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Mittwoch, 20. Juni 2012
Das Grün der Städte und der Dörfer
In mir gärt es. Es ist nicht undelikat, weil es auch meinen Beruf tangiert. Aber mei. Auch nach 60 Kilometer Treten ist die Wut noch da.
Nehmen wir zum Beispiel Frau D. und ihren Biobauerhof. Frau D. ist eine Vorreiterin und schafft die Spargeläcker, den Hopfen, das Gemüse und die Kinder zum Wochenmarkt dazu. Der Hof ist ein Schmuckstück. Frau D. ist unpolitisch, geht in die Kirche, und hat jeden Abend Schmerzen in den Beinen von der Plackerei. Einmal alle zwei Jahre kann sie in Urlaub fahren, nach Rom, zum Papst. Ich kenne wenige Menschen, die so zufrieden, fröhlich und charmant wie Frau D. sind. Und wenn einmal die Rechnung aufgemacht wird, wo dieses Land wieder so schön und reizend wurde, dann wird Frau D. auf der Habenseite stehen. Aber keiner sagt deshalb danke, und wenn sie arbeitsunfähig werden sollte - man darf gar nicht daran denken.

Natürlich ist immer ein Risiko dabei. Einem Flughafenchef kann ein Flugzeug auf den Kopf fallen oder ein Bürgerentscheid, ein Maler kann eine Schaffenskrise bekommen, Banken wollen ausgebrannte Mitarbeiter entsorgen, und ich lebe allein von dem, was in meinem Kopf ist. Schlagerl kann ich mir keines leisten. Und deshalb neigen viele dazu, auch wenn sie gut sind und es auch mal schleifen lassen könnten, selbst wenn Sicherheiten da sind und es schon nicht so schlimm kommen wird, ein wenig vorzubeugen und das Schicksal nicht zu versuchen. Auch in einem reichen Land, man muss etwas tun. Da müsste man sich sonst Sünden fürchten, sagt man in Bayern.

Man darf sich nicht versündigen, nicht an der Natur und nicht an dem, was man hat. Ich kenne hier keinen, der sich als "links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt" bezeichnen würde, selbst wenn hier viele Leute richtig ackern und kämpfen: Gegen Startbahnen und Gentechnik, für Hecken und alte Obstsorten. Keiner von denen hat direkten Zugang zu den Schalthebeln der Medien, keiner kann einfach mal bei der FAZ schreiben, was wichtig wäre. Keiner läuft schlampig rum, alle achten darauf, dass ihr Lebensbereich in Ordnung ist. Das ist keine traditionelle Linke, sie fanden sich halt durch die Entwicklung der Welt an einem Punkt, an dem sie aktiv werden mussten. Sie sitzen in ihren Weilern und Höfen und führen einen langen, harten und schweren Kampf gegen Systeme, die sie, wenn sie könnten, längst ausgelöscht hätten. Meine Familie hat das Land schon lang verlassen, seit Jahrhunderten sind wir Stoderer, wie man hier sagt: Die und ich, wir denken komplett anders, in vielen Belangen. Aber ich habe eine stille Hochachtung vor ihnen.

Ein jeder eben an seinen Platz: Nur wenn die Reichen wissen, dass dieses Land nicht von nichts kommt, wird das bestehen. Man kann das fördern, indem man die Mittelleute umgeht und ein Gefühl für die Welt hat, in der man lebt. Das muss man den Unsrigen einschärfen. Ein Bäcker ist ein Bäcker und keine Backfabrik. Das ist zwar noch nicht links und nicht gerechtigkeitsverliebt, aber immerhin. Dafür arbeite ich ganz schön viel, dafür schreibe ich listig und packe sie so, wie sie gepackt werden wollen. Kein Verdienst, kein Dank nötig, ich mache das gerne., und es ist ja auch ein schöner Beruf. ich weiss, wie privilegiert ich bin, aber um das weiterhin zu bleiben, ackere ich auch heftig, selbst wenn es immer so leicht aussieht. Ich bin keiner von denen, die sich sagen: Boah, geschrieben, jetzt erst mal die Glotze an und Kommentare dann irgendwann, aber nur, wenn sie mir gefallen. Klar könnte ich es mir leichter machen, Netzschwafel geht auch immer irgendwie, da schaut man ein wenig rum und schmiert was hin und es klingt nicht ganz so verstaubt. Netzdreck von Leistungsschutzrecht bis Twitter, das kann man laufend machen, da ist immer was los, Tiefgang einer Pfütze nach dem Regen, aber Internetaktivistin klingt doch geil. Auch wenn es ein Begriff wie Hängemattenturner oder Sofahochleister ist. Internetaktivismus ist nämlich gar nichts. Man muss sich nur mal die Leute anschauen, die das möglichst laut betreibt: Würde man von von den exwerbewollenden Sixtus, Häusler, Lobo oder Niggemeier eine Gurke kaufen?

Ach so, jemanden vergessen: Die Julia Seeliger. Besagte Frau pflaumte letzthin allgemein bei der FAZ in ihrem Blog - "links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt" - gegen Leute, die Bilder von Essen ins Netz stellen. Das sie fies gegenüber Menschen, die kein Geld hätten, magersüchtig wären, oder in Syrien lebten. Da fällt einem gleich die alte Vettel ein, die sagte, iss auf und denk an die armenNeg Mohr POC in Afrika, die hungern. Linksgrünes Spiessertum in Selbstverliebtgerechtigkeit, und das kommt also dabei raus, wenn solche Chancen offen stehen. Kein Wort über Monsanto, keine Frage der Mobilität und ihre Erneuerung, so viele Fragen und Probleme - aber dann, bittschön, keine Essensbilder im Netz, Hanf aber ja schon, das nimmt man gerne, im digitalen Salon, wo man, im System angekommen, die Füsse unter dem Tisch ausstrecken und mal eben kurze, schlecht bebilderte Textanbsonderungen verkauft. Ja, das ist schon ein schönes Leben, so links, ökologisch und gerechtigkeitsverliebt als Sponti in der Hauptstadt. Etwas passt nicht? Schreibt man halt "Ist aber Quatsch" dazu. Dagegen ist das Oberland, das Donautal mit seinen Bauern ein Hort des grünen Kommunismus, bis zu den in die Kirche getragenen Blumengestecken. Schön, dass man sich in Berlin in solche Niederungen der Probleme nicht hinab begeben muss. Statt dessen ein wenig Aufregung über die Piraten oder Urheberrecht oder Gauck oder die Zeit anpflaumen. Was für ein Leben, so links, so ökologisch, so revolutionär, so karrierefreundlich und arbeitsunintensiv. Deutsche Politikaktivisten, im System angekommen. Kein Wunder, dass es Frau Merkel immer noch so gut geht.


Und dann:
"Idee: betrinken, dabei neuen Beruf aussuchen (für Gras ist kein Geld da)."
Klar, aber Bilder vom Essen zeigen, das ist böse.
Wenn ein Blog wenig erbaulich ist, ist das die eine Sache. Aber so sehen sie dann aus, die linken Vordenker, wenn man das Blabla wegstreicht. Da muss sich keiner wundern, warum Frau D. und Konsorten zwar grün sind, aber trotzdem die Schwarzen wählen: Weil die lieber intern auf Leutre Druck machen, die empfindlich dafür sind, weil sie noch den Ruf des "Ordentlichen" verlieren können, statt sich von Leuten vertreten lassen, die, siehe oben. Das mag vielleicht in Berlin eine Option sein, so kann man dort sagen, dass man "auf der richtigen Seite steht", aber wenn ich lese, dass es ein Elend ist, wenn kein Geld für ein Kabel zur Glotze da ist: Mei. Für Twitter reicht es noch, und dafür, diese Ereignisse in der Welt der Linken, Ökologischen und Gerechtigkeitsverliebten den Followern zu unterbreiten. Schön breit in der Öffentlichkeit des Netzes. Da wird dann schon wieder jemand kommen, der das lässig findet, Buch, taz, Talkshow, was weiss ich, da droben ist am Ende Platz für alle Selbstdarsteller: Aber hier unten hat man nichts dafür übrig, so vorgeführt zu werden.


Es hat lange gedauert, wir haben so lang dafür gekämpft, dieses Land aus dem Griff der CSU zu lösen. Manchmal hatte man den Eindruck, es wäre alles vergebens: Beim FMR2, zum Beispiel, beim Rhein-Main-Donaukanal, wo wir buchstäblich vor den Baggerschaufeln die neolithischen Siedlungen rausgekratzt haben, bei all den alten Häusern, in Wackersdorf, bei all den sinnlosen Infrastrukturmassnahmen, beim Mittleren Ring, den AKWs und beim Ausbau und der Zerstörung der Donau. Niemand war links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt, aber nach all den Jahren kann ich am Ende hier oben stehen und sagen: Es ist schön hier, und es wird besser, Hecke für Hecke, Obstbaum für Obstbaum. Aber wir machen das nicht, damit die da oben mit ihrer Art eine Basis für ihr miserabliges Verhalten haben. Macht gern weiter Eure Hanfparade und flennt rum, wenn das Gras zu teuer ist. Aber wir hier unten, die wir nicht in einem linken Mainstream gelebt haben, und uns jeden Millimeter, jede Stimme, jedes Vorhaben erkämpfen mussten, von den Kerndlfressern zum Bewusstsein, wie wichtig das ist, wir warten hier nicht auf Euch und Eure zugenebelten Hirne und Blogs.
Nehmen wir zum Beispiel Frau D. und ihren Biobauerhof. Frau D. ist eine Vorreiterin und schafft die Spargeläcker, den Hopfen, das Gemüse und die Kinder zum Wochenmarkt dazu. Der Hof ist ein Schmuckstück. Frau D. ist unpolitisch, geht in die Kirche, und hat jeden Abend Schmerzen in den Beinen von der Plackerei. Einmal alle zwei Jahre kann sie in Urlaub fahren, nach Rom, zum Papst. Ich kenne wenige Menschen, die so zufrieden, fröhlich und charmant wie Frau D. sind. Und wenn einmal die Rechnung aufgemacht wird, wo dieses Land wieder so schön und reizend wurde, dann wird Frau D. auf der Habenseite stehen. Aber keiner sagt deshalb danke, und wenn sie arbeitsunfähig werden sollte - man darf gar nicht daran denken.



Natürlich ist immer ein Risiko dabei. Einem Flughafenchef kann ein Flugzeug auf den Kopf fallen oder ein Bürgerentscheid, ein Maler kann eine Schaffenskrise bekommen, Banken wollen ausgebrannte Mitarbeiter entsorgen, und ich lebe allein von dem, was in meinem Kopf ist. Schlagerl kann ich mir keines leisten. Und deshalb neigen viele dazu, auch wenn sie gut sind und es auch mal schleifen lassen könnten, selbst wenn Sicherheiten da sind und es schon nicht so schlimm kommen wird, ein wenig vorzubeugen und das Schicksal nicht zu versuchen. Auch in einem reichen Land, man muss etwas tun. Da müsste man sich sonst Sünden fürchten, sagt man in Bayern.



Man darf sich nicht versündigen, nicht an der Natur und nicht an dem, was man hat. Ich kenne hier keinen, der sich als "links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt" bezeichnen würde, selbst wenn hier viele Leute richtig ackern und kämpfen: Gegen Startbahnen und Gentechnik, für Hecken und alte Obstsorten. Keiner von denen hat direkten Zugang zu den Schalthebeln der Medien, keiner kann einfach mal bei der FAZ schreiben, was wichtig wäre. Keiner läuft schlampig rum, alle achten darauf, dass ihr Lebensbereich in Ordnung ist. Das ist keine traditionelle Linke, sie fanden sich halt durch die Entwicklung der Welt an einem Punkt, an dem sie aktiv werden mussten. Sie sitzen in ihren Weilern und Höfen und führen einen langen, harten und schweren Kampf gegen Systeme, die sie, wenn sie könnten, längst ausgelöscht hätten. Meine Familie hat das Land schon lang verlassen, seit Jahrhunderten sind wir Stoderer, wie man hier sagt: Die und ich, wir denken komplett anders, in vielen Belangen. Aber ich habe eine stille Hochachtung vor ihnen.



Ein jeder eben an seinen Platz: Nur wenn die Reichen wissen, dass dieses Land nicht von nichts kommt, wird das bestehen. Man kann das fördern, indem man die Mittelleute umgeht und ein Gefühl für die Welt hat, in der man lebt. Das muss man den Unsrigen einschärfen. Ein Bäcker ist ein Bäcker und keine Backfabrik. Das ist zwar noch nicht links und nicht gerechtigkeitsverliebt, aber immerhin. Dafür arbeite ich ganz schön viel, dafür schreibe ich listig und packe sie so, wie sie gepackt werden wollen. Kein Verdienst, kein Dank nötig, ich mache das gerne., und es ist ja auch ein schöner Beruf. ich weiss, wie privilegiert ich bin, aber um das weiterhin zu bleiben, ackere ich auch heftig, selbst wenn es immer so leicht aussieht. Ich bin keiner von denen, die sich sagen: Boah, geschrieben, jetzt erst mal die Glotze an und Kommentare dann irgendwann, aber nur, wenn sie mir gefallen. Klar könnte ich es mir leichter machen, Netzschwafel geht auch immer irgendwie, da schaut man ein wenig rum und schmiert was hin und es klingt nicht ganz so verstaubt. Netzdreck von Leistungsschutzrecht bis Twitter, das kann man laufend machen, da ist immer was los, Tiefgang einer Pfütze nach dem Regen, aber Internetaktivistin klingt doch geil. Auch wenn es ein Begriff wie Hängemattenturner oder Sofahochleister ist. Internetaktivismus ist nämlich gar nichts. Man muss sich nur mal die Leute anschauen, die das möglichst laut betreibt: Würde man von von den exwerbewollenden Sixtus, Häusler, Lobo oder Niggemeier eine Gurke kaufen?



Ach so, jemanden vergessen: Die Julia Seeliger. Besagte Frau pflaumte letzthin allgemein bei der FAZ in ihrem Blog - "links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt" - gegen Leute, die Bilder von Essen ins Netz stellen. Das sie fies gegenüber Menschen, die kein Geld hätten, magersüchtig wären, oder in Syrien lebten. Da fällt einem gleich die alte Vettel ein, die sagte, iss auf und denk an die armen



Und dann:
"Idee: betrinken, dabei neuen Beruf aussuchen (für Gras ist kein Geld da)."
Klar, aber Bilder vom Essen zeigen, das ist böse.
Wenn ein Blog wenig erbaulich ist, ist das die eine Sache. Aber so sehen sie dann aus, die linken Vordenker, wenn man das Blabla wegstreicht. Da muss sich keiner wundern, warum Frau D. und Konsorten zwar grün sind, aber trotzdem die Schwarzen wählen: Weil die lieber intern auf Leutre Druck machen, die empfindlich dafür sind, weil sie noch den Ruf des "Ordentlichen" verlieren können, statt sich von Leuten vertreten lassen, die, siehe oben. Das mag vielleicht in Berlin eine Option sein, so kann man dort sagen, dass man "auf der richtigen Seite steht", aber wenn ich lese, dass es ein Elend ist, wenn kein Geld für ein Kabel zur Glotze da ist: Mei. Für Twitter reicht es noch, und dafür, diese Ereignisse in der Welt der Linken, Ökologischen und Gerechtigkeitsverliebten den Followern zu unterbreiten. Schön breit in der Öffentlichkeit des Netzes. Da wird dann schon wieder jemand kommen, der das lässig findet, Buch, taz, Talkshow, was weiss ich, da droben ist am Ende Platz für alle Selbstdarsteller: Aber hier unten hat man nichts dafür übrig, so vorgeführt zu werden.



Es hat lange gedauert, wir haben so lang dafür gekämpft, dieses Land aus dem Griff der CSU zu lösen. Manchmal hatte man den Eindruck, es wäre alles vergebens: Beim FMR2, zum Beispiel, beim Rhein-Main-Donaukanal, wo wir buchstäblich vor den Baggerschaufeln die neolithischen Siedlungen rausgekratzt haben, bei all den alten Häusern, in Wackersdorf, bei all den sinnlosen Infrastrukturmassnahmen, beim Mittleren Ring, den AKWs und beim Ausbau und der Zerstörung der Donau. Niemand war links, ökologisch, gerechtigkeitsverliebt, aber nach all den Jahren kann ich am Ende hier oben stehen und sagen: Es ist schön hier, und es wird besser, Hecke für Hecke, Obstbaum für Obstbaum. Aber wir machen das nicht, damit die da oben mit ihrer Art eine Basis für ihr miserabliges Verhalten haben. Macht gern weiter Eure Hanfparade und flennt rum, wenn das Gras zu teuer ist. Aber wir hier unten, die wir nicht in einem linken Mainstream gelebt haben, und uns jeden Millimeter, jede Stimme, jedes Vorhaben erkämpfen mussten, von den Kerndlfressern zum Bewusstsein, wie wichtig das ist, wir warten hier nicht auf Euch und Eure zugenebelten Hirne und Blogs.
donalphons, 01:38h
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Wenn ich nicht hier bin
bin ich dabei, mich auf dem Sonnendeck mit der Klimakatastrophe auseinander zu setzen.

Denn vor vier Jahrzehnten, oder auch vor hundert Jahren, konnte man dort relativ gut draussen im Sommer verweilen. Das Blechdach wurde auch früher heiss, aber es war nicht so unerträglich wie heute. Wir haben Bilder aus jenen Zeiten, vom Sommer: Alle da, und durchaus normal angezogen. Heute ist es zu viel Hitze, zu unbarmherzig brennt die Sonne. Das hat mir in den letzten Jahren zunehmend ein wenig den Spass an der Dachterrasse verleidet. Man konnte am Morgen hinaus, und am Abend, und musste dafür zwei Stockwerke nach oben. Dazwischen musste man einpacken. Heute etwa war ich oben, beim Frühstück.
Die Sonne flammte licht auf diesem Moderleibe,
als koche sie die Fäulnis gar.
Ich jedoch streck mich aus und ja, ich bleibe,
denn das Kupferblech ist rar.
Genauer gesagt, ich habe ein paar Tage gearbeitet, um das komplexe Konstrukt mit gefalzten Blechen, bei denen man zudem immer vorsichtig sein musste, mit Zedernholzparkett zu füllen. Sieht jetzt ein wenig aus wie ein Schiffsdeck, hoch über der Stadt. Es ist übrigens gar nicht so klein, zu Beginn kaufte ich 8 Quadratmeter und belegte damit gerade einmal knapp die Hälfte. Am Wochenmarkt erzählte mir jemand, der eine Immobilie sucht, dass Balkone, die theoretisch nur mit dem halben Preis pro Quadratmeter eingerechnet werden dürfen, in den Innenstädten eher doppelt zu Buche schlagen. Weil sie so selten sind. Zumal im Baudenkmal.
Zusammen mit einem Strohhut kann ich jetzt auch wieder am Mittag in der prallen Sonne sein - überhaupt kein Problem. Auch das Zeernholz wird warm, aber nicht so glühend heiss wie das Blech, und sollte man Abkühlung brauchen, würde eine Giesskanne Wasser reichen. Immerhin habe ich mir meinen Lebensraum jetzt zurückerobert, und wenn es nicht noch übler kommt, wird das auch eine Weile reichen. Jetzt kommen Pflanzen, ein paar Restaurierungsarbeiten und, eventuell, bei grösseren Aufgaben zusätzlich, auch noch neue Eisengeländer. Da suche ich aber noch. Ich wüsste einen Ort, wo es hübsche Materialien gäbe, aber der ist in Belgien. Und ich bin hier im Moment recht unabkömmlich. Auch ein Grund, warum ich das gemacht habe.
In den Bergen wäre es kühler, und ich habe ohnehin einen Plan: In drei Tagen auf den Hirschberg und zurück. 140 Kilometer hinradeln, übernachten, auf den Berg und wieder hinunter, übernachten, 140 Kilometer zurückradeln. Aber das dauert noch. Solange weiter in den Hügelketten und tägliche Besteigung der Dachterrasse, 12,5 Meter über der Last des Alltags in der Innenstadt. Es duftet die Zeder, und ich habe heute keine Fliege gesehen.

Denn vor vier Jahrzehnten, oder auch vor hundert Jahren, konnte man dort relativ gut draussen im Sommer verweilen. Das Blechdach wurde auch früher heiss, aber es war nicht so unerträglich wie heute. Wir haben Bilder aus jenen Zeiten, vom Sommer: Alle da, und durchaus normal angezogen. Heute ist es zu viel Hitze, zu unbarmherzig brennt die Sonne. Das hat mir in den letzten Jahren zunehmend ein wenig den Spass an der Dachterrasse verleidet. Man konnte am Morgen hinaus, und am Abend, und musste dafür zwei Stockwerke nach oben. Dazwischen musste man einpacken. Heute etwa war ich oben, beim Frühstück.



Die Sonne flammte licht auf diesem Moderleibe,
als koche sie die Fäulnis gar.
Ich jedoch streck mich aus und ja, ich bleibe,
denn das Kupferblech ist rar.
Genauer gesagt, ich habe ein paar Tage gearbeitet, um das komplexe Konstrukt mit gefalzten Blechen, bei denen man zudem immer vorsichtig sein musste, mit Zedernholzparkett zu füllen. Sieht jetzt ein wenig aus wie ein Schiffsdeck, hoch über der Stadt. Es ist übrigens gar nicht so klein, zu Beginn kaufte ich 8 Quadratmeter und belegte damit gerade einmal knapp die Hälfte. Am Wochenmarkt erzählte mir jemand, der eine Immobilie sucht, dass Balkone, die theoretisch nur mit dem halben Preis pro Quadratmeter eingerechnet werden dürfen, in den Innenstädten eher doppelt zu Buche schlagen. Weil sie so selten sind. Zumal im Baudenkmal.



Zusammen mit einem Strohhut kann ich jetzt auch wieder am Mittag in der prallen Sonne sein - überhaupt kein Problem. Auch das Zeernholz wird warm, aber nicht so glühend heiss wie das Blech, und sollte man Abkühlung brauchen, würde eine Giesskanne Wasser reichen. Immerhin habe ich mir meinen Lebensraum jetzt zurückerobert, und wenn es nicht noch übler kommt, wird das auch eine Weile reichen. Jetzt kommen Pflanzen, ein paar Restaurierungsarbeiten und, eventuell, bei grösseren Aufgaben zusätzlich, auch noch neue Eisengeländer. Da suche ich aber noch. Ich wüsste einen Ort, wo es hübsche Materialien gäbe, aber der ist in Belgien. Und ich bin hier im Moment recht unabkömmlich. Auch ein Grund, warum ich das gemacht habe.



In den Bergen wäre es kühler, und ich habe ohnehin einen Plan: In drei Tagen auf den Hirschberg und zurück. 140 Kilometer hinradeln, übernachten, auf den Berg und wieder hinunter, übernachten, 140 Kilometer zurückradeln. Aber das dauert noch. Solange weiter in den Hügelketten und tägliche Besteigung der Dachterrasse, 12,5 Meter über der Last des Alltags in der Innenstadt. Es duftet die Zeder, und ich habe heute keine Fliege gesehen.
donalphons, 00:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 19. Juni 2012
Mystik
Mystisch ist ein Bergwald im Herbst oder im Winter. Nachdem ich meine Touren oft am Abend mache, kann ich die ganzen Geschichten von den Berggeistern verstehen, und finde auch das Bauen von Steinmändlein wichtig, so seltsam es klingen mag. Der Berg ist eine ganz eigene Erfahrung, immer ein wenig existenziell, man fragt sich, was wäre wenn man jetzt stürzte, und was soll sein: Dem Berg ist es egal, irgendwann findet man schon die Knochen. Überall am Berg, sogar an wirklich läppischen Aufstiegen, sind Kreuze. Der Berg ist da und voller Geschichten, er hat so viel gesehen und wird immer stoisch bleiben. Mal schenkt er einen Zauberwald, besonders im Winter, und dann wieder ein Gewitter, das da oben ganz anders als im Flachland ist. Der Berg ist gross, der Menschist vor ihm nichts. Mystik, das ist in den Bergen. Aber ich radle gerade nur in den Hügeln.



Warum das jetzt so oft kommt? Früher bin ich auch geradelt, aber damals wären Digitalkamers noch zu teuer gewesen, um sie mitzunehmen. Dann war ich in Berlin. Das waren anderthalb Jahre ohne Rennrad, denn Berlin ist nicht die Stadt dafür. Danach ging es wieder los, aber lange dachte ich mir, der Weg da hinaus, das ist doch nichts Besonderes, entsprechend selten fand es im Blog statt. Dass es sich in den letzten Jahren geändert hat, liegt neben dem Zwang, auf die Figur zu achten, an drei Dingen. Zuerst arbeite ich mehr mit dem Kopf und brauche Ausgleich beim Schrauben, also mache ich mehr mit Rädern, und es ist im Moment ja auch ein billiger Spass, sie zu kaufen, zu warten und ab und zu eines weiterzugeben. Und dann kommen mir beim Radeln die besten Ideen.



Und obendrein möchte ich mich auch noch absetzen. Man sagt ja: Kaum wird ein Blogger von einer Zeitung übernommen, stirbt ein Blog. Das stimmt schon, aber bei mir ist das anders. Wäre ich in einem Frankfurter Büro, ja dann, dann sähe es schlecht aus. Bin ich aber nicht, zwischen Bett und Schreibcouchtisch liegen nur ein paar Zimmer. Ich kann meine Zeit einteilen. Ich kann raus. Und viele können das offensichtlich nicht. Diese ganzen Berliner Hipster, die sich dauernd irgendwo einloggen: Sie zeigen keine Bilder davon. Sie kommen auch nicht weg. Es gibt keine Natur und keine Stadt, manche beschaffen sich ihre Bilder einfach aus dem Netz, mehr haben sie nicht, machen sie nicht, können sie nicht. Und vermutlich, wenn ich wie Seemann, Seeliger oder Heller lebenwürde: Dann würde ich das auch nicht tun. Das Leben in der Stadt ist zu eng, es fehlt die Weite und die verschwenderische Grosszügigkeit. Und weil ich darin lebe und denke, man kann nicht immer nur schlechte Bilder oder Zeugs aus irgendwelchen CC-Quellen zeigen, bringe ich inzwischen das, was andere kaum mehr sehen.



Das gibt es auch noch. Das sollte man eigentlich jeden Tag erleben, denn es erdet. Nicht so drastisch wie der Berg, aber man sieht das Werden und Wachsen, man entdeckt das Grosse im Kleinen, und wenn man weit genug fährt, oder genug Steigungen einbaut, dann weiss man auch, was das bedeutet, Leistung, Kraft, Erschöpfung.. Es kann auf dem Rad alles sein, gemütliches Rollen oder Verweilen, Dahinsirren im Sonnenlicht, aber nie ist man zu schnell, es ist immer genug Zeit da, um zu halten und zu schauen. Natürlich mag mancher im Getreide und in der Kuh nur die Dönersemmel und einen Vortäuschung der Füllung sehen, aber der Glanz auf dem Getreide kann auch bereichern, weil er da ist.



In meiner Münchner Zeit bin ich bei schönem Wetter immer mit dem Rad heimgefahren, und dachte mir manchmal auf der Holledau: Das ist ein gesegnetes Land. Hier komme ich manchmal in eine Kirche, in der geheiratet wird, und sie geben sich alle Mühe, es schön zu machen: Das finde ich dann gar nicht so schlimm. Tatsächlich endet meine Route bei einer Kirche, da würde ich sagen; Wenn ich etwas für diesen Aberglauben und diese Fehleinschätzung übrig hätte, dann genau hier oder dort, wo es losgeht. Ich fahre von einem Rokokojuwel zum anderen. Und gerade jetzt, wo jeden Abend früh der Verkehr erstirbt, und ich allein bin mit dem Wind, den Wiesen, dem leisen Sirren der Speichen und meinen Gedanken, da sage ich mir: Natürlich könnte ich auch andere Bilder mitbringen. Aber es kann nicht schaden, genau das zu sehen. Ein wenig Romantik kann in einer Welt wie dieser, wo Grün in Arenen zu sehen ist, und die Hitze wegklimatisiert wird, nicht schwer schaden. Das ist keine Mystik. Es ist, wie es eben ist. So sieht das bei mir aus.



Warum das jetzt so oft kommt? Früher bin ich auch geradelt, aber damals wären Digitalkamers noch zu teuer gewesen, um sie mitzunehmen. Dann war ich in Berlin. Das waren anderthalb Jahre ohne Rennrad, denn Berlin ist nicht die Stadt dafür. Danach ging es wieder los, aber lange dachte ich mir, der Weg da hinaus, das ist doch nichts Besonderes, entsprechend selten fand es im Blog statt. Dass es sich in den letzten Jahren geändert hat, liegt neben dem Zwang, auf die Figur zu achten, an drei Dingen. Zuerst arbeite ich mehr mit dem Kopf und brauche Ausgleich beim Schrauben, also mache ich mehr mit Rädern, und es ist im Moment ja auch ein billiger Spass, sie zu kaufen, zu warten und ab und zu eines weiterzugeben. Und dann kommen mir beim Radeln die besten Ideen.



Und obendrein möchte ich mich auch noch absetzen. Man sagt ja: Kaum wird ein Blogger von einer Zeitung übernommen, stirbt ein Blog. Das stimmt schon, aber bei mir ist das anders. Wäre ich in einem Frankfurter Büro, ja dann, dann sähe es schlecht aus. Bin ich aber nicht, zwischen Bett und Schreibcouchtisch liegen nur ein paar Zimmer. Ich kann meine Zeit einteilen. Ich kann raus. Und viele können das offensichtlich nicht. Diese ganzen Berliner Hipster, die sich dauernd irgendwo einloggen: Sie zeigen keine Bilder davon. Sie kommen auch nicht weg. Es gibt keine Natur und keine Stadt, manche beschaffen sich ihre Bilder einfach aus dem Netz, mehr haben sie nicht, machen sie nicht, können sie nicht. Und vermutlich, wenn ich wie Seemann, Seeliger oder Heller lebenwürde: Dann würde ich das auch nicht tun. Das Leben in der Stadt ist zu eng, es fehlt die Weite und die verschwenderische Grosszügigkeit. Und weil ich darin lebe und denke, man kann nicht immer nur schlechte Bilder oder Zeugs aus irgendwelchen CC-Quellen zeigen, bringe ich inzwischen das, was andere kaum mehr sehen.



Das gibt es auch noch. Das sollte man eigentlich jeden Tag erleben, denn es erdet. Nicht so drastisch wie der Berg, aber man sieht das Werden und Wachsen, man entdeckt das Grosse im Kleinen, und wenn man weit genug fährt, oder genug Steigungen einbaut, dann weiss man auch, was das bedeutet, Leistung, Kraft, Erschöpfung.. Es kann auf dem Rad alles sein, gemütliches Rollen oder Verweilen, Dahinsirren im Sonnenlicht, aber nie ist man zu schnell, es ist immer genug Zeit da, um zu halten und zu schauen. Natürlich mag mancher im Getreide und in der Kuh nur die Dönersemmel und einen Vortäuschung der Füllung sehen, aber der Glanz auf dem Getreide kann auch bereichern, weil er da ist.



In meiner Münchner Zeit bin ich bei schönem Wetter immer mit dem Rad heimgefahren, und dachte mir manchmal auf der Holledau: Das ist ein gesegnetes Land. Hier komme ich manchmal in eine Kirche, in der geheiratet wird, und sie geben sich alle Mühe, es schön zu machen: Das finde ich dann gar nicht so schlimm. Tatsächlich endet meine Route bei einer Kirche, da würde ich sagen; Wenn ich etwas für diesen Aberglauben und diese Fehleinschätzung übrig hätte, dann genau hier oder dort, wo es losgeht. Ich fahre von einem Rokokojuwel zum anderen. Und gerade jetzt, wo jeden Abend früh der Verkehr erstirbt, und ich allein bin mit dem Wind, den Wiesen, dem leisen Sirren der Speichen und meinen Gedanken, da sage ich mir: Natürlich könnte ich auch andere Bilder mitbringen. Aber es kann nicht schaden, genau das zu sehen. Ein wenig Romantik kann in einer Welt wie dieser, wo Grün in Arenen zu sehen ist, und die Hitze wegklimatisiert wird, nicht schwer schaden. Das ist keine Mystik. Es ist, wie es eben ist. So sieht das bei mir aus.
donalphons, 01:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Juni 2012
Zu den Feuern
Langsam, ganz langsam fange ich an zu glauben, dass sich Engagement lohnt. Langfristig. Das ist bei uns natütlich umstritten; Engagement bedeutet, etwas an Zuständen zu ändern, von denen man klar profitiert. Und an einem Land, einer Region, die auf dem Papier gländend sasteht. Wozu das alles, die wissen schon, was sie tun und was gut und für manche sogar sehr gut ist.
Der Beginn meiner journalistischen Karriere, wenn man das so nennen möchte, ist mit der Frage zusammengefallen, wie in Bayern Bürgerbegehren und Entscheide stattfinden sollten. Es gab einen Entwurf von Mehr Demokratie in Bayern e.V., und einen von der CSU. Die CSU setzt alles daran, ihre Vorstellungen, versehen mit hohen Hürden für die Bürger, durchzudrücken. Man würde gar keine Regionalpolitik mehr machen können, und ganz unrecht war das nicht aufgefasst: Die CSU verlor. Und die irrsten Ideen spart man sich seitdem auf lokaler Ebene. Niemand verliert gern einen Bürgerentscheid.
Damals habe ich mich ziemlich reingehängf, und der Dank sah so aus, dass die CSU unter Gauweiler in München den Ausbau des Mittleren Rings erzwang. Damit noch mehr Autos in die ohnehin überfüllte Stadt kamen. Und der Münchner erwies sich mehrheitlich als der Maklertyp, der er oft ist: Auf den eigenen Vorteil bedacht, entkoppelt von den Problemen, die er verursacht, a Sau, wie man das in Bayern so schön formuliert. Und die CSU hatte ein Gefühl dafür, wie man diesen Menschenschlag führte. Es waren die 90er. Die New Economy sollte bald kommen, Laptop und Lederhose, Privatisierung von Unternehmen und Verschwendung der Einnahmen in der Munich Area. Nicht gerade eine gute Zeit für Engagement.

Stoiber gewann eine Wahl nach der anderen, München blieb rotgrünrosa, was immer das bedeuten mag, in der Stadt wählte man den Ude und im Land- und Bundestag die Schwarzen. Zusammen mit Baden-Württemberg schien Bayern verflucht, und dass die Hessen ein noch abscheulicheres Regime hatten, half auch nicht weiter. Wenn es gar nicht mehr anders ging, kam die CSU daher und änderte irgendwie ihre Menung, sei es bei den Tschechen, sei es bei den Gleichgeschlechtlichen, bei den Familienverhältnissen - dort sogar sehr, wenn sie noch nebenbeiverhältnisse hatten -, bei der Ökologie, beim Genfrass und letztlich auch bei der Atomkraft. Es war für alle ein weiter Weg, viel weiter als meine Abendrunde, wo bald die Wehrkirche, das Ziel, in der Ferne erscheint.
Und es passierte wenig. Auf der Oberfläche. Darunter erkläre ich mir den Vorgang so: Früher waren die Menschen der Meinung, die CSU kümmere sich schon um alles. Dann veränderte sich die Haltung, man müsste die CSU wählen, weil sie Bayern eine Sonderrolle sichert. das ist schon ein Unterschied, ob man jemanden wählt, weil er gut ist, oder alternativlos. Und dann hatte Stoiber nichts Besseres zu tun, als die G8 durczudrücken. Ich denke, das achtstufige Gymnasium, das ist für Stoiber das, was Wackersdorf für Strauss ist. Da haben sie es zu weit getrieben. Eltern hassen das G8. Es macht die Familien zu Leistungsgemeinschaften. Das ist nicht das, was sie wollten. Dann kam noch die Landesbank, und dann die Klatsche. Keine absolute Mehrheit mehr.
Es ist auf der Kippe. Das fühlen sie bei der CSU, aber sie können auch nicht aus ihrer Haut. Gestern stand ich da oben neben der Wehrkirche, es wurde etas kälter, und ich fragte mich, wie das wohl wird, wenn die CSU morgen verliert. Sie werden es wohl machen wie immer: Wenn es demokrarisch nicht geht, dann eben mit allen anderen Methoden. Selbst wenn es vor Ort die Partei zerreisst, wie in Freising geschehen. Sie können nicht anders. Da drüben im Südsüdosten, da muss das werden, was die Partei will. Seehofer, der in einem Kaff im Sumpf lebt, in dem sich die Bürger schon beschweren, wenn ein Mal im Jahr ein Triathlon durchkommt, will jetzt bayernweit über die Grossbelästigung zugunsten der globalisierten Grosskopferten abstimmen lassen. Dabei ist der Flughafen München nur noch bin hier interessant: Billigflieger sitzen in Augsburg, Nürnberg hat selbst einen Flughafen, und noch weiter nördlich dominiert Frankfurt. Aber sie haben es so beschlossen, und eine Niederlage darf nicht sein, da drüben im Süden.
Und dabei ist es so ein schönes Land. Bayern ist, auch hier fern der Alpen, sagenhaft schön, zumal das keiner kennt, diese Region zwischen Donau und Altmühl, man ist weitgehend allein mit Sich und der Natur und vielen kleinen Strassen, auf denen niemand fährt. Sie machen wieder eine Allmende, Streuobstwiesen und Hecken, sie geben sich Mühe, ohne dass deshalb ein Tourist käme. Sie rstaurieren die Baxernhhäuser und retten die Juraarchitektur. Und in der Zeit zünden sie die Sonnwendfeuer an, die in den Hügeln aufflackern.
Es war kein weiter Weg bis hierher, nur über die ersten Höhenzüge des Jura nach der Ebene. Soll die CSU machen, was sie will, die Menschen ignorieren oder die Schönheit des Lsndes vereinnahmen: Es wird ihr nichts nützen. Vor 15 Jahren hätte man im Erdinger Moos einfach losbetoniert, und die Stadt hätte gefeiert; heute müssen sie von schweigenden Mehrheiten sprechen, was eben so bleibt, wenn man verloren hat. Nicht mehr viel. In anderthalb Jahren wissen wir mehr. Es ist eine kleine Radtour hier hinaus zu den Feuern, aber ein sehr weiter Weg von den gasverseuchten Wäldern in Wackersdorf, über denen die Eisenkrähen knattern, bis zum Zwitschern der Vögel im Moos bei Attaching.
Ausserdem: Aus Gerofling, man glaube mir das, ist noch nie etwas Gescheites auf diese Welt gekommen.

Der Beginn meiner journalistischen Karriere, wenn man das so nennen möchte, ist mit der Frage zusammengefallen, wie in Bayern Bürgerbegehren und Entscheide stattfinden sollten. Es gab einen Entwurf von Mehr Demokratie in Bayern e.V., und einen von der CSU. Die CSU setzt alles daran, ihre Vorstellungen, versehen mit hohen Hürden für die Bürger, durchzudrücken. Man würde gar keine Regionalpolitik mehr machen können, und ganz unrecht war das nicht aufgefasst: Die CSU verlor. Und die irrsten Ideen spart man sich seitdem auf lokaler Ebene. Niemand verliert gern einen Bürgerentscheid.

Damals habe ich mich ziemlich reingehängf, und der Dank sah so aus, dass die CSU unter Gauweiler in München den Ausbau des Mittleren Rings erzwang. Damit noch mehr Autos in die ohnehin überfüllte Stadt kamen. Und der Münchner erwies sich mehrheitlich als der Maklertyp, der er oft ist: Auf den eigenen Vorteil bedacht, entkoppelt von den Problemen, die er verursacht, a Sau, wie man das in Bayern so schön formuliert. Und die CSU hatte ein Gefühl dafür, wie man diesen Menschenschlag führte. Es waren die 90er. Die New Economy sollte bald kommen, Laptop und Lederhose, Privatisierung von Unternehmen und Verschwendung der Einnahmen in der Munich Area. Nicht gerade eine gute Zeit für Engagement.

Stoiber gewann eine Wahl nach der anderen, München blieb rotgrünrosa, was immer das bedeuten mag, in der Stadt wählte man den Ude und im Land- und Bundestag die Schwarzen. Zusammen mit Baden-Württemberg schien Bayern verflucht, und dass die Hessen ein noch abscheulicheres Regime hatten, half auch nicht weiter. Wenn es gar nicht mehr anders ging, kam die CSU daher und änderte irgendwie ihre Menung, sei es bei den Tschechen, sei es bei den Gleichgeschlechtlichen, bei den Familienverhältnissen - dort sogar sehr, wenn sie noch nebenbeiverhältnisse hatten -, bei der Ökologie, beim Genfrass und letztlich auch bei der Atomkraft. Es war für alle ein weiter Weg, viel weiter als meine Abendrunde, wo bald die Wehrkirche, das Ziel, in der Ferne erscheint.

Und es passierte wenig. Auf der Oberfläche. Darunter erkläre ich mir den Vorgang so: Früher waren die Menschen der Meinung, die CSU kümmere sich schon um alles. Dann veränderte sich die Haltung, man müsste die CSU wählen, weil sie Bayern eine Sonderrolle sichert. das ist schon ein Unterschied, ob man jemanden wählt, weil er gut ist, oder alternativlos. Und dann hatte Stoiber nichts Besseres zu tun, als die G8 durczudrücken. Ich denke, das achtstufige Gymnasium, das ist für Stoiber das, was Wackersdorf für Strauss ist. Da haben sie es zu weit getrieben. Eltern hassen das G8. Es macht die Familien zu Leistungsgemeinschaften. Das ist nicht das, was sie wollten. Dann kam noch die Landesbank, und dann die Klatsche. Keine absolute Mehrheit mehr.

Es ist auf der Kippe. Das fühlen sie bei der CSU, aber sie können auch nicht aus ihrer Haut. Gestern stand ich da oben neben der Wehrkirche, es wurde etas kälter, und ich fragte mich, wie das wohl wird, wenn die CSU morgen verliert. Sie werden es wohl machen wie immer: Wenn es demokrarisch nicht geht, dann eben mit allen anderen Methoden. Selbst wenn es vor Ort die Partei zerreisst, wie in Freising geschehen. Sie können nicht anders. Da drüben im Südsüdosten, da muss das werden, was die Partei will. Seehofer, der in einem Kaff im Sumpf lebt, in dem sich die Bürger schon beschweren, wenn ein Mal im Jahr ein Triathlon durchkommt, will jetzt bayernweit über die Grossbelästigung zugunsten der globalisierten Grosskopferten abstimmen lassen. Dabei ist der Flughafen München nur noch bin hier interessant: Billigflieger sitzen in Augsburg, Nürnberg hat selbst einen Flughafen, und noch weiter nördlich dominiert Frankfurt. Aber sie haben es so beschlossen, und eine Niederlage darf nicht sein, da drüben im Süden.

Und dabei ist es so ein schönes Land. Bayern ist, auch hier fern der Alpen, sagenhaft schön, zumal das keiner kennt, diese Region zwischen Donau und Altmühl, man ist weitgehend allein mit Sich und der Natur und vielen kleinen Strassen, auf denen niemand fährt. Sie machen wieder eine Allmende, Streuobstwiesen und Hecken, sie geben sich Mühe, ohne dass deshalb ein Tourist käme. Sie rstaurieren die Baxernhhäuser und retten die Juraarchitektur. Und in der Zeit zünden sie die Sonnwendfeuer an, die in den Hügeln aufflackern.

Es war kein weiter Weg bis hierher, nur über die ersten Höhenzüge des Jura nach der Ebene. Soll die CSU machen, was sie will, die Menschen ignorieren oder die Schönheit des Lsndes vereinnahmen: Es wird ihr nichts nützen. Vor 15 Jahren hätte man im Erdinger Moos einfach losbetoniert, und die Stadt hätte gefeiert; heute müssen sie von schweigenden Mehrheiten sprechen, was eben so bleibt, wenn man verloren hat. Nicht mehr viel. In anderthalb Jahren wissen wir mehr. Es ist eine kleine Radtour hier hinaus zu den Feuern, aber ein sehr weiter Weg von den gasverseuchten Wäldern in Wackersdorf, über denen die Eisenkrähen knattern, bis zum Zwitschern der Vögel im Moos bei Attaching.
Ausserdem: Aus Gerofling, man glaube mir das, ist noch nie etwas Gescheites auf diese Welt gekommen.
donalphons, 01:48h
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30 Tage
So lang ist das erste Erdbeben in Italien jetzt her. Ich war dort und habe gesehen. Aber verstanden habe ich erst heute, als ich, einen Grana abliefernd und zuhörend, in der Kongregationskirche gegenüber im Konzert war und mir so dachte: Ist die Manschette des Hemdes weit genug sichtbar? Solche Luxusgedanken in einer Kirche muss man erst mal haben können. Ich habe Dutzende von Kirchen gesehen, alle zerstört, kaputt, gebrochen, Tauseende von Häusern und Zelten und Angst, so unendlich viel Angst. Und dann sitze ich wieder in einer Kirche, sie spielen Musik, die Menschen denken an nichts Besonderes, es ist eine offene Kirche, ohne Schäden und Trümmer, und irgendwie eine Sensation. Gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, was da unten wirklich passiert ist.










Die neuen Bilder sind in einem anderen Ordner, sas Verdrängen geht schnell. das Verarbeiten wird gelingen, man kann das verstehen im Sinne von erklären, aber ich war dort: Begreifen kann man das trotzdem nicht.










Die neuen Bilder sind in einem anderen Ordner, sas Verdrängen geht schnell. das Verarbeiten wird gelingen, man kann das verstehen im Sinne von erklären, aber ich war dort: Begreifen kann man das trotzdem nicht.
donalphons, 18:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 17. Juni 2012
Das ist jetzt nicht nett
Aber ich habe beim Radeln sehr gelacht. Ich fand den Freitag im Bundestag ergötzlich. Sicher auch den Extremunsympathen Dobrindt, dem man ansah, dass in ihm die Galle schäumte, weil bei der Koalition offensichtlich manche keine List hatten, dem Betreuungsgeld jene Achtung zu schenken, die die CSU gern sehen würde. Der Verdacht, dass da manche aus den eigenen Reihen indirekt die Sitzung torpedierten, liegt nicht gerade weltenfern.

Nein, königlich amüssiert habe ich mich über Dorothee Bär, familienpolitische Sprecherin von CDU/CSU und eines der Netzaushängeschilder, und, äh, aus Bamberg. Das liegt in Franken. Bayern hat eigene unschöne Dinge, der Horst kommt sogar, wenn man es genau nimmt, vom Nachbaraltstadtviertel. und ich wäre wirklich sehr angetan, wenn man uns nicht jeden Franken vorhalten würde, wobei Frau Bär, na, sagen wir mal, wenn man sich die Schröder anschaut: Es könnte schlimmer und hessisch sein. Und zu den Hessen rübergemacht in Sachen Betreuungsgeld hat auch Frau Bär.

In einem gegen linke Ideologen auftrumpfenden Beitrag durfte sie am Freitag in der FAZ schreiben, unter fremde Federn, ganz gross und lang. Sowas wie ein familienpolitisches Bekenntnis. Und man muss sagen: Blogs und Twitter sind nur Werkzeuge, dahinter sind die Leut halt so, wie sie sind. Der Beitrag von Frau Bär, punktgenau zur Lesung des Gesetzes, war jedenfalls gute, alte, plumpe CSU-Propaganda, Bayernkurier Oldschool, Argumente der anderen, pah, braachmaned. Und es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn diese runtergeschmierte Ideologensause, die aiuch parteiinterne Kritiker zu den linkslastigen Ahnungslosen dazu packte, vielleicht den ein oder anderen zur Entscheidung brachte, dass man sich das nicht anhören muss. Freitag war das Wetter so schön, warum soll man sich von Frau Bär zwangsweise zu gegnerischen Parteien rechnen lassen, nur weil man eine andere Überzeugung hat?

Und da sieht man mal wieder das alte Problem des Übergangs vom Netz zum normalen Journalismus: 140 Zeichen kann jeder Depp. Interesant schreiben, dass man die richtige Seite trotz der Differenzen hätschelt und sich bei so einem Thema bei den anderen nicht grob in die Nesseln setzt, kann nun doch nicht jeder. Ich denke, Journalismus muss in unseren Zeiten auch nett und freundlich sein. Man kann schon polarisieren, aber das ist dann wirklich hohe Kunst: Konflikte führen, und dabei nicht wie ein Dobrindt wirken. Oder halt andere runterputzen wie Frau Bär. Oder vielleicht teilt sie sich mit dem Dobrindt einen Galleaufschäumer, wer weiss. So jedenfalls ging der Schlag ins Wasser.

Ja, sicher, es ist übel, so prominent platziert zu werden, es dem ganzen Land (oder ein paar tausend FAZ-Lesern) sagen zu können, das ist sicher ein Zeichen von Bedeutung - aber wenn es dann ins Nichts rast, weil noch nicht mal die zugehörige Ministerin im Parlament war, sollte man vielleicht einfach mal still sein. Und nicht wider besseres Wissen nach all den Debatten und immer noch laufenden Streitereien sowas twittern:
Dorothee Bär @DoroBaer
Niemals! RT @S_Wysocki: @DoroBaer Kurs halten beim Betreuungsgeld. Lasst euch das nicht von den linken Ideologen kaputt reden
Schließen
Dorothee Bär Dorothee Bär @DoroBaer
Tja. Der Opposition sind die Argumente ausgegangen gegen das #Betreuungsgeld. Deshalb: parlamentarische Tricks! #Armutszeugnis

Man kann sich wirklich nur wundern, wie unsouverän solche Leute dann sind. Von Frau Bär gibt es ein Bild als Piratin: Weiter so, und es wird ihr und ihrer Partei mit derartigen Ausfällen im eigenen Lager nicht anders ergehen als den Berliner Klüngelgruppen in Orange. Auch in Bayern haben sich die Zeiten geändert. Nicht nur bei der Twitternutzung. Sondern auch in Sachen Erziehung. Zum Guten, wie bei der KiTa. Und zum Schlechten, wenn man die Sudelei von Frau Bär im Internet sieht.

Nein, königlich amüssiert habe ich mich über Dorothee Bär, familienpolitische Sprecherin von CDU/CSU und eines der Netzaushängeschilder, und, äh, aus Bamberg. Das liegt in Franken. Bayern hat eigene unschöne Dinge, der Horst kommt sogar, wenn man es genau nimmt, vom Nachbaraltstadtviertel. und ich wäre wirklich sehr angetan, wenn man uns nicht jeden Franken vorhalten würde, wobei Frau Bär, na, sagen wir mal, wenn man sich die Schröder anschaut: Es könnte schlimmer und hessisch sein. Und zu den Hessen rübergemacht in Sachen Betreuungsgeld hat auch Frau Bär.

In einem gegen linke Ideologen auftrumpfenden Beitrag durfte sie am Freitag in der FAZ schreiben, unter fremde Federn, ganz gross und lang. Sowas wie ein familienpolitisches Bekenntnis. Und man muss sagen: Blogs und Twitter sind nur Werkzeuge, dahinter sind die Leut halt so, wie sie sind. Der Beitrag von Frau Bär, punktgenau zur Lesung des Gesetzes, war jedenfalls gute, alte, plumpe CSU-Propaganda, Bayernkurier Oldschool, Argumente der anderen, pah, braachmaned. Und es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn diese runtergeschmierte Ideologensause, die aiuch parteiinterne Kritiker zu den linkslastigen Ahnungslosen dazu packte, vielleicht den ein oder anderen zur Entscheidung brachte, dass man sich das nicht anhören muss. Freitag war das Wetter so schön, warum soll man sich von Frau Bär zwangsweise zu gegnerischen Parteien rechnen lassen, nur weil man eine andere Überzeugung hat?

Und da sieht man mal wieder das alte Problem des Übergangs vom Netz zum normalen Journalismus: 140 Zeichen kann jeder Depp. Interesant schreiben, dass man die richtige Seite trotz der Differenzen hätschelt und sich bei so einem Thema bei den anderen nicht grob in die Nesseln setzt, kann nun doch nicht jeder. Ich denke, Journalismus muss in unseren Zeiten auch nett und freundlich sein. Man kann schon polarisieren, aber das ist dann wirklich hohe Kunst: Konflikte führen, und dabei nicht wie ein Dobrindt wirken. Oder halt andere runterputzen wie Frau Bär. Oder vielleicht teilt sie sich mit dem Dobrindt einen Galleaufschäumer, wer weiss. So jedenfalls ging der Schlag ins Wasser.

Ja, sicher, es ist übel, so prominent platziert zu werden, es dem ganzen Land (oder ein paar tausend FAZ-Lesern) sagen zu können, das ist sicher ein Zeichen von Bedeutung - aber wenn es dann ins Nichts rast, weil noch nicht mal die zugehörige Ministerin im Parlament war, sollte man vielleicht einfach mal still sein. Und nicht wider besseres Wissen nach all den Debatten und immer noch laufenden Streitereien sowas twittern:
Dorothee Bär @DoroBaer
Niemals! RT @S_Wysocki: @DoroBaer Kurs halten beim Betreuungsgeld. Lasst euch das nicht von den linken Ideologen kaputt reden
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Dorothee Bär Dorothee Bär @DoroBaer
Tja. Der Opposition sind die Argumente ausgegangen gegen das #Betreuungsgeld. Deshalb: parlamentarische Tricks! #Armutszeugnis

Man kann sich wirklich nur wundern, wie unsouverän solche Leute dann sind. Von Frau Bär gibt es ein Bild als Piratin: Weiter so, und es wird ihr und ihrer Partei mit derartigen Ausfällen im eigenen Lager nicht anders ergehen als den Berliner Klüngelgruppen in Orange. Auch in Bayern haben sich die Zeiten geändert. Nicht nur bei der Twitternutzung. Sondern auch in Sachen Erziehung. Zum Guten, wie bei der KiTa. Und zum Schlechten, wenn man die Sudelei von Frau Bär im Internet sieht.
donalphons, 01:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 15. Juni 2012
Wenn ich noch Münchner wäre
würde ich am Sonntag gegen die dritte Start- und besonders Landebahn stimmen, und zwar aus vollkommen egoistischen, klassenbewussten und von dem Pack auf Max und Leopold genervten Gründen, die andere vielleicht als kleinlich und unfair abtun.
Aber dann wäre ich noch Münchner, und als solchem stünde es mir zu, dass es mir egal sein könnte, was das Politikgschleaf von mir denkt. Wir haben ihren Transrapid versenkt und ihre Hochhäuser niedergehauen, und wann no oana vo dene...
Ihr habt verstanden. Höflicher, ein klein wenig, steht das in der FAZ.
Aber dann wäre ich noch Münchner, und als solchem stünde es mir zu, dass es mir egal sein könnte, was das Politikgschleaf von mir denkt. Wir haben ihren Transrapid versenkt und ihre Hochhäuser niedergehauen, und wann no oana vo dene...
Ihr habt verstanden. Höflicher, ein klein wenig, steht das in der FAZ.
donalphons, 14:06h
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Zwischen halb 9 und 10
Im Winter kam ich oft in die Dunkelheit hinein, weil die Tage nach ein paar Stunden Licht so früh endeten.

In Italien merkt man den Übergang nicht so stark, es ist schön, warm, und länger hell - gut eine viertel Stunde, und es ist eine andere Helligkeit. Man fäkt, wenn man fahren will - und so viel Zeit hatte ich diesmal auch nicht.

Und jetzt sind die Tage so lang, um 10 ist es noch leidlich hellt, und gegen Mittag ist es heiss, viel zu heiss, um sich auf dem feuchten Asphalt zu schinden. Nur ein Radler vermag zu ermessen, wie wichtig Alleen sind, und warum sie noch so oft in Italien stehen.

Man ist hier schneller auf den Hügeln denn im Wald; der Wald kommt erst weiter hinten, und mn wäre lang unterwegs, wollte man jede Minute in der Sonne mit einer Minute im Schatten vergelten - mindestens 3, 4 Stunden vielleicht.

Und aus anderen Gründen als in Italien geht das hier im Moment nicht. Also fliege ich an der Grenze zwischen Tag und Nacht entlang, was ein wenig schade ist.

Das smaragdgrne Klein kommt da leider gar nicht so gut zur Geltung.

In Italien merkt man den Übergang nicht so stark, es ist schön, warm, und länger hell - gut eine viertel Stunde, und es ist eine andere Helligkeit. Man fäkt, wenn man fahren will - und so viel Zeit hatte ich diesmal auch nicht.

Und jetzt sind die Tage so lang, um 10 ist es noch leidlich hellt, und gegen Mittag ist es heiss, viel zu heiss, um sich auf dem feuchten Asphalt zu schinden. Nur ein Radler vermag zu ermessen, wie wichtig Alleen sind, und warum sie noch so oft in Italien stehen.

Man ist hier schneller auf den Hügeln denn im Wald; der Wald kommt erst weiter hinten, und mn wäre lang unterwegs, wollte man jede Minute in der Sonne mit einer Minute im Schatten vergelten - mindestens 3, 4 Stunden vielleicht.

Und aus anderen Gründen als in Italien geht das hier im Moment nicht. Also fliege ich an der Grenze zwischen Tag und Nacht entlang, was ein wenig schade ist.

Das smaragdgrne Klein kommt da leider gar nicht so gut zur Geltung.
donalphons, 14:05h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 15. Juni 2012
Zuckersüsse Erdbeeren
Dieser dritte Wohnsitz verändert die Wahrnehmung von Deutschland: ich fahre im Spätwinter am Tegernsee los, und in Italien ist zwischen März und Juni kein grosser Unterschied, die Wochen fliessen sa dahin, es ist halt so, wie es in Italien ist: Schön und mild. Letztes Jahr kam ich inmitten einer grauenvollen Kälteperiode zurück, und vorgestern Nacht habe ich überlegt, die Heizung einzuschalten. Gleichzeitig, keine Frage, ist draussen eindeutig Sommer. Es fühlt sich ähnlich wie ein Jetlag an, aber mit Jahreszeiten.
Immerhin sind die Erdbeeren reif (in Italien war das kurz vor dem ersten Beben). Und im Laden hre ich, dass schon länger ein passendes Paket auf mich wartet.





Und den Quark und den Rahmen bekomme ich bei einem Rundweg in der Stadt. Was ich dort nicht bekomme, ist ein Platzerl für die Dame. Eventuell werde ich diesen Sommer doch ein wenig umhängen müssen.
Immerhin sind die Erdbeeren reif (in Italien war das kurz vor dem ersten Beben). Und im Laden hre ich, dass schon länger ein passendes Paket auf mich wartet.





Und den Quark und den Rahmen bekomme ich bei einem Rundweg in der Stadt. Was ich dort nicht bekomme, ist ein Platzerl für die Dame. Eventuell werde ich diesen Sommer doch ein wenig umhängen müssen.
donalphons, 01:50h
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Wenn ich Google wäre
würde ich mit dem neuen Leistungsrecht das alte Google News platt machen, mit die 250 besten Onliner des Landes kaufen, es mit eigenen Inhalten neu aufziehen, damit die deutschen Medien im Internet ausknipsen und die führenden, dann ruinierten Verlagsmanager von Springer als Reinigungstruppe für den Saniärbeeich einstellen. Als 1-Euro-Jobber. Und eine Glaswand vor ihnen bauen, an der jeder vorbei muss, der was von Google haben will.
Aber ich bin ja auch evil.
Aber ich bin ja auch evil.
donalphons, 21:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 14. Juni 2012
Madonna della Corona
Das ist einer dieser Orte, wenn man ihn sieht, glaubt man zuerst an eine optische Täuschung.

Menschen können sehr seltsame Dinge tun, wenn sie an etwas wirklich glauben.

Menschen können sehr seltsame Dinge tun, wenn sie an etwas wirklich glauben.
donalphons, 00:53h
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Frei
Ich war knapp davor, einen grossen Fehler zu machen. Einen sehr, sehr grossen Fehler. Die Sorte Fehler, die andere in unglückliche Ehen treiben. Nur eben nicht mit einer Frau.
Das ist vielleicht auch nur gerecht. Der eine wünscht sich eine dauerhafte Beziehung so sehr, dass er im falschen Moment Ja sagt. Der andere hat andere Schwächen. Bei mir sind es Bücher.
Seit Februar lag ein gewisser Druck auf mir, das Gefühl, etwas wirklich gern tun zu wollen und die Ahnung, dass es nicht gut ausgehen würde, weil vieles einfach nicht glatt und sauber laufen will. Wenn ich in solchen Zwiespalten stecke, kompensiere ich es durch Schreiben, oder anders gesagt, es schreibt mich über all die Sorgen hinweg. Hier jedoch war es genau das Kernproblem, denn es ging um dieses Schreiben. Und da drückt man vieles einfach beiseite. Man kommt weit und weiter, und wenn das eine so gut geht, vielleicht klappt das andere ja trotzdem.
Und dann kam der Vertrag - durch einen Fehler sehr spät. Und dann das Erdbeben - gerade rechtzeitig. Ziemlich viele, eigentlich alle Freunde fanden die Idee, ausgerechnet jetzt, in dieser Zeit nach Italien zu gehen, statt zu unterschreiben und mit dem Geld ein Jahr Urlaub zu machen, reichlich doof. Ein Jahr Nichtstun, ist ja egal, kein Ärger mehr mit den Kommentaren, kein Warten auf das Anteasern mehr, einfach ein Jahr gutes Leben, oder auch länger. Andere würden vielleicht eine Flasche Sekt aufmachen, ich machte mich auf in die Ruinen. Es ist schon ein komisches Gefühl, vor so einer 12 Meter hohen, bröckelnden Kirchenfront zu stehen, wo es keine Absperrung gibt, oben ist alles offen, und die Risse gehen bis ins Fundament, auf einem Steinhaufen gestürzter Trümmer, hochzuschauen und zu denken - jetzt ein 5er, und es wird posthum, wenn sie es von der Festplatte kratzen. Aber soll das mein letzter Text gewesen sein? Das? Und was werden sie daraus machen?
Das 5er kam nicht, aber der Anruf vom Anwalt, der den Vertrag schnell gelesen hatte und nicht zufrieden war. Nun könnte man sicher noch etwas machen, dachte ich am Abend, und tat das, was ich immer tue: Ich kochte einen Tee, hob die Kanne, und das Wasser spritzte über den Herd und die Küchenzeile, und grellrot wurden die blauen Flammen.
Denn das 5eer kam in der Nacht. Die Front brach weiter ein, architektonisch betrachtet ein klein wenig, aber ein paar Kubikmeter Ziegel sind relativ, je nachdem ob man drunter steht oder nicht. Man kann auch nicht anders, als Angst zu empfinden, über das, was ist und das, was man getan hat. Aber es hat in mir die Gedanken wieder gerade gerückt. Das mag blöd klingen, aber wenn man die Wahl zwischen einem Erdbeben und einem nicht unlukrativen Vertrag hat, ist das Erdbeben in seiner Absolutheit und Ehrlichkeit die bessere Entscheidung. Und so wie sich die Erde von der Spannung mit einem Beben befreit, habe ich mich jetzt nach langem Überlegen auch befreit. Vexilla regis Prodeunt Inferni, die Banner des Höllenkönigs kamen auf mich zu, ich habe sie gesehen und gespürt. Es ist alles nicht wichtig, das Erdbeben ist gross, und was wir auf seiner brüchigen Kruste tun, sagen oder schreiben, ist bedeutungslos.
Ich war zwischen Reggiolo und Gonzaga, ich sah die Zelte auf Wiesen und unter Bäumen, ohne Sanitäranlage, und an Bächen, sie sind da seit Wochen und werden Monate bleiben, immer so weiter an den Strassen, 60 Kilometer lang und 40 Kilometer breit:








Ich liege in meinem warmen Bett, ich bedaure ausser den Menschen dort unten nichts. Was ich schreiben musste, habe ich geschrieben.
Das ist vielleicht auch nur gerecht. Der eine wünscht sich eine dauerhafte Beziehung so sehr, dass er im falschen Moment Ja sagt. Der andere hat andere Schwächen. Bei mir sind es Bücher.
Seit Februar lag ein gewisser Druck auf mir, das Gefühl, etwas wirklich gern tun zu wollen und die Ahnung, dass es nicht gut ausgehen würde, weil vieles einfach nicht glatt und sauber laufen will. Wenn ich in solchen Zwiespalten stecke, kompensiere ich es durch Schreiben, oder anders gesagt, es schreibt mich über all die Sorgen hinweg. Hier jedoch war es genau das Kernproblem, denn es ging um dieses Schreiben. Und da drückt man vieles einfach beiseite. Man kommt weit und weiter, und wenn das eine so gut geht, vielleicht klappt das andere ja trotzdem.
Und dann kam der Vertrag - durch einen Fehler sehr spät. Und dann das Erdbeben - gerade rechtzeitig. Ziemlich viele, eigentlich alle Freunde fanden die Idee, ausgerechnet jetzt, in dieser Zeit nach Italien zu gehen, statt zu unterschreiben und mit dem Geld ein Jahr Urlaub zu machen, reichlich doof. Ein Jahr Nichtstun, ist ja egal, kein Ärger mehr mit den Kommentaren, kein Warten auf das Anteasern mehr, einfach ein Jahr gutes Leben, oder auch länger. Andere würden vielleicht eine Flasche Sekt aufmachen, ich machte mich auf in die Ruinen. Es ist schon ein komisches Gefühl, vor so einer 12 Meter hohen, bröckelnden Kirchenfront zu stehen, wo es keine Absperrung gibt, oben ist alles offen, und die Risse gehen bis ins Fundament, auf einem Steinhaufen gestürzter Trümmer, hochzuschauen und zu denken - jetzt ein 5er, und es wird posthum, wenn sie es von der Festplatte kratzen. Aber soll das mein letzter Text gewesen sein? Das? Und was werden sie daraus machen?
Das 5er kam nicht, aber der Anruf vom Anwalt, der den Vertrag schnell gelesen hatte und nicht zufrieden war. Nun könnte man sicher noch etwas machen, dachte ich am Abend, und tat das, was ich immer tue: Ich kochte einen Tee, hob die Kanne, und das Wasser spritzte über den Herd und die Küchenzeile, und grellrot wurden die blauen Flammen.
Denn das 5eer kam in der Nacht. Die Front brach weiter ein, architektonisch betrachtet ein klein wenig, aber ein paar Kubikmeter Ziegel sind relativ, je nachdem ob man drunter steht oder nicht. Man kann auch nicht anders, als Angst zu empfinden, über das, was ist und das, was man getan hat. Aber es hat in mir die Gedanken wieder gerade gerückt. Das mag blöd klingen, aber wenn man die Wahl zwischen einem Erdbeben und einem nicht unlukrativen Vertrag hat, ist das Erdbeben in seiner Absolutheit und Ehrlichkeit die bessere Entscheidung. Und so wie sich die Erde von der Spannung mit einem Beben befreit, habe ich mich jetzt nach langem Überlegen auch befreit. Vexilla regis Prodeunt Inferni, die Banner des Höllenkönigs kamen auf mich zu, ich habe sie gesehen und gespürt. Es ist alles nicht wichtig, das Erdbeben ist gross, und was wir auf seiner brüchigen Kruste tun, sagen oder schreiben, ist bedeutungslos.
Ich war zwischen Reggiolo und Gonzaga, ich sah die Zelte auf Wiesen und unter Bäumen, ohne Sanitäranlage, und an Bächen, sie sind da seit Wochen und werden Monate bleiben, immer so weiter an den Strassen, 60 Kilometer lang und 40 Kilometer breit:








Ich liege in meinem warmen Bett, ich bedaure ausser den Menschen dort unten nichts. Was ich schreiben musste, habe ich geschrieben.
donalphons, 15:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 12. Juni 2012
Unstatthafte, aber passende Vergleiche
Sie selbst nennen sich vielleicht "Berliner Piraten" oder "Berliner Abgeordnete" oder "Piratenfraktion"; ich jedoch bezeichne sie als Ehssan Darians missratene Rasselbande, , die in ihrer unerträglichen Art auf dem gleichen Weg wie StudiVZ ist. Zumindest in meinen Augen sind die destruktiven Qualverwandtschaften offensichtlich.
donalphons, 21:58h
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Noch einmal nach Mantua
Es war von Anfang an klar: Diesmal würde ich keine Wochen und Monate dort verbringen. Diesmal war ich offiziell dort, mit Reiseantrag und Unterschrift und Lieferbedingungen, es war beruflich. Es ist ein seltsames Gefühl, die Region, die in den letzten Jahren meine dritte Heimat wurde, mit allem, was dazu gehört, Rituale, eine Wohnung, Räder in der Garage und Bekannten, plötzlich wieder als Reporter zu bereisen. Aber das löst sich dann auch irgendwie, denn Mantua ist zu schön.

Genau genommen: Alles zusammen in meinen Augen die schönste Stadt, die ich kenne. Natürlich gibt es auch hier Nachteile, und ich bin nicht blind für die Probleme, aber den perfekten Ort gibt es nicht. Mantua gibt mir aber rundum ein gutes Gefühl, in den Monaten, da ich dort lebe.
Und sie tun alles, um das Elend des Terremoto zu überdecken, zu kaschieren, es abzuwaschen und zu vergessen. Mantua ist eine sehr lebensfrohe Stadt. Also machen sie weiter.

Sie machen die Stadt sauber und wischen den Staub weg, der aus den Gebäuden gerieselt ist.

Und plötzlich, nach Jahrzehnten, passiert auch auf der Rückseite des Rathauses etwas. Sofort. Wer hätte das nach all der Zeit gedacht?

So gross ist das Vertrauen, dass sie nun wieder vor dem gebrochenen Turm an der Piazza Mantegna stehen, als wären die Gitter bedeutungslos.

Die Mauer dort gilt als baufällig, aber die Gitter stehen nah dran, was soll da schon passieren. Der Schock, als man hier alles zur Zona Rossa erklärte, ist weg.

Und bald darauf das Gitter auch. Jemand hat es weggebracht. Die Risse des Erdbebens sehen auch so aus, als wären sie schon seit jeher in der Wand.

Auch der Kreis der reichen, alten Damen ist wieder in der Bar Venezia, als wären sie niemals weggeblieben. Es geht wieder um die wirklich wichtigen Dinge des Daseins, um Ehen, Kinder, Todesfälle.

Mein Lieblingsstrassenmusikant ist unüberhörbar wieder da, und schrammelt, wie immer bestens gelaunt, Lieder der Sehnsucht über die Plätze.

Und unausrottbar wie das Unkraut und bewehrt mit Ponadersandalen aus jenem Gummi, aus denen er ansonsten Panzerketten macht, der bildungshungrige deutsche Tourist, unbeirrt wie ein Panzer IV in Schönheit nach jenem Stil suchend, für den er erst mal Schuhe kaufen gehen sollte.

Nur manchmal trifft es einen wieder, dieses Entsetzen. Der Wochenmarkt am Donnerstag fällt aus, und wo früher Frauen diese pervers hohen Schuhe kauften, ist immer noch alles gesperrt, und wird es lange bleiben.

Aber es gibt ja auch Alternativen, wohlbekannte, beste und oft beschriebene Häuser, wo sie inzwischen wieder die CD mit den Italohits der 60er Jahre laufen lassen, und mitsummen.

Also setze auch ich mich hin, denke nicht mehr an die Zona Rossa, nütze den Augenblick und bestelle, was ich immer bestelle. Das hier ist die Kantine, die ich in meinem Berufsleben haben will.

Auf dem Weg zum Schuherwerb - was wäre Italien ohne neue Schuhe - komme ich noch an jenem barocken Palazzo vorbei, schaue mir den Stuck an und sage mir: So ist das. Unten rumoren die Drachen in der Erde und drohen alles zu zerstören, aber darüber werden Füllhörner des Lebens ausgeschüttet. Das ist es. So ist dieses Land. Schon immer gewesen. Man muss es nehmen, wie es ist.

Dann radle ich heim, räume meine Wohnung auf, verstaue das Rad in der Garage, packe nicht allzu viel ein, wozu, ich bin ohnehin bald wieder hier, und mache mich auf den Weg, entlang der üblichen Route, und überwältigt von der Schönheit des Landes.

Spät komme ich heim, öffne ein Paket, koche noch, setze mich an den Rechner und lese Liebensgrüsse von den Drachen:
#terremoto Ml:4.3 2012-06-12 01:48:36 UTC Lat=44.88 Lon=10.89 Prof=10.8Km Prov=MANTOVA,REGGIO EMILIA,MODENA
von Novi di Modena, Modena
Ich möchte gerne zurück. Aber niemals mehr aus so einem Grund.

Genau genommen: Alles zusammen in meinen Augen die schönste Stadt, die ich kenne. Natürlich gibt es auch hier Nachteile, und ich bin nicht blind für die Probleme, aber den perfekten Ort gibt es nicht. Mantua gibt mir aber rundum ein gutes Gefühl, in den Monaten, da ich dort lebe.

Und sie tun alles, um das Elend des Terremoto zu überdecken, zu kaschieren, es abzuwaschen und zu vergessen. Mantua ist eine sehr lebensfrohe Stadt. Also machen sie weiter.

Sie machen die Stadt sauber und wischen den Staub weg, der aus den Gebäuden gerieselt ist.

Und plötzlich, nach Jahrzehnten, passiert auch auf der Rückseite des Rathauses etwas. Sofort. Wer hätte das nach all der Zeit gedacht?

So gross ist das Vertrauen, dass sie nun wieder vor dem gebrochenen Turm an der Piazza Mantegna stehen, als wären die Gitter bedeutungslos.

Die Mauer dort gilt als baufällig, aber die Gitter stehen nah dran, was soll da schon passieren. Der Schock, als man hier alles zur Zona Rossa erklärte, ist weg.

Und bald darauf das Gitter auch. Jemand hat es weggebracht. Die Risse des Erdbebens sehen auch so aus, als wären sie schon seit jeher in der Wand.

Auch der Kreis der reichen, alten Damen ist wieder in der Bar Venezia, als wären sie niemals weggeblieben. Es geht wieder um die wirklich wichtigen Dinge des Daseins, um Ehen, Kinder, Todesfälle.

Mein Lieblingsstrassenmusikant ist unüberhörbar wieder da, und schrammelt, wie immer bestens gelaunt, Lieder der Sehnsucht über die Plätze.

Und unausrottbar wie das Unkraut und bewehrt mit Ponadersandalen aus jenem Gummi, aus denen er ansonsten Panzerketten macht, der bildungshungrige deutsche Tourist, unbeirrt wie ein Panzer IV in Schönheit nach jenem Stil suchend, für den er erst mal Schuhe kaufen gehen sollte.

Nur manchmal trifft es einen wieder, dieses Entsetzen. Der Wochenmarkt am Donnerstag fällt aus, und wo früher Frauen diese pervers hohen Schuhe kauften, ist immer noch alles gesperrt, und wird es lange bleiben.

Aber es gibt ja auch Alternativen, wohlbekannte, beste und oft beschriebene Häuser, wo sie inzwischen wieder die CD mit den Italohits der 60er Jahre laufen lassen, und mitsummen.

Also setze auch ich mich hin, denke nicht mehr an die Zona Rossa, nütze den Augenblick und bestelle, was ich immer bestelle. Das hier ist die Kantine, die ich in meinem Berufsleben haben will.

Auf dem Weg zum Schuherwerb - was wäre Italien ohne neue Schuhe - komme ich noch an jenem barocken Palazzo vorbei, schaue mir den Stuck an und sage mir: So ist das. Unten rumoren die Drachen in der Erde und drohen alles zu zerstören, aber darüber werden Füllhörner des Lebens ausgeschüttet. Das ist es. So ist dieses Land. Schon immer gewesen. Man muss es nehmen, wie es ist.

Dann radle ich heim, räume meine Wohnung auf, verstaue das Rad in der Garage, packe nicht allzu viel ein, wozu, ich bin ohnehin bald wieder hier, und mache mich auf den Weg, entlang der üblichen Route, und überwältigt von der Schönheit des Landes.

Spät komme ich heim, öffne ein Paket, koche noch, setze mich an den Rechner und lese Liebensgrüsse von den Drachen:
#terremoto Ml:4.3 2012-06-12 01:48:36 UTC Lat=44.88 Lon=10.89 Prof=10.8Km Prov=MANTOVA,REGGIO EMILIA,MODENA
von Novi di Modena, Modena
Ich möchte gerne zurück. Aber niemals mehr aus so einem Grund.
donalphons, 13:19h
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