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Mittwoch, 25. Juni 2014

Leicht zu haben, schwer zu kriegen

Naja, die Nase. mag sie gedacht haben. Aber damals gab es noch nicht die Möglichkeiten der Schönheitschirurgie, und besser eine etwas lange Nase als ein von der Syphilis weggefaulter Stumpen im Gesicht. Und er trägt einen Goldohrring! Also sicher kein Pfaffenknecht

Naja, etwas fies sieht sie ja schon aus, mag er überlegt haben, und dann dieses Fleisch - hey, wenn die Wollust nicht nur in ihr Gesicht geschrieben ist, wird das spassig. Aber trotz Häubchen werden alle denken, dass sie leicht zu haben ist.

Er hatte ja keine Ahnung.



Er war leicht zu haben. Das war überhaupt kein Problem, das war sogar sehr günstig. Ein Herr für's Leben für einen Preis, da bekommt man kein Verführungswochenende in Verona dafür, noch nicht mal eine Busfahrt mit Rentern. Sie war das Problem.

Denn sie kam später zur Auktion. Der Händler hatte etwas getan, was ich persönlich hasse: Er hat das paar, das 250 Jahre zusammen geblieben war, trotz ihrer vielleicht vorhandenen Gedanken über das nur mittelschöne Aussehen des anderen, getrennt, und einzeln ins Rennen geschickt. Normalerweise halte ich mich da raus, da habe ich immer das Gefühl, ich mache mir die Hände schmutzig, wenn es nicht gelingt. beide zu bekommen. Aber in dem Fall hatte ich den Eindruck, dass ich es finanziell schaffen könnte. Und beim Mann ging auch alles glatt. Sowas von überhaupt kein Problem, dieser Herr.



Aber die Frau. Das sah am Anfang alles noch gut aus, aber wie sie nun mal so sind: Wenn es ernst wird, entziehen sie sich doch. Ich habe wahrhaft tapfer mitgehalten und wirklich darum gekämpft, dass sie nicht vom Gatten getrennt wird - ausgerechnet ich, der ich die Ehe doch verabscheue wie Karottensalat mit Blumenkohl. Und normalerweise kann ich auch die Vernunft beiseite schieben und sagen: Dafür war der Mann günstig, und hey, andere rauchen und besuchen jede Woche ein Bordell, wo sie sich fesseln und knebeln lassen, oder sie kaufen Deutschlandfahnen, oder sie verausgaben sich in der Antifa für totalen Blödsinn - sei auch einmal so richtig unvernünftig und mache ein Enveloping Bid.

Habe ich gemacht.

Es hat nicht gereicht, nicht mal ansatzweise. Gleich drei andere sind über mich drüber. Das ist deprimierend.

Bilder haben eben ihre Schicksale, aber wann immer ich ihn sah, war da der Gedanke: Ich habe geholfen, sie zu zerreissen. Man muss es pragmatisch sehen, der Gewinner der Dame hat für den Mann überhaupt nicht geboten, es wäre also so oder so passiert. Dennoch...

Aber wie es nun mal so ist, manchmal füllt Leuten erst zu spät auf, dass sie sich die - in unseren Augen - Makel des Bildes in unseren Augen schöngelogen haben. Wir wissen nicht, wie diese Heirat zustande kam und wie lange sie sich geschminkt hat, um auf ihre leicht fiese Art hübsch zu werden - jedenfalls ist das Portrait mehr charaktervoll denn idealtypisch, Boucher sieht anders aus und Reynolds auch. Da hilft auch kein Häubchen und kein funkelnder Ohrring - der Preis war einfach zu hoch. Das leuchtete auch dem Käufer ein, weshalb er das Bild zurückschickte.



Und so kam es nochmal in die Auktion. Diesmal habe ich bis zu den letzten 6 Sekunden gewartet.

Und es war ganz einfach und es tat auch nicht weh.

250 Jahre waren sie zusammen und 2 Wochen getrennt. Phyisch, aber nicht in meinem Verlangen und in meiner Gier. Und ausserdem weiss ich durch mein Leben, dass es mit Frauen nie ganz einfach ist, und man manchmal etwas auf die zweite Gelegenheit warten muss, aber was tut man nicht alles für Fleisch und Vielweiberei. Zum Schluss wird alles gut und ich denke, die beiden kommen ins Schlafzimmer.

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Dienstag, 24. Juni 2014

Landesausstellung Ludwig der Bayer

Drinnen herrscht Photoverbot. Und ich habe mch daran gehalten, weil, ehrlich gesagt, die Objekte sind etweder nichts Besonderes, oder es sind Repliken, oder es ist zu finster.



Das hier ist St. Ulrich und im zweiten Stock der Kirche steht normalerweise das Regensburger Schatzkästchen, ein Höhepunkt der burgundischen Hofkunst um 1400. Das ist jetzt weg, weil die an sich helle und freundliche Kirche für einen Film verdunkelt ist. Ein Film, der die Problematik des Konflikts zwischen den Päpsten in Avignon und dem deutschen Kaiser am Beispiel des Regensburger Bischofs erklären soll, der zwischen den Froten stand.

Natürlich kann man aus dieser spätromanischen Pracht auch ein Kino machen, warum nicht. Man kan sich auch ganz tief zum unkundigen Besucher neigen, einen vergessenen Bischof herauskramen, und den vielleicht wichtigsten Aspekt des Kaisers, die damals unerhörten Ansprüche eines säkularen Staates, klein darstellen. Jedenfalls, wer mehr über Marsilius von Padua wissen will, oder von Ockham, der ist in der Ausstellung hier nicht so gut informiert wie jener, der sich für Durchschlagsleistungen von Hakenbüchsen interessiert. Auf Marsilius ruht unsere Grundordnung. Wer benutzt heute noch Hakenbüchsen? Vielleicht muss man die radikalen Ansätze wirklich etwas kleiner darstellen, wenn man diese Ausstellung im katholischen Regensburg macht, vielleicht braucht es Filme mit Scherzen, um die Wucht des Konflikts abzumildern, der damals tobte.

Und wenigstens ist diesmal auch der Kreuzgang geöffnet, der in seiner morbiden Schäbigkeit einer der letzten ist, die noch den Eindruck vergangener Jahrhunderte erwecken. So war das früher - und wenn man es sich diesen Sommer nicht anschaut, wird man es nach 8 Jahren Restaurierung nicht mehr so vorfinden, sondern gesäubert und gereinigt.



Gelernt - habe ich wenig, aber ich habe das auch studiert und da kann man keine bahnbrechenden Erkenntnisse erwarten. Die Landesausstellung, so scheint es mir, gefällt auch Laien und hat ein Kinderprogramm, das nicht aus Käfigen besteht.

Aber irgendwie... es ist die Epoche des Codex Manesse, man weiss, wie prunkvoll das Mittelalter damals sein konnte und nicht umsonst ist es auch die Zeit, da jene lebten, die im Decamerone auftreten. Da ist die Ausstellung so steif, so lustlos, so regierungsfixiert, und übersieht dabei, dass Ludwig nicht nur kein Pfaffenknecht war, sondern zurecht in Avignon wegen seiner lockeren Sitten gehasst wurde. Einmal - bei Margarete Maultausch - wird das ganz sachte gestreift, aber auch hier geht es nur um die Hausmachtspolitik. Die Frau verscheuchte den Hallodri, der ihr Mann war, und setzte sich selbst als Chefin eines Landes ein - und verspielt wird diese Umwälzung in der Ausstellung durch die Darstellung des Konflikt zwischen Wittelsbachern und Luxemburgern.

Seltsam unbefriedigt - und das nicht zum ersten Mal bei Bayerischen Landesausstellungen - zog ich von dannen. Es ist eine gute Ausstellung und trotzdem, ich fremdle sehr.

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Dienstag, 24. Juni 2014

Und plötzlich ist das Haus weg

Einfach so, und da, wo es war, ist einfach nur eine Grube bis zu dem Ort, wo der Pool war.

Eine erstklassige Villa in bester Lage, in ein paar Tagen verschwunden.

Wie das geht und wie das kommt, erkläre ich als jemand, der sie kannte, in der FAZ und im Kommentarblog, wo die Kommentare nicht geschachtelt sind. Ja, danke für die Mails, ich habe es auch gesehen und ich weiss, dass es bei der FAZ umgestellt wurde, aber ich habe damit nichts zu tun. Ich hoffe, das bleibt nicht so.

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Freitag, 20. Juni 2014

Von der Moderne überrollt

Bei den Grosseltern musste man sich in meiner Jugend noch vorstellen.

Die Mutter hatte eine Weile die Vorstellung, ins Kloster zu gehen.

Und die Tochter ist bei OkCupid aktiv.

So hat sich das Land und eine seiner allerkatholischsten Familien, eine von denen, die auf Altötting fuhren, inzwischen geändert, und das sieht man auch am Fr0nleichnamszug, der freundlicherwesie direkt an meinem Fenster vorbeiführt, wie man in der FAZ und im Kommentarblog nachlesen kann,

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Donnerstag, 19. Juni 2014

Gut + Böse + ganz Böse

Tolle Idee. Das ist mal was anderes als nur rumsitzen und warten, dass einem in Berlin die gebratenen Hühner in den Mund geschoben werden. Losziehen und Lernen statt überzogene Absprüche und Lügen zu den Geschäftspartnern.

Und dann ist hier noch ein empfehlenswerter Beitrag, der zeigt, wie man mit schlecht geschriebener Schleichwerbung und Indolenz für Interessenskonflikte umgeht.

Momentan wird ja wieder gern vor den schrecklichen Gefahren der Immobilienblase in Deutschland gewarnt - die es so nicht gibt, sondern allenfalls ein paar Übertreibungen in einigen Regionen. Wer es nicht glaubt, soll mal die Hauspreise in Unterfranken oder Thüringen anschauen. Aktienindices auf Allzeithoch gelten dagegen als natürlich - auch wenn offensichtlich die Notenbanken, die an den Börsen nichts verloren haben, ein grosses Rad drehen. So ist sie, die Wirtschaftspresse. Hauspreise sind böse und kommunistische Kursfestlegung ist prima.

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Mittwoch, 18. Juni 2014

Kickback für besseren Journalismus

Oha.

Also, dem Vernehmen nach ist es so, dass die Firma Bitcrowd das Programm Sparker gemacht hat, mit dem Krautreporter das Geld mehr oder weniger eingezogen hat. Normalerweise kostet diese Plattform über 10.000 Euro, wurde früher verkündet, aber Krautreporter bekam sie angeblich für lau.

Und jetzt geht es also los und was steht im ersten Beitrag?

"Das ist der Plan: Wir beginnen sofort mit der Software-Planung mit den Entwicklern Christoph und Darren von Bitcrowd.

Da war also schon vorher klar, dass Bitcrowd noch mehr als nur die Bezahlplattform machen würde. In der Wirtschaft nennt man so etwas ein Kickback-Geschäft. Man liefert eine Leistung zum Sonderpreis und wird danach sehr nett behandelt und kann dabei seinen Schnitt machen. Zahlen tun die Kunden von Krautreporter, aber zu melden haben sie da natürlich gar nichts. Auch wenn Krautreporter nirgendwo vorher erwähnt hat, bei wem sie all das schöne Geld für die techniche Umsetzung auszugeben gedenken. So ist das halt auf dem grauen Kapitalmarkt üblich. Feinste New Economy, diese Krautreporter. Werbefrei, aber manchmal ist Werbung nicht das Schlimmste.

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Drogen, Juristerei, Outing, Jobanschwärzen

1. Schritt: Krautreporter bzw die Sparker uG entwickelt in aller Eile ein technisch ungenügendes Bezahlsystem und integriert später mit jeisser Nadel Paypal ohne Sicherheitscheck. Man braucht dringend Kohle und da achtet man halt nicht auf die Kleinigkeiten.

2. Ein vermutlich ziemlich schräger Spassvogel trollt das System über einen einzigen Paypal-Account, aber wenn da der Name einer bekannten TV-Managerin steht, sollte man eigentlich etwas vorsichtig werden. Eine Gegenprüfung - die Abos wurden vom immer gleichen Paypal-Account aus gechlossen - hat man aber erst mal offensichtlich nicht gemacht, man wollte ja 15.000 Abos errreichen.

3. Tag der Abrechnung und Grldabhebung. 300 Abos - fast 2% - fallen allein wegen des Spassvogels weg, und weil Emails wie "keks@lol.de" nicht genug Verdacht erregten, um der Sache nachzugehen Oder weil man den Ablauf nicht im Griff hatte, Oder Paypal nicht sauber integriert hat, Oder man einfach nur 15.000 erreichen wollte. Was weiss ich. Über die Gründe sagt der Chef Esser nichts. Dabei kommt dann raus, dass der Paypal-Accountinhaber nicht zahlen will.

4. Öffentlicher Blogbeitrag des Chefs mit Teilouting der Person und Andeutung von Drogenkonsum, Verweis auf den Kontakt mit deren Chef, Frage, was sie jetzt mit ihren 300 Abos anfangen werde. Es wird richtig hässlich und öffentlich. Andere würden so etwas still abwickeln lassen, Krautreporter sucht dagegen die Öffentlichkeit. Im Affekt vielleicht? Wut über durch die Lappen gehende 15.500 Euro? Das wäre für mich die einzig rationale Erklärung.

Wie die Sparker uG das Bezahlen mit ihren 1000 Euro Kapital durchsetzen will, noch dazu im Ausland, wäre natürlich eine andere Frage. Und wer eigentlich nun Geschäftspartner der Kunden ist, was zudem auch steuerlich relevant ist. Könnte also noch teurer werden. (Anyway, ob die sich mal mit dem Thema Sozialversicherung und Arbeitgeberanteil beschäftigt haben?)

Aber wenn eine Klitsche schon ein System baut, das beim Bezahlen so leicht auszuhebeln ist, und eine Firma das macht, die bei offensichtlichen Fakes keine frühzeitige Prüfung durchführt ("wir kriegen das hin"), dann sollte man vielleicht vor dem Schreiben solcher Posts auch erst mal nachdenken, ob die nicht mehr über die Klitsche als über den Troll aussagen.

Gestern gab es dann einen passwortgesicherten Blogbeitrag zum Thema "Wie es weiter geht". Der Link in der Benachrichtigung an die Mitglieder kommt laut Krautreporter falsch an, und bei manchen kommt noch nicht mal die Email an. Mit einem Passwort ohne Benutzernamen.

Aber sie kriegen das hin, das mit dem kaputten Onlinejournalismus.

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Mittwoch, 18. Juni 2014

Nachtgebet

Greife wacker nach der Sünde;
Aus der Sünde wächst Genuß,
Ach du gleichest einem Kinde,
Dem man alles zeigen muß.

Göricke Regina von 1974. Im Frustkaufen bin ich ganz gross, ab einem gewissen Punkt. Das stand bei der Caritas und muss nur noch entstaubt werden. Eines von den "Warum baut man heute keine solchen Räder mehr"-Rädern. Die neue Besitzerin wird noch selbst kommen.



Meide nicht die ird´schen Schätze:
Wo sie liegen, nimm sie mit.
Hat die Welt doch nur Gesetze,
Daß man sie mit Füßen tritt.

Dieses Land ist viel zu schön, als dass man es denen überlassen sollte, die es im Maul führen, wenn sie vor Bildschirmen sitzen und gar nicht mitbekommen, wie herrlich es sein kann - besonders, wenn sie nicht da sind, sondern eben vor der Scheibe verblöden.



Glücklich wer geschickt und heiter
über frische Gräber hopst.
Tanzend auf der Galgenleiter
Hat sich keiner noch gemopst.

Ich bin dort, wo ich nie sein wollte: An einem Punkt, an dem nicht viel Platz zwischen mir und der Kunstfigur ist. Das muss wieder anders werden.



Das und viel mehr.

Das Gebet der Hedonisten heisst "Erdgeist" und kommt von Frank Wedekind.

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Die beste Anekdote über ihn ohne ihn.

Da war ich also auf diesem Erlanger Podium zum Journalismus, eingeladen als Rebell unter lauter Feuilletonsbetriebsleuten, unter anderem von öffentlichen Bedürfnisanstalten und auch Jens Jessen von der Zeit war da. Es hatte geregnet und ich bin durch das Unwetter mit gut 180 Sachen hochgefahren, war also in einer Bombenstimmung und als das verhärmte Klappergestell vom Faselfunk meinte, dass früher der Gardasee zwar das Höchste gewesen sei, aber heute Radfahren in der Heide respektiert und der Gardasee eher prollig sei, da habe ich einmal über das Heideschaf hinweggeschoren. Von Jessen wusste ich nur, dass er mal bei der FAZ war und nicht gerade in guter Stimmung seinen Abschied genommen hatte, als ich dann mal erzählte, was ich da alles so mache und ohne jede Rücksicht auf nicht existierende Linien tun kann und dass das - es war vor den Zeiten von Wolfgang Blau - im Gegensatz zu anderen gleichgeschalteten Kriecherblogs von Medien auch läuft.

Ja, giftete Jessen, ganz aus seiner nüchternen Rolle fallend, hasserfüllt dazwischen, einen wie Sie holt auch nur der Schirrmacher!

Läuft ja auch prima, tigerpanzerwalzte ich drüber weg und verstand den Einwurf erst Wochen später, als mir die ganze Geschichte von Jessen, und wie er ging, erzählt wurde.

Es ist wie nach dem Tod von Don Giovanni. Was bleibt, hat seinen Sinn und Zusammenhalt verloren, die einen gehen heim zu essen, die anderen ins Kloster oder zum keinesfalls Sex haben, und Leporello ahnt, dass er nie wieder so einen lustigen, aufregenden Herrn haben wird. Keine Ruh bei Tag und Nacht hatte man, und ich füchte, ganz viele werden sich jetzt zurücklehnen und nicht unglücklich sein, dass sie wieder über das Radfahren in der Heide schreiben können, und sich nicht mehr in Themen einarbeiten müssen, die ihnen von jenem Schreibtisch der Macht in Frankfurt aus diktiert wurden, von diesem netten Despoten, in dessen Gesicht und auf die Sohlen seiner oben breiten, aber unten fein genagelten, auf dem Despotenschreibtisch ruhenden Schuhe man schaute, so wie er oft in seinem Sessel lag, wenn er blendender Laune war - etwa, wenn man ihm vom Wutanfall von Jessen erzählte. Was für ein Mann. Brenn damit nieder, was da morsch ist, und wenn's dein eig'ner Bruder Schorsch ist.

54 Jahre. Das ist so bitter, aber wenn ich jetzt dieses aufgeblasene Interview bei diesem Gebüldetenfunk mit Jessen lese, dann denke ich mir: Aber was für 54 Jahre und Du ve

(Bitte, Herr Meyer, denken Sie doch an die Kollegen, das bringt mich in grösste Verlegenheit, das können Sie so nicht... können Sie es nicht feuilletonistischer sagen?)

Ach je.

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Montag, 16. Juni 2014

Fragen, die ich habe

Das ist die Nadel am Penser Joch, und drei Kilometer davor hätte mich mal beinahe ein Raser in den Abgrund des Bergwalds geschoben. Ich habe ein enorm schlechtes Gefühl gehabt, und bin ganz langsam gefahren. Ich habe das gespürt. Ich bin kein Esokrempelgläubiger, aber ich glaube an Instinkte. Es gibt zum Beispiel einen Bergrücken, an dem ich dreimal einen Aufstig abbrechen musste und danach beschlossen habe, ihn nicht mehr zu gehen. Aber obwohl es hier einmal nur um Zentimeter ging, habe ich keine Probleme mit der Strecke. Ich mag das Penser Joch, besonders diese Nordseite.



Und trotz allem sind wir hier so runtergefahren, dass ungefähr hier die Bremsen des sich bedrängt fühlenden Opel stinkend den Geist aufgaben. Da sind viele Flicken im Asphalt, und es sieht recht abenteuerlich aus, wenn im Rückspiegel zwei Rennradler im kurvenreichen Formationsflug angebraust kommen.

Dieses Bild kann man übrigens vom Aito aus so nicht machen, es gibt keine Stellfläche, und man kann hier auch nicht raus. Mit dem Rad geht das. Mit dem Rad geht vieles, wenn man nur will.

Vor allem kann man nachher sagen, dass man auf 2211 Meter Höhe war. Mit dem Rad.

Wer kann das schon von sich sagen?



Die ganzen "Ihr seid viel zu fett"- und "Ihr ernährt euch falsch"- und "Ihr müsst mehr auf eure Gesundheit achten"-Freaks jedenfalls in aller Regel nicht. Es gibt wirklich viel davon, sie heissen Ehefrau und Geschwister, Freunde und irgendwelche dahergelaufenen Deppen, die meinen, sie müssten sich einmischen.

Und die ultimative Antwort, die ich dann gebe, ist:

"Fahr erst mal innerhalb eines Tages mit dem Rad erst auf den Jaufenpass und dann noch auf das Penser Joch. Ich warte dann droben auf Dich und wenn Du noch lebst und noch den Mund für etwas anderes als eine Bestellung von Kasnocken aufbekommst - dann, mein Lieber, höre ich mir das gern nochmal an."

Das wirkt immer, denn beide Pässe sind enorm einschüchternd, wenn man sie kennt und eine unfassbare Bedrohung, wenn man sie nur vom Hörensagen kennt. Ich habe sie ja auch lange Zeit für unbezwingbar gehalten, was sie aber überhaupt nicht sind - sogar ich schaffe das. Trotz Vitamin Marzipan, Fett und Butter, trotz meines Alters und des Umstandes, dass ich nicht der sportlichste Mensch dieser Erde bin. Wenn ich das kann, kann es so gut wie jeder und jeder hat diese Nerver an der Backe. Und gleichzeitig ist das Wissen, so etwas vollbringen zu können, jederzeit, wann immer man Lust hat, das wirklich gute Gefühl mit dem Körper. Zigtausende fahren im Tal, nur wenigen ist es vergönnt, hier anzukommen, und dabei könnte es doch zur inneren Zufriedenheit betragen.



Die das Wichtigste für die Gesundheit und das Leben ist.

Und deshalb frage ich mich, ob man darüber nicht mal schreiben sollte. Wie das ist, wenn man zu den Bezwingern solcher Pässe gehört und von da an alle Kritiker mit einem Satz zum Schweigen bringen kann. Denn so einen Pass, den kann einem keiner mehr nehmen.

Einerseits sollte man wirklich etwas fitter sein. Aber andererseits auch jene abwehren können, denen es nie genug ist und die einen mit all den Bildern und Idealen für immer unter Druck setzen. Dagegen ein im Stil der verfressenen 50er Jahre aufgemachtes Buch für jene, die Torten mögen und das Gefühl, oben anzukommen, ein Buch, das hilft und versteht, statt unter Druck zu setzen, eines, das es gut meint mit den Willigen und nett ist zu denen, die keinem Ideal entsprechen wollen, sondern nur sich selbst und das gern noch etwas länger. Und so nett geschrieben, dass man es auch lesen kann, wenn man lieber unten bleibt, oder denkt - na, für den Anfang tut es auch die Neureuth oder der Weg zum Schliersee.

Ein netter, kleiner, behäbiger Verführer, der viel freundlicher daherkommt als die Freaks oder auch die Warnschüsse, bei denen man nie weiss, ob sie daneben gehen wie damals am Penser Joch dieser Raser, oder vielleicht doch nicht. Das kleinste denkbare Übel ist so eine Passfahrt, denn natürlich bringt sie einen an Grenzen. Aber diese Schmerzen sind nur Schwäche, die den Körper verlässt, und danach gehört man zum 2000er Club.

Cita Mors Ruit, schnell eilt der Tod, sagt der Lateiner, aber auch ihn macht der Pass langsamer, und ganz ehrlich, was ich jetzt zwangsweise sein muss, weil es diesmal offensichtlich und öffentlich ist: Ich war in den letzten Jahren viel zu oft auf sinnlosen Beerdigungen.

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