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Donnerstag, 19. März 2020
Die kleinen Geschichten
Ich weiss das von der Arbeit - momentan ist schwerer Druck auf den grossen Nachrichtenseiten, weil jetzt alle wissen wollen, was mit dem Virus ist. National, international, wie es mit Impfstoff aussieht und wie hoch welche Zahlen sind. Neben meinem eigenen Interessensgebiet Italien habe ich aber auch ein Auge auf meine Heimat am Tegernsee - und dort ist der Stand bedenklich: Es gibt 40 Fälle mittlerweile, und man ist sich völlig bewusst, dass die Zahl demnächst schnell ansteigen wird, wenn die Labore neue Befunde liefern. Miesbach hat knapp 100.000 Einwohner, wir sind dadurch mehr betroffen als München oder Berlin, nach offiziellen und, sagen wir wie es ist, mit Sicherheit vollkommen unzutreffenden Zahlen. Auch meine andere Heimat dümpelt gerade mit 4 Fällen der internen Blockade entgegen.
Und: Miesbach ist im Verhältnis nicht weit hinter Tirol zurück, das mittlerweile in einer Art Vollquarantäne ist. Die Ursachen sind hier jedem klar, Corona ist eine Skifahrerseuche und hat sich neben den bekannten Krisenzentren bei Ischgl auch andernorts etabliert - die Skiregionen gleich hinter der Grenze wurden auch schon genannt. Das liegt daran, das so weit gefahren wird, bis der Schnee kommt, mal bin Montafon und manchmal nur Seefeld, und dann wieder bei uns am Spitzingsee. Wegen dem bisserl Husten verzichtet keiner auf die vorab gebuchte Gaudi, die Region war voll ausgelastet, und so wird das alles im Alpenraum von den Jungen herumgeschleppt, und die Alten daheim sterben daran. Bei uns hat man den Mechanismus begriffen, und kann vorsorgen: Einfach ein wenig Abstand zu den Sportiven halten, Tür zumachen und abwarten. Das Landratsamt ist fit, und es gibt Plätze in der Klinik. So richtig scheinen sich die Gruppen Brettlfreunde und alte Millionäre noch nicht vermischt zu haben. Ausserdem wird bei uns schnell getestet, weil man noch konsequent den Kontaktpersonen nachgeht.
Ich frage mich halt, was mit den ganzen Münchnern ist. Die Seuche kann sich bei uns jenseits der Skihütten nicht sonderlich gut verbreiten, weil wir dünn besiedelt sind, und der ÖPNV schlecht ausgebaut wurde. München ist voll mit Skifahrern, München ist eng, München hat all diese Büros und gerade jetzt nur 509 Fälle. Irgendwie erscheint mir das ziemlich wenig zu sein. Und jeder Münchner konnte die letzten Tage weiter an den überfüllten Tegernsee, während Tirol schon strengste Vorschriften macht. Man kann sich nur wundern, und die Obrigkeit sollte nicht erstaunt sein, wenn man Zweifel an ihrem Tun hegt, denn das Problem ist offensichtlich, ohne dass es Folgen oder auch nur klare Warnungen des Staates gäbe. Da passt, logisch betrachtet, einfach vieles nicht zusammen. Und ich wüsste schon gern, warum wir noch immer keinen Aufruf haben, dass sich alle Skifahrer bitte ganz schnell testen lassen sollen. Denn die tragen das weiter. Statt dessen gibt es diese anonymen Zshlen und das schlichte Abwarten.
Da sollte man sich nicht wundern, wenn die Leute selbst anfangen, Vorsorge zu treffen.
Und: Miesbach ist im Verhältnis nicht weit hinter Tirol zurück, das mittlerweile in einer Art Vollquarantäne ist. Die Ursachen sind hier jedem klar, Corona ist eine Skifahrerseuche und hat sich neben den bekannten Krisenzentren bei Ischgl auch andernorts etabliert - die Skiregionen gleich hinter der Grenze wurden auch schon genannt. Das liegt daran, das so weit gefahren wird, bis der Schnee kommt, mal bin Montafon und manchmal nur Seefeld, und dann wieder bei uns am Spitzingsee. Wegen dem bisserl Husten verzichtet keiner auf die vorab gebuchte Gaudi, die Region war voll ausgelastet, und so wird das alles im Alpenraum von den Jungen herumgeschleppt, und die Alten daheim sterben daran. Bei uns hat man den Mechanismus begriffen, und kann vorsorgen: Einfach ein wenig Abstand zu den Sportiven halten, Tür zumachen und abwarten. Das Landratsamt ist fit, und es gibt Plätze in der Klinik. So richtig scheinen sich die Gruppen Brettlfreunde und alte Millionäre noch nicht vermischt zu haben. Ausserdem wird bei uns schnell getestet, weil man noch konsequent den Kontaktpersonen nachgeht.
Ich frage mich halt, was mit den ganzen Münchnern ist. Die Seuche kann sich bei uns jenseits der Skihütten nicht sonderlich gut verbreiten, weil wir dünn besiedelt sind, und der ÖPNV schlecht ausgebaut wurde. München ist voll mit Skifahrern, München ist eng, München hat all diese Büros und gerade jetzt nur 509 Fälle. Irgendwie erscheint mir das ziemlich wenig zu sein. Und jeder Münchner konnte die letzten Tage weiter an den überfüllten Tegernsee, während Tirol schon strengste Vorschriften macht. Man kann sich nur wundern, und die Obrigkeit sollte nicht erstaunt sein, wenn man Zweifel an ihrem Tun hegt, denn das Problem ist offensichtlich, ohne dass es Folgen oder auch nur klare Warnungen des Staates gäbe. Da passt, logisch betrachtet, einfach vieles nicht zusammen. Und ich wüsste schon gern, warum wir noch immer keinen Aufruf haben, dass sich alle Skifahrer bitte ganz schnell testen lassen sollen. Denn die tragen das weiter. Statt dessen gibt es diese anonymen Zshlen und das schlichte Abwarten.
Da sollte man sich nicht wundern, wenn die Leute selbst anfangen, Vorsorge zu treffen.
donalphons, 00:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 16. März 2020
Textraum
Es ist nicht so, dass ich nicht auch schon in Redaktionen gearbeitet hätte. Tatsächlich habe ich im Feuilleton der FAZ auch drei Beiträge geschrieben, und im Newsroom der Welt habe ich gechattet. Aber ich denke, das Geheimnis meines Erfolgs ist, dass ich weit, weit weg von den Kollegen bin. Und von Räumen, in denen praktisch alles so ist, wie der Arbeitgeber will. Wo man nur zu Gast ist, und nichts wirklich selbst bestimmen kann. In der New Economy war das noch schlimmer, da gab es noch nicht einmal fest definierte Plätze. Gross, licht und gemeinschaftlich musste alles sein, und jetzt wird neben dem Lärm auch das Virus geteilt. Weshalb nun das Gegenteil gilt, und überall Kollegen im Home Office sind. Also dort, wo ich generell bin.
Es ist halt immer eine Frage, wie dieses Home aussieht, und wie gross es ist. Ob man Zimmer und Sitzplätze wechseln kann, ob der Blick aus dem Fenster schön ist, oder ob man im Sommer auch draussen sein kann. Ich habe letztes Jahr festgestellt, dass man mit einem Strommodem sogar bis in den Innenhof kommt, was bei einer Totalsperre sicher noch gute Dienste leisten wird. Generell muss man sich hier nicht zusammenreissen, man kann hemmungslos wüsteste Beschimpfungen artikulieren und eine Grimasse ziehen, man kann den Bildschirm anschreien und so Ärger abbauen. Man muss halt mit den Freiheiten umgehen können. Und das eigene Home mögen. Dann klappt es. Nur glaube ich, dass viele Kollegen kein besonderes Verhältnis haben: Man mietet halt was, das man als Stützpunkt benötigt. Jetzt hat man nur diese Zelle, und alles andere wird verboten, gestrichen, geschlossen. Selbst zum Hamstern dürfte oft nicht genug Platz sein. Und das alles vielleicht auf 30m², und raus darf man nur zum Einkaufen... das wird schwierig. Ich kann wenigstens zwischen zwei Wohnungen wechseln. Und habe ein Trainingsrad im Innenhof, gegen den Lagerkoller. Ich brauche das, ich schreibe nur mit guter Laune schöne Geschichten. Die anderen - ich würde mich nicht über ein paar besonders vermieterhassende Beiträge bei Relotius Online wundern. Es kommt halt viel gerade zusammen, und gerade in meinem Bereich der Medien sieht es wirtschaftlich nicht so gut aus. Besonders in den Innenbezirken von Berlin fordern viele ein Corona-BGE. Wenn sie es nicht kriegen, wird es laut in den Zimmerbüros. So war das in der Metropole alles nicht geplant, und Silberkannen haben sie auch nicht.
Es ist halt immer eine Frage, wie dieses Home aussieht, und wie gross es ist. Ob man Zimmer und Sitzplätze wechseln kann, ob der Blick aus dem Fenster schön ist, oder ob man im Sommer auch draussen sein kann. Ich habe letztes Jahr festgestellt, dass man mit einem Strommodem sogar bis in den Innenhof kommt, was bei einer Totalsperre sicher noch gute Dienste leisten wird. Generell muss man sich hier nicht zusammenreissen, man kann hemmungslos wüsteste Beschimpfungen artikulieren und eine Grimasse ziehen, man kann den Bildschirm anschreien und so Ärger abbauen. Man muss halt mit den Freiheiten umgehen können. Und das eigene Home mögen. Dann klappt es. Nur glaube ich, dass viele Kollegen kein besonderes Verhältnis haben: Man mietet halt was, das man als Stützpunkt benötigt. Jetzt hat man nur diese Zelle, und alles andere wird verboten, gestrichen, geschlossen. Selbst zum Hamstern dürfte oft nicht genug Platz sein. Und das alles vielleicht auf 30m², und raus darf man nur zum Einkaufen... das wird schwierig. Ich kann wenigstens zwischen zwei Wohnungen wechseln. Und habe ein Trainingsrad im Innenhof, gegen den Lagerkoller. Ich brauche das, ich schreibe nur mit guter Laune schöne Geschichten. Die anderen - ich würde mich nicht über ein paar besonders vermieterhassende Beiträge bei Relotius Online wundern. Es kommt halt viel gerade zusammen, und gerade in meinem Bereich der Medien sieht es wirtschaftlich nicht so gut aus. Besonders in den Innenbezirken von Berlin fordern viele ein Corona-BGE. Wenn sie es nicht kriegen, wird es laut in den Zimmerbüros. So war das in der Metropole alles nicht geplant, und Silberkannen haben sie auch nicht.
donalphons, 23:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 15. März 2020
Transjura
Ich mag den italienischen Optimismus. Der Automobilclub von Brescia lässt wissen, dass er weiterhin Mitte Mai die Mille Miglia durchführen will - und falls das nicht geht, dann eben noch 2020. Währenddessen gehen überall in Europa die Grenzen zu, die Firmen schliessen, die Krisen verstärken sich und irgendwie ist die grosse Sause durch Italien sogar für mich ein eher weit entferntes Thema. Ich denke mal: Das wird so wie mein Italienurlaub nichts.
Es wird anders laufen. Zuerst werden es die Regierungen - und besonders das Elend im Reichshauptslum - mit lockeren Methoden versuchen, die dann aber nicht, weil nicht hart durchgesetzt, funktionieren. Danach kommt, weil zu viele krank werden, ein harter Lockdown, der dennoch eine Weile unterlaufen wird und angesichts der real existierenden Politiker auch unterlaufen werden kann. Das wird noch eine Weile hin und her gehen, vielleicht kommt es auch zu Ausschreitungen, jedenfalls, Disziplin muss erst wieder geübt und eventuell auch gewaltsam durchgesetzt werden. Mir tun jetzt schon die Polizisten leid. Bis das alles so weit funktioniert, dass man die Vorgaben bei und lockern kann, ist es Mai oder Juni. Wie es in anderen Ländern ist - keine Ahnung.
Ich bezweifle, dass man danach einfach so weiter machen kann wie bisher. Manchen wird einfach das Geld für den Urlaub fehlen. Eventuell werden die Grenzen zwischen den rauchenden Seuchenherden weiter geschlossen gehalten. Oder man will Risiken meiden und doch erst dort bleiben, wo man sich auf die Krankenhäuser verlassen kann. Eventuell gibt es auch noch Einschränkungen für den Individualverkehr, sollte er motorisiert sein. Dann sollte man sich eben den Schönheiten des eigenen Landes zuwenden. Mit dem Rad. Und, wenn die Hotels noch geschlossen sind, mit Zelt und Rucksack.
Ich plane halt jetzt statt der Transalp eine Donau-Altmühl-Runde vom Burg zu Burg. Das ist nett, billig und machbar. Das Ersparte gebe ich anders aus, und die ein oder andere hübsche Geschichte wird auch entstehen. Früher, nach der Pest, mussten andere gleich wieder auf den Acker - ich muss nur auf ein Rad. Auch das sind Privilegien, die man nicht zu gering schätzen sollte.
Es wird anders laufen. Zuerst werden es die Regierungen - und besonders das Elend im Reichshauptslum - mit lockeren Methoden versuchen, die dann aber nicht, weil nicht hart durchgesetzt, funktionieren. Danach kommt, weil zu viele krank werden, ein harter Lockdown, der dennoch eine Weile unterlaufen wird und angesichts der real existierenden Politiker auch unterlaufen werden kann. Das wird noch eine Weile hin und her gehen, vielleicht kommt es auch zu Ausschreitungen, jedenfalls, Disziplin muss erst wieder geübt und eventuell auch gewaltsam durchgesetzt werden. Mir tun jetzt schon die Polizisten leid. Bis das alles so weit funktioniert, dass man die Vorgaben bei und lockern kann, ist es Mai oder Juni. Wie es in anderen Ländern ist - keine Ahnung.
Ich bezweifle, dass man danach einfach so weiter machen kann wie bisher. Manchen wird einfach das Geld für den Urlaub fehlen. Eventuell werden die Grenzen zwischen den rauchenden Seuchenherden weiter geschlossen gehalten. Oder man will Risiken meiden und doch erst dort bleiben, wo man sich auf die Krankenhäuser verlassen kann. Eventuell gibt es auch noch Einschränkungen für den Individualverkehr, sollte er motorisiert sein. Dann sollte man sich eben den Schönheiten des eigenen Landes zuwenden. Mit dem Rad. Und, wenn die Hotels noch geschlossen sind, mit Zelt und Rucksack.
Ich plane halt jetzt statt der Transalp eine Donau-Altmühl-Runde vom Burg zu Burg. Das ist nett, billig und machbar. Das Ersparte gebe ich anders aus, und die ein oder andere hübsche Geschichte wird auch entstehen. Früher, nach der Pest, mussten andere gleich wieder auf den Acker - ich muss nur auf ein Rad. Auch das sind Privilegien, die man nicht zu gering schätzen sollte.
donalphons, 22:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 12. März 2020
Wir werden die Zeit schon herumbringen
Zum Glück habe ich sogar einen Innenhof, in dem ich herumlaufen kann, wenn es ganz schlecht wird - man weiss ja nicht, was genau kommt. Und ich habe endlich einen Rollentrainer besorgt und obendrein in einer Kiste auf dem Schrottplatz viele Teile gefunden. Dann bastle ich halt was.
Ich habe Kannen und ich habe Tee, viel Tee, genug für zwei Monate, und auch Spiritus für die Stövchen. Ich werde also auch kaum verdursten.
Vorräte habe ich auch, eintöniger könnte es natürlich schon werden, weil Trüffel jetzt nicht zwingend das erste Importgut ist, an das man denken würde. Ich habe aber noch etwas Paste und zufällig in Italien auch grosse, eingeschweisste Käsebrocken gekauft. Ausserdem kann ich beim Kochen improvisieren.
Ich bin gespannt, ob der Lockdown von Zensurmassnahmen begleitet sein wird. Zum Glücl ist der Internetzugang hier nicht mit meiner Person zu verbinden - das ist dann sehr angenehm, und die sichere Software ist auch auf dem Rechner. Für den Fall der Fälle.
Ich habe Kannen und ich habe Tee, viel Tee, genug für zwei Monate, und auch Spiritus für die Stövchen. Ich werde also auch kaum verdursten.
Vorräte habe ich auch, eintöniger könnte es natürlich schon werden, weil Trüffel jetzt nicht zwingend das erste Importgut ist, an das man denken würde. Ich habe aber noch etwas Paste und zufällig in Italien auch grosse, eingeschweisste Käsebrocken gekauft. Ausserdem kann ich beim Kochen improvisieren.
Ich bin gespannt, ob der Lockdown von Zensurmassnahmen begleitet sein wird. Zum Glücl ist der Internetzugang hier nicht mit meiner Person zu verbinden - das ist dann sehr angenehm, und die sichere Software ist auch auf dem Rechner. Für den Fall der Fälle.
donalphons, 20:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 11. März 2020
Für eine Handvoll Euro
bekam man das 1993 nicht, da musste man schon deutlich tiefer in die Tasche greifen, und grosse Rabatte am Jahresende waren damals auch unüblich. 1295DM wollte der Fachhändler damals für dieses Scott Cheyenne. Gefahren wurde des danach kaum, es stand nur herum und wurde jetzt, wie so vieles in der kleinen, dummen, reichen Stadt an der Donau - weggeworfen.
Meine Erklärung für dieses Rad und andere exzellent erhaltene MTBs der frühen 90er Jahre ist, dass damals a) die Technik ausgereift war, b) hohe Stückzahlen produziert wurden und c) jeder so etwas haben musste. Vermutlich wanderten damals unbemerkt die alten Oparäder auf den Schrott, die 10-Gang-Peugeots und die Rixe-Räder. Heute fällt es auf, weil das nicht direkt ins Altmetall geht, sondern vorsortiert werden muss, und dabei fallen dann solche Stücke aus dem Verwertungskreislauf.
Was damit tun? Keine Ahnung. Ich gehe aber stark davon aus, dass sich in diesem Frühjahr sehr viel ändern wird. Vielleicht werde ich viel Zeit in der Roten Zone zum Schrauben und Radeln haben, vielleicht ist es auf Feldwegen besser als auf Strassen, wo die Sperren sein könnten. Man weiss es nicht. Heute morgen ist hier auf der Strasse der Verkehr zusammengebrochen, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem auto brachten, und trotzdem ist das Klassenzimmer unter mir nur schlecht gefüllt. Da ist etwas im Anmarsch. Es ist nie verkehrt, etwas Bastelarbeit und Mobilität jenseits des Üblichen zu haben. Oh, natürlich ist das nur der Worst Case, natürlich sind wir "bestens vorbereitet" und müssen keine Angst haben.
Wenn alles gut gegangen ist, verschenke ich es vielleicht. Wenn alles schlecht geht, werden bald viele Keller und Garagen vom Opa ausgeräumt.
Meine Erklärung für dieses Rad und andere exzellent erhaltene MTBs der frühen 90er Jahre ist, dass damals a) die Technik ausgereift war, b) hohe Stückzahlen produziert wurden und c) jeder so etwas haben musste. Vermutlich wanderten damals unbemerkt die alten Oparäder auf den Schrott, die 10-Gang-Peugeots und die Rixe-Räder. Heute fällt es auf, weil das nicht direkt ins Altmetall geht, sondern vorsortiert werden muss, und dabei fallen dann solche Stücke aus dem Verwertungskreislauf.
Was damit tun? Keine Ahnung. Ich gehe aber stark davon aus, dass sich in diesem Frühjahr sehr viel ändern wird. Vielleicht werde ich viel Zeit in der Roten Zone zum Schrauben und Radeln haben, vielleicht ist es auf Feldwegen besser als auf Strassen, wo die Sperren sein könnten. Man weiss es nicht. Heute morgen ist hier auf der Strasse der Verkehr zusammengebrochen, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem auto brachten, und trotzdem ist das Klassenzimmer unter mir nur schlecht gefüllt. Da ist etwas im Anmarsch. Es ist nie verkehrt, etwas Bastelarbeit und Mobilität jenseits des Üblichen zu haben. Oh, natürlich ist das nur der Worst Case, natürlich sind wir "bestens vorbereitet" und müssen keine Angst haben.
Wenn alles gut gegangen ist, verschenke ich es vielleicht. Wenn alles schlecht geht, werden bald viele Keller und Garagen vom Opa ausgeräumt.
donalphons, 10:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 10. März 2020
Wenn Prophezeiungen wahr werden
In meinem ersten Beitrag zur Coronaseuche - und ich denke wirklich, man sollte es als Seuche bezeichnen - habe ich ausgeführt, warum manche alten, weissen Leute nicht zwingend sterben: Weil sie sich gar nicht infizieren. Dabei nahm der rollende Virenfilter Auto breiten Raum ein, und der Umstand, dass bei uns der ÖPNV eh nur rudimentär ausgebildet ist - der schaukelt nur Schüler und Touristen.
Dass so eine Eisenröhre mit vielen Menschen, die nicht davonlaufen können, und mässiger Durchlüftung, egal ob auf Schienen, auf Rädern, auf dem Wasser oder in der Luft, neben Kindergärten und dem CCC-Kongress das Lieblingsareal von Viren sind, ist jetzt nicht ganz neu; beim CCC spricht man sogar von der Congressseuche. Aber gefühltes Wissen ist nur das eine und Wissenschaft das andere, und dazu gibt es jetzt eine spannende Fallstudie aus China, die sich mit der Infektion bei längerem Aufenthalt in einem Bus beschäftigt. Die Ergebnisse sind jetzt eher so, dass man besser sofort in den Keller gehen und sein Rad aufpumpen sollte, auch wenn es draussen regnet. Wie so oft - es ist schlimmer als die übelsten Befürchtungen.
Das Virus kommt in so einer Eisenröhre bis zu 4,5 Meter weit. Die Entfernung an sich spielt dabei keine erkennbare Rolle. Das Zeug ist unter solchen Bedingungen höllisch ansteckend, was vermutlich auch die vielen Fälle bei Webasto und im Club Trompete erklären kann.Es erträgt an der Luft Temperaturen bis zu 37 Grad und kann bis zu 30 Minuten, einmal ausgehustet, herumschwirren. Es bleibt auf glatten Oberflächen bis zu 3 Tage aktiv. Von denen gibt es in Bussen, Bahnen und Flugzeugen jede Menge. Das sind alles so Faktoren, die es beim Rad nicht gibt, da ist man allein und an der frischen Luft und hat niemand neben sich. Es grabbelt einen auch keiner an. Es gibt auch keine Kontaktflächen mit anderen Gegenständen (ausser jemand fährt einen vom Rad).
In Büros gibt es Vorschriften für den Raum, den jeder Mitarbeiter haben muss -auch das mag vielleicht etwas wenig und damit riskant sein. Aber der ÖPNV ist nun mal schwer belastet, speziell die Münchner Stammstrecke zum Beipiel, oder der Berliner Ring. Die Seuche hat dort weniger Zeit, aber viel mehr mögliche Opfer. Im Büro kennt man wenigstens die Leute und kann sie beobachten - im ÖPNV ist das unmöglich. Bezeichnenderweise haben die Südtiroler als erste Masnahme die Maximalkapazität ihrer Skigondeln auf 1/3 reduziert. Das sagt einem die Regierung in Deutschland nicht so überdeutlich, aber: Wer irgendwie kann, sollte besser das Rad nehmen. Das Rad, weil es im Gegensatz zum Auto nicht zum Zusammenbruch des Verkehrs führt. Oder einfach daheim bleiben.
(Dreist gestohlen bei der italienischen Kampagne iorestoacasa)
Weil die, die als geheilt entlassen werden, zwar die Antikörper haben. Aber die weiteren Folgeschäden sind noch reichlich unbekannt. Also einfach nicht anstecken. Und aufpassen.
Dass so eine Eisenröhre mit vielen Menschen, die nicht davonlaufen können, und mässiger Durchlüftung, egal ob auf Schienen, auf Rädern, auf dem Wasser oder in der Luft, neben Kindergärten und dem CCC-Kongress das Lieblingsareal von Viren sind, ist jetzt nicht ganz neu; beim CCC spricht man sogar von der Congressseuche. Aber gefühltes Wissen ist nur das eine und Wissenschaft das andere, und dazu gibt es jetzt eine spannende Fallstudie aus China, die sich mit der Infektion bei längerem Aufenthalt in einem Bus beschäftigt. Die Ergebnisse sind jetzt eher so, dass man besser sofort in den Keller gehen und sein Rad aufpumpen sollte, auch wenn es draussen regnet. Wie so oft - es ist schlimmer als die übelsten Befürchtungen.
Das Virus kommt in so einer Eisenröhre bis zu 4,5 Meter weit. Die Entfernung an sich spielt dabei keine erkennbare Rolle. Das Zeug ist unter solchen Bedingungen höllisch ansteckend, was vermutlich auch die vielen Fälle bei Webasto und im Club Trompete erklären kann.Es erträgt an der Luft Temperaturen bis zu 37 Grad und kann bis zu 30 Minuten, einmal ausgehustet, herumschwirren. Es bleibt auf glatten Oberflächen bis zu 3 Tage aktiv. Von denen gibt es in Bussen, Bahnen und Flugzeugen jede Menge. Das sind alles so Faktoren, die es beim Rad nicht gibt, da ist man allein und an der frischen Luft und hat niemand neben sich. Es grabbelt einen auch keiner an. Es gibt auch keine Kontaktflächen mit anderen Gegenständen (ausser jemand fährt einen vom Rad).
In Büros gibt es Vorschriften für den Raum, den jeder Mitarbeiter haben muss -auch das mag vielleicht etwas wenig und damit riskant sein. Aber der ÖPNV ist nun mal schwer belastet, speziell die Münchner Stammstrecke zum Beipiel, oder der Berliner Ring. Die Seuche hat dort weniger Zeit, aber viel mehr mögliche Opfer. Im Büro kennt man wenigstens die Leute und kann sie beobachten - im ÖPNV ist das unmöglich. Bezeichnenderweise haben die Südtiroler als erste Masnahme die Maximalkapazität ihrer Skigondeln auf 1/3 reduziert. Das sagt einem die Regierung in Deutschland nicht so überdeutlich, aber: Wer irgendwie kann, sollte besser das Rad nehmen. Das Rad, weil es im Gegensatz zum Auto nicht zum Zusammenbruch des Verkehrs führt. Oder einfach daheim bleiben.
(Dreist gestohlen bei der italienischen Kampagne iorestoacasa)
Weil die, die als geheilt entlassen werden, zwar die Antikörper haben. Aber die weiteren Folgeschäden sind noch reichlich unbekannt. Also einfach nicht anstecken. Und aufpassen.
donalphons, 11:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 9. März 2020
Es sind die kleinen Dinge
Wie schon mal erwähnt, der Übergang meiner Blogs von der FAZ zur Welt vor zwei Jahren war für mich keine gosse Sache: Ich bekam eine längere Mail von der FAZ, und während ich noch nicht einmal wusste, was genau die wollten - die Botschaft war im letzten Absatz verborgen und auch nur so mittelklar in ihrer Intention - hatte ich schon das Angebot, zur Welt zu wechseln. Dort sah ich die Paywall zuerst als drohendes Elend, aber inzwischen erspart sie mir, würde ich sagen, 75% der Shitstorms und jede Menge üble Nachrede.
Mir ist klar, dass das manche ausschliesst, weshalb sich hier jetzt auch wieder ein wenig die Vorhänge heben. Die wichtigen Grundinformationen zu COVID19 bringe ich auch bei Twitter, weil vieles in Deutschland kaum in den Medien steht. Aber nach den zwei Jahren ist es vielleicht ganz interessant zu sehen, wo ich gerade so stehe. Das hier war bei der FAZ der letzte Beitrag, bevor es etwas lauter wurde, und er kam auf über 60.000 Klicks und 645 Kommentare. Er war damit überdurchschnittlich, 40.000 Klicks und 400 Kommentare sind in der Spätphase bei der FAZ normal gewesen. Nach einem Tag bei der Welt sieht ein sehr gut laufender Beitrag jetzt so aus.
Ja, ich weiss, die Kommentarsoftware ist immer noch eine Pest und ich weiss auch, dass in anderen Bereichen der Welt zu rigide eingegriffen wird - letzthin hat mal jemand einen Ausschnitt meines Beitrags im kommentar zitiert und wurde dann gelöscht. Aber ich kümmere mich darum und die Löschquote liegt momentan bei 0,3%. Was man bei der Welt nicht sieht, sind die Klickzahlen, aber ich kann sagen: Obwohl der Beitrag hinter der Paywall liegt, waren es deutlich mehr als bei der FAZ. Und die Verweildauer ist, obwohl die Beiträge deutlich länger sind, so an die 15000-18000 Zeichen, sehr gut. Die Leute lesen das wirklich, und diesmal hat der Beitrag auch sauber Abos verkauft, im Bereich mittlerer Zweistelligkeit: Keiner von den Neuen hat sich beschwert, das hätte sich jetzt nicht gelohnt - was ansonsten immer so eine Urangst ist.
Sieht nicht o aus, als böte ich zu viel Anlass zur Unzufriedenheit auf allen Seiten. Es geht voran. Eventuell überleben Medien doch im Internet, und die kommenden Wochen, wenn hier die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, werden zeigen, wie es sich ohne Papier so ausgeht. Die FAZ kommuniziert nicht umfassend, wie es bei F+ so läuft, aber man wird sehen, wie sich das entwickelt. Eine Art Ersatz für mich in Sachen Aktivität sehe ich da jedenfalls bislang noch nicht.
Mir ist klar, dass das manche ausschliesst, weshalb sich hier jetzt auch wieder ein wenig die Vorhänge heben. Die wichtigen Grundinformationen zu COVID19 bringe ich auch bei Twitter, weil vieles in Deutschland kaum in den Medien steht. Aber nach den zwei Jahren ist es vielleicht ganz interessant zu sehen, wo ich gerade so stehe. Das hier war bei der FAZ der letzte Beitrag, bevor es etwas lauter wurde, und er kam auf über 60.000 Klicks und 645 Kommentare. Er war damit überdurchschnittlich, 40.000 Klicks und 400 Kommentare sind in der Spätphase bei der FAZ normal gewesen. Nach einem Tag bei der Welt sieht ein sehr gut laufender Beitrag jetzt so aus.
Ja, ich weiss, die Kommentarsoftware ist immer noch eine Pest und ich weiss auch, dass in anderen Bereichen der Welt zu rigide eingegriffen wird - letzthin hat mal jemand einen Ausschnitt meines Beitrags im kommentar zitiert und wurde dann gelöscht. Aber ich kümmere mich darum und die Löschquote liegt momentan bei 0,3%. Was man bei der Welt nicht sieht, sind die Klickzahlen, aber ich kann sagen: Obwohl der Beitrag hinter der Paywall liegt, waren es deutlich mehr als bei der FAZ. Und die Verweildauer ist, obwohl die Beiträge deutlich länger sind, so an die 15000-18000 Zeichen, sehr gut. Die Leute lesen das wirklich, und diesmal hat der Beitrag auch sauber Abos verkauft, im Bereich mittlerer Zweistelligkeit: Keiner von den Neuen hat sich beschwert, das hätte sich jetzt nicht gelohnt - was ansonsten immer so eine Urangst ist.
Sieht nicht o aus, als böte ich zu viel Anlass zur Unzufriedenheit auf allen Seiten. Es geht voran. Eventuell überleben Medien doch im Internet, und die kommenden Wochen, wenn hier die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, werden zeigen, wie es sich ohne Papier so ausgeht. Die FAZ kommuniziert nicht umfassend, wie es bei F+ so läuft, aber man wird sehen, wie sich das entwickelt. Eine Art Ersatz für mich in Sachen Aktivität sehe ich da jedenfalls bislang noch nicht.
donalphons, 10:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 6. März 2020
Dinge, die der Geschichte egal sein werden
Ich habe das studiert: In 500 Jahren kommt niemand und sagt, ah, schön, sie haben sich zurückgehalten und immer nur das Schlichte genommen, sie warteten geduldig auf das Ende und richteten ihre Gedanken auf die Ordnung ihrer Dinge - Quatsch! In 500 Jahren kommen die Archäologen, die meisten sind jung und werden von der Arbeit schlank und sexy, und wenn sie die Überreste der Leichen im blauen Müllsack oder in der Obstkiste in den Bauwagen getragen haben, grillen sie davor und denken gar nicht mehr an das Tagwerk in der Leichengrube. sondern an ganz andere Dinge. So ist das Leben, wenn die Knochen im Bauwagen liegen.
Wenn ich irgendwas im Studium gelernt habe, neben Grabfeldanalysen, etwas Allgemeinbildung und Sterbetabellen auswerten und einer längeren Arbeit über historische Seuchen, dann ist es das: Niemand interessiert sich wirklich dafür, wie man gelebt hat. Mit ein paar Jahren abstand gibt es für den Prasser nicht weniger Schulterzucken als für den Sparsamen, der Sexbesessene wird genauso apathisch betrachtet wie der Beichtbruder. Ruf ist nur das, was die Leute sagen, die selbst noch nicht unter der Erde sind, und wenn sie es sind, hat sich das auch mit dem Ruf.
Sicher, mitunter kommen einem selbst auch Zweifel, ob es das Stückerl Strudel noch sein muss, und ob man diese eine verschnörkelte und jetzt nicht absolut geschmackvolle Kanne wirklich braucht. Aber es tut keinem weh, die Kalorien gleichen sich zwischen Null beim Tee und Vielen beim Strudel aus, und ein wenig Fett ist auch nur Preppern am eigenen Körper. Also nicht darüber nachdenken, was an Giftspritzen in diesen Moraltagen der Seuche aus den Löchern kriechen mag. Nehmen, was man kriegen kann.
Es gibt einem sonst keiner.
Wenn ich irgendwas im Studium gelernt habe, neben Grabfeldanalysen, etwas Allgemeinbildung und Sterbetabellen auswerten und einer längeren Arbeit über historische Seuchen, dann ist es das: Niemand interessiert sich wirklich dafür, wie man gelebt hat. Mit ein paar Jahren abstand gibt es für den Prasser nicht weniger Schulterzucken als für den Sparsamen, der Sexbesessene wird genauso apathisch betrachtet wie der Beichtbruder. Ruf ist nur das, was die Leute sagen, die selbst noch nicht unter der Erde sind, und wenn sie es sind, hat sich das auch mit dem Ruf.
Sicher, mitunter kommen einem selbst auch Zweifel, ob es das Stückerl Strudel noch sein muss, und ob man diese eine verschnörkelte und jetzt nicht absolut geschmackvolle Kanne wirklich braucht. Aber es tut keinem weh, die Kalorien gleichen sich zwischen Null beim Tee und Vielen beim Strudel aus, und ein wenig Fett ist auch nur Preppern am eigenen Körper. Also nicht darüber nachdenken, was an Giftspritzen in diesen Moraltagen der Seuche aus den Löchern kriechen mag. Nehmen, was man kriegen kann.
Es gibt einem sonst keiner.
donalphons, 20:23h
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