Horrorgeschichten das Dorf gegen die Kommunisten aufzuwiegeln. Don Camillo dankt seinem Herrn, aber der lehnt ab - später, als die angeblichen Flüchtlinge als Trickbetrüger entlarvt werden, versteht Don Camillo auch, warum. War er mal wieder zu vorschnell. Und so einen Moment hatte ich auch, als ich im Winter begann, endlich an meinem Roman weiterzuschrieben. 4 Seiten, und plötzlich war eine Mail eines Verlages da, zu der man nicht Nein sagen kann. Eigentlich. Dachte ich. Dann halt erzählendes Sachbuch, warum nicht, und wie lustig ist es, gefragt zu werden, wo andere betteln müssen - nun, wie sich gezeigt hat, war ich auch nicht klüger als Don Camillo. Don Camillo versucht es dann mit einem erfolglosen Hungerstreik, den er erst selbst mit den Vorräten für drei Wochen in zwei Stunden beendet, und nach15 Minuten kommt das kommunistische Kommittee zur Rettung der Hungernden, das ihn nochmal zwangsstopft wie eine Gans - ich jedoch sagte einfach ab, kroch zurück zu meiner Seite 4 und merkte, dass eine grosse Last von mir genommen ward.



Dafür gab es andere Probleme, beginnend bei der Einführung der Personen. Zum Beispiel treten zwei Figuren nie in Persona auf, sondern nur am Telefon, erst gegeneinander, und dann nähern sie sich an. Es ist logisch begründbar, warum sie miteinander telefonieren, aber warum sie mit den anderen nicht direkt sprechen, ist etwas seltsam. Gleichzeitig ist diese Art der Einführung eine, die drei, vier Seiten braucht, um sich zu entwickeln. Viel besser wäre es doch, wenn... also wenn... wie zum Teufel erkläre ich... dachte ich heute morgen und ging zum See, zum Bäcker und zum Nachdenken. Das geht am besten am Strandbad Kaltenbrunn, ganz vorne auf sem Steg, in der Sonne.



Und als ich dann da so sass und auf das grüne Wasser schaute, platschte es von schräg hinten. Ein Schwimmer. Es platschte sich weiter vor zu meiner Rechten, und dann ruderte ein Mädchen in meine Augenwinkel. Auf dem Rücken. Der Kopf und die Zehen sahen aus den Fluten. Und die an den Zehenenden funkelte es rosa. Was sehr hübsch ist, wenn das Wasser dazu noch so mintgrün schimmert, dass es wie ein Photoshopdesaster aussieht. Der Kopf war übrigens auch sehr hübsch. Sie paddelte noch etwas in den See hinein, genau so weit, dass ich, in genau diese Richtung blickend, vielleicht den Anschein des audringlichen Anglotzens hätte vermeiden können, wäre mir nicht die Kinnlade heruntergefallen. Sie schwamm einen Bogen um mich herum und steuerte die Treppe an, die vom See auf den Steg führte, und auf der ich sass und, Platz machend, obendrein bettenweiche Plüschaugen warf. In solchen Momenten, wo es um Leben und Tod geht, kann sogar ich multitasken. Dann stand sie auf, und trug einen rosafarbenen Bikini. Oder besser, aus zehn Meter Entfernung hätte er rosa sein können. Es war aber pink mit vielen kleinen, weissen Punkten. Wenn man nah dran ist, sieht man das. Ich war sehr nah dran. Ein paar Tropfen fielen auf mich herab.



Danke, sagte sie. Willst Du mich heiraten und den Rest Deines Daseins gepunktete Bikinis für mich tragen, fragte ich nicht, sondern ich beschränkte mich auf ein Bitte. Sie kicherte fröstelnd, und sich sagte, es sei wohl etwas frisch heute. Ja, sagte sie, aber nach der Hitze im Büro ist es wunderbar, am Mitteg etwas schwimmen zu gehen. Und dann ging sie weiter, ans Ende des Steges, wo ihre Sachen lagen. Nicht sehr schnell. Nicht so schnell, dass man nicht noch ein wenig hätte reden können. Aber ich musste los, sofort, augenblicklich, wieder hoch auf meinen Berg, an den Rechner, und schreiben, schreiben, schreiben. Mein Held dagegen bleibt sitzen, er hat gerade das gleiche erlebt, und jetzt ärgert er sich ein wenig, weil er das unangenehme Telefonat noch etwas hätte hinausschieben können, aber es hilft ja nichts und ausserdem ist er schon anderweitig verabredet, auch wenn ihm bei dem Mädchen lauter weisse Punkte vor Augen waren und er den bösen Verdacht hat, dass es bei jener, mit der er in Urlaub fahren wird, keinesfalls so weit kommen dürfte. So fängt das also an.

Ja, der See. Die Literaten wissen schon, warum sie hier leben. Danke, Mädchen im Bikini mit den Schleifen, die seitlich herabhängen.

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Montag, 25. Juni 2012

Gelegenheit macht Hiebe

Es gab gestern, obgleich ein schöner Tag an Tegernsee, einige Anlässe zum Missbehagen: Einer begründet sich im Umstand, dass eine Partei, die nach Umfragen sicher im Bundestag wäre, führende Parteimitglieder und viel Gefolgschaft hat, die glauben, HartzIV wäre eine Art staatliche Grundsicherung für einen Politischen Geschäftsführer, der sich auf dieser Basis seinen Parteiaufgaben widmen kann. Das ist es definitiv nicht, sondern ein - durchaus kritisierbarer - Versuch, Menschen in der Zeit zwischen regulärer Beschäftigung zu finanzieren. Was Ponader bei seiner Wahl dagegen zugesagt hat, sich dem Amt quasi Vollzeit den Piraten zu widmen und dann halt ansonsten nicht nach zumutbarer Arbeit zu suchen, ist allein schon eher fragwürdig. Es dann aber auch so durchzuziehen, Hartz IV als Beitrag des Staates zur Finanzierung eines Parteipostens zu betrachten und sich dann noch hinzustellen und zu behaupten, er wisse nicht mehr, ob er dieses ihn finanzierende System gegenüber dem Spiegel als "entartet" bezeichnet hat, und das Zitat sei auch nicht freigegeben gewesen - das ist schon schwer nachvollziehbar. Natürlich würden den Ponaders dieser Welt das BGE besser gefallen, und ich verstehe schon länger, warum. Man lebt halt gern nach Neigung. Und die ist in Talkshows sitzen, und weniger Kranke pflegen oder den Müll wegbringen. Schlechtere Werbung für ein BGE als den Ponader kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und dann stellen sich seine Parteifreunde auch noch hin und sagen, es sei doch besser, er mache den Parteiposten, statt "betrunken vor der Glotze zu liegen". Diskriminierung ist schon was Feines, wenn es nicht den eigenen Vorstand trifft.



A propos Müll wegbringen: Andere wollten irgendwie diese arabische Silbertablett nicht mehr haben, da habe ich es auf dem Markt genommen. Und wie es der Zufall haben will: Es passt genau auf das kleine Beistelltischchen, das andere andere auch nicht mehr haben wollten. So ist das eben: Man hat man eine Weisband, und dann kommt ein Ponader, mal kommt so ein Klumpen Edelmetall in einer Kiste daher, und dann wieder monatelang gar nichts.



Ich weiss noch nicht, wie lang ich in den Bergen bleibe, denn ich reise mit kleinem Gepäck. Es könnte aber noch etwas dauern, denn ein paar Dinge haben sich gerade geändert, es ist etwas zu tun, und so kann es sich noch hinziehen. Nicht allzu lang allerdings, denn ich habe kräftig eingekauft, und das meiste ist daheim im Kühlschrank. Aber so ist es nun mal bei der Recherche, da muss man sich opfern und schauen, wie das ist mit dem Prassen ohne Einkaufsliste, das Raffen, das Gieren, das Ignorieren jeder Krisenangst, Hauptsache wir sind heute satt, und wenn wir morgen wie die Ponaders leben müssen, bringt es auch nichts, wenn wir heute hungern -

so auch dann der Tenor meines neuen Beitrags in der FAZ mit viel Foodpr0n.

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Als Literat darf man alles

Zum Beispiel auch die Kühe loben. Speziell, das Miesbacher Fleckvieh. Gerade jetzt, wenn ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich es, und wenn ich auf den Höhen über dem Tal unterwgs bin, bimmeln am Berg die Glocken.







Bei einem Sommerliebesroman geht es ja nicht um allzu viel; in gut 20o Seiten muss man eine Frau nur so weit bringen, mit einem Mann in einem Bett zu liegen; die kunstreiche Heranführung ist die eigentliche Aufgabe. Man kann Schloss Gripsholm in drei Sätzen erzählen, bei mir werden es noch weniger, aber die Handlungsstränge nehmen ganz erstaunliche Wege. Einer geht über jene Kühe, die ich so gern mag. Ich liebe den Gedanken, dass mein feiner Käse hier die alleinige Rendite aus den Abermillionen Vermögen Baugrund ist, auf dem die Kühe hier fressen und ausruhen.







Aber es gibt auch welche, die das rasend macht. Man sollte glauben, dass alle hier froh und glücklich sind, angesichts des Booms, der gerade seine irrealen Blüten treibt, aber es ist anders. Kaum jemand verkauft jetzt. Den Maklern und Immobilienentwicklern entgeht gerade das Geschäft ihres Lebens. Wer vor zwei Jahren gekauft und vermietet hätte, würde sich dumm und dämlich verdienen, wenn er jetzt verkaufte. Hat aber keiner gemacht, es konnte ja keiner ahnen. Und so werden die Kühe zum Ärgernis. Wenn man an ihrer Stelle nur Wohnungen für Russen, Griechen und Araber bauen könnte. Ich war eine Woche nicht hier, schon sind wieder drei Brioefe von Maklern da. Sie nehmen alles.







So ein Sommerliebesroman muss natürlich im Urlaub spielen, südlich der Berge, und da muss man hinkommen. Die beteiligten Personen nehmen unabhängig voneinander, aus Zufall, oder besser, weil ich es so will, die gleiche Strecke, alle müssen am Tegernsee vorbei, und alle erleben das indivisuell. Der Tegernsee ist ihr Auftritt, da lernt man sie kennen, oder glaubt es wenigstens. Und damit die Frau mit dem Mann ins Bett kommt - so natürlich ist das in Zeiten wie den unseren nicht mehr - müssen die anderen als Brandbeschleuniger wirken. Nicht unbedingt durch gute Taten, sondern auch durch schlechtes Benehmen: Liebe ist zwar schön und gut, aber am besten ist sie, wenn wir anderen eins auswischen können. Und so ein Anlass für die eigentliche Handlung fährt ebenfalls durch das Tal, seine neue Flamme neben sich, und ärgert sich genau über jene Kühe auf dem Baugrund.







Das wiederum findet seine neue Flamme nur begrenzt schön und romantisch; sie ist zwar einerseits berechnend, weshalb sie sich auch so einen Herrn ausgesucht hat, aber auf andererseits belügt sie sich auch gern und ist sich sicher, dass sie dereinst wie eine Prinzessin heiraten, Kinder haben und leben wird. Sie will zwar im Nahziel reich werden, aber im Fernziel schätzt sie durchaus Wohnlagen mit See auf der einen und Koppel auf der anderen Seite, und dahinter dürfen auch noch Kühe stehen, nur Fremde, Touristen und Nichtshaber fände sie schrecklich. Da gibt es dann also einen kleinen, scheinbar unbedeutenden Knacks zwischen seiner Wut und ihren Träumen, der aber erst mal keine Rolle spielt. Schliesslich ist sie froh, gleich wieder jemanden gefunden zu haben, denn der letzte Freund war grauenvoll. Deshalb hat sie sich ja getrennt, und ihr Ex wiederum







ist schon längst angekommen und muss sich mit anderen Problemen herumschlagen, weilo es ganz und gar nicht so läuft, wie er es sich gedacht hat. Sagen wir es freundlich, er hat den einen Lernproizess gerade abgeschlossen, und der Neue ist auch nicht einfach. Und wenn er wüsste, wer da gerade anrückt, dann würde er vermutlich ganz anders handeln und schnell weiterreisen, denn von allen Menschen auf dieser Erde sind die Kommenden die Letzten, die er jetzt sehen möchte. Aber er weiss es nicht, Und mittelfristig wird es für ihn auch gut sein, wenn es so bleibt. Ausserdem lernt man dann auch seine Schattenseiten besser kennen, und ich kann ein wenig Sozialkritik an meiner eigenen Schicht und ihren Torheiten üben: Denn obwohl in meinem Umfeld sicher sehr viel mehr für als anderswo für die Sache aufgewendet wird, muss ich zugeben, dass die Ergebnisse kaum besser als bei weniger Begüterten sind. Darüber werden sie auch mal lamentieren: Was das alles kostet. Und wie wenig Sex dabei herauskommt. Dem Fleckvieh ist das natürlich egal.



Man sagt, wenn es einem vom Radl schmeisst, muss man sofort wieder raus aus der Botanik und rein in den Sattel, dann macht man sich keine Sorgen. So mache ich das jetzt auch.Ob es jemand drucken will: Egal. Darum geht es nicht. Es geht mir um meinen Spass.

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Sonntag, 24. Juni 2012

Hochleistungssport

Schluss mit ein wenig Radeln, jetzt wird richtig geackert und bezwungen! Im heissen Licht der Sonne werden Stockwerke überwunden, ein Hexenkessel ergiesst seine Fluten, der Hartkäse wird zu Staub zerrieben und wenn ich es nicht schaffe und daran ersticke - dann soll die Tischdecke mein Leichentuch werden.



















Ist aber alles nochmal gut gegangen. Zwei Stunden hat es gedauert, so lange währte der Kampf, viele Bilder des Geschehens dokumentieten das rastlose Ringen gegen italienische Feinkost und das Essensbildverbot der Berliner Malcontenta, dann war es vollbracht, und der Sieg errungen. Nur noch die letzten Reste mussten von Besteck und Tellern geputzt werden. Danach dann, zur Entspannung, noch etwas Radfahren. Immer nur Abschinden ist ja auch kein Leben.

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Samstag, 23. Juni 2012

In Eile

1995 waren die teuersten Rennräder für mich so unerschwinglich, wie sie es noch immer sind: Nicht, weil ich nicht kann, sondern weil da eine Hürde in meinem Kopf ist. Irgendwann einmal, sage ich mir dann. Aber 1995 konnte ich noch nicht wissen, wie die Welt sich entwickelt, und wie sehr wir zu einem Wegwerfplaneten werden. Wenn etwas 1995 auf den Markt kam, war klar, dass es auch 2000 noch auf dem Markt sein würde. Es kam das Jahr 2000, und diese Wahrheit wurde umgestossen. Seitdem rechnet man nicht mehr in Generationen, sondern in Jahren. Dass mein De Rosa Planet von 1995 ist, erkenne ich nur an ein paar Details, und weil es damals zu teuer war: Was man sich nicht leistet, bleibt einem gut in Erinnerung. Und dann, letzten Herbst am schönen Gardasee, stand es zu einem Preis da, der sehr viel über unsere Welt und unsere Art der Produktion sagt. Es wäre schade darum gewesen. Und es ist schade, dass ich es seit dem letzten Herbst nicht mehr gefahren bin - das sagt leier viel über das deutsche Wetter aus. Aber heute, heute war es so weit.







Hätte ich dabei auch etwas geplant - sagen wir mal, am Morgen schon die Reifen aufgepumpt, um zu sehen, ob sie die Luft halten - wäre ich vermutlich nicht erst um 20 Uhr losgefahren, nein losgerast auf einem neuen Satz Laufräder. Wie es nun mal so ist: Man denkt sich, wieso den Schlauch wechseln, wenn andere Räder gerade rumstehen, baut sie ein, fährt los, es geht schwer, so schwer, irgendwas stimmt nicht: Die Felgen sind breiter, damit auch die Reifen, die auch sonst breiter wären, und weil das Rad anders zentriert ist, schleift es. Am Rahmen, an den Bremsen, an der Gabel. Es folgen Justierungsbemühungen, aber immerhin: Inmitten von in die Stadt ziehenden Fussballfans. Sie sind dort, wo ich nicht sein werde, und umgekehrt.







Kurz, ich fliege in ein fast menschen- und autofreies Umland. Fussball zieht die Leute von den Strassen weg, alles ist frei, niemand knattert, rast oder quietscht mit den Bremsen. Nur ich. Viele Vögel. Und ein paar unentwegte Radler, die wie ich denken. Man grüsst sich. Man denkt sich das gleiche: Wenn es nur immer so wäre. Und wenn es noch früher wäre, müsste ich auch nicht so rasen. Aber ich habe ein Ziel, und daher mache ich meinen eigenen Hochleistungsduathlon: Schnell treten und aus dem Sattel knipsen. Es geht nicht anders. 40 Kilometer müssen sein. Oder es gibt kein Abendessen mehr. Da bin ich jetzt knallhart mit mir selbst, denn Sonntag mache ich Sportpause.







Derweilen mobben sich in Berlin die Piraten in der Fraktion, es kommt zu Durchmärschen über gesichertes Unterstützergebiet, Vorabsprachen und Hinweise an Konkurrenten, dass sie sich besser mal nicht aufstellen lassen, wenn sie keine harte Landung wollen. Was seit Monaten mit Durchstechereien vorbereitet wurde, mit persönlichen Diffamierungen und Kompromat aus dem Lebenslauf, wird jetzt gezündet: Kann sein, dass der Senat platzt, dann hält die Fraktion vielleicht bis zun Ende durch. Ich vermute aber eher, dass irgendwann die Piraten platzen, im Verhältnis 10 zu 5. Oder sie bröckeln, oder was auch immer. Jedenfalls zeigen die Pirtaten, dass in Sachen Machtpolitik die Transparenz hochgehalten wird, wenn es anderen schadet. In Bayern, hört man, sind sie nicht ganz so, aber schlimm ist das schon. Weil das, was in Berlin passiert, auf alle durchschlägt. Aber kein Schaden ohne Nutzen. Die Schramm gibt zu Protokoll:

"Danke, dass ich heute daran erinnert wurde, warum ich definitiv nicht für den Bundestag kandidieren werde."







"Fuchs und Trauben"

höhnt jemand zurück, aber ich denke auch, dass diese Berliner Postentrauben ähnlich gut reifen, wie die echten. Bestenfalls sauer, normalerweise magenverderbend. Das liegt teilweise an den Menschen und an der Partei, und dann auch am Umstand, dass diese Menschen und diese Partei so perfekt nach Berlin passen: Das Neue, das Andere, das Schnelle, gestern noch Hoffnung und morgen schon Mobber, eben noch Jungstar und dann schon Spezlwirtschaft, vor neun Monaten auf den Posten und dann auf die Hinterbank, nur die unrasiertte Ahnungslosigkeit mit dem psychischen Defekt, die bleibt und kommt nach vorne. Politik anders machen. Sich gegenseitig abschlachten. Man hat keine Stiftung auf die man sich abschieben lassen kann, und so ist das dann Lustigerweise haben zwar die Spezialistinnen der Portale mit dem "S" das ganze Material brühwarm, aber sie schreiben kein Wort darüber. Nur Lob für den Putschbetreiber. das musste sein, die Fraktion hatte so viele Probleme. Ich dagegen bin in Bayern, es säuselt der Wind, und auf jeder Kuppe kommt noch einmal die Sonne heraus.







Die Luft mag aus dem Reifen sein, aber den kann man flicken. So etwas gehört dazu, es mindert nicht den Spass am De Rosa, es ist immer noch ein tolles Rad, und ein wenig schade ist es, dass ich es so selten gefahren bin, wie die anderen auch. So fliege ich von Kuppe zu Kuppe, zwischen Licht und Finsternis, allein und frai von aller Last. Was für ein Sommer.

Daheim muss ich schnell noch etwas anderes machen und schlafe auf dem Sofa ein. Mit 53 Kilometern in den Beinen, und ohne Essen.

(Man frage mich bitte nicht, wie das mit den Bildern von vorne über die Vorderachse geht. Es geht halt. Aber man sollte es nicht machen.)

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Freitag, 22. Juni 2012

Der längste Tag

Du hast es gut, sage ich zu Sabinchen und kraule ihren Kopf. Du hast es wirklich gut. So möchte ich auch leben. Sabinchen gähnt.



Und ich mache mich auf die Socken, während das Bunderverfassungsgericht zusammen mit dem Bundespräsidenten eine Art Staatsstreich des politisch-ökonomischen Komplexes vorläufig verhindert. Danke, Linke, danke, Herta. Aus ganzem Herzen: Danke.







Es kommen mir Klassiker des Automobilbaus entgegen, und es hängen Klassiker der Ernährung an den Bäumen. Und weiter hinten sehen auch die Äcker mit den Hecken noch so aus, wie in der Zeit, die mit jedem Tag heimeliger und schöner erscheint, während die da oben eh tun, was sie wollen. So viel Verbitterung bei den Nachbarn. Es freut viele, dass die Merkel nicht mehr so einfach durchostelbischjunkern kann. Man merkt bei der die DDR-Schule. Wir hätten nie zulassen dürfen, dass uns diese Art Osten beherrscht. Die mandschurische Aldikassenfraukandidatin.







Auktionatoren erzählen mir, dass es schwer wird, Leute zum Einliefern zu bewegen. Daheim ist eine billige Wohnung in der Altstadt aufgetaucht, 250.000 für 99 Quadratmeter Grundfläche. Ein Neppangebot, die Wohnung ist im Dach und besteht fast nur aus Schrägen bis zum Boden. Aber mei, sagt der Makler, das ist jetzt eben so. Da macht man eben Neuberechnungen. Niemand hat etwas gegen Bargeld, aber alle haben Angst vor dem, was aus dem Euro wird, wenn sie ihn immer weiter drucken. Und wer jetzt nocht kauft, findet später nichts mehr. Dachschrägen mögen den Wert mindern, aber das Geld wird genichtst.







Zum Beispiel die Renten. Die orientieren sich nicht an dem, was dann sein wird, sondern an dem, was war, als sie einbezahlt wurden. Das ist in den Irland schon recht bitter geworden, und das wird den anderen nicht anders ergehen. So ein Rentner ist ein abhängiges Schaf, er kann nicht weg, nur daliegen und warten und hoffen und nicht verstehen. Meine aber herauszuhören, dass sie es ahnen: Man wird die schlachten, die nicht ausweichen können.







Manche hoffen, andere prassen, und ich gehe radeln. Ich habe kein Problem mit der Akzeptanz von Körperfülle, ich mag es, wenn an Menschen etwas dran ist - lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, mit kahlen Köpfen, die Nachts gut schlafen - und das hier ist Bayern, da ist man generell nicht so mit dem Gewicht und der Form, solange es kein Strich ist. Aber eine wirklich wirksame und kluge Altersvorsorge scheint mir nicht das Einzahlen in Töpfe zu sein, die andere leeren. Das Sinnvollste scheint mir zu sein, den Körper soweit leistungsfähig zu halten, dass er dann, wenn die Kosten der Wartung kommen, eher eine Barchetta ist, und keine S-Klasse. Und gerade wir Geistesarbeiter müssen da aufpassen. Nicht wegen des Fetts, aber weil die Muskeln schlaff werden. Also mache ich brav jeden Tag meine 60 Kilometer.







Und das läuft auch schon wieder recht gut. ich sehe das an den Ritzeln, mit denen ich über die Berge komme. Sie werden kleiner, und die Zeit wird kürzer. Ich beeile mich trotzdem nicht, denn es sind die längsten Tage, und sie sind so schön, man möchte sie nicht einfach durchrasen. Das hier, egal wie es ausgeht, wird einem keiner nehmen können, es kostet nichts und verbraucht nur 1,5 Liter Wasser auf 100 Kilometer. Ich kenne im Wald eine Quelle. Und ich kenne die Bäume, die keinem mehr zu gehören scheinen.







Noch ist es nicht schlimm, aber es ist gut zu wissen, wo die Pflaumen am Weg stehen, und dass man hinkommt. Ich habe ja noch den alten Engländer, den werde ich in den nächsten Tagen abrüsten zum Schnelltransporter, nur so, man weiss ja nie, was kommen wird, wenn es doch nicht gut geht, weil alle, die einen Eid auf dieses Land geschworen haben, am Ende doch nur das tun, was den Märkten anderer Nationen gefällt. Und die haben uns schon die New Economy und die Immobilienkrise gebracht, ganz frei von der Realwirtschaft.







Ich kann schon irgendwie aus, ich werde immer ein Dach über dem Kopf haben, man kann mir wenig nehmen, und zum Essen reicht es. Das Silber ist da und das Porzellan, und es macht mir nichts, wenn der Nachschub an iPhones ausfällt. Ich bin auch im Winter geradelt. Mir tut es um die anderen Leid, aber die anderen müssten halt auch mal etwas tun. Die Staatsfeinde aus den Ministerien vertreiben, wenn die versuchen, die Verfassung auszuhebeln, zum Beispiel. Manche lachen über Assange, dass der in eine Bananerepublik fliehen will. Das brauchen wir nicht mehr, da sind wir längst angekommen. Die Regierungen werden vielleicht wechseln, aber diese Junta werden wir nicht mehr los.

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Real Life 21.6.2012 - Das passt zu Dir

Dass Du eine Frage zum Benehmen hast und eine Antwort zur anstehenden Scheidung bekommst. Das Zählen lohnt sich schon gar nicht mehr; irgendwann war oder wird ein Klassentreffen sein, und es würde die Statistik weiter verhageln. Es klappt auch nicht, wenn es soweit erst mal geklappt hat. Das neue Drama spielt sich in der Fremde ab, da dringt es nicht so durch, aber doch: Es erweist sich, dass sie nicht mehr Paare wie früher machen.



Iris mag Geschichten über Hochzeiten, und möglicherweise geht sie inzwischen auch wieder gern hin, wenn sich welche zum zweiten Mal berufen fühlen, und sie mag die kleinen Details darüber hören, wie die vom ersten Tag in Verona, als du das Portal ablichten wollte. Und wenn sie kommt, will sie die Bilder sehen, auch die aus dem öbszönen Brautgeschäft in Mantua. Aber das dauert noch, es gilt etwas zu organisieren und Leute zu shanghaien, die helfen, Du hast doch sicher Zeit, und es kommt niemand bei dir vorbei, nein, so ist das nicht gemeint, keine Kuppelei, und auch keine Ablehnung von Fremden, es ist nur so, dass die zugedachte Rolle eine gewisse Aufmerksamkeit verlangt, da würden andere nur stören. Einen Moment hast Du den Gedanken, etwas passend zu schieben, nur um sie zu ärgern, aber andererseits, wo sie sich doch so viel Mühe geben.





Dann werden die Verlustlisten abgeglichen; Iris hat im Frühling Bekanntschaften abgestreift wie Sabinchen ihre Winterhaare, und du hast auch einiges zu berichten: Die neue Konsequenz zieht Kreise zusammen, es wurden Dinge gesagt, die schon lange einmal gesagt werden sollten, und überhaupt, so ein Erdbeben kann schon mal eine existenzielle Erfahrung für andere werden, denn es macht hart und auch ein wenig radikal. Ja, die betreffende Person wird hier auch nicht mehr die Kräuter von oben sehen, allenfalls von unten, sollte sie noch einmal hier vorbeikommen. Schweigen am anderen Ende der Leitung. Von der Strasse aus. Dabei, meint Iris und erzählt, was die Betreffende so verbreitet. Enttäuschung, Egomanie, Uneinsichtigkeit und die Unfähigkeit zu erkennen, welche Ergänzung Dein Leben - prinzipiell, theoretisch - noch gut vertragen könnte.Von Liebe wird natürlich nicht geredet, das ist nicht mehr dem Alter entsprechend, aber die Betreffende denkt, dass sich vieles hätte fügen können. Und das sei doch gar nicht so gemeint gewesen, und warum Du dann gleich so überreagierst, Du seist doch sonst nicht so grob. Sie weiss gar nicht, wo sie am Sonntag hinschauen soll.





Das ist richtig, aber solche Aufwallungen verlaufen in Kurven, und wenn die Begeisterung für einen möglichen Partner nachläst und die Vorzüge als Normalität gelten, kommt der Punkt, da die Suche nach weiteren Vorteilen ein bestimmender Aspekt wird. Auch, wenn es allein die eigenen Vorteile sind, und auf das Wollen des anderen keine Rücksicht aus der Sache heraus möglich ist. Jaaaa, sagst Du genervt, weil der Salbei in die Erde will, jaa. Das war nicht allzu höflich, aber es kam an. Es hat sich nicht gelohnt, weil schon vorher kein Gewinn erkennbar war, aber es war - befreiend. Berechnend geht noch, aber wenn schon Quadratmeter addiert werden und weitere Zimmer die Lebensraumeroberung komplettieren, dann ist das schon etwas viel. Zumal, wenn der Betreffende aus guten Gründen gar keine Lust auf was auch immer hat. Das, betont Iris, kommt aber am Anfang überhaupt nicht so an, die Betreffende sah nur das, was in ihre Vorstellungswelt passte, und das war viel. Sehr viel. Und sie kann einfach nicht begreifen, wie so jemand dann so stur sein kann. Du hättest ihr eben sehr viel früher die Grenzen aufzeigen sollen und verdeutlichen, dass das mit Ehe und Weiterem wirklich vollumfänglich von Dir abgelehnt wird. Dein Grundfehler war zu glauben, man könnte einfach mal so geistreich über den Tee über Differnzen hinwegplaudern. Man will ja keinem weh tun, wie sie es jetzt wohl möchte, sonst wüsste Iris nichts davon. Als ob es nicht schon im Netz genug Stalker gäbe. Nun denn.





Iris weiss natürlich, was von all dem scheinbar Gebotenen hier zu halten ist: Nichts. Allenfalls eine Türklingel Nachts um Drei, wenn der Alkoholpegel und der Ärger die Heimreise sieben Strassen weiter unmöglich macht. Sie weiss auch, dass die Binnengegabung - das Schreiben - von einem enormen Desinteresse in Sachen Vorankommen begleitet ist, was natürlich von der Betreffenden nicht erkannt wurde. Die hat wohl geglaubt, da könnte man aus dem aktuellen Stand hochrechnen, wie das erst in 10, 20 und 30 Jahren sein wird. Feminismus ist ein tolles Konzept, wenn die Eltern noch die Krankenkasse zahlen und der Master wartet, aber in meinem Alter zählt nur das, was eine Berechnungsgrundlage ist. Die Ansprüche steigen, die Möglichkeiten werden weniger, da greifen sie dann daneben und negieren das Offensichtliche. Das war alles nur höflich, bis Du unhöflich werden musstest. Sag mal, Iris...

Ja?

Darf ich Dich was fragen?

Ja.

Pause.

Wenn ich noch alte Erde habe, mit Wurzeln, und frischen Dünger, kann ich das feucht vermischen und darin scharfe Pepperoni züchten?

Sowas. sagt Iris. Sowas macht ganz schlimme Missverständnisse. Du solltest Dich wenigstens entschuldigen.

Niemals. Und dann redet ihr über das Problem, übergrosse Stilleben in unterkleinen Küchen aufzuhängen.

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Donnerstag, 21. Juni 2012

Zwischen den Regenfronten

So kann man das natürlich auch machen: Als durch Serienflops abgewirtschaftetes Kassengift nicht zum Zuschussverleg gehen, sondern einen Verlag gründen, der den Zuschuss finanzieren soll. Einen Claim wüsste ich schon: "Das Adnation der Verlagswelt."



Aber andererseits, warum nicht, so ein Verlag der Dilettanten und Grossmäuler ist ja auch nur im Kleinen das, was die Politik gerade im Grossen so treibt. Meine These ist, dass man die Menschen so lange stresst, einschüchtert und unter Druck setzt, bis sie auch einem Währungsschnitt zustimmen, Hauptsache die Unsicherheit ist vorbei. Es sieht einfach nicht so aus, als könnte man seine angehäuften Schäfchen in diesem Land, in diesem Kontinent in Sicherheit bringen. Assange hat nicht unrecht, wenn er nach Ecuador geht. Ich dagegen, vom Regen verfolgt, drehe nur eine kleine Runde.







Naja, ein Mitbringsel aus Italien halt. Ein wenig aufpoliert und sortenrein gemacht, nichts besonderes, aber keinesfalls schlecht. Das stand da so am Wegesrand herum, am Gardasee, und mir passte es gerade. Und es war nachgeschmissen. Man könnte es zerlegen und die Trümmer teuer verkaufen, aber das wäre doch irgendwie schade. In Mantua bin ich oft damit gefahren, aber nie wirklich weit. Das ändert sich gerade, zwischen den Regenfronten. Und ich überlege noch, worauf ich für die grosse Runde absolviere. Am Ende in Gmund ist ein steiler Berg, und wenn ich dort ein Mittelklasserad hochschiebe, schaut das vielleicht nicht ganz so übel wie das Versagen mit dem Teuersten der Teuren aus. Wenn es sonst schon duster wird, sollten wenigstens die alltäglichen Probleme luxuriös sein.







Dabei ist jetzt vieles, sehr vieles auch sehr viel leichter. Ich habe mir in Italien neben dem Rad auch einen Filofax gekauft, in dem durch meine eigene, dumme Hand Worte wie Abgabe und Lektorat standen. Ich habe ganze Wochen freigeräumt für das, was man tun muss, wenn man eigentlich schon fertig ist, und was die Buchschreiberei nicht eben schöner macht. Das ist jetzt weg. Und ich habe auch nicht das Gefühl, irgend etwas zu verlieren. Man muss sich vielmehr frei machen. Der eine kann es nicht und will dann einen Verlag, der andere möchte einfach nur leben, im natürlichen Verlauf der Dinge, der Tage und Jahreszeiten. Vielleicht lasse ich dieses Jahr auch die Buchmesse ganz sausen, und mache so lange etwas anderes.







Das kannst Du besser, pflegt eine Bekannte zu sagen. Und es stimmt. Volle Leistung ist das eine, mit vollem Herzen dabei sein das andere. Das eine hat die Seiten gefüllt, und das andere den Inhalt seltsam berechnend werden lassen. Ich weiss, wie man schreiben muss, damit es zieht. Aber ich möchte lieber so schreiben, dass man es lesen möchte. Sehr viel lukrativer und befreiender als das Schreiben wäre es, das Hinterhaus in Angriff zu nehmen. Vielleicht sollte ich das tun. Schauen, wie schlimm es unter den Tapeten ist, und dann eine günstige Lösung finden, aber ohne Statiker und tiefe Eingriffe. Es bewohnbar machen, das wird man immer brauchen. Alles andere... ich glaube, dass jetzt so viel in Richtung Luxus gedreht wird, ist auch eine Art der Inflation. Es muss Luxus werden und abheben, damit man sich keine Gedanken über das macht, was darunter wegbröckelt. Dazu mehr in den kommenden Tagen. Wenn alles gut geht.

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Aus dem Herd ins Netz

Das Thema lag mir auf der Tastatur, seitdem ich in Monte Carlo unterwegs war. Ich denke, es ist heute kein Verstoss gegen die guten Sitten, das Essen abzulichten und ins Netz zu stellen, ganz im Gegenteil: Wenn man es richtig macht, ehrt man damit Koch und Klasse.

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